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1. Schaumburgische Geschichte - S. 32

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 32 — 6. Das Kloster Möllenbeck. t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein. T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die

2. Schaumburgische Geschichte - S. 33

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 33 — Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle. So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen. t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte. Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben: 1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg. 2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck). 3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln. 4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet. 5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war. 6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen. 7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister. Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen, 3

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

4. Provinz Posen - S. 12

1902 - Leipzig : Voigtländer
— 12 — polnischen Juden. Er betrachtete sie als Schädiger der wirtschaftlichen Wohlfahrt nicht nur der gemeinen Volksmasse, sondern auch des ohnehin leichtsinnigen, verschwenderischen Adels. Vor allen Dingen wurde die Rechtspflege geordnet; das preußische Landrecht wurde eingeführt und das Erbrecht naturgemäßer gestaltet. Der katholischen Kirche und Geist-lichkeit ließ er ihre Rechte, die in Polen geringer waren als irgendwo, säst ungeschmälert. Doch befahl er, daß die Bewirtschaftung der geistlichen Besitzungen und liegenden Gründe, wovon die Geistlichkeit nichts verstände, von den Kammern übernommen würden. Die Güter sollten gehörig verwaltet und verpachtet, und den Grundherren, wie Bischöfen, Äbten, Prälaten, nach Abziehung aller Kosten fünfzig Prozent des Ertrages gezahlt werden. Schon unter polnischer Herrschaft hatten die geistlichen Grundherren die Hälfte ihrer Einnahmen dem Staate entrichten müssen; vielfach tief verschuldet, hatten sie ihre armen Untertanen bis aufs Blut ausgesogen. In einem sehr traurigen Zustand befand sich auch das Schul- und Armenwesen. Es wimmelte von Bettlern; dazu trug nicht wenig die große Zahl der kirchlichen Feiertage bei, die der König deshalb verringerte. Er berief deutsche Schulmeister in das Land, zuerst auf^die Domänenämter. Meist waren die katholischen Lehrer aus Schlesien, die evangelischen aus Sachsen. Auch für den Bau von Schulhäufern sorgte der König; arme Kinder ließ er unentgeltlich unterrichten und mit Schulbüchern versehen. — 9. Zweite Teilung Polens 1793. Während so der preußische Kriegsheld sich „eine Provinz im Frieden eroberte," gewann es den Anschem, als ob die polnischen Magnaten, durch das Unglück belehrt, von einer Anzahl begeisterter Patrioten angefeuert, sich zu dem festen Entschlüsse aufrafften, ihr Vaterland vor dem drohenden Untergange zu retten. Denn es kam eine den französischen Grundsätzen vom Jahre 1789 nachgebildete, auf zeitgemäßen Anschauungen beruhende Verfassung, wenigstens teilweise, zustande, welche geeignet war, die Lage des Volkes zu verbessern und die Kultur des Landes in jeder Weise zu heben. Die beiden verderblichsten Einrichtungen des polnischen Staatsrechtes, das Liberum Veto und das Konföderationsrecht, wurden beseitigt; der jeder Bestechung und Verführung zugängige Senat wurde aufgelöst und durch einen Reichstag von 36 Mitgliedern ersetzt. Obwohl die Zarin, die ja nichts weniger als ein geordnetes polnisches Staatswesen wünschte, äußerst widerstrebte, wurde doch

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 24

1858 - Breslau : Hirt
24 Blicke in die Vergangenheit Schlesiens. Ungarn jedoch ermahnen und drohen, der Breslauer Magistrat soll von der Reformation abstehen. Er läßt sich aber nicht schrecken, er steht auf Gottes Wort und vertrauet der Hilfe des Herrn. Johann Heß war nun eisrigst bemüht, das Wort Gottes in die Herzen seiner Gemeinde zu pflanzen. In den Kirchen wurden deutsche Lieder gesungen, bei der heil. Taufe und dem heil. Abendmahl wurde ebenfalls die deutsche und nicht mehr die lateinische Sprache gebraucht, die Weihung des Wassers, des Salzes, Gewürzes und der Kräuter, Anbetung der Bilder, die feierlichen Umzüge mit dem geweihten Brote schaffte man ab, das Fasten stellte man Jedem frei, und die Priester durften in den Ehestand treten. Dem Beispiele Breslau's folgten wetteifernd viele andere schlesische Städte und Ortschaften. Binnen 25 Jahren hatte sich die Reformation schon durch den größten Theil Schlesiens verbreitet. Die Erwachsenen kauften mit Begier evange- lische Erbauungsbücher, und wer nur konnte die deutsche Bibel des Dr. Martin Luther. In den Schulen wurde die Jugend sorgfältig in der evangelischen Lehre unterwiesen. Gebete, welche die Kinder in der Schule lernten, wurden fleißig daheim auch von den Eltern gebetet. Berühmte Schulen entstanden in Breslau und namentlich in Goldberg. In letzterer Stadt wirkte besonders segensreich und weit und breit gepriesen Valentin Friedland, genannt Trozendorf. Er war armer Leute Kind und übte sich, weil ihm Papier und Tinte fehlte, indem er mit Kienruß auf Birkenrinde schrieb. Er studirte unter Luther und dessen Freunde Melanchthon in Wittenberg, wurde ein gelehrter und frommer Mann und Rektor der Goldber- ger Schule. Aus allen umliegenden Ländern strömten ihm Schüler zu. Als er gerade in der Erklärung des 23. Psalms bei den Wor- ten stand: „Dein Stecken und Stab trösten mich," wurde er vom Schlage gerührt. „Ich werde in eine andere Schule abgerufen!" Das waren seine letzten Worte. 2. Durch zwei Dinge ist Heß für Breslau besonders segensreich geworden: Er hat das Wort Gottes lauter und gewaltig gepredigt und ist ein Vater der Armen und Kranken gewesen. Die Kirch- thüren waren damals von Armen umlagert. Oft hatte Heß von der Kanzel vergeblich gemahnt, man möge diese versorgen. Da wei- gerte er sich mehrere Sonntage hintereinander zu predigen. „Mein lieber Herr Jesus Christus liegt vor der Kirchthür" — sagt er — „über den mag ich nicht hinwegschreiten." Er meinte die Armen. Das wirkte. Es wurden Almosenpfleger verordnet, Heß an ihrer Spitze. Die unnützen ftemden Bettler wurden vertrieben, die Hilfs- bedürftigen aus der Gemeinde wurden in Spitälern versorgt. Ihm verdankt Breslau auch das Allerheiligen-Hospital. Jedermann war auf Hessens Anregen willig zu geben und zu helfen. Maurer, Stein- metzen, Zimmerleute, Schlosser, Glaser und andere Handwerker arbeiteten umsonst, also, daß der Bau in Jahresfrist vollbracht war. Er ist aber auch ein lieber Augapfel der Breslauer gewesen, 500 Mal ist er als

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 27

1858 - Breslau : Hirt
Schlesien unter Oesterreich. 27 Kaiser standen, sollen die evangelischen Grafen, Freiherren und Adli- gen nebst ihren Unterthanen ihren Gottesdienst in der Nachbarschaft und außerhalb Landes suchen dürfen. 3) In jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau sollen die Evangelischen eine Kirche außerhalb der Stadtmauern erbauen dürfen. Das stnd die 3 Frie- denskirchen. Sie durften aber nur aus Bindwerk aufgeführt und mit Lehm durchflochten werden. Auch sollte man das Kleibwerk ja nicht so dick auftragen. Dieser kaiserliche Befehl wurde wahrschein- lich treulich beachtet; denn nach 2 Jahren fiel die Glogauer Kirche wieder ein und mußte neu gebaut werden. Nach Erbauung der Friedenskirchen aber schickte sich der Kaiser Ferdinand Iii. an, sämmt- liche übrige evangelische Kirchen in den unmittelbaren Fürstentümern wegzunehmen. Die Zahl derselben, von denen sicher erwiesen ist, daß man sie gewaltsam genommen hat, beträgt 628. 2. An den meisten Orten fügte man sich m demüthiger Geduld der Gewalt. Anderwärts aber ging die Wegnahme der Kirchen nicht so leicht. Als die kaiserlichen Abgeordneten nach Freiburg kamen, fanden sie die Kirche mit Frauen und Kindern umstellt. „Diese haben uns (so berichten die Kommiffarien an den Kaiser) aus vol- lem Halse mit dem lästerlichen lutherischen Liede: Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort, empfangen und angeschrieen." Auf dem Ringe waren die Bürger versammelt. Als die beiden evangelischen Geist- lichen vorgefordert wurden, folgte ihnen eine große Menge Volks, Männer, Frauen und Kinder, die man nur mit Mühe von der Wohnung der Kommissarien abhalten konnte. Erst am folgenden Tage gelang es, mit Hilfe von 40 Musketieren und 10 Reitern, die Kirche zu nehmen. In Stabelwitz bei Breslau stellten sich die Bauern mit Heugabeln, Dreschflegeln und dergl. um die Kirche. 3 Kompagnien Soldaten rückten heran und nahmen die Kirche mit Sturm. Mehrere Bauern wurden todtgeschossen, viele verwundet. 3. Für den großen Verlust boten die 3 Friedenskirchen einen nur geringen Ersatz. Zu diesen gingen, ritten oder fuhren die Evange- lischen mehr als 10 Meilen weit. Vor und in der Friedenskirche zu Schweidnitz fanden sich nicht selten gegen 10,000 Menschen ein. Hunderte von Wagen standen um die Kirche herum. Fleißig besucht von den Schlesiern wurden auch die Kirchen in den lausitzischen und brandenburgischen Grenzorten. Wie sehr beschämen unsere Väter viele Evangelische unserer Tage, welche die schönen Gottesdienste des Herrn verachten, obgleich ihnen der Besuch der Kirchen so leicht ge- macht ist! — Die Bedrückungen der Vorfahren wurden noch härter. Ein kaiserlicher Befehl verbot sogar den Besuch auswärtiger Kirchen und den Gesang lutherischer Lieder (nämlich: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" — und: „Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort"). Wenn der Sonntagmorgen anbrach, machten sich Jesuitenschüler hin- aus auf die Kirchwege, lauerten auf die Kirchgänger und trieben sie, selbst mit Gewalt der Waffen, zurück.

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Schlesien unter Oesterreich. 29 Aemtern ebenso zugelassen werden, wie Katholische. Dieses Verspre- chen hielt Kaiser Joseph getreu. Einhundert und achtzehn Kirchen wurden den Evangelischen sogleich zurückgegeben; ja es dursten sogar sechs neue Kirchen erbaut werden: in Freistadt, Sagan, Hirschberg, Landeshut, Militsch und Teschen. Gnadenkirchen nannte man sie. So hatte der Herr den Evangelischen abermals in einem schwedi- schen König einen Retter gesendet. 12. Von dnr schlesischen Petekindcrn. 1. Ueberall in den evangelischen Gemeinden wurde dem Herrn für seine gnädige Hilfe inbrünstig gedankt, und besonders die Schul- Jugend wurde in dieser Zeit dazu mächtig angeregt. Im Spät- herbst des Jahres 1707 begannen in der Gegend von Sprottau 5—14 jährige Kinder alle Tage zwei- bis dreimal zu gemeinsamem Gebet sich zu versammeln. Sie thaten solches anfänglich in einzel- nen Häusern, später in den Kirchen, die damals noch nach löblichem Brauch einen großen Theil des Tages andächtigen Betern geöffnet waren. Als die Zahl der Betekinder aber auf 2—300 sich mehrte, verrichteten sie ihre Andacht unter Gottes freiem Himmel. Diese Kinderbetstunden pflanzten sich schneller fort, als des Vogels Flug. Ein wunderbarer Gebetsgeist war über die Kinder gekommen, und es erfüllte sich buchstäblich das Wort der Schrift: „Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du dir Lob zugerichtet!" 2. Wie ging es nun bei diesen Betstunden her? Ganz ähnlich, wie beim Feldgottesdienste der schwedischen Krieger Karl's Xii. Paar- weise, Knaben und Mädchen gesondert, faßten sich die Kinder bei der Hand und zogen im stillsten und eingezogensten Wesen hinaus in's Freie, oft schon kurz vor Anbruch des Tages, stellten sich alsdann im Kreise auf oder fielen auch alsbald in aller Stille auf ihre Kniee. Dann stimmte einer der ältesten Knaben ein Lied an, las einige Ab- schnitte aus der heil. Schrift vor, und nach abermaligem Gesänge begann das eigentliche Gebet. Hierauf ward wieder gesungen, der Vorleser betete das heil. Vaterunser und sprach den Segen. Den Beschluß machte gewöhnlich der Gesang: „Nun, Gott Lob, es ist vollbracht —". Nirgends zeigte sich dabei kindischer Muthwille. Und diese Kindergottesdienste sind auch nicht ohne Frucht gewesen. Manches vorhin ungerathene Kind ist williger, gehorsamer und stil- ler geworden, viele Erwachsene, die herzuströmten und die herzliche Andacht der Kleinen sahen, wurden davon tief bewegt und gebessert, und selbst viele Feinde und Widersacher mußten endlich erkennen, diese Bewegung der Kinder sei ein Zeichen des Herrn, eine Weck- stimme in böser Zeit. Freilich war es nicht von Gott, wenn manche Kinder die Erlaubniß zur Theilnahme an den Betstunden erzwingen wollten. Allmählich ging auch die erste Innigkeit verloren, und weil so viel Aufhebens davon gemacht wurde, sanken die Andachten zuletzt hier und da zu einem Lippenwerk herab.

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster. 2s und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei- digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam- bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme- rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo- hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel. Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um- taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu- gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 23

1858 - Breslau : Hirt
Johann Dugenhagen und dic Einführung der Reformation in Pommern. 23 Werke der Kirchenreinigung treulich beigestanden. Er ist im Jahre 1485 zu Wall in geboren, wo sein Vater Rathsherr war. Schon in seinem 20. Lebensjahre wurde er von dem Abte des Klosters Bel- buck als Rektor an der Schule zu Treptow a. d. Rega angestellt, die unter seiner Leitung weit und breit berühmt wurde. Hier schrieb er seine pommersche Geschichte, hier schon verbreitete er Liebe und Verständniß der heiligen Schrift, sowohl unter seinen Schülern, wie unter den Mönchen des Klosters Belbuck. Doch sagt er von sich: „Ich hatte die heilige Schrift lieb von Kindes Jugend auf, wiewohl ich unter der päpstischen Finsterniß nicht wußte, wie ich der Schrift gebrauchen sollte, bis daß das liebe Evangelium von Gottes Gnaden so klar wieder an den Tag kam." Einst bei Tische kam ihm eine Schrift Luther's zu Gesichte, und da er sie flüchtig durchblättert hatte, äußerte er: „Der das geschrieben, sei der schädlichste Ketzer, der jemals aufgestanden." Nach einigen Tagen jedoch, nachdem er die Schrift gründlich gelesen und wieder gelesen, war er wie um- gewandelt und erklärte gegen seine Tischgenoffen: „Die ganze Welt liegt in äußerster Blindheit, aber dieser Mann allein stehet die Wahr- heit!" Er war von den falschen Kirchensatzungen zum allein selig- machenden Worte Gottes bekehrt und gewann auch seine Freunde für dasselbe, namentlich den Abt Boldevan. Jetzt zog es unsern Bugenhagen nach Wittenberg, und da gewann er durch seine Gelehrsamkeit und Frömmigkeit bald Luther's und seines treuen Gehülfen Melanchthon Vertrauen. Bald fing er dort an, die Psalmen David's auszulegen, anfangs im Kreise von Landsleuten und Freunden, dann auf dringliches Verlangen der Reformatoren öffentlich. „Dieser Pommer," sagte Luther, „ist der Erste, der ein Ausleger der Psalmen David's genannt werden darf." Auf beson- deres Verlangen der Wittenberger Universität und Bürgerschaft wurde er Pfarrer zu Wittenberg und später General-Superintendent in einem Theile des Kurfürstenthums Sachsen. In diesen Aemtern ist er bis an sein Ende geblieben und hat die glänzenden Berufungen, z. B. zum Bischof von Schleswig oder in Dänemark, selbst in seinem Vaterlande Pommern, ausgeschlagen. Vorzüglich lieb und werth war es ihm, daß er mit Luther und Melanchthon an der Ver- deutschung der heiligen Schrift arbeiten durfte. Die Vollendung die- ses hochwichtigen Werkes feierte er jährlich mit seiner Familie und seinen Freunden durch ein Fest in seinem Hause. Da dankte er dem Herrn für diesen theuren seligen Schatz. Als die Pest in Witten- berg wüthete, blieb er mit Luther treulich bei seiner Heerde, und versorgte die Kranken und Sterbenden mit dem Tröste der Kirche. Oft betete er herzlich und lange für seine Gemeinde und für die ganze Kirche, oft stand er Luther'n als Beichvater in schweren Stunden geistlicher und leiblicher Anfechtung als Beichtvater mit Kraft und Würde zur Seite. Dabei war er im gemeinen Wandel eines fröhlichen Gemüths. Als die Herren von Lübeck ihn nach

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blickt in dir Vergangenheit Westfalens. Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche. 3. Wiekingssagen. 1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin- gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus- kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge- fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen. 2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe- gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die- selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn „Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen, welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er- hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,, blieb nicht ganz unbedacht. 4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen. Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
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