14 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz.
Die Erhebungen des Landes kann man auf einer sog. Klimakarte (vgl.
Fig. 6, unten) an der geringeren Iahreswärme, auf einer Regenkarte (vgl.
Fig. 7, untenan dem reichlicheren Niederschlag deutlich erkennen.
Die feuchte Seeluft wird beim Ersteigen der Höhen unter ihren „Taupunkt" ab-
gekühlt und verdichtet den Überschuß von Wasserdampf zu Niederschlag. Dieser wird
gemessen durch die Höhe der Schicht, die in Wasserform den Boden nach einem Jahre
bedecken würde, wenn von allem Tau, Reif, Regen, Schnee usw. nichts verdunstete,
nichts oberflächlich abflösse und nichts einsickerte. In Deutschland hat der No der
Provinz Posen weniger als 50, dagegen das Mittelgebirge an seinen höchsten Stellen
weit mehr als 100 cm Regenhöhe (der Brockengipfel 132 cm). Die mittlere jährliche
Regenmenge der Rheinprovinz bleibt unter 100 cm; am Hohen Venn an der West-
grenze und bei Lennep an der Ostgrenze steigt die jährliche Niederschlagsmenge zu
120 cm an; am geringsten dagegen ist sie mit 50 cm an der unteren Nahe und im
Maifeld am Ostende der Eifel. — Die Zahl der Tage mit mehr als 0,2 mm Nieder-
schlag beträgt für Köln (bei 64 cm jährlicher Niederschlagsmenge) durchschnittlich 158,5;
dabei sind 25,5 Tage mit Schnee, 21 Tage mit Gewittern — entsprechend für Kleve (bei
77,3 cm)") 168, davon 25,1 bezw. 21. t I unter Sozenüiw. Illllllllll 70-80 Zmtinv.
, Ix-: 1!) 50-60 V///////A 80-100
p—ln7fprßofp1.<!. Hl 11 ] 11 ]16-7°Cels. V/M/A 7-8°Cels. I I 60-70 i i 100-120
mm8-9°Cels. Susi üb. 9°Ods. Ssshb über Ixozentmv-
6. Karte der mittleren Jahrestemperatur. 7. Karte der mittleren Regenmenge.
(Maßstab liöoooooo,) (Maßstab 1:k000000.)
Daß in der Tat das Klima unserer Provinz besonders günstig ist, zeigt
sich am besten, wenn man den obigen Zahlen für die mittlere Iahreswärme
die Tatsache gegenüberhält, daß (mit Rücksicht auf alle anderen Stellen der
Erde unter gleicher Breite) der Mitte unserer Provinz nur eine durchschnitt-
liche Jahrestemperatur von 5° C zukommen würde.
Trotz alledem zeigen sich im einzelnen zwischen den Tälern und
den Höhen bedeutende Gegensätze. Den ersteren ist die wahrhaft gleich-
mäßige Milde des Klimas eigen, wie folgende Übersicht (vom Jahre 1885) dartut:
1) Vgl. die Arbeiten von Perlewitz, Moldenhauer und Polis in den „Forschungen zur
deutschen Landes- und Volkskunde"; Hellmann und Polis, 14. Geographentag, Köln 1903;
sowie Pick, Über das Klima am Niederrhein, Kleve 1906, und die Wandkarten von Polis.
2) Statt dieser Mittelzahl hatte Kleve aber i. I. 1877 sog«r 109 cm, dagegen
i. I. 1887 nur 46,5 cm Regenhöhe.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Xv. Das Kuhrgebiet.
81
links und rechts von dem hauptstollen oder der Hauptstrecke bergan. Wir
klimmen einen solchen Seitenstollen oder Bremsberg hinan, vollgeladene Hunte
fördern mit großer Geschwindigkeit die Kohlen hinab und ziehen dabei gleich
leere Wagen aufwärts. Einen Augenblick müssen sie halten, damit wir un-
gefährdet vorüber können. In gebückter Haltung klettern wir auf dem feuchten,
schwarzen und steinigen Loden, dem „Liegenden" des niedrigen Stollens weiter.
Seine Decke, das „Hangende", ist durch Balken gestützt, die unter dem gewaltigen
Drucke der Steindecke oft wie Streichhölzer zerbrechen. Wir haben eine Arbeits-
stätte erreicht. Soeben ist das vor der Kohlenschicht lagernde Gestein losgesprengt
worden. Mit picken hacken und klopfen die Hauer das Gestein los, während
andere Bergleute, „die Schlepper", die losgelösten Kohlen in Karren laden
und zur Hauptstrecke befördern. Wir begrüßen die emsig schaffenden Berg-
leute und sind bald in eifrigem Gespräche mit einem der ältern, der uns unter
anderm auch von den Gefahren seines schweren Berufes erzählt. Schon manche
seiner Kameraden sind durch das Hangende Gestein getötet oder verschüttet
worden, andere wurden ein Opfer der schlagenden Wetter. In der Erde bilden
sich nämlich böse Gase, die man durch Anlage von Luftschächten aus der Grube
zu entfernen sucht. An der Zlamme seiner Sicherheitslampe, die stets geschlossen
sein muß, kann der erfahrene Bergmann erkennen, ob schlagende Wetter drohen.
Entzünden sich diese gefährlichen Gase, so verbrennen die Bergleute jämmerlich
oder werden durch die erstickenden Dämpfe hinweggerafft. „Dennoch," so
schließt unser Bergmann, „gehen wir täglich unverzagt mit dem freudigen
,Glück auf' an unser Werk,- denn wir stehen in Gottes Schutz." Wir scheiden
von den braven Bergleuten mit dem Gruße „Glück auf" und wenden uns
wieder dem Stollen zu. „Es ist still um uns her. Obwohl über 1000 Berg-
leute in der Grube arbeiten, ist von ihnen keiner mehr in unserer Nähe. Ihr
Arbeitsbezirk verbreitet sich über ungeheure Strecken. Oer einzige Laut in
der Stille ist unser eigenes Atmen und das Tropfen herabrieselnden Wassers
auf den Boden der Gänge, vor uns starrt die Kohle in glänzenden Blöcken,
über uns droht, durch Balken gestützt, eine gewaltige Lage grauen Schiefers.
Eine Weile überlassen wir uns dem Eindrucke dieser unterirdischen Welt, und
seltsam — mit einem Trale steigt ein farbenprächtiges Bild der Vorzeit vor
unsern Augen auf. Wir sehen vor uns eine Landschaft mit hohen, fremd-
gestalteten Bäumen. Gewaltige Schachtelhalme und Bärlappe erheben ihre hohen
Stämme und wunderlichen Blätterkronen, prächtige Palmen stehen dazwischen,
hohe Nadelhölzer bereichern das Pflanzenbild, und baumartige Farnkräuter
geben der Landschaft einen eigenen Reiz. Zwischen sumpfigen Inseln und Land-
zungen dringt allerwärts das Wasser des Meeres hinein. In seinen Fluten
schießen Zische aus der Zamilie der Haie dahin, während am Lande beutegierige
Schlangen und Eidechsen einherschleichen. Tropische Hitze liegt über dieser
Natur, und Wasserdünste verschleiern die Luft. Was wir da schauen, erscheint
wie ein Traum, und doch war es einst lebensvolle Wirklichkeit. Auf diesem
Boden war vor vielen tausend Jahren eine stolze Welt. In der vor uns
Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland. 6
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Xi. Oer Westerwald.
51
hauch des Südens über der schönen Gegend. In großen wohlgepflegten Gärten
voll Blütenpracht stehen weiße Landhäuser, hohe, schlanke Lebensbäume
ragen in fest geschlossenen Pyramiden düster empor. Breitästige Tulpenbäume
und Magnolien, malerische Libanonzedern und kraftvolle kalifornische Mammut-
bäume nebst blütenreichen, süß duftenden Akazien oder Robinien streben über
grünen Teppichrasen auf."
3. Entstehung und Aufbau des Siebengebirges, wie in der Eifel, so
hat auch an dieser Stätte Vulkan, der Gott der Schmiede, einst seine Macht ent-
faltet und das stolze Siebengebirge geschaffen. Seine Kuppen sind nämlich
zumeist aus Trachgt und Lasaltgestein aufgebaut, das dem Kraterschlunde der
hier vor Zeiten tätigen Vulkane entstammt. In manchen seiner Gipfel haben
wir sogar erloschene Keuerberge vor uns.
Xi. Oer Westerwald.
1. Lage und Aufbau. Unser herrliches Siebengebirge bildet den nord-
westlichen Ausläufer des Westerwedes, der nur zum kleineren Teile der Rhein-
provinz angehört. Der Eifel gegenüber dehnt sich dieses kalte, rauhe Gebirgs-
land zwischen Rhein, Lahn und Sieg aus. Seine Kämme und Kuppen bestehen
teils aus Schiefer, teils sind sie vulkanischen Ursprungs und daher aus dunklem
Lasalt oder hellgrauem Trach^t aufgebaut.
2. Erwerbsquellen.
a) Waldreichtum. Dunkle, prächtige Tannenwälder verleihen dem
obern Westerwald einen feierlichen Ernst. Doch sind leider auf den höchsten
Teilen ganze Waldstrecken ausgerodet. Ungehindert sausen jetzt rauhe Winde
über die von Wald entblößten höhen dahin. Um ihre Gewalt zu brechen, hat
man Schutzhecken, aus zwei bis fünf Tannenreihen bestehend, angepflanzt,
die dem Unkundigen beim flüchtigen Durcheilen des Gebietes mit der Eisen-
bahn wie gewaltige Wälder erscheinen. Lichtes Grün herrlicher Laubwälder
umfängt uns in den Bergen des unteren Westerwaldes und verleiht diesem Teil
des Gebirges ein weit freundlicheres Aussehen. §ür die Bewohner dieser wald-
reichen Gebiete bildet naturgemäß die Forstwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle.
b) Ackerbau. Dem Ackerbau sind die rauhen, heftigen Nordwestwinde
mit ihren häufigen und starken Niederschlägen wenig günstig. Eine unter der
Ackerkrume liegende undurchlässige Tonschicht hemmt das Eindringen der
Feuchtigkeit in tiefere Erdschichten- so entstehen ausgedehnte Moore. Der
obere Westerwald leidet besonders unter diesen ungünstigen Witterung?- und
Bodenverhältnissen. Oer Getreidebau erweist sich als wenig lohnend. Die
Kartoffeln verfaulen häufig infolge allzuvieler Feuchtigkeit. Die Wiesen, die
dazu noch ein bitteres Sumpfheugras hervorbringen, liefern jährlich nur einen
Schnitt. An äußerst geschützten Stellen hat man wohl Obstbäume angepflanzt,
deren Früchte sich jedoch keines besonderen Wohlgeschmackes rühmen können.
Der Volksmund sagt: „Auf dem hohen Westerwald brauchen die Kirschen zwei
^ *
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§ 98, 99
Europa.
16
Reiher, Störche und rosafarbige Flamingos. Wie traurig aber wird das Bild
der Steppe in den überaus heißen, trockenen Sommermonaten! Da erstirbt
fast alles Pflanzenleben unter den glühend heißen Sonnenstrahlen; nun liegt
die Steppe da grau in grau, ein Bild des Todes. Das ist eine böse Zeit
für die Herden. Im kurzen Herbst erwachen unter befruchtenden Regengüssen
die Gräser wieder zu neuem Leben. Der lange kalte Winter bringt den Herden
aber neue Not. Zwar fällt nur wenig Schnee, und das Vieh findet feine
notdürftige Nahrung im Freien; die seltenen, aber furchtbaren Schneestürme
bringen oft Hunderten, die sich vor ihnen durch Flucht retten wollen, in
verschneiten Schluchten und Seen Tod und Verderben. — Die Kosaken
wohnen in langgestreckten Dörfern. Sie sind ein Hirtenvolk. Groß ist
der Reichtum an Pferden, Rindern und Schafen. Auf der Halbinsel Krim
und nördlich davon, serner in der Kaspischen Senke wird auch das Kamel
als Haustier verwandt. Man zählt an 120000 Kamele. Auf 100 Ein-
wohner kommen 108 Stück Rindvieh (in Dänemark 71, in Deutschland 32).
Ist das Gebiet der Schwarzerde die Kornkammer, so ist die Steppe die Fleisch-
kammer Rußlands. Außer lebendem Vieh wird von hier viel Butter versandt.
Rußland ist für Deutschland der bedeutendste Butterlieferant, dann folgt
Holland und dann Dänemark. — In vielen fruchtbareren Bezirken gewinnt
aber die Steppe in den letzten Jahrzehnten das Bild der Schwarzerde, da
man viel Weideland in Ackerland umgebrochen hat.
Aufgaben: 1. Die Steppe in den vier Jahreszeiten. 2. Der wirtschaftliche Wert
der Steppe.
§ 99. Das kleinste unter den vier Pflanzengebieten ist das der immer-
grünen Laubbäume; es umfaßt die Küstenlandschaft des Golfes von Lyon
und den größeren südlichen Teil des Rhonebeckens. Verlassen wir das Saöne-
becken, das noch ganz das Gepräge der Oberrheinischen Tiefebene trägt, und
wandern wir im Rhonebecken nach S, fo umfängt uns bald eine Landschaft
mit einer ganz fremdartigen Pflanzenwelt. In den Niederungen breiten sich
neben Weizenfeldern große Maisfelder aus. Ausgedehnte Waldungen, die den
deutschen Landschaften ihren Hauptreiz verleihen, treffen wir nicht mehr. An
ihre Stelle treten Haine von Maulbeerbäumen, edlen Kastanien, immergrünen
Eichen, Pinien und Ölbäumen, niedrige Gebüsche von Lorbeer, Myrte, Ole-
ander und Buchsbaum. Überall gedeiht die Zwergpalme, und an der französischen
Riviera (— Gestade), die den Südsaum der Alpen bildet, gedeiht sogar die
Dattelpalme in stolzer Höhe; jedoch gelangen hier ihre Früchte noch nicht
zur Reife. In den Gärten reifen außer unseren Obstarten Pfirsiche, Mandeln,
Feigen, Apfelsinen, Zitronen und überall ein feuriger Wein. Die Perle unter
den Landschaften Europas ist die Riviera. Selbst im Januar beträgt hier
die Durchschnittstemperatur + 8 bis 9°. Schon im Februar blühen die Pfirsich-
und Mandelbäume; im März pflückt man bereits die ersten Erdbeeren in
den Gärten; das ganze Jahr hindurch blühen Rosen und Kamelien. Von
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Dänemark Deutschland Deutschland Holland Lyon Europas
31
B. Das Südeuropäische Faltengebirgsland.
112, 113.
können die Wildbäche zur Zeit der Schneeschmelze und starker Regengüsse
werden. Die schlimmsten Verheerungen selbst der Bäche im Riesengebirge
sind gegen ihr Wüten nur Kinderwerk. Erst in jüngster Zeit vermag man
durch Anlage von Talsperren (§ 11) und Stauweihern ihre Schrecken zu mildern.
Solche Wildbäche sind es auch gewesen, die in den Jahrtausenden die vielen
schluchtenreichen Quertäler, die engen Klamme geschaffen haben, in denen die
zusammengepreßten Wasser brausend und schäumend dahiuschießen.
Wegen der kräftigen Niederschläge sind die Alpen reich an Strömen,
Flüssen, Bächen und Seen. Die größten Ströme fließen durch die breiten
Längstäler dahin, jedoch haben sich einige ihren Weg auch durch Quertäler
ins ebene Land hinaus nach N und S teils gesucht, teils gebildet. Die Quer-
täler sind von hoher Bedeutung für den Verkehr; in ihnen führen die Paß-
straßen und die Eisenbahnen von X die Alpen hinauf und nach 8 hinunter.
In Längstälern fließen: nach W die Rhone, nach 0 die Drau und Sau,
in Quertälern nach N der Rhein und der Inn, nach S die Etsch. Am
östlichen Abhange der Westalpen entspringt der Po. Die meisten Ströme
läutern beim Verlassen der Berge erst ihre Fluten in den herrlichen Seen,
die am Saume der Alpen in die auslaufenden Täler eingebettet sind. Durch
ihre landschaftliche Schönheit sind besonders berühmt: der Vierwaldstätter-
und Geuferfee in der Schweiz, der Maggiore-, der Comer- und der Gardasee
in Italien.
Aufgaben: 1. Trage die Flüsse und Seen in die Skizze ein! 2. Nenne nach der
Karte die Alpenflüsse, die sich durch einen See ergießen! 3. Beschreibe den Lauf der
Flüsse! 4. Die Alpen, eine Wasserscheide zwischen Nordsee, Schwarzem und Mittellün-
dischem Meer.
§ 113. Erzeugnisse des Pflanzen- und Tierreiches. Entsprechend dem
Klima haben auch die Alpen verschiedene Pflanzengürtel. In den tiefen
Tälern gedeihen Kastanie, Walnuß und Wein, an der Südseite auch Apfel-
sinen und Zitronen. Die Höhen hinauf führt uns der Weg erst durch Laub-,
dann durch Nadelwälder und endlich durch niedriges Kleinholz. Über diesen
liegt das Reich der saftig grünen Matten, durchwirkt von farbenprächtigen
Alpenblumen. Allmählich hört alles Pflanzenleben auf; wir sind in der
todesstillen Welt des ewigen Schnees und Eises. In den höheren Regionen
leben Murmeltiere, Gemsen, vereinzelt noch Steinböcke, Steinadler, Schnee-
Hühner. — Getreide wird in den Alpen und seinen nördlichen Vorlanden nur
wenig angebaut. Der größte Teil des Kulturlandes entfällt auf Wiesen und
Weiden. Das Vieh verbleibt während der Sommermonate auf den Matten.
Da diese wohl 6—8 Stunden weit von dem Dorfe im Tale entfernt liegen, wird
fast alle Milch von den Sennern zu Käse verarbeitet.
Aufgaben: 1. Beschreibe aus einer Wanderung vom Kamme bis zum Fuße des
Gebirges die verschiedenen Pslanzengürtel! 2. Warum sind die Alpen vorzüglich ein
Wiesen- und Weideland?
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
85
Südamerika.
dung, in die der Uruguay und der Hauptstrom der Ebene, der Parana, der
durch den Paraguay feine größten Wassermassen empfängt, sich ergießen. Das
Gebiet, das nach dem La Plata entwässert wird, erreicht fast die Ausdehnung
des Mississippigebietes; es ist von der sechsfachen Größe Deutschlands.
Aufgaben: 1. Zeichne eine Skizze von Südamerika! 2. Vergleiche Nord-und Süd-
amerika nach ihrer Bodeugestaltnng! 3. Beschreibe den Lanf des Orinokos, Amazonenstromes
und Paranas!
§ 166. Klima. Die Flachlandmulde übt auch in Südamerika eine
starke Wirkung auf das Klima aus. Durch sie kann die heiße Tropenluft
weit uach 8 dringen; aber die kalten Südwinde können auch weit nach X, sogar
bis in das Quellengebiet des Paraguays gelaugeu. Jedoch ist die Temperatur
Südamerikas weit wärmer als die Nordamerikas, da jenes seine größte Breite»?-
Entwicklung in der Tropenzone hat. Nur der südliche Zipfel hat eine durchschnitt-
liche Jahreswürme, wie wir sie in unserer Heimat kennen. Auch in Südamerika
können die feuchten Südost- und Nordostwinde den Regen ungehindert über
weite Gebiete tragen. Am regenreichsten ist das Flußgebiet des Amazonen-
stromes. Hier regnet es zu allen Jahreszeiten, während in der Orinoko- und
La Plataebene auf die südsommerliche Regenzeit eine lange Dürrezeit folgt.
Nicht fo glücklich wie die nordamerikanifche Westküste ist die südamerikanische;
sie wird in ihrem mittleren Teile, wie in Dentsch-Westasrika, von einer kalten
Meeresströmung begleitet, die die Seeluft entfeuchtet. Daher ist der Küsten-
strich überaus regenarm und macht, besonders im Gebiete der doppelkettigen
Anden, einen vielfach wüstenartigen Eindruck.
Erträge. Wir beginnen, um die Pflanzenwelt kennen zu lernen, uusere
Wanderung wieder im N. Sie führt uns an der Küste meist durch Tropen-
Wälder und savannenartigen Grasfluren. Im Tieflande des Orinokos wandern
wir durch weite, baumarme Steppen, Llanos genannt. Darauf müssen wir
uns mühsam einen Weg durch den größten tropischen Urwald (§ 134) der
Welt suchen, der fast das ganze Stromgebiet des Amazonas bedeckt.
Der Urwald geht nach S in Grasfluren, Campos genannt, über, die
von lichten Wäldern unterbrochen werden. Nach und nach wird der Baumwuchs
seltener, und wir befinden uns in endlos erscheinenden grasreichen Steppen, in
den Pampas, die sich durch die La Plata-Ebene bis nach der Südspitze er-
strecken. Steigen wir über die Auden, so führt uns der Weg in der unteren
heißen Region (bis 800 in) durch tropische Wälder, bis 2000 m durch die
milde Region, wo Kaffee, Bananen, Zuckerrohr gedeihen, bis 3000 m durch
die kühle Region mit immergrünen Gebirgswäldern, endlich durch die Hoch-
steppen in die Schneeregion. Die dünne Höhenluft können die Indianer, die
aus der Ebene kommen und die Päffe überschreiten, ebensowenig vertragen wie
die Hinou im Hindukusch (§ 131). — Der Ackerbau Südamerikas steht noch
weit hinter dem Nordamerikas zurück; jedoch entwickelt sich das untere Parana- und
La Platagebiet immer mehr zu einer der wichtigsten Kornkammern der Welt.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
13
A. Das Mittel- und Nordeuropäische Schollen- und Tiefland.
97.
§ 97. Die Tundra, der traurigste Teil Europas, zeigt das dürftigste Pflan-
zenleben, wie wir es ähnlich uur auf dem hohen Kamme des Riesengebirges an-
getroffen haben. Das trockene Land überziehen dürftige Flechten, die Sümpfe
dunkelgrüne Moofe. In dem hartgefrorenen Boden können tiefwurzelnde Holz-
gewächfe nicht gedeihen; nur an wenigen günstiger gelegenen Stellen wuchert
niedriges Gestrüpp. Auch in diese Einöde hat sich der Mensch gewagt; er
würde aber dort nicht leben können, wenn nicht das genügsame Renn-
tier ihm fast alles gewährte, dessen er bedarf. Mit ihren Renntierherden ziehen
die Lappen und Samojeden von einem dürftigen Weideplatz zum andern.
Dabei machen sie Jagd auf die zahlreichen Hermeline, Marder, Eisfüchse,
auf Wölfe und Eisbären, deren Pelze sie an die Händler, die auch diese
Einöden aufsuchen, verkaufen. Naht der Sommer, fo bevölkern sich die Sümpfe
und Meeresgestade mit wilden Polarenten, Gänsen und Schwänen, und den
Morästen entsteigen Schwärme von Mücken und Bremsen.
Das Waldgebiet. Wandern wir nach 8 weiter, so gelangen wir durch
niedriges Buschwerk in das Wald gebiet, das den weitaus größten Teil
Nord- und Mitteleuropas einnimmt. Seine nördliche Zone bedecken riesige
Nadelwälder, durchwirkt mit dem lebhaften Grün der Birke. Ihnen ver-
danken das mittlere und nördliche Schweden und das nördliche Rußland
ihren Holzreichtum Die Waldgebiete bedecken dort eine Fläche, die die gesamte
Größe Deutschlands, Österreich-Ungarns, Italiens und der Schweiz weit über-
trifft. Wegen der kurzen Sommer wächst das Holz sehr langsam; es ist darum
äußerst fest und deshalb besonders wertvoll. Schweden und Rußland sind die
wichtigsten Länder für die Holzausfuhr. Leider muß man befürchten, daß sie
bei der heutigen großen Nachfrage nach und nach zu stark entwaldet werden,
da man bei dem vielfach noch ungeordneten Betriebe wenig für Nachwuchs
sorgt. — Reich find diese Wälder noch an Wild, an kostbaren Pelztieren
wie Fuchs, Zobel, Hermelin, Marder, Nerz und Iltis. Wölfe, braune Bären,
Luchse fügen dem Wilde und den Haustieren noch großen Schaden zu. Das
riesige Elentier wird leider immer mehr in die morastigen Waldgebiete des
Nordens zurückgedrängt. Recht dürftig ist in diesen Waldgebieten der Anbau
von Getreide. Dort gedeihen nur Gerste, Hafer und Roggen. Jedoch gestatten die
langen Winter den Anbau von Sommergetreide nicht.
Aufgabe: Der Wert der Tundra und des skandinavischen und nordrussischen Wald-
gebietes.
Viel glücklicher ist die Zone der aus Laub- und Nadelhölzern ge-
mischten Wälder, die sich fast durch ganz Mitteleuropa erstreckt. Der größere
Teil des Landes konnte hier einer gewinnreichen Landwirtschaft, dem Ackerbau,
der Viehzucht, dem Weinbau und der Obstbaumzucht nutzbar gemacht werden.
Die größten Wälder dehnen sich in Rußland aus. Sie erstrecken sich bis an
die „Schwarzerde"; in der Zone der „Schwarzerde" ist der Waldbestand jedoch
sehr gering. Die Wälder Rußlands, bestehen auch in der Zone der gemischten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Europas Mitteleuropas Schweden Deutschlands Italiens Mitteleuropa
51
Zentralasien oder Hochasien.
130, 131.
sind auch die Abhänge der Randgebirge nach dem Persischen Golfe und Meso-
potamieu hin. Hier erinnert uns die Rosenstadt Schiras an die Rosenfelder
von Kosanlyk im Maritzabecken (§ 118).
Ganz anders sieht es hingegen auf den Hochebenen aus. Die Randgebirge
fangen fast allen Regen auf; infolgedessen erhalten die Hochflächen — wie
in Spanien — fast gar keine Niederschläge. Von dem wolkenlosen Himmel
strahlt die Sonne glühend heiß auf die Erde. In der sternenklaren Nacht
kühlt sich jedoch die Erde wieder schnell ab, und den heißen Sommern folgen
kalte Winter. Auf den Hochflächen Armeniens liegt der Schnee fünf bis
sechs Monate lang, und der Gipfel des Ararats wird nie schneefrei. Von hier
aus werden die Ströme Mesopotamiens gespeist, so daß sie das ganze Jahr
hindurch reich an Wasser sind. Ehemals floß es in vielverzweigten Kanälen
durch das ganze Zwischenstromland und verwandelte es in eines der srucht-
barsteu und volkreichsten Länder des Altertums. Jedoch ist es unter der uns
schon bekannten Mißwirtschaft der Türken fast ganz zu einem wüsten Steppen-
lande hinabgesunken. Hier ist es so heiß, daß sich bei Bagdad der Sand
bis auf 78 0 und die Luft bis auf 55 0 im Schatten erwärmen kann (vielleicht
der heißeste Punk^ auf der Erde). Die kleineren Flüsse, die von den Randgebirgen
herniedereilen, münden in flache Salzseen oder verrinnen im Sande; ihre
Täler, die meist wasserleer sind, heißen Wadis. Wegen der großen Wasser-
armnt kann Pflanzenleben auf den Hochebenen kaum gedeihen. Die Reise, die
der Besucher dieser Gegenden auf dem Kamele zurücklegen muß, führt ihn
tagelang durch grasarme Steppen oder nackte Salz-, Sand- und Steinwüsten.
Ihre wenigen Bewohner treiben die Zucht von Schafen, Ziegen und Kamelen.
Kleinasien und Palästina waren jedoch vor der Türkenherrschaft weit
fruchtbarer als heute, und die Niederlassungen von Deutschen bei Jaffa an
der Flachküste des Mittelmeeres beweisen, daß bei guter Bewässerung noch
heute jene Gegenden von „Milch und Honig fließen" können. — In den
Oasen Arabiens gedeiht besonders die Dattelpalme.
Aufgaben: 1. Vergleiche die fruchtbaren Landschaften mit den Hochebenen nach Klima
und Erträgen! 2. Welchen Wert hat das Hochland von Armenien für Mesopotamien?
Zentralasien oder Hochasien.
§ 131. Bodengestaltung. Von der Hochebene Irans trägt uns das Kamel
durch die öden Felsengebirge des Hindukusch (Hindukusch heißt „Hindntöter",
weil die Hindu, die Bewohner Indiens, die kalte, dünne Höhenlust uicht er-
tragen können) auf beschwerlichen, nur im Sommer wegsamen Pässen (der
bequemste ist der Ehawakpaß — 3550 m —, auf dem schon Alexander 328
v. Chr. nach Indien zog) hinaus nach dem Herzen Asiens, nach Hochasien,
dem höchsten und größten Hochlande der Erde, das eine Fläche von der Aus-
dehnnng des europäischen Rumpfes bedeckt. Am klarsten können wir uns dieses
4*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
§ 131, 132. Asien. 52
m
riesige Gebiet an einem Höhenquerschnitt veranschanlichen, den man sich vom
Tieflande von Hindostan bis znm Sibirischen Tieslande gelegt denkt.
Ans dem breiten Tieflande von Hindostan steigt die gewaltigste Gebirgs-
mauer der Welt, der Himalaja (= Wohnnng des Schnees) sehr steil hinaus,
ein Faltengebirgsbogen, dessen südliche Ansschweisnng uns lehrt, daß er durch
mächtigen Schub von N ans aufgefaltet wurde. An Länge übertrifft er die
Alpen um mehr als das Doppelte, an Höhe um fast das Doppelte. Auf ihm
erhebt sich der Mount Everest zur stolzen, von keinem andern Berge erreichten
Höhe von 8840 m (Montblanc 4800 m). Dem höchsten Gebirge ist im N
das höchste Hochland der Welt, Tibet, vorgelagert, das mit einer durchschnitt-
lichen Höhe von 4000 m achtmal nnser Rheinisches Schiefergebirge übertrifft.
Es wird von nackten Felfengebirgen, die mit dem Himalaja parallel laufen,
durchzogen. Eines von ihnen wird zu Ehren des schwedischen Forschers Sven
Hedin, der sich vor wenigen Jahren um die Ausklärung dieser noch so un-
bekannten Gebiete große Verdienste erworben hat, Hedingebirge genannt.
Über ein Randgebirge steigen wir in das Hanhai hinab, ein Hochland, das
um 3000 m tiefer liegt. Hanhai bedeutet „trockenes Meer"; an die ein-
getrockneten Seebecken erinnern noch ausgedehnte Salzebenen. Endlich gelangen
wir über die letzten Randgebirge allmählich hinab in die Sibirische Tiefebene.
Aufgabe: Beschreibe auf einer Reise von der Sibirischen Tiefebene zum Tieflande
von Hindostan die drei Hauptlandschaften!
§ 132. Klima, Bewässerung und Erträge. In Hochasien herrschen
ähnliche klimatische Verhältnisse wie ans dem Hochlande von Iran; nur sind
hier die Winter wegen der bedeutenderen Höhenlage noch kälter und die heißen
Sommer kürzer. Während im Winter das Thermometer bis ans — 44 0 sinkt,
steigt es im Sommer bis auf 45°. Da die hohen Randgebirge fast alle
Niederschläge, die hier meist als Schnee niedergehen, aufhalten, sind die Ebenen
äußerst regenarm, teilweise sogar regenlos. Auf den gewaltigen Bergrücken
bleibt der Schnee fast überall das ganze Jahr hindurch liegen. Die Schnee-
felder und die Gletscher dieser Gebiete sind das Mutterhaus der Ströme, die
nach allen Seiten hinabströmen, weiten Ländern das befruchtende Wasser zu
bringen. Die Flüsse, die in die Hochebenen hinabfließen, enden in falzigen
Flachseen oder versiegen nach kurzem Laufe. Daher kann der Ackerbau nur
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Sven
Hedin Hanhai
Extrahierte Ortsnamen: Asien Tibet Hanhai Hochasien
§ 134.
54
§ 134. Klim« und Erträge. Indien, wie man kurz die beiden Halb-
inseln und die Ostindische Jnselslnr bezeichnet, dieses Wunderland, woher die
Phönizier, woher Salomo auf beschwerlichen Land- und Seereisen Gold, Elsen-
bein und Gewürze bezogen, wohin kühne Männer im Mittelalter, als die
Türken den alten Land- und Seeweg verschlossen, einen neuen Seeweg suchten
und endlich fanden, hat seinen Reichtum besonders dem Klima zu verdanken^).
a) ftlim«. Indien ist das Gebiet des Monsuns. So heißt hier der Wind,
der im Sommer aus der Äquatorialregion nach Nordosten weht, aber auch die
Luftströmung, die im Winter ans den nördlichen Regionen nach Südwesten
fließt. Der Südwestmonsun bringt im Sommer reiche Niederschläge, der
Nordostmonsun hingegen Trockenheit. Am regenreichsten (über 200 cm jähr-
liche Niederschlagsmenge, also nahezu viermal so groß als in der Cölner und
Münsterschen Bucht) sind die Inseln, der östliche Teil Hinterindiens, die Ebene
des Ganges und Brahmaputras. Regenarm ist das Tiesland des Indus, das
unter dem Einflüsse des Klimas von Iran steht, ferner das östliche Gebiet
des Hochlandes von Dekan; hier halten die hohen Westghats den größten Teil
des Regens auf. In diesen Landschaften herrscht die öde Steppe vor. — Mit
dem Regenreichtum verbindet sich noch die Luftwärme der heißen Zone.
Selbst im Januar beträgt die mittlere Temperatur fast in ganz Südasien
20—25 °, die sich im Juli bis aus 30 0 erhöht. Sie kann aber bis auf 49 0
steigen. In den trockneren Bezirken ist diese Wärme jedoch nicht lästig; nn-
erträglich und verderblich wird sie aber dem Europäer in den feuchten, sumpf-
reichen Niederungen.
b) Pfl«nzenreich. In diesem Klima entfaltet die Pflanzenwelt eine bei-
spiellose Üppigkeit und Mannigfaltigkeit. Fast undurchdringliche, immergrüne
Tropenwälder bedecken überall die Abhänge der Gebirge. In diesen tro-
pischen Urwäldern herrscht ein unaufhörlicher Kampf um Licht und Sonne.
Riesenhafte Bäume wie Palmen verschiedenster Art, Tik- (indische Eiche),
Ebenholz-, Sandelholz-, Brotfruchtbaum usw. recken ihre gewaltigen Stämme
empor und schließen mit ihren bald breitflächigen, bald gefiederten, bald
fächerförmigen Blättern das Waldesdach, so daß nach unten auch am hellen Tage
nur dämmeriges Licht dringt. Auf den Stämmen wuchern Schlingsträucher
(Lianen), die ihre armdicken Taue von Ast zu Ast spannen und dünnere Seile nach
oben zum Licht senden. Herrliche Orchideen suchen die Felsenspalte an lichten Ab-
hängen auf oder nisten sich in der Rinde hoher Bäume fest. Auf den sumpfigen
Stellen schießt ein dichter Wald von Bambusrohr empor, das oft mehr als
Armesdicke hat. Dschungeln werden diese Rohrdickichte genannt. Die größten
breiten sich am Fuße des Himalajas und in dem Delta des Gauges und
*) Bartholomäus Diaz erreichte das „Kap der guten Hoffnung"; Kolumbus suchte
.Indien und fand Amerika; daher erhielten die Inseln, die er zuerst antraf, den Namen west-
indische, als man später die ostindischen entdeckt hatte. Endlich gelang es Vasco da Gama 1498
an der Küste Vorderindiens zu laudeu.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]