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6. Das Kloster Möllenbeck.
t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein.
T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die
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Extrahierte Personennamen: Hildburg
Extrahierte Ortsnamen: Rinteln Mühlenbach Wesertal Minden Minden
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Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle.
So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen.
t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte.
Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben:
1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg.
2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck).
3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln.
4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet.
5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war.
6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen.
7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister.
Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen,
3
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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229
zu helfen wäre. Er hatte in seiner Wohnung eine Büchse für
die Armen aufgehängt mit der Überschrift von 1. Joh. 3, 17
und 2. Kor. 9, 7. Als dieselbe etwa ein Vierteljahr gehangen,
gab jemand auf einmal 4 Thlr. 16 Gr. hinein; da meinte
Branche: „Das ist ein ehrlich Kapital, davon muss man etwas
Rechtes stiften; ich will eine Armenschule damit stiften.“ Und
er kaufte noch an demselben Tage für 2 Thlr. Bücher und bestellte
einen armen Studenten, die armen Kinder täglich zwei Stunden
zu unterrichten, wofür er diesem 6 Gr. wöchentlich versprach.
Doch sollte er wieder bitterlich getäuscht werden; denn die
Bettelkinder nahmen wohl die neuen Bücher mit Freuden, aber
von siebenundzwanzig kamen nur vier wieder. Er kaufte indes
neue Bücher, wies als Stätte für die neue Armenschule einen
Raum in seinem eigenen Studierzimmer an und befestigte hier
eine andere Büchse mit der Überschrift: „Zur Information der
armen Kinder, den dazu nötigen Büchern und anderem Zu-
behör.“ Am Pfingstfeste erhielt diese Büchse einige bedeutendere
Einlagen; und als bald darauf einige Bürger sahen, wie die
armen Kinder so schön unterrichtet wurden, wollten sie ihre
Kinder auch gern zu demselben Lehrer thun und erboten sich,
demselben wöchentlich 1 Gr. zu geben, so dass er nun bei
fünf täglichen Lehrstunden 16 Gr. die Woche einzunehmen
hatte. Die Zahl der gesamten Schüler war während des
Sommers schon auf 50 bis 60 gestiegen. Das alles geschah im
Jahre 1695.
Noch im Sommer desselben Jahres erhielt er nacheinander
eine Unterstützung erst von 500 Thlrn., dann von 100 und
endlich von 20 Thlrn. Im Herbste konnte die Pfarrwohnung
die Zahl der Schüler nicht mehr fassen, er mietete ein eigenes
Lokal und liess die Kinder der Armen und der Bürger in zwei
Klassen unterrichten. Da aber Brauche bemerkte, wie bei
manchem hoffnungsvollen Kinde ausser der Schule wieder ver-
derbt ward, was in der Schule gebauet war, kam er auf den
Gedanken, einige Kinder ganz in Pflege zu nehmen; „und das,“
sagte er selbst, „war in meinem Gemüte die erste Veranlassung
und der erste Anschlag zur Aufrichtung des Waisenhauses,
ohne dass ich das geringste Kapital dazu wusste.“ Doch fand
sich ein solches Kapital bald, indem eine Person von christlicher
Gesinnung 500 Thlr. aussetzte, von denen jährlich die Zinsen
zur Erziehung armer Kinder erhoben werden sollten. Branche
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236
sangen sie dabei das Lied : „Ein feste Burg ist unser Gott." Der Empfang
der Bürger war so herzlich, als wären diejenigen, welche sie begrüßten,
von langer Zeit her gute, liebe Bekannte. Die Männer schlossen sich den
Männern, die Frauen den Frauen an. Viele Frauen nahmen den
Salzburgerinnen die Kinder vom Arme und trugen sie nach der Stadt.
Die Bürger bethätigten ihre Gesinnung aus andere Weise, indem die
meisten schon jetzt den vertriebenen Glaubensbrüdern gaben. So gelangte
man singend bis an die große Elsterbrücke. Hier kam der preußische
Kommissar, umgeben von den Mitgliedern des Stadtrates, den Salzburgern
entgegen. Der Bürgermeister begrüßte die Wanderer aus das liebreichste
und hieß sie im Namen der Stadt willkommen. Hierauf ordnete sich der
Zug wieder und bewegte sich, den Stadtrat an der Spitze und unter dem
Gesänge des Liedes: „Wer nur den lieben Gott läßt walten," bis auf
den Markt.
Aus Befehl Heinrichs Xviii. wurde die aus 550 Köpfen bestehende
Schar in die Gasthöfe verteilt. Die Wagen, auf denen die kleinen Bündel,
die ganze Habe der Leute, sich befanden, blieben auf dem Markte stehen,
wo sie von einer freiwillig gebildeten Bürgerwache die Nacht hindurch be-
wacht wurden. Die Gasthöfe waren zum Erdrücken voll, und die er-
müdeten Salzburger würden es nicht besonders bequem gehabt haben, wenn
es nicht einem angesehenen Bürger eingefallen wäre, in einem der Gast-
höfe einige zu bitten, mit ihm zu kommen, damit er sie in seinem Hause
nach Kräften bewirte. Die übrigen Bürger folgten seinem Beispiele.
Mehrere hatten acht, zehn und zwölf Personen zu sich genommen und
wetteiferten in liebevoller Aufnahme, als wollten sie den Schwergebeugten
mit einem Male die jahrelang erduldeten Leiden versüßen.
Am andern Morgen veranstaltete der Superintendent eine Betstunde,
der sämtliche Salzburger mit innigem Danke beiwohnten. Hierauf wurde
jeder einzelne von zwei reichen Kaufleuten mit einem Geldgeschenke bedacht.
Darm bewegte sich der Zug auf den Hauptmarkt, wo er von vielen Bürgern
und Bürgerinnen erwartet wurde. Jeder einzelne reichte nun seine Ge-
schenke an Geld, Kleidern, Wäsche, Bibeln, Gebet- und Gesangbüchern.
Die Frauen nahmen den Salzburgerinnen die Kinder von den Armen und
brachten sie, reinlich und neu angezogen, in Betten gehüllt, den Müttern
zurück. Um den Leuten den Festtag vollständig zu machen, wurde nach-
mittags noch einmal Gottesdienst gehalten und während desselben den Ver-
triebenen das heilige Abendmahl zum ersten Male in beiderlei Gestalt
ausgeteilt.
Abends nach 8 Uhr kamen in völliger Dunkelheit und inmitten eines
heftigen Gewitterregens bis aus die Haut durchnäßt noch 250 Aus-
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237
Wanderer an. Trotz des Regens waren ihnen sehr viele Bürger mit
Laternen entgegen gegangen und zwar meist diejenigen, ivelche am vorher-
gehenden Abende keine Gäste hatten erlangen können. Nun waren alle mit
Einquartierung versehen und darum die Freude allgemein. Ebenso
herzlich wie die beiden ersten Züge wurden auch die solgenoen auf-
genommen.
In Regensburg wurde zum Besten der Auswanderer eine allgemeine
Kasse gebildet, und in diese flössen aus allen protestantischen Ländern so
reichliche Beitrüge, daß die Summe von beinahe einer Million Gulden
erreicht wurde.
Einige der Salzburger ließen sich in Holland, andere in Schweden
nieder, eine kleine Zahl wanderte nach Amerika. Bei weitem die meisten
blieben in Preußen. Als der erste Zug am 30. April 1732 in Berlin
eintraf, war ihnen der König bis zum Leipziger Thore entgegen gegangen
und hieß sie als seine lieben Landeskinder willkommen. Von Berlin weg
gingen sie nach Litauen, wo sie ihren bleibenden Wohnsitz nahmen. Hier
ließ ihnen der König Häuser, Kirchen und Schulen bauen, und bald ge-
wann ihre fleißige Hand dem fruchtbaren Boden reichen Gewinn ab.
Bereits im Jahre 1739 konnte der damalige Kronprinz von Preußen, der
spätere Friedrich der Große, in dem Briefe an einen Bekannten Litauen
das zivilisierteste Land der Welt nennen.
So erfüllte denn der Herr an den armen Salzburgern reichlich Ünd
herrlich seine Verheißung: Wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern
oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines
Ñames willen, der wird es hundertfältig nehmen und das ewige Leben
ererben. Nach Hahn.
163. Graf v. Zinzendorf und die Brüdergemeinde.
Ebersdorf ist schon im Heimatlande bekannt als Sommerresidenz des
regierenden Fürsten und als ein reizend gelegener Marktflecken mit schönen
Gebäuden, prächtigen Gürten und breiten, reinlichen Straßen, aber bekannt
auch in ganz Deutschland und noch über dessen Grenzen hinaus als eine
Ansiedelung der Brüdergemeinde in Herrnhut.
Sie ist 1733 unter Heinrich Xxix., einem Urenkel von Heinrich
Posthumns, aus der von der Dorfgemeinde abgetrennten Schloßgemeinde
entstanden. Wie ist aber Graf Heinrich auf den Gedanken gekommen, hier
den Herrnhutern Grund und Boden zu einer Niederlassung zu geben? Auf
einer größeren Reise hatte er in Amsterdam die Bekanntschaft des Stifters
der Brüdergemeinde, des Grafen v. Zinzendorf, gemacht, mit ihm innige
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Heinrich_Xxix. Heinrich_Xxix. Heinrich
Posthumns Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Holland Schweden Amerika Berlin Berlin Ebersdorf Deutschland Herrnhut Amsterdam
194
Bei dieser Gelegenheit soll Luther in Schleiz gepredigt haben und
zwar, da man ihm die Kirche verweigerte, im Gasthofe zum Hirsch und
hier wegen der Menge der Zuhörer bei offenen Thüren und Fenstern.
Von hier aus soll er auch nach Burgk gegangen sein und in der dortigen
Schloßkapelle vor der gräflichen Herrschaft eine Predigt gehalten haben.
Die Reformation hatte nach und nach in einem großen Teile des
Vogtlandes Boden gewonnen, nur nicht in dem reußischen Anteile. Die
Herren von Schleiz und Gera waren eifrige Anhänger des Papsttums
und wollten von der neuen Lehre durchaus nichts wissen. Der Grund
ihrer Abneigung lag teils in der Scheu, mit dem Kaiser zu brechen,
teils in der irrtümlichen Auffassung des Bauernkrieges, den sie als einen
giftigen Auswuchs der Reformation ansahen, teils und vielleicht zumeist
in dem gebieterischen Auftreten des Kurfürsten von Sachsen, der als
Lehnsherr die Lehre Luthers in den reußischen Landen einführen wollte.
Daher kam es, daß, als Kurfürst Johann den Herrn von Gera, Heinrich
den Jüngeren, für eine Kirchen-Visitation zu gewinnen suchte, dieser in
Verein mit seinen Rittern und Priestern sich gegen eine solche erklärte
und es unerhört fand, daß die Ordnung umgestoßen werden sollte, welche
sich seit Menschengedenken in seinem Lande behauptet hätte. Ebensowenig
Gehör fand bei ihm eine zweite Einladung. Er wolle, ließ er sagen,
keinen Anteil an der Visitation nehmen, sondern bei dem alten Glauben
bleiben, und daß er dies könne, dafür bürge ihm das Kaiserliche
Mandat. Jahrelange schriftliche Verhandlungen hatten keinen Erfolg,
und so ordnete denn Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige 1533
ohne weiteres eine Visitation in den reußischen Ländern an. Traurig
waren die kirchlichen Verhältnisse, welche die Visitatoren vorfanden.
In der Herrschaft Gera war ein Drittel der Geistlichen unbrauchbar,
in Schleiz die Hälfte, und in Greiz genügten nur drei mäßigen An-
forderungen. Um die untüchtigen Geistlichen sämtlich zu entlassen und
den alt und gebrechlich gewordenen die ersehnte Versetzung in den
Ruhestand zu verschaffen, fehlte vor der Hand der geistliche Nachwuchs.
So wurden in der Herrschaft Gera nur zwei entlassen, der Stadt-
pfarrer von Gera und der von Großaga, in Schleiz nur sechs und
später noch vier. Am schlimmsten war es um die Würdigkeit der
Geistlichen gerade in Gera selbst bestellt. Einige von ihnen werden von
den Visitatoren als so unwissend bezeichnet, daß aus ihrem Munde nicht
ein einziger Bibelspruch zu vernehmen sei. Der Tinzer, der noch dazu
gleichzeitig die Seelsorge im Stadtschlosse zu Gera hatte, wird als ein
„böser Bube" gekennzeichnet, der nach dem Bauernaufruhr sich dem
Papsttum wieder zugewandt, während er zuvor das Evangelium ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Luthers Gera Gera Greiz Gera Großaga Gera Gera
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster.
2s
und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei-
digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder,
weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt
Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in
dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß
und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter
mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich
besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam-
bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern
namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte
sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme-
rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den
ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo-
hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold
oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel.
Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling,
fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem
Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt,
und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um-
taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor,
sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß,
Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und
Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe
über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den
Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu-
gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider
ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein.
Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung
der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre
Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu,
Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze
Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand,
besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten
Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem
Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille
auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf
gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den
Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die
Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen:
„Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief
lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte
Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den
Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie
sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der
Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die
bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Eotsttr_Fthdc Apostel Bernhard_Rotrmann Rottmann Johann_Bockhold Johann Apostel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
22
Blickt in dir Vergangenheit Westfalens.
Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von
dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden
so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche.
3. Wiekingssagen.
1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß
er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin-
gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er
nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser
hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich
Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des
Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als
er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt
in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus-
kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe
Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge-
fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in
Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen.
2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da
beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer
wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien
Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen
bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe-
gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die
Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und
um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich
Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die,
welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen
waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch
Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die-
selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn
„Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen,
welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen
und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er-
hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher
nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,,
blieb nicht ganz unbedacht.
4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen.
Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der
christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von
Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige
kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung
der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster
und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von
Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl B._Steinköhler Altkirchtiche Karl Cölner_Bisthumssprengel