Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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erfährt man durch die Zeitung. Die Kinder lesen lieber ein Märchen-
buch oder in einem andern Buche. Und sie haben recht. In der
Zeitung stehen so manche Dinge, die sie doch noch nicht verstehen.
Jeden Mittag kann man Leute vor der Ausgabestelle der Zeitung stehen
sehen; sie warten darauf, daß die Zeitung fertig ist. Endlich wird die
neue Nummer gebracht und draußen an die Tafel geklebt. Nun stellen
die Leute sich davor und lesen besonders die Anzeigen. Sie suchen
nach Arbeitsstellen, die in der Zeitung ausgeschrieben werden. Bald
kommen auch Frauen aus der Tür; sie tragen in den Armen große
Packen Zeitungen, die sie den Lesern oder Bestellern (Abonnenten) der
Zeitung ins Haus bringen. Nach auswärts wird die Zeitung mit der
Post geschickt.
4. Der Königshos liegt hoch; die Straße westlich davon, der
Neue Weg, liegt viel tiefer. Eine Treppe mit zahlreichen Stufen führt
vom Köuigshof hinunter nach dem Neuen Wege; die Treppe heißt die
Kutteltreppe. Mit „Kutteln" bezeichnete man früher die Gedärme der
Tiere, namentlich solcher Tiere, die man schlachtete. In älterer Zeit
wohnten am Fuße der Treppe, nach dem Lohmarkte zu, Fleischer; in
dem Mühlgraben reinigten sie die Därme, die sie zum Wurstmachen
benutzten. Daher erhielt die Treppe, die nach den Häusern der Fleischer
hinunterführte, den Namen die „Kutteltreppe". Ebenso hieß in andern
Orten der Schlachthof wohl der „Kuttelhos".
Andere Treppen, die nach dem Neuen Wege hinunterführen, sind
die Johannistreppe und die Wassertreppe. Die Treppen waren in älterer
Zeit besonders wichtig für die Versorgung der Oberstadt mit Wasser
aus dem unten fließenden Mühlgraben.
10. Der Markt und das Rathaus.
1. „Markt" heißt der Platz südlich und westlich vom Rathause.
Er liegt ziemlich in der Mitte der Stadt. Seinen Namen hat er da-
her, weil hier Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Wochenmarkt
abgehalten wird. An diesen Tagen kann man hier allerlei Nahrungs-
mittel, Blumen, Töpfe usw. kaufen; zu beiden Seiten der Straße sitzen
die Verkäufer und Verkäuferinnen und halten ihre Waren feil. Vor
Weihnachten wird hier auch der Weibnachtsmarkt abgehalten; dann
sind hier Buden aufgeschlagen, in denen Spielwaren, wärmende Kleidungs-
stücke, Pfeffernüsse und allerlei Küchen- und Hausgeräte zum Verkauf
ausgelegt sind. In früherer Zeit wurden hier auch die beiden Jahr-
Märkte abgehalten. — Durch welche Straßen müßt ihr von unserer Schule
aus gehen, um nach dem Markt zu kommen? Von eurer Wohnung aus?
2. Das größte Haus am Markt ist das Rathaus. Es ist auch
das wichtigste der ganzen Stadt, denn von hier aus wird die Stadt
regiert. Hier arbeiten die höchsten Beamten der Stadt, der Oberbürger-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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reichen von dem Friedrich-Wilhelms-Platz bis zur Wallrothstraße. Außer-
dem sind noch am Geiersberg schöne Anlagen. Unsre Promenade ist
eine Zierde der Stadt und die Freude jedes Nordhäuser Bürgers.
Hier sind herrliche Blumenbeete, grüne Rasenflächen und schöne Baum-
gruppen. Gutgepflegte Wege führen zwischen ihnen hindurch. In der
Mitte steht ein plätschernder Springbrunnen. Nach den Seiten hin ist
die Promenade mit dichten Ziersträuchern abgeschlossen, in denen sich
gern die Vögel aufhalten. An den hohen Bäumen sind Nistkästen an-
gebracht. Auf dem Rasen sieht man häufig die schwarze Amsel und
die graue Singdrossel, wie sie Regenwürmer aus der Erde ziehen. Das
größte Gebäude an der Promenade ist das neue Stadttheater.
2. An der Westseite der Promenade geht eine alte Mauer ent-
lang. Das ist ein Stück von der Stadtmauer, die früher um die ganze
Stadt herumging. Wir treffen sie noch an anderen Stellen der Stadt.
Sie ging am Friedrich-Wilhelms-Platz vorbei, wo das Töpfertor durch
sie hindurchführte. Die Mauer diente zum Schutze der Stadt. Zu
ihrer Verstärkung war sie mit Türmen versehen, und vor ihr war ein
breiter Graben angelegt. Auf der Promenade sieht man auch noch ein
Stück dieses Stadtgrabens; ein großer Teil davon ist zugeschüttet. Am
Ende des Grabens vor dem Eingang zum Stadttheater steht noch ein
alter Turm, der wie der Zwinger auf dem Friedrich-Wilhelms-Platz
mit zur Stadtbefestigung gehörte. Die graue Mauer, die überall durch
das Grün der Bäume und Gesträucher hindurchsieht und die an einzelnen
Stellen selbst mit Grün bewachsen ist, bildet für die Promenade einen
schönen Hintergrund. Auf der Mauer stehen zierliche Häuschen, und
zwischen ihnen schauen die Türme und die roten Dächer der Häuser
aus der Stadt über die Mauer herüber und heben sich scharf gegen
den hellen Himmel ab. Auch das sieht sehr schön aus.
3. Mit der Mauer schloß die alte Stadt ab; was jetzt hier außer-
halb der Mauer liegt, gehört zum neuen Stadtteil. Die Promenade
liegt also zwischen dem alten und dem neuen Stadtteil. Sie ist un-
gefähr seit 1840 nach und nach angelegt.
Die Gegend östlich der Promenadenstraße ist erst seit etwa 1870
bebaut. Nördlich von der Promenade ist das Haus Wallrothstraße 4
das bemerkenswerteste. Es ist von Dr. Kramer erbaut und wird daher
auch wohl noch heute die Kramersche Villa genannt. Dr. Kramer
(geb. 1817 in Nordhausen) war Lehrer am hiesigen Gymnasium. Er
beschäftigte sich viel mit elektrischen Versuchen und erfand (um 1845)
einen Telegraphenapparat, der bald von den meisten norddeutschen
Eisenbahnverwaltungen eingeführt wurde. Außerdem erfand er ein
Eisenbahnläutewerk und eine elektrische Uhr. Inzwischen hatte Kramer
seinen Lehrerberuf aufgegeben und war nach Berlin gezogen, um sich
ganz seinen Erfindungen widmen zu können. Als aber die meisten
deutschen Eisenbahn- und Telegraphenlinien mit den Kramerschen Appa-
raten ausgerüstet waren, zog er von dem geräuschvollen Berlin nach
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Kramer Kramer Kramer
Extrahierte Ortsnamen: Friedrich-Wilhelms-Platz Geiersberg Friedrich-Wilhelms-Platz Friedrich-Wilhelms-Platz Haus_Wallrothstraße Nordhausen Berlin Berlin
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Luise. Er war der zweite Sohn des Königspaares und konnte daher
nicht darauf rechnen, einmal König zu werden. Darum erwählte er
sich den militärischen Beruf und wurde mit Leib und Seele Soldat.
Als aber sein Bruder, König Friedrich Wilhelm Iv. (nach dem unser
Friedrich-Wilhelms-Platz benannt ist) starb und keine Kinder hinterließ,
wurde Wilhelm I. König von Preußen (1861). Kaiser Wilhelm liebte
die blaue Kornblume über alles. Als er einmal gefragt wurde, warum
er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein
war und meine liebe Mutter noch lebte, mußten wir einmal in dem
Kriege, den Preußen mit dem Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die
Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem
Feldwege, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir
mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte.
Inzwischen suchte ich mit meinen Geschwistern Kornblumen, um uns
die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß
daraus, aber bald liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt
mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn
ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen.
Darum habe ich die Kornblumen so lieb."
Im Jahre 1871, als König Wilhelm I. schon fast 74 Jahre alt
war, wurde er der erste deutsche Kaiser. Er hat ein sehr hohes Alter
erreicht; noch 17 Jahre hat er die deutsche Kaiserkrone getragen. Seine
letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, da sein einziger und geliebter
Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Hals-
krankheit heimgesucht wurde. Am 9. März 1888 ist Kaiser Wilhelm I.
gestorben. Alle Deutschen betrauerten ihn tief. Da auch sein Sohn,
Kaiser Friedrich Iii. noch in demselben Jahre starb, hat das Jahr 1888
drei deutsche Kaiser auf dem Thron gesehen.
16. Der Spendekirchhof.
1. Wir besuchen den Spendekirchhof. Das ist ein freier Platz
zum Spielen und Turnen. Hier steht die Turnhalle für die Knaben-
Mittelschule. Aber weshalb heißt der Platz „Spendekirchhof"? Wir
sehen hier keine Kirche und kein Grabkreuz mehr; aber früher war hier
eine Kirche, sie stand gleich rechts neben dem Haupteingange (durch das
Torhäuschen); links davon haben sich noch Überreste eines Nebengebäudes,
vielleicht einer Kapelle, erhalten. Von der Kirche ist nichts mehr vor-
Händen; sie ist 1805 gänzlich abgebrochen. Der Platz hinter der Kirche
bis an die Stadtmauer hin ist lange Zeit (bis 1855) als Friedhof für
die Kirchengemeinden St. Nikolai und St. Blasii benutzt. Ehe der Platz
zu einem Spiel- und Turnplatz eingerichtet wurde, waren noch die
Gräber zu sehen, und auf vielen standen noch Grabsteine mit Inschriften.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm Napoleon Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich
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1. Von der Heimat und den Dingen in der Heimat wollen wir
reden. Die Heimat ist für einen Menschen der Ort, wo er geboren ist,
wo er seine Jugend verlebt hat. Wenn ihr bei euren Eltern, bei euren
Geschwistern weilt, seid ihr daheim. Das Haus, in dem ihr mit Vater
und Mutter zusammen wohnt, ist euer Vaterhaus oder euer Heim.
Jedes Kind ist am liebsten daheim. Aber manchmal muß es doch für
einige Zeit das Vaterhaus verlassen. Vielleicht besucht es seine Ver-
wandten, oder es geht in eine Sommerfrische, ins Gebirge oder an die
See. Gewiß kommt ihm dann bei der Abreise das Lied in den Sinn:
„Nun ade, du mein lieb Heimatland!" Muß es lange an dem fremden
Orte bleiben, so bekommt es wohl Heimweh wie Hänsel und Gretel.
Dann wird es traurig und denkt nur immer an die Heimat und an
die Lieben daheim. Und wie glücklich ist es, wenn es die Heimreise
antreten kann und endlich wieder heimkehrt. Ja, die Heimat ist jedem
Menschen der liebste Ort.
2. Viele Menschen verlassen ihre Heimat und suchen anderswo
ihren Lebensunterhalt. Die Beamten werden versetzt, manchmal öfter
hintereinander und kommen in verschiedene Gegenden. Dann finden sie
dort, wo sie wohnen, eine neue Heimat, und bald fühlen sie sich auch
hier ganz heimisch. Viele von euren Eltern werden in Nordhausen ihre
neue Heimat gefunden haben; ihr aber, die ihr hier geboren seid oder
doch eure Jugend verlebt, habt hier eure erste, richtige Heimat, ihr seid
hier einheimisch; Nordhausen ist eure Heimatstadt. Manche Menschen
wandern in der Welt umher und haben nirgends eine Heimat; sie sind
heimatlos, denkt z. B. an die Zigeuner, auch an die fahrenden Künstler
oder an die Landstreicher. Sie sind gewiß zu bedauern. Wie glück-
lich ist doch der, der noch sagen kann: ich gehe nach Hause! Wie
traurig mag es aber wohl für den sein, der sagen muß: ich habe
keine Heimat mehr!
3. Die Heimat kennt ihr alle, aber ihr kennt sie noch nicht ge-
nan; es gibt vieles in der Heimat, was ihr noch nicht kennt. Am
besten kennt ihr das Haus, wo ihr wohnt, euer Elternhaus; denn dort
seid ihr die meiste Zeit. Aber nach dem Elternhaus ist die Schule der
Ort, wo ihr den größten Teil des Tages zubringt. Darum soll die
Schule eure zweite Heimat sein; hier sollt ihr euch ebenso heimisch
fühlen wie daheim. Deshalb müßt ihr auch die Schule und ihre Um-
gebung genau kennen lernen. Aber auch die wichtigsten Straßen, Plätze,
Häuser, Denkmäler und Anlagen eurer Heimatstadt müßt ihr kennen
und von den Bewohnern und ihrer Beschäftigung müßt ihr erzählen
können. Ebenso soll euch die Umgebung der Stadt bekannt werden.
Was man weiß, von dem hat man Kunde; darum heißt die Unterrichts-
stunde, in der wir die Heimat kennen lernen, Heimatkunde.
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 6 —
dreht. Das ist die Windfahne. Manchmal sind darunter noch vier
feststehende Arme, die genau nach den Himmelsrichtungen zeigen und
mit den Buchstaben 0, S, W, N" versehen sind. Von dem Winde
hängt meist das Wetter ab; deshalb heißt die Fahne auch Wetter-
fahne. Häufig ist sie wie ein Hahn geformt; an dem haben die
Menschen von jeher ihre Freude gehabt. Sie haben ihn sich lebendig
gedacht, ganz so wie ein Hahn aus dem Hofe, ja sogar menschliche
Sprache und menschliches Empfinden haben sie ihm beigelegt. So
läßt der Dichter einen solchen Turmhahn sprechen:
„Hundert und dreizehn Jahr ich stand
auf dem Kirchturm ein guter Hahn,
als ein Zierat und Wetterfahn.
In Sturm und Wind und Regennacht
Hab ich allein das Dorf bewacht.
Manch falber Blitz hat mich gestreift,
auch manchen lieben Sommertag,
da man gern Schatten haben mag,
hat mir die Sonne unverwandt
auf meinen goldigen Leib gebrannt.
So ward ich schwarz für Alter ganz
und weg ist aller Glitz und Glanz."
3. Zeichnet man die vier Haupt- und die vier Nebenhimmels-
richtnngen auf, so bilden die Linien einen achtstrahligen Stern. Das
ist eine Windrose.
4. Wir zeichnen die Windrose auf die wagerecht liegende Wand-
tafel (die obere Kante ist nach Norden gerichtet). Wenn die Tasel
wieder aufgerichtet ist, sehen wir: Nach oben ist auf der Tafel Norden,
nach unten ist Süden, nach rechts ist Osten und nach links Westen.
5. Eine Wetterfahne zeichnen, aus Papier schneiden, aus Ton
formen!
6. Beobachten der Windrichtung an der Wetterfahne und am
Rauche! Das Zurechtfinden in einer Gegend oder das Bestimmen
der Lage eines Gegenstandes nach den Himmelsrichtungen heißt orien-
tieren (Orient 1= Osten).
4. Unser Schulhalls.
1. Das 'Haus, in dem ihr mit euren Eltern wohnt, ist ein
Wohnhaus. Zum Bewohnen ist es besonders eingerichtet. Das Haus,
in dem wir uns jeden Wochentag versammeln, ist ein Schulhaus. Dazu
ist es besonders gebaut. Wenn wir durch die Haustür in das Schul-
haus treten, kommen wir in den Flur oder den Gang (Korridor). An
dem Gang liegen die Klassenzimmer. Meßt die Länge und Breite des
Ganges! Stellt die Zahl der Klassenzimmer auf diesem Gange fest!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
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2. Unser Schulhaus hat mehrere Stockwerke oder Geschosse.
Wenn wir in das Schulhaus eintreten, kommen wir ins Erdgeschoß.
Hier liegen gewöhnlich die Klassenzimmer für die untersten Klassen.
Steigen wir eine Treppe hoch, so gelangen wir in den ersten Stock.
Auch hier finden wir wieder Klassenzimmer. Wie viel? In größeren
Schulen führt von hier eine Treppe in das zweite Stockwerk, wo wir
wieder mehrere Klassenzimmer antreffen. Die letzte Treppe bringt uns
auf den Boden, wo wir das Dach sehen können.
3. Außer den Klassenzimmern hat unser Schulhaus ein Rektor-,
ein Lehrer-, ein Lehrerinnenzimmer, eine nzeichensaal, ein Physikzimmer,
mehrere Lehrmittelzimmer und einen Saal (Aula). Von dem Erd-
geschoß führt eine Treppe hinab in das Kellergeschoß; hier ist gewöhn-
lieh die Wohnung des Schuldieners und die Heizungsanlage; auch
werden dort Kohlen und Holz aufbewahrt.
4. Das Schulhaus wird von zwei Längs- und zwei Querwänden
begrenzt. Von den beiden Längsseiten nennt man die Vorderseite auch
die Front, die entgegengesetzte Seite heißt die Hinterseite. Die beiden
schmalen Seiten nennt man auch die Giebelseiten.
Gebt die Lage der Wände nach den Himmelsrichtungen an!
Meßt die Länge und Breite des Schulhauses!
Zeichnet die Giebelseite usw. des Schulhauses!
Nach welcher Himmelsgegend sehen wir durch die Fenster unserer
Klasse?
In welche Klassen scheint die Sonne?
Bestimmt die Lage der Aula, des Rektorzimmers!
ö. Unser Schulhof.
1. Neben dem Schulhause ist der Schulhof. Er hat eine ....eckige
Form. Er liegt auf der (Süd-) feite des Schulhauses. Gib die Grenzen
nach den Himmelsrichtungen an! (Im N grenzt er an ... usw.) Aus
dem Schulhof halten wir uns in den Pausen auf und spielen. Der
Schulhof ist mit Kies bestreut. Meßt die Länge und Breite des
Schulhofes!
2. Wenn es im Sommer lange nicht geregnet hat, wird der Kies
aus dem Schulhofe sehr trocken. Beim Gehen, Laufen und Spielen
wirbelt dann der Staub wie Wolken in die Höhe. Das Einatmen
des Staubes ist aber schädlich für die Gesundheit. Darum wird der
Schulhof dann vor den Pausen besprengt. Der Schuldieuer holt einen
Schlauch herbei und schraubt ihn an die Wasserleitung. Wenn diese
nun angedreht wird, spritzt das Wasser aus dem Schlauch heraus und
befeuchtet den Boden.
3. Damit die Kinder sich an heißen und schwülen Tagen an
einem Trunk kühlen Wassers erfrischen können, ist auf dem Schulhofe
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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heiligen- auch die einzelnen Handwerke, die Kaufleute, Vereine und
Gesellschaften hatten ihre Schutzheilige, zu denen sie beteten, denen sie
in den Kirchen Altäre mit Wachskerzen darauf weihten und von denen
sie Beistand erhofften, wenn sie in Not gerieten. Wie die St. Blasii-
kirche (das Wort Sankt, abgekürzt St., heißt heilig), so hatte auch das
Handwerk der Wagner den heiligen Blasius zu seinem Schutzheiligen
erwählt und ihm in der Blasiikirche einen besonderen Altar gestiftet.
Die Wagner wohnten früher alle in der Hagenstraße. Die Blasiistraße
geht nach Osten in die Hagenstraße. Der Name „Hagen" (Hagen —
Hain--Wald, auch das Wort „Gehege" hängt damit zusammen) weist
darauf hin, daß früher der Wald bis hierher reichte, etwa vom Geiers-
berge aus. Von der Blasiistraße nach Süden geht der Pferdemarkt.
Der Name sagt uns, daß früher hier Pferde verkauft wurden. Die
Pferdemärkte wurden in alter Zeit außerhalb der Städte abgehalten;
der Name Pferdemarkt für unsere Straße stammt also noch aus einer
Zeit, wo das Blasiiviertel noch nicht zu der eigentlichen Stadt gehörte,
wenn hier auch schon einzelne Häuser gestanden haben mögen.
lcl. Schule auf dem Petersberge. Von dem Schulhos geht
die Straße „Petersberg" nach Norden zu. Sie führt bergab in die
Weberstraße. Hier wohnten früher Weber, daher hat die Straße den
Namen. Nordöstlich von der Schule liegt die Petrikirche, die dem
ganzen Berge den Namen gegeben hat. Der Turm der Petrikirche ist
der höchste Kirchturm Nordhausens, er ist etwa 65 m hoch.
Ostlich von der Schule ist der Turnplatz. An dem Turnplatz
geht die Sedanstraße vorüber. Die Fortsetzung der Sedanstraße nach
Süden ist die Franenbergerstiege.
Südlich vom Schulhofe geht die Stadtmauer vorüber, und da-
hinter liegt der Nähmen.
Westlich von der Schule geht die Schlunztreppe vom Petersberg
nach der Rautenstraße.
Wahrscheinlich ist der Petersberg, der weit ins Land hineinschaut,
in alten Zeiten ein Versammlnngsplatz unserer Vorfahren gewesen. Hier
wurde wohl auch das höchste Gericht für unsere Gegend abgehalten.
Darauf deutet die Petrikirche hin. Denn häufig steht an dem Orte,
wo früher Gericht gehalten wurde, eine dem Apostel Petrus geweihte
Kirche. Man dachte dabei wohl an das Wort Jesu, das er zu Petrus
sprach: Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben; alles, was du
auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles,
was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein (Matth.
16, 19). Den Apostel Petrus sieht man gewöhnlich mit einem Schlüssel
abgebildet.
le. Schule an der Wiedigsbnrg. Der Name „Wiedigsbnrg"
bedeutet wahrscheinlich „Weidenburg". In früherer Zeit waren zwischen
der Zorge und dem Mühlgraben Teiche, an deren Ufern Weiden
wuchsen. Ob hier aber eine Burg gelegen hat, davon ist nichts bekannt.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Hagen Weber Apostel Petrus Apostel Petrus
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Rissen, an denen sich oft Partien ablösen. Das ist Löß oder gewöhnlich
Lehm genannt. Der Löß besteht hauptsächlich ans Quarz und kohlen-
saurem Kalk in feinster Zerteilung, er ist leicht zerreiblich und fühlt sich
wie außerordentlich feinkörniger Sand an. Er ist ferner von zahllosen
feinen Röhrchen durchsetzt, die ihn sehr porös machen. Die Röhrchen
rühren von Gräsern her, die durch den Löß hindurchgewachsen und
schließlich vermodert sind. Denn der Löß ist nicht im Wasser abgelagert,
sondern hat sich auf dem Lande gebildet, indem der Wind zu einer
Zeit, als unsere Heimat sehr trocken war und einer weiten Steppe glich,
ungeheure Wolken von Staub und Sand über sie dahinjagte und den
Lehm an geschützten Stellen, namentlich in Tälern und Hängen, auf-
häufte. In dem Löß finden sich ganz kleine weiße Schnecken, noch
kleiner als ein Stecknadelkopf. In dein ganzen Tale bis hinter Rüdigs-
dorf ist in den Tälern und an den Berghängen zu beiden Seiten des
Weges Löß abgelagert, ebenso findet er sich im Borntale und zwischen
Nordhausen und Himmelgarten am Leimbacher Wege. Der Löß- oder
Lehmboden zeichnet sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit aus.
C. Geschichtsbilder.
1. Die Besievelung unserer Heimat.
1. Angehörige verschiedener deutscher Stämme ließen sich nach und
nach in unserer Heimat nieder. Südlich und nördlich vom Harze und
westlich bis an die Weser wohnten die Cherusker; diese gingen später
in dem Sachsenbunde auf. Vou Süden her drangen die Hermunduren
vor, die ganz Thüringen einnahmen und später nach Vermischung mit
anderen Stämmen, z. B. mit den Angeln, den Hauptbestandteil der
Thüringer bildeten. Auf dem fruchtbaren Boden der Flußtäler ent-
standen die ältesten Wohnorte, wie Lohr-a, Nohr-a, Trebr-a. Der End-
buchstabe „a" ist eine Abkürzung von „aha" und bedeutet Wasser. Im
Helme- und Zorgetal endigen die alten Ortsnamen durchweg auf „ingen"
oder „nngen, wie Schiedungen, Bliedungen, Gratzungen, Pützlingen, Groß-
und Klein-Wechsungen, Hörningen, Cleisingen. Vielfach sind diese Silben
mit Personennamen verbunden und bedeuten alsdann, daß den Nach-
kommen der betreffenden Person die Ansiedlung eigen war. Häufig er-
scheinen sie auch in Verbindung mit Flußnamen, wie: Bodungen = die
Ansiedlung oder das Eigentum an der Bode, oder: Haserungen = das
Eigentum oder der Besitz an der Hafer. Im Wippertale endigen die alten
Dorfnamen auf „leben": Pustleben, Wollersleben, Rüxleben; auch die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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westlich vom Frauenberge lag und später einfach der Königshof hieß.
Wie auf einem heutigen Gutshofe wurden dort Pferde, Rindvieh,
Schafe, Schweine, Federvieh und Bienen gehalten. Außer den Scheunen
und Ställen waren hier auch die Wohnungen der Knechte, die den Acker
bebauten, und die Werkstätten der Schmiede, Schuster, Netzmacher und
anderer Handwerker, die die Ackergeräte verfertigten und ausbesserten
und Kleidungsstücke und andere Sachen herstellten, die die vielen Leute
auf dem Hofe brauchten. Frauen und Mädchen spannen in besonderen
Werkstätten Flachs und Wolle, webten Gewänder, strickten und färbten.
So schlössen sich an die eigentlichen Wirtschaftsgebäude viele andere Häuser,
die nach und nach einen besondern Ort bildeten. Auch eine Kirche wird
bald gebaut worden sein, die heutige Marktkirche. Die jetzige Marktkirchen-
gemeinde, die allmählich aus einer Vergrößerung des Kömgshofsbezirkes
hervorgegangen ist, können wir als den ältesten Stadtteil Nordhausens
ansehen. Wahrscheinlich hat Heinrich I. auch schon um dieses Gebiet
herum eine Mauer erbaut.
Wenn der König in Nordhausen war, so wohnte er nicht auf dem
Königshofe, wo nur Wirtschaftsgebäude standen, sondern in seiner Burg,
die etwas seitlich vom Königshofe am Rande des Abhanges lag. Das
Haus, das jetzt auf dem Platze steht, heißt noch heute die „Finkenburg",
denn Heinrich I. führte auch den Beinamen „der Finkler". Die Straße
zwischen der Burg und dem Köngshofe heißt noch jetzt die Ritterstraße.
4. Königin Mathilde gründet in Nordhausen den Dom
und das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz.
962.
1. Die Königin Mathilde war die Gemahlin Heinrichs I. Da-
mit sie nach des Königs Tode keine Not leiden sollte, hatte er ihr
neben andern Gütern die Königshöfe in Nordhausen und Quedlinburg
als Witwengut geschenkt. Auf beiden Höfen wohnte sie in ihrer Witwen-
zeit abwechselnd, und an beiden Orten gründete sie ein Kloster. In
Nordhausen stiftete sie nahe der königlichen Burg (der heutigen
Finkenburg) ein Nonnenkloster; später erhielt das Kloster als wertvolle
Gabe (Reliquie) einen Holzsplitter vom Kreuze Christi und hieß nun
das „Kloster zum heiligen Kreuz". Auch eine Kirche ließ sie für das
Kloster bauen; daraus ist später der heutige Dom entstanden.
2. Bald nach der Errichtung des Klosters kam ihr Sohn, König
Otto I., nach Nordhausen. Sieben Tage verweilte er bei seiner alten
Mutter. Als er wieder abreisen wollte, gingen sie frühmorgens zu-
fammen in die Kirche. Dann traten sie aus der Tür, um Abschied zu
nehmen. Mathilde bat den König noch einmal inständigst, für das
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 99 —
2. Die Bauern der Grafschaft Lohra plünderten Dietenborn und
Münchenlohra. Als sie die Pfarre in Elende überfielen, soll der Pfarrer
seine Bienen aufgerüttelt haben, so daß sich diese auf die Plünderer
stürzten, die nun eiligst die Flucht ergriffen.
3. Die klettenbergischen und scharzfeldischen Bauern hatten das
Kloster Walkenried zu ihrem Standquartier erwählt. Damit sie das
Kloster nicht zerstören sollten, hatte der Abt bei seinem Wegzuge die
Schlüssel stecken lassen. Trotzdem blieb das Kloster nicht verschont.
Zunächst zerschlugen die Bauern alle Fenster, Ofen, Türen und Bilder;
dann richteten sie ihr Augenmerk auf die große Glocke, deren Metall
sie verkaufen konnten. Sie hing in einem kleinen Turme mitten über
der Kirche; beim Herabstürzen zerschlug sie das Kirchendach. Der Schaden
wurde später nicht wieder ausgebessert, und die Kirche verfiel immer
mehr; heute sind nur noch Ruinen davon vorhanden. — Auch kriegerische
Übungen wurden vorgenommen, an denen selbst der Graf Ernst von Hon-
stein teilnehmen mußte. Als die Bauern einst von einer solchen Übung
zurückkehrten, sagte ihr Anführer, der Schäfer Hans Arnold von Barthol-
felde, zu dem Grafen, indem er sich auf einem Bein umdrehte: „Sieh,
Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen, was kannst denn du?" Der
Graf antwortete: „Ei Hans, sei zufrieden, das Bier ist noch nicht in
dem Fasse, darin es gären soll." Diese Antwort verdroß die Bauern
sehr, und der Graf mußte sie mit guten Worten beschwichtigen.
4. Nach einiger Zeit zogen die Bauern weiter auf Nordhausen zu
und lagerten sich aus der Wiese bei der Flarichsmühle vor Klein-
wechsungen. Schnell traf nun der Rat von Nordhausen Vorkehrungen
zum Schutze der Stadt. Er verstärkte die Besatzung durch vierhundert
Fußknechte, nahm die Kleinodien der Klöster in Verwahrung und ließ
die einzelnen Stadtviertel zu einer Beratung zusammenkommen und ihre
Beschwerden, die sie etwa gegen den Rat hätten, aufsetzen. Trotzdem
konnte der Rat nicht verhindern, daß auch hier Ausschreitungen vor-
kamen. In einer Nacht wurde das Predigerkloster erbrochen und aus-
geplündert, ebenso das Augustinerkloster in der Neustadt und das Bar-
füßerkloster. Ein gleiches Schicksal ereilte die beiden Nonnenklöster auf
dem Frauenberge und im Altendorfe und die Häuser der Stiftsgeistlichen
im Dome. Ein Haufe zog aus deiu Altentore, um sich mit den kletten-
bergischen Bauern auf der Flarichswiese 'zu vereinigen. Als diese am
anderen Tage nach Heringen kamen und von der Niederlage Münzers
bei Frankenhausen hörten, stoben sie erschreckt auseinander.
5. Die Grafen von Honstein sowohl wie der Rat von Nord-
hausen straften die Empörer ziemlich milde, nur einige der Haupträdels-
führer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, ein Töpfer von Ellrich,
der den glücklichen Einfall hatte, den Grasen zu Gevatter zu bitten,
wurde unter der Bedingung begnadigt, daß er lebenslänglich die gräf-
lichen Ofen zu Lohra und Clettenberg im Stande erhielt. Der übrige
Hanfe mußte zur Erntezeit 1525 an einem bestimmten Tage auf dem
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TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Graf_Ernst_von_Hon- Ernst Hans_Arnold_von_Barthol- Ernst Hans