Die Prov'uy Posen.
Lage.
Die Provinz Posen ist eine der zwölf Provinzen des prenßi-
schen Staates und liegt in dem östlichen Teile desselben.
Grenzen.
Sie grenzt im Norden an die Provinz Westpreußen (Regiernngs-
bezirk Marienwerder), im Osten an Rußland, im Süden an die
.Provinz Schlesien, im Westen an die Provinz Brandenburg (Regie-
rungsbezirk Frankfurt a. d. Oder). Im Nordosten bildet auf eine
kurze Strecke die Weichsel, im Osten die Prosna, im Süden der
Landgraben und im Nordwesten die Drage die natürliche Grenze.
Größe.
Die Provinz Posen umfaßt eine Größe von 28 956 qkm
und hat eine Bevölkerung von 1 828 653 Einwohner. Der Größe
nach nimmt sie die 6., der Einwohnerzahl nach die 8. Stelle
unter den Provinzen des preußischen Staates ein. Die größte
Ausdehnung von Norden nach Süden (vom Eintritt des Zempel-
burger Wassers in die Brahe bis in die Südspitze des Kreises Kempen)
beträgt etwa 260 km und die größte Entfernung von Osten nach
Westen (in der Richtung von Jnowrazlaw und Schwerin a. W.)
etwa 222 km. Die nördlichste Stadt ist Krone a. Br., die süd-
lichste Kempen, die östlichste Argenau und die westlichste Blesen.
Bodengestalt.
Die Provinz, ein wellenförmiges Flachland, liegt im nord-
deutschen Tieflande, und zwar zwischen den beiden Landrücken des-
selben. Der norddeutsche Landrücken tritt mit ziemlich hohem
Abfall von Norden her an das Thal der Netze heran, während der
schlesisch-polnische Landrücken aus Schlesien einige Höhenzüge nach
dem südlichen Teile der Provinz hineinsendet, unter denen der in
der südöstlichen Spitze (Kreis Schildberg) bis über 200 m ansteigt.
Der innere Teil der Provinz ist eine Ebene von durchschnittlich
80 bis 120 m Höhe. Sie wird von dem Flnßlaufe der Warthe,
Netze und Obra in einer tieferen Einsenkung durchzogen. Die
Wasserscheide zwischen der Oder (Netze) und der Weichsel bildet
1*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
— 4 —
ein niedriger Landrücken, der von den Krakauer Höhen ausgeht
und schon auf russischem Gebiete die Wasserläufe dieser beiden Ströme
trennt. An der westpreußischen Grenze tritt er als eine bewaldete
Sandhügelreihe in die Provinz über, geht hier nördlich an Argenau
vorüber, dann fast gleichlaufend mit der Netze und verliert sich zuletzt in
dem pommernschen Landrücken. Der höchste Punkt dieser Hügelkette
erreicht indes bei dem nördlich von Bromberg gelegenen Bahnhof
Klarheim kaum 100m, während ein das rechte Wartheufer begleiten-
der Höhenzug in dem Annaberge bei Owinsk (nördlich von Posen)
bis gegen 330 m ansteigt.
Bewässerung.
Die Provinz Posen ist reich an fließenden und stehenden Ge-
wässern. Alles fließende Wasser wird teils durch die Oder, teils
durch die Weichsel der Ostsee zugeführt.
A. Zum Stromgebiete der Oder, die auf dem Liesel-
berge in Mähren entspringt, in nordwestlicher Richtung die Provinzen
Schlesien, Brandenburg und Pommern durchfließt, bei Stettin
in das Stettiner Haff und aus diesem in drei Armen, der Peene,
Swine und Divenow, in die Ostsee sich ergießt, gehören:
1) Die Warthe, der bedeutendste Nebenfluß der Oder und
zugleich auch der Hauptfluß der Provinz. Sie entspringt in zwei
Quellflüssen. Der eine derselben, die eigentliche Warthe, kommt von
dem nördlichen Abhänge der Krakauer Höhen und vereinigt sich bei
dem Dorfe Kilow mit der Lißwarthe, die von den Tarnowitzer Höhen
kommt. Der vereinigte Fluß fließt in mehrfachen Krümmungen bei
Czenstochau vorüber und dann in nördlicher Richtung bis Kolo;
von hier aus wendet er sich westwärts und tritt bei Empfang der
Prosna, unterhalb der russischen Stadt Peisern, in die Provinz
ein. Hier setzt er zunächst seinen westlich gerichteten Lauf bis
Schrimm fort, geht dann, nach Nordwesten abbiegend, über Posen
nach Obornik, worauf er wiederum einen nach Westen gerichteten
Lauf annimmt; nachdem er sich von Schwerin ab wiederum nord-
wärts wendet, tritt er in die Provinz Brandenburg ein, nimmt bei
Zantoch die Netze auf, fließt in der Richtung der letzteren weiter
und mündet bei Küstrin in die Oder, der er an Wasserfülle fast
gleichkommt. Der Lauf der Warthe beträgt 712 km, wovon 370 km,
also mehr als die Hälfte, zu preußischem Gebiete gehören. Die
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
— 5 —
Warthe fließt fast durchgehends zwischen flachen Ufern und bildet
zwischen Landsberg und Küstrin das sogenannte Warthebruch. Von
Konin ab ist sie schiffbar; der Haupt-Schiffsverkehr auf ihr aber
erstreckt sich nur bis Posen. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse inner-
halb der Provinz sind:
a. rechts:
aa. Die Welna. Sie entspringt zwischen Gnesen und Tremesfen,
bildet auf ihrem Laufe mehrere Seen, fließt an Wongrowitz
und Rogasen vorüber und mündet bei Oboruik in die Warthe.
Auf eine kurze Strecke ist sie flößbar.
dd. Die Netze. Sie entsteht aus zwei Quellflüssen, der Netze
und Montwy, die sich in dem langgestreckten Trlongsee ver-
einigen. Der eine der beiden Quellflüsse kommt aus dem
Skorschentschinersee, der andre ist der Abfluß des Goplosees.
Bei der Stadt Pakosch tritt der vereinigte Fluß (die Netze)
aus dem Trlongsee und fließt zwischen niedrigen, sumpfigen
Ufern in nördlicher Hauptrichtung bis Nakel; von hier aus
nimmt er eine westliche Hauptrichtung an, fließt an den
Städten Usch, Czarnikau und Filehne vorüber, tritt bei Em-
pfang der Drage in die Neumark ein und mündet bei dem
schon genannten Dorfe Zantoch in die Warthe. Die Netze
ist schon seit länger als 100 Jahren bis Nakel schiffbar ge-
macht worden; in neuerer Zeit kann sie auch, indem man
ihr Bett auf künstliche Weise vertiefte und die Ufer eindeichte,
auf ihrem oberen Laufe bis zum Goplosee befahren werden.
Ihr fließen vom pommernschen Landrücken zu:
«. Die Küddow, welche dem Vilmsee bei Neu-Stettiu ent-
fließt und der Stadt Usch gegenüber mündet;
ß. Die Drage, welche aus dem Drazigsee bei Tempelburg
in Pommern kommt, auf ihrem südlichen Laufe drei Meilen
weit die Grenze zwischen der Provinz Posen und Branden-
bürg bildet und unterhalb des Bahnhofes Kreuz in die
Netze mündet.
d. links:
aa. Die Prosna. Sie entspringt im Kreise Rosenberg in
Oberschlesien und bildet von ihrem Eintritt in die Provinz
ab mit Ausnahme einer kurzen Strecke bei Kalisch, wo das
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
— 6 —
russische Gebiet über das linke Ufer derselben hinaustritt, die
Grenze gegen Rußland; ihre Mündung liegt da, wo die
Warthe in die Provinz eintritt,
dd. Die Obra. Ihre Quelle liegt nördlich von Koschmin.
Nachdem sie an Kriewen und Kosten vorbeigeflossen, bildet
sie das 82 km lange und durchschnittlich 8 km breite Obra-
bruch, welches nach früheren vergeblichen Versuchen vom
Jahre 1356 bis 1860 entwässert und fruchtbar gemacht
worden ist. Von Kiebel aus, wo das Wasser des Bruches
dem ursprünglichen Flußlaufe zugeführt wird, fließt die Obra
an Kopnitz, Bentschen, Tirschtiegel, Meseritz und Blesen
vorüber und mündet bei Schwerin in die Warthe. Bei
Meseritz fließt ihr der von Paradies kommende Jordan, auch
Paklitz genannt, zu.
2) Die Bartsch. Sie entspringt auf dem Höhenzuge, den
der schlesische Landrücken nach der Provinz entsendet, südlich von
Ostrowo, fließt an Schildberg vorüber und tritt bald in die Provinz
Schlesien ein, wo sie als ein Wasser- und fischreicher Nebenfluß der
Oder oberhalb Glogau mündet. Ihre Zuflüsse sind:
a. Die Orla, welche südlich von Koschmin entspringt und bei
Herrnstadt mündet, und
b. Der Land graben, welcher zwischen Gostyn und Kröben ent-
springt und sich unterhalb Reisen in den polnischen und schle-
fischen Landgraben teilt, von denen jener fast bis zur Mündung
in die Bartsch die Grenze zwischen Posen und Schlesien bildet.
3. Die Faule Obra. Sie kommt unter dem Namen „Bohlen-
flnß" aus dem Kreise Meseritz (Waldbach bei Brätz), erhält als
erste Verstärkung das Schwiebuser Wasser, fließt an Bomst vorüber
und zeigt vor der Mündung einen unentschiedenen Lauf. Durch
einen Kanal, der bei Kopnitz beginnt, wird ihr ein Teil des Ab-
zugswaffers des Obrabruches zugeführt. Sie fließt bei Tfchicherzig
in die Oder.
B. Die Weichsel gehört nur auf eine kurze Strecke der
Provinz an, und zwar dort, wo sie die Kreise Jnowrazlaw und
Bromberg von den westpreußischen Kreisen Thorn und Kulm trennt.
Sie entspringt aus der nördlichen Abdachung der Beskiden, durch-
fließt, nachdem sie auf einer kurzen Strecke die Grenze zwischen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
— 7 —
Schlesien und österreichischem Gebiete gebildet hat, in einem weiten,
gegen Westen geöffneten Bogen Russisch-Polen und tritt oberhalb
Thorn in preußisches Gebiet. Hier hat sie zunächst bis zum
Eintritt der Brahe einen nordwestlichen, dann einen nordöstlichen
Lauf, durchbricht den preußisch-pommernschen Landrücken und teilt
sich 50 km vor ihrer Mündung in zwei Arme, die Weichsel und
Nogat. Die letztere geht nach Nordosten und ergießt sich in
das Frische Haff; der Hauptstrom der Weichsel hingegen fließt
nordwärts an Dirschan vorüber und mündet durch einen neuen
Durchstich bei Schiewenhorst in die Danziger Bucht. Die Weichsel
empfängt aus der Provinz Posen die durch die Kanalverbindung
wichtige
Brahe. Ihr Ursprung liegt bei dem Dorfe Altbrahe an der
westpreußisch-pommernschen Grenze. Sie durchfließt die großen
Waldungen der Tucheler Heide und tritt dort, wo sie das
Zempelbnrger Wasser aufnimmt, in die Provinz Posen ein.
Hier fließt sie, von hohen Uferrändern begleitet, in südlicher
Richtung an Krone vorüber bis Bromberg, wendet sich plötzlich
nach Osten und mündet bei Fordon in die Weichsel. Sie hat
ein bedeutendes Gefälle und daher auch einen raschen Laus, treibt
zahlreiche Mühlen und wird im oberen Laufe zur Flößerei benutzt.
Von Bromberg aus bis zur Mündung ist sie im Jahre 1772
schiffbar gemacht worden.
Die Provinz enthält viele Hunderte von Seen, die teils
einzeln, teils in Gruppen beisammen liegen. Der größte von ihnen
ist der rund 30 km lange und durchschnittlich 3 km breite Goplo-
see, dessen südliches Ende in russisches Gebiet hineinragt. Am
linken Ufer seines nördlichen Ausgangs liegt das Städtchen Krusch-
witz (Sage vom Mäuseturm). Andre größere Seen sind der
Trlongsee bei Pakosch, der Powidzer, der Skorschentschiner, der
Bentschener See u. v. a.
Unter den künstlichen Wasserstraßen verdient der Bromberger
oder Brahe-Netze-Kanal erwähnt zu werden, welcher durch Friedrich
den Großen im Jahre 1773 angelegt wurde; derselbe verbindet
die Brahe mit der Netze unmittelbar und die Weichsel mit der
öder mittelbar. Er ist 27 km lang und sührt von Bromberg bis
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
— 8 —
Nakel, indem er die Wasserscheide zwischen dem Gebiete der Weichsel
und Oder bei Bromberg durchschneidet. Da aber der Wasserspiegel
der Netze bei Nakel gegen 20 vi höher liegt als der der Brahe bei
Bromberg, mußten eine Anzahl Schleusen (10) gebaut werden, der-
mittelst welcher die Schiffe und Flöße auf- und abwärts steigen
können. In die aus Mauerwerk hergestellten Schleusen führen je
zwei Thore, und zwar das eine nach der höher gelegenen und das
andre nach der tiefer gelegenen Strecke des Kanals. Ein bei Rohr-
bruch aus der Netze abgeleiteter Speisekanal versieht die Schleusen
mit dem nötigen Wasser.
Eine zweite Kanalverbindung ist im Jahre 1885 zwischen dem
Trlongsee und dem südlich davon gelegenen Bronislawer See her-
gestellt worden, wodurch letzterer in den Bereich der öffentlichen
Wasserstraßen getreten ist.
Die Obrakanäle dienen nur zur Trockenlegung des Obrabruches.
Das Wasser des letzteren wird teilweise dem ursprünglichen Fluß-
laufe der Obra, teilweise der Warthe bei Moschin direkt zugeführt.
Durch diese Entwässerungsweise des Obrabruches sind große Flächen
fruchtbaren Acker- und Wiesenlandes gewonnen worden. Auch andre
Bruchländer der Provinz sind durch Abzugskanäle fruchtbar gemacht
worden, so das Netzebruch, welches sich von Nakel bis Filehne er-
streckt, das Bachorzebruch bei Kruschwitz und das Parchaniebruch,
südlich von Argenau. Das Wasser des letzteren wird zur Weichsel
abgeleitet.
Klima.
Das Klima der Provinz Posen ist im allgemeinen ein ge-
mäßigtes, d. h. die Provinz liegt in einem Erdgürtel, auf welchem
die vier Jahreszeiten regelmäßig miteinander abwechseln, und in
welchem die Niederschläge aus der Luft bald Regen, bald Schnee
sind. Es gleicht dem Klima des ganzen nördlichen Deutschlands.
Die Witterung ist veränderlich und die Luft gesund. Südost- und
Nordwestwinde sind vorherrschend; erstere bringen im Sommer
Regen, im Winter Schnee, letztere im Sommer Trockenheit, im
Winter eine schneidende Kälte.
Bodenbeschaffenheit.
Die Bodenbeschaffenheit der Provinz ist eine sehr mannigfaltige.
Es wechselt oft fruchtbarer Lehm- und Thonboden in rascher Folge
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
— 10 —
der Anbau von Gemüse wird von Jahr zu Jahr allgemeiner.
Ebenso erfreulich ist der Fortschritt, welchen die Landwirtschaft im
Anbau der Futterkräuter gemacht hat. Weinbau wird seit langer
Zeit in der Gegend von Bomst und Wollstein getrieben.
Fast der fünfte Teil der Provinz ist mit Wald bedeckt. Die
größten Waldungen finden sich um die Brahe, südlich von der
Netze, zwischen der Warthe und Netze und in den Kreisen Birn-
bäum, Meseritz, Schildberg und Kempen. Es sind dies meist
Kiefernwaldungen; Laubwälder sind nur in geringer Zahl und Aus-
dehnung vorhanden. In Bezug auf die wildwachsende Pflanzenwelt
weist unsre Provinz nichts Eigentümliches auf.
Aus dem Tierreich kommen die gewöhnlichen Haustiere vor:
Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen. Pferde und Rinder
sind durch Einführung besserer Rassen aus anderen Gegenden ver-
edelt worden. Zur Pflege der Pferdezucht besteht das königliche
Landgestüt zu Zirke. Schönes Rindvieh giebt es namentlich in der
Netzeniederung. Die Schase liefern eine sehr gesuchte Wolle, die
sich durch ihre Feinheit auszeichnet. Schweine werden in großer
Menge gezüchtet, und sie werden in Mengen von hier nach den
Provinzen Schlesien und Brandenburg ausgeführt. Federvieh und
Wildbret gibt es in übermäßiger Zahl. Sehr ergiebig ist die
Fischerei in den Flüssen und Seen; außer den gewöhnlichen Fischen
werden Lachse, Aale und zuweilen auch Störe in der Warthe,
Netze und Brahe gefangen; in einzelnen Seen ist der Zander und
die Maräne einheimisch. Auch die Bienenzucht ist nicht unbedeutend,
obgleich der gewonnene Honig noch lange nicht für die einheimischen
Bedürfnisse ausreicht.
Das Mineralreich liefert im Verhältnis zu anderen Provinzen
geringe Erzeugnisse. Metalle werden mit Ausnahme von kaum
nennenswerten Mengen von Thoneisenstein und Raseneisenerz, deren
hüttenmännische Verarbeitung sich nicht lohnt, gar nicht gefunden.
Ein großes Steinsalzlager befindet sich bei Jnowrazlaw. Gips
wird bei Jnowrazlaw und dem Dorfe Wapno in der Nähe von
Exin gefunden. Das letztere Lager ist durch einen Tagbau in einer
Ausdehnung von ungefähr 15 ha aufgedeckt. Der gewonnene Gips
findet teils in rohem Zustande für landwirtschaftliche Zwecke Ver-
Wendung, teils wird er in eigens dazu hergestellten Öfen gebrannt.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 15 —
nach Posen. Ihre Länge beträgt 200 lim, wovon 170 km
auf unsre Provinz fallen.
3) Öls-Gnesen; sie führt von Öls über Zdnny. Krotoschin,
Koschmin. Jarotschin (hier kreuzt die vorhergenannte Strecke).
Wreschen nach Gnesen und ist 160 km lang; 105 km dieser
Strecke liegen in der Provinz.
4) Öls-Wilhelmsbrück. Sie durchschneidet nur den südlichsten
Zipfel der Provinz in östlicher Richtung und geht über Kempen
nach Wilhelmsbrück (Podzamcze), gegenüber der russischen Stadt
Wieruszow. in einer Länge von 28 km.
Im Bereiche der Eisenbahndirektion Bromberg liegen die
Eisenbahnstrecken:
1) Schneidemühl-Thorn. Sie ist 137 km lang, zweigt sich
bei Schneidemühl in östlicher Richtung von der sog. Ostbahn
ab und geht über Nakel und Bromberg nach Thorn; in ihrer
Verlängerung führt sie durch die Provinzen West- und Ost-
Preußen bis nach Jnsterburg. Ihre Abzweigungen in der
Provinz sind:
a. Bromberg-Dirschau. Sie geht in nördlicher Richtung
von Bromberg aus und liegt nur mit einer Ausdehnung von
26 km in der Provinz; hinter der Station Klarheim tritt
sie in die Provinz Westprenßen ein.
d. Bromberg-Fordon, 12 km lang.
2) Posen-Thorn. Sie geht. 141 km lang, über Gnesen. Jno-
wrazlaw nach Thorn. Zweigstrecken dieser Linien sind:
a. Jnowrazlaw-Bromberg; 46 km lang;
b. Jnowrazlaw-Rogasen; 96 km lang;
c. Jno wrazlaw-Montwy-Kr uschwitz und
(1. Gnesen-Nakel. 75 km lang.
3) Posen-Neu-Stettin. Sie ist 166 km lang und führt über
Obornrk. Rogasen. Kolmar und Schneidemühl nach Nen-Stettin
in Pommern.
4) Posen-Strzalkowo. Sie geht in einer Länge von 67 km
über Schwersenz. Kostrzyn, Nekla und Wreschen (hier kreuzt die
Linie Öls-Gnesen) nach Strzalkowo. gegenüber der russischen
Grenzstadt Slupce.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
— 27 —
findet sich der Feldaltar Johann Sobieskis, den er nach seinem
Zuge nach Wien der Stadt schenkte. — Pinne, kleines Ackerstädt-
chen mit 2600 Einw. — Wronke, an der Warthe, 4400 Einw.
— Obersitzko, 1600 Einw. — Scharfenort, 1000 Einw.
28) Kreis Obornik. 112 500 ha, 48 756 Einw.
Obornik, am Einflüsse der Welna in die Warthe, 3100 Einw.;
Privat-Jrrenheilanstalt; in der Nähe große Ziegelbrennereien. —
Rogasen, 5000 Einw., an der Welna, hat ein königl. Gymna-
sinm und eine königl. Präparandenanstalt, bedeutende Jahrmärkte.
— Murowaua-Goslin, 1500 Einwohner, bedeutende Schweine-
märkte. — Ritschenwalde, 1000 Einw., liegt in der Nähe des
Konezabruches.
Ii. Regierungsbezirk Bromberg.
1) Stadtkreis Bromberg.
Bromberg, die Hauptstadt des gleichnamigen Regiernngs-
bezirks, hat 46 417 Einw., ist der Sitz der königl. Regierung,
einer Eisenbahndirektion, liegt auf einer Anhöhe an der Brahe,
in welche hier der Bromberger Kanal mündet, und im Knotenpunkt
mehrerer Eisenbahnen. In Bromberg befindet sich ein Landgericht,
ein königl. Gymnasium und evangelisches Schullehrerseminar mit
Präparandenanstalt, ein städtisches Realgymnasium, eine provinzial-
ständische Taubstummen- und Blindenanstalt und mehrere höhere
Töchterschulen. Von den 4 Kirchen sind 2 katholisch und 2 evan-
gelisch. Auf dem Markte steht das Denkmal Friedrichs des Großen,
von „den dankbaren Bewohnern des Netzegaues" 1862 errichtet.
Die Stadt hat eine schöne Lage; unter den herrlichen Spazier-
gängen ist die schattige, längs des Kanals sich hinziehende Allee
besonders hervorzuheben. Die gewerbliche und industrielle Thätig-
keit Brombergs erstreckt sich hauptsächlich auf Maschinenbau, Betrieb
von Schneide- und Mahlmühlen (unter letzteren die großartigen
Anlagen der königl. Seehandlung), Gerberei, Bier-, Essig- und
Stärkefabrikation ?e. Bedeutender noch ist die Schiffahrt und der
Handel mit Getreide, Mehl, Wolle, Leder und Holz, der durch
die Brahe, den Kanal und die Eisenbahnen wesentlich gefördert
wird. Bromberg war im Mittelalter schon eine bedeutende Stadt
und durch seinen Getreidehandel berühmt. Die Pest im Jahre 1701
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Sobieskis Johann Pinne Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Wien Obornik Welna Welna Bromberg Bromberg Bromberg Bromberg
— 28 —
bis 1711 und die polnische Herrschaft brachten die Stadt so
herunter, daß sie kaum 700 Einw. zählte und einem Trümmer-
Haufen glich, als sie 1772 unter preußische Herrschaft kam. Seit
dieser Zeit ist Bromberg immer mehr und mehr zur Blüte ge-
kommen und gegenwärtig zu einer volkreichen Stadt herangewachsen.
2) Landkreis Bromberg. 149 580 lia, 77 648 Einw.
Krone a. d. Br., 3900 Einw., ist von Sandhügeln um-
geben. Über die Brahe, die flößbar gemacht ist und hier eine
Flößenschleuse mit Trommelwehranlage hat, führen mehrere Brücken;
viele Bewohner beschäftigen sich mit Töpferei. In der Vorstadt
Cronthal befindet sich in dem früheren Cistercienserkloster eine
Strafanstalt für männliche Strafgefangene. — Fordon, mit
2300 Einw., worunter viele Juden, an der Weichsel, treibt leb-
haften Handel; hier eine Strafanstalt für weibliche Strafgefangene.
— Schulitz, mit 2400 Einw., liegt an der Weichsel und an der
Bromberg-Thorner Bahn.
3) Kreis Wirsitz. 118125 lia, 00369 Einw.
Wirsitz, an der sog. Ostbahn, ein kleines Ackerstädtchen mit
1600 Einw. — Nakel, an der schiffbaren Netze und dem Aus-
gangspunkte des Bromberger Kanals, hat 7400 Einw., die recht
lebhaften Handel mit Getreide, Mehl, Holz und Brettern treiben;
hier eine Zuckerfabrik. Ehemals war Nakel eine starke Festung,
um deren Besitz Pommern und Polen bis zum 15. Jahrhundert
miteinander stritten. Die Stadt besitzt ein königl. Gymnasium. —
Lobsens, an dem gleichnamigen Wasser, mit 2300 Einw., hat
Brettschneide- und Mahlmühlen. In der nächsten Nähe liegt in
einem kleinen, aber schönen Eichenwalde das ehemalige Bernhardiner-
kloster Gorka, zu dessen Kirche jetzt noch gewallfahrtet wird. —
Mrotfchen, unfern der Rakitka, mit 2000 Einw., hat Ziegeleien,
Maschinen- und Wagenfabrikation, Wiffek mit 1100 Einw. und
Fried he im mit 1000 Einw. sind Ackerstädtchen.
4) Kreis Kolmar. 112 500 ha, 63318 Einw.
Kolmar, an einem kleinen Znfluffe der Netze, hat 3600
Einw.; früher blühte hier das Tuchgewerbe. Schneidemühl, an
der von hier ab schiffbaren Küddow, 17 000 Einw., mit einem
Landgericht, einem königl. Gynmasium, einer provinzialständischen
Taubstummenanstalt, Maschinenbauanstalt, Dampfknochenmehl- und
tjeoro-€ck ert-ln»tffrf
Ktf international®
Schutbucht orschun#
brnanscfiweic
Äehulbuehdibliotherf
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]