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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
erblühte die große Stadt E r e f e l d , der hauptsitz der deutschen Samt- und
Seidenindustrie. Die Seidenweberei stammt aus China, der Heimat der Seiden-
raupe, deren Gespinst die schöne Seide ist. Mönche sollen im sechsten Jahrhundert
heimlich die ersten Eier des Seidenspinners nach Konstantinopel gebracht haben.
Um die Seidenraupe zu erhalten, pflanzte man überall Maulbeerbäume an,
deren Blätter ihr als Nahrung dienen. Von Konstantinopel aus verbreitete
sich die Zucht der Seidenraupe allmählich über Italien, Spanien, Portugal,
Frankreich und andere Länder. Vergeblich bemühte man sich auch in Deutsch-
land, die Seidenraupe heimisch zu machen. Das Klima erwies sich hier als zu
ungünstig. In Krankreich hingegen erreichte die Seidenindustrie bald eine hohe
Blüte. Lyon wurde Mittelpunkt dieses gewinnbringenden Gewerbes. Religion?-
streitigkeiten traten in Frankreich der Seidenindustrie hemmend entgegen. Viele
ihres Glaubens wegen gefährdete Weber wanderten aus und trugen die Kunst
in andere Länder. Oer Niederrhein verdankt die Einführung dieses wichtigen
Industriezweiges der Familie von der Legen. Im 17. Jahrhundert ließ sich
der Kaufmann Heinrich von der Legen in Erefeld nieder, wo er hoffte, seinem
mennonitischen Glauben ungehindert leben zu können. Sein Sohn gründete
hier eine Nähseide- und Samtbandfabrik. Das noch vorhandene erste Geschäfts-
buch dieses Kaufmannes enthält auf der ersten Seite die lvorte:
„Gott verleihe seinen Segen zu einem glücklichen Anfang und gottseligen
Ausgang."
Mit der Familie von der Legen siedelten sich noch andere Mennoniten, meist
Leinweber, in Erefeld an und führten auch hier die Leinwandweberei ein. Oie
geschickteren unter ihnen wandten sich jedoch bald der lohnenderen Seiden-
weberei zu und arbeiteten für die von der Legenschen Fabriken. Friedrich der
Große, der gelegentlich eines Besuches in Erefeld sich sehr lobend über die
Erzeugnisse der Fabriken ausgesprochen hatte, verlieh der Familie von der Legen
besondere Vorrechte. Allmählich gingen auch andere Kaufleute zu dem ein-
träglichen Geschäft über. Ia, mancher kleine Weber begann auf eigene Nechnung
zu arbeiten, viele jetzt reiche Erefelder Handelshäuser haben sich aus solch kleinen
Anfängen emporgearbeitet. „Immer zahlreicher und ausgedehnter wurden die
Betriebe- Erefeld wurde eine richtige ll)eberstadt. In den sauberen Arbeiter-
Häusern stand der Webstuhl in der blaugetünchten Stube, oft auch mehrere Stühle
nebeneinander. Tüchtige Meister hielten sich Gesellen und Lehrlinge, ja selbst
die Hausmutter mit ihren erwachsenen Töchtern verbrachte einen großen Teil
des Tages hinter dem Webstuhl. Lustig klapperte der Nahmen sein „Schick-
schack". von flinker Hand geschleudert, surrte das Webschifflein durch die aus-
gespannten Fäden. In der Stubenecke saß der Spuljunge und ließ sein Rädchen
schnurren. Während die rechte Hand das Nad drehte, glitt der feine Seiden-
faden zwischen Oaumen und Zeigefinger der linken Hand von der Bobine auf
die surrende Spule."
In den siebziger Iahren erreichte die Erefelder Seidenindustrie ihren Glanz-
punkt. Auch trübe Zeiten kamen für die fleißigen Weber,' denn mit Ausnahme
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Weber
Extrahierte Ortsnamen: China Konstantinopel Italien Spanien Portugal Frankreich Lyon Frankreich Erefeld Erefeld Erefeld
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Franzosen die Kirchenglocken läuten, so fragten sie: „Franzos Bim-Bim?" b. H. ob gegen sie Sturm geläutet werde. Hieß die Antwort: „Nein, tut Franzos, sondern Kirch Bim-Bim", so zogen sie beruhigt weiter.
3m Streu- und Saalgrund und in der Rhön wurde der Volkskrieg ernster und mit einer wütenden Erbitterung geführt. Bauern plünderten einzelne Transporte aus. Wo die Franzosen sich bewaffneter Landleute bemächtigten, schossen sie diese nieder. Hajg und Wut beider Teile waren auf das höchste gestiegen. Auch im Fuldaischen und im Spessart griff der Volkskrieg um sich und forderte viele Gpfer. Noch nach 5—6 Wochen entdeckte man verborgene französische Soldaten.
(Ein Aufruf „zur Steuerung der Not" in den am meisten betroffenen Dörfern schildert den Jammer des Krieges folgendermaßen: „vergessen könnt ihr doch nicht haben, daß die abgebrannten Bewohner von fünf Dörfern und etlichen Böfen unter den Unglücklichen des schrecklichen Sommers ^796 gerade die unglücklichsten waren. Sie haben alles getraqen und geduldet wie ihr, die (Erpressungen, Plünderungen, Mißhandlungen und Schrecknisse des feindlichen Her- und Rückzuges, aber eine Stunde hat ihnen alles genommen, Habt ihr die wallende und den Himmel rötende Flamme, das stumme Händeringen verzweifelter Väter gesehen, gehört das Jammergeschrei der Mütter und Kinder, als ihr Hab und Gut von Feuersglut verzehrt wurde? Das (Elend ist über alle Beschreibung. Ihre Wohnungen, Scheunen, Baus- und Feldgerätschaften, Betten, Kleider, alles Futter, alles Getreide zur Aussaat, alles hat die gierige Flamme in einen Aschenhaufen verwandelt. Niemand konnte, niemand durfte löschen. Die Betten, die man aus den Fenstern warf, nahm die Raubgierde, was die Leute mit den Händen zusammengerafft hatten, nahm ihnen der Soldat. Das entledigte Vieh irrte umher, eine willkommene Beute des hungrigen Feindes.
Schulen und Kirchen liegen in Asche . . . Die Unglücklichen stehen da ohne Obdach, den Winter vor der Türe, alles Nötigen beraubt und sehen einer schrecklichen Zukunft entgegen. Franken, was sollte euch zurückhalten, euren Brüdern die Tränen zu trocknen?" —
Der Brandschaden an Gebäuden in den würz burgischen Orten Niederlauer, Wülfingen, (Dttendorf, Arnstein, Hundsbach, Burggrumbach, Unterpleichfeld, Güntersleben, Mühlhausen, Lengfeld, Retzstadt, Reiterswiesen und Krönungen wurde auf 725 fl. geschätzt. 20 835 fl. gingen durch milde Beiträge ein und wurden nach Maßgabe der Verluste verteilt.
6. Ein Schreckenstag für Unlererthal (1796).
Der für Untererthal so verhängnisvolle H. September brach an. Dichter Nebel bedeckte die (Erde. 3n aller Frühe schon war eine die Nacht über hier gelegene französische Proviant- und Munitionskolonne aufgebrochen in der Richtung nach Brückenau. Die Nachricht von der französischen Niederlage bei Würzburg war bereits bis hierher gedrungen.
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die Frevler mit grossen Augen anstarrte. Sie war nur scheintot gewesen.
Die Räuber ergriffen voll Entsetzen die Flucht das Geschmeide und ihre Laterne Hessen sie zurück. Nicht gering war aber auch der Schrecken der Frau Richmodis, als sie zu sich kam und merkte, wo sie sich befand. Sie raffte alle ihre Kräfte zusammen, stieg aus dem Sarge und versuchte dann, aus der Gruft herauszuklettern. Das gelang ihr endlich, und nun trat sie den Weg zu ihrer Wohnung an. Als sie an dem Hause ankam, lag alles im tiefsten Schlafe. Frau Rich-modis musste lange pochen, bis endlich einer der Diener aufwachte. Durchs Fenster hinaus fragte er, wer da so spät noch Einlass begehre. Als die Frau nun ihren Namen sagte, erkannte er sofort die Stimme seiner Herrin. Er eilte hinauf in das Schlafgemach des Hausherrn, weckte ihn und berichtete, vor Angst zitternd, was er eben gehört hatte. Herr von Aducht hielt den Diener für einen furchtsamen Thoren und sagte: „Eher glaube ich, dass meine beiden Pferde auf den Söller steigen und von da auf die Strasse hinabschauen !“
Kaum aber waren diese Worte gesprochen, so liess sich auf der Treppe ein gewaltiges Poltern vernehmen. Mit Grauen sah Herr von Aducht, wie seine
beiden Schimmel herauf kamen und sich auf den Söller begaben. Da dachte er, dass bei Gott kein Ding unmöglich sei, öffnete die Hausthiir und sah seine Gemahlin vor sich stehen, vor Frost bebend, aber doch
lebendig. Mutig nahm er sie in seine Arme und trug
sie hinauf ins Schlafzimmer. Durch sorgsame Pflege
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Iii.
So war für Elsa der Sieg gewonnen, und ihr Erbe wurde frei. Sie neigte sich vor dem kühnen Helden, der sich ihrer angenommen hatte. Dieser aber fragte sie, ob sie sein Weib werden wollte, und ver-hiess ihr Schutz für alle Zeiten. Freudig willigte die Herzogin ein. Ehe sie aber nach Brabant zogen, sprach der junge Held: „Noch eins musst du mir versprechen, Elsa. Nie darfst du mich befragen, woher ich gekommen bin, und welches mein Name und Geschlecht ist; denn sonst muss ich auf ewig von dir scheiden.“ Elsa versprach es ihm, indem sie ihm ihre Hand reichte.
Die beiden wurden ein glückliches Paar. Es wurden ihnen zwei Söhnlein geboren, die wuchsen gar herrlich heran. Doch immer mehr drückte es die Mutter, dass sie gar nicht wusste, wer ihr Gemahl eigentlich sei. Nach vielen Jahren richtete sie endlich an ihn die verbotene Frage. Der Ritter erschrak heftig und sprach: „Wehe, Elsa, was hast du mir gethan! Nun ist all unser Glück dahin, ich muss nun von dir scheiden.“ Die Herzogin bereute ihre unbesonnenen Worte, aber es war zu spät. Sie hängte sich an den Hals ihres Gemahls und weinte laut; dieser aber machte sich sanft von ihr los. Er legte seine Rüstung an und liess sein Silberhorn ertönen. Siehe, da kam der Schwan wieder geschwommen und zog das Schifflein nach sich. Der Ritter küsste seine Kinder, nahm Abschied von seinem Weibe und segnete das ganze Volk. Dann bestieg er das Schift, fuhr davon und kehrte nimmer wieder.
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