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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Posen - S. 15

1898 - Breslau : Hirt
— 15 — nach Posen. Ihre Länge beträgt 200 lim, wovon 170 km auf unsre Provinz fallen. 3) Öls-Gnesen; sie führt von Öls über Zdnny. Krotoschin, Koschmin. Jarotschin (hier kreuzt die vorhergenannte Strecke). Wreschen nach Gnesen und ist 160 km lang; 105 km dieser Strecke liegen in der Provinz. 4) Öls-Wilhelmsbrück. Sie durchschneidet nur den südlichsten Zipfel der Provinz in östlicher Richtung und geht über Kempen nach Wilhelmsbrück (Podzamcze), gegenüber der russischen Stadt Wieruszow. in einer Länge von 28 km. Im Bereiche der Eisenbahndirektion Bromberg liegen die Eisenbahnstrecken: 1) Schneidemühl-Thorn. Sie ist 137 km lang, zweigt sich bei Schneidemühl in östlicher Richtung von der sog. Ostbahn ab und geht über Nakel und Bromberg nach Thorn; in ihrer Verlängerung führt sie durch die Provinzen West- und Ost- Preußen bis nach Jnsterburg. Ihre Abzweigungen in der Provinz sind: a. Bromberg-Dirschau. Sie geht in nördlicher Richtung von Bromberg aus und liegt nur mit einer Ausdehnung von 26 km in der Provinz; hinter der Station Klarheim tritt sie in die Provinz Westprenßen ein. d. Bromberg-Fordon, 12 km lang. 2) Posen-Thorn. Sie geht. 141 km lang, über Gnesen. Jno- wrazlaw nach Thorn. Zweigstrecken dieser Linien sind: a. Jnowrazlaw-Bromberg; 46 km lang; b. Jnowrazlaw-Rogasen; 96 km lang; c. Jno wrazlaw-Montwy-Kr uschwitz und (1. Gnesen-Nakel. 75 km lang. 3) Posen-Neu-Stettin. Sie ist 166 km lang und führt über Obornrk. Rogasen. Kolmar und Schneidemühl nach Nen-Stettin in Pommern. 4) Posen-Strzalkowo. Sie geht in einer Länge von 67 km über Schwersenz. Kostrzyn, Nekla und Wreschen (hier kreuzt die Linie Öls-Gnesen) nach Strzalkowo. gegenüber der russischen Grenzstadt Slupce.

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 199

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 199 Revolution der Befehl der Regierung, die gewöhnliche gottesdienstliche Feier solle aufhören; die Steinthaler sollten sich einen Präsidenten wählen, dieser sollte einen Bruder Redner ernennen, und dann sollten an gewissen Tagen Ver- sammlungen gehalten werden, bet denen der Bruder Redner gegen die Tyrannen sprechen und mit der Gemeinde sich über ihre Abschaffung beraten solle. Selbst im Stetnthale fehlte es damals nicht an einzelnen, denen diese neue Sache gar anlockend vorkam, und die auch gern das mit- und nachge- macht hätten, was die große Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer Oberlin ließ mithin seine Gemeinde unter der Linde zusammenkommen. Er las ihr das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl ihrer welschen Regierung; und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch ge- horchen. Er halte es für gut, noch heute gleich zu den nötigen vorläufigen Beratungen zu schreiten. Zuerst müsse ein Präsident gewählt werden; und da er als der gewesene Pfarrer des Orts für heute wohl noch einmal sich das Recht nehmen dürfe, seine Meinung zuerst zu sagen, so schlage er den Schulmeister des Orts als Präsidenten vor. Der Schulmeister sträubte sich zwar etwas gegen diese Wahl, aber Oberlin bestimmte ihn bald, sie an- zunehmen; und so wurde denn die Wahl des Bruder Schulmeisters zum Bruder Präsidenten einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt war nun die Reihe an dem Präsidenten, aus der Mitte der Versammlung jemand zum Bruder Redner zu ernennen. Wer paßte aber dazu besser als der bis- herige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen bestätigt. „Jetzt ist nun die Frage/' sagte Oberlin, „welches Haus und welchen Tag wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruder Präsidenten hat nur eine große Stube, die Schulstube; da geht aber kaum die Hälfte von uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zu- hören wollen; im bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so wüßte ich eben im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern Klubs als die bisherige, gewesene Kirche." — Die Bauern gaben hierzu allgemein ihren Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft," sagte Oberlin, „so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Straß- burg zu Markte fahren; ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch, der geeignetste und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bis- herige und gewesene Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von 9 Uhr an." — Die Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall. Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der Bruder Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch," sagte er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte mich auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen be- sonderen Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser sehen und hören." Die Bauern billigten das.

4. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 137

1884 - Flensburg : Westphalen
137 land bilden sollte, wurde von den holsteinischen Grafen als eine Schutzwehr gegen Dänemark benutzt, bis es völlig mit Holstein vereinigt war. Die durch Teilungen geschwächte holsteinische Grafschaft erhob sich in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (nach dem Erlöschen der Kieler Linie) zu einer bedeutenden Stufe der Macht und des Ansehens uuter deu beiden Grafen Gerhard dem Großen (einem Sohne Heinrichs I. zu Rendsburg) und Johann dem Milden (einem Sohne Gerhard Ii. zu Plön*). Gerhard der Große, der berühmteste unter allen holsteinischen Grafen, war der erstgeborene Sohn Heinrichs L, der auf der Reiuoldsburg residierte. Da er bei dem Tode seines Vaters, 1304, noch minderjährig war, so führte er die Regierung in den ersten Jahren unter der Vormundschaft seines Onkels, des Grafen Gerhard zu Plön. Auf die Entwickelung seiner reichen Anlagen gewann der Ritter Hartwig Reventlow, ein aus Ditmarschen vertriebener Edelmann, großen Einfluß. Derselbe war zunächst zu dem Grafen Adolf Vi. von Segeberg in Beziehung getreten, hatte sich aber später mit ihm entzweit und danach bei dem jungen Gerhard freundliche Aufnahme gefunden. Dem hochstrebenden Jüngling wurde bald _ Gelegenheit geboten, sich tu seiner Größe zu zeigen. Die holsteinischen Grafen hatten teils durch die Landesteilung, teils durch Streitigkeiten unter einander fo an Einfluß verloren, daß sie nicht mehr imstande waren, die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Der mächtige Adelstand wagte es, sich den Anordnungen der Landesherren zu widersetzen, das Volk aufzuwiegeln und den öffentlichen Frieden zu stören. Im Jahre 1306 machten mehrere Edelleute einen Ausruhr in der Wilstermarsch, die unter der Oberhoheit der Rendsburger Linie stand. Nachdem sie ihren Anhang durch einen Haufen beutegieriger Ditmarscher verstärkt hatten, zogen sie nach der Gegend von Hamburg, um reisende Kaufleute zu plündern. Auch die Bewohner des Kirchspiels Langend rot**), die sich von der Herrschaft der Rendsburger Grafen befreien wollten, schlossen sich dem Zuge an. In dem Kampfe der Holsteiner gegen diese Raubschar hat sich Gerhard durch Umsicht und Tapferkeit in solchem Grade ausgezeichnet, daß das ganze Heer mit Staunen auf ihn hinblickte. An der Pinnau, westlich von Ütersen, kam *) Gerhard Ii. heißt auch der Blinde, weil er in seinem Alter erblindete. Sein Sohn Johann Iii. (Hennecke) wurde wegen seiner Freigebigkeit der Milde genannt. **) Jetzt Nenendorf, 7 km westsüdwestlich von Elmshorn; Langen- brok, wo ursprünglich die Kirche stand, liegt noch weiter westlich Nach anderen Nachrichten 'ollen die Unruhen des Jahres 1306 gerade von dem Kirchspiel Langenbrok ausgegangen sein. Der Erzbischof von Bremen hatte dieses Kirchspiel an den Grafen Heinrich I. von Rendsburg verpfändet; die Bewohner wollten aber lieber in ihre alte Verbindung mit der H a s e l d o r f e r Marsch zurücktreten

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Sit Eotsttr Fthdc. — Die Witderiäuftr in Münster. 2s und wollten das Alles durch das falschverstandene Evangelium verthei- digen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weiffagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Ueberfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rotrmann als Prediger an der Lam- bertuskirche hcrvorgetban hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärme- rischen falschen Propbeten anschloß. Bald kam nun auch, in den ersten Tagen des Jahres 1534, der wiedertäuferische Prophet Jo- hann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner 12 Apostel. Bei einem wohlhabenden aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: .„Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch um- taufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldnen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schloffergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rathe sammt den treu- gebliebenen Bürgern auf der andern Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rath auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund' an mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Rathswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Aemter in der Stadt mit ihren Leuten und wählten Knipperdolling zum Bürgermeister. Bewaffnet kamen sie auf dem Rathhause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein, plötzlich fuhr er auf und rief: ,,Hinweg mit den Kindern Esau's! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" Die Andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gottlosen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die schon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe gerissen, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es Allen, die bei ihrer ersten Taute verharrten. Nun theilten sie die eingenommene

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 5

1858 - Breslau : Hirt
Die Weichsel. 5 Polen kommenden Flößen vorüber; diese werden gewöhnlich unter Leitung von Juden, die am langseidenen Kaftan und breitkrempigen Hut kenntlich sind, nach Danzig geführt. Der Strom ist von In- seln und Sandwerdern bedeckt und fließt in einem breiten, tiefen Thale des preußischen Landrückens hin, das von hohen, steilen Lehm- wänden begrenzt wird. An dem Strom liegen: Kulm, Graudenz mit seiner auf einem Berge gelegenen Festung, und Marienwer- der, ein Stück vom Strome entfernt. Einige Meilen unterhalb, nachdem die Weichsel den Landrücken durchbrochen hat, theilt sie sich und sendet nach Nord-Ost die Nogat. Diese geht bei Marien- burg vorbei, wo sich die prächtige Residenz der Hochmeister des deutschen Ritterordens in ihren Fluchen spiegelt, und unfern der Han- delsstadt Elbing und dessen bewaldeten Höhen ergießt sie sich in wohl 20 Armen in das frische Haff. Die Weichsel selbst fließt weiter nach Norden an Dir sch au vorüber, wo sich auf ihren steilen Ufern die riesige Brücke der Eisenbahn erhebt, die Königsberg mit Berlin verbindet. Weiter unterhalb theilt sich die Weichsel zum zwei- ten Male; ein Arm geht wie die Nogat in das frische Haff, ein anderer fließt bei dem alten, ehrwürdigen Danzig, einer der größten Festungen des preußischen Staates, vorbei in die Ostsee. 3. Die Niederungen an der Weichsel. Das Weichsel- thal zieht sich zwischen den steilen Lehmwänden des Landrückens 30 Meilen lang hin, hat aber nur 1—2 Meilen Breite. Wo sich der Strom theilt, erweitert sich die Niederung und nimmt die ganze Fläche zwischen der Nogat und Weichsel bis nach Danzig hin ein; sie beträgt etwa 40 □ Meilen. Diese Gegenden gehören zu den ge- segnetsten und reichsten. Mannshoch steht der Weizen, bis an die Brust reicht den Rindern der Klee, und durch die hochhalmigen Wie- sen und langen Ackerstreifen gehen die Straßen, welche mit Weiden hüben und drüben besetzt sind. Rothe Kirchthürme steigen aus den hinter Gebüsch versteckten Dörfern; Obstalleen ziehen sich weithin, und zwischen den Linden vor den Häusern schimmern die glasirten, far- bigen Ziegel, aus denen die Gebäude aufgeführt sind; aber nirgends sieht man einen Hügel, einen Wald; weithin breitet sich die Ebene wagerecht aus. Nur hohe Dämme, die oft 25 Fuß sich erheben, ziehen sich an dem Strome entlang, um seine Fluthen in Schranken zu halten und die Fluren zu schützen. Ein Dorf, ein Weg, ein Landstrich ist wie der andere; da wech- seln nur Raps, Gerste und Weizen, fetter Lehmboden mit ungepfla- sterten Straßen, die bei Regen sehr schlüpfrig sind, und mit Kanälen. Da kennt man kein Rittergut im Lande, sondern nur Bauern, Gärt- ner und Einlieger. Letztere dienen als Arbeiter beim Bauer, und die Gärtner führen eine kleine Wirthschaft. Die Bewohner sind zum Theil Nachkommen der Holländer, die als Kolonisten von den Ordensrittern in das Land gerufen wurden, Deiche bauten, Schleußen und Schöpsmühlen anlegten und die Nie-

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 28

1858 - Breslau : Hirt
28 Blicke in die Vergangenheit Preußens. lich zu beherrschen. Als jedoch der wohlbegabte fürstliche Jüngling sich solches nicht gefallen lassen wollte, hörten sie nicht auf, durch fortwährende Kränkungen ihn zu quälen, ja durch Drohungen ihn einzuschüchtern. Die Folge davon war, daß der unglückliche junge Fürst in tiefe Schwer- muth versank und geisteskrank wurde. Oft soll er weinend gerufen haben: „Sie haben meinen Herrn Vater betrübt und geplagt bis in die Grube, also thun sie mir auch. Gott strafe sie bis in's dritte und vierte Glied!" Nach dem Tode seines Oheims wurden daher die brandenburgischen Kurfürsten zu Mitregenten in Preußen ernannt, und der Schwiegersohn des unglücklichen Albrecht Friedrich, der Kur- fürst Johann Sigismund, wurde förmlich mit Preußen belehnt. Seit des Herzogs Tode aber wurde dieses Land für alle Zeiten mit Bran- denburg verbunden. Preußen unter Rurfürsten und Röntgen aus dem 'Zause der brandcn- burgischcn Zohenzollern. (1618 bis jetzt.) 8. Rcberb lick. Die Geschichte der Provinz Preußen geht von jetzt ab immermehr in die Geschichte des großen preußischen Vaterlandes über. Da wird erzählt"), wie der große Kurfürst die unabhängige Herrschaft in Preu- ßen sich erwarb, wie er das Widerstreben der preußischen Stände brach, wie er aber auch mit tapferm Arme das Land schützte; da hören wir von den glänzenden Krönungsfeierlichkeiten zu Königsberg, wo Frie- drich I. sich 1701 die preußische Königskrone aufsetzte. Wir sehen Friedrich d. Gr. im Heldenkampfe des 7jährigen Krieges, sehen aber auch, wie Napoleon siegreich bis in den äußersten Osten Preußens vordringt und Friedrich Wilhelm Iii. im Tilsiter Frieden sein halbes Reich nimmt. Dann aber zeigt sich die Liebe der Preußen zu ihrem Königshause im schönsten Lichte, und bald giebt General Port durch seine Trennung von den Franzosen durch den Waffenstillstand mit den Russen, abgeschlossen in der Poscherun'schen Mühle unweit Tilsit, das Signal, daß zuerst die Provinz Preußen sich opferfreudig für ihren König gegen den fremden Eroberer erhebt. — Besonders zu erwäh- nen ist jedoch noch, daß Friedrich d. Große 1772 in der ersten Thei- lung des zerrütteten polnischen Reichs das ganze, seit der Niederlage des deutschen Ordens polnische Preußen (außer Danzig und Thorn) unter dem Namen Westpreußen wiedergewinnt. An die Stelle Jahr- hunderte langer Verwirrung und Vernachlässigung trat nun die größte liebevolle Fürsorge. Unter Friedrich Wilhelm Ii. kamen auch Danzig und Thorn zu Preußen. *) *) Siehe die Geschichte der Gedenktage im 2. und 3. Theile des Volks- schullcsebuchs, wie in der combinirtcn Ausgabe desselben, dem „Auszüge".

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Preußen unter Kurfürsten und Königen aus dem Hause der brandenburgischen Hohcnzvllern. 29 y. Schweden und Tnrtarcn im Lande zur Zeit des großen Kurfürsten. Im Jahre 1655 überzog der König von Schweden die Polen mit Krieg und verjagte den Polenkönig Johann Kasimir. Nachdem er das polnische Westpreußen genommen, drang er auch in das Her- zogthum Preußen ein. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm wollte zwischen beiden kriegführenden Theilen vermitteln, sah sich aber end- lich genöthigt, sich mit den Schweden zu verbinden, und mit ihnen vereint schlug er die Polen in der dreitägigen Schlacht bei Warschau. Dadurch gelangte er in den unabhängigen Besitz von Preußen (Ver- trag zu Labiau). Die Polen aber ermannten sich und übten in dem Herzogthum Preußen furchtbare Rache. Wie ein verheerender Strom wälzten sich die mit den Polen verbündeten wilden Tartarenhorden über das arme Land. Städte und Dörfer gingen in Flammen auf; Tausende von Menschen wurden grausam zu Tode gemartert, Tau- fende in die grauenhafte Sklaverei geschleppt. Man zählte 23,000 Er- mordete, 34,000 Vermißte. 249 Flecken, Dörfer und Höfe, 13 Städte und 37 Kirchen lagen in Asche. Hungersnoth und Seuchen rafften noch unzählige Menschenleben dahin. So sah sich der große Kur- fürst genöthigt, auf Seite der Polen zu treten und erhielt auch von ihnen im Vertrag zu Wehlau (1657) Preußen als unabhängiges Herzogthum. Dieser Gewinn wurde ihm im Frieden zu Oliva l663 bestätigt. — Als im Jahre 1678 Preußen abermals von den Schwe- den besetzt wurde, da machte der große Kurfürst jedoch kurzen Prozeß. Er setzte sein Fußvolk aus Schlitten, und nun ging's im Fluge bis Heiligenbeil, von hier über das zugefrorne frische Haff nach Königs- berg, von Labiau aus wieder zu Schlitten auf dem kurischen Haff weiter, und so wurden die Feinde wie in einer Treibjagd bis 8 Mei- len vor Riga gehetzt. Hunger und Kälte und Mangel an Lebens- mitteln, das Schwert der Brandenburger und die Mistgabeln und Dreschflegel der preußischen Bauern brachten die Schweden in die elendeste Lage. Da erkannten die Preußen, wie gut es sei, daß der mächtige Arm ihres Landesherrn sie also schützen konnte. 10. Friedrich Wilhelm I. landesvütcrliche Fürsorge. 1. Die Pest in Litthauen. In den Jahren 1708—171 1 wüthete in Litthauen eine furchtbare Pest, welche manche Gegenden gänzlich verheerte. Dazu kam der kalte Winter 1709, in dem alle Saaten, alle Obstbäume erstarben. Futtermangel und Viehsterben war die natürliche Folge davon. Mehr als 30,000 Menschen wur- den ein Opfer der Seuche, im Jnsterburgischen Kirchsprengel starben fast alle Prediger. Die meisten Güter lagen öde und herrenlos. Hier half Friedrich Wilhelm I., der überhaupt der Schöpfer von Preußens Wohlstand genannt werden muß. An 6 Millionen Thaler verwendete er, um die 60,000 Hufen wüsten Landes einigermaßen wieder zu kultiviren. Er wurde der Schöpfer von 6 neuen Städten, von 332 Dörfern, 24 Wassermühlen, 11 Kirchspielen und 49 Do-

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 1

1858 - Breslau : Hirt
Zur Geographie und Geschichte der heimalhlichen Provinz. Cm Anhang znm V olksschul-Lrskbucht. Posen. A. Wie es in der Provinz Posen außfieht. I. Umschau im Lande. Unsere Provinz hat ihren Namen von der Hauptstadt, Posen. Ehedem gehörte sie zum Königreiche Polen, welches sich zu bei- den Seiten des Weichselstromes ausbreitete. Sie umfaßt die Theile desselben, welche 1772 und 1793 an Preußen fielen, und nach der Besiegung Napoleon's im Jahre 1815 unserem Vater- lande verblieben. Sie breitet sich zwischen der Weichsel und Oder aus; jene berührt sie auf eine Strecke von etwa 6 Meilen, diese dagegen erreicht sie nicht ganz, sondern kommt ihr nur zwischen der schlesischen Stadt Gl o g au und zwischen Frau st ad t nahe. Nach Westen hin haben wir die B ra n d e n b u r g e r zu Grenznachbaren, wäh- rend nach Norden Preußen, nach Süden hin Schlesier wohnen. Wir sind also von drei preußischen Provinzen: Schlesien, Bran- burg und Preußen umgeben; nur auf der langen Ostseite gren- zen wir an ein fremdes Land, an das Königreich Polen, welches den westlichsten Theil des mächtigen russischen Reiches ausmacht. Den weitesten Weg hätte man zu machen, wenn man die Pro- vinz von Süden nach Norden in der ganzen Ausdehnung durch- wandern wollte, südlich von Kempen bis nördlich von Polnisch- Krone. P»s««. 1

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blickt in dir Vergangenheit Westfalens. Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche von dem Frankenkönig in ihrem Lande gegründet wurden, und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche. 3. Wiekingssagen. 1. Einstmals hatte Wieking Bettlerlumpen angezogen, so daß er gar unkenntlich und unscheinbar geworden. Und also ist er hin- gegangen, um zu erfahren, wie es im Lager Karl's aussehe. Als er nun dorthin kam, war es gerade der Tag des Herrn, und der Kaiser hatte sich mit den Seinigen in der Kirche versammelt. Da hat sich Wieking gesellet zu den andern Krüppeln, welche am Eingänge des Heiligthums harreten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Als er nun, hart an die Pforte gelehnt, sich hinüberbiegt und hineinblickt in die geweihte Wohnung, da soll ihn vom Altäre her das Jesus- kind angelächelt haben. Als dann Karl heraustrat, ist ihm die hohe Gestalt und der gewaltige Gliederbau des fremden Bettlers ausge- fallen, und er hat wohl geahnet, wer es sei. Wieking ist aber in Frieden und in tiefen Gedanken heimgekehrt zu den Seinen. 2. Als Wieking schon zu einem guten Alter gekommen war, da beschloß er einstmals, auf gar besondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an ihn habe. Zweien Freunden offenbarte er sein Vorhaben, und nun wurde von diesen bekannt gemacht, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbe- gängniß ward angeordnet. Als aber zur angesagten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg versammelt hatte und um den aufgestellten verschlossenen Sarg Herstand, da trat plötzlich Wieking selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeiten zehntfrei. Unterdessen kam noch Einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen; auch der erhielt die- selbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn „Nalop," und so heißt sein Hof noch heutzutage. Auch diejenigen, welche, wie z. B. Steinköhler zu Pödinghausen, unterwegs gewesen und auf die Nachricht vom Leben des Königs umgekehrt waren, er- hielten einige Vorrechte. Selbst Schürmann zu Westerenger, welcher nur die Schuhe angezogen hatte, um sich auf den Weg zu begeben,, blieb nicht ganz unbedacht. 4. Altkirchtiche Stiftungen in Westphalen. Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von Bisthümern dafür, daß die Neubekchrten nun auch in sorgfältige kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung der Bisthümer Paderborn und Minden für die Engern, Münster und Osnabrück für das nördliche Westphalen; der südliche Theil von Westphalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
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