10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Die feindlichen Brüder.
Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten
zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters
Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine
Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie
teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem
andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war
wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß
der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen
Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein
volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen?
dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei
Klöstern stiften.
Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver-
ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen
begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen
ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste
noch heute zu sehen sind.
Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense.
Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder
und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander
zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder
frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte,
daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen
Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen
dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden
Schwester (Sechste in.)
Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau-
dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her-
gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund-
liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Vii. Die Lifel.
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gewinnt. Die zu Mühlsteinen, Trögen, Bau- und Pflastersteinen umgewandelte
Basaltlava wird auf Schiffen oder mit der Eisenbahn in ferne Länder entsandt.
Die Lavabrüche sind wie Bergwerke unter der Erde angelegt, viele schräge,
5ibb. 23. Burg Eitz. (Nach einer Aufnahme der Neuen phot. Ges., Steglitz.)
weite Gänge führen zur Grube. Auf Leitern und Treppen steigt man von hier
aus in die oft 20 m tiefe Sohle. In den $elsertfammerrt der Lavabrüche herrscht
das ganze Jahr hindurch eine gleichmäßig niedrige Temperatur, in der das Eis
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Viii. Das hohe Venn.
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quellen von G e r o l st e i n und der A p o l l i n a r i s s p r u d e l bei Remagen
liefern die in aller Welt geschätzten Tafelwasser. Die warmen Quellen von
Neuenahr, Bertrich und anderer Ladeorte sind gleichfalls als Spuren der einstigen
vulkanischen Tätigkeit zu betrachten.
7. Erwerbsquellen. Tin kümmerliches Dasein fristen die armen Bewohner
der Schneifel und hocheifel. vas in diesen Teilen herrschende rauhe Nlirna
und der unfruchtbare Loden, dem der zum Ackerbau notwendige Tongehalt
fehlt, erschweren diesen Erwerbszweig in hohem Matze. Weizen und Roggen
können überhaupt nicht angebaut werden/ Hafer, Luchweizen und Kartoffeln
liefern nur geringe Erträge. Weit günstiger gestellt sind die Täler, welche sich
von der Schneifel südwärts und der hocheifel nach Osten erstrecken. Der
Ackerbau liefert hier lohnende Erträge, ja die Pellenz und das Maifeld gelten
als wahre Kornkammern. Üppige Wiesengründe erleichtern die Viehzucht.
Aufs beste gedeiht das Obst, sogar edle Obstsorten, wie Pfirsich und Aprikose,
reifen in den geschützten Lagen. An Mosel und Ahr gewinnen die Bewohner
durch Weinbau ihren Unterhalt. Neben Acker-, Obst-, Weinbau und Viehzucht
gereicht die Ausbeutung der reichen Mineralschätze vielen Bewohnern zum
Lebenserwerb. Andere wieder sind in der Steinindustrie des vulkanischen
Teiles tätig. Erleichtert wird die Industrie durch die Wasserkraft der Eifelbäche,
die man zum Betriebe zahlreicher Mühlen und Fabriken benutzt. Bei Gemünd
ist eine großartige Talsperre angelegt worden, welche viele Fabriken mit der
notwendigen elektrischen Nraft versorgt. Ein nicht geringer Verdienst erwächst
endlich den Eifelbewohnern auch durch den lebhaften Fremdenverkehr. 3n der
neuesten Zeit gestaltet sich dieser infolge des eifrig betriebenen Wintersports
selbst während der kalten Jahreszeit zu einem ziemlich regen.
Viii. Das hohe Venn.
1. Landschaftsbild, von der eigentlichen Eifel lenken wir unsere Schritte
gen Nordwesten, und bald schweift unser Blick über eine öde Landschaft hin.
Wir befinden uns im hohen Venn, dem wüsten Eilande am Westrande der
gesegneten Rheinlande. Schon der Name Venn (Moor), hohes Venn (hoch-
moor) sagt uns, daß sich weite Moore über das hochland-erstrecken. „Stunden-
weit kann das Auge ungehindert schweifen, ohne einen Baum, ein Feld, eine
menschliche Wohnung zu sehen. Meilenweite Strecken, mit Heidekraut, Gras
oder Torfmoosen bedeckt, wechseln mit trüben Sümpfen, aus denen schwankende
Binsen oder Wollgräser sich erheben, deren blendend weiße Haarbüschel von
dem trüben, dunklen Wasser abstechen. Selbst die knorrigen, von Flechten und
Moosen bedeckten Tannen mit ihren meist abgebrochenen Gipfeln, die in großen
Entfernungen voneinander fremdartig aus der Einöde emporragen, mildern
den unangenehmen Eindruck keineswegs."
2. lilima und Bodenverhältnisse. Naum irgend eine Gegend unseres
Vaterlandes leidet unter so ungünstigen Klima- und Bodenverhältnissen wie
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Extrahierte Personennamen: Arnold Arnold Arnold Karl Karl Simrock
82
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
lagernden Steinkohle sehen wir die Reste dieses längst versteinerten Lebens."
Die vorgeschrittene Stunde entreißt uns den Träumereien. Wir eilen zum
Körderkorb, und blitzschnell geht es wieder hinauf zum goldenen Sonnenlicht.
Xvi. Die ville oder das Vorgebirge.
„Die von d ö l n nach Aachen laufende Bahn führt, nachdem sie eine
Weile die Ebene durchzogen, urplötzlich in einen langen Tunnel, vor dessen
Ausgang sich wieder das Zlachland nach beiden Seiten hin ausbreitet. Sie
durchquert hier einen langgestreckten Höhenrücken, der südlich von Bonn an die
Life! anschließende und in geradem Zug parallel mit dem Laufe der Erft
allmählich abflachend, bis in die Gegend von Grevenbroich hinstreicht, ville
oder Vorgebirge nennen die Anwohner den Rücken. Zn alten Zeiten bauten
die Römer mit Vorliebe ihre Landhäuser auf der die Ebene beherrschenden
waldigen höhe. Auch heute weiß man die Naturschönheiten des bescheidenen
Gebirges nach Gebühr zu würdigen, ebenso wie die Gemüse und Krüchte, die
an seinen hängen üppig gedeihen und durch Vermittlung stattlicher, zungen-
gewandter Maktwiefer Marktweiber) den Küchen städtischer Haushaltungen in
Eöln und Bonn seit undenklichen Zeiten zugeführt werden."
Wenn im jungen Lenz der Blütenschnee der zahllosen Obstbäume im Tale
und von den hängen schimmert, dann sind die freundlichen Dörfer des vor-
gebirges das Ziel vieler Ausflügler, die sich hier so recht der reichen Frühlings-
pracht freuen können. Bedeutsamer als die Schönheit und die Erzeugnisse des
Vorgebirges sind seine Lodenschätze, die hauptsächlich in Braunkohlen, Ton,
Kies und Sand bestehen. Wie die Steinkohle, so entstammt auch die Braun-
kohle einer untergegangenen Pflanzenwelt, was deutlich die in ihr aufgefundenen
Baumstämme mit Asten und Zweigen beweisen. Die Braunkohle ist von braun-
schwarzem Aussehen und wird in der ville überall durch Tagebau gewonnen.
Um die so reichen Braunkohlenlager auszubeuten, hat man den größten Teil
des prächtigen Waldbestandes entfernen müssen. Wo früher stolze Wälder
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88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem
Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so
heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer
schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die
Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab.
vom Kurfürsten Johann lvilhelm.
Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im
Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging
viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der
Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an
ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein
Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern
dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann.
Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie
ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war
und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und
Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber
auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser
gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit
sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause
genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem
Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch
kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer-
brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der
Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte.
Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen
in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit
das bergische Sprüchlein zurufen: .
lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken,
Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken.
(M o n t a n u s.)
wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete.
Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da
kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter
dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?"
fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der
Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." —
„Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich
muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und
Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein,"
schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz
anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und
böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares
und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe
ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann
kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten."
Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde.
„Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein
und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann Johann
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung.
89
über das andere aus: „Die Schelme, die Schelme!" Endlich sprach er zu dem Bauer:
„hört, guter Freund, ich will Euch helfen, wenn Ihr mir folgen wollt."
va gingen die beiden zu allen Glöcknern der Stadt, und der Lauer bezahlte sie
mit seinem letzten Gelde, daß sie alle zu Mittag die Totenglocken läuten sollten. Oer
Bauer aber stellte sich auf den Hof des Schlosses, wo der Herzog sein Mittagsmahl zu
halten pflegte.
Als er nun bei Tische saß und hörte, wie alle Glocken der Stadt läuteten: Bum — kam,
bum — bam! da fragte er seine Hofleute, was denn für ein vornehmer Mann gestorben
Kbb. 44. Düsseldorf, Uunsthalle. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. R.=®. Siegburg bei (Töln.)
sei. Da rief der Narr laut über den Tisch hinüber: „Ja, Herzog, das ist fürwahr ein trauriges
Geläute, drob heut' und immerdar viele Augen weinen werden,' deines Landes Zierde
ist nicht mehr,- das gute Recht liegt auf der Bahre und wird heute zu Grabe getragen!"
Oer Herzog fuhr empor und versetzte zornig: „wie wagst du solches zu sagen,
Narr?" — Oer Narr antwortete: „Herr Herzog, weil die Narren die Wahrheit sagen,
wenn die weisen sie aus Klugheit verschweigen." Und nun erzählte er, wie der
Junker mit Hilfe der Gerichte den Lauer von Haus und Hof vertrieben, ließ ihn herauf-
kommen und belegte alles mit Urkunden. Da gingen dem Herzog die Augen auf,' er
vernichtete den Urteilsspruch, jagte die Nichter davon und gab dem Bauer alles, was
sein eigen war, wieder zurück. (Leibling.)
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94
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
erblühte die große Stadt E r e f e l d , der hauptsitz der deutschen Samt- und
Seidenindustrie. Die Seidenweberei stammt aus China, der Heimat der Seiden-
raupe, deren Gespinst die schöne Seide ist. Mönche sollen im sechsten Jahrhundert
heimlich die ersten Eier des Seidenspinners nach Konstantinopel gebracht haben.
Um die Seidenraupe zu erhalten, pflanzte man überall Maulbeerbäume an,
deren Blätter ihr als Nahrung dienen. Von Konstantinopel aus verbreitete
sich die Zucht der Seidenraupe allmählich über Italien, Spanien, Portugal,
Frankreich und andere Länder. Vergeblich bemühte man sich auch in Deutsch-
land, die Seidenraupe heimisch zu machen. Das Klima erwies sich hier als zu
ungünstig. In Krankreich hingegen erreichte die Seidenindustrie bald eine hohe
Blüte. Lyon wurde Mittelpunkt dieses gewinnbringenden Gewerbes. Religion?-
streitigkeiten traten in Frankreich der Seidenindustrie hemmend entgegen. Viele
ihres Glaubens wegen gefährdete Weber wanderten aus und trugen die Kunst
in andere Länder. Oer Niederrhein verdankt die Einführung dieses wichtigen
Industriezweiges der Familie von der Legen. Im 17. Jahrhundert ließ sich
der Kaufmann Heinrich von der Legen in Erefeld nieder, wo er hoffte, seinem
mennonitischen Glauben ungehindert leben zu können. Sein Sohn gründete
hier eine Nähseide- und Samtbandfabrik. Das noch vorhandene erste Geschäfts-
buch dieses Kaufmannes enthält auf der ersten Seite die lvorte:
„Gott verleihe seinen Segen zu einem glücklichen Anfang und gottseligen
Ausgang."
Mit der Familie von der Legen siedelten sich noch andere Mennoniten, meist
Leinweber, in Erefeld an und führten auch hier die Leinwandweberei ein. Oie
geschickteren unter ihnen wandten sich jedoch bald der lohnenderen Seiden-
weberei zu und arbeiteten für die von der Legenschen Fabriken. Friedrich der
Große, der gelegentlich eines Besuches in Erefeld sich sehr lobend über die
Erzeugnisse der Fabriken ausgesprochen hatte, verlieh der Familie von der Legen
besondere Vorrechte. Allmählich gingen auch andere Kaufleute zu dem ein-
träglichen Geschäft über. Ia, mancher kleine Weber begann auf eigene Nechnung
zu arbeiten, viele jetzt reiche Erefelder Handelshäuser haben sich aus solch kleinen
Anfängen emporgearbeitet. „Immer zahlreicher und ausgedehnter wurden die
Betriebe- Erefeld wurde eine richtige ll)eberstadt. In den sauberen Arbeiter-
Häusern stand der Webstuhl in der blaugetünchten Stube, oft auch mehrere Stühle
nebeneinander. Tüchtige Meister hielten sich Gesellen und Lehrlinge, ja selbst
die Hausmutter mit ihren erwachsenen Töchtern verbrachte einen großen Teil
des Tages hinter dem Webstuhl. Lustig klapperte der Nahmen sein „Schick-
schack". von flinker Hand geschleudert, surrte das Webschifflein durch die aus-
gespannten Fäden. In der Stubenecke saß der Spuljunge und ließ sein Rädchen
schnurren. Während die rechte Hand das Nad drehte, glitt der feine Seiden-
faden zwischen Oaumen und Zeigefinger der linken Hand von der Bobine auf
die surrende Spule."
In den siebziger Iahren erreichte die Erefelder Seidenindustrie ihren Glanz-
punkt. Auch trübe Zeiten kamen für die fleißigen Weber,' denn mit Ausnahme
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Weber
Extrahierte Ortsnamen: China Konstantinopel Italien Spanien Portugal Frankreich Lyon Frankreich Erefeld Erefeld Erefeld
Bilöer aus der Geschichte.
1. Das Rheinland zur Zeit der alten Germanen.
Wie ganz anders sah es doch vor 2000 Jahren in unserm schönen, geliebten
Rheinlande aus als heute! Undurchdringliche Wälder rauschten da, wo jetzt
goldene Getreidefelder wogen und blühende Gärten prangen. Ausgedehnte
Sümpfe und düstere Moore deckten jene Stellen, wo uns heute saftige, blumen-
geschmückte Wiesen entgegenlachen. Bären, Auerochsen, Wölfe und andere
wilde Tiere, die jetzt ganz und gar ausgerottet sind, hausten in dem lvaldes-
dickicht. Mit gar reichlicher Leute kehrte der Weidmann heim- denn an edlem
Wild, Hirschen und Rehen, auch Wildschweinen mangelte es nicht, vergeblich
schaute man in dieser Wildnis nach großen Städten und freundlichen Dörfern
aus. hier und da nur lugte zwischen knorrigen Eichen eine rohgezimmerte
Wohnhütte hervor. Es'' war das bescheidene heim eines unserer Vorfahren,
jener stolzen, kriegerischen Germanen, die auch das rechte und linke Rheinufer
innehatten.
2. Die Römer am Rhein.
Oie mächtigen, eroberungsfähigen Römer, denen fast die ganze den Alten
bekannte Welt gehorchte, ließen auch die einsamen Waldgebiete Germaniens
nicht verschont. Etwa um das Jahr 50 v. Chr. drang ein römischer Keldherr,
der große Julius Cäsar, erobernd in das Waldland vor. Ihm verdanken wir
die erste Runde über unsere vorfahren. Zweimal überschritt Cäsar den Rhein
in der Nähe von Andernach. Zu diesem Zwecke ließ er durch seine Soldaten
eine pfahlbrücke über den Strom schlagen. Läsars Nachfolger, der Kaiser
Augustus, beschloß, Germanien bis zur Elbe zu unterwerfen. Im Jahre 9 n. Ehr.
aber wurde dem frechen Vordringen der Römer Einhalt geboten. Oer Eherusker-
fürst Hermann besiegte mit seinen wackern Germanen die dreisten Römer im
Teutoburger Walde. Oas römische Heer wurde gänzlich vernichtet, und der
Zeldherr Varus stürzte sich aus Verzweiflung in sein Schwert, um nicht in die
rohen Hände der erbosten Sieger zu fallen. Nach jener furchtbaren Niederlage
gaben die Römer die rechtsrheinischen Gebiete auf, nur aus dem linksrheinischen
Lande machten sie eine römische Provinz mit der Hauptstadt Trier. Zur
Sicherung gegen die fortgesetzten Angriffe der Germanen erbauten die Römer
am Rheine von Niainz bis Tanten etwa 50 feste Plätze, Rastelle genannt- aus
oder neben ihnen sind viele Städte entstanden. So verdanken Tanten, Eöln,
Bonn und Eoblenz den Römern ihre Entstehung, künstliche, unter Leitung
kaiserlicher Baumeister angelegte Straßen verbanden die einzelnen Lagerplätze,
von Wachttürmen aus, die je l000 Schritt voneinander entfernt lagen, schauten
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Weidmann Julius_Cäsar Cäsar Cäsar Läsars Augustus Augustus Hermann Varus
Bilder aus der Geschichte.
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touröe Cleve, Mark und Ravensberg und Ravenstein zugesprochen. Diese Lande
bildeten den Kern der preußischen Besitzungen am Rhein. Neuburg erhielt
Jülich und Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf.
10. Wie Lrefeld und Mörs preußisch wurden.
König Friedrich I. von Preußen hatte die Grafschaft Zttörs und mit ihr
auch die Stadt Erefeld in rechtmäßigen Besitz genommen, Aber die Holländer
wollten ihm das Land nicht abtreten und machten allerhand Schwierigkeiten.
Oa beschloß Friedrich, das Land mit seinen Truppen zu besetzen und die
holländische Verwaltung aufzuheben. Nun war Erefeld damals mit starken
Mauern umgeben, und da die Bürger von dem Plane Friedrichs Kenntnis hatten,
waren sie auf ihrer Hut. Oeshalb ersannen die Preußen eine List.
Es war am 3. Februar 1703. Eben dämmerte der Morgen. Aus den
umliegenden Wiesen stieg der Nebel wie eine weiße Rauchwolke empor. Oa
wischte der Torwächter Nicolaus Blentschen am Niedertore mit dem Rockärmel
über die beschlagenen Scheiben seines Turmfensters und schaute die Landstraße
hinunter. Rein Mensch war zu sehen und zu hören, nur weit drunten bewegte
sich eine Fuhre schwerfällig der Stadt zu. Sie war hoch mit Stroh beladen.
Oer Fuhrmann im blauen Kittel schritt neben dem Gaul. Er hatte die Hände
in der Tasche und die Peitsche unter den linken £rm geklemmt. Als die Karre
vor dem Tore stand, riß der Torwächter den schweren Schlüssel vom Nagel und
eilte hinunter. Bald knarrte das Tor in seinen Ingeln. Oer Fuhrmann trieb
sein Roßlein an, und der Wagen schwankte durch den Torbogen. Nichts ahnend,
sah der Torwächter dem Fuhrwerk nach. Wie erstaunte aber der gute Nicolaus,
als es plötzlich in dem Stroh lebendig wurde. Preußische Uniformen wurden
sichtbar. Ehe er sich noch recht von seinem Schrecken erholt hatte, war er zu
Boden geworfen und geknebelt. Ahnlich erging es der Wache. Oann rückten
die übrigen Truppen, die der Fuhre von weitem gefolgt waren, in die Stadt
ein. vie bestürzten Bürger wagten keinen Widerstand zu leisten, und wohl
oder übel mußte der Bürgermeister Johannes Reiners die Preußen einquartieren.
Km 16. Februar wurden alle Bürger in die reformierte Kirche befohlen, um
dem Stellvertreter des Königs den huldigungseid abzulegen. )u derselben
Zeit nahmen die Gesandten des Königs die Huldigung zu Friemersheim und
auf der Hochstraße zu Mörs von den Bewohnern der Oörfer und Ortschaften
entgegen. — Die Bürger Ersfelds und der Grafschaft Mörs leisteten den Eid
nicht gern, aber sie brauchten den Wechsel der Herrschaft nicht zu bedauern.
Unter dem Schutze der hohenzollernfürsten ist die Stadt zu ihrer heutigen
Bedeutung emporgeblüht. (Keußen.)
11. vie Schlacht bei Lrefeld.
Im Siebenjährigen Kriege sind auch die Rheinlande nicht verschont ge-
blieben. Als Friedrich der Große die Franzosen bei Roßbach geschlagen hatte,
zogen sie sich nach Westen, in hannöversches und westfälisches Gebiet zurück,
Goerrj-Cickert-Institut
für internationale
Schulbuchforschung
Braunschweig
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TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I._von_Preußen Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Nicolaus_Blentschen Fuhrmann Fuhrmann Nicolaus Johannes_Reiners Friedrich_der_Große Friedrich