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1. Die Provinz Posen - S. 3

1898 - Breslau : Hirt
Die Prov'uy Posen. Lage. Die Provinz Posen ist eine der zwölf Provinzen des prenßi- schen Staates und liegt in dem östlichen Teile desselben. Grenzen. Sie grenzt im Norden an die Provinz Westpreußen (Regiernngs- bezirk Marienwerder), im Osten an Rußland, im Süden an die .Provinz Schlesien, im Westen an die Provinz Brandenburg (Regie- rungsbezirk Frankfurt a. d. Oder). Im Nordosten bildet auf eine kurze Strecke die Weichsel, im Osten die Prosna, im Süden der Landgraben und im Nordwesten die Drage die natürliche Grenze. Größe. Die Provinz Posen umfaßt eine Größe von 28 956 qkm und hat eine Bevölkerung von 1 828 653 Einwohner. Der Größe nach nimmt sie die 6., der Einwohnerzahl nach die 8. Stelle unter den Provinzen des preußischen Staates ein. Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden (vom Eintritt des Zempel- burger Wassers in die Brahe bis in die Südspitze des Kreises Kempen) beträgt etwa 260 km und die größte Entfernung von Osten nach Westen (in der Richtung von Jnowrazlaw und Schwerin a. W.) etwa 222 km. Die nördlichste Stadt ist Krone a. Br., die süd- lichste Kempen, die östlichste Argenau und die westlichste Blesen. Bodengestalt. Die Provinz, ein wellenförmiges Flachland, liegt im nord- deutschen Tieflande, und zwar zwischen den beiden Landrücken des- selben. Der norddeutsche Landrücken tritt mit ziemlich hohem Abfall von Norden her an das Thal der Netze heran, während der schlesisch-polnische Landrücken aus Schlesien einige Höhenzüge nach dem südlichen Teile der Provinz hineinsendet, unter denen der in der südöstlichen Spitze (Kreis Schildberg) bis über 200 m ansteigt. Der innere Teil der Provinz ist eine Ebene von durchschnittlich 80 bis 120 m Höhe. Sie wird von dem Flnßlaufe der Warthe, Netze und Obra in einer tieferen Einsenkung durchzogen. Die Wasserscheide zwischen der Oder (Netze) und der Weichsel bildet 1*

2. Schaumburgische Geschichte - S. 32

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 32 — 6. Das Kloster Möllenbeck. t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein. T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die

3. Schaumburgische Geschichte - S. 33

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 33 — Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle. So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen. t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte. Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben: 1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg. 2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck). 3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln. 4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet. 5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war. 6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen. 7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister. Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen, 3

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

5. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 3

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
m«M»m», Allgemeine Heimatskimde. 1. Die Himmelsgegenden. Wir wohnen nuf der Erde. Über uns breitet sich das blaue Himmels- gewölbe aus. 'An dem Himmel bemerken wir die Sonne, den Mond und unzählige Sterne. Die Sonne giebt unserer Erde Licht. Wenn sie am Himmel steht, haben wir Tag, wenn sie untergegangen, Nacht. Sie bewegt sich in einem Bogen. Ist sie ausgegangen, so haben wir Morgen, steht sie am höchsten, Mittag, geht sie unter, Abend; mitten in der Nacht haben wir Mitternacht. Die Sonne bestimmt also die Zeit. Sie giebt aber auch die Gegend an. Die Gegend, wo die Sonne aufgeht, nennt man Morgen oder Osten, wo sie am höchsten steht, Mittag oder Süden, wo sie untergeht, Abend oder Westen, und wo sie niemals steht, Mitter- nacht oder Norden. Norden, Süden, Osten, Westen heißen Himmels- gegenden. Es giebt anch Nebenhimmelsgegenden. Die Gegend zwischen N. und O. heißt Nordosten, die Gegend zwischen N. und W. Nordwesten. Die Gegend zwischen S. n. O. heißt Südosten, die Ge- gend zwischen S. und W. Südwesten. — Geht die Sonne immer an derselben Stelle auf und unter? Wann mehr nach S., wann nach N.? Welche Himmelsgegenden liegen sich gegenüber? Auf der Tafel oder dem Papier kommt die Nordseite stets oben, die Südseite unten zu liegen; rechts liegt Osten, links Westen. Zeichne einen Kreis, in dem alle Himmelsgegenden angegeben sind! Wenn wir uns auf einem freien Platze im Felde befinden, fo scheint es, als ob rings herum der Himmel mit der Erde zusammenstieße. Die Linie, in welcher Himmel und Erde zusammenzustoßen scheinen, heißt Hori- zont oder Gesichtskreis. Was jenseits dieser Kreislinie liegt, können wir nicht sehen. 2. Die Schulstube. Wir befinden uns in der Schulst übe. Darin werden die Kinder vom Lehrer unterrichtet. Die Schulstube ist begrenzt von vier Wänden, der Decke und d£rn Fußboden. Die Decke ist oben, der Fußboden unten; die Wände bilden die Seiten. Die Schulstube hat eine viereckige Gestalt. Zwei Wände und die Decke oder,der Fußboden stoßen in einer Ecke zu- sammen. Zwei Wände, oder eine Wand und die Decke, oder eine Wand und der Fußboden bilden einen Winkel. Zeige die nördliche, südliche, östliche, westliche Wand! Nenne die Gegenstände in der Schulstube und gieb an, nach welcher Gegend sie stehen! — Die Schnlstnbe kann nach schritten oder mit dem Meterstabe gemessen werden; sie hat drei Aus- dehnungen: Länge, Breite und Höhe/ Miß die Schnlstnbe! Multipliziere die Länge und Breite mit einander! Dadurch erhält man den Flächen-

6. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 13

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 13 — und Ohrberg bei Hameln, noch weiter östlich den Solling, die Lauensteiner Berge und sogar bei hellem Wetter die Spitze des Brocken im Harz. Im Norden sind der Deister und Bückeberg sichtbar. Unmittelbar unter dem Hause befindet sich eine tiefe Schlucht, die Wolfsschlucht genannt, zu der man durch das Meimekeu- oder Möncheloch gelangt. Sie scheint dadurch entstanden zu sein, daß sich einst ein Stück des äußern Bergrandes loslöste. Dreißig Meter hohe Felswände starren hier wild empor; rings klaffen Risse und Spalten, gähnen Höhlen, starren Spitzen, Zacken und Felsklumpen, die jeden Augenblick herabzustürzen drohen. Die Paschenburg wird jährlich von vielen Fremden besucht, und auch die Bewohner der Umgegend machen oft Ausflüge nach der herrlichen Höhe. Im Winter freilich ist es da oben einsam, und ein scharfer Wind weht durch die Gipfel der Bäume, im Sommer aber herrscht daselbst stets fröhliches Leben; kein Kreiskind sollte unterlassen, der Paschenburg alsdann einen Besuch abzustatten. Die Volkssage erzählt, daß die grausige Wolfsschlucht und das Innere des Paschenberges vor Zeiten zum Aufenthalte der Wichtel- oder Erd- männchen gedient habe. Das waren ganz kleine Wesen, nicht höher als eine Hand, "die lebten in schönen Schlössern da drinnen im Berge. Sie waren in Bergmannstracht gekleidet und hatten dreieckige Hüte und zierliche Schuhe; in ihren Wohnungen waren die Wände von hellglänzendem Berg- krystall, die künstlich geschnitzten Tische und Stühle aus Rosenholz, verziert mit buntfarbigen Muscheln und Steinchen. In unzähliger Menge hausten sie, Männchen und Weibchen, da unten in der Tiefe. Das winzige Völkchen machte es aber ganz anders als ihre Vettern im Rheinlande zu Köln, die Heinzelmännchen, die ehedem den Faulpelzen halfen und während der Nacht für die arbeitsscheuen Handwerker die Arbeit verrichteten. Unsere Wichtel- männchen halfen nur den fleißigen und braven Leuten und waren stets bereit, die armen, notleidenden, hilfsbedürftigen Menschenkinder mit Gold und Silber, das in ihren Schatzkammern aufgehäuft lag, zu unterstützen. So wissen noch die Leute von Eschwege, wo es einst auch Wichtelmännchen gab, zu erzählen, wie sie dem armen Schuster Jobst so treulich das Leder zu- schneiden und zu Schuhen verarbeiten halfen. Den Tagedieben aber suchten unsere grauen Berggeister stets zu schaden. Auf dem Felde der faulen Bauern traten sie des Nachts die Früchte nieder und von den Läden der trägen Bäcker stahlen sie heimlich das Brot. Wenn die Knaben einmal in Streit gerieten, so halfen sie denen, die im Recht waren, und wenn ein roher Knabe es wagte, die lieben Sänger in Feld und Wald bei ihrem Nesterbau zu stören, so waren die kleinen Männlein flink zur Stelle, und ehe der Tier- qualer es sich versah, setzte es für ihn einen Denkzettel ab von unsichtbarer Hand. Gegen die ungeschlachten Riesen unsers lieben Schaumburgerlandes war das kleine Volk mit Haß und Neid erfüllt. Wenn einer von den Recken in der Sonne schlief, dann krabbelte das kleine Völkchen munter auf ihm herum, und am Ende kitzelte ein Kleiner ihn unter die Nase, daß er mit einem Niesen erwachte, wovon die ganze Hünenburg zu wackeln anfing. Sonntags- kinder, die zwischen der Vormittags- und Nachmittagskirche geboren sind, haben unsere Wispelmännchen oft im Thale in den Furchen des Ackers lust- wandeln sehen; jetzt aber sind sie längst verschwunden. -— Nach einer andern Sage sollen in einem tiefen Erdloche rechts von dem Hanfe auf der Paschen- bürg sieben Prinzessinnen verzaubert gehalten werden. Ein großer schwarzer

7. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 15

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 15 — blöcke zu und fingen sie mit den Händen auf. Wenn ein Riese auf dem rechten Weseruser den auf dem linken besuchen wollte, dann rollte er sich wie eine Kugel vom Berge und sprang mit einem Satze über den Strom, während der Kamerad ihm lustig zurief: Brüderchen, nimm dich in acht, daß du dir die Füße in dem Bächlein nicht netzest! Zu ihrem Lebensunterhalte hielten sich die Hünen große Viehherden, und wenn sie die Tiere aus die Weide trieben, dann rissen sie die höchsten Eichen und Buchen aus, die dienten ihnen als Ruten, mit denen sie das Vieh zusammenhielten. Sie hatten nur eine Axt, und wenn ein Riese auf dem rechten Weserufer Holz spalten wollte, so rief er seinem Kameraden auf dem linken zu: Wirf mir 'mal die Axt herüber! worauf dieser mit Leichtigkeit das Werkzeug über das Weserthal hinüber jenem zuwarf. Sie hatten auch nur einen gemeinsamen Backtrog, der stand bei dem Riesen unter der Ludener Klippe. Wenn der Backtrog ausgekratzt wurde, dann kamen die andern Riesen zum Brotbacken. Einst hatte der Riese unter der Ludener Klippe sich hinter dem Qhre gekratzt, da meinten die andern, der Trog würde ausgekratzt und kamen schnell herüber, wurden aber tüchtig ausgelacht. Das ärgerte sie, und die Riesen gerieten in heftigen Streit; jeder griff nach einer langen eisernen Stange, und es wäre dem Ludener übel ergangen, hätte nicht das Riesenfräulein die Strei- tenden durch ein seltsames Spielzeug auseinander gebracht. Die Riesenjung- sran war nämlich wieder einmal ins Thal nieder gestiegen und hatte ans dem Felde eiuen wackern Schaumburger Bauern getroffen, der mit zwei Pferden ackerte. Sie hatte sich sehr an den kleinen Gestalten ergötzt und ihre Schürze auf dem Acker ausgebreitet und das Gespann samt dem Bauer hineingestrichen. Mit wenigen Schritten war sie mit ihren Siebenmeilen- stiefeln wieder aus der Burg gewesen, und nun stellte sie das lebendige Spiel- zeug auf dem großen steinernen Tische in des Vaters Gemach mitten zwischen den Kämpfern auf. „Das Bäuerlein jedoch ließ sich nicht verblüffen und schaute mit seinen klugen Äuglein an den ungeschlachten Riesen hinauf. Die aber waren wie gebannt unter dem Zauber des klugen Menschenauges, sie ließen ihre Stangen aus der Hand fallen und riefen wie aus einem Munde: Unser Stündlein hat bald geschlagen! Und so kam es auch. Wie der wilde Jsegrimm vor dem klugen Reinicke, so mußte auch im Menschen- geschlechte die wilde Naturkraft vor der Klugheit weichen. Und die Riesen mußten es noch mit ansehen, wie die kleinen winzigen Menschen ihnen über die großen, hohlen Köpfe wuchsen. Noch einmal rafften sie sich auf im wilden Trotze, und als unten im Thale die Stadt Rinteln von den gewerbfleißigen Bürgern gebaut jtrnrde, da schleuderten sie gewaltige Felsblöcke nach der Stadt, um sie zu zertrümmern. Aber die Kraft der Riesen war schon gebrochen, und die Blöcke^ erreichten die Stadt nicht. Sie blieben unterwegs liegeu, und mau sah sie da noch lange liegen und konnte die Spuren der Riesen- finger noch deutlich daran erkennen. Und weit und breit im ganzen Lande steht man noch bis auf diesen Tag solche wilde Felsmassen zerstreut am Boden lieden, zum Zeugnis, daß die blinde Gewalt auf Erden Platz machen muß der edlen Gesittung." R. Der Deister. 1. Der größte Teil des Deisters liegt in der Provinz Hannover; nur mit fernem nördlichsten Teile reicht er in unfern Kreis herein. Er beginnt

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 1

1858 - Breslau : Hirt
Zur Geographie und Geschichte der heimathlichen Provinz. Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche Schlesien. A. Wie es in Schlesien anssieht. 1. Rmschau itn Lande. Das Bild Schlesiens auf der Karte gleicht einem großen Eich- blatte; seine etwa 200 Meilen lange Grenzlinie macht den ausge- zackten Rand und die Oder mit ihren Nebensiüsien das Geäder des- selben aus. Die Provinz Schlesien gehört erst seit 1740 zum preußischen Staate; sie besteht aus dem preußischen Theile des Herzogthums gleiches Namens, aus der Grafschaft Glaz und dem preußischen Markgrafthum Ober-Lausitz. Es ist ein herrlich geschmücktes und reichgesegnetes Land, das sich vom Sudetengebirge über die Oder hin an die Grenzen Polens und Posens, von den Vorbergen der Karpathen auf beiden Seiten seines Hauptflusses bis an die Pro- vinz Brandenburg hin erstreckt, und eine Länge von 50 und eine Breite von über 20 Meilen erreicht. Die Oder theilt dasselbe in eine linke und rechte Oderseite. Nach Süden und Westen lagern sich hohe Gebirge und bilden einen riesenhaften Grenzwall, während auf der anderen Seite im Osten und Norden anmuthige Hügelketten es beinahe in seiner ganzen Ausdeh- nung umsäumen. So liegt es zwischen diesen Gebirgen und Hügeln als ein breites Thal, das von der Oder und ihren Nebenflüssen be- wässert wird. Ein Landstrich mit überaus fruchtbarem Boden breitet sich zwischen dem Gebirge und der Oder aus, der den Fleiß des Schlesien. i

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster. 2s und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei- digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam- bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme- rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo- hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel. Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um- taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu- gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 1

1858 - Breslau : Hirt
Geographie und Geschichte der heiinalhlichen Provinz. Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche. Westphalen. A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht. I. Umschau im Lande. Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin. Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver- bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen. Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han- noverschen Lande eintritt. Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län- dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster- lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die 1 Westphalen.
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