Die Nüssen in Carlshof.
2. Wagen, Maschinen in der Landwirtschaft, Getreidevorräte
geraubt........................................................... 2 000 M.
3. Drei Anstaltsscheunen niedergebrannt..............................16 000 „
4. Die volle Ernte des Jahres.................................... 10 000 „
5. Ausfall der freiwilligen Liebesgaben und der Hauskollekte
im Jahre 1914 ............................................... 30 000 „
6. Die Störung und Einstellung der 7 Handwerksbetriebe
in der Krüppellehranstalt und Dampfwäscherei, Ausfall . 10 000 „
7. Durchzerstörung der Ortschaften, welche für ihre siechen
Pfleglinge Pfleqegeld gezahlt haben und jetzt nichts
zahlen können, Verlust......................................... 8 000 ,,
Summe des Schadens 86 000 M.
Angerburg i. Ostpreußen. H. Braun, Superintendent.
64. Die Russen in Carlshof.
Anstaltsdirektor Dembowski.
In dem Gebiete Ostpreußens, das von den Schrecken und Nöten des Krieges mit Rußland furchtbar heimgesucht ist, liegen an der Bahnstrecke Angerburg-Rastenburg die Anstalten der Inneren Mission in Carlshof bei Rastenburg. Beim Anblick dieser glaubt man ein liebliches Städtchen vor sich zu haben. In der Mitte ragt der schlanke Turm einer Kirche hervor; rings herum scharen sich Häuser, die in anmutigen Gärten gelegen, etwa 950 Epileptiker*) und Schwachsinnige beherbergen.
Es schließen sich ihnen die Trinkerheilstätten mit einer Pfleglingszahl von 60 Alkoholkranken an, die hier Genesung von ihrem schweren, Geist und Körper zerrüttenden Leiden suchen und oft auch finden, dann ein Siechenhaus, ein Arbeitslosenheim, in dem arbeitslose Leute Obdach suchen, hier zu zweckmäßiger Arbeit angehalten und sehr oft zu geordnetem Leben geführt werden, ferner ein dreistöckiges Krankenhaus und die Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich gefährdeten Jünglingen, die hier zu einem ordentlichen Beruf erzogen werden.
In der Carlshöfer Diakonissenanstalt werden die zu dieser christlichen Arbeit durchaus nötigen christlichen Pfleger ausgebildet. Aufgenommen werden darin Jünglinge, die schon irgend ein Handwerk erlernt oder in einem andern Beruf gearbeitet haben, und die nun in mehrjährigem Kursus für ihr Amt vorbereitet werden.
Die Anstalten stehen unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin, sind im Jahre 1881 gegründet und 30 Jahre hindurch von Pfarrer D. Dr. Dembowski bis zu seinem Lebensende geleitet und durch sein segensreiches Wirken zu seiner jetzigen Größe angewachsen. 1500 Personen finden hier Pflege und Arbeit. —
*) Epilepsie — die Fallsucht, eine Krankheit des Nervensystems, Krämpfe und Bewußtlosigkeit.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 70 —
Um Amorbach suchte sich der Helle lichte Zausen zu ordnen und die Grundsätze niederzuschreiben, welche die Richtschnur für die Bauern sein sollten. Der Amtskeller in Miltenberg machte ihnen einen Entwurf.
Am 30. April besetzten die rebellischen Bauern Amorbach. Götz von Berlichingen und Jörg Metzler kamen zu Pferde, stiegen in der mainzischen Kellerei ab, kamen dann in das Kloster und redeten mit dem Abte und dem Konvent von ihrer brüderlichen christlichen Reformation, weswegen alle Barschaft an Geld, alles Silberwerk und alle Kleinodien ausgeliefert werden sollten. Inzwischen fielen die Bauern in das Kloster ein und plünderten alle Zellen und Kammern. Am Mai mußten die Fratres ihre silbernen Becher herausgeben und das Kloster wurde noch» ntals geplündert. Der Abt mußte einen Leinenkittel anziehen. Am 2. Mai wurde beim Morgenessen aus lauter Kelchen getrunken. Ein Bauer, der mehrere Kelche geheim für sich behalten wollte, wurde ausgepeitscht und vom Haufen gejagt. Nachdem alles wohl geplündert war, sind sie von Niederhall mit ihrem Fähnlein auf den Gotthardsberg gezogen und haben solchen geplündert.
Jetzt vereinigten sich die übrigen der Städte mit dem Hellen lichten Haufen, zogen vor Aschaffenburg, belagerten diese Stadt, in welcher sich der Statthalter von Mainz befand, nahmen die Stadt ein und zwangen den Statthalter, die gemeinen zwölf Artikel und acht zu Miltenberg geschmiedete anzunehmen.
Während dieser Dorf alle war der Brandmeister von den Bauern mit einer Rotte in Amorbach zurückgeblieben in der Absicht, nach völliger Ausplünderung das Kloster zu verbrennen, wenn die Bauernschaft diese Gegend verlassen würde. Allein die Bürger haben dafür gebeten aus Furcht, es möge das Feuer dann auch das Stäbtlein ergreifen, weshalb die Hauptleute befahlen, die Mühlen und Scheuern stehen zu lassen, das andere aber bis in den Grund abzubrechen, welches dann die Bürger auch zu bewerkstelligen sich sonderlich beflissen, die Dächer abhoben, die (Lüren heraustaten, die Kloben herausbrachen usw.
3m Kurstaat Mainz war nun nichts mehr zu tun. Die Bauern zogen daher ab und nahmen ihre Richtung auf Franken. In Wertheim überfielen sie den Grafen Jörg von Wertheim und zwangen denselben, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Am Sonntag Jubilate kamen die Bauern aus dem Odenwald in Höchberg vor Würzburg an.
d) Wie die Bauernhaufen gegen Würzburg zogen.
Dazumal lag die Versammlung der Bauern vom Neckar und (Odenwald zu Amorbach. Ihre Hauptmänner waren Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Georg Metzler von Ballenberg. Diese Bauern wurden von etlichen Bürgern von Würzburg ersucht und geladen, gegen Würzburg zu kommen, was sie gerne taten. Am Sonntag, den 7. Mai, langten sie bei Höchberg, nicht fern von Würzburg, an und schlugen da-
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4
Sagen und Geschichtsbilder aus Ost- und Westpreuen.
Saat wird nicht gedeihen, unser Vieh wird sterben, wenn der Fremde im Lande bleibt." Sie drohten ihm, er solle sogleich Preußen verlassen, sonst wrden sie ihn tten.
Da erkannte Adalbert, da er sein Werk falsch begonnen hatte; er wollte nun zu einem anderen Heidenvolke gehen, dessen Sprache er verstand. Er wollte sich ebenso kleiden wie die Leute des Landes, mit ihnen arbeiten, ackern und fischen, dann wrden sie ihn liebgewinnen und ihm glauben, wenn er ihnen von Gott und Jesus erzhlte.
So kehrten Adalbert und seine Begleiter um. Ihr Weg fhrte sie in die Nhe des Strandes. Sie konnten die See nicht erblicken, denn ein dichter Wald erstreckte sich bis an sie heran, aber schrecklich klang das Tosen und Brausen der Wellen herber. Sie wuten nicht, woher es kam; sie frchteten sich. Die Nacht verbrachten sie ohne Schlaf am Rande des Waldes. Als der Morgen tagte, sprachen sie ihr Frhgebet und sanken dann ermattet ins Gras und schliefen ein.
Pltzlich wurden sie von einer Schar Preußen berfallen und geweckt, die gar zornig auf die fremden Männer waren, weil sie ihr Land noch nicht verlassen hatten. Sie fesselten die Gefangenen. Als Adalbert sah, da sie ihn tten wollten, begann er zu zittern. Einer von seinen Freunden tadelte ihn darum; aber er sprach: Was schiltst du mich? War nicht auch unser Herr Jesus betrbt bis in den Tod, als er in Gethsemane betete?" Auch Adalbert strkte sich durch Gebet. Ihn allein wollten die Preußen tten. Mitten ins Herz stieen sie ihm ihre Lanzen. Von sieben Schwertern durch-bohrt sank Adalbert zu Boden und starb. Es war am 23. April 997.
Die Preußen schlugen sein Haupt ab und warfen seinen Leichnam in einen Flu. Fromme Wanderer sollen beides gefunden und dem Polenherzoge ge-bracht haben, der die Reste Adalberts im Dome zu Gnesen beisetzen lie.
Der Ort, an dem der Fremdling gestorben war, wurde von den Preußen nicht vergessen. Als sie selbst Christen geworden waren, hielten sie ihn heilig. Sie erbauten dort eine Kirche; aber der Sand, den die See aufwarf, hat sie zerstrt. Spter hat man zu dem Gedchtnis des ersten Apostels der Preußen ein Kreuz errichtet. Es ist das Kreuz bei Tenkitten.
2. Die Unterwerfung Preuens durch den Deutschen Ritlerorden.
Lnger als 200 Jahre nach dem Tode Adalberts von Prag hatten die Preußen ihr Heidentum bewahrt. Fast alle Glaubensboten, die noch zu ihnen gezogen waren, hatten den Tod gefunden. Polen, von wo aus die Missionare gekommen waren, wurde von den Preußen berfallen und verwstet. Da riefen die Polen den Deutschen Ritterorden zu Hilfe.
Im fernen Morgenlande war der Deutsche Ritterorden zur Zeit der Kreuzzge gestiftet worden. Seine Mitglieder, deutsche Ritter, muten geloben, allein dem Herrn zu dienen und gegen die Heiden zu kmpfen. Unver-brchlichen Gehorsam schuldeten sie dem Hochmeister, ihrem obersten Gebieter; sie durften kein Eigentum erwerben und keine Ehe eingehen. Weder der
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Autor: Tecklenburg, August, Weigand, Heinrich, Pawlowski, Josef Nikodemus
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Ostpreußen, Westpreußen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
20 —
gebrochen. Eilig hieß er Jein in Pommern stehendes Heer mitten im Winter aufbrechen und in unser Land kommen (1679). Er selbst war ju der Zeit krank, reiste aber trotzdem dem Heere nach, traf in Tuchel ein und kam nach Marienwerder, wo seine Truppen unter dem dreiuudsiebzigjährigen Feldmarsch all Derffliuger schon versammelt waren. Sogleich gab er den Befehl, unverzüglich zwölf-hundert Schlitten nebst Pferden zusammenzubringen. „Nächstdem," verfügte er, „ist auf acht Tage Brot, Branntwein, Bier und Salz für die ganze Armee anzuschaffen." Das für unmöglich Gehaltene wurde möglich gemacht und ans verschiedenen Orten zusammengebracht. Wohl ausgerüstet, vertrieb das braudeuburgische Heer auf Lchlitteu die Schweden und verfolgte sie über das gefrorene Frische und Kurische Haff. Von fünfzehntausend Schweden rettete sich kaum der zehnte Teil vor der furchtbaren Winterkälte und der heftigen Verfolgung der Brandenburger, die bis in die Nähe von Riga vordrangen.
Zu 81. Wie König Friedrich Wilhelm 1. Schuten in der Provinz Preußen errichtete.
1. Kaum war Friedrich Wilhelm I. König geworden, so gab erden Befehl, daß die Eltern, namentlich auf dem platten Sande, bei nachdrücklicher Strafe angehalten werden sollten, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre im Winter täglich, im Sommer ein-oder zweimal in der Woche zur Schule zu schicken. Kein Kind sollte zum Konfirmandenunterrichte zugelassen werden, das nicht lesen und schreiben könne. Der König beschränkte sich aber nicht darauf, die Errichtung von Schulen anzuordnen, sondern er gab den armen Gemeinden auch freies Bauholz zum Schulhause, je einen Morgen Land für den Lehrer und freies Brennholz für das Schulzimmer. Unter seiner Regierung sind über zweitausend neue Schulen errichtet worden; in Ostpreußen und Litthauen, wo das Volk ganz besonders noch in tiefster Unwissenheit und Roheit lebte, verdanken allein elfhundert» undfechzig Dorfschulen der Fürsorge dieses Königs ihre Entstehung. Auf feinen Reisen besuchte Friedrich Wilhelm gern die Schulhäuser und wohnte dem Unterrichte bei. Damit er auch tüchtige Lehrer bekäme, wandte er sich an August Hermann Frantfe, der damals in Halle eine Lehrerbildungsanstalt gegründet hatte.
2. Bei feinen Schulgründungen hatte der König Friedrich Wilhelm gar manche Schwierigkeit zu überwinden; selbst die preußische Regierung machte ihm allerlei Einwände, er aber schrieb: „Dieses ist nichts; denn die Regierung will das arme Volk in Barbarei erhalten. Wenn ich baue und verbessere das Land und mache feilte Christen, so hilft mir alles nichts". Damit die Schwierigkeiten leichter
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Hermann_Frantfe Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster.
2s
und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei-
digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder,
weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt
Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in
dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß
und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter
mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich
besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam-
bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern
namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte
sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme-
rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den
ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo-
hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold
oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel.
Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling,
fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem
Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt,
und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um-
taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor,
sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß,
Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und
Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe
über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den
Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu-
gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider
ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein.
Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung
der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre
Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu,
Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze
Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand,
besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten
Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem
Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille
auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf
gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den
Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die
Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen:
„Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief
lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte
Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den
Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie
sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der
Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die
bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Eotsttr_Fthdc Apostel Bernhard_Rotrmann Rottmann Johann_Bockhold Johann Apostel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
22
Blickt in dir Vergangenheit Westfalens.
Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von
dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden
so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche.
3. Wiekingssagen.
1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß
er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin-
gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er
nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser
hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich
Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des
Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als
er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt
in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus-
kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe
Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge-
fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in
Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen.
2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da
beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer
wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien
Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen
bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe-
gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die
Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und
um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich
Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die,
welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen
waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch
Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die-
selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn
„Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen,
welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen
und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er-
hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher
nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,,
blieb nicht ganz unbedacht.
4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen.
Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der
christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von
Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige
kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung
der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster
und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von
Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl B._Steinköhler Altkirchtiche Karl Cölner_Bisthumssprengel