Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Wie prangt im grünen Lindenkranz,
Der schönen Hauptstadt alter Glanz!
Da zog nach dreißigjähr'gem Strauß
Die Taube wit dem Oelzweig aus
Vom Rathausgiebel hoch ins Blau
Durch Deutschland über Berg und Au.
O Münsterland, Westsalenland,
Ich grüße dich, mein Heimatland!
Westfalenvolk, du frei Geschlecht,
Ihr starken Männer, schlicht und echt,
Ihr milden Frauen, treu und zart,
Die ihr bewahrt die deutsche Art
Auf roter Erde weitem Rund,
Ich grüß' euch all' aus Herzensgrund.
Tu trautes Land, Westfalenland,
O schirm dich Gott, mein Heimatland!
Joseph W o r m st a l l.
3. Der Name „Westfalen".
Nachdem im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die
Sachsen aus der cimbrischen Halbinsel aufgebrochen waren und
sich nach Süden, andere germanische Stämme besiegend und mit
ihnen sich vereinigend ausgebreitet hatten, finden wir bei ihnen
seit etwa 800 n. Chr. 4 je nach den Wohnsitzen benannte Gruppen:
die Nordelbinger, nördlich von der Elbe, die Ostfalen östlich von der
Leine nach der Elbe zu, die Engern, Anger- oder Wiesenbewohner
in einem breiten Striche an beiden Ufern der Weser, die Westfalen
zwischen Weser und Niederrhein. Falen wird gar verschieden er-
klärt. Einige denken an Falen = Fohlen, dem springenden Pferde
in des alten Herzogs Wittekinds Wappen und in dem des Herzog-
tums Vraunschweig. Andere leiten von Vandalen ab, nehmen Be-
zug auf den Grenzpfahl, oder bringen es mit dem fahlen — blonden
Haaren, die jetzt noch fo häufig bei den Bewohnern sich finden,
oder mit Phol — dem Lichtgotte Baldnr in Verbindung. Die
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Extrahierte Personennamen: Joseph_W
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westsalenland Westfalenland Sachsen Westfalen Niederrhein
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 21 —
Teutoburger Walde, unweit Tecklenburgs. Von Greven aus gelangt
die Ems über Emsdetten nach Rheine. Sie gilt eigentlich schon
von Greven aus für schiffbar, wird aber selten von großen Kähnen,
sogenannten Pünten, von dort schon befahren; von Rheine ab sieht
man diese häufiger. Unterhalb Rheine verläßt die Ems Westfalen und
tritt in die Provinz Hannover ein.
Wenn schon ihr Laus in Westfalen kein schneller ist und ihre
Ufer wenig Schönes aufweisen können, so ist das in Hannover
noch weniger der Fall. Zu beiden Seiten liegen große Torfmoore,
die den Bewohnern nicht nur Torf zum Brennen, sondern mittels
der Versenuug auch Ackerboden liefern müssen. Oberhalb der
Stadt Lingen bei Ellbergen vereinigt sich die Jbbenbürener Aa, die
in der Nähe von Tecklenburg entspringt, nebst ihrem Zuflüsse,
der Hopstener Aa, die vom Nordrande der Schafberge kommt, mit
der Ems. Über Lingen fließt die Ems nach Meppen, wo sie die
Hase aufnimmt. Tiefe kommt von der Nordseite des Teutoburger
Waldes, aus derselben Quelle, der die Else, der Nebenfluß der
Werre im Wesergebiete, entstammt. An der Haase liegt die große
und schöne Stadt Osnabrück. Von Meppen ab wird der Lauf
der Ems zwar immer langsamer, aber ihr Bett auch immer breiter
und tiefer, so daß sie größere Schiffe tragen kann. Das ist wichtig
für den Handel der beiden Städte Papenburg und Leer, die weiter
abwärts an der Ems liegen. Bei Leer, wo am rechten Ufer die
Leda mündet, können die Seeschiffe bis an die Stadt fahren und
ihre Waren vor den Fenstern der Handelshäuser ausladen. Weiter
nördlich geht die Ems durch den Dollart in die Nordsee. Nahe
am Dollart liegt die alte Handelsstadt Emden, die durch einen
Kanal mit ihm verbunden ist. Wo jetzt sich der Tollart befindet,
da war früher fruchtbares Land mit vielen Ortschaften. Vor 600
Jahren brach die Nordsee da herein und setzte die ganze Gegend
unter Wasser. Hier liegt das Land überall so niedrig, daß man
es durch große Dämme gegen das Meer schützen muß.
Die Ems hat in den letzten Jahren für Westfalen dadurch eine
größere Bedeutung gewonnen, daß ihr unterer, schiffbarer Lauf
durch einen Kanal mit dem Kohlenbezirke Westfalens verbunden
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 92 —
Augen und etue firme Faust; aber ein Schreiner braucht mehr.
Ich habe mich einmal vom Hochmut verleiten lassen und wollte,
wie Ihr es nennt, einen richtigen Schrank zuwege bringen, weil
mir Hobel und Meißel und Reißschiene auch bei dem Zimmergewerk
durch die Hände gegangen waren. Ich maß und zeichnete und
schnitt die Hölzer zu; auf Fuß und Zoll hatte ich alles abgepaßt;
aber als es nun an das Zusammenfügen und Leimen gehen sollte,
war alles verkehrt. Tie Wände standen windschief und klafften,
die Klappe vorn war zu groß und die Kasten für die Offnungen
zu klein. Ihr könnt das Machwerk noch sehen; ich habe es auf
der Flur stehen lassen, mich vor Versuchung künftig zu wahren; denn
es thut dem Menschen immer gut, wenn er eine Erinnerung an
seine Schwachheit vor Augen hat."
In diesem Augenblicke ließ sich ein lustiges Wiehern aus dem
Pferdestalle gegenüber vernehmen. Der Pferdehändler räusperte sich,
schlug sich Feuer an, blies dem Receptor eine starke Dampswolke in
das Gesicht, sah sehnsüchtig nach dem Stalle und dann gedankenvoll
vor sich nieder. Hieraus nahm er den lackierten Hut vom Kopse,
strich mit dem Arme über die Stirn und sagte: „Noch immer eine
schwüle Witterung." — Dann schnallte er seine lederne Geldkatze
vom Leibe, warf sie mit Getöse auf den Tisch, daß der Inhalt klang
und klirrte, lösete die Riemen und zählte zwanzig blanke Gold-
stücke hin, bei deren Anblick die Augen des Receptors zu funkeln
anfingen, nach denen aber der alte Hofschulze gar nicht hinsah.
„Hier ist das Geld !" ries der Pferdehändler, die Faust geballt
auf den Tisch stemmend, „krieg' ich den Braunen dasür? Er ist
nicht einen Heller mehr wert!"
„Dann behaltet Euer Geld, damit Ihr nicht zu Schaden
kommt!" versetzte der Hofschulze kaltblütig. „Sechsundzwanzig, wie
ich gesagt habe, und keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun
die Jahre her, Herr Marx, und solltet daher wissen, daß das Tingen
und Feilschen bei mir nichts verschlägt, weil ich nie von meiner
Sprache abgehe. Ich begehre, was mir eine Sache wert ist, und
schlage niemals vor, und so könnte kommen, wer da wollte, er
kriegte den Braunen nicht unter sechsundzwanzig."
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 127 —
Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte
der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor-
haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich
müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben."
So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte
sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der
Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog
Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich
Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich
in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu
rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer
seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen
sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn
dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine
Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun-
schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen
ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern
verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei-
gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide,
die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben.
Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über
sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte
einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn
aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd
gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's
im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen-
grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf
von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf-
genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich
nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein
Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge.
Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in
ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah
er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu
seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Friedrich Friedrich Otto_von_Minden Otto Otto Hoya
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 128 —
der Braunschweiger und zog den Waffenrock eines gefallenen
Soldaten an, griff dann einige der auf dem Felde herumirrmdeni
Pferde auf und verfolgte so die Spur der Wächter seines Herrn und
befreite denselben unter dem Vorwande, ihn nach Celle bringen
zu müssen.
Trefflich war ihm seine List gelungen. In dem Dorfe Dankersen
unweit Minden lebte Jürges Vater als ein schlichter Bauer mit
seinem zweiten Sohne Hans. Seine Frau war ihm vor wenigen
Jahren gestorben, und so hatte er eine Waise, namens Margaretha,
zu sich genommen, die ihm durch ihren Fleiß und ihr fröhliches
Wesen bald fo lieb wurde, als wäre sie seine eigene Tochter. Munter
verrichtete sie des Tags über die schwersten Arbeiten und des Abends
saß sie fleißig vor dem Spinnrad und sang dazu die traulichsten
Weisen. Wohl war Hans von ihrem lieblichen Wesen entzückt und
hätte sie gern zu seiner Haussrau erwählt, aber er wagte es nicht,
diesem trefflichen Mädchen seine Liebe zu gestehen. Ter Vater hatte
die erwachende Liebe seines Sohnes längst erkannt und sich vor-
genommen, die Sache der Liebenden ins Reine zu bringen. Doch
eine heimtückische Krankheit warf ihn aufs Lager und nach wenigen
Monaten betteten ihn Sohn und Pflegetochter zur ewigen Ruhe. —
Unl diese Zeit war es, als Jürge, von dem Bischof reich mit Land
beschenkt, in sein Heimatsdorf Dankersen zurückkehrte. Durch Krieg
und Schlachten war er ein rauher Mann geworden und trieb sich am
liebsten in den Wäldern umher.
Wohl hatte er Kunde von dem Tode des Vaters erhalten, aber
den Bruder noch nicht besucht, den er haßte, da dieser stets der
Lieblingssohn der Eltern gewesen. Einst, müde von den Anstren-
gungen der Jagd heimkehrend, vernahm er aus dem elterlichen Haus
eine volle, süße Stimme. Neugierig, wer die schöne Sängerin sei,
schlich er näher und erblickte Margaretha; sie stand am Herde und
bereitete Speise für seinen Bruder. Überwältigt von ihrer Anmut
und Schönheit trat er näher, stürzte ihr zu Füßen und flehte um
ihre Liebe. Aber zürnend wies sie ihn ob dieser Zudringlichkeit von
sich. Stumm gehorchte er, indem er hoffte, später sich ihre Liebe
zu erringen. Von nun an mied er die wüsten Zechgelage seiner
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Extrahierte Personennamen: Hans Margaretha Hans Margaretha
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 129 —
Genossen und schlich oft träumend am Hause des Bruders vorüber,
um die Holde erspähen zu können. Sein Groll gegen Hans wuchs
jedoch täglich, er beneidete ihn, daß er die Geliebte sprechen konnte,
und Rachepläne gegen den Bruder füllten sein Inneres. Endlich
wollte er Gewißheit haben, und eines Tages in Abwesenheit seines
Bruders harrte er auf sie, bis sie in den Garten trat; hier beschwur
er Margaretha aufs neue und beteuerte ihr seine aufrichtige Liebe,
aber vergebens; ängstlich stieß sie ihn von sich, floh in das Haus
und vor dem Kruzifixe des Herrn betete sie um Erlösung von der
Zudringlichkeit des wilden Jürgens.
Als am Abend Hans heimkehrte, fand er die Geliebte in
Thränen. Sie erzählte ihm alles und bat um seinen Schutz. Nun
beichtete Hans, wie er sie seit ihrem Eintritt in das elterliche Haus
geliebt habe, aber nicht gewagt, ihr seine Liebe zu gestehen, jetzt
wolle er sie zu seiner Gattin nehmen und vor allem behüten. Ein
Blick reiner Freude strahlte bei diesen Worten aus ihren Augen und
fest umschlungen hielten sich die so Gefundenen. Doch inmitten
dieses Glücks klirrte das Fenster, Wut in dem Antlitz schrie Jürge:
„Ha, Schändliche, um des Milchbarts willen hast du mich ab-
gewiesen?! Verderben über euch, und sollte es meine Seligkeit
kosten!" —
Hans verrichtete seine Arbeit jetzt mit einem Fleiß und einer
Fröhlichkeit, die Gretchen lange nicht an ihm bemerkt hatte. Jürge
suchte wieder die wilde Gesellschaft seiner Zechgenossen auf und
ergab sich ganz der wilden Gier. Beide Brüder vermieden sich
sorgfältig, denn anch Hans fürchtete den Jähzorn seines Bruders.
So rückte der Hochzeitsmorgeu für Hans und Grete heran,
Stattlich geschmückt standen die Leiterwagen vor der Thür, um das
Brautpaar zur Kirche zu geleiten, die Burschen und Mädchen des
Dorfes folgten als Brautjungfern und Brautknechte unter fröhlichem
Lachen, und jeder freute sich über das hübsche Paar, dem das ganze
Dorf viel Liebe schenkte. Kurz vor dem Eingang des Klosters er-
schallte eine Stimme aus dem Gebüsch: „Die Rache ist reif, zwei
Fliegen auf einen Schlag!" Die Burschen wollten den Frechen
packen; doch sahen sie niemand, nur das Brautpaar ahnte den
Schulze, Heimatskunde. 9
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Extrahierte Personennamen: Hans Margaretha Hans Hans Hans Jürge Hans Hans
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 130 —
Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung
vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens
Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen
der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn
der Neuvermählten scheuchten.
In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen
Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr
Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser
jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete
dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit
seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er
plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten
Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug-
schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh-
liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim
zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar
und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu
einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und
benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag
auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises
„Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde
des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem
Munde des andern.
Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten,
Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts
Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren
Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute
liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und
suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für
immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß
sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen
bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens
von den Nachbarn tot dort ausgefunden.
Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt
sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links
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Extrahierte Personennamen: Schmaus Hans Margaretha
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 59 —
Verabredung gemäß, um so den Berg besser umgehen zu können,
über die Weser und lagerten sich am Ufer des Flusses. Wie sie
sich nun aber unter einander besprachen, sürchteten sie, die Ehre
des Sieges möchte dem Theodorich allein zufallen, wenn er in der
Schlacht bei ihnen wäre, und beschlossen, ohne ihn mit den Sachsen
anzubinden, nahmen also die Waffen zur Hand und rückten, als
ib sie es nicht mit einem zur Schlacht geordneten Feinde zu thun,
fondern Fliehende zu verfolgen und Beute zu machen hätten, so
schnell als jeden sein Roß zu tragen vermochte, auf die Sachsen los,
die vor ihrem Lager in Schlachtreihe standen. So schlecht der An-
marsch, so schlecht war auch der Kampf selbst; sobald das Tressen
begann, wurden sie von den Sachsen umringt und sast bis ans
den letzten Mann niedergehauen. Die, welche davon kamen, flohen
nicht in das eigene Lager, von dem sie ausgezogen waren, sondern
in das Theodorichs, welches über dem Berg drüben lag. Der Verlust
der Franken war noch größer, als es der Zahl nach schien, denn die
zwei Sendboten Adalgis und Geilo, vier Grafen und von andern er-
lauchteu und vornehmen Männern bis zu zwanzig wurden getötet
außer den übrigen, welche ihnen gefolgt waren und lieber mit ihnen
sterben als sie überleben wollten."
Erbittert über diesen Verlust und die Treulosigkeit der Sachsen,
rückte noch in demselben Jahre 782 Karl selbst mit einem Heere
heran, durchzog Westfalen und En gern und zwang alle, die
den Aufstand betrieben hatten, mit Ausnahme Wittekinds, der
abermals entflohen war, setzte ein Kriegsgericht, an dem
neben fränkischen auch sächsische Große teilnahmen, über die
Rebellen ein und vollzog das Urteil der Enthauptung an 4509
Sachsen an einem einzigen Tage zu Fardi (Verden a. d. Aller, Regb.
Stade). Dieses Blutbad entstammte die Sachsen zu den größten
Anstrengungen. Wittekind eilte herbei und forderte alle Kämpfer
auf, um der Freiheit, um des Vaterlandes und um der Götter
willen noch einmal dem aisken (bösen) Schlächter Karl die
Stirn zu bieten; die Ostfalen und Engern rückten ihm zuerst ent-
gegen und trafen im Mai 783 bei Thiotmelli (Detmold) Karl.
Er lagerte sich am Teutoburger Walde, die Sachsen standen im
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Wittekinds Karl Karl
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 145 —
gestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl
brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich
auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Germanicns der übrigen
Reiterei, seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im
Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher
Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die
Flanken. Nach einem wild-verzweifelten Kampfe geriet die deutsche
Schlachtordnung in gräßliche Verwirrung. Die einen drängten von
der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie.
Ter Teil der Cherusker, der aus der Anhöhe mit Armin gehalten
hatte, wahrscheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herab-
gedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor.
Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten
auf seine frisch blutenden Wunden suchte er den Kampf zum Stehen
zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte
er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und
dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich
ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank
der Riesenkraft seines Armes und dem feurigen Ungestüm seines
Nosses. Mit dem Blute der Wunde bestrich er sich das Antlitz,
um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der
Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten
ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch
die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Wie auf Ver-
abredung öffneten sich ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen
ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot
auf dem Schlachtfeld. Von der letzten Stunde des Vormittags bis
zur Nacht hatte das Morden gedauert.
Tie Römer hatten einen glänzenden Sieg erfochten und mit
geringen Opfern. Auf der Walstatt errichteten sie einen hohen Erd-
Hügel, häuften auf diesen die erbeuteten Waffen zu einem Sieges-
zeichen und schrieben daran die Namen der in der Schlacht besiegten
Völker. Aber der Mut der Deutschen war trotz ihrer furchtbaren
Verluste nicht gebrochen. Wütende Scham erfüllte aller Herzen,
daß der heimische Boden das römische Siegesmal trug. Schon nach
Schulze, Heimatskunde. 1 n
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 65 —
Und bäumt die schlanken Vorderfüße
Und bringet seine besten Grüße.
Da sprach der Sachse: „Siehe da,
Das ist des Sachsenvolkes Bild!"
Der Franke reichet ihm die Hand.
„Das war ein Wort zu seiner Zeit!
Du sollst von sränkscher Großmut hören;
Dem Kampf der Völker will ich wehren.
Tu, denke dieser Stunde heut,
Ich bin der König Karl genannt."
Der Sachse reicht ihm auch die Hand.
„Hast sränk'sche Großmut du genannt,
So lern auch Sachsentreue kennen!
Ich will dir deinen Gastfreund nennen:
Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand,
Ich bin der Wittekind genannt."
Da rief der Karl: „Ja, treu und frei?
Das edle Roß, das ist dein Bild!
Nun soll der goldne Frieden tagen;
Tu sollst die Herzogskrone tragen;
Das weiße Roß, das führ im Schild,
Für ewig sei es treu und frei!"
Freiherr Max von Der.
Der Besuch Wittekinds bei Karl dem Großen.
Ehe der Friede zwischen Karl und den Sachsen geschlossen war,
sprach der tapfere Wittekind zu seinem Waffenbruder Albion: „Auf,
laßt uns gehen, wir wollen Karl in seiner Burg besuchen und sehen
seine Macht, denn er ist der höchste in seinem Lande!" Da zogen
die kühnen Helden hin, ein Bettlergewand verhüllte ihre starken
Glieder; sie wollten unerkannt sein und selber sehen und prüfen.
Furcht war nicht in ihren mutigen Herzen. Sie wanderten und
wanderten manchen Tag, und wo sie hinkamen, die Christen speisten
sie. Da fragten sie sich einander: „Sind das die Christen?" Sie
Schulze, Heimatskunde. g
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