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die zahlreichen Hauländereien, welche in allen Teilen der Provinz
zerstreut liegen; auch viele Städte und Dörfer, namentlich längs
der schleichen Grenze, verdanken ihnen ihre Entstehung. Zu süd-
preußischen Zeiten begann ein dritter Abschnitt deutscher Einwände-
rung, der bis auf die heutige Zeit fortdauert. Damals rief die
preußische Behörde deutsche Kolonisten aus Württemberg und Bayern
ins Land, um den vernachlässigten Ackerbau zu heben und entwässerte
Bruchgegenden urbar zu machen. Ihre Nachkommen leben heute
noch als sogenannte „Bamberger" unter uns; sie haben bis jetzt
ihre eigentümliche Tracht und ihre Sprache beibehalten. In letzter
Zeit sind auf Veranstaltung unsres fürsorglichen Staates eine An-
zahl bisher im polnischen Besitz gewesene größere Rittergüter durch
eine staatliche Behörde, die Ansiedelungskommission, angekauft und
in kleinere Bauerngüter zerstückelt worden. Es ist dadurch vielen
Landleuten aus den westlichen Provinzen unsres Vaterlandes Ge-
legenheit geboten, sich unter sehr günstigen Bedingungen hier Grund
und Boden zu erwerben und einen dauernden Familiensitz zu gründen.
Die Bewerbungsgesuche um derartige Liegenschaften bei der „An-
siedelungskommission" gehen so zahlreich ein, daß bei weitem nur
ein kleiner Teil Berücksichtigung finden kann.
In Bezug aus das religiöse Bekenntnis gehört fast 1/3 der
Bewohner der evangelischen Landeskirche an; rund 2/3 sind katho-
lisch, mehr als 50 000 sind jüdisch und etwas über 1000 gehören
anderen Bekenntnissen an. Die inneren Angelegenheiten der evan-
gelischen Kirche der Provinz werden von dem königlichen evange-
tischen Konsistorium zu Posen geleitet; die Katholiken gehören zum
Erzbistum Gnesen-Posen, an dessen Spitze der Erzbischof von Posen
steht, mit Ausnahme des Dekanats Fordon, das dem Bistum Kulm
unterstellt ist.
Die Hauptmasse der Bevölkerung beschäftigt sich mit Acker-
bau. In den Teilen der Provinz, welche vorwiegend deutsche Be-
völkerung haben, wohnen in einzelnen Dörfern recht wohlhabende
Bauern. In den Dörfern mit polnischer Bevölkerung ist seit
preußischer Zeit ein großer Fortschritt wahrnehmbar. Die früher
leicht gebauten, aus Lehm und Fachwerk hergestellten und mit Stroh
gedeckten Wohn- und Wirtschaftsgebäude haben einfachen, aber festen
Bauten Platz gemacht; die ehemals planlos und zerstreut liegenden
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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6. Das Kloster Möllenbeck.
t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein.
T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die
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Extrahierte Personennamen: Hildburg
Extrahierte Ortsnamen: Rinteln Mühlenbach Wesertal Minden Minden
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Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle.
So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen.
t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte.
Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben:
1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg.
2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck).
3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln.
4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet.
5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war.
6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen.
7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister.
Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen,
3
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Ortskunde.
5
Seen auf und ist das Quellgebiet vieler Flüßchen, welche raschen Laufs der
Warthe zueilen. Zwischen Warthe und Odra und an der Brandenburger
Grenze ist die Ebene von mehreren kleinen Höhenzügen durchsetzt, welche nicht
selten schön bewaldet sind.
Die Fruchtbarkeit des ganzen Bodengebiets ist durchschnittlich zufrieden-
stellend. Schöne Wiesenflächen weisen die Thalfurchen der Warthe und Obra
auf; fruchtbarer Weizenboden ist in den Kreisen Schrimm und Schroda; aus-
gedehnten Hopfenbau treibt man besonders in den Kreisen Grätz und Neu-
tomischel, Weinbau auf den Hügeln bei Wollstein und Bomst. Außer den
bekannten Getreidearten wird auch besonders die Zuckerrübe in großem Maß-
stabe angebaut. — Die Gebiete zwischen der untern Netze und Warthe und
der Landstrich an der märkischen Grenze weisen dagegen leichten, unfruchtbaren
Sandboden mit ausgedehnten Waldungen (Nadelwald und gemischter Wald) auf.
Die Bevölkerung ist in den Ostkreisen überwiegend polnisch, in den
größern Städten und den westlichen Bezirken überwiegend oder auch durchweg
deutsch. Im Frühjahr ziehen Tausende von Landarbeitern nach den „Rüben-
ländern" der Provinz Sachsen und kehren zu Beginn des Winters mit ihrem
ersparten Verdienst wieder heim. Durch diese Wanderungen erwächst der ein-
heimischen Landwirtschaft insofern großer Schaden, als infolgedessen in vielen
Bezirken die Landarbeiter knapp und teuer sind.
4. Hrtslmnde.
a. An der Warthe: Posen, die Hauptstadt der Provinz, liegt zu beiden
Seiten der Warthe. Die Lage der Stadt in der Mitte der ganzen Provinz
und an einem schiffbaren Fluß bedingt größtenteils ihre geographische und
politische Bedeutung. Mit ihren 68300 E. ist sie die bei weitem größte
Stadt der Provinz, hat bedeutende Gewerbthätigkeit in allerlei Maschinen,
in Eisenwaren, Leder und Tuch und besitzt große Brauereien und Bren-
nereien. Handel und Verkehr wird besonders durch die 7 Eisenbahnstrecken,
welche nach allen Gegenden und Grenzländern der Provinz führen, gefördert.
Posen ist eine Festung ersten Ranges. Durch ihre Lage sichert sie die Herr-
schaft über die ganze Provinz und deckt die von Osten nach Berlin und Mittel-
deutschland führenden Straßen. Zu den Festungswerken gehören auch der
befestigte Bahnhof und ein Kranz von starken Forts. Als Hauptstadt der
Provinz und des Reg.-Bez. Posen ist die Stadt Sitz hoher Behörden,
als: des Oberpräsidiums, des Oberlandesgerichts, des General-Kommandeurs
vom V. Armeekorps, des General-Superintendenten, des Erzbischofs, der
Oberpostdirektion, der Regierung für den Reg.-Bez. Posen. — Der älteste
Stadtteil, meistens von ärmeren Volksklassen bewohnt, liegt auf dem rechten
Wartheuser. Hier erhebt sich auch der alte Dom, welcher die Gräber der bei-
den ersten christlichen Polenkönige birgt. Die eigentliche Stadt liegt auf dem
linken Ufer. Sie weist — besonders in der Neustadt — regelmäßige, schöne
Straßenanlagen und hervorragende Bauten auf, darunter das hochgetürmte
Rathaus, die Raczynskische Bibliothek, das neue Zeughaus, das neue Justiz-
gebäude u. a. Die Stadt hat 4 evangelische und 17 katholische Kirchen,
zahlreiche Wohlthätigkeits- und Heilanstalten. An Bildungsanstalten besitzt
sie zwei Gymnasien, ein Realgymnasium, mehrere Mittelschulen, viele Volks-
schulen , ein königl. Lehrerinnen - Seminar und eine Taubstummenanstalt.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Ortsnamen: Wollstein Sachsen Posen Berlin Reg.-Bez Posen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster.
2s
und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei-
digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder,
weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt
Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in
dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß
und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter
mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich
besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam-
bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern
namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte
sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme-
rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den
ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo-
hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold
oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel.
Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling,
fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem
Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt,
und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um-
taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor,
sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß,
Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und
Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe
über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den
Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu-
gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider
ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein.
Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung
der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre
Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu,
Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze
Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand,
besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten
Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem
Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille
auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf
gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den
Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die
Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen:
„Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief
lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte
Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den
Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie
sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der
Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die
bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Eotsttr_Fthdc Apostel Bernhard_Rotrmann Rottmann Johann_Bockhold Johann Apostel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
22
Blickt in dir Vergangenheit Westfalens.
Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von
dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden
so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche.
3. Wiekingssagen.
1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß
er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin-
gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er
nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser
hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich
Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des
Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als
er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt
in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus-
kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe
Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge-
fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in
Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen.
2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da
beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer
wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien
Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen
bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe-
gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die
Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und
um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich
Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die,
welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen
waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch
Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die-
selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn
„Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen,
welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen
und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er-
hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher
nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,,
blieb nicht ganz unbedacht.
4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen.
Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der
christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von
Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige
kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung
der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster
und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von
Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl B._Steinköhler Altkirchtiche Karl Cölner_Bisthumssprengel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
2
Wie es in der Rheinprovinz ausfieht.
die südlichste Grenzstadt ist. Von der Nahe nach Norden hin bis
zur viel gekrümmten Mosel lagert sich der Hunds rück mit feinen,
hohen, steinichten und wenig ergiebigen Flächen; von der Mosel
aber nach Norden hin liegt der rauheste und ödeste Theil unserer
Provinz; es ist das Hochland der Eisel mit ihren schwarzen Basalt-
und Lavakegeln; das war ehedem eine Gegend voller feuerspeienden
Berge, die heute noch die Spuren ihrer furchtbaren Zerstörung in
den Schlacken und den mit Wasser ausgefüllten Kesseln, welche
Maare heißen, zeigen. Noch verlassener und ärmer ist die hohe
Veen, eine moorige, sumpfige Hochebene westlich und nördlich von
der Eifel. Von Aachen und Jülich an beginnt die fruchtbare
Ebene mit Korn-, Weizen- und Flachsfeldern und saftigen grünen
Wiesen. Der westliche Theil unserer Provinz grenzt an Frankreich,
Luxemburg und Belgien. Auf dem Hundsrück liegen zwei
kleine Ländchen, von denen das eine fast umschlossen ist von preußi-
schem Gebiete; es heißt das Fürstenthum Birkenfeld und gehört
dem Großherzog von Oldenburg; das andere gehört zu Hessen-
Homburg. Die östliche Seite der Provinz grenzt an Nassau
und Westph alen. Auch sie ist gebirgig. Der lieblichste Theil ist das
Siebengebirge oberhalb Bo.nn und der bevölkertste und gewerb-
reichste das Wupperthal und das Ruhrgebiet. Wo nicht die
goldenen Saaten und der berühmte Wein Segen und Wohlstand
verbreiten, da hat der gewerbliche Fleiß seine Fabriken, Eisenhütten
und Hammerwerke aufgebaut und der Handel seine Speicher gefüllt.
An wohlthätigen Anstalten ist unsere Provinz reich. In Sieg-
burg ist eine Provinzial-Jrrenanstalt; in Elb erfeld und B armen
unterhalten die christlichen Kaufleute und andere Freunde des Evan-
geliums ein Missionshaus, eine bergische Bibelgesellschaft und einen
Verein zur Verbreitung kleiner christlicher Schriften (Traktate).
In Düsselthal ist ein großes evangelisches Rettungshaus, und in
Kaiserswerth, wo alljährlich der christliche Kalender gedruckt wird,
blüht das Diakonissenhaus mit seinen wohlthätigen Anstalten.
An der Lahn liegt noch ein kleines Gebiet, was auch mit zur
Rheinprovinz und zwar zum Regierungsbezirke Coblenz gehört,
obgleich es rings von fremden Besitzungen umgeben ist; es ist der
Kreis Wetzlar; die Stadt war ehedem berühmt als Sitz des höch-
sten Gerichts im deutschen Reiche, des Reichskammergerichtes.
Die Provinz besteht erst seit 1815 und ist von dem Könige von
Preußen durch die blutigen Opfer des Befreiungskrieges erworben,
aber das Herzogthum Cleve hat schon seit 1609 dem Hause Bran-
denburg gehört, und hundert Jahre später kam auch das Fürstenthum
Mörs und Obergeldern an Preußen. Mit diesen alten Be-
sitzungen wurden die Herzogthümer Berg und Jülich, die Erz-
bisthumer Cöln und Trier, die Reichsstädte Cöln, Aachen und
Wetzlar und die Gebiete vieler Reichsfürsten vereinigt, so daß die
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]