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1. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 10

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Die feindlichen Brüder. Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen? dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei Klöstern stiften. Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver- ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste noch heute zu sehen sind. Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense. Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte, daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden Schwester (Sechste in.) Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau- dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her- gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund- liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese

2. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 37

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vii. Die Lifel. 37 gewinnt. Die zu Mühlsteinen, Trögen, Bau- und Pflastersteinen umgewandelte Basaltlava wird auf Schiffen oder mit der Eisenbahn in ferne Länder entsandt. Die Lavabrüche sind wie Bergwerke unter der Erde angelegt, viele schräge, 5ibb. 23. Burg Eitz. (Nach einer Aufnahme der Neuen phot. Ges., Steglitz.) weite Gänge führen zur Grube. Auf Leitern und Treppen steigt man von hier aus in die oft 20 m tiefe Sohle. In den $elsertfammerrt der Lavabrüche herrscht das ganze Jahr hindurch eine gleichmäßig niedrige Temperatur, in der das Eis

3. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 39

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Viii. Das hohe Venn. 39 quellen von G e r o l st e i n und der A p o l l i n a r i s s p r u d e l bei Remagen liefern die in aller Welt geschätzten Tafelwasser. Die warmen Quellen von Neuenahr, Bertrich und anderer Ladeorte sind gleichfalls als Spuren der einstigen vulkanischen Tätigkeit zu betrachten. 7. Erwerbsquellen. Tin kümmerliches Dasein fristen die armen Bewohner der Schneifel und hocheifel. vas in diesen Teilen herrschende rauhe Nlirna und der unfruchtbare Loden, dem der zum Ackerbau notwendige Tongehalt fehlt, erschweren diesen Erwerbszweig in hohem Matze. Weizen und Roggen können überhaupt nicht angebaut werden/ Hafer, Luchweizen und Kartoffeln liefern nur geringe Erträge. Weit günstiger gestellt sind die Täler, welche sich von der Schneifel südwärts und der hocheifel nach Osten erstrecken. Der Ackerbau liefert hier lohnende Erträge, ja die Pellenz und das Maifeld gelten als wahre Kornkammern. Üppige Wiesengründe erleichtern die Viehzucht. Aufs beste gedeiht das Obst, sogar edle Obstsorten, wie Pfirsich und Aprikose, reifen in den geschützten Lagen. An Mosel und Ahr gewinnen die Bewohner durch Weinbau ihren Unterhalt. Neben Acker-, Obst-, Weinbau und Viehzucht gereicht die Ausbeutung der reichen Mineralschätze vielen Bewohnern zum Lebenserwerb. Andere wieder sind in der Steinindustrie des vulkanischen Teiles tätig. Erleichtert wird die Industrie durch die Wasserkraft der Eifelbäche, die man zum Betriebe zahlreicher Mühlen und Fabriken benutzt. Bei Gemünd ist eine großartige Talsperre angelegt worden, welche viele Fabriken mit der notwendigen elektrischen Nraft versorgt. Ein nicht geringer Verdienst erwächst endlich den Eifelbewohnern auch durch den lebhaften Fremdenverkehr. 3n der neuesten Zeit gestaltet sich dieser infolge des eifrig betriebenen Wintersports selbst während der kalten Jahreszeit zu einem ziemlich regen. Viii. Das hohe Venn. 1. Landschaftsbild, von der eigentlichen Eifel lenken wir unsere Schritte gen Nordwesten, und bald schweift unser Blick über eine öde Landschaft hin. Wir befinden uns im hohen Venn, dem wüsten Eilande am Westrande der gesegneten Rheinlande. Schon der Name Venn (Moor), hohes Venn (hoch- moor) sagt uns, daß sich weite Moore über das hochland-erstrecken. „Stunden- weit kann das Auge ungehindert schweifen, ohne einen Baum, ein Feld, eine menschliche Wohnung zu sehen. Meilenweite Strecken, mit Heidekraut, Gras oder Torfmoosen bedeckt, wechseln mit trüben Sümpfen, aus denen schwankende Binsen oder Wollgräser sich erheben, deren blendend weiße Haarbüschel von dem trüben, dunklen Wasser abstechen. Selbst die knorrigen, von Flechten und Moosen bedeckten Tannen mit ihren meist abgebrochenen Gipfeln, die in großen Entfernungen voneinander fremdartig aus der Einöde emporragen, mildern den unangenehmen Eindruck keineswegs." 2. lilima und Bodenverhältnisse. Naum irgend eine Gegend unseres Vaterlandes leidet unter so ungünstigen Klima- und Bodenverhältnissen wie

4. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 43

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
X. Das Siebengebirge. 43 Stück Wald erwerben, so groß, als ich umreiten kann, während du beim Mahle sitzest." Gern gewährte der Kaiser diese Bitte. Arnold aber hieß heimlich seine Knechte nach dem Vürgelwalde reiten und gebot, daß sie von Strecke zu Strecke, just so weit voneinander, als ein Pferd ohne Ermüdung zurücklegen kann, am Waldessaum jeder mit einem Rosse am Zügel sich aufstellten. Als nun der König sich zu Tisch setzte, schwang sich der Sänger in den Sattel und jagte im schnellsten Zluge am Waldesrande hin, und wie er zu dem ersten Knechte kam, sprang er geschwinde vom ermüdeten Rotz und bestieg das frische, das ihm der Knecht bereit hielt, und so tat er jedesmal, wenn er eine Strecke geritten war. Solcherweise gelang es ihm, ein gewaltiges Stück Zorst zu umreiten, wie es ein rüstiger Wanderer kaum in Tagesfrist umgangen hätte. Oer Kaiser saß noch bei Tische, als Arnold vor ihn trat und meldete, dajz er den Ritt vollbracht habe. Da meinte der Kaiser, der Sänger sei gar zu bescheiden und hätte sich noch mehr Zeit nehmen sollen, der Lohn werde nun wohl sehr klein aus- fallen,' Arnold zuliebe würde er selber gern noch einige Apfel zum Nachtisch verspeist haben. Ms aber der Sänger seine List gestand, da mußte ihm Karl zwar den verheißenen Lohn gewähren, aber er kränkte sich ob seines Lieblings Habsucht und schwieg verstimmt und traurig. Da kniete der edle Sänger vor ihm nieder, sah ihm voll ins Antlitz und sprach: „Mein hoher Herr, was grollst du mir? ©, zürne nicht! Nicht mir zum Nutzen ersann ich die List; nein, keinen Schritt hätt' ich aus Eigensucht getan. Doch sieh, so weit der Wald sich dehnt von Zier bis Angelsdorf, wohnt armes Volk,' wohl zwanzig Dörfer sind es, die kein holz zum Brennen haben. Die sollen nun nicht länger darben, denn für sie umritt ich den Lürgelwald,- so schenk' ich ihnen, was ich mir zum Lohn für meinen Sang erwarb." Da leuchtete des Kaisers Antlitz von hoher Kreude, er hob den Knienden auf und drückte einen Kuß auf seine Stirne. Die beiden blieben treue Freunde, bis der Tod sie schied, und das Volk bewahrt noch heute in Dankbarkeit ihr Gedächtnis. (Klee. Nach Simrock.) X. Das Siebengebirge. 1. Ein Ausflug nach dem Orachenfels. Ein blühender, lachender Znai- morgen — schimmernde Wölkchen am leuchtenden Atherblau des herrlichen Krühlingshimmels —, goldener Sonnenschein über der schneeigen Blütenpracht und dem zarten Laubgrün der bräutlich geschmückten Erde. Welche Lust, auf schmuckem Schifflein durch die frischgrünen Zluten des Vater Rhein dahin- zugleiten! „Du Schillern, gelt, das fahrt sich gut in all die Lust hinein?" trällere ich vor mich hin, mährend ich am Rande des vampfers stehe und in den wonnigen Lenz hinein träume. Siehe, da grüßen schon aus der Kerne die noch von einem leichten, bläulichen Nebelschleier umwallten Gipfel des lieb- lichen Siebengebirges! Wir fahren an der Siegmündung vorüber und gewahren zu unserer Rechten die Stadt Bonn mit ihrer türmchengeschmückten Rhein- brücke. Eine Schar lustiger Studenten läßt sich auf dem veck unseres Schiffes nieder, und bald ertönen bei Hellem Lecherklang ihre fröhlichen Weisen. Ehe wir's uns versehen, legt der Oampfer am belebten Landungsplatze in Königswinter an. Unser erster Besuch gilt dem sagenumwobenen Drachenfels.

5. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 82

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
82 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. lagernden Steinkohle sehen wir die Reste dieses längst versteinerten Lebens." Die vorgeschrittene Stunde entreißt uns den Träumereien. Wir eilen zum Körderkorb, und blitzschnell geht es wieder hinauf zum goldenen Sonnenlicht. Xvi. Die ville oder das Vorgebirge. „Die von d ö l n nach Aachen laufende Bahn führt, nachdem sie eine Weile die Ebene durchzogen, urplötzlich in einen langen Tunnel, vor dessen Ausgang sich wieder das Zlachland nach beiden Seiten hin ausbreitet. Sie durchquert hier einen langgestreckten Höhenrücken, der südlich von Bonn an die Life! anschließende und in geradem Zug parallel mit dem Laufe der Erft allmählich abflachend, bis in die Gegend von Grevenbroich hinstreicht, ville oder Vorgebirge nennen die Anwohner den Rücken. Zn alten Zeiten bauten die Römer mit Vorliebe ihre Landhäuser auf der die Ebene beherrschenden waldigen höhe. Auch heute weiß man die Naturschönheiten des bescheidenen Gebirges nach Gebühr zu würdigen, ebenso wie die Gemüse und Krüchte, die an seinen hängen üppig gedeihen und durch Vermittlung stattlicher, zungen- gewandter Maktwiefer Marktweiber) den Küchen städtischer Haushaltungen in Eöln und Bonn seit undenklichen Zeiten zugeführt werden." Wenn im jungen Lenz der Blütenschnee der zahllosen Obstbäume im Tale und von den hängen schimmert, dann sind die freundlichen Dörfer des vor- gebirges das Ziel vieler Ausflügler, die sich hier so recht der reichen Frühlings- pracht freuen können. Bedeutsamer als die Schönheit und die Erzeugnisse des Vorgebirges sind seine Lodenschätze, die hauptsächlich in Braunkohlen, Ton, Kies und Sand bestehen. Wie die Steinkohle, so entstammt auch die Braun- kohle einer untergegangenen Pflanzenwelt, was deutlich die in ihr aufgefundenen Baumstämme mit Asten und Zweigen beweisen. Die Braunkohle ist von braun- schwarzem Aussehen und wird in der ville überall durch Tagebau gewonnen. Um die so reichen Braunkohlenlager auszubeuten, hat man den größten Teil des prächtigen Waldbestandes entfernen müssen. Wo früher stolze Wälder

6. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 88

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab. vom Kurfürsten Johann lvilhelm. Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann. Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer- brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: . lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken, Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken. (M o n t a n u s.) wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete. Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?" fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." — „Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein," schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten." Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde. „Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal

7. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 89

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung. 89 über das andere aus: „Die Schelme, die Schelme!" Endlich sprach er zu dem Bauer: „hört, guter Freund, ich will Euch helfen, wenn Ihr mir folgen wollt." va gingen die beiden zu allen Glöcknern der Stadt, und der Lauer bezahlte sie mit seinem letzten Gelde, daß sie alle zu Mittag die Totenglocken läuten sollten. Oer Bauer aber stellte sich auf den Hof des Schlosses, wo der Herzog sein Mittagsmahl zu halten pflegte. Als er nun bei Tische saß und hörte, wie alle Glocken der Stadt läuteten: Bum — kam, bum — bam! da fragte er seine Hofleute, was denn für ein vornehmer Mann gestorben Kbb. 44. Düsseldorf, Uunsthalle. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. R.=®. Siegburg bei (Töln.) sei. Da rief der Narr laut über den Tisch hinüber: „Ja, Herzog, das ist fürwahr ein trauriges Geläute, drob heut' und immerdar viele Augen weinen werden,' deines Landes Zierde ist nicht mehr,- das gute Recht liegt auf der Bahre und wird heute zu Grabe getragen!" Oer Herzog fuhr empor und versetzte zornig: „wie wagst du solches zu sagen, Narr?" — Oer Narr antwortete: „Herr Herzog, weil die Narren die Wahrheit sagen, wenn die weisen sie aus Klugheit verschweigen." Und nun erzählte er, wie der Junker mit Hilfe der Gerichte den Lauer von Haus und Hof vertrieben, ließ ihn herauf- kommen und belegte alles mit Urkunden. Da gingen dem Herzog die Augen auf,' er vernichtete den Urteilsspruch, jagte die Nichter davon und gab dem Bauer alles, was sein eigen war, wieder zurück. (Leibling.)

8. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 94

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
94 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. erblühte die große Stadt E r e f e l d , der hauptsitz der deutschen Samt- und Seidenindustrie. Die Seidenweberei stammt aus China, der Heimat der Seiden- raupe, deren Gespinst die schöne Seide ist. Mönche sollen im sechsten Jahrhundert heimlich die ersten Eier des Seidenspinners nach Konstantinopel gebracht haben. Um die Seidenraupe zu erhalten, pflanzte man überall Maulbeerbäume an, deren Blätter ihr als Nahrung dienen. Von Konstantinopel aus verbreitete sich die Zucht der Seidenraupe allmählich über Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und andere Länder. Vergeblich bemühte man sich auch in Deutsch- land, die Seidenraupe heimisch zu machen. Das Klima erwies sich hier als zu ungünstig. In Krankreich hingegen erreichte die Seidenindustrie bald eine hohe Blüte. Lyon wurde Mittelpunkt dieses gewinnbringenden Gewerbes. Religion?- streitigkeiten traten in Frankreich der Seidenindustrie hemmend entgegen. Viele ihres Glaubens wegen gefährdete Weber wanderten aus und trugen die Kunst in andere Länder. Oer Niederrhein verdankt die Einführung dieses wichtigen Industriezweiges der Familie von der Legen. Im 17. Jahrhundert ließ sich der Kaufmann Heinrich von der Legen in Erefeld nieder, wo er hoffte, seinem mennonitischen Glauben ungehindert leben zu können. Sein Sohn gründete hier eine Nähseide- und Samtbandfabrik. Das noch vorhandene erste Geschäfts- buch dieses Kaufmannes enthält auf der ersten Seite die lvorte: „Gott verleihe seinen Segen zu einem glücklichen Anfang und gottseligen Ausgang." Mit der Familie von der Legen siedelten sich noch andere Mennoniten, meist Leinweber, in Erefeld an und führten auch hier die Leinwandweberei ein. Oie geschickteren unter ihnen wandten sich jedoch bald der lohnenderen Seiden- weberei zu und arbeiteten für die von der Legenschen Fabriken. Friedrich der Große, der gelegentlich eines Besuches in Erefeld sich sehr lobend über die Erzeugnisse der Fabriken ausgesprochen hatte, verlieh der Familie von der Legen besondere Vorrechte. Allmählich gingen auch andere Kaufleute zu dem ein- träglichen Geschäft über. Ia, mancher kleine Weber begann auf eigene Nechnung zu arbeiten, viele jetzt reiche Erefelder Handelshäuser haben sich aus solch kleinen Anfängen emporgearbeitet. „Immer zahlreicher und ausgedehnter wurden die Betriebe- Erefeld wurde eine richtige ll)eberstadt. In den sauberen Arbeiter- Häusern stand der Webstuhl in der blaugetünchten Stube, oft auch mehrere Stühle nebeneinander. Tüchtige Meister hielten sich Gesellen und Lehrlinge, ja selbst die Hausmutter mit ihren erwachsenen Töchtern verbrachte einen großen Teil des Tages hinter dem Webstuhl. Lustig klapperte der Nahmen sein „Schick- schack". von flinker Hand geschleudert, surrte das Webschifflein durch die aus- gespannten Fäden. In der Stubenecke saß der Spuljunge und ließ sein Rädchen schnurren. Während die rechte Hand das Nad drehte, glitt der feine Seiden- faden zwischen Oaumen und Zeigefinger der linken Hand von der Bobine auf die surrende Spule." In den siebziger Iahren erreichte die Erefelder Seidenindustrie ihren Glanz- punkt. Auch trübe Zeiten kamen für die fleißigen Weber,' denn mit Ausnahme

9. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 108

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bilöer aus der Geschichte. 1. Das Rheinland zur Zeit der alten Germanen. Wie ganz anders sah es doch vor 2000 Jahren in unserm schönen, geliebten Rheinlande aus als heute! Undurchdringliche Wälder rauschten da, wo jetzt goldene Getreidefelder wogen und blühende Gärten prangen. Ausgedehnte Sümpfe und düstere Moore deckten jene Stellen, wo uns heute saftige, blumen- geschmückte Wiesen entgegenlachen. Bären, Auerochsen, Wölfe und andere wilde Tiere, die jetzt ganz und gar ausgerottet sind, hausten in dem lvaldes- dickicht. Mit gar reichlicher Leute kehrte der Weidmann heim- denn an edlem Wild, Hirschen und Rehen, auch Wildschweinen mangelte es nicht, vergeblich schaute man in dieser Wildnis nach großen Städten und freundlichen Dörfern aus. hier und da nur lugte zwischen knorrigen Eichen eine rohgezimmerte Wohnhütte hervor. Es'' war das bescheidene heim eines unserer Vorfahren, jener stolzen, kriegerischen Germanen, die auch das rechte und linke Rheinufer innehatten. 2. Die Römer am Rhein. Oie mächtigen, eroberungsfähigen Römer, denen fast die ganze den Alten bekannte Welt gehorchte, ließen auch die einsamen Waldgebiete Germaniens nicht verschont. Etwa um das Jahr 50 v. Chr. drang ein römischer Keldherr, der große Julius Cäsar, erobernd in das Waldland vor. Ihm verdanken wir die erste Runde über unsere vorfahren. Zweimal überschritt Cäsar den Rhein in der Nähe von Andernach. Zu diesem Zwecke ließ er durch seine Soldaten eine pfahlbrücke über den Strom schlagen. Läsars Nachfolger, der Kaiser Augustus, beschloß, Germanien bis zur Elbe zu unterwerfen. Im Jahre 9 n. Ehr. aber wurde dem frechen Vordringen der Römer Einhalt geboten. Oer Eherusker- fürst Hermann besiegte mit seinen wackern Germanen die dreisten Römer im Teutoburger Walde. Oas römische Heer wurde gänzlich vernichtet, und der Zeldherr Varus stürzte sich aus Verzweiflung in sein Schwert, um nicht in die rohen Hände der erbosten Sieger zu fallen. Nach jener furchtbaren Niederlage gaben die Römer die rechtsrheinischen Gebiete auf, nur aus dem linksrheinischen Lande machten sie eine römische Provinz mit der Hauptstadt Trier. Zur Sicherung gegen die fortgesetzten Angriffe der Germanen erbauten die Römer am Rheine von Niainz bis Tanten etwa 50 feste Plätze, Rastelle genannt- aus oder neben ihnen sind viele Städte entstanden. So verdanken Tanten, Eöln, Bonn und Eoblenz den Römern ihre Entstehung, künstliche, unter Leitung kaiserlicher Baumeister angelegte Straßen verbanden die einzelnen Lagerplätze, von Wachttürmen aus, die je l000 Schritt voneinander entfernt lagen, schauten

10. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 117

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bilder aus der Geschichte. 117 touröe Cleve, Mark und Ravensberg und Ravenstein zugesprochen. Diese Lande bildeten den Kern der preußischen Besitzungen am Rhein. Neuburg erhielt Jülich und Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf. 10. Wie Lrefeld und Mörs preußisch wurden. König Friedrich I. von Preußen hatte die Grafschaft Zttörs und mit ihr auch die Stadt Erefeld in rechtmäßigen Besitz genommen, Aber die Holländer wollten ihm das Land nicht abtreten und machten allerhand Schwierigkeiten. Oa beschloß Friedrich, das Land mit seinen Truppen zu besetzen und die holländische Verwaltung aufzuheben. Nun war Erefeld damals mit starken Mauern umgeben, und da die Bürger von dem Plane Friedrichs Kenntnis hatten, waren sie auf ihrer Hut. Oeshalb ersannen die Preußen eine List. Es war am 3. Februar 1703. Eben dämmerte der Morgen. Aus den umliegenden Wiesen stieg der Nebel wie eine weiße Rauchwolke empor. Oa wischte der Torwächter Nicolaus Blentschen am Niedertore mit dem Rockärmel über die beschlagenen Scheiben seines Turmfensters und schaute die Landstraße hinunter. Rein Mensch war zu sehen und zu hören, nur weit drunten bewegte sich eine Fuhre schwerfällig der Stadt zu. Sie war hoch mit Stroh beladen. Oer Fuhrmann im blauen Kittel schritt neben dem Gaul. Er hatte die Hände in der Tasche und die Peitsche unter den linken £rm geklemmt. Als die Karre vor dem Tore stand, riß der Torwächter den schweren Schlüssel vom Nagel und eilte hinunter. Bald knarrte das Tor in seinen Ingeln. Oer Fuhrmann trieb sein Roßlein an, und der Wagen schwankte durch den Torbogen. Nichts ahnend, sah der Torwächter dem Fuhrwerk nach. Wie erstaunte aber der gute Nicolaus, als es plötzlich in dem Stroh lebendig wurde. Preußische Uniformen wurden sichtbar. Ehe er sich noch recht von seinem Schrecken erholt hatte, war er zu Boden geworfen und geknebelt. Ahnlich erging es der Wache. Oann rückten die übrigen Truppen, die der Fuhre von weitem gefolgt waren, in die Stadt ein. vie bestürzten Bürger wagten keinen Widerstand zu leisten, und wohl oder übel mußte der Bürgermeister Johannes Reiners die Preußen einquartieren. Km 16. Februar wurden alle Bürger in die reformierte Kirche befohlen, um dem Stellvertreter des Königs den huldigungseid abzulegen. )u derselben Zeit nahmen die Gesandten des Königs die Huldigung zu Friemersheim und auf der Hochstraße zu Mörs von den Bewohnern der Oörfer und Ortschaften entgegen. — Die Bürger Ersfelds und der Grafschaft Mörs leisteten den Eid nicht gern, aber sie brauchten den Wechsel der Herrschaft nicht zu bedauern. Unter dem Schutze der hohenzollernfürsten ist die Stadt zu ihrer heutigen Bedeutung emporgeblüht. (Keußen.) 11. vie Schlacht bei Lrefeld. Im Siebenjährigen Kriege sind auch die Rheinlande nicht verschont ge- blieben. Als Friedrich der Große die Franzosen bei Roßbach geschlagen hatte, zogen sie sich nach Westen, in hannöversches und westfälisches Gebiet zurück, Goerrj-Cickert-Institut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Jirhi il!inr*hhfk!irtlliäl/
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