Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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c) Die Bischofsweihe (ältere Zeit).
Eine ältere Ordnung schildert ausführlich die Vorgänge der weihe-wie folgt: Der Bischof muß alle Abte und Prälaten des ganzen Stiftes zusammenrufen, und wenn sie kommen, um der weihe beizuwohnen, soll sich jeder an seiner gebührlichen Sitzstatt, die mit Teppichen behängt ist, niederlassen, wenn dann alle Personen beieinander sind, der Weihbischof und die Abte in ihren Znfuln, auch die Pröpste alle angetan, soll der Kirchner allein mit zwei Kreuzen des Domstifts und dem silbernen Stab, danach die vier Orden, den Markt hinab bis zu den Seilern gehen und daselbst auf den Bischof warten, wenn dann der Bischof mit den Grafen und Herren von dem Schloß herabgeritten bis zur St. Gotthards-Kapelle, soll er absteigen, seine Kleider austun und einen groben Rock anlegen und mit einem langen, groben Strick gegürtet werden, daß der Graf von Henneberg ihn kann führen. 21uch alle, die mit vom Berg herabgeritten sind, müssen absteigen und dem Bischof zu Fuß nachfolgen aus St. Kilians-Chor. Aber Weihbischof, Abte, Dompropst, Dechant und Senior verharren auf der Greden*) und der Domdechant hat das beste Kruzifix in der Hand.
wenn der Kirchner sieht, daß man den Bischof herführt am Strick, soll er umkehren und langsam wieder zum Domstift gehen. Alle Glocken läuten. Der Bischof folgt nach, geführt vom Grafen von Henneberg» Zur Rechten geht ihm der Graf von Römhild und zur Linken der Graf von Castell, trägt jeder ein gülden Stück an einer Stange.
wenn der Bischof zu der Greden kommt, geht er hinauf bis zu der oberen Staffel und kniet dort nieder zur (Ehre des Kreuzes, welches ihm der Dechant mit dem Dompropst und den Altesten entgegenträgt. Dann fragt ihn der Dechant: Bruder, was begehrst Du? Dem antwortet der Bischof: 3ch bitte um das Almosen Christi. Dann spricht der Dechant: 3ch als Dekan gebe Dir in meinem und des ganzen Würzburger Kapitels Zi amen das Almosen des hl. Kilian im Namen des Paters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen. Sodann gibt der Dechant dem Bischof das Kreuz zu küssen.
Danach gehen Dechant, Dompropst, Senior, Weihebischof, Abte und Prälaten wieder auf den Chor und der Bischof folgt nach bis zum Kiliansaltar. Dann läßt ihn der Graf von Henneberg gehen. Der Bischof kniet hierauf vor dem Altare nieder und spricht sein Gebet, wenn solches aus ist, gehen Dechant, Dompropst und Senior mit ihm in die Sakristei. Dort steigt der Bischof auf die Truhe, da die Bischofstafel hängt und schreibt darauf folgende Worte: Im Jahre des Herrn . . . am Tage ... im Monat . . . haben wir N. Zt. unseren Umzug in die Würzburger Kirche vollzogen.
*) Domstufen.
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— 8* —
sechster Abschnitt.
Der Dreißigjährige Krieg.
1. Julius Echter von Mespelbrunn (1573—1617).
V Seine Jugendzeit. 3m tiefen Speffarttvalde ragt ein liebliches Schlößlein aus smaragdgrünem See, Ihespclbrunn geheißen. Hier in dieser friedensstillen Wasserburg ward *5q<5 dem Ritter Peter Echter von Zuespelbrunn ein Sohn geboren, der in der Taufe Julius genannt wurde und der berufen war, den Namen seines Geschlechtes im Frankenlande unsterblich zu machen für alle Zeiten. Schon im zehnten Jahre seines Lebens erhielt er eine Dompräbende in würzburg. hierauf machte er gelehrte Studien in Mainz, dann besuchte er mit seinem Bruder Sebastian zwei Jahre lang mit rühmlichstem Eifer die Universität Löwen. Mit Erlaubnis des Domkapitels zu Würzburg, dem sie die jeweiligen Universitätszeugnisse vorzulegen hatten, gingen die beiden Echter sodann auf die Hochschule zu Douai in Artois und im Jahre *566 nach Paris. Hier war ihres Bleibens nicht lange, denn schon nach einem halben Jahre oblagen sie ihren Studien auf der berühmten Universität zu Angiers. 3m Spätsommer *567 griffen sie wiederum zum wanderstabe, um ihre gelehrte Bildung in pavia und Rom zu vollenden. Land und Leute hatte Julius Echter sonach genug gesehen, als er in die fränkische Heimat zurückkehrte.
Am *o. November *569 wurde der hochgebildete junge Freiherr auf den ihm gebührenden Sitz als wirklicher Kapitular in das Domkapitel eingeführt. Seine tiefe wissenschaftliche Gelehrtheit, seine wahrhafte Religiosität und Humanität, vereint mit ausgebreiteter Welt- und Menschenkenntnis und reicher Erfahrung, und sein offener Sinn für alles (Sute, Schöne und Nützliche kennzeichneten seine ganze Persönlichkeit und erwarben ihm gar bald die allgemeine Achtung und Liebe, infolgedessen stieg er rasch von würde zu würde im Stifte empor. Am *5. April *569 wurde er Domscholaster und schon am August *570 Domdechant.
2. Die Bischofswahl. Bischof Friedrich von wirsberg war am *2. November *573 verschieden und das Domkapitel schritt ungesäumt zu einer neuen Wahl. Am 29. November fand ein höchst feierlicher Gottesdienst in der Domkirche statt, welchem der fürstliche Hofstaat und viel Volk beiwohnten und wobei bewaffnete Bürger unter Anführung des Oberschultheißen die Ordnung aufrecht erhielten. Dann begann die Wahl im Kapitelshause. Sie fiel aus Julius Echter, der als Domdechant das Wahlgeschäft leitete. Bei der alsbaldigen Verkündigung des Wahlergebnisses und der Vorstellung des Neugewählten geriet das Volk in Erstaunen, da es die Wahl eines älteren Kapitulars in Ansehen und würden erwartet
Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
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Extrahierte Personennamen: Julius_Echter_von_Mespelbrunn Peter_Echter_von_Zuespelbrunn Julius Sebastian Julius_Echter August Friedrich_von_wirsberg Friedrich Julius_Echter
Extrahierte Ortsnamen: Wasserburg Frankenlande Mainz Douai Artois Paris Rom Domkirche Frankens
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Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und nicht an den erst neunundzwanzigjährigen, stillen und anspruchslosen Diakon gedacht hatte. Desto mehr aber hatte das Domkapitel die seltenen persönlichen Vorzüge des Erkorenen und seine Befähigung zu der höchsten Würde des Landes erkannt.
Nach Beendigung der Mahl wurde der Neugewählte aus den Hochaltar im Dom gesetzt; aus sein gegebenes Zeichen ertönte die große Domglocke, das schwere Geschütz aus Marienberg feuerte und es begann der Festgesang des Tedeums. Dom Altar herabgehoben, empfing der Gefeierte die Glückwünsche sämtlicher Domherrn, der Geistlichkeit und der weltlichen Behörden und wurde alsdann zu dem für den jeweiligen Bischof bestimmten Thronstuhl irrt Chor geleitet und so als Bischos installiert, hierauf erfolgte in der am Dorrt angebauten fürstlichen Kanzlei die Bestallung als Fürst und Herzog. Don dort bewegte sich der Zug zwischen der in Parade aufgestellten Bürgerschaft in den nahen Bischofshof, von dem jetzt Julius Besitz nahm und wo ein gastliches Mittagsmahl an neun Tafeln vorbereitet war. Nach aufgehobener Tafel geschah der festliche Aufzug zum Residenzschlosse Illarienberg unter pomphafter Begleitung, in deren Mitte der Neugewählte auf einem stattlichen Pferde ritt und dem zudrängenden Dolke zum ersten Male öffentlich den Segen erteilte.
Zur Einholung der päpstlichen Bestätigung der Wahl ging eine Gesandtschaft nach Rom. Julius nahm schon am dritten Tage seiner Erhebung das Regierungspersonal in Pflichten und die Huldigung der Stadt Würzburg int Hofe zum Katzenwicker ein, die Huldigung des Landes wurde wegen des strengen winters aus das Frühjahr ^574 verschoben.
Julius wurde ant Pftrtgstfeste \575 durch den Erzbischof von Mainz zum Bischos geweiht, unter Beiwohnung des Klerus, der Dorstände der vier hochstiftischert Erbämter und der Zivilbehörden. Aus den acht Stadtvierteln waren )(35 bewehrte Bürger, darunter 98 in Rüstung und 37 Hakerischiitzert, beordert um zu paradieren und Ordnung zu halten. Dort Stadt und Land war eine ungeheure Dolksmasse in Bewegung.
Eine von Julius an den Kaiser Maximilian Ii. nach Prag abgefertigte Gesandtschaft überbrachte ihm den vom 4. Mai ^575 datierten Lehensbrief über die f^ochstistsregalien nebst den panieren des Fürstbistums und des Herzogtums.
z. Wirken. Beim Regierungsantritt des Fürstbischofs Julius befand sich das Frankenland in Zuständen höchst betrüblicher Art. Diele Arme verschmachteten in den Jammerjahren \512—7^ vor junger und Der-roahrlosung auf den Straßen Wiirzburgs und blieben als Leichen liegen. Noch weit schrecklicher war dem Fürsten das Elend der Armen und Kranken auf dem Lande geschildert worden. Er saßte daher den hochherzigen Dor-fatz, eine allgemeine Armen- und Krankenversorgungsanstalt zu gründen, und führte seinen plan trotz zahlreicher Hindernisse rasch aus. Am \2. März ^576 legte er den Grundstein zu dem Spital, das seinen Namen tragen
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Extrahierte Personennamen: Julius_Besitz Julius Julius Julius Maximilian_Ii Maximilian Julius
Extrahierte Ortsnamen: Marienberg Parade Illarienberg Rom Würzburg Mainz Prag Wiirzburgs
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Römer hatten ihren Papst vertrieben und hatten gemeint, sie wollten sich
selbst regieren und eine Republik wieder aufrichten, wie ja vor mehr als
einem Jahrtausend die Republik Rom die ganze damals bekannte Welt be-
herrscht hatte. Der Rothbart aber hatte beschlossen, wie alle Kaiser vor
ihm wolle auch er in der alten Hauptstadt der Welt vom Papste gekrönt
werden; darum kam er nun mit Heeresmacht, um den Papst wieder zurück-
zuführen und sich dann von ihm krönen zu lassen.
Da war denn zuerst ein Wüthen der Schlacht um die Mauern, und die
Stadt sah nicht aus wie eine, die sich festlich schmückt, ihren angestammten
Herrscher fröhlich zu begrüßen an dem Tage, da er die Krone auf sein
Haupt setzen und das Seepter ergreifen soll, als ein Schirm und Hort allen
Traurigen und Unterdrückten, ein gerechter Richter und Rächer aber den
Gottlosen.
Ueber blutige Leichen und zerstörte Mauern mußte Friedrich seinen
Einzug halten; und es wäre ein gar trauriger Festzug gewesen, wenn nicht
eben die vielen großen Herren und Gewaltigen, die ihm unterthänig waren,
mit ihren Dienstleuten und Untergebenen das Fest verherrlicht hätten. Denn
kein jauchzendes Volk drängle sich auf den Straßen, und statt begrüßender
Zurufe und frohlockenden Jubels hörte man das Aechzen der Sterbenden
und Verwundeten. Aber die Krönung wurde vollzogen mit all dem Pomp
und Glanz, welche bei solchen Gelegenheiten üblich sind und dazumal beson-
ders, wenn der Papst selber Einen zum Kaiser salbte.
Wenige Tage nach dieser feierlichen Handlung, welche die ganze Welt
bewegte, und von der in allen Landen gesprochen und erzählt ward, vollzog
der Papst eine andere Weihe und salbte 'einen deutschen Geistlichen zum
Bischof, auch mit viel Pracht und Herrlichkeit, — mit viel mehr, als sonst
bei solchen Gelegenheiten wohl aufgewendet wird. Von dieser Feier aber
redete man nicht gar weit umher in den Ländern; nur wenige Leute und nur
eine kleine, entlegene Gegend schaute darauf hin. Denn der bischöfliche
Stuhl, welcher jetzt wieder besetzt ward, war keine jener glänzenden Wür-
den, welche die römische Kirche verleiht, die Fürstenthümer an Macht, Reich-
thum und äußerer Herrlichkeit übertreffen; es war vielleicht das ärmlichste
Bisthum in der katholischen Christenheit, das da vergeben wurde. Ein
Bischofssitz mit Palast und Dom und reichen Einkünften war nicht darin;
an dem Orte, da der Bischof wohnen sollte, stand ein verfallenes Kirchlein,
und die Aecker, von deren Ertrag er sich nähren sollte, waren Wald, und
Heide, und Niemand, der sie urbar machte und bestellte. Nur an sieben
Stätten ward in seinem Sprengel Gottes Wort gelehrt und die Sacramente
verwaltet, und außer den wenigen Priestern und Mönchen gabs nicht gar
viele Christen, welche sich darum sammelten; die Seelen sollten eben erst
gesucht und herangezogen werden; denn sie waren noch Heiden. Es war das
Bisthum Oldenburg in Wagrien, mit welchem der Kanonikus Gerold
aus Braunschwcig dort bekleidet wnrde.
Gerold, von Geburt ein Schwabe, war hoch angesehen am herzoglichen
Hofe wegen seiner großen Gelehrsamkeit und Frömmigkeit. Das Hofleben
aber sagte ihm nicht zu; sein Sinn stand nach den Dingen der zukünftigen
Welt. Er trug sich darum mit dem Gedanken, in ein Kloster zu gehen, und
in Armuth und Entbehrung sein Leben ganz dem Herrn zu widmen. Das
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gerold Gerold
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
74
Der herrschsüchtige Erzbischof von Hamburg hatte es höchst ungern ge-
sehen, daß Vicelin die Investitur aus den Händen des Herzogs empfangen
hatte. Als er nun mit Vicelin nach Merseburg reiste, wo Friedrich Bar-
barossa im Jahre 1152 einen Reichstag hielt, suchte er ihn zu bereden, jetzt
um die Investitur aus den Händen des Kaisers zu bitten. Aber Vic eiin,
der wohl einsah, daß er sich dadurch den unversöhnlichen Haß des Herzogs
zuziehen würde, war dazu nicht zu bewegen. So begann denn der ehrgeizige
Priester selbst mit dem Löwen Streit über das Recht, die Bischöfe zu ver-
ordnen, und die Folge davon war, daß nicht nur der Herzog, sondern auch
der Graf wenig mehr für das Oldenburger Bisthum thaten.
Zu allen diesen Kränkungen kam noch das Absterben Dithmars, seines
treuen Gehülfen. Niedergeschlagen und ohne einen tröstenden Freund begab
sich Vicelin nach Bosau, woselbst er ein Haus und die Kirche aufzuführen
beschäftigt war und der Gemeine Gottes Wort predigte; denn die umliegen-
den Gegenden waren schon von Christen bewohnt; doch lebten sie meistens
in großer Furcht vor räuberischen Ueberfällen, da die Burg in Plöen damals
noch in Trümmern lag. Die Kirche, welche Vicelin aufführen ließ, steht
noch heute und ein großes, steinernes Fußgestell, das, als zum Taufstein
Vicelins gehörig, noch jetzt auf dem Bosauer Kirchhof gezeigt wird, erinnert
uns an. den wackern Gottesmann, der dreißig Jahre lang unter den un-
günstigsten Verhältnissen an der Pflanzung des Christenthums in Wagrien
gearbeitet hat.
Von Bosau ging Vicelin wieder nach Neumünster, wo er bald elend,
krank und sprachlos wurde, so daß der Prior dieses Klosters, Eppo, und
der Probst zu Högersdorf, Ludolf, auch seine bischöflichen Amtshandlungen
für ihn verrichten mußten. Die anhaltende Krankheit tödtete ihn 1154.
Sein Schüler Helmold, den er zum Priester in Bosau verordnet hatte,
hat uns sein Leben und Wirken in einem Buche beschrieben, das man die
wagrische Chronik nennt und welches auch die Geschichte der Wendenfürsten
enthält.
12. Drei Tage aus dem Leben Gerolds.
1. Der 20. Juni 1155.
In den Tagen des Juni 1155 war es ein bewegtes Leben und Treiben
um die Stadt Rom. Vor ihren Mauern drängte sich eine gar glänzende
Versammlung. Die höchsten Würdenträger der Christenheit waren dort
vereinigt. Da war der Papst mit allen seinen Kardinälen, vielen Erz-
bischösen und andern hohen und niedrigen Geistlichen, und entfaltete den
höchsten Glanz seiner zwiefachen Würde als weltlicher Fürst und als Statt-
halter Christi auf Erden. Denn die Nachfolger Petri, ob sie sich auch
immer noch Knechte der Knechte nannten, hatten die apostolische Armuth und
Einfachheit längst abgelegt.
Weiter lagerte da der deutsche König Friedrich Barbarossa, d. i. der
Rothbart, der mit seinen Herzogen, Grafen und großen Herren über die
Alpen gezogen war, um sich die römische Kaiserkrone zu holen. Und mit ihm
war ein großes Heer deutscher Männer gezogen; denn die Italiener waren
sehr unruhige und widersetzliche Unterthanen des deutschen Reichs. Die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bar- Friedrich Kirchhof Ludolf Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Merseburg Bosau Taufstein
Vicelins Neumünster Bosau Rom Christi
in Familie, Gemeinde und Staat.
199
Revolution der Befehl der Regierung, die gewöhnliche gottesdienstliche Feier
solle aufhören; die Steinthaler sollten sich einen Präsidenten wählen, dieser
sollte einen Bruder Redner ernennen, und dann sollten an gewissen Tagen Ver-
sammlungen gehalten werden, bet denen der Bruder Redner gegen die Tyrannen
sprechen und mit der Gemeinde sich über ihre Abschaffung beraten solle.
Selbst im Stetnthale fehlte es damals nicht an einzelnen, denen diese
neue Sache gar anlockend vorkam, und die auch gern das mit- und nachge-
macht hätten, was die große Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer Oberlin
ließ mithin seine Gemeinde unter der Linde zusammenkommen. Er las ihr
das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl ihrer
welschen Regierung; und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch ge-
horchen. Er halte es für gut, noch heute gleich zu den nötigen vorläufigen
Beratungen zu schreiten. Zuerst müsse ein Präsident gewählt werden; und
da er als der gewesene Pfarrer des Orts für heute wohl noch einmal
sich das Recht nehmen dürfe, seine Meinung zuerst zu sagen, so schlage er
den Schulmeister des Orts als Präsidenten vor. Der Schulmeister sträubte
sich zwar etwas gegen diese Wahl, aber Oberlin bestimmte ihn bald, sie an-
zunehmen; und so wurde denn die Wahl des Bruder Schulmeisters zum
Bruder Präsidenten einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt war nun
die Reihe an dem Präsidenten, aus der Mitte der Versammlung jemand
zum Bruder Redner zu ernennen. Wer paßte aber dazu besser als der bis-
herige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen bestätigt.
„Jetzt ist nun die Frage/' sagte Oberlin, „welches Haus und welchen
Tag wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruder
Präsidenten hat nur eine große Stube, die Schulstube; da geht aber kaum
die Hälfte von uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zu-
hören wollen; im bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so
wüßte ich eben im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern
Klubs als die bisherige, gewesene Kirche." — Die Bauern gaben hierzu
allgemein ihren Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft,"
sagte Oberlin, „so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Straß-
burg zu Markte fahren; ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch,
der geeignetste und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bis-
herige und gewesene Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von
9 Uhr an." — Die Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall.
Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der
Bruder Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch,"
sagte er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte
mich auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen be-
sonderen Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser
sehen und hören." Die Bauern billigten das.
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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land bilden sollte, wurde von den holsteinischen Grafen als eine Schutzwehr gegen Dänemark benutzt, bis es völlig mit Holstein vereinigt war.
Die durch Teilungen geschwächte holsteinische Grafschaft erhob sich in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (nach dem Erlöschen der Kieler Linie) zu einer bedeutenden Stufe der Macht und des Ansehens uuter deu beiden Grafen Gerhard dem Großen (einem Sohne Heinrichs I. zu Rendsburg) und Johann dem Milden (einem Sohne Gerhard Ii. zu Plön*).
Gerhard der Große, der berühmteste unter allen holsteinischen Grafen, war der erstgeborene Sohn Heinrichs L, der auf der Reiuoldsburg residierte. Da er bei dem Tode seines Vaters, 1304, noch minderjährig war, so führte er die Regierung in den ersten Jahren unter der Vormundschaft seines Onkels, des Grafen Gerhard zu Plön. Auf die Entwickelung seiner reichen Anlagen gewann der Ritter Hartwig Reventlow, ein aus Ditmarschen vertriebener Edelmann, großen Einfluß. Derselbe war zunächst zu dem Grafen Adolf Vi. von Segeberg in Beziehung getreten, hatte sich aber später mit ihm entzweit und danach bei dem jungen Gerhard freundliche Aufnahme gefunden.
Dem hochstrebenden Jüngling wurde bald _ Gelegenheit geboten, sich tu seiner Größe zu zeigen. Die holsteinischen Grafen hatten teils durch die Landesteilung, teils durch Streitigkeiten unter einander fo an Einfluß verloren, daß sie nicht mehr imstande waren, die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Der mächtige Adelstand wagte es, sich den Anordnungen der Landesherren zu widersetzen, das Volk aufzuwiegeln und den öffentlichen Frieden zu stören. Im Jahre 1306 machten mehrere Edelleute einen Ausruhr in der Wilstermarsch, die unter der Oberhoheit der Rendsburger Linie stand. Nachdem sie ihren Anhang durch einen Haufen beutegieriger Ditmarscher verstärkt hatten, zogen sie nach der Gegend von Hamburg, um reisende Kaufleute zu plündern. Auch die Bewohner des Kirchspiels Langend rot**), die sich von der Herrschaft der Rendsburger Grafen befreien wollten, schlossen sich dem Zuge an. In dem Kampfe der Holsteiner gegen diese Raubschar hat sich Gerhard durch Umsicht und Tapferkeit in solchem Grade ausgezeichnet, daß das ganze Heer mit Staunen auf ihn hinblickte. An der Pinnau, westlich von Ütersen, kam
*) Gerhard Ii. heißt auch der Blinde, weil er in seinem Alter erblindete. Sein Sohn Johann Iii. (Hennecke) wurde wegen seiner Freigebigkeit der Milde genannt.
**) Jetzt Nenendorf, 7 km westsüdwestlich von Elmshorn; Langen-
brok, wo ursprünglich die Kirche stand, liegt noch weiter westlich Nach
anderen Nachrichten 'ollen die Unruhen des Jahres 1306 gerade von dem Kirchspiel Langenbrok ausgegangen sein. Der Erzbischof von Bremen hatte dieses
Kirchspiel an den Grafen Heinrich I. von Rendsburg verpfändet; die Bewohner wollten aber lieber in ihre alte Verbindung mit der H a s e l d o r f e r Marsch zurücktreten
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Johann Heinrichs Heinrichs Hartwig_Reventlow Adolf Adolf Pinnau Gerhard_Ii Johann_Iii Johann Hennecke Heinrich_I._von_Rendsburg Heinrich_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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1. Die gesamte Geistlichkeit bildete einen eigenen Stand, der von der Landesregierung fast unabhängig war und nur den Befehlen des Papstes gehorchte. Die Päpste, welche durch die Schenkungen Pipin's des Kleinen und Karl's des Großen zugleich weltliche Fürsten geworden waren, hatten sich zu Häuptern der ganzen Christenheit und zu Richtern in allen geistlichen und weltlichen Dingen emporgeschwungen. In den Kämpfen mit den deutschen Kaisern, die sich ihrer Anmaßung widersetzten, hatten sie den Sieg behalten. Könige und Fürsten, die sich ihren Anordnungen nicht fügen wollten, wurden in den Bann gethan. Erst gegen Ende des Mittelalters verloren sie den Heiligenschein, der ihr Haupt umstrahlt hatte.
Auch die Erzbischöfe und Bischöfe waren wegen der bedeutenden Ländereien, die sie besaßen, zugleich weltliche Herren, hielten Kriegsheere und nahmen selber an Kriegszügen °teil. — Holstein, Stormarn, Ditmarschen und Lauenburg standen unter dem Erzbischof von Bremen, der sich gewöhnlich durch den Dompropsten in Hamburg vertreten ließ. Der Bischof von Lübek, der die geistliche Gewalt in Wagrien übte, war ebenfalls dem Erzbischof in Bremen untergeordnet. Die Bistümer Schleswig und Ripeu gehörten seit dem 12. Jahrhundert zum Erzbistum Lund im südlichen Schweden. — Ein großes Ansehen hatten auch die Äbte der Klöster zu Reinfeld, Cismar und Bordesholm,*) Preetz, Itzehoe, Üterfeu, Segeberg, Schleswig, Ruhekloster (an der Stelle, wo jetzt Glücksburg liegt**), Lügumkloster, Mohrkirchen (westlich von Kappeln) 2c.
Die Bischöfe und die Vorsteher der Klöster, die unter dem Namen „Prälaten", d. h. höhere Geistliche, zusammengefaßt werden, nahmen auf den Landtagen den ersten Rang ein. Ihr Einfluß war umso größer, als sie durch höhere Bildung vor den übrigen Ständen hervorragten.
2. Der mächtigste Stand war aber der Adel, der in Kriegszeiten den Kern des Heeres bildete. Adelige oder Edle nannte man ursprünglich die Angesehenen, die sich durch besondere Thaten um das Vaterland verdient gemacht hatten, uferst später entstand der Geburtsadel, der iu der Familie forterbte. Die größeren und reicheren Grundbesitzer hatten als Lehnsmänner der Fürsten die Verpflichtung, im Kriege eine bestimmte Anzahl von Reitern auszurüsten und zu unterhalten. Diese Adeligen, welche deu Roßdienst zu leisten hatten, und welche sich dadurch große Vorrechte erwarben, hatten eine feste Genossenschaft unter sich gegründet, welche die schleswig-holsteinische Ritterschaft genannt wurde. Übrigens ging das Kriegswesen mit dem Ende
*) Das Mönchskloster in Neumünster wurde 1326 nach Bordesholm verlegt
**) Ursprünglich war dieses Kloster zu Guldholm, aus einer Halbinsel des Langsees in Angeln.
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