Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Schaumburgische Geschichte - S. 58

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 58 — mit 80 Schülern, und das Oldendorfer Kirchenbuch bezeichnet den Winter 1636—37 als die Zeit der größten Sterblichkeit. Graf Otto hatte sich während dieser bösen Zeit nach Gehmen geflüchtet. Als er am 23. März nach Bückeburg zurückkehren wollte, wurde er von den Kaiserlichen gefangen genommen und in Lemgo bis zum 29. April festgehalten. Das Ende des Krieges. So dauerten die Bedrückungen und Erpressungen noch Jahre lang fort. Bald waren es schwedische, bald kaiserliche, bald lüneburgische und pfälzische Truppen, die Kontributionen erhoben. 1639 wurde das linke Weserufer von den Kaiserlichen ausgeplündert, ebenso Oldendorf und Coverden, von wo sie viel Kühe mit fortnahmen. 1640 mußten 1500 Fuder Korn und 500 Fuder Hafer nach Minden geliefert werden, während die Kaiserlichen ihre Kontribution mit Brand und Raub einforderten. In den Jahren 1641 und 1642 ging es in Schaumburg ziemlich ruhig zu. Erst im Oktober kam wieder Einquartierung. Am 11. Oktbr. kamen 20000 Mann hessische und weimarsche Truppen in die Lachemer und Exter Vogtei, zogen dann in die Fischbecker Vogtei, wobei am 16. Oktober mehrere Häuser in Welsede und Heßlingen und ganz Hattendorf samt der Kirche niedergebrannt wurden. Durch diese Einquartierung sind die Leute im Amte Schaumburg bettelarm gemacht worden. So ging es bis zum Jahre 1648, wo endlich der langersehnte Friede zustande kam. Voller Freude dankte man in allen Kirchen der Grafschaft Gott, daß nun die schreckliche Zeit beendet sein sollte. Von den 5 Millionen Reichstalern, die den Schweden vom Deutschen Reiche als Kriegsentschädigung gezahlt werden mußten, entfielen auf die Grafschaft Schaumburg 13640 Goldgulden, wozu noch 12000 Reichstaler rückständige Kontribution an die Kaiserlichen kamen, die in drei Terminen abgeliefert werden mußten. Im Jahre 1650 endlich wurden die Regimenter aufgelöst, so z. B. am 4. September ein schwedisches Reiterregiment bei Oldendorf. Die Offiziere und Mannschaften zerstreuten sich in die nächsten Ortschaften und nahmen die verlassenen Wohnungen und Höfe, deren Besitzer in den langen Kriegsjahren umgekommen waren, in Besitz. *) *) So wird z. B. im ältesten Kirchenbuche von Gr. Wieden 1654 und in den folgenden Jahren ein Rittmeister Stephan Glünder und ein Leutnant Krentler erwähnt, die wahrscheinlich von diesem Regimente waren.

2. Schaumburgische Geschichte - S. 32

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 32 — 6. Das Kloster Möllenbeck. t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein. T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die

3. Schaumburgische Geschichte - S. 33

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 33 — Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle. So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen. t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte. Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben: 1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg. 2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck). 3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln. 4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet. 5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war. 6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen. 7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister. Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen, 3

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 110

1914 - München : Oldenbourg
— Uo — war in Lohr ein Haus von der Pest verseucht, so wurde es zugeschlagen. Die Notwendigkeiten wurden an einer Stange zum Fenster hineingereicht, war einer gestorben, so wurde er von den Lebenden zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen; der täglich dreimal alle Straßen passierende Leichenwagen nahm den Leichnam auf. Die Pest regierte sechs Wochen und drei Lage; es sind daran gestorben 860 Menschen; der höchste Stand an einem Lage waren 45 Tote. Nur zwölf Häuser waren noch frei; von zwölf Ratsherren lebten noch vier (\655). 3n Kloster Neustadt verstärken sechs Priester. — Nicht ein ziffernmäßiges Bild soll durch diese Zusammenstellung gewonnen werden, dazu sind die Angaben zu lückenhaft, zu unvollständig und ungenau. Aber eines ist daraus zu ersehen' Furchtbarer denn der Krieg mordete dessen treue Begleiterin, die Pest. 23, Der Friede. Friede! Kaum war es zu glauben, daß er in deutschen Landen nochmal Linkehr halten könne, wie ein fremdes Märchen aus seligen Tagen klang die Kunde von dem Friedensschluß den Alten, die während einer jahrzehntelangen Greuelzeit grau geworden waren, wie ein unfaßbares Wunder empfand sie die Jugend, die in Kriegsnot und Elend herangewachsen war- ohne wart und Pflege. Sie hatte die Segnungen des Friedens nie gesehn. Daß der Bauersmann frohgemut die Saat bestellte auf sorgfältig bereiteter Flur, daß hundertfältige Ernte den sauren Fleiß des Landmanns lohnte, daß nach getaner Arbeit auch Feste das Leben im schmucken Dorf lein verschönten —, ja davon wußte das verwilderte Geschlecht nichts. Bilder zertretener Acker, geschwärzter Dorfruinen, Szenen von Haub und Mord, Kummer und Leid — das waren die Eindrücke gewesen, die es empfangen hatte von Kindheit auf. Und jetzt klangen die Glocken von Turm zu Turm und kündeten Frieden auf deutscher Erde. Bis in die entlegensten Schlupfwinkel drang die Botschaft und rief die verkrochenen Einwohner in die Dorffchaften um das Friedensfest zu feiern. Am Lage Martini des ^6^8 ften Jahres beging man in vielen ©rten Frankens das frohe Ereignis. 3n feierlichem Wallgange zogen die abgehärmten Männer, Weiber und Kinder vom Gotteshaufe durch die Straßen der Heimatgemeinde. Dann vereinigten sie sich in der Kirche zu andächtigem Dankgottesdienst. Die Glocken läuteten und die Böller krachten und von dem Turme bliesen Trompeter kirchliche Lieder. Alle Arbeit ruhte. wie aber sah es aus im Lande, als der längste Krieg geendet tvara den Deutschland je zu ertragen hatte? Unsagbar war die Verwüstung. Ganze Dörfer waren von der Erde verschwunden und wurden nicht mehr aufgebaut. In jeder Ortschaft gab es herrenlose Güter in Menge. Die Einwohner vieler Gemeinden waren

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 137

1914 - München : Oldenbourg
— H3? — 7. Die Franzosen im Spessart. V 21 mt Lohr. „ . . . In dem Amtsorte Langenprozelten wurde nach dem Einzuge der Franzosen der Pfarrer Luchs dergestalt von den Franzosen bedrängt, daß er nach Lohr floh. Ihm wurden J(000 fl., die er im Hochaltar verborgen gehabt, von den Franzosen weggenommen. Auch die Kirchen-paramente, Monstranz und Kelche eigneten sich die Räuber an. Der durch Plünderungen und Requisitionen in Langenprozelten entstandene Schaden belief sich auf etwa 30 ooo fl. In Lohr betrug er 3( 7^ fl. . . . Am schlimmsten unter allen Ortschaften des Amtes wurden Miesen und Ruppertshütten mitgenommen. Am \6. Juli traf ein französischer Offizier in Miesen ein und forderte \30 Louisdors Brandschatzung; am 1(7. Juli wurde der (Drt von den Franzosen besetzt. Der rechte Flügel der Armee unter General Kleber lagerte da drei Tage, auch war General Iourdan anwesend. Etwa 30 ooo Zttann mit io ooo Pferden kamen durch Miesen. Durch Plünderung, Beschädigung an Feldfrüchten, Megnahme eines großen Teiles des Zug-, Schweine- und Schlachtviehes entstand ein Schaden von 27 65\ fl. Die durch die Franzosen eingeschleppte Viehseuche forderte mehr als i_oo Stück (im ganzen Amte Lohr 767 Stück). Ende August und anfangs September war nahe bei Miefen ein französisches Lager. 37 ooo fl. Schulden hinterblieben der armen Spessartgemeinde als Folge des Einfalles. Bei Ruppertshiitten lagerte an der Schanz das Zentrum der französischen Armee in einer Stärke von 40 000 Mann drei Tage lang. Der Bürgermeister vergrub in der Nacht auf den 1(9. Juli 75 fl. Gemeindegeld in einem Scheuerboden unter das Gebälk eines Schweinstalles \1/2 Schuh tief. Am nächsten Nachmittag fanden es zwei Franzosen. 79 Rinder, 2(3 Schweine, (28 Bammel und Geißen wurden requiriert. Die Einwohner mußten sich die notwendigsten Kleider von auswärts kommen lassen. Sechs Porfpanntvagen mußten mit dem Beere fort. Nach \y Tagen kehrten die Fuhrwerksleute zurück, aber alle ohne Magen und Zugvieh. Das Dorf erlitt einen Perlust von 24 8^9 fl." 2. (Dbernburg. „. . . Am 6. September früh um 1/28 ilhr erscholl die Nachricht, daß gegen 500—700 Franzosen im Anmarsch wären. Zu gleicher Zeit wurde die Sturmglocke gezogen und die Trommel geschlagen. Zu meinem Schrecken sah ich bei einem Blick auf die Straße Soldaten und Bürger in Massen aller Art vors Tor ziehen. Ich eilte dahin und glaubte den £?aupt-mann noch anzutreffen und denselben zu bereden, mit seiner Mannschaft abzuziehen und also die Bürger zum Niederlegen der Massen zu bringen. Allein der f^auptmann war mit den Ehevauxlegers vorwärts, die Sturmglocke tönte fortwährend und mit den Soldaten waren schon bewaffnete

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster. 2s und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei- digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam- bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme- rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo- hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel. Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um- taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu- gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blickt in dir Vergangenheit Westfalens. Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche. 3. Wiekingssagen. 1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin- gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus- kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge- fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen. 2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe- gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die- selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn „Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen, welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er- hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,, blieb nicht ganz unbedacht. 4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen. Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 1
4 0
5 5
6 0
7 0
8 3
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 3
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 4
37 4
38 0
39 3
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 4
4 4
5 3
6 1
7 0
8 0
9 0
10 8
11 1
12 2
13 0
14 0
15 0
16 8
17 21
18 0
19 22
20 0
21 7
22 1
23 20
24 2
25 0
26 2
27 7
28 3
29 6
30 0
31 0
32 4
33 0
34 5
35 0
36 5
37 5
38 5
39 3
40 0
41 0
42 4
43 0
44 5
45 4
46 0
47 0
48 3
49 8
50 0
51 6
52 0
53 0
54 36
55 0
56 0
57 8
58 2
59 8
60 0
61 4
62 0
63 0
64 0
65 0
66 1
67 0
68 6
69 5
70 7
71 1
72 8
73 13
74 0
75 2
76 16
77 19
78 7
79 3
80 1
81 2
82 9
83 1
84 1
85 4
86 2
87 12
88 0
89 0
90 1
91 5
92 5
93 0
94 29
95 0
96 0
97 0
98 6
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 2
3 0
4 1
5 5
6 2
7 1
8 0
9 1
10 1
11 0
12 0
13 1
14 1
15 0
16 0
17 6
18 2
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 5
26 0
27 0
28 0
29 0
30 3
31 1
32 1
33 4
34 1
35 1
36 2
37 0
38 14
39 4
40 4
41 0
42 0
43 2
44 6
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 7
51 4
52 3
53 0
54 0
55 0
56 0
57 1
58 15
59 3
60 6
61 1
62 2
63 0
64 0
65 3
66 5
67 1
68 2
69 0
70 11
71 0
72 16
73 1
74 0
75 0
76 0
77 5
78 1
79 0
80 5
81 12
82 0
83 1
84 1
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 1
92 0
93 13
94 1
95 0
96 0
97 8
98 0
99 7
100 13
101 0
102 10
103 0
104 0
105 0
106 20
107 0
108 0
109 0
110 20
111 0
112 1
113 0
114 6
115 0
116 0
117 1
118 0
119 2
120 0
121 6
122 1
123 1
124 1
125 2
126 0
127 1
128 0
129 1
130 12
131 5
132 0
133 4
134 0
135 4
136 1
137 1
138 0
139 0
140 9
141 0
142 18
143 10
144 3
145 5
146 0
147 1
148 0
149 0
150 2
151 4
152 1
153 0
154 2
155 3
156 4
157 1
158 0
159 2
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 2
166 3
167 2
168 0
169 5
170 3
171 2
172 1
173 1
174 0
175 1
176 0
177 4
178 0
179 2
180 0
181 0
182 2
183 6
184 0
185 0
186 0
187 2
188 3
189 0
190 0
191 2
192 0
193 0
194 12
195 0
196 2
197 0
198 1
199 10