Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— \55 —
Franzosen die Kirchenglocken läuten, so fragten sie: „Franzos Bim-Bim?" b. H. ob gegen sie Sturm geläutet werde. Hieß die Antwort: „Nein, tut Franzos, sondern Kirch Bim-Bim", so zogen sie beruhigt weiter.
3m Streu- und Saalgrund und in der Rhön wurde der Volkskrieg ernster und mit einer wütenden Erbitterung geführt. Bauern plünderten einzelne Transporte aus. Wo die Franzosen sich bewaffneter Landleute bemächtigten, schossen sie diese nieder. Hajg und Wut beider Teile waren auf das höchste gestiegen. Auch im Fuldaischen und im Spessart griff der Volkskrieg um sich und forderte viele Gpfer. Noch nach 5—6 Wochen entdeckte man verborgene französische Soldaten.
(Ein Aufruf „zur Steuerung der Not" in den am meisten betroffenen Dörfern schildert den Jammer des Krieges folgendermaßen: „vergessen könnt ihr doch nicht haben, daß die abgebrannten Bewohner von fünf Dörfern und etlichen Böfen unter den Unglücklichen des schrecklichen Sommers ^796 gerade die unglücklichsten waren. Sie haben alles getraqen und geduldet wie ihr, die (Erpressungen, Plünderungen, Mißhandlungen und Schrecknisse des feindlichen Her- und Rückzuges, aber eine Stunde hat ihnen alles genommen, Habt ihr die wallende und den Himmel rötende Flamme, das stumme Händeringen verzweifelter Väter gesehen, gehört das Jammergeschrei der Mütter und Kinder, als ihr Hab und Gut von Feuersglut verzehrt wurde? Das (Elend ist über alle Beschreibung. Ihre Wohnungen, Scheunen, Baus- und Feldgerätschaften, Betten, Kleider, alles Futter, alles Getreide zur Aussaat, alles hat die gierige Flamme in einen Aschenhaufen verwandelt. Niemand konnte, niemand durfte löschen. Die Betten, die man aus den Fenstern warf, nahm die Raubgierde, was die Leute mit den Händen zusammengerafft hatten, nahm ihnen der Soldat. Das entledigte Vieh irrte umher, eine willkommene Beute des hungrigen Feindes.
Schulen und Kirchen liegen in Asche . . . Die Unglücklichen stehen da ohne Obdach, den Winter vor der Türe, alles Nötigen beraubt und sehen einer schrecklichen Zukunft entgegen. Franken, was sollte euch zurückhalten, euren Brüdern die Tränen zu trocknen?" —
Der Brandschaden an Gebäuden in den würz burgischen Orten Niederlauer, Wülfingen, (Dttendorf, Arnstein, Hundsbach, Burggrumbach, Unterpleichfeld, Güntersleben, Mühlhausen, Lengfeld, Retzstadt, Reiterswiesen und Krönungen wurde auf 725 fl. geschätzt. 20 835 fl. gingen durch milde Beiträge ein und wurden nach Maßgabe der Verluste verteilt.
6. Ein Schreckenstag für Unlererthal (1796).
Der für Untererthal so verhängnisvolle H. September brach an. Dichter Nebel bedeckte die (Erde. 3n aller Frühe schon war eine die Nacht über hier gelegene französische Proviant- und Munitionskolonne aufgebrochen in der Richtung nach Brückenau. Die Nachricht von der französischen Niederlage bei Würzburg war bereits bis hierher gedrungen.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Posen
stätigt, welche mit dem nördlich dieses Flusses abgetretenen Gebiete zum preußischen „Netzedistrikt" zusammengefaßt wurden. Er bildet den Grundbestandteil unserer Provinz; bis zum Jahre 1 8 0 7 gehörte er zur Provinz West-preußen. Sein Rauminhalt betrug 132 mmeilen mit 84 000 Einwohnern, während das ganze erworbene Gebiet 900 000 Seelen zählte.
7. Der Zustand von Land und Leuten. Das erworbene Land befand sich in schrecklich verwahrlostem Zustande. Die sog. Städte waren nichts weiter als große Dörfer; nur die notwendigsten Gewerbe betrieb man. Die Marktplätze und Gassen lagen verödet; überall erblickte man die Trümmer von eingestürzten und verbrannten Häusern. Bromberg, das einst im Mittelalter so mächtig war, und unter preußischer Herrschaft schnell wieder emporblühte, zählte damals kaum 500 (jetzt 41000) Einwohner. Die Häuser hatten Schindeldächer; die Straßen waren fußhoch mit Schutt und Unrat bedeckt. Noch trauriger sah es auf dem flachen Lande aus. „Bei dem Anblick eines gemeinen polnischen Bauern/' sagt ein offizieller Bericht aus jener Zeit, „glaubt man einen Menschen zu erblicken, welcher eben erst aus dem Zustande der Barbarei heraustritt und den ersten Schritt zur Kultur beginnt. Selten trägt er ein Hemde; und wenn er eins hat, so legt er es selten eher ab, als bis die höchste Unsauberkeit und das Ungeziefer ihn dazu nötigen, deren Unbequemlichkeit er kaum empfindet." An einer anderen Stelle heißt es: „Der Edelmann und der Jude sind eine wahre Geißel der Bauern gewesen. Niedergedrückt durch sklavische Behandlung, durch tausendfache Not zur Verzweiflung gebracht, nahm der Bauer seine Zuflucht zum Branntwein, der nirgends so häufig und so schlecht getrunken wird wie in Polen. Durch die Verachtung von seiten seiner unmittelbaren Oberen, durch die Mißhandlungen seiner Vorgesetzten niedergedrückt, zeichnet sich der gemeine Pole durch eine kriechende Demut gegen Vornehme aus. Er beugt sich zur Erde, küßt ihnen den Saum ihres Kleides und redet nicht anders als fußfällig mit ihnen." Diesem Zustand entsprach auch die Bodenkultur. Große Strecken, die bei geringer Mühe die reichsten Ernten hätten bringen können, lagen öde und unbebaut. Die Wälder glichen großen Brüchen. An ihre Pflege war um so weniger zu denken, als das Holz damals aus Mangel an Absatzgebieten völlig wertlos war. Und wer möchte sich auch über diesen Zustand wundern, wenn er bedenkt, daß der Bauer, welcher ohne Erbrecht auf seinen Gütern saß, verpflichtet war, eine beliebige andere Hofstelle anzunehmen, sobald es der Gutsherr gebot? Natürlich wurden gerade die
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Mark unter Kurfürsten aus dem Hause Hohmzollern.
25
Städten geschloffen zu Schutz und Trutz und dadurch Unabhängig-
keit und Macht erlangt. So eine Stadt dünkte sich ein kleines Reich
zu sein; von dem Fürsten wollte sie sich nichts sagen lasten. Die
Berliner nahmen sich sogar das Recht heraus, dem Kurfürsten ihre
Thore zu öffnen oder zu verschließen, wie es ihnen beliebte. Frie-
drich I. hatten sie wohl wacker geholfen, als er den Adel sich unter-
warf, sie selber aber mochten sich nicht der landesherrlichen Macht
beugen. Das sollte unter Friedrich Ii. anders werden. Es geschah
nämlich, daß die Bürger beider Städte sich auflehnten wider ihren
gemeinsamen Rath und im offenen Aufruhr ihm den Gehorsam
aufsagten. In seiner Roth rief der Rath die Hilfe des Kurfürsten
an. Eilig kam dieser mit 6000 Reitern herbei, zog in der Ver-
wirrung ungehindert in's Spandauer Thor ein und brachte die Städte
zur Ruhe. Zur Strafe mußten sie ihm die Schlüffe! aller Thore
übergeben, und es ward ihnen untersagt, eigenmächtig Bündnisse zu
schließen. Gleichzeitig erbaute sich der Kurfürst eine Burg an der
Spree, da, wo heut das königliche Schloß steht-; denn in Berlin
dachte er den Sitz seiner Herrschaft zu gründen. Nun wandte sich
die Erbitterung der Bürger gegen den Landesfürsten. In tobender
Empörung standen sie 1448 wider ihn auf, mißachteten seine Be-
fehle und verletzten kurfürstliches Eigenthum. Da griff Friedrich durch.
Seine Reiter warfen die Empörer nieder; die Hauptanführer des Auf-
ruhrs büßten ihren Uebermuth mit dem Leben, andere wurden des Lan-
des verwiesen, noch andere mußten schwere Geldstrafen erlegen. Der
Roland der Stadt, welcher im alten Berlin in der Gegend der Niko-
laikirche stand, ward umgestürzt, zum Zeichen, daß Berlin fortan
nicht mehr den Blutbann üben dürfe, d. h., daß der Rath nicht
mehr das Recht haben sollte, schwere Verbrecher vom Leben zum
Tode bringen zu lasten. — Damit war der Trotz der Städte ge-
brochen, und fortan wagte keine Stadt mehr, dem ,,eisernen" Kur-
fürsten ungehorsam zu sein. Dieser aber bezog 1451 seine fürstliche
Burg in Berlin.
8. Einige merkwürdige Begebenheiten
aus den nächsten Jcitcn vor "der Reformation.
<1470 bis Anfang des >6. Jahrhunderts.)
1. Von Albrecht Achilles. Er war, wie Saul, eines Haup-
tes höher, denn alles Volk, schön von Angesicht und tapfer, wie
kaum ein Anderer. Einst gerietst er mit den Nürnberger» in eine
Fehde. Er war beim Sturm einer Stadt der erste auf der Mauer.
Mit einem gewaltigen Sprunge stürzte er sich mitten in einen Hau-
fen von 800 Bürgern und hieb sich bis zum Stadtbanner durch,
das er mit gepanzerter Faust packte. Seine Ritter brachen sich bis
zu ihm Bahn und fanden ihn, wie ihm schon das Blut aus Mund
und Nase strömte. Man bot ihm einen Wagen an, er wies ihn
mit den Worten zurück: „Ein Fürst darf nicht fahren!" und stieg
wieder auf sein Roß. — 17 Mal soll er im ritterlichen Zwei-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Roth Friedrich Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Niko- Berlin Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heiinalhlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche.
Westphalen.
A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht.
I. Umschau im Lande.
Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin.
Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der
Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver-
bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher
kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen.
Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust
die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als
man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter
den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber
dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von
der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die
Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie
ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der
südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han-
noverschen Lande eintritt.
Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische
Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län-
dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster-
lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee
hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn
die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die
1
Westphalen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rheinstrom Rheine Nordsee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
28
Blicke in die Vergangenheit Preußens.
lich zu beherrschen. Als jedoch der wohlbegabte fürstliche Jüngling sich
solches nicht gefallen lassen wollte, hörten sie nicht auf, durch fortwährende
Kränkungen ihn zu quälen, ja durch Drohungen ihn einzuschüchtern. Die
Folge davon war, daß der unglückliche junge Fürst in tiefe Schwer-
muth versank und geisteskrank wurde. Oft soll er weinend gerufen
haben: „Sie haben meinen Herrn Vater betrübt und geplagt bis in
die Grube, also thun sie mir auch. Gott strafe sie bis in's dritte
und vierte Glied!" Nach dem Tode seines Oheims wurden daher
die brandenburgischen Kurfürsten zu Mitregenten in Preußen ernannt,
und der Schwiegersohn des unglücklichen Albrecht Friedrich, der Kur-
fürst Johann Sigismund, wurde förmlich mit Preußen belehnt. Seit
des Herzogs Tode aber wurde dieses Land für alle Zeiten mit Bran-
denburg verbunden.
Preußen unter Rurfürsten und Röntgen aus dem 'Zause der brandcn-
burgischcn Zohenzollern.
(1618 bis jetzt.)
8. Rcberb lick.
Die Geschichte der Provinz Preußen geht von jetzt ab immermehr
in die Geschichte des großen preußischen Vaterlandes über. Da wird
erzählt"), wie der große Kurfürst die unabhängige Herrschaft in Preu-
ßen sich erwarb, wie er das Widerstreben der preußischen Stände brach,
wie er aber auch mit tapferm Arme das Land schützte; da hören wir
von den glänzenden Krönungsfeierlichkeiten zu Königsberg, wo Frie-
drich I. sich 1701 die preußische Königskrone aufsetzte. Wir sehen
Friedrich d. Gr. im Heldenkampfe des 7jährigen Krieges, sehen aber
auch, wie Napoleon siegreich bis in den äußersten Osten Preußens
vordringt und Friedrich Wilhelm Iii. im Tilsiter Frieden sein halbes
Reich nimmt. Dann aber zeigt sich die Liebe der Preußen zu ihrem
Königshause im schönsten Lichte, und bald giebt General Port durch
seine Trennung von den Franzosen durch den Waffenstillstand mit den
Russen, abgeschlossen in der Poscherun'schen Mühle unweit Tilsit, das
Signal, daß zuerst die Provinz Preußen sich opferfreudig für ihren
König gegen den fremden Eroberer erhebt. — Besonders zu erwäh-
nen ist jedoch noch, daß Friedrich d. Große 1772 in der ersten Thei-
lung des zerrütteten polnischen Reichs das ganze, seit der Niederlage
des deutschen Ordens polnische Preußen (außer Danzig und Thorn)
unter dem Namen Westpreußen wiedergewinnt. An die Stelle Jahr-
hunderte langer Verwirrung und Vernachlässigung trat nun die größte
liebevolle Fürsorge. Unter Friedrich Wilhelm Ii. kamen auch Danzig
und Thorn zu Preußen. *)
*) Siehe die Geschichte der Gedenktage im 2. und 3. Theile des Volks-
schullcsebuchs, wie in der combinirtcn Ausgabe desselben, dem „Auszüge".
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Johann_Sigismund Johann Friedrich_d Friedrich Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_d Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Pommersche Stäbtkgcfthichtcn.
29
Friedrich Wilhelm Iii. aber hielt den Zeitpunkt noch nicht geeignet
zum Kampfe gegen den neuen übermächtigen Feind. So sah er sich
genöthigt, den tapfern Schill für abgesetzt zu erklären; von den
Franzosen wurde derselbe als Räuber geächtet. Bald brachte ihn
Oesterreichs Niederlage in große Verlegenheit. Von allen Seiten
machten feindliche Heerhaufen förmlich Jagd auf seine kleine Schaar.
Doch entging er ihnen durch kühne Märsche und glückliche Gefechte,
und gedachte sich mit seiner Schaar nach England zu wenden, ward
aber genöthigt, sich nach Stralsund zu werfen. Dort wurde er
am 31. Mai von 6000 Feinden, meist Dänen, angegriffen. In den
Straßen der Stadt entspann sich ein verzweifelter Kampf. Schill
selbst erhielt von einem dänischen Reiter einen Hieb in den Kopf,
ergab sich aber nicht, sondern antwortete mit Säbelhieben, bis mehrere
Flintenschüsse ihn zu Boden stürzten. Mit seinem Tode endete das
Gefecht, nur 150 Mann schlugen sich nach der preußischen Grenze
durch, die übrigen fielen oder wurden nach Frankreich geführt und zu
Galeerensklaven gemacht. Zwölf Schill'sche Offiziere wurden zu
Wesel erschossen, Schill's Kopf von den Franzosen in Weingeist
gelegt und aufbewahrt. Er war als ein Held gefallen, im Tode
zwar entehrt; aber das deutsche Volk, besonders in Preußen, beweinte
sein Schicksal und beschloß, ihn zu rächen. Und als 1815 die Freiheit
errungen war, ehrte man den unverzagten Vorkämpfer und seine
Offiziere durch ein Denkmal.
4. Noch rühmlichere Tage hat Kolberg erlebt. Sein Name
glänzt in der preußischen Geschichte als ein Beispiel ächt preußischer
Tapferkeit und Bürgertreue gegen König und Vaterland. Schon im
siebenjährigen Kriege wurde Kolberg durch den Oberst v. Heyden
drei Mal glücklich gegen russische und schwedische Uebermacht ver-
theidigt. Die Besatzung war freilich schwach, aber der Kommandant
ein Mann von Muth, und die Bürgerschaft übernahm die Vertheidi-
gung mit, indem sie sich in Kompagnien theilte, auf den Wällen
kämpfte und das Geschütz bediente. Erst als drin in der Festung von
3000 Mann nur noch die Hälfte dienstfähig waren zum Kampfe gegen
15,000 Russen, und man alle Lebensmittel aufgezehrt hatte, mußte
die Festung übergeben werden. — Am berühmtesten ist aber Kolberg
durch seine heldenmüthige Vertheidigung im Jahre 1807 geworden.
Gneisen au, Schill und Nettelb eck haben sich damals hohen
Ruhm erworben. Wie es zu dieser Zeit in Kolberg herging, sieht
im dritten Theile des Lesebuchs, Seite 102, zu lesen. Darum hier
nur noch einige Züge vom alten braven Nettelbeck. Die Fran-
zosen wurden durch Schill's verwegene Ausfälle so beschäftigt, daß
Kolberg noch nicht der eigentlichen Beschießung ausgesetzt war.
Doch flogen mitunter einige Granaten in die Häuser oder sprangen
hier und da auf dem Walle. Da trug es sich zu, daß eine Bombe
nicht weit von der Stelle niederschlug, auf welcher der alte Komman-
dant mit Offizieren und Bürgern stand. Oberst Loucadou erblaßte,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Schill Muth Nettelbeck
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs England Frankreich Wesel Kolberg Kolberg Kolberg Kolberg Kolberg