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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 77

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 77 — feierte er unter dem Jubel der Bevölkerung sein 50jähriges Regierungsjubiläum. Am 1. Februar 1837 starb er im Alter von 80 Jahren zu Ludwigslust und wurde in der Kirche zu Doberan beigesetzt. Sein Andenken ist noch heute im mecklenburgischen Volke lebendig. 34. Paul Friedrich. 1837—1842. 1. Daul Friedrich als Thronerbe. — Paul Friedrich wurde am 15. September 1800 als Sohn des Erbprinzen Friedrich Ludwig und der Großfürstin H elene Paulowna, Tochter des Kaisers Paul von Rußland, geboren. Im Alter von drei Jahren verlor er seine Mutter; Friedrich Ludwig vermählte sich 1810 mit der Prinzessin Karoline Luise von Sachsen-Weimar und ging, als diese 1816 starb, nochmals eine Ehe ein mit der Prinzessin Auguste von Homburg. Beide Fürstinnen sorgten mütterlich für den jungen Fürsten, außerdem ließ sich sein vortrefflicher Vater die sorgfältige Überwachung der vorzüglichen Geistes- und Herzensbildung angelegen sein, welche Paul Friedrich empfing. Dieser vollendete 1814 — 1818 feine wissenschaftliche Ausbildung in Genf und bezog dann die Universitäten Jena und Rostock. Am "29. November 1819 riß ein hitziges Nervenfieber die Hoffnung des Landes, den Erbgroßherzog Friedrich Ludwig, dahin, und Paul Friedrich wurde unmittelbarer Thronfolger. Er vermählte sich am 25. Mai 1822 zu Berlin mit der Prinzessin Alexandrine, der zweiten Tochter des Königs Friedrich Wilhelm Iii. und der Königin Luise von Preußen. Das hohe Paar nahm feinen Aufenthalt in Ludwigslust, wo es ein zurückgezogenes, inniges Familienleben führte. Drei Kinder wurden in dieser Ehe geboren: Friedrich Franz am 28. Februar 1823, Luise am 17. Mai 1824 und Wilhelm am 5. März 1827. 2. Paul Friedrich als Regent. — Am 1. Februar 1837 wurde Paul Friedrich durch den Tod seines Großvaters aus den Thron berufen. Sofort verlegte er feine Residenz nach Schwerin und ließ die Stadt durch zahlreiche Bauten vergrößern und verschönern. Der Paulsdamm und die Paulsstadl verdanken ihm ihre Entstehung und verewigen seinen Namen. Er verbesserte die Rechtspflege, ließ 1839 die Landesstrasanstalt Dreibergen errichten und 1840 das Oberappellationsgericht von Parchim nach Rostock verlegen. 1840 begründete er auch die Taubstumm enan st alt zu

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 79

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 79 - das ganze Land um den geliebten Fürsten, und die dankbare Erinnerung an denselben l)cit jtd) biv auf den heutigen ~ag im Volke wach gehalten. Die hochverehrte Großherzogin Alexandrine überlebte ihren Gemahl um 50.Jahre. Sie starb am 21. April 1892. 35 Friedrich Franz Ii. 1842—1883, 1. Jugendzeit. — Friedrich Franz Ii. war am 28. Februar 1823 als Sohn' des Erbgroßherzogs Paul Friedrich und der Prinzessin Alexandrine von Preußen zu Ludwigslust geboren und verlebte hier seine erste Jugend. Frühzeitig trat ein reger Pflichteifer und eine ernste Willenskraft an ihm hervor. Als sein Vater 1837 den Thron bestieg, kam der junge Erbgroßherzognach Dresden in die Blochmannsche Erziehungsanstalt, das spätere Vitzthumsche Gymnasium. 1840 bezog er die Universität Bonn und besuchte hier auch die Vorlesungen von Ernst Moritz Arndt über die Germania des Taeitus. Mitten in seinen Studien tras rhn die Kunde von der schweren Erkrankung seines Vaters. Er kam eben noch rechtzeitig in Schwerin an, um die letzten Segenswünsche und Ratschläge des sterbenden Paul Friedrich zu empfangen. In dem jugendlichen Alter von 19 Jahren übernahm Friedrich Franz Ii. die Bürde der Regierung. 2. Regierungsantritt. — Der junge Fürst wollte, soweit irgend möglich, Land und Leute mit eigenen Augen kennen lernen. Er durchreiste Mecklenburg nach allen Richtungen, um mit seinen Beamten und Unterthanen persönlich bekannt zu werden. Unterstützt durch ein ausgezeichnetes Gedächtnis, vermochte er sich eines Menschen, den er schon einmal gesehen, leicht zu erinnern. Allen Gebieten wandte er seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu. Zu seiner weiteren Ausbildung unternahm er größere Reisen ins Ausland, welche ihm reiche Anregungen und Förderungen gewährten. 3. Die Kevolutionsjahre. — Die französische Februarrevolution 1848 schlug ihre Wellen auch nach Mecklenburg. Überall im Lande fanden stürmische Volksversammlungen statt, und traten Reformvereine ins Leben. Friedrich Franz war freudig bereit, an der Einigung Deutschlands unter Preußens Führung mitzuarbeiten und war auch von der Notwendigkeit einer Verbesserung der Landesversassung überzeugt. Ein vom Großherzog berufener außerordentlicher

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 80

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 80 — Landtag tagte vom 26. April bis 17. Mai 1848 und brachte etn Wahlgesetz für die neue Landesvertretung, A bge-orbnetenfammer genannt, zustande. Die am 31. Oktober 1848 zu Schwerin eröffnete Abgeordnetenkammer legte dem Großherzog einen Verfaffungsentrvurf vor, der von ihm trotz vreler Bedenken angenommen und am 10. Oktober 1849 als nunmehr gültiges Staatsgrundgefetz veröffentlicht wurde Dre neue Verfassung, welche in dem Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz und in der Ritterschaft ihre Hauptgegner hatte, wurde jedoch schon am 12, Septembe? 1850 durch den Freienwalder Schiedsspruch beseitigt. Die trüben Erfahrungen, welche diese unruhige Zeit dem Großherzog brachte, entmutigten ihn nicht, regten ihn vielmehr zu weiterem rüstigen Schaffen an. Er bestrebte sich alle Spuren der Aufregung zu verwischen, Zucht und Ordnung roteoer herzustellen. . 4. Kirche — j$me unermüdliche Thätigkeit entfaltete Friedrich Franz als Schirmherr und Ordner der Kirche. Als Organ für die Ausübung feiner oberbifchöflichen Macht fchuf er am 19. Dezember 1849 eine Behörde, den Oberkirchenrat. Sein früherer Lehrer, der nachherige Superintendent Kliefoth, war die Seele desselben und erwarb sich um die Hebung des kirchlichen Lebens in Mecklenburg die größten Verdienste. Der sromme und werkthätige Sinn des Großherzogs äußerte sich in zahlreichen Kirchenbauten. Unter ferner Regierung wurden 83 Kirchen erbaut und 113 einem völligen Umbau unterzogen. Die schönste von ihm erbaute Kirche ist die Paulskirche zu Schwerin. Auch viele milde Stiftungen und Wohlthätigkeitsanstalten verdanken ihm Begründung und Förderung, z. B. das Stift Bethlehem in Ludwigslust, das Rettungshaus in Gehlsdorf, der mecklenburgische Gotteskasten, das Anna-Hospital in Schwerin. 5. Schule. — Im gleichen Maße erfreute sich die Schule der Fürsorge des Großherzogs. Der Universität Rostock errichtete er ein prächtiges Gebäude; es wurde am 27. Januar 1870 eingeweiht. Er verdoppelte die Einnahmen der Hochschule, sorgte für ausreichende Lehrmittel, ließ eine Reihe Nebengebäude erbauen und brachte so die Landes-universität zu steigender Blüte. Ihrem dritten Gründer zu Ehren feiert die Universität alljährlich den 28. Februar. Den drei fürstlichen Gymnasien des Landes fügte er in

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 81

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 81 — Doberan ein neues hinzu und begründete die fürstlichen Realschulen (jetzt Realgymnasien) in Schwerin und Ludwigslust. Viele Städte verdanken der edlen Anregung des Groß-herzogs die Gründung und Hebung höherer Schulen. Das Volksschulwesen war dem Großherzog besonders teuer. Seine Lieblingsschöpfung war das Seminar zu Neukl oster, welches 1862 errichtet und vom Großherzog jährlich mindestens einmal besucht wurde. In Neukloster wurde 1864 eine Blindenanstalt und bei Schwerin 1867 eine Jdioten-anstalt errichtet. Oft besuchte der Großherzog die Schulen seines Landes und wohnte dem Unterrichte bei. 6. Kunst. — Von der Liebe des Großherzogs zur Kunst legen außer den zahlreichen Kirchen- und Schulbauten noch mele andere Bauschöpfungen ein beredtes Zeugnis ab. Das herrlichste Denkmal feines Kunstsinns setzte er sich in dem Neubau des Schweriner Schlosses, dessen Einweihung am -6. 9)2cti 18o7 stattfand. An dem 1882 eröffneten Museum fanden die von seinen Ahnen gesammelten Kunst-und Altertums schütze, welche er selbst ansehnlich vermehrte Ausstellung, rjn der 9jiusif suchte und fand der Großherzog reiche Erquickung. Die Feier des Gottesdienstes erhöhte er durch Gründung eines Schloßkirchenchors; außerdem schuf er eine Hofkapelle, welche die bedeutendsten Meisterwerke weltlicher und geistlicher, Tondichter in würdigster Weise aufzuführen vermochte. Uber den Neubau des am 16 April 1882 abgebrannten Hoftheaters traf er noch kurz vor feinem Tode eingehende Bestimmungen. , ©mirrbc und Landwirtschaft nahmen unter der Regierung Friedrich Franz Ii. lebhaften Aufschwung. Zahlreiche Eisenbahnen durchkreuzten das Land nach allen Richtungen. T"ukv-l0nmere-.I!l ~stn^e verpflichtete sich der Großherzoa die ländliche Bevölkerung. Durchdrungen von der hohen Wichtia-keit' den ein seßhafter Bauernstand für das Staatswohl deicht, führte Friedrich Franz Ii. im Jahre 1867 eine allgemeine Vererbpachtung sämtlicher Bauernstellen im Domanium uirch. Die mecklenburgischen Bauern, welche bis dahin Teilpächter gewesen _ und manchen Beschwerungen unterworfen '1hl^z jetzt Erbpächter und Eigentümer. In den Abständigen Landgemeinden fanden dann auch zahlreiche Budner und Häusler eine auskömmliche Existenz l?^ri n,' "ls F°ldh°rr. - Ebenso hell wie in den Werken des Friedens strahlte der Ruhm des Groß- Benjes, Grundriß.

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 90

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 90 - bei Wartenburg an der Elbe, bei Möckern und vor Paris. Bei Möckern erbeutete der Husar Timm einen Kaiseradler; es war der einzige, welcher im ganzen Feldzuge erobert wurde. d. Großherzog Karl. — Aus dem Wiener Kongreß wurde Mecklenburg - Strelitz zum Großherzogtum erhoben und erhielt eine Landentschädigung durch einen 10000 Einwohner umfassenden Distrikt im Saar-Departement, der 1819 jedoch für 1 Million Thaler an Preußen verkauft wurde. Großherzog Karl überlebte den Friedensschluß nicht lange. Am 6. November 1816 ging er im Alter von 75 Jahren zur ewigen Ruhe ein. 5. Georg. 1816—1860. — a) Georg als Thronerbe. — Georg war am 12. August 1779 in Hannover geboren und kam 1794 beim Regierungsantritt seines Vaters zum ersten Mal nach Mecklenburg. Er besuchte die Universitäten Rostock und Berlin und hielt sich dann längere Zeit in Italien aus, wo er wissenschaftlichen Studien lebte. Am Wiener Kongreß nahm er thätigen Anteil und wirkte hier zu Gunsten seines Hauses. b) Georg als Landesvater. — Wenn Georg auch außer Landes geboren war und bis dahin vielfach im Auslande gelebt hatte, so verstand er es doch trefflich, in der mecklenburgischen Volksseele zu lesen und ein landesväterliches Regiment zu sichren. Die tiese Friedenszeit, welche mit seinem Regierungsantritt anhob, ließ Handel und Verkehr aufblühen. Chaufseen wurden gebaut und die Wasserwege des Landes verbessert. Das Lehrerseminar verlegte Georg 1819 nach Mirorv; an der 1820 erfolgten Aufhebung der Leibeigenschaft hatte er wesentlichen Anteil. Er verschönerte die Residenz und erbaute die prächtige Schloßkirche. Als Freund der Künste unterhielt der Großherzog ein vorzügliches Theater und eine gute Kapelle, versammelte an seinem Hose auch oft berühmte Gelehrte und Künstler. c) Georgs Nachruhm. — Großherzog Georg starb im Alter von 81 Jahren und hinterließ allerorten Spuren seines landesväterlichen Wirkens. Einfach in seiner äußeren Erscheinung, bezeigte er für Arme und Bedrängte ein unerschöpfliches Wohlwollen. Weil unermüdlich thätig für des Landes Wohl und feines Volkes Glück, lebt er noch heute in dem Gedächtnis der Bevölkerung fort. Den Marktplatz zu Neustrelitz ziert fein ehernes Standbild.

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 54

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 54 — sein Augenmerk auf die geistige Hebung seines Volks durch die Schule. Als das vornehmste Kleinod des Landes schätzte er die Universität, die er aus tiefem Verfall zu neuer Blüte erhob, so daß er den Namen des zweiten Gründers derselben verdient. Johann Albrecht beabsichtigte, Melanchthon nach Rostock zu berufen; ihn ersetzte sein Schüler David Chyträus, dessen wissenschaftlicher Ruhm über die Grenzen des Landes leuchtete. Durch die Stiftung der fürstlichen Gymnasien zu Schwerin, Güstrow und Parchim ist Johann Albrecht der Schöpfer des höheren Schulwesens in Mecklenburg geworden. Oft kam er selbst in die Schule und prüfte die Kenntnisse der Schüler. 10. Johann Albrechts Gelehrsamkeit. — Mit nachhaltigem Ernst arbeitete Johann Albrecht an seiner eigenen Fortbildung. Ein Feind der trägen Ruhe und aller sinnlichen Genüsse, füllte er die freien Stunden mit wissenschaftlichen Beschäftigungen aus. Der Gelehrte Andreas Mylius aus Meißen regelte die Studien des Herzogs nach einem sorgsam ausgestellten Stundenplan Sogar im Reisewagen und aus der Jagd führte Johann Albrecht häufig Bücher mit sich. Mit besonderer Vorliebe beschäftigte er sich mit der Astronomie und ließ von Tileman Stella einen Himmelsglobus und die erste Karte von Mecklenburg anfertigen. 1\ Johann Albrechts Kunst- und Kauliebe. — Großen Gefallen fand Johann Albrecht an Gesang und Musik. So schuf er sich in Schwerin einen eignen Schloßchor. Die Baukunst erfuhr bedeutsame Förderung. Unter den zahlreichen Bauschöpsungen Johann Albrechts nimmt der 1553 und 1554 im Renaissancestil erbaute Fürstenhos in Wismar die erste Stelle ein; hier feierte er 1555 seine Hochzeit mit Anna Sophie von Preußen. Auch das Schweriner Schloß ließ er umbauen. Die mecklenburgische Renaissance, auch „Johann Albrecht-Stil" genannt, ist für zahlreiche Bauten der Gegenwart ein Vorbild geworden. Herzog Ulrich teilte die Bauliebe seines Bruders und ließ in den Jahren 1558—63 das Schloß in Güstrow, das jetzige Landarbeitshaus, aufführen. Beide Brüder ließen 1568 infolge von Streitigkeiten mit dem Kurfürsten von Brandenburg die „neue Elde" von Eldena bis Dömitz graben. Dagegen sind die weitgehenden, ans die wirtschaftliche Hebung des Landes gerichteten Pläne Johann Albrechts, der Bau einer Wasserstraße Dömitz Schwerin-

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 71

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 71 - Reiches Gottes konnte er sich nie genug thun. Seinem Vater znm Andenken benannte er das Jagdschloß Kleinow Ludwigslust und erbaute hier in den Jahren 1765 — 1770 im griechischen Tempelstil eine Kirche, über deren Portal er als redendes Zeugnis seiner Frömmigkeit die Worte setzte: „Jesu Christo, dem großen Erlöser der Sünder, ist dieser Tempel geweiht von dem großen erlösten Sünder Friedrich, von Gottes Gnaden Herzog von Mecklenburg." 4. Der Pietismus in Mecklenburg. — Friedrich der Fromme war dem Pietismus, welcher sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts allgemeinen Eingang in die evangelische Christenheit verschafft hatte, aus innerster Überzeugung zugethan. Der Pietismus legte weniger aus die Lehre und das Bekenntnis, als auf lebendigen Glauben und frommen Wandel Gewicht und erblickte das Heil der Seele in der Erneuerung des Herzens. Pietistische Prediger kamen in großer Zahl nach Mecklenburg und förderten die Entsaltung eines regen kirchlichen Lebens. Besonders war dies in der Gegend von Dargun der Fall. In Dargun hatte die pietistisch gesinnte Herzogin Auguste, eine Tochter Gustav Adolfs von Mecklenburg-Güstrow, ihren Wohnsitz. In dieser edlen Fraueugestalt erlebte das dem Aussterben verfallene Haus Mecklenburg-Güstrow eine schöne Nachblüte. Bekannt unter dem Namen der „Prinzessin von Dargun" rief Herzogin Auguste eine weitgehende geistliche Bewegung hervor, deren Spuren noch heute nicht ganz verwischt sind. Ihr Großneffe Friedrich war Erbe ihrer Gesinnung und brachte die von ihr ausgestreute Saat zur Reife. Er verordnete 1759 die Wiedereinführung der Konfirmation, welche außer Brauch gekommen war, und ließ 1764 das noch jetzt gültige Gesangbuch herausgeben. Um eine größere Heilighaltung der Sonn- und Festtage zu erzielen, schaffte Friedrich alle vermeintlich überflüfsigen kirchlichen Feiertage ab. Die Feier der drei hohen Feste wurde 1774 aus zwei Tage beschränkt; gestrichen wurden die Marien- und Aposteltage, sowie das Epiphaniassest am 6. Januar. Mit der Herrschast des Pietismus stand auch der Zwist im Zusammenhang, welcher zwischen dem Herzog und der Universität ausbrach. Die Rostocker Professoren waren der orthodoxen Richtung zugethan und verweigerten die Einführung eines neuen Professors, den Friedrich aus Halle, der Pflegstätte des Pietismus, berief. Da errichtete der Herzog 1760 zu Bützow eine neue

8. Kurzgefaßte Geschichte Mecklenburgs - S. 63

1904 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 63 — Oberkirchen rat und stellte an dessen Spitze seinen Lehrer Kliefoth, unter dessen Leitung der Rationalismus und die Aufklärung ganz verdrängt und das positive Luthertum befestigt wurde. Geradezu beispiellos war die kirchliche Bautätigkeit, welche der Großherzog eut-faltete; mehr als zweihundert Kirchen ließ er umbauen oder neu errichten, darunter die prachtvolle Pauls-Hrchc in Schwerin, durch welche die von seinem Vater angelegte Paulsstadt ihren religiösen Mittelpunkt erhielt. Dieselbe Sorgfalt wandte er den Schulen zu; höhere und niedere erhielten neue Gebäude, Gymnasien und Realgymnasien wurden mit fürstlichen Mitteln gegründet oder unterstützt; dem Unterrichte wohnte er oft persönlich bei und überraschte und entzückte zugleich Lehrer und Schüler durch sein lebendiges Interesse und Verständnis. Auch die No stock er Universität verdankt ihm nicht nur ein würdiges Heim, sondern auch ihre Existenz; denn sie war bei seinem Regierungsantritte nahe daran einzugehen, weil ihre Mittel den Verhältnissen der Zeit nicht mehr entsprachen. Er aber verdoppelte nach und uach ihre Einnahmen und schuf eine große Anzahl medizinischer Institute, welche zugleich der Entwicklung unseres ganzen Medizinalwesens zu gute kamen. Überhaupt fand jede wissenschaftliche Bestrebung die wohlwollende Unterstützung des Großherzogs. Ob allgemein deutsche wissenschaftliche Vereine ihre Versammlungen in seinem Lande abhielten oder solche in Mecklenburg sich bildeten, immer war seine Hand zum Geben geöffnet, und fein Beispiel reizte sowohl einzelne als auch die Gemeinden zur Nachahmung. Hinter der Wissenschaft stand die Kunst nicht zurück. Er unterstützte junge Talente, errichtete zur besseren Unterbringung der Gemälde und Altertümer das Schwerinermuseum, förderte die M u f i k f e ft e

9. Kurzgefaßte Geschichte Mecklenburgs - S. 51

1904 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 51 — Professors verweigerte. Da gründete Friedrich die Universität Bützow, die aber trotz aller Bemühungen keine Bedeutung erlangte und unter seinem Nachfolger wieder einging. Mehr Erfolg hatte der Herzog auf dem Gebiete des Schulwesens. Er führte den Schulzwang ein, errichtete ein Lehrersem i n a r und stattete die höheren Schulen zum Teil besser aus, besonders die Domschule zu Schwerin. Aber trotz seines Sinnes für höhere Bildung ließ er das Theater wieder verfallen, weil er fürchtete, daß es ein Hemnis frommer Sitte sei. Es ist dies aber die einzige Unterlassung, die man dem frommen Herzoge zum Vorwnrf machen kann; sonst war er unermüdlich tätig für des Landes Wohl und traf immer das Richtige. Und alle, die ihn kannten, stimmten darin überein, daß er einer der edelsten und tüchtigsten Fürsten seiner Zeit sei. Während dessen nahm auch M e ck l e u b u r g -S t r e l i tz eine gedeihliche Entwicklung. Auf Adolf Friedrich Ii., den Begründer der neuen Linie, war sein Sohn Adolf Friedrich Iii. gefolgt, welcher^ axboif nach dem Brande des Schlosses zu Strelitz Wohnsitz nach dem Jagdhaus Glienke verlegte, sich dort ein neues Schloß bauen ließ und die Stadt Neustrelitz gründete. Sein Neffe und Nachfolger Adolf Friedrich Iv. legte das Palais in Neu- Mboif branden bürg an und wohnte meistens dort. Sein^'^- J. wohlwollendes, väterliches Regiment luar durchaus segensreich. So trat gegen Ende des Jahrhunderts in den Geschicken Mecklenburgs überall eine Wendung zum Besseren ein, wesentlich durch das Verdienst seiner Regenten. In Mecklenburg-Schwerin folgte nach Friedrichs des Frommen Tode sein Neffe 4.*

10. Kurzgefaßte Geschichte Mecklenburgs - S. 49

1904 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 49 — dem unmittelbar fürstlichen Besitz bleiben die Fürsten unbeschränkt. Der engere A u s s ch u ß in Rostock, welcher, wie erwähnt, schon zur Zeit des dreißigjährigen Krieges gebildet war, vertritt die Staude als ständiges Kollegium und besteht aus je einem Landrat der Herzogtümer Schwerin und Güstrow, je einem Deputierten der Ritterschaft aus dem mecklenburgischen, dem wendischen und dem stargardschen Kreise, je einem Deputierten der Vorderstädte Parchim, Güstrow, Neubrandenburg und der Seestadt Rostock. Dieser Erbvergleich führte uach jahrhundertelangen Streitigkeiten endlich feste Verfassungsverhältnisse in Mecklenburg herbei. Dies erreicht zu haben ist das unbestrittene Verdienst Christians Ii. Ludwig. Seine persönlichen Neigungen aber führten ihn zur Förderung der Kunst. In dieser Hinsicht ist er für Mecklenburg bahnbrechend gewesen. Denn ihm ver- dankt die Schweriner Gemäldegallerie, im wesentlichen „eine Sammlung holländischer Werke aus der Blütezeit des 17. Jahrhunderts", ihre Entstehung. Und durch die Unterstützung der Schöne-mannschen Schauspielergesellschaft mit einer namhaften Summe wurde er der Begründer der Schwe- riner B ü h n e, die schon damals weit über die Grenzen Mecklenburgs hinaus Bedeutung erlangte; kein geringerer als K o n r a d E k h o f f, der eigentliche Schöpfer der deutschen Schauspielkunst, feierte hier seine höchsten Triumphe. Als Christian Ii. Ludwig starb, folgte ihm sein Sohn Friedrich der Fromme, nach dessen Friedrich der Regierungsantritt Mecklenburg von neuem von Krieg heimgesucht wurde. Da die Herzöge schou vorher in Streit mit Preußen geraten waren, weil Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große das Auwerben 4
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