Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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stein veranstaltete in den ersten Dezembertagen darauf eine Hatzjagd. Der saubere Herr und seine ebenso geldhungrige Frau waren im Erpressen unübertrefflich, was noch an Geld und Geldeswert in der Stadt zu finden war, fiel den Blutsaugern zur Beute. Bis März *632 bezifferte sich der Schaden, den Stadt und Amt Karlstadt erlitten hatten, auf fast 94 ooo fl. Oberst Wildenstein fiel später bei Bamberg in Gefangenschaft.
Anfangs April lagerte eine große Abteilung Kriegsvolk auf den wiesen am oberen Tore. Die Stadt mußte *3 6hh Pfund Brot, 20 Stück Rindvieh, 50 Hammel, 8 Luder *629 er und *3 Luder *63* er wein und *3 Luder Heu liefern.
Erst die Schlacht bei Nördlingen (*63h) befreite auch Karlftabt (wie ganz Franken) von seinen schwedischen Peinigern, aber auch dann nahmen die Kriegslasten kein Ende.
8. Gustav Adolf in Aschaffenburg.
Nachdem Gustav Adolf am 8. Oktober *63* Würzburg eingenommen hatte, bewegte sich sein Heer auf beiden Seiten des Itt am es gegen Asch aff en-burg, welches bei dessen Annäherung von allen angesehenen Einwohnern verlassen wurde. Die Stiftsgeistlichen flüchteten mit ihren Schätzen in die Niederlande, die Jesuiten nach Frankreich. Geistliche und weltliche Obrigkeiten hatten sich entfernt, die Kirchen waren ohne priester. Der Guardian der Kapuziner Pater Bernhard ergriff die Zügel der geistlichen und weltlichen Verwaltung und die Kapuziner versahen die Pfarreien.
Es war am 25. November, als die schwedischen Truppen in Aschaffenburg einzogen. Der Guardian, begleitet von Magistratsräten, überreichte dem König auf der Mainbrücke die Schlüssel der Stadt auf einer mit Blumen verzierten Schüssel.
Der König fragte den Guardian: wo wohnst du, wo ist dein Haus? Der Kapuziner deutete mit dem Finger darauf und der König versprach, bei ihm einzukehren. Dies geschah auch, ehe er das kurfürstliche Schloß betrat. 3n der Mitte des Konvents wiederholte Gustav Adolf dem Guardian die Worte: Um deinetwillen hat die Stadt Gnade gefunden und es soll ihr nichts Übles widerfahren.
So ward Aschaffenburg von einem Kapuziner gerettet.
Trotz alledem geriet es bald in große Bedrängnis. Brand und Plünderung hatte zwar der beherzte Guardian für den Augenblick abgewendet, allein die übrigen plagen des Krieges, Brandschatzung, (Einquartierung usw., konnte er nicht abhalten. 3n Aschaffenburg war es die Stiftsgeistlichkeit, welche von dem Religionshasse der Schweden am meisten zu leiden hatte. Der größte Teil der Geistlichen war in panischem Schrecken nach Mainz und Köln geflohen. Dom eigenen vermögen hatten sie nur das wertvollste an Geld und Kleinodien mitgenommen, vom Kirchenvermögen aber nichts. Alles fiel den Schweden in die Hände. Früchte und wein
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Karlstadt Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Bernhard Gustav_Adolf Gustav Adolf
in Familie, Gemeinde und Staat.
199
Revolution der Befehl der Regierung, die gewöhnliche gottesdienstliche Feier
solle aufhören; die Steinthaler sollten sich einen Präsidenten wählen, dieser
sollte einen Bruder Redner ernennen, und dann sollten an gewissen Tagen Ver-
sammlungen gehalten werden, bet denen der Bruder Redner gegen die Tyrannen
sprechen und mit der Gemeinde sich über ihre Abschaffung beraten solle.
Selbst im Stetnthale fehlte es damals nicht an einzelnen, denen diese
neue Sache gar anlockend vorkam, und die auch gern das mit- und nachge-
macht hätten, was die große Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer Oberlin
ließ mithin seine Gemeinde unter der Linde zusammenkommen. Er las ihr
das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl ihrer
welschen Regierung; und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch ge-
horchen. Er halte es für gut, noch heute gleich zu den nötigen vorläufigen
Beratungen zu schreiten. Zuerst müsse ein Präsident gewählt werden; und
da er als der gewesene Pfarrer des Orts für heute wohl noch einmal
sich das Recht nehmen dürfe, seine Meinung zuerst zu sagen, so schlage er
den Schulmeister des Orts als Präsidenten vor. Der Schulmeister sträubte
sich zwar etwas gegen diese Wahl, aber Oberlin bestimmte ihn bald, sie an-
zunehmen; und so wurde denn die Wahl des Bruder Schulmeisters zum
Bruder Präsidenten einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt war nun
die Reihe an dem Präsidenten, aus der Mitte der Versammlung jemand
zum Bruder Redner zu ernennen. Wer paßte aber dazu besser als der bis-
herige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen bestätigt.
„Jetzt ist nun die Frage/' sagte Oberlin, „welches Haus und welchen
Tag wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruder
Präsidenten hat nur eine große Stube, die Schulstube; da geht aber kaum
die Hälfte von uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zu-
hören wollen; im bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so
wüßte ich eben im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern
Klubs als die bisherige, gewesene Kirche." — Die Bauern gaben hierzu
allgemein ihren Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft,"
sagte Oberlin, „so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Straß-
burg zu Markte fahren; ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch,
der geeignetste und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bis-
herige und gewesene Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von
9 Uhr an." — Die Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall.
Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der
Bruder Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch,"
sagte er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte
mich auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen be-
sonderen Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser
sehen und hören." Die Bauern billigten das.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Sage und Geschichte.
271
Feinde vor. Feindliche Massen ziehen sich zurück; Geschütz wird erbeutet.
Die Nachricht davon kommt zum Könige; er entblößt sein Haupt und dankt
Gott für den Anfang des Sieges. Kroaten und feindliche Kürassiere, vom
Kopf bis zum Fuß in dunkeln Rüstungen, stehen ihm gegenüber. „Greift sie
an, die schwarzen Burschen!" spricht er zu den Seinen. Kühn dringt er vor
und gerät zwischen die feindlichen Kürassiere; sein Pferd bekommt einen
Pistolenschuß durch den Hals; ein zweiter Schuß zerschmettert seinen linken
Arm. Er wendet um, um sich zurückzuziehen; in demselben Augenblicke er-
hält er einen Schuß in den Rücken und fällt vom Pferde, das ihn noch eint
Strecke in den Steigbügeln fortschleppt. Die Kunde, daß er schwer verwundet,
daß er gefallen sei, entflammte die Seinen zu neuem Mute. Wie tapfer auch
die Kaiserlichen fochten, die Schweden blieben doch Sieger. Der Sieg bei
Lützen war teuer erkauft; aber Frieden — Frieden brachte er nicht. Noch
16 Jahre lang dauerte der Krieg mit seinen Drangsalen und Verwüstungen.
Der Schwedenstein bei Lützen mit seiner einfachen Inschrift: „G. A.
1632" giebt die Stelle an, wo Gustav Adolf gefallen ist. Über ihm
erhebt sich jetzt ein Denkmal, das ihm das dankbare Deutschland gesetzt
hat. Weit herrlicher aber ist das andere Denkmal, das nicht aus Stein
oder Eisen besteht. Es ist die Gustav Adolf-Stiftung. 200 Jahre
nach dem Tode des Helden, der den Evangelischen ihren Glauben retten half,
haben diese einen Verein gegründet, der schon vielen armen Glaubensbrüdern,
die unter Katholiken wohnen und keine Geistlichen und Lehrer haben, Kirchen,
Pfarr- und Schulhäuser gebaut und Seelsorger und Lehrer gegeben hat,
damit sie Gottes Wort hören und lernen können und der evangelischen Kirche
erhalten bleiben. Dem Schwedenkönig zu Ehren ist diese Stiftung Gustav
Adolf-Verein benannt worden. Dmmar.
272. Eine Plünderungsscene aus dem dreißigjährigen
Kriege.
Der Sohn eines geplünderten Bauern berichtet: Das erste, was die
Reiter thaten, denen ich den Weg zu meines Vaters Hofe zeigen mußte, war,
daß sie ihre Pferde einstellten. Hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit
zu verrichten; jede zeigte Untergang und Verderben an. Etliche fingen an
zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl
gehalten werden; andere durchstürmten das Haus unten und oben. Wieder
andere machten von Tuch, Kleidern und allerlei Hausrat große Päcke, als ob
sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzu-
nehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh
mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen
gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür
Speck, dürr Fleisch und Gerät hinein; andere schlugen Öfen und Fenster
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf-Stiftung Gustav Gustav
Adolf-Verein Gustav
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
137
land bilden sollte, wurde von den holsteinischen Grafen als eine Schutzwehr gegen Dänemark benutzt, bis es völlig mit Holstein vereinigt war.
Die durch Teilungen geschwächte holsteinische Grafschaft erhob sich in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (nach dem Erlöschen der Kieler Linie) zu einer bedeutenden Stufe der Macht und des Ansehens uuter deu beiden Grafen Gerhard dem Großen (einem Sohne Heinrichs I. zu Rendsburg) und Johann dem Milden (einem Sohne Gerhard Ii. zu Plön*).
Gerhard der Große, der berühmteste unter allen holsteinischen Grafen, war der erstgeborene Sohn Heinrichs L, der auf der Reiuoldsburg residierte. Da er bei dem Tode seines Vaters, 1304, noch minderjährig war, so führte er die Regierung in den ersten Jahren unter der Vormundschaft seines Onkels, des Grafen Gerhard zu Plön. Auf die Entwickelung seiner reichen Anlagen gewann der Ritter Hartwig Reventlow, ein aus Ditmarschen vertriebener Edelmann, großen Einfluß. Derselbe war zunächst zu dem Grafen Adolf Vi. von Segeberg in Beziehung getreten, hatte sich aber später mit ihm entzweit und danach bei dem jungen Gerhard freundliche Aufnahme gefunden.
Dem hochstrebenden Jüngling wurde bald _ Gelegenheit geboten, sich tu seiner Größe zu zeigen. Die holsteinischen Grafen hatten teils durch die Landesteilung, teils durch Streitigkeiten unter einander fo an Einfluß verloren, daß sie nicht mehr imstande waren, die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Der mächtige Adelstand wagte es, sich den Anordnungen der Landesherren zu widersetzen, das Volk aufzuwiegeln und den öffentlichen Frieden zu stören. Im Jahre 1306 machten mehrere Edelleute einen Ausruhr in der Wilstermarsch, die unter der Oberhoheit der Rendsburger Linie stand. Nachdem sie ihren Anhang durch einen Haufen beutegieriger Ditmarscher verstärkt hatten, zogen sie nach der Gegend von Hamburg, um reisende Kaufleute zu plündern. Auch die Bewohner des Kirchspiels Langend rot**), die sich von der Herrschaft der Rendsburger Grafen befreien wollten, schlossen sich dem Zuge an. In dem Kampfe der Holsteiner gegen diese Raubschar hat sich Gerhard durch Umsicht und Tapferkeit in solchem Grade ausgezeichnet, daß das ganze Heer mit Staunen auf ihn hinblickte. An der Pinnau, westlich von Ütersen, kam
*) Gerhard Ii. heißt auch der Blinde, weil er in seinem Alter erblindete. Sein Sohn Johann Iii. (Hennecke) wurde wegen seiner Freigebigkeit der Milde genannt.
**) Jetzt Nenendorf, 7 km westsüdwestlich von Elmshorn; Langen-
brok, wo ursprünglich die Kirche stand, liegt noch weiter westlich Nach
anderen Nachrichten 'ollen die Unruhen des Jahres 1306 gerade von dem Kirchspiel Langenbrok ausgegangen sein. Der Erzbischof von Bremen hatte dieses
Kirchspiel an den Grafen Heinrich I. von Rendsburg verpfändet; die Bewohner wollten aber lieber in ihre alte Verbindung mit der H a s e l d o r f e r Marsch zurücktreten
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Johann Heinrichs Heinrichs Hartwig_Reventlow Adolf Adolf Pinnau Gerhard_Ii Johann_Iii Johann Hennecke Heinrich_I._von_Rendsburg Heinrich_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster.
2s
und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei-
digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder,
weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt
Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in
dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß
und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter
mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich
besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam-
bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern
namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte
sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme-
rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den
ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo-
hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold
oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel.
Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling,
fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem
Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt,
und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um-
taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor,
sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß,
Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und
Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe
über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den
Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu-
gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider
ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein.
Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung
der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre
Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu,
Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze
Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand,
besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten
Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem
Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille
auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf
gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den
Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die
Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen:
„Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief
lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte
Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den
Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie
sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der
Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die
bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Eotsttr_Fthdc Apostel Bernhard_Rotrmann Rottmann Johann_Bockhold Johann Apostel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
22
Blickt in dir Vergangenheit Westfalens.
Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von
dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden
so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche.
3. Wiekingssagen.
1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß
er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin-
gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er
nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser
hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich
Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des
Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als
er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt
in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus-
kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe
Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge-
fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in
Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen.
2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da
beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer
wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien
Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen
bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe-
gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die
Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und
um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich
Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die,
welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen
waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch
Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die-
selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn
„Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen,
welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen
und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er-
hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher
nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,,
blieb nicht ganz unbedacht.
4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen.
Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der
christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von
Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige
kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung
der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster
und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von
Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl B._Steinköhler Altkirchtiche Karl Cölner_Bisthumssprengel