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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 70

1914 - München : Oldenbourg
— 70 — Um Amorbach suchte sich der Helle lichte Zausen zu ordnen und die Grundsätze niederzuschreiben, welche die Richtschnur für die Bauern sein sollten. Der Amtskeller in Miltenberg machte ihnen einen Entwurf. Am 30. April besetzten die rebellischen Bauern Amorbach. Götz von Berlichingen und Jörg Metzler kamen zu Pferde, stiegen in der mainzischen Kellerei ab, kamen dann in das Kloster und redeten mit dem Abte und dem Konvent von ihrer brüderlichen christlichen Reformation, weswegen alle Barschaft an Geld, alles Silberwerk und alle Kleinodien ausgeliefert werden sollten. Inzwischen fielen die Bauern in das Kloster ein und plünderten alle Zellen und Kammern. Am Mai mußten die Fratres ihre silbernen Becher herausgeben und das Kloster wurde noch» ntals geplündert. Der Abt mußte einen Leinenkittel anziehen. Am 2. Mai wurde beim Morgenessen aus lauter Kelchen getrunken. Ein Bauer, der mehrere Kelche geheim für sich behalten wollte, wurde ausgepeitscht und vom Haufen gejagt. Nachdem alles wohl geplündert war, sind sie von Niederhall mit ihrem Fähnlein auf den Gotthardsberg gezogen und haben solchen geplündert. Jetzt vereinigten sich die übrigen der Städte mit dem Hellen lichten Haufen, zogen vor Aschaffenburg, belagerten diese Stadt, in welcher sich der Statthalter von Mainz befand, nahmen die Stadt ein und zwangen den Statthalter, die gemeinen zwölf Artikel und acht zu Miltenberg geschmiedete anzunehmen. Während dieser Dorf alle war der Brandmeister von den Bauern mit einer Rotte in Amorbach zurückgeblieben in der Absicht, nach völliger Ausplünderung das Kloster zu verbrennen, wenn die Bauernschaft diese Gegend verlassen würde. Allein die Bürger haben dafür gebeten aus Furcht, es möge das Feuer dann auch das Stäbtlein ergreifen, weshalb die Hauptleute befahlen, die Mühlen und Scheuern stehen zu lassen, das andere aber bis in den Grund abzubrechen, welches dann die Bürger auch zu bewerkstelligen sich sonderlich beflissen, die Dächer abhoben, die (Lüren heraustaten, die Kloben herausbrachen usw. 3m Kurstaat Mainz war nun nichts mehr zu tun. Die Bauern zogen daher ab und nahmen ihre Richtung auf Franken. In Wertheim überfielen sie den Grafen Jörg von Wertheim und zwangen denselben, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Am Sonntag Jubilate kamen die Bauern aus dem Odenwald in Höchberg vor Würzburg an. d) Wie die Bauernhaufen gegen Würzburg zogen. Dazumal lag die Versammlung der Bauern vom Neckar und (Odenwald zu Amorbach. Ihre Hauptmänner waren Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Georg Metzler von Ballenberg. Diese Bauern wurden von etlichen Bürgern von Würzburg ersucht und geladen, gegen Würzburg zu kommen, was sie gerne taten. Am Sonntag, den 7. Mai, langten sie bei Höchberg, nicht fern von Würzburg, an und schlugen da-

3. Provinz Posen - S. 11

1902 - Leipzig : Voigtländer
— 11 — große Summen. Er ließ Gärtner aus der Pfalz kommen, damit die Landeseinwohner von ihnen lernten und ihnen nacheiferten. Selbst der Fischerei widmete er seine Aufmerksamkeit. Der Landplage durch die große Menge von Wölfen und anderen Raubtieren ein Ende zu machen, traf er vielseitige Maßregeln; die das Land unsicher machenden Vagabunden und Landstreicher ließ er durch streifende Husaren ausgreifen. Über die zumeist arg gelichteten und verwahrlosten Waldungen setzte er Förster und ließ die Forsten in Reviere einteilen; an die Spitze des Forstwesens stellte er einen Oberforstmeister mit Sitz und Stimme in der Bromberger Domänenkammer. Das bedeutendste Werk Friedrichs des Großen in dem neugewonnenen Lande ist der Bau des Bromberger Kanals, der Netze und Brahe und so Oder und Weichsel verbindet und für den Holz- und Getreidehandel der neuen Provinz, wie des polnischen Hinterlandes von großer Bedeutung geworden ist. Ein Hauptaugenmerk richtete der König auf die tief gesunkenen Städte. Er ließ eine ordentliche Stadtobrigkeit einrichten und aus Sachsen, Thüringen und Franken Handwerker beschaffen, welche die notwendigsten Lebens- und Verkehrsbedürfnisse zu befriedigen imstande waren. Mit seiner Sorge für das Aufblühen von Handel und Gewerbe ging Hand in Hand die für die Gesundheit und die sittliche Hebung des Volkes. Neben Ärzten und Chirurgen wurden Apotheker etabliert, die bisher fast ganz gefehlt hatten. Hauptsächlich trug die Einrichtung von Wochen-und Jahrmärkten zur Hebung der Städte bei. Besondere Anziehungskraft übten die vier Messen von Bromberg. Durch diese und durch die Anlegung des Kanals nahm die Stadt schnell einen bedeutenden Aufschwung. Eine große Zahl neuer wohlgebauter Häuser, von Fabriken und Mühlen entstand. So zählte die Stadt, welche 1772 nur 500 Einwohner hatte, 1774 schon 1380, 1781 fast 4000 Seelen. Ein Po st wesen hatte es indem neuen Gebiete überhaupt nicht gegeben; Friedrich schuf es. Freilich standen keine geringen Schwierigkeiten entgegen: die schlechten Wege, die Unsicherheit der Straßen, die Entlegenheit der Ortschaften in den immer noch zahlreichen öden Landstrichen. Aber des Königs fester Wille besiegte jedes Hemmnis. Schnell ging das Werk von statten. Am 20. Juni 1772 war der Befehl zur Einführung der Posten gegeben; bereits am 1. Oktober öffneten sich die Schalter, und die preußischen Postwagen rollten durch das Land. — Scharfe Maßregeln, wie sie sonst nicht in der Regierungsweise des großen Königs lagen, ergriff er gegen die

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster. 2s und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei- digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam- bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme- rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo- hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel. Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um- taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu- gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 28

1858 - Breslau : Hirt
28 Blicke in die Vergangenheit Preußens. lich zu beherrschen. Als jedoch der wohlbegabte fürstliche Jüngling sich solches nicht gefallen lassen wollte, hörten sie nicht auf, durch fortwährende Kränkungen ihn zu quälen, ja durch Drohungen ihn einzuschüchtern. Die Folge davon war, daß der unglückliche junge Fürst in tiefe Schwer- muth versank und geisteskrank wurde. Oft soll er weinend gerufen haben: „Sie haben meinen Herrn Vater betrübt und geplagt bis in die Grube, also thun sie mir auch. Gott strafe sie bis in's dritte und vierte Glied!" Nach dem Tode seines Oheims wurden daher die brandenburgischen Kurfürsten zu Mitregenten in Preußen ernannt, und der Schwiegersohn des unglücklichen Albrecht Friedrich, der Kur- fürst Johann Sigismund, wurde förmlich mit Preußen belehnt. Seit des Herzogs Tode aber wurde dieses Land für alle Zeiten mit Bran- denburg verbunden. Preußen unter Rurfürsten und Röntgen aus dem 'Zause der brandcn- burgischcn Zohenzollern. (1618 bis jetzt.) 8. Rcberb lick. Die Geschichte der Provinz Preußen geht von jetzt ab immermehr in die Geschichte des großen preußischen Vaterlandes über. Da wird erzählt"), wie der große Kurfürst die unabhängige Herrschaft in Preu- ßen sich erwarb, wie er das Widerstreben der preußischen Stände brach, wie er aber auch mit tapferm Arme das Land schützte; da hören wir von den glänzenden Krönungsfeierlichkeiten zu Königsberg, wo Frie- drich I. sich 1701 die preußische Königskrone aufsetzte. Wir sehen Friedrich d. Gr. im Heldenkampfe des 7jährigen Krieges, sehen aber auch, wie Napoleon siegreich bis in den äußersten Osten Preußens vordringt und Friedrich Wilhelm Iii. im Tilsiter Frieden sein halbes Reich nimmt. Dann aber zeigt sich die Liebe der Preußen zu ihrem Königshause im schönsten Lichte, und bald giebt General Port durch seine Trennung von den Franzosen durch den Waffenstillstand mit den Russen, abgeschlossen in der Poscherun'schen Mühle unweit Tilsit, das Signal, daß zuerst die Provinz Preußen sich opferfreudig für ihren König gegen den fremden Eroberer erhebt. — Besonders zu erwäh- nen ist jedoch noch, daß Friedrich d. Große 1772 in der ersten Thei- lung des zerrütteten polnischen Reichs das ganze, seit der Niederlage des deutschen Ordens polnische Preußen (außer Danzig und Thorn) unter dem Namen Westpreußen wiedergewinnt. An die Stelle Jahr- hunderte langer Verwirrung und Vernachlässigung trat nun die größte liebevolle Fürsorge. Unter Friedrich Wilhelm Ii. kamen auch Danzig und Thorn zu Preußen. *) *) Siehe die Geschichte der Gedenktage im 2. und 3. Theile des Volks- schullcsebuchs, wie in der combinirtcn Ausgabe desselben, dem „Auszüge".

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 30

1858 - Breslau : Hirt
30 Blicke in die Derzangenheit Preußens. mainen-Aemtern. Die Ausgewanderten wurden zurückgerufen, der König gestattete ihnen 3 Freijahre und befreite ihre Söhne vom Militärdienst. Er hielt sich selbst eine Zeit lang in Insterburg auf und bereiste das Land. Auf seinen Ruf kamen Tausende von Colo- nisten: Nassauer, Schweizer, Pfälzer und Neufchateller. Er gründete auch Gumbinnen, und mit Recht ist ihm dort für seine väterliche Fürsorge für ein im Elend schmachtendes Land ein Standbild errichtet. 2. Die Salzburger. Friedrich Wilhelm I. war, wie seine Vor- fahren, eingedenk des hohen Berufs der Hohenzollern, daß sie ein Schirm und Hort der evangelischen Kirche sein sollten. Das hat er besonders be- wiesen, als er sich der armen, hart verfolgten protestantischen Salzburger erbarmte. Der unduldsame Erzbischof Leopold von Firmian plagte diese frommen Leute auf alle nur erdenklicheweise und wollte sie zum katholischen Glauben zwingen. Alle Verwendung der evangelischen Fürsten Deutsch- lands half nichts. Da erklärte Friedrich Wilhelm, er werde unnach- sichtig an seinen katholischen Unterthanen das Vergeltungsrecht üben, wenn das harte Verfahren in Salzburg nicht eingestellt würde. Das wirkte. Sogleich erhielten die dortigen Protestanten die Erlaubniß auszuwandern, und zwar binnen 8 Tagen, mit ihren Habseligkeiten, die sie auf dem Rücken mit forttragen könnten. Wohlhabende Bauern erhielten höchstens 3 Monate Zeit, um ihre Güter zu verkaufen. Kinder unter zwölf Jahren sollten von den Eltern zurückgelassen werden. Es war aber mitten in der rauhen Jahreszeit, im Monat November. Wo sollten die armen Leute nun hin? Sie wendeten sich an Friedrich Wilhelm I., und dieser erließ 1732 die Bekanntmachung, daß er diese Unglücklichen in seinen Schutz nehme, und daß Nie- mand wagen sollte, ihnen ein Haar zu krümmen. Er sandte ihnen Reisegeld und wirkte es auch aus, daß sie ihre Kinder mitnehmen dursten. Nun machten sie sich auf in langen Zügen, nahe an die 20,000, Männer und Weiber, altersmüde Greise und schwache Kin- der. Sie weinten wohl bitterlich, als sie Abschied nehmen mußten von den Bergen ihres schönen Heimathlandes, sie hoben aber ihre Augen auf zu den Bergen, von denen ihnen Hilfe kam, und nicht umsonst. Ueberall, wo sie durchzogen, wurden sie reichlich verpstegt. In Berlin empfing sie der König selbst aufs Wohlwollendste und stimmte selbst mit in den feierlichen Choral ein, unter dessen Klängen sie einzogen. Aber in Berlin durften sie noch nicht bleiben. Immer weiter ging's bis jenseit Königsberg in die von einer furchtbaren Pest entvölkerten Niederungen Litthauens um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Insterburg. Väterlich sorgte der König für die armen Vertriebenen. Er ließ ihnen Häuser und Kirchen, ja ganze neue Dörfer bauen. Er gab ihnen das nöthige Rind-, Schaf-, Schwein- und Federvieh, auch Wagen und Ackergeräthschaften unentgeltlich. Sie wurden mehrere Jahre von Abgaben befreit, und der König sorgte dafür, daß sie auch das erhielten, was sie in Salzburg hatten zurücklassen müssen. Er ließ Alles aufzeichnen und forderte es dem Erzbischof

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 31

1858 - Breslau : Hirt
Preußen unter Kurfürsten und Königen aus dem Hause der brandcnburgischen Hohenzollern. 31 ab. So entstand bald eine blühende Landschaft, wo vorher, nament- lich in Folge der furchtbaren Pest, eine Wüste gewesen war. Ii. Preußische Erinnerungeil aus neuerer Zeit. (1807 und 8.) 1. Eylau. In den unglücklichen Jahren 1806 und 7, als Napoleon Preußens Macht brach, fehlte es doch auch nicht an herr- lichen Beweisen preußischer Treue und Tapferkeit. Besonders glänzt in dieser trüben Zeit die preußische Tapferkeit an den Tagen der Schlacht bei Preußisch-Eylau. Es war am 7. Februar 1807, als der blutige Kampf begann. Vom schneidend kalten Wintersturm um- heult, während häufiges Schneegestöber die Lust verdunkelte, kämpften Russen und Franzosen hier gegeneinander mit wüthendster Tapferkeit. Noch in der Nacht wurde in den Straßen Eylau's mörderisch ge- fochten. Schon lagen Tausende theils todt, theils mit klaffenden Wunden in der kalten Winternacht auf der hartgestornen Erde, und rings war der Schnee mit Blut geröthet; aber es war nichts ent- schieden. Mit der Morgendämmerung des 8. Februar begann der Kampf von Neuem. Napoleon zu Pferde nahm seinen Platz auf dem Kirchhofe der Stadt Eylau und kommandirte von der Anhöhe, auf der er liegt, seine weit ausgebreiteten Truppen. Wiederum war dichtes Schneegestöber den ganzen Tag. Ihm gegenüber befehligte Bennigsen die Russen. Vergeblich stürmten die Franzosen heran; von dem mörderischen Feuer der Russen wurden sie niedergeschmettert. Endlich zur Mittagszeit müssen die Russen den wüthenden Anfällen der Franzosen weichen. Nun aber erscheint das kleine Corps der Preußen unter General von Lestocq. Verbunden mit den Russen, treiben sie durch ihre heldenmüthige Tapferkeit den Feind vor sich her. Doch mit eintretender Dunkelheit sind beide Theile aufs Aeußerste er- schöpft, und der Sieg bleibt unentschieden. Napoleon aber hatte mit Schrecken und Besorgniß die Tapferkeit des kleinen Preußenhäufleins empfunden. Tausende von Sterbenden und Verwundeten deckten das Schneefeld; überall sah man Versprengte, und die noch in Reih' und Glied standen, waren durch Kämpfe, Nachtmärsche, Entbehrungen und Frost bis zum Hinsinken abgemattet. So geschah es, daß die preu- ßische Tapferkeit und die russische Hilfe in diesen Tagen Preußens Unglück nicht wenden konnten. Aber unvergessen soll uns Lestocq's kleine Schaar bleiben; darum ist dem Andenken derselben und ihrer blutigen Schlachtarbeit bei Eylau auf dem Schlachtfelde ein schönes Denkmal gesetzt worden, welches unter huldvoller Theilnahme Sr. Majestät Friedrich Wilhelm Iv. im Jahre 1857 feierlich enthüllt und eingeweiht wurde. 2. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise während der Unglückszeit in Preußen. König und Königin saßen an der äußersten Grenze ihres Reichs in Memel. Hier lebten sie wie schlichte Bürgersleute, sie hatten an baarem Gelde nur das Nothwendigste. Oft ging das demüthige und doch königliche Paar durch die Straßen

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blickt in dir Vergangenheit Westfalens. Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche. 3. Wiekingssagen. 1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin- gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus- kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge- fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen. 2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe- gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die- selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn „Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen, welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er- hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,, blieb nicht ganz unbedacht. 4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen. Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 32

1858 - Breslau : Hirt
Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen. 32 Was unsere Könige Friedrich Wilhelm Iii. und Iv. für das Aufblühen der Städte, für Förderung des Ackerbaues, des Handels und der Gewerbe, besonders für Hebung des ftüher so schwer be- drückten Landvolkes, sowie für Bildung durch Gründung zahlreicher Schulen gethan haben, das muß alle Bewohner der Provinz Posen, polnischer wie deutscher Zunge, zur Dankbarkeit und Anhänglichkeit verpflichten. Möchten daher doch die polnischen Unterthanen Preu- ßens endlich aufhören, ihre Kräfte in nutzlosen Empörungen aufzu- reiben und vielmehr ihr Heil suchen in auftichtigem Anschluß an das erlauchte Haus der Hohenzollern, dem sie so viele Wohlthaten verdanken. Es ist sa von jeher Preußens Beruf gewesen, Deutsche und Slaven mit einander zu versöhnen und unter seinem schirmen- den Dache zu vereinigen. Druck voa Gra§ . Barch uui> Comp. (2b. Friedrich) irr Bresuw.
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