Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Mark unter Kurfürsten aus dem Hause Hohmzollern.
25
Städten geschloffen zu Schutz und Trutz und dadurch Unabhängig-
keit und Macht erlangt. So eine Stadt dünkte sich ein kleines Reich
zu sein; von dem Fürsten wollte sie sich nichts sagen lasten. Die
Berliner nahmen sich sogar das Recht heraus, dem Kurfürsten ihre
Thore zu öffnen oder zu verschließen, wie es ihnen beliebte. Frie-
drich I. hatten sie wohl wacker geholfen, als er den Adel sich unter-
warf, sie selber aber mochten sich nicht der landesherrlichen Macht
beugen. Das sollte unter Friedrich Ii. anders werden. Es geschah
nämlich, daß die Bürger beider Städte sich auflehnten wider ihren
gemeinsamen Rath und im offenen Aufruhr ihm den Gehorsam
aufsagten. In seiner Roth rief der Rath die Hilfe des Kurfürsten
an. Eilig kam dieser mit 6000 Reitern herbei, zog in der Ver-
wirrung ungehindert in's Spandauer Thor ein und brachte die Städte
zur Ruhe. Zur Strafe mußten sie ihm die Schlüffe! aller Thore
übergeben, und es ward ihnen untersagt, eigenmächtig Bündnisse zu
schließen. Gleichzeitig erbaute sich der Kurfürst eine Burg an der
Spree, da, wo heut das königliche Schloß steht-; denn in Berlin
dachte er den Sitz seiner Herrschaft zu gründen. Nun wandte sich
die Erbitterung der Bürger gegen den Landesfürsten. In tobender
Empörung standen sie 1448 wider ihn auf, mißachteten seine Be-
fehle und verletzten kurfürstliches Eigenthum. Da griff Friedrich durch.
Seine Reiter warfen die Empörer nieder; die Hauptanführer des Auf-
ruhrs büßten ihren Uebermuth mit dem Leben, andere wurden des Lan-
des verwiesen, noch andere mußten schwere Geldstrafen erlegen. Der
Roland der Stadt, welcher im alten Berlin in der Gegend der Niko-
laikirche stand, ward umgestürzt, zum Zeichen, daß Berlin fortan
nicht mehr den Blutbann üben dürfe, d. h., daß der Rath nicht
mehr das Recht haben sollte, schwere Verbrecher vom Leben zum
Tode bringen zu lasten. — Damit war der Trotz der Städte ge-
brochen, und fortan wagte keine Stadt mehr, dem ,,eisernen" Kur-
fürsten ungehorsam zu sein. Dieser aber bezog 1451 seine fürstliche
Burg in Berlin.
8. Einige merkwürdige Begebenheiten
aus den nächsten Jcitcn vor "der Reformation.
<1470 bis Anfang des >6. Jahrhunderts.)
1. Von Albrecht Achilles. Er war, wie Saul, eines Haup-
tes höher, denn alles Volk, schön von Angesicht und tapfer, wie
kaum ein Anderer. Einst gerietst er mit den Nürnberger» in eine
Fehde. Er war beim Sturm einer Stadt der erste auf der Mauer.
Mit einem gewaltigen Sprunge stürzte er sich mitten in einen Hau-
fen von 800 Bürgern und hieb sich bis zum Stadtbanner durch,
das er mit gepanzerter Faust packte. Seine Ritter brachen sich bis
zu ihm Bahn und fanden ihn, wie ihm schon das Blut aus Mund
und Nase strömte. Man bot ihm einen Wagen an, er wies ihn
mit den Worten zurück: „Ein Fürst darf nicht fahren!" und stieg
wieder auf sein Roß. — 17 Mal soll er im ritterlichen Zwei-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Roth Friedrich Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Niko- Berlin Berlin
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Die Spree.
11
Alles, was anderswo zu Fuße, zu Pferde und zu Wagen ab-
gemacht wird, verrichtet man dort in Kähnen; denn die Flußarme
und Gräben vertreten die Stelle der Wege. Die Fahrzeuge sind
aus Baumstämmen gezimmert, daher schmal, und werden, weil sie
leicht Umschlägen, Seelenverkäufer genannt. Mit großer Geschicklich-
keit wisien die Bewohner des Spreewaldes sie zu regieren, und
pfeilschnell treibt man sie durch das Wasser. Mit dem Kahne bringt
man das Vieh zur Weide, holt man das Gras, Getreide und Holz
heim, besucht man den Nachbar, fährt man zu Markte und im
Sonntagsschmucke zur Kirche, folgen auch im schweigenden Trauer-
zuge die Leidtragenden der Leiche, die auf einem Kahne zum Kirch-
hofe gebracht wird. Zu Kahne besucht der Förster sein Revier, ver-
folgt er den Holz- und Grasdieb, fährt er auf die Jagd. Ein
anderes Bild gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt
sich alle Welt Schlittschuhe an: das arme, alte Mütterchen, das sich
Raff- und Leseholz sammelt, der Holzhauer, der Förster, Männer,
Weiber und Kinder, alle gleiten dann pfeilschnell über die spiegel-
blanken Kanäle; auf Handschlitten befördert man nun, wozu man
im Sommer die Kähne brauchte. Der Spreewald theilt sich in
einen oberen und unteren; jener ist 4 Meilen lang und 1 \ Meile
breit und zieht sich bis Lübben, von wo ab der untere Theil sich
2 Meilen abwärts zieht; von Wald ist freilich nichts mehr zu sehen,
nur baumarme, mit Erlengebüsch bewachsene Torfwiesen breiten sich
an den Ufern der Spree aus, bis diese in den flachen Schwiebur-
ger See fließt. Durch Sandöden und Kieferwälder fließt sie weiter;
unterhalb der Stadt Beeskow mündet der Müllroser Kanal, der
von dem großen Kurfürsten angelegt ist und darum auch Friedrich-
Wilhelms-Kanal heißt. Er verbindet die Spree mit der Oder
und stellt so eine ununterbrochene Wasserstraße von der Elbe bis
zur Weichsel her; denn aus der Elbe gelangt man in die Ha-
vel und Spree und aus dieser durch den genannten Kanal in die
Oder, Warthe und Netze, und mittelst des Bromberger Ka-
nals in die Weichsel. An Fürstenwalde vorüber nimmt die
Spree ihren Lauf durch einen großen Wald bis zum Müggelsee
bei Köpenik und erreicht dann bald Berlin. Zahlreiche Kähne
mit Holz, Torf, Getreide, Steinen, Kalk, Obst beleben hier den
Fluß. An Charlottenburg vorüber geht sie endlich bei der Fe-
stung Spandau in die träge Havel. Wir machen aber von der
Frankfurter Eisenbahn, ehe wir nach Berlin kommen, einen Ab-
stecher nach den Rüdersdorfer Kalksteinbrüchen; denn sie sind
nicht blos in der Mark die einzigen, sondern müssen auch Posen,
Preußen, Pommern, Mecklenburg, sogar Hamburg mit
Kalk versehen. Eine halbe Meile lang und 6 — 700' mächtig sind
die Muschelkalklager, die sich bei den Rüdersdorfer Forsten ausbrei-
ten; damit es die Kähne, auf denen die Steine fortgeschafft werden,
recht bequem haben, hat man zwei Kanäle in die Brüche hineinge-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Beeskow Köpenik Berlin Charlottenburg Spandau Berlin Posen Pommern Mecklenburg Hamburg
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22
Blicke in die Vergangenheit Pommerns.
iß es nicht, gieb's lieber dem Hunde, es ist unrein!" Das Thier
starb am andern Tage, und Bogislaw entfloh. Bald darauf empfing
er die Huldigung der Stände. Seine Regierung brachte dem Lande
Sicherheit und Wohlstand. Von brandenburgischer Oberherrlichkeit
wollte er nichts wissen, und als Kurfürst Albrecht Achilles von
Brandenburg mit ihm darüber verhandelte, erkannte er nur Bran-
denburgs Erbrecht au. Da, als Bogislaw dem Kurfürsten die
Hand gab, sprach dieser listig: „Lieber Oheim, hiemit leihe ich Euch
Land und Leute!" Aber wie von einer Schlange gestochen, zog dieser
die Hand zurück und sprach: „Ehe das geschehen soll, da sollen noch
„,,dre sewen Düwel"" durchfahren!" stieg zu Pferde und jagte da-
von. — Einst war er auf der Hirschjagd von einem Hirsche schwer
verwundet worden. Als nun brandenburgische Gesandte kamen, ihm
ihres Herrn Beileid zu bezeugen, meinte er, sie wollten nur sehen,
ob er bald sterben würde. Er ließ sich daher ein Kohlenfeuer an-
zünden, damit er roth im Gesicht würde, und so empfing er, stattlich
auf dem Stuhle sitzend, die Gesandten. — Später wurde er auf einer
Reise nach dem gelobten Lande von Seeräubern überfallen. Als
sein Schwert zerbrach, erstach er mit einem Bratspieß einen großen
Türken und drängte die andern vom Bord weg. Sie schossen
darauf Feuerpfeile in die Segel des Schiffes und fuhren davon.
Den Christen aber gelang es, das Feuer zu löschen. — Durch
dergleichen Züge und Abenteuer wurde Bogislaw X. Liebling seines
Volks. Dazu kam seine riesige, echt pommersche Gestalt, sein großes,
fröhliches Angesicht, seine Neigung zum guten und vielen Essen und
Weintrinken. Auch war er, wenn er aus der Kirche kam, für Jeden
zugänglich und reichte ihm die Hand. Leider gab er sich in seinen
alten Tagen den Lüsten so sehr hin, daß er darüber die Liebe der
Pommern einbüßte. Die Reformation ließ Bogislaw zuerst ge-
währen. Ersah Luther auf dem Reichstage zu Worms und auch
in Wittenberg. Da sprach er einmal zu ihm: „Herr Doctor,
ihr müßt mir einmal die Beichte hören!" Darauf erwiderte dieser
scherzend: „Was wollt' ein so großer Sünder einem armen Mönch
beichten. Ich werde Ew. fürstlichen Gnaden nicht genugsam absol-
viren können!" Diesen Scherz verstand Bogislaw nicht, meinte,
der Doctor wolle ihm wegen seines Lebenswandels Vorwürfe machen.
Schon vorher war er der Reformation nicht hold, jetzt kam noch
persönliche Abneigung gegen den Reformator dazu, und die Lutheri-
schen wurden in Pommern verfolgt, bis Bogislaw in seinem
70sten Lebensjahre starb.
4. Johann Nugenhagcn, genannt Ih-. Pommer, und die Einführung
der Reformation in Pommern.
(t3. Dezember 1534.)
l. Johann Bugen Hagen, der wittenbergische Pfarrherr, hat
dem großen Reformator 1)r. Martin Luther in dem schweren
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Achilles_von
Brandenburg Albrecht Johann_Nugenhagcn Johann Johann Hagen Martin_Luther
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Geschlecht (WdK): koedukativ
30
Blicke in die Vergangenheit Pommerns.
als die Bombe sprang, und rief aus: „Wenn das so fortgeht, so
werden wir doch noch müssen zu Kreuz kriechen." Da entgegnete
Nettelb eck zornentbrannt: „Halt! Der Erste, wer es auch sei, der
das verdammte Wort wieder ausspricht, der stirbt des Todes von
meiner Hand!" Zugleich zog er den Degen und richtete ihn gegen
Loucadou. Dieser zog gleichfalls und wollte den verwegenen Bür-
ger niederstechen. Die Umstehenden brachten die Beiden zwar aus-
einander, doch der Kommandant wollte seinen Beleidiger vor ein
Kriegsgericht stellen und zum Tode verurtheilen lassen. Der Unwille
seiner Offiziere und eine drohende Aufregung unter den Bürgern hin-
derten ihn aber daran. — Der geängstigte Nettelbeck, als ersah,
wie der alte, unfähige Kommandant Alles vernachlässigte, schrieb an
den König und bat dringend um einen andern Kommandanten. Da
kam denn der tapfere Gn ei sen au, und Nettelb eck sank vor Rüh-
rung vor ihm auf's Knie und sprach: „Ich bitte Sie um Gottes
willen, verlassen Sie uns nicht, wir wollen Sie auch nicht verlassen,
so lange wir noch einen warmen Blutstropfen in uns haben, sollten
auch alle unsere Häuser zu Schutthaufen werden. So-denke ich nicht
allein; in uns Allen lebt nur ein Sinn und Gedanke: Die Stadt
darf und soll dem Feinde nicht übergeben werden!" —Zwei Mal
geleitete der muthige Mann bülfebringende Schiffe durch Sturm und
Brandung sicher in den Hafen, trotz augenscheinlicher Lebensgefahr.
Der wackere Vaterlandsfreund ward nicht müde, die Trägen zu thäti-
ger Mithülfe anzuregen, auch wenn er dafür Grobheiten, ja selbst
Mißhandlungen erdulden mußte. So ist Nettelb eck das nach-
ahmungswerthe Vorbild des ächt preußischen Bürgers voll Vater-
landsliebe, Muth und freimüthiger Offenheit.
5. Nicht geringern Ruhm hat vor Zeiten Stettin errungen.
Als der große Kurfürst die Schweden 1675 bei Fehrbellin in der
Mark Brandenburg besiegt halte, gedachte er bei dieser Gelegenheit
sein Recht auf Pommern durchzusetzen, welches ihm im westphälischen
Frieden verkürzt worden war. Wolgast, Wollin, Anklam und Dem-
min mußten sich ergeben. Aber vergebens belagerte er Stettin.
Dieses war stark befestigt, und die Bürgerschaft war freudig bereit,
mit der tapfern schwedischen Besatzung zu siegen oder zu sterben.
Tag für Tag sausten glühende Kugeln, Bomben und Granaten,
Stinksäcke, Stinktöpfe und all' das andere Zeug, was für den Krieg
ersonnen war, den Stettinern um die Köpfe. Eine grausame Zer-'
störung sah man bereits in den Straßen der Stadt, viele Familien
beweinten theure Glieder. Aber das beugte den Muth der Tapfern
nicht. Oft warfen die Belagerten frisch gebackene Semmeln den
Brandenburgern zu, zum Zeichen, daß bei ihnen keine Noth sei.
Lose Vögel hängten an einem Thurme das Bild eines Schneiders
mit Scheere und Elle aus, um den alten Derfflinger, einen
General des Kurfürsten, der früher Schneider gewesen war, zu
foppen. Und als bei zunehmender Bedrängniß der Stadt günstige
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Zur
Geographie und Geschichte
der
heimathlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche
Schlesien.
A. Wie es in Schlesien anssieht.
1. Rmschau itn Lande.
Das Bild Schlesiens auf der Karte gleicht einem großen Eich-
blatte; seine etwa 200 Meilen lange Grenzlinie macht den ausge-
zackten Rand und die Oder mit ihren Nebensiüsien das Geäder des-
selben aus.
Die Provinz Schlesien gehört erst seit 1740 zum preußischen
Staate; sie besteht aus dem preußischen Theile des Herzogthums
gleiches Namens, aus der Grafschaft Glaz und dem preußischen
Markgrafthum Ober-Lausitz. Es ist ein herrlich geschmücktes und
reichgesegnetes Land, das sich vom Sudetengebirge über die Oder
hin an die Grenzen Polens und Posens, von den Vorbergen der
Karpathen auf beiden Seiten seines Hauptflusses bis an die Pro-
vinz Brandenburg hin erstreckt, und eine Länge von 50 und eine
Breite von über 20 Meilen erreicht.
Die Oder theilt dasselbe in eine linke und rechte Oderseite.
Nach Süden und Westen lagern sich hohe Gebirge und bilden einen
riesenhaften Grenzwall, während auf der anderen Seite im Osten und
Norden anmuthige Hügelketten es beinahe in seiner ganzen Ausdeh-
nung umsäumen. So liegt es zwischen diesen Gebirgen und Hügeln
als ein breites Thal, das von der Oder und ihren Nebenflüssen be-
wässert wird. Ein Landstrich mit überaus fruchtbarem Boden breitet
sich zwischen dem Gebirge und der Oder aus, der den Fleiß des
Schlesien. i
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
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Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster.
2s
und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei-
digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder,
weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt
Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in
dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß
und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter
mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich
besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam-
bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern
namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte
sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme-
rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den
ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo-
hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold
oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel.
Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling,
fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem
Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt,
und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um-
taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor,
sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß,
Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und
Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe
über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den
Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu-
gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider
ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein.
Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung
der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre
Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu,
Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze
Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand,
besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten
Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem
Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille
auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf
gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den
Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die
Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen:
„Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief
lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte
Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den
Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie
sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der
Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die
bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Eotsttr_Fthdc Apostel Bernhard_Rotrmann Rottmann Johann_Bockhold Johann Apostel
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Schulformen (OPAC): Volksschule
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Einführung dcs Christenthums. — Ludwig der Eiserne.
23
einem christlichen gemacht; es vergingen noch über 100 Jahre, ehe
das Heidenthum ganz ausstarb.
Dort, wo einst der Vater Otto's gestorben war, ereilte auch ihn
der Tod; eine Kapelle in Memleben empfing seine irdischen Ueber-
reste, die spater nach Magdeburg gebracht und im Dome beigesetzt
wurden.
Um jene Zeit erhielten viele Städte Ringmauern, so Erfurt,
Merseburg, Naumburg, Eisleben, Sangerhausen u. a.
3. Ludwig der Eiserne, Landgraf non Thüringen.
Von 1140—1172.
In dem von Kaisern beherrschten deutschen Reiche hatten die ein-
zelnen Landestheile ihre besondern Regenten, welche allesammt unter
der Oberhoheit des Kaisers standen. So hatte Thüringen mit Sachsen
zusammen einen Herzog. Als nun der Herzog Lothar zum deut-
schen Kaiser gewählt worden war, erhob er den Grafen Ludwig
als Ludwig I. zum Landgrafen von Thüringen. Als solcher
war er der erste Richter und der Schirmherr über die Sicherheit und
Ruhe im Lande, ließ Münzen mit seinem Brustbilde auf der einen,
und dem thüringer Wappen (einem silbernen Löwen mit goldner
Krone in himmelblauem Felde) auf der anderen Seite, prägen, führte
das Volk zum Kampfe, wenn der Kaiser rief, und nahm unter den
deutschen Fürsten eine ehrenvolle Stellung ein. So hatte Thüringen
wieder einen selbstständigen Fürsten erhalten.
Dem Landgrafen Ludwig I. folgte sein ältester Sohn Ludwig,
der Eiserne genannt. Diesen Beinamen führte er nicht bloß von
dem Panzer, den er nie ablegte, sondern auch von seiner unerbitt-
lichen Strenge gegen die Edeln seines Landes, die Bürger und Bauern
hart drückten. In seiner Jugend war er gar sanft und mild gegen
Jedermann und daher von seinen Dienstmannen nur wenig gefürchtet;
diese begingen schreiende Ungerechtigkeiten gegen das Volk, aber Lud-
wig bekümmerte sich nicht um die Regierung und hörte auch von
den lauten Klagen nichts, sondern strich als rüstiger Waidmann oft
Tage lang im Thüringer Walde herum. Einst verirrte er sich von
seinem Gefolge; die Nacht überfiel ihn, und nach langem Umher-
schweifen erblickte er von fern das Feuer einer Waldschmiede; es war
in der Gegend von Ruhla. Da trat er zu dem Schmied, in grauem
Gewand, um den Nacken das Jägerhorn und in der Hand den Speer,
gab sich für den Jäger des Landgrafen aus und bat um Nachtlager;
da nahm der Schmied das Wort und sprach: „Pfui! schämen solltet
ihr euch, daß ihr den Namen des Landgrafen nennt, ohne euch zuvor
den Mund zu wischen." So schalt er noch gar viel über den Land-
grafen, und fügte dann milder hinzu: „Du sollst Herberge bei mir
finden, doch nicht um deines Herrn willen. Führe dein Roß in den
Schuppen, und nimm mit der Streu vorlieb; denn ein Bett ist bei
uns armen Leuten nicht vorhanden." Der Landgraf legte sich; aber
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Ludwig_I. Ludwig_I. Ludwig Ludwig Ruhla
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26
Blicke in die Vergangenheit Sachsens.
Conrad stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Wettin;
von diesen stammt also auch das sächsische Königshaus ab.
Als Conrad alt geworden war, theilte er das Land unter seine
Söhne, und legte in der Domkirche zu Meißen in einer glänzenden
Versammlung von Fürsten, Bischöfen, Pfarrherren und Rittern seine
Waffen, die er oft gegen die Sorben und Wenden geführt hatte,
vor dem Altäre nieder; er begab sich dann in das von ihm und
seinem Bruder erbaute Kloster auf dem Peters berge bei Halle.
Hier beschloß er nach zwei Monaten, im Jahre 1157, sein unbeschol-
tenes christliches Leben.
Als das Fürstenhaus, welches über 100 Jahre über Thüringen
geherrscht hatte, ausstarb, kam das Land an die Markgrafschaft
Meißen. Nun schlugen Landgrafen aus dem markgräflichen
Geschlechte ihre Residenz auf der Wartburg auf und regierten von
da aus noch über 100 Jahre die thüringischen Lande.
6. Pest, Judenverfolgung und Vcißclbrüder.
In jener Zeit, am 25. Juni 1348, am Tage Pauli Bekehrung,
war ein furchtbares Erdbeben durch ganz Europa. Berge sanken
ein, Städte und Dörfer wurden verschüttet, Burgen und Thürme
stürzten zusammen. Die Glocken schlugen von selbst an, und unter ihrem
dumpfen Klange verließen die Leute ihre Wohnstätten. Die Hain-
laite, ein Bergwald bei Sonders hausen, ward so heftig er-
schüttert, daß sie zu spalten drohte, und noch heut zu Tage ist dort
ein mächtiger Riß zu schauen. Giftige Dünste stiegen aus den Spalten
hervor und verbreiteten eine der furchtbarsten Seuchen, die je die
Welt heimgesucht haben. Es war eine schreckliche Pest, der schwarze
Tod genannt, bei der sich zuerst eine Drüsenanschwellung in Größe
eines Eies, dann gelbe und schwarze Flecke am Körper zeigten; die
Krankheit war fast stets tödtlich; dabei war sie so ansteckend, daß
selbst Thiere todt hinsanken, die nur die Kleider eines Verstorbenen
berührt hatten. In Erfurt starben 12,000 Menschen, und das
Thüringerland verlor überhaupt den vierten Theil seiner Bewohner.
Da, im Angesichte des Todes, schlugen Viele in sich und starben in
Frieden. Ein zwölfjähriges Mädchen in Erfurt lag im Todeskampse;
mit verklärtem Blicke schaute sie gen Himmel, und als die betrübten
Eltern sie fragten, was sie so freudig mache, da antwortete sie: Ei,
seht ihr nicht den Himmel offen und unzählige Lichter darin? Das
sind die Seelen der selig Sterbenden; ich freue mich, zu ihnen zu
kommen; denn ich werde diese Nacht sterben, und meine Mutter
wird mir in drei Tagen Nachfolgen. So schlief sie in Frieden ein.
Es geschah aber, daß während dieser Pest weniger Juden als
Christen starben; das erweckte den furchtbaren Verdacht, daß sie aus
Rache gegen die Christen die Brunnen und Quellen vergiftet haben;
daher komme die furchtbare Seuche. Da fiel man in fast allen
Städten Thüringens über die Juden her und erschlug Tausende.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Personennamen: Conrad Conrad Pauli
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Wettin Domkirche Wartburg Europa Erfurt Erfurt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heiinalhlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche.
Westphalen.
A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht.
I. Umschau im Lande.
Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin.
Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der
Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver-
bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher
kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen.
Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust
die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als
man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter
den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber
dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von
der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die
Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie
ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der
südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han-
noverschen Lande eintritt.
Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische
Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län-
dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster-
lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee
hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn
die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die
1
Westphalen.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rheinstrom Rheine Nordsee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Müusrerlan>.
5
den die Nachtigallen in dem dichten Gebüsch und bei den dunklen
stillen Weihern zu nisten. Ein tiefer Friede breitet sich über die
stille, grüne Landschaft aus. Auf den Brachfeldern wird zwischen
Umhegungen aus Flechtwerk das Vieh, welches wohl genährt ist, ge-
weidet. Sanfte Hügel, die wie Meereswogen neben einander auf-
steigen, geben der Gegend eine angenehme Abwechselung, und Gehölze
und Hage vermehren die Lieblichkeit noch.
Wiesen, Felder und Gärten sind von hohen, oft 16 Fuß breiten
Wällen umgeben, auf denen Büsche und Bäume wachsen. Außer-
dem hat jedes Haus noch seinen Eichenbestand um sich her, so daß
die Häuser wie im Grün vergraben sind.
Im Münsterlande, wie überhaupt nördlich von der Lippe besteht
die Einrichtung der alten Sachsen noch heute, daß die Bauern nicht
in Dörfern nahe beisammen wohnen, sondern ihre einzelnen Gehöfte
haben, ein jeder in der Mitte seiner Felder und Wiesen. Diese
Bauergüter sind über die weite Ackerfläche hin einzeln ausgestreut.
Die, welche zu einer Ortschaft zusammengehören, machen eine Bauern-
schaft aus. Ein Bauernhof liegt oft eine Viertelstunde vom andern
entfernt; denn alles Besitzthum, Feld, Wald und Wiese, breitet sich
sammt dem Baumgarten um das Gehöfte herum aus. Reihen hoch-
stämmiger Eschen oder knorriger Rüstern und Eichen stehen zu beiden
Seiten der alten Grenzgräben und bezeichnen weithin die Marke des
Erbes. Gleich wie Naboth das Erbe seiner Väter nicht verkaufte,
so ist auch jedem ehrenwerthen Hausvater der Besitz heilig, und er
erachtet es für seine Pflicht, ihn nicht durch Verkauf zu schmälern
und in gutem Zustande an seine Nachkommen zu übergeben. Ein
gut bestandenes Eichenwäldchen befindet sich oft in der Nähe des
Hofes; dieß ist der Kamp; er liefert dem Bauer sein Holz und
schützt das Wohnhaus gegen den Ost- und Nordwind. Auch ein
Baumgarten ist am Gehöfte und in demselben bisweilen ein Teich
mit Karpfen. An denselben schließt sich eine Wiese, auf der Pferde
weiden; denn diese werden auch zum Verkaufe gezogen. Die Familie
mit den zum Hausstande gehörigen Dienstleuten, Knechten, Mägden
und Köttern (Tagelöhnern) zählt zuweilen 30—50 Personen.
Am Marktplatze der alten Stadt Münster erhebt sich die schöne
La mb er tu skirch e; hoch oben am schlanken Thurm gewahrt man
drei eiserne Käfige; in diesen sind die 3 Führer der Wiedertäufer:
Bock old, Knipperdolling und Krechting zum schreckenden
Gedächtniß verwahrt und zu Staub geworden. Der Thurm der
Kirche, welcher dünn und hoch aufsteigt, hat sich geneigt und scheint
jeden Augenblick überzukippen. Das ist aber schon seit Jahrhunderten
so gewesen; denn schon 1566 fand eine Untersuchung statt: ,,ob der
Lamberz-Torn auch Noth habe, kurz zu fallen." Karl der Große
errichtete in Münster ein Bisthum; Mauern und Gräben aber und
den Namen erhielt es erst 200 Jahre später. Das größte kirchliche
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