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1. Geschichte - S. 148

1913 - Berlin : Oehmigke
— 148 — „Sire, der Gott der Schlachten hat Sie hierher geführt. Genießen Sie lange Ihres Ruhmes, lassen Sie aber Ihrer kaiserlichen Gnade die Stadt Berlin empfohlen sein, der es unmöglich ist, das Unglück des Vaterlandes zu vergessen!" Da trat der Älteste der Berliner Geistlichkeit, der Konsistorialrat Erman von der französischen Kolonie, an das Roß des Reiters heran und sprach kühn und freimütig: „Sire, ich wäre nicht würdig des Kleides, das ich trage, nicht würdig des Wortes, Las ich verkündige, wenn ich nicht bekennen wollte, daß ich Ew. Majestät nur mit dem tiefsten Schmerz an dieser Stelle hier erblicken kann." Ein stechender Blick des Kaisers traf ihn; dann setzte dieser das Roß in Bewegung, ohne den Herren zu antworten. 2. Vor dem Portal des Schlosses, dem von Eosander aufgeführten stolzen Ehrentore, stieg Napoleon vom Rosse. Gleichsam im Gefolge des Siegers hatten sich die Spitzen der Berliner Behörden ebenfalls ins Schloß begeben müssen. Der Kaiser ließ sie eine Stunde warten. Dann befahl er, sie ihm vorzuführen, und nun erging er sich in maßlosen Schmähungen des Königs und der Königin Luise. Sie, so behauptete er, sei die eigentliche Verderberin des Vaterlandes. Eingeschüchtert standen die Beamten und Geistlichen während des peinlichen Vorgangs vor ihm; aber der ehrwürdige Erman wagte es, zornglühenden Antlitzes vorzutreten. Er legte die Hand auf den Arm des Kaisers und rief ihm in höchster Entrüstung die Worte entgegen: „Sire, das ist nicht wahr!" Napoleon hatte ihm nichts zu erwidern als ein herrisches: „Schweigen Sie, ich habe Sie nicht gefragt!" Und wieder folgte eine Flut von Schmähreden gegen den König und seine edle Gemahlin. Der unerschrockene Geistliche verließ den Saal, und selbst Napoleon hat es nicht gewagt, dieses heldenhafte, ehrwürdige Haupt eines unerschrockenen Mannes, der es wagte zu sprechen, als jeder andere schwieg, mit seiner Rache zu bedrohen. Die reinste der Königinnen aber hat dem priesterlichen Greise nachmals aufs wärmste für die Verteidigung ihrer Ehre gedankt. Nach Oskar Schwebels »Geschichte der Stadt Berlin*. 53. Berliner Spottvers. Warte, Bonaparte, warte, Kujon!

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 168

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
168 au der Schweiz zu vertreiben, wurde aber bei Zrich zurckgedrngt und mute seineu Rckmarsch nochmals der die Alpen nehmen um iu das obere Rhemtal zu gelangen. Von hier kehrte er mit dem berreste seines Heeres nach Rußland zurck, weil der russische Kaiser Paul von dem Bndnisse zurckgetreten war. Als Napoleon nach seiner Rckkehr aus gypten auf dem Kriegsschaupltze erschien, nahm der Krieg fr Frankreich einen glcklichen Ausgang. In fnf Tagen zog er mit einem Heere der den Groen St. Bernhard und besiegte die fterreicher nach'einem heftigen Kampfe bei Marengo, sdstlich von Alesfandria. In demselben Jahre (1800) Mug der franzsische General Morean die sterreicher bei Hohenlinden in der Nhe von Mnchen, rckte in sterreich ein und bedrohte Wien. Da Rußland ans dem Bunde ausgeschiedeil war und England ferne Macht nur zur See entfaltete, sah sich Franz Ii. gezwungen, Fnedeit zu schlieen, der im Jahre 1801 zu Lueville (sdstlich vou Nancy) zustande kam. Das linke Rheinufer wurde an Frank-reich abgetreten. - Mit Rußland, der Trkei und Neapel kam ein Ausgleich zustande, Frankreich und Euglaud schloffen zu Amiens Frieden, demzufolge Frankreich die westindischen Inseln zurck-erhielt. <) Der Reichsdeputatioushauptfchlu von 1803. Auf dem Frieden zu Lneville war bestimmt worden, da diejenigen deutschen Fürsten, die Gebietsteile auf der linken Rheinseite an Frankreich ver-loren htten, durch Besitzungen auf der rechten Rheinseite entschdigt werden sollten. Die zu diesem Zwecke nach Regensburg einberufene Reichsdeputation fetzte durch den Reichsdeputationshauptschlu vom Jahre 1803 fest, da smtliche geistliche Herrschaften fkn-larisiert, d. h. eingezogen, und da alle Reichsstdte bis anf sechs m ediatisiert, d. h. grereu Staaten einverleibt wrden. 112 Staaten verloren aus diese Weise ihre Selbstndigkeit, die Bischfe und Reichsbte hrten auf, Landesfrsten zu fein; sie wurden Staatsnuter-taueu, behielten aber einen ihrer frheren (Stellung entsprechenden hohen Rang. Mit der Einziehung der geistlichen Gter bernahmen die welt-ltchen Fürsten die Verpflichtung, fr den Unterhalt der Kirchen und Schulen zu sorgeu. d) Die Konsularregierung Napoleons. Als Erster Konsul war Napoleon bestrebt, die inneren Parteien miteinander zu vershueu, iudem er die hanptschlid)sten Ideen der Revolution mit den alten ber-lieseruugeu zu vereinigen, zugleich aber auch das Volk fr die Monarchie

3. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 79

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 79 — ausüben, und deren Mittelpunkt die Kirche ist. Über eine größere Anzahl Ge- meinden ist ein Superintendent gesetzt (im ganzen 77), welcher wieder dem General- superiiitendenten untersteht. Von diesen gibt es je einen für Berlin-Stadt, Berlin-Land, die Kurmark und die Neumark; die Lausitz ist dem Bizegeneralsuperintendenten zu Lübben unterstellt. Oberste Kirchenbehörde für die Provinz ist das Konsistorium zu Berlin, für den Staat der Oberkirchenrat. — Die lutherischen Gemeinden, welche der Union nicht beigetreten sind, nennen sich Alt-Lutheraner und stehen unter einem besonderen Generalsuperintendenten zu Breslau. — Die katholischen Gemeinden sind über die ganze Provinz zerstreut und stehen unter dem Fürstbischof zu Breslau. c. Schulbildung. Noch vor einem halben Jahrhundert roaren in manchen Schulen frühere Handwerker und Soldaten unter dem Namen Schulmeister tätig, weil ausgebildete Lehrer fehlten. Die Unterweisung der Jugend war infolgedessen auch nur mangel- Haft. Heute sorgen in der Provinz 16 Seminare für die Vor- bildung einer genügend großen Anzahl von Lehrern und 1 Seminar für Lehrerinnen. Die Volksbildung ist so gestiegen, daß unter den ins Militär eintretenden Rekruten keiner war, der nicht schreiben und lesen konnte. Das Bildungsstreben des Volkes offenbart sich in den vielen Fortbildungsschulen, Gesang- und Bildungsvereinen, die überall ins Leben treten. Trotzdem sind als Überlieferungen aus altheidnischer Zeit noch mannigfache abergläubische Gebräuche im Schwange, wie das Besprechen von Blut, Krankheiten, das Kartenlegen, Blei- gießen u. v. a. Das Gemütsleben des Volkes spiegelt sich wieder in vielen Sagen, sowie im Volksglauben an den wilden Jäger, an das Vorhandensein von Heren, Drachen, Lutchen usw. — Die Aus- bildung erstreckt sich auch aus jene Unglücklichen, denen Gehör oder Gesicht und gesunde Glieder versagt sind. In Berlin, Wriezen und Guben bestehen Taubstummenanstalten, in Berlin und in Steglitz bei Berlin eine Blindenanstalt und in Nowawes eine Krüppel- anstalt (Oberlinhaus). Die Erziehung verwahrloster Kinder über- nehmen Rettungshäuser. — In den bedeutenderen Städten be- finden sich Gymnasien oder ähnliche Anstalten (146), in denen die Schüler vorbereitet werden, welche später den Beruf eines Richters, Predigers, Arztes, Baumeisters, Oberförsters usw. erwählen wollen. Die Ausbildung für diese Berufsarten erfolgt erst aus der Universität (Berlin), bezw. der Technischen Hochschule (Charlottenburg) oder der Forstakademie (Eberswalde). 11. Die Wohnorte. Auf das Aussehen und i>as Wachstum der Wohnorte übt die Beschäftigung und der Wohlstand der Bewohner einen wesentlichen

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

5. Erzählungen aus den Sagen des klassischen Altertums und aus den deutschen Götter- und Heldensagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 63

1910 - Leipzig : Hirt
Iii. Könige aus dem Hause Hohenzollern. 63 In der Nhe des Schlosses ist eine groe Stadt entstanden, die ebenfalls Charlottenburg heit. Die Knigin Sophie Charlotte war eine einfache, kluge und gelehrte Frau. An ihren Gesellschaftsabenden muten die Damen in einfacher schwarzer Kleidung erscheinen. Sie durchschaute die Personen ihrer Umgebung; sie wute ganz genau den Heuchler von dem treuen Untertan zu unterscheiden. Gern beteiligte sie sich an den Gesprchen gelehrter Männer. Der hervorragendste Gelehrte jener Zeit hie Leibniz. Dieser verkehrte viel am Kniglichen Hofe. König Friedrich Wilhelm I. Auf Friedrich I. folgte der einfachste aller preuischen Könige: Friedrich Wilhelm I. Er regierte von 1713 bis 1740. Er war einfach in seinem Wesen und pnktlich in allen seinen Arbeiten. Morgens stand er frh auf und arbeitete den ganzen Tag. Flei und Pnktlichkeit verlangte er auch von seinen Untertanen. Auf seinen Befehl muten die Marktfrauen spinnen, wenn sie nicht durch den Verkauf in Anspruch ge-nommen waren. Frher wurden die Tore der Stadt abends geschlossen, und es konnte niemand in die Stadt, bevor sie am Morgen wieder geffnet waren. Ein Torwchter in Potsdam konnte morgens nicht aus dem Bette kommen und lie die Leute vor dem Tore warten. Das hatte der König gehrt. An einem Morgen stand er zu der Stunde, wo das Tor ge-ffnet werden sollte, am Bette des Torwchters und prgelte ihn mit seinem Stocke heraus. Friedrich Wilhelm war ein sehr sparsamer Fürst, aber fr alle wirk-liehen Bedrfnisse des Volkes hatte er immer Geld. Die Volksschulen erfreuten sich seiner besondern Frsorge. In der Provinz Preußen allein wurden unter seiner Regierung tausend ^neue Schulen gegrndet. Zu vielen schenkte der König das Bauholz. """Seine grte Liebe und Sorge wandte er dem Heere zu. Er brachte ihm Ordnung, Pnktlichkeit und Gehorsam bei. In Berlin hatte er ein Regiment von riesenhaften Soldaten, die er aus allen Lndern ange-wrben hatte. Im Jahre 1732 wies der Erzbischof von Salzburg, der zugleich Landesherr seines Bistums war, die Protestanten aus. Friedrich Wilhelm I. lud die Vertriebenen ein, in seinem Lande Wohnung zu nehmen. Er gewhrte ihnen cker, Bauholz und Gertschaften in der Gegend von Memel, Tilsit, Gumbinnen und Jnsterburg in der heutigen Provinz Ost-Preuen. Er selbst war mit seiner ganzen Familie zugegen, als die ersten Zge der Salzburger auf der Durchreise in Berlin bewirtet wurden. Viele neue Untertanen erhielt Preußen aus Salzburg.

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 199

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 199 Revolution der Befehl der Regierung, die gewöhnliche gottesdienstliche Feier solle aufhören; die Steinthaler sollten sich einen Präsidenten wählen, dieser sollte einen Bruder Redner ernennen, und dann sollten an gewissen Tagen Ver- sammlungen gehalten werden, bet denen der Bruder Redner gegen die Tyrannen sprechen und mit der Gemeinde sich über ihre Abschaffung beraten solle. Selbst im Stetnthale fehlte es damals nicht an einzelnen, denen diese neue Sache gar anlockend vorkam, und die auch gern das mit- und nachge- macht hätten, was die große Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer Oberlin ließ mithin seine Gemeinde unter der Linde zusammenkommen. Er las ihr das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl ihrer welschen Regierung; und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch ge- horchen. Er halte es für gut, noch heute gleich zu den nötigen vorläufigen Beratungen zu schreiten. Zuerst müsse ein Präsident gewählt werden; und da er als der gewesene Pfarrer des Orts für heute wohl noch einmal sich das Recht nehmen dürfe, seine Meinung zuerst zu sagen, so schlage er den Schulmeister des Orts als Präsidenten vor. Der Schulmeister sträubte sich zwar etwas gegen diese Wahl, aber Oberlin bestimmte ihn bald, sie an- zunehmen; und so wurde denn die Wahl des Bruder Schulmeisters zum Bruder Präsidenten einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt war nun die Reihe an dem Präsidenten, aus der Mitte der Versammlung jemand zum Bruder Redner zu ernennen. Wer paßte aber dazu besser als der bis- herige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen bestätigt. „Jetzt ist nun die Frage/' sagte Oberlin, „welches Haus und welchen Tag wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruder Präsidenten hat nur eine große Stube, die Schulstube; da geht aber kaum die Hälfte von uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zu- hören wollen; im bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so wüßte ich eben im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern Klubs als die bisherige, gewesene Kirche." — Die Bauern gaben hierzu allgemein ihren Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft," sagte Oberlin, „so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Straß- burg zu Markte fahren; ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch, der geeignetste und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bis- herige und gewesene Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von 9 Uhr an." — Die Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall. Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der Bruder Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch," sagte er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte mich auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen be- sonderen Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser sehen und hören." Die Bauern billigten das.

7. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 137

1884 - Flensburg : Westphalen
137 land bilden sollte, wurde von den holsteinischen Grafen als eine Schutzwehr gegen Dänemark benutzt, bis es völlig mit Holstein vereinigt war. Die durch Teilungen geschwächte holsteinische Grafschaft erhob sich in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (nach dem Erlöschen der Kieler Linie) zu einer bedeutenden Stufe der Macht und des Ansehens uuter deu beiden Grafen Gerhard dem Großen (einem Sohne Heinrichs I. zu Rendsburg) und Johann dem Milden (einem Sohne Gerhard Ii. zu Plön*). Gerhard der Große, der berühmteste unter allen holsteinischen Grafen, war der erstgeborene Sohn Heinrichs L, der auf der Reiuoldsburg residierte. Da er bei dem Tode seines Vaters, 1304, noch minderjährig war, so führte er die Regierung in den ersten Jahren unter der Vormundschaft seines Onkels, des Grafen Gerhard zu Plön. Auf die Entwickelung seiner reichen Anlagen gewann der Ritter Hartwig Reventlow, ein aus Ditmarschen vertriebener Edelmann, großen Einfluß. Derselbe war zunächst zu dem Grafen Adolf Vi. von Segeberg in Beziehung getreten, hatte sich aber später mit ihm entzweit und danach bei dem jungen Gerhard freundliche Aufnahme gefunden. Dem hochstrebenden Jüngling wurde bald _ Gelegenheit geboten, sich tu seiner Größe zu zeigen. Die holsteinischen Grafen hatten teils durch die Landesteilung, teils durch Streitigkeiten unter einander fo an Einfluß verloren, daß sie nicht mehr imstande waren, die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Der mächtige Adelstand wagte es, sich den Anordnungen der Landesherren zu widersetzen, das Volk aufzuwiegeln und den öffentlichen Frieden zu stören. Im Jahre 1306 machten mehrere Edelleute einen Ausruhr in der Wilstermarsch, die unter der Oberhoheit der Rendsburger Linie stand. Nachdem sie ihren Anhang durch einen Haufen beutegieriger Ditmarscher verstärkt hatten, zogen sie nach der Gegend von Hamburg, um reisende Kaufleute zu plündern. Auch die Bewohner des Kirchspiels Langend rot**), die sich von der Herrschaft der Rendsburger Grafen befreien wollten, schlossen sich dem Zuge an. In dem Kampfe der Holsteiner gegen diese Raubschar hat sich Gerhard durch Umsicht und Tapferkeit in solchem Grade ausgezeichnet, daß das ganze Heer mit Staunen auf ihn hinblickte. An der Pinnau, westlich von Ütersen, kam *) Gerhard Ii. heißt auch der Blinde, weil er in seinem Alter erblindete. Sein Sohn Johann Iii. (Hennecke) wurde wegen seiner Freigebigkeit der Milde genannt. **) Jetzt Nenendorf, 7 km westsüdwestlich von Elmshorn; Langen- brok, wo ursprünglich die Kirche stand, liegt noch weiter westlich Nach anderen Nachrichten 'ollen die Unruhen des Jahres 1306 gerade von dem Kirchspiel Langenbrok ausgegangen sein. Der Erzbischof von Bremen hatte dieses Kirchspiel an den Grafen Heinrich I. von Rendsburg verpfändet; die Bewohner wollten aber lieber in ihre alte Verbindung mit der H a s e l d o r f e r Marsch zurücktreten

8. Bilder aus der vaterländischen, besonders aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 14

1912 - Münster i.W. : Schöningh
14 war die Jagd nicht ohne Gefahr, und der Ritter konnte im Kampfe mit den wilden Tieren seinen Mut und feine Geschicklichkeit in der Fh-rung der Waffen erproben. Ganz ungefhrlich war die Falkenjagd. Ein Falke, der fr diese Jagd eigens abgerichtet war, wurde losgelassen, um einen Reiher oder einen anderen Vogel aus hoher Luft herabzuholen. Die schnsten Feste fr die Ritter und ihre Frauen waren die Waf-fenspiele oder T u r -niere. Sie wurden ab-gehalten auf einem weu ten Platze, der mit Sand bestreut und mitschran-ken eingefat war. Auf einer Schaubhne saen Fürsten, Ritter und Edelfrauen, die den kh-nen Kampfspielen zu-schauten. Ritter rann-ten gegen Ritter mit eingelegter stumpfer Lanze. Wer den Geg-ner aus dem Sattel warf oder feine Lanze an dem Panzer des Gegners zersplitterte, Eine mittelalterliche Burg. galt als Sieger. Eine Dame berreichte ihm den Dank, d. i. den Preis, z. B. eine goldene Kette, einen Helm. Zur Zeit der Kreuzzge entstanden die Ritterorden. Ihre Mit-glieder gelobten unbedingten Gehorsam, Ehelosigkeit und persnliche Ar-mut. Sie hatten ferner die Pflicht, die Pilger im gelobten Lande zu beschtzen und zu pflegen. Es gab drei Ritterorden: der Johan-niter- oder Malteser-, der Templer- und der deutsche Rit-t e r o r d e n. Letzterer kam spter nach Preußen. Die Ritter eroberten dieses Land und brachten seinen Bewohnern Christentum und Bildung. Mit der Zeit vergaen viele Ritter ihre hl. Gelbde; sie fhrten ein schwelgerisches Leben, verarmten und sahen mit Neid auf den Wohl-stand der Städte und Klster. Sie berfielen von ihren sehr befestigten Burgen aus die Bauern und die reich beladenen Wagen und Schiffe der

9. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 162

1912 - Habelschwerdt : Franke
162 Shnen der frstlichen und adligen Familien zusammen. Viele von ihnen waren ohne Beruf in den geistlichen Stand getreten; sie fhrten ein weltliches Leben und kmmerten sich wenig um die kirchlichen Vorschriften. Auch nahm die Unsitte berhand, kirchliche Pfrnden an Knaben und Jnglinge vor Empfang der Weihen zu vergeben und einem Bischof zwei oder mehr Bistmer zu bertragen. Whrend viele hhere Geistliche im berflu schwelgten, war das Einkommen der niederen meist so gering, da sie mehr dem Erwerb nachgingen, als auf die Erfllung der priesterlichen Pflichten bedacht waren. Auch die Bildung vieler Geistlichen war hinter den Anforderungen der Zeit zurckgeblieben. Hatte schon Erasmus die Geistlichkeit wegen ihrer Unwissenheit verspottet, so geschah dies in besonders gehssiger Weise durch die Briefe der Dunkelmnner", die (1515 und 1517) von den jngeren Humanisten, vor allem von Ulrich von Hutten, verfat worden waren. Obgleich es auch viele sittenstrenge, fromme Geistliche gab, die mit ernsten Worten auf die Gebrechen der Zeit hinwiesen, wie die lteren deutschen Humanisten, der berhmte Prediger Geiler von Kaisersberg in Straburg u. a., so geschah von der obersten Kirchenleitung dennoch nichts fr die Abstellung der kirchlichen Mistnde. Spanien, "^ortugac und die groen Entdeckungen. 1. Spanien. Die Pyrenenhalbinsel gelangte unter arabischer Herr-schaft (S. 38) zu hoher Blte. Das gesamte wirtschaftliche und geistige Leben war auerordentlich entwickelt; sogar Volksschulen waren berall im maurischen Spanien zu finden. Als aber die Statthalter nach Unabhngig-feit strebten, verlor das Kalifat seinen inneren Halt. Die kleinen christlichen Staaten im Norden (S. 19) erstarkten allmhlich. Sie befehdeten sich zwar heftig, doch gelang es ihnen, in einem mehrere Jahrhunderte dauernden Kampfe (Cid") die Mauren aus Spanien zu verdrngen. Ferdinand der Katholische von Aragonien vereinigte durch seine Vermhlung mit Isabella von Kastilien die christlichen Staaten und eroberte 1492 Grankda, die letzte maurische Besitzung. Unter Ferdinand dem Katholischen wurde die Inquisition einge-fhrt, deren Aufgabe anfangs darin bestand, die bekehrten, aber wieder abgefallenen Juden und Mohammedaner aufzusuchen und abzuurteilen. Die Inquisitoren waren knigliche Beamte, die vom Könige entlassen werden konnten. Die Gter der Verurteilten fielen an die Krone. Nach der Eroberung von Granada kam es zu einem Aufstande der Mauren oder Moriskos. Die Spanier lieen den berwundenen Mauren und den Juden, die diese untersttzt hatten, nur die Wahl zwischen Taufe und Auswanderung. So wurden viele gewerbfleiige Bewohner aus Spanien vertrieben, woraus dem Lande ein groer Nachteil erwuchs.

10. Bilder aus der vaterländischen, besonders der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 93

1911 - Leipzig : Hirt
Wilhelm I., der Groe, 93 Sie hatte nach dem Deutschen Kriege den Vaterlndischen Frauen- Kaiserin verein gegrndet. Ein rotes Kreuz in weiem Felde ist sein Abzeichen, swgustasorgt Der Verein brachte durch seine Mitglieder ungezhlte Liebesgaben zu- vatmim sammen, warme Kleidungsstcke, besonders Unterzeuge, Tabak, Zigarren, Pfeifen, Tee, Schokolade, Musikinstrumente zur Unterhaltung der Sol-baten, Verbandzeug, Arzneien, Geld und sonst noch vieles, was die Gemter der Soldaten aufheiterte. Der Sammeleifer, die Bereitwilligkeit, Gaben zu spenden, wre gewi allmhlich zurckgegangen, wenn nicht die gute Kaiserin selbst mitgearbeitet und mitgesammelt htte. Immer wieder regte sie an, lobte die Eifrigen und ermahnte die Lssigen. Mit warmem Herzen verfolgte sie die Vorgnge drau-eu im Feindesland. Sie freute sich der die glcklichen Siege und empfand tief die Leiden und Schmerzen der tapfern Shne des Vaterlandes. Viele Taufende von Verwundeten kamen in die Lazarette zu Berlin. Dort erschien die Kaiserin, erkundigte sich nach dem Zustand und den Wnschen der Kranken und Ver-wundeten, suchte die Schmerzen zu lin-dem und die Wnsche zu erfllen. Da-durch hat die Kaiserin Augusta viele Trnen getrocknet und manches Leid ge-stillt. Ihr erlauchter Gemahl sagte einmal von ihr: Am liebsten mchte sie jedem verwundeten Soldaten ein Himmelbett verschaffen!" Aber nicht nur zur Zeit der Kriege war diese treue Landesmutter ^edensm ttig, Trnen zu stillen, Wunden zu heilen, Kummer zu lindern, frohe und glckliche Menschen zu machen; auch in friedlichen Zeiten widmete sie allen, die der Hilfe bedrftig waren, ihre starke Untersttzung. Auf ihren Reisen besuchte sie vorzugsweise die Kranken - und Waisenhuser, sprach den Armen und Schwachen Trost zu und lie reiche Geldgeschenke zurck. Eine Menge Wohlttigkeitsanstalten und Einrichtungen hat sie ins Leben gerufen und andre mit kniglicher Freigebigkeit untersttzt. Der liebe Gott, auf den sie jederzeit vertraute, verlieh ihr ein hohes <i) Ihr Tod. Alter von 79 Jahren. Zu Charlottenburg ruht sie an der Seite ihres Gemahls. Ihr Andenken wird in der Erinnerung des deutschen Volkes stets lebendig bleiben. Kaiserin Augusta.
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