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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

2. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 77

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
77 feiern. Sein Bischofssitz, die Stadt Oldenburg, war noch wüste und ohne Mauern, eine kleine Wohnung ausgenommen, welche Vicelin daselbst er- richtet hatte. Unter Schnee und Eis hielt er am 6. Januar 1056 Gottes- dienst in dem halb offenen Kirchlein, und außer dem Pribislaus hatten sich wenige Zuhörer eingefunden. Er ging ihnen nach in ihre Wohnungen und an die Orte, wo sie zusammenkamen, und predigte fort und fort die Botschaft vom Kreuz. Es gab Manche unter den Vornehmen, die ihn nicht ungern an ihren Tischen sahen und seiner Rede zuhörten. So wird erzählt, daß ihn Pribislaus mit nicht weniger als zwanzig Gerichten in seinem Hause be- wirthet habe. Gastfreiheit war überhaupt ein hervorstehender Zug des wendischen Volkscharakters. Was die Wenden besaßen, gaben sie mit vollen Händen hin und priesen den als den Trefflichsten, der sich am freigebigsten gegen seine Gäste bewies. Dagegen galt es für ehrlos, wer einem Fremden Aufnahme und Bewirthung versagte. Aber wer nicht viel zu geben hatte, war nicht zufrieden, zu geben, was er besaß und mit Ackerbau, Fischerei und Jagd sich erwerben konnte; um im Ruhm der Gastfreiheit nicht zurückzustehen, nahm er es Andern. Hieß es doch bei ihnen: Was du in der Nacht ge- stohlen hast, das schenke am Morgen deinen Gästen, — als wäre damit alles Unrecht des Diebstahls ausgelöscht. So geht es ja Allen, die nicht in dem rechten Grunde wurzeln —■ ihre Tugenden sind glänzende Laster. In dem Gefolge des Bischofs und bei dem großen Gastmahl des Pribislaus, der in einiger Entfernung von Oldenburg wohnte, befand sich auch Helmold, der Pfarrer von Bosau. Nach Ablauf zweier Tage verließ die Gesellschaft ihren gastfreien Wirth und begab sich weiter in das Land der Slaven, eingeladen von Thesmar, einem der Mächtigen des Landes. Auf dem Wege dahin, wie es scheint in der Gegend von Putlos, trafen sie einen Wald an und in demselben die dem Prono geheiligten Eichen, eingeschlossen von einem künstlich gezimmerten, hölzernen Gitter mit zwei großen Thoren. Der ganze Wald war menschenleer, rings umher winterliches Schweigen. Da ist es dem Bischof, als sei der Augenblick gekommen, durch eine mächtige That handgreifliches Zeugniß abzulegen von dem Herrn der Herrlichkeit, dem allein die Ehre gebühre. Aller Gefahr vergessend, springt er vom Pferde und mit ihm seine Begleiter. Das schöne geschmückte Gitter wird sammt den Thoren niedergerissen und das Holz zu einem Scheiterhaufen um die Götzeneichen aufgethürmt. Die Flammen lodern auf und verzehren langsam die uralten Stämme, so daß rings umher im Walde der Schnee von den Zweiten niederträufelt. Zunächst war freilich mit der Zerstörung dieses Heiligthums noch Nichts gewonnen; denn die eigentliche feste Burg stand im Herzen seiner Verehrer. Aber um auch diese unsichtbare Feste zu stür- men, war es eine Handlung von nicht zu verkennender Bedeutung, aber auch von dem hohen Glaubensmuth der Priester, die wohl Ursache hatten, sich vor einem Ueberfall der Einwohner zu fürchten. Sie kamen aber glücklich durch und zum Thesmar, der große Anstalten zu ihrer Aufnahme und Be- wirthung getroffen hatte. Indessen vergällete ihre dortigen Freuden der Anblick der Fesseln und Marter, in welchen sie die Christen erblickten, welche aus den dänischen Staaten gefangen dahin geführt waren. Sie sahen Prie- ster, die in einer langwierigen Gefangenschaft verschmachteten, und denen doch der Bischof weder durch Bitten noch durch Gewalt helfen konnte.---------■

3. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 198

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
198 Haders leben er Antheil (Hadersleben, Tondern, Nordstrand, Lügum- kloster, Fehmarn, Bordesholm) und Adolf den Gottorfer Antheil (Gottorf, Husum, Apenrade, Kiel, Oldenburg, Neustadt) bekam. Unge- theilt blieben natürlich die Ritterschaft, die Klöster und —■ die Ansprüche auf Dithmarschen. Nachdem Christian Ii. am 14. Juli 1546 allen Ansprüchen auf seine früheren Lande entsagt hatte, wurde ihm endlich eine Milderung seiner Ge- fangenschaft zugesichert. Sie wurde ihm aber erst 1549 wirklich zu Theil. Am 17. Februar öffneten sich die Thüren seines dunklen Kerkers. Man führte ihn zunächst nach Fühnen, wo ihn Christian Iii. und sein Bruder Johann zu Assens persönlich empfingen. Man versicherte ihm, daß er jetzt besser gehalten werden solle, und der unglückliche König dankte gerührt. Er wurde nun nach Kallundborg gebracht, und man ordnete ihm acht oder neun Edelleute zur Bedienung zu. Cr durfte frei umher gehen, jagen und eine fürstliche Tafel halten. Als er nun einst auf die Jagd geritten war, ver- loren ihn feine Begleiter aus dem Auge und suchten ihn lange vergebens. Schon kam man auf den Gedanken, daß er sich aus dem Staube gemacht habe, da kam er plötzlich wieder zum Vorschein. Als man-ihn nach der Ursache seines Verschwindens fragte, antwortete er scherzend, 'er habe ihnen einmal einen Schreck einjagen wollen. Nach dieser Zeit kam er nicht mehr auf die Jagd; sein Alter und die Schwachheit seines Leibes ließen es auch nicht mehr zu. Im Anfang des Jahres 1559 erhielt er die Nachricht, daß sein Neffe, der König, am Neujahrstage gestorben fei. „Nun wirds auch mit mir nicht lange mehr währen," sagte er weinend. Er hatte richtig geurtheilt. Am 25. Januar desselben Jahres endete ein sanfter Tod sein achtundsiebenzigjähriges Leben. Er hat viel verbrochen, aber auch schwer gebüßt. 36. Die Einführung der Reformation. In religiöser Hinsicht war es in den nordischen Reichen um das Jahr 1500 nicht besser, als in den übrigen katholischen Landen. Die Bischöfe Hatten unablässig an der Vergrößerung ihrer Einkünfte gearbeitet und es dahin gebracht, daß die Güter der Kirche viel wichtiger und zahlreicher waren, als die Güter der Krone. Die Verwaltung ihres Amtes war eine Neben- sache, die sie einem Stellvertreter übertrugen; sie selbst aber gaben Staats- männer und Generale ab. Die Priester folgten dem Beispiele der Biscköfe und hielten sich für viel zu gut, ihr Amt selbst zu verwalten. Dazu hielten sie wieder Kaplane, und auch diese versaßen häufig die Zeit des Gottes- dienstes bei einem guten Gelag, so daß der gemeine Mann nicht selten ohne Messe und Predigt wieder heimgehen mußte. Selbst die Verbote der Bischöfe konnten die Geistlichkeit nicht von ihrem liederlichen Leben, von der Hurerei und dem Besuch der Wirthshäuser entwöhnen. Die Theologie bestand nur in äußerlichen Gebräuchen, und derjenige ward für einen ge- schickten Priester gehalten, der die Messe mit den gewöhnlichen Geberden und Beugungen zu halten wußte. Die Mönche gingen zwar nicht, wie die Bischöfe und Priester, in den Krieg, waren aber um keiu Haar besser, und die Nonnen lebten auch nicht gar zu heilig. Die Klöster waren ein Sitz des Müsstggangs, der Schlemmerei und der Unzucht. Das Salz war dumm

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 199

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 199 Revolution der Befehl der Regierung, die gewöhnliche gottesdienstliche Feier solle aufhören; die Steinthaler sollten sich einen Präsidenten wählen, dieser sollte einen Bruder Redner ernennen, und dann sollten an gewissen Tagen Ver- sammlungen gehalten werden, bet denen der Bruder Redner gegen die Tyrannen sprechen und mit der Gemeinde sich über ihre Abschaffung beraten solle. Selbst im Stetnthale fehlte es damals nicht an einzelnen, denen diese neue Sache gar anlockend vorkam, und die auch gern das mit- und nachge- macht hätten, was die große Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer Oberlin ließ mithin seine Gemeinde unter der Linde zusammenkommen. Er las ihr das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl ihrer welschen Regierung; und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch ge- horchen. Er halte es für gut, noch heute gleich zu den nötigen vorläufigen Beratungen zu schreiten. Zuerst müsse ein Präsident gewählt werden; und da er als der gewesene Pfarrer des Orts für heute wohl noch einmal sich das Recht nehmen dürfe, seine Meinung zuerst zu sagen, so schlage er den Schulmeister des Orts als Präsidenten vor. Der Schulmeister sträubte sich zwar etwas gegen diese Wahl, aber Oberlin bestimmte ihn bald, sie an- zunehmen; und so wurde denn die Wahl des Bruder Schulmeisters zum Bruder Präsidenten einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt war nun die Reihe an dem Präsidenten, aus der Mitte der Versammlung jemand zum Bruder Redner zu ernennen. Wer paßte aber dazu besser als der bis- herige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen bestätigt. „Jetzt ist nun die Frage/' sagte Oberlin, „welches Haus und welchen Tag wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruder Präsidenten hat nur eine große Stube, die Schulstube; da geht aber kaum die Hälfte von uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zu- hören wollen; im bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so wüßte ich eben im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern Klubs als die bisherige, gewesene Kirche." — Die Bauern gaben hierzu allgemein ihren Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft," sagte Oberlin, „so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Straß- burg zu Markte fahren; ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch, der geeignetste und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bis- herige und gewesene Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von 9 Uhr an." — Die Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall. Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der Bruder Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch," sagte er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte mich auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen be- sonderen Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser sehen und hören." Die Bauern billigten das.

5. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 137

1884 - Flensburg : Westphalen
137 land bilden sollte, wurde von den holsteinischen Grafen als eine Schutzwehr gegen Dänemark benutzt, bis es völlig mit Holstein vereinigt war. Die durch Teilungen geschwächte holsteinische Grafschaft erhob sich in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (nach dem Erlöschen der Kieler Linie) zu einer bedeutenden Stufe der Macht und des Ansehens uuter deu beiden Grafen Gerhard dem Großen (einem Sohne Heinrichs I. zu Rendsburg) und Johann dem Milden (einem Sohne Gerhard Ii. zu Plön*). Gerhard der Große, der berühmteste unter allen holsteinischen Grafen, war der erstgeborene Sohn Heinrichs L, der auf der Reiuoldsburg residierte. Da er bei dem Tode seines Vaters, 1304, noch minderjährig war, so führte er die Regierung in den ersten Jahren unter der Vormundschaft seines Onkels, des Grafen Gerhard zu Plön. Auf die Entwickelung seiner reichen Anlagen gewann der Ritter Hartwig Reventlow, ein aus Ditmarschen vertriebener Edelmann, großen Einfluß. Derselbe war zunächst zu dem Grafen Adolf Vi. von Segeberg in Beziehung getreten, hatte sich aber später mit ihm entzweit und danach bei dem jungen Gerhard freundliche Aufnahme gefunden. Dem hochstrebenden Jüngling wurde bald _ Gelegenheit geboten, sich tu seiner Größe zu zeigen. Die holsteinischen Grafen hatten teils durch die Landesteilung, teils durch Streitigkeiten unter einander fo an Einfluß verloren, daß sie nicht mehr imstande waren, die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Der mächtige Adelstand wagte es, sich den Anordnungen der Landesherren zu widersetzen, das Volk aufzuwiegeln und den öffentlichen Frieden zu stören. Im Jahre 1306 machten mehrere Edelleute einen Ausruhr in der Wilstermarsch, die unter der Oberhoheit der Rendsburger Linie stand. Nachdem sie ihren Anhang durch einen Haufen beutegieriger Ditmarscher verstärkt hatten, zogen sie nach der Gegend von Hamburg, um reisende Kaufleute zu plündern. Auch die Bewohner des Kirchspiels Langend rot**), die sich von der Herrschaft der Rendsburger Grafen befreien wollten, schlossen sich dem Zuge an. In dem Kampfe der Holsteiner gegen diese Raubschar hat sich Gerhard durch Umsicht und Tapferkeit in solchem Grade ausgezeichnet, daß das ganze Heer mit Staunen auf ihn hinblickte. An der Pinnau, westlich von Ütersen, kam *) Gerhard Ii. heißt auch der Blinde, weil er in seinem Alter erblindete. Sein Sohn Johann Iii. (Hennecke) wurde wegen seiner Freigebigkeit der Milde genannt. **) Jetzt Nenendorf, 7 km westsüdwestlich von Elmshorn; Langen- brok, wo ursprünglich die Kirche stand, liegt noch weiter westlich Nach anderen Nachrichten 'ollen die Unruhen des Jahres 1306 gerade von dem Kirchspiel Langenbrok ausgegangen sein. Der Erzbischof von Bremen hatte dieses Kirchspiel an den Grafen Heinrich I. von Rendsburg verpfändet; die Bewohner wollten aber lieber in ihre alte Verbindung mit der H a s e l d o r f e r Marsch zurücktreten

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster. 2s und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei- digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam- bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme- rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo- hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel. Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um- taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu- gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 13

1858 - Breslau : Hirt
Wanderung durch einige Ekädte 13 auffiel, was wild aufsprang und ihn mit glühenden Augen ansah. Es war ein gefangener Wolf. Der Mann hatte nichts in der Hand als seine Geige; in der Angst fängt er an, vor dem geöffneten Wolfs- rachen alle seine Stücklein aufzugeigen, die ihm selber aber dieses Mal gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolfe aber mußte diese Musik ganz besonders schön und rührend klingen, denn das dumme Vieh fing an überlaut zu heulen. Die andern Wölfe draußen im Walde, da sie ihren Kameraden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein und kamen der Grube so nahe, daß das Geigerlein, an welchem kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, jeden Augenblick fürchten mußte, es kämen noch einige zu seinem Bischen Fleisch zu Gaste. In Todesangst spielte der Capellmeister, bis eine Seite nach der andern riß; sehnsüchtig guckte er, ob nicht der Morgen graute. Endlich kam der Förster, der die Geige in der Grube hörte, und zog den armen Geiger heraus. Der ist aber nach- her niemals wieder ins Wirthshaus zum Aufspielen gegangen. 7. Wanderung durch einige Städte. Gehen wir von dem südlichen Ende der Provinz aus, so kom- men wir zuerst nach Kempen; es liegt in einer sandigen Gegend an der schlesischen Grenze, ist aber eine gewerbsame Stadt, deren Bewohner Wachs bleichen und Tabak bauen. Weiter nördlich liegt Schildberg in einer sandigen, aber bergigen Waldgegend; es woh- nen dort viele Gerber. Theils durch sandige Strecken, theils durch Niederungen mit Teichen kommt man nach Ostrowo, einer belebten Stadt, in der die Rahmen mit dem aufgespannten Tuche zeigen, daß dort viele Tuchmacher wohnen. Westlich davon liegt Kro- toschin, was nach seinem letzten Brande schön aufgebaut ist; es ist die Hauptstadt des dem Fürsten von Thurn und Taxis gehörenden Fürstenthums. Längs der schlesischen Grenze liegen au- ßer Krotoschin noch Rawicz, Lissa und Fraustadt. Ra- wicz wurde von den 1632 aus Schlesien vertriebenen Protestanten angelegt und ist mit Mauer und Graben umgeben; die Wälle sind jetzt, wie bei andern Städten, in Spaziergänge verwandelt. Sie ist von vielen Tuchmachern bewohnt. In einer sandigen Gegend, wie Rawicz, liegt auch Lissa. Seine Einwohnerzahl wuchs besonders im 17. Jahrhundert durch die Aufnahme vieler ihres Glaubens wegen aus ihrem Vaterlande vertriebenen Böhmen und Schlesier. Sie gründeten hier eine gelehrte Schule, die einen weiten Ruf er- langte und welcher auch aus der Ferne Zöglinge zuströmten. Aber 1709 wüthete die Pest in der Stadt, und später brannte sie zwei Mal fast ganz nieder. Jetzt ist sie wieder eine wohlhabende Stadt mit regelmäßigen Straßen und hübschen Häusern. Die Einwohner sind fast zur Hälfte Juden. Die Eisenbahn führt zwischen beiden Orten auch an einem Städtchen vorüber, dessen Name durch ein

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blickt in dir Vergangenheit Westfalens. Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche. 3. Wiekingssagen. 1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin- gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus- kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge- fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen. 2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe- gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die- selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn „Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen, welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er- hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,, blieb nicht ganz unbedacht. 4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen. Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
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