Die Prov'uy Posen.
Lage.
Die Provinz Posen ist eine der zwölf Provinzen des prenßi-
schen Staates und liegt in dem östlichen Teile desselben.
Grenzen.
Sie grenzt im Norden an die Provinz Westpreußen (Regiernngs-
bezirk Marienwerder), im Osten an Rußland, im Süden an die
.Provinz Schlesien, im Westen an die Provinz Brandenburg (Regie-
rungsbezirk Frankfurt a. d. Oder). Im Nordosten bildet auf eine
kurze Strecke die Weichsel, im Osten die Prosna, im Süden der
Landgraben und im Nordwesten die Drage die natürliche Grenze.
Größe.
Die Provinz Posen umfaßt eine Größe von 28 956 qkm
und hat eine Bevölkerung von 1 828 653 Einwohner. Der Größe
nach nimmt sie die 6., der Einwohnerzahl nach die 8. Stelle
unter den Provinzen des preußischen Staates ein. Die größte
Ausdehnung von Norden nach Süden (vom Eintritt des Zempel-
burger Wassers in die Brahe bis in die Südspitze des Kreises Kempen)
beträgt etwa 260 km und die größte Entfernung von Osten nach
Westen (in der Richtung von Jnowrazlaw und Schwerin a. W.)
etwa 222 km. Die nördlichste Stadt ist Krone a. Br., die süd-
lichste Kempen, die östlichste Argenau und die westlichste Blesen.
Bodengestalt.
Die Provinz, ein wellenförmiges Flachland, liegt im nord-
deutschen Tieflande, und zwar zwischen den beiden Landrücken des-
selben. Der norddeutsche Landrücken tritt mit ziemlich hohem
Abfall von Norden her an das Thal der Netze heran, während der
schlesisch-polnische Landrücken aus Schlesien einige Höhenzüge nach
dem südlichen Teile der Provinz hineinsendet, unter denen der in
der südöstlichen Spitze (Kreis Schildberg) bis über 200 m ansteigt.
Der innere Teil der Provinz ist eine Ebene von durchschnittlich
80 bis 120 m Höhe. Sie wird von dem Flnßlaufe der Warthe,
Netze und Obra in einer tieferen Einsenkung durchzogen. Die
Wasserscheide zwischen der Oder (Netze) und der Weichsel bildet
1*
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— 15 —
nach Posen. Ihre Länge beträgt 200 lim, wovon 170 km
auf unsre Provinz fallen.
3) Öls-Gnesen; sie führt von Öls über Zdnny. Krotoschin,
Koschmin. Jarotschin (hier kreuzt die vorhergenannte Strecke).
Wreschen nach Gnesen und ist 160 km lang; 105 km dieser
Strecke liegen in der Provinz.
4) Öls-Wilhelmsbrück. Sie durchschneidet nur den südlichsten
Zipfel der Provinz in östlicher Richtung und geht über Kempen
nach Wilhelmsbrück (Podzamcze), gegenüber der russischen Stadt
Wieruszow. in einer Länge von 28 km.
Im Bereiche der Eisenbahndirektion Bromberg liegen die
Eisenbahnstrecken:
1) Schneidemühl-Thorn. Sie ist 137 km lang, zweigt sich
bei Schneidemühl in östlicher Richtung von der sog. Ostbahn
ab und geht über Nakel und Bromberg nach Thorn; in ihrer
Verlängerung führt sie durch die Provinzen West- und Ost-
Preußen bis nach Jnsterburg. Ihre Abzweigungen in der
Provinz sind:
a. Bromberg-Dirschau. Sie geht in nördlicher Richtung
von Bromberg aus und liegt nur mit einer Ausdehnung von
26 km in der Provinz; hinter der Station Klarheim tritt
sie in die Provinz Westprenßen ein.
d. Bromberg-Fordon, 12 km lang.
2) Posen-Thorn. Sie geht. 141 km lang, über Gnesen. Jno-
wrazlaw nach Thorn. Zweigstrecken dieser Linien sind:
a. Jnowrazlaw-Bromberg; 46 km lang;
b. Jnowrazlaw-Rogasen; 96 km lang;
c. Jno wrazlaw-Montwy-Kr uschwitz und
(1. Gnesen-Nakel. 75 km lang.
3) Posen-Neu-Stettin. Sie ist 166 km lang und führt über
Obornrk. Rogasen. Kolmar und Schneidemühl nach Nen-Stettin
in Pommern.
4) Posen-Strzalkowo. Sie geht in einer Länge von 67 km
über Schwersenz. Kostrzyn, Nekla und Wreschen (hier kreuzt die
Linie Öls-Gnesen) nach Strzalkowo. gegenüber der russischen
Grenzstadt Slupce.
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6. Das Kloster Möllenbeck.
t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein.
T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die
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Extrahierte Personennamen: Hildburg
Extrahierte Ortsnamen: Rinteln Mühlenbach Wesertal Minden Minden
— 33 —
Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle.
So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen.
t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte.
Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben:
1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg.
2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck).
3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln.
4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet.
5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war.
6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen.
7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister.
Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen,
3
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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42
E. Bevölkerung
stellt sind und je einen Oberpostdirektor an der Spitze haben. Der
Oberpostdirektionsbezirk Posen umfaßt den Regierungsbezirk Posen
mit 3638,5 km Telegraphenlinien und 424 Verkehrsanstalten. Zum O der-
postdirektionsbezirk Bromberg gehört der Regierungsbezirk Bromberg
und außerdem die westpreußischen Kreise Deutsch-Krone, Flatow, Konitz,
Schlochau und Tuchel. Der Bezirk umfaßt 3354 km Telegraphenlinien und
420 Verkehrsanstalten.
Die Verkehrsanstalten der Post gliedern sich in Post- bezw. Tele-
graphenämter I, unter der Leitung von Post- bezw. Telegraphendirektoren,
Postämter Ii, unter der Leitung von Postmeistern, und Postämter Iii
unter Postverwaltern. Außerdem gibt es Postagenturen und Posthilfsstellen.
d. Geldverkchr, Gescllschafrs- und Genossenschaftswesen.
Handel und Verkehr, Gewerbefleiß und Landwirtschaft, Produktion und
Umsatz, wie überhaupt das gesamte wirtschaftliche Leben in der Provinz werden
sehr unterstützt und gefördert durch das Kredit-, Gesellschafts- und Genossen-
schaftswesen.
Die Reichs bank, eine staatliche Einrichtung zur Regelung des Geld-
umlaufs, Erleichterung von Zahlungen und Nutzbarmachung von Kapitalien,
ist in der Provinz Posen durch die Reichsbankhauptstelle zu Posen und
die Reichsbankstelle in Bromberg vertreten. Reichsbanknebenstellen
gibt es in Pleschen, Ostrowo, Krotoschin, Rawitsch, Lissa, Meseritz, Schneide-
mühl, Gnesen und Jnowrazlaw.
Jeder ordentliche Geschäftsmann kann nach Maßgabe der Bestimmungen
mit der Reichsbank in Geschäftsverkehr treten, nachdem er zuvor der Bank-
anstalt, in deren Bezirk er seinen Wohnsitz hat, die erforderlichen Mitteilungen
über seine Verhältnisse gemacht hat.
Über den Umfang des Posener Bankverkehrs geben die Jahresberichte der
beiden Handelskammern im allgemeinen folgende Auskunft. Die Reichshaupt-
bankstelle Posen hatte 1901 einen Gesamtumsatz von 1473974100 Mk.,
davon Lombardverkehr über 123 Mill. Mk., Wechselverkehr über 243 Mill. Mk.,
Giro- und Anweisungsverkehr 1107 Mill. Mk. — Der Gesamtumsatz der Reichs-
ban kstelle Bromberg belief sich 1900 auf 700 322500 Mk., davon über
36 Mill. Loinbardverkehr, über 103 Mill. Wechselverkehr und über 560 Mill.
Giroverkehr. Demnach wurden in Posen im Reichsbankverkehr 1900/01 im
ganzen etwa 2174 Mill. Mk. umgesetzt. Doch ist dies nur ein Teil des
Posener Geldverkehrs, der des weitern durch Privatbanken, Sparkassen und
Kredit- und Vorschußvereine, Gesellschaften und Genossenschaften gefördert wird.
Unter einer Gesellschaft versteht man die Vereinigung mehrerer Gesell-
schafter, Associes, Kompagnons zum gemeinsamen Betrieb von Handels-
geschäften. Man unterscheidet offene Gesellschaften, bei welchen jeder
Gesellschafter persönlich für die Verbindlichkeiten der Firma haftet; Aktien-
gesellschaften, für deren Verbindlichkeiten jeder Teilnehmer nur bis zum
Betrage seiner Einlage haftet, während er anderseits seine Mitgliedschaft
mit ihren Rechten durch Veräußerung der Aktie auf andere übertragen kann;
Kommanditgesellschaften, bei denen ein oder mehrere Gesellschafter mit
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TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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4. Wirtschaftliche Verhältnisse.
41
Da der Güterverkehr somit — abgesehen vom Weichselanteil des Brom-
berger Kanals — nach W. gravitiert, würde ein Anschluß der Posener
Wasserstraßen an den projektierten großen Mittellandkanal für die Posener
Binnenschiffahrt von größter Bedeutung sein. (Verkürzung des Wasserweges
zwischen den Posener Stationen einerseits und der Spree, Elbe und
Saale anderseits. Verbilligung der Schiffsfrachten. Steigerung des Schiffs-
verkehrs.)
Aber auch bereits jetzt haben die Wasserstraßen der Provinz einen schätzens-
werten Anteil am Posener Handel. Im Jahre 1900 wurden auf denselben
494907 t (einschl. Floßholz) Güter zu Tal (westwärts) und 140407 t zu
Berg (ostwärts) geschafft.1 Zu Tal gehen besonders Holz (66°/0), Getreide
(17 %) und Zucker und Melasse (10%);. zu Berg Stein- und Braunkohlen
(24%), Steine und Steinwaren (18%). Fast % des Güterverkehrs auf
den Wasserstraßen entfallen auf die Netze und den Bromberger Kanal.
Im Güterverkehr überhaupt (Eisenbahnen und Wasserstraßen» stehen Holz und
Getreide obenan. Dann folgen Kartoffeln, Steinkohlen, Kolonialwaren, Mauersteine,
Produkte der Zuckerindustrie, Roheisen, Düngemittel, Bier, Spiritus und Industrieartikel
der verschiedensten Zweige.
Der Holzhandel erfordert an Bau- und Nutzhölzern für das gesamte Deutsche
Reich eine jährliche Mehreinsuhr von durchschnittlich 3,» Mill. t im Werte von 174 Mill.mk.2.
Davon liefert Rußland allein 421/2%, Österreich 34%. Da nun die Provinz Posen
allein aus Rußland an Floßholz über % Mill. t einführt (wozu noch etwas im Bahn-
verkehr kommt), so vermittelt sie mindestens % der Gesamteinfuhr an Holz
für das Deutsche Reichs
Der Getreidehandel der Provinz Posen ergab im Jahre 1900 an
Roggen und Weizen allein eine Mehrausfuhr von 220754 t. Dazu kam eine
Ausfuhr von 35500 t Getreide auf dem Wasserwege gen Westen und eine
starke Ausfuhr an Nahrungsmehl. Der Regierungsbezirk Posen gravitiert
mit seinem Getreide- und Mehlverkehr nach Schlesien und zum Teil nach
Sachsen, der Regierungsbezirk Bromberg nach Pommern, Danzig, Berlin,
Hannover ltitb Thüringen.
3. Der Postverkchr spielt im modernen Kulturleben eine sehr wichtige
Rolle. Den großartigen Aufschwung verdankt das Pvstwesen namentlich der
Benutzung von Eisenbahnen und Telegraphen im Postdienst, sowie mannigfachen
Postreformen. Den Anteil der Provinz am deutschen Postverkehr zeigen
folgende Angaben: Im Jahre 1900 hatte Posen an eingelieferten und ab-
gegangenen Briefen. Postkarten, Drucksachen und Warenproben 120890300
Stück1 * * 4, an Briefen und Paketen mit Wertangabe 578339, an Paketen
7 401 439 Stück, an Telegrammen 1944148-'. Die Sendungen durch Post-
anweisungen beliefen sich ans 431,3 Mill. Mk., abgesehen von den 1,6 Mill.
Postnachnahmen und Postaufträgen. — Telephonanschlüsse bestehen bis nach
Berlin, Danzig, Thorn, Königsberg, Stettin und Breslau.
Die Verwaltung des Postwesens geschieht durch die beiden Oberpost-
direktionen Posen und Bromberg, die dem Reichspostamt in Berlin unter-
1 Bergl. die Berichte der Posener und der Bromberger Handelskammer für 1900.
- Statistisches Jahrbuch für 1899.
Bromberger Handelskammer.
4 1900 Deutsches Reich: 5832095090.
Deutsches Reich 1900 ca. 70 Mill.
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Sachsen Pommern Danzig Berlin Hannover Berlin Danzig Thorn Königsberg Stettin Breslau Bromberg Berlin
I 0 8 6 0 5
Heimatkunden.
Ergänzung zu den Ausgaben A und B der Schnlgcographie von E. v. Scydlitz.
Landeskunde der provin; Posen
von Adolf Tromnan, Lehrer an der höheren Töchterschule und am Lehreriuneu-2eminar
zu Bromberg.
A. Allgemeine geographische Übersicht.
1. Lage.
Posen ist eine der zwölf Provinzen des preußischen Staates und liegt im
östlichen Teile Norddeutschlands. Es breitet sich zwischen Weichsel und Oder
im Gebiete der Netze und mittleren Warthe aus.
Der preußische Staat gehört zum deutschen Reiche. Dieses liegt auf
dem nördlichen Teil der östlichen Erdhälfte (Globus!) und bildet die Mitte
des Erdteils Europa. Bestimme das Gradnetz Europas und das des deut-
schen Reichs! — Die Provinz Posen liegt zwischen 15° 20 und 18" 40' ö. L.
v. G. und dehnt sich von 51° 8' bis 53° 28' n. Br. aus. Ein Längengrad
von 52° n. Br. mißt 68,7 km, südlich davon etwas mehr, weiter nördlich
davon etwas weniger.
Im N. grenzt Posen an Westpreußen, im O. an Rußland, im S. an
Schlesien und im W. an Brandenburg. Natürliche Grenzen bilden auf einzel-
nen Grenzstrecken die Flüsse Weichsel, Drage und Prosna.
2. Größenverhättrrisse.
Tie Provinz umfaßt einen Flächenraum von 28056 (rund 20000) qkm
und zählt 1716000 Einwohner. Auf 1 qkm wohnen durchschnittlich 50 Leute.
Der Größe nach nimmt Posen unter allen Provinzen des preußischen Staats
die 6., der Bewohnerzahl und Bevölkerungsdichtigkeit nach die 8. Stelle ein.
Das Königreich Preußen ist 12mal, das deutsche Reich 18mal so groß als
unsere Provinz. Ihre größte Ausdehnung ist diejenige von N. nach S. Dieser
Weg beträgt etwa 260 km. Suche auf der Karte die nördlichste, die süd-
lichste, die östlichste und die westlichste Stadt der Provinz!
3. Wodenvertjältniste.
Der Bodengestaltung nach ist die Provinz ein Teil des ostdeutschen
Tieflandes*). Mit ihren weiten Tiefebenen, wellenförmigen Flachländern
und niedrigen Landrücken bildet sie ein im allgemeinen einförmig-ebenes
Land. Im N. wird sie durch einen Teil des nördlichen oder baltischen
Landrückens vom Küstentieflande der Ostsee, im S. an der schlesischen
Grenze durch einen Teil des polnischen Landrückens, welcher zum süd-
lichen Höhenzuge gehört, von dem Oderthale getrennt. Hier im S. weist
das Land Erhebungen bis über 200 m auf, während der Kern des Landes
Abkürzungen: N. — Norden, O. — Osten, S. — Süden, W. — Westen. — n. Br. —
nördliche Breite, ö. L. v. G. — östliche Länge von Greenwich, — E. — Einwohner, r. —
rechts, l. — links.
*) Bergl. „Seydlitz B. Kleine Schulgeographie", S. 117.
Tromnau, Landeskunde Posens.
l
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf_Tromnan Adolf Größenverhättrrisse Posens
Extrahierte Ortsnamen: Bromberg Norddeutschlands Europa Europas Schlesien Brandenburg Ostsee Oderthale
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Posen
— 11 —
große Summen. Er ließ Gärtner aus der Pfalz kommen, damit die Landeseinwohner von ihnen lernten und ihnen nacheiferten. Selbst der Fischerei widmete er seine Aufmerksamkeit. Der Landplage durch die große Menge von Wölfen und anderen Raubtieren ein Ende zu machen, traf er vielseitige Maßregeln; die das Land unsicher machenden Vagabunden und Landstreicher ließ er durch streifende Husaren ausgreifen.
Über die zumeist arg gelichteten und verwahrlosten Waldungen setzte er Förster und ließ die Forsten in Reviere einteilen; an die Spitze des Forstwesens stellte er einen Oberforstmeister mit Sitz und Stimme in der Bromberger Domänenkammer. Das bedeutendste Werk Friedrichs des Großen in dem neugewonnenen Lande ist der Bau des Bromberger Kanals, der Netze und Brahe und so Oder und Weichsel verbindet und für den Holz- und Getreidehandel der neuen Provinz, wie des polnischen Hinterlandes von großer Bedeutung geworden ist. Ein Hauptaugenmerk richtete der König auf die tief gesunkenen Städte. Er ließ eine ordentliche Stadtobrigkeit einrichten und aus Sachsen, Thüringen und Franken Handwerker beschaffen, welche die notwendigsten Lebens- und Verkehrsbedürfnisse zu befriedigen imstande waren. Mit seiner Sorge für das Aufblühen von Handel und Gewerbe ging Hand in Hand die für die Gesundheit und die sittliche Hebung des Volkes. Neben Ärzten und Chirurgen wurden Apotheker etabliert, die bisher fast ganz gefehlt hatten. Hauptsächlich trug die Einrichtung von Wochen-und Jahrmärkten zur Hebung der Städte bei. Besondere Anziehungskraft übten die vier Messen von Bromberg. Durch diese und durch die Anlegung des Kanals nahm die Stadt schnell einen bedeutenden Aufschwung. Eine große Zahl neuer
wohlgebauter Häuser, von Fabriken und Mühlen entstand. So
zählte die Stadt, welche 1772 nur 500 Einwohner hatte, 1774 schon 1380, 1781 fast 4000 Seelen.
Ein Po st wesen hatte es indem neuen Gebiete überhaupt nicht gegeben; Friedrich schuf es. Freilich standen keine geringen Schwierigkeiten entgegen: die schlechten Wege, die Unsicherheit der Straßen, die Entlegenheit der Ortschaften in den immer noch zahlreichen öden Landstrichen. Aber des Königs fester Wille besiegte jedes Hemmnis. Schnell ging das Werk von statten. Am 20. Juni 1772 war der Befehl zur Einführung der Posten gegeben; bereits am 1. Oktober öffneten sich die
Schalter, und die preußischen Postwagen rollten durch das Land. — Scharfe Maßregeln, wie sie sonst nicht in der Regierungsweise des großen Königs lagen, ergriff er gegen die
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Spree.
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Alles, was anderswo zu Fuße, zu Pferde und zu Wagen ab-
gemacht wird, verrichtet man dort in Kähnen; denn die Flußarme
und Gräben vertreten die Stelle der Wege. Die Fahrzeuge sind
aus Baumstämmen gezimmert, daher schmal, und werden, weil sie
leicht Umschlägen, Seelenverkäufer genannt. Mit großer Geschicklich-
keit wisien die Bewohner des Spreewaldes sie zu regieren, und
pfeilschnell treibt man sie durch das Wasser. Mit dem Kahne bringt
man das Vieh zur Weide, holt man das Gras, Getreide und Holz
heim, besucht man den Nachbar, fährt man zu Markte und im
Sonntagsschmucke zur Kirche, folgen auch im schweigenden Trauer-
zuge die Leidtragenden der Leiche, die auf einem Kahne zum Kirch-
hofe gebracht wird. Zu Kahne besucht der Förster sein Revier, ver-
folgt er den Holz- und Grasdieb, fährt er auf die Jagd. Ein
anderes Bild gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt
sich alle Welt Schlittschuhe an: das arme, alte Mütterchen, das sich
Raff- und Leseholz sammelt, der Holzhauer, der Förster, Männer,
Weiber und Kinder, alle gleiten dann pfeilschnell über die spiegel-
blanken Kanäle; auf Handschlitten befördert man nun, wozu man
im Sommer die Kähne brauchte. Der Spreewald theilt sich in
einen oberen und unteren; jener ist 4 Meilen lang und 1 \ Meile
breit und zieht sich bis Lübben, von wo ab der untere Theil sich
2 Meilen abwärts zieht; von Wald ist freilich nichts mehr zu sehen,
nur baumarme, mit Erlengebüsch bewachsene Torfwiesen breiten sich
an den Ufern der Spree aus, bis diese in den flachen Schwiebur-
ger See fließt. Durch Sandöden und Kieferwälder fließt sie weiter;
unterhalb der Stadt Beeskow mündet der Müllroser Kanal, der
von dem großen Kurfürsten angelegt ist und darum auch Friedrich-
Wilhelms-Kanal heißt. Er verbindet die Spree mit der Oder
und stellt so eine ununterbrochene Wasserstraße von der Elbe bis
zur Weichsel her; denn aus der Elbe gelangt man in die Ha-
vel und Spree und aus dieser durch den genannten Kanal in die
Oder, Warthe und Netze, und mittelst des Bromberger Ka-
nals in die Weichsel. An Fürstenwalde vorüber nimmt die
Spree ihren Lauf durch einen großen Wald bis zum Müggelsee
bei Köpenik und erreicht dann bald Berlin. Zahlreiche Kähne
mit Holz, Torf, Getreide, Steinen, Kalk, Obst beleben hier den
Fluß. An Charlottenburg vorüber geht sie endlich bei der Fe-
stung Spandau in die träge Havel. Wir machen aber von der
Frankfurter Eisenbahn, ehe wir nach Berlin kommen, einen Ab-
stecher nach den Rüdersdorfer Kalksteinbrüchen; denn sie sind
nicht blos in der Mark die einzigen, sondern müssen auch Posen,
Preußen, Pommern, Mecklenburg, sogar Hamburg mit
Kalk versehen. Eine halbe Meile lang und 6 — 700' mächtig sind
die Muschelkalklager, die sich bei den Rüdersdorfer Forsten ausbrei-
ten; damit es die Kähne, auf denen die Steine fortgeschafft werden,
recht bequem haben, hat man zwei Kanäle in die Brüche hineinge-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Beeskow Köpenik Berlin Charlottenburg Spandau Berlin Posen Pommern Mecklenburg Hamburg