Viii. Das hohe Venn.
39
quellen von G e r o l st e i n und der A p o l l i n a r i s s p r u d e l bei Remagen
liefern die in aller Welt geschätzten Tafelwasser. Die warmen Quellen von
Neuenahr, Bertrich und anderer Ladeorte sind gleichfalls als Spuren der einstigen
vulkanischen Tätigkeit zu betrachten.
7. Erwerbsquellen. Tin kümmerliches Dasein fristen die armen Bewohner
der Schneifel und hocheifel. vas in diesen Teilen herrschende rauhe Nlirna
und der unfruchtbare Loden, dem der zum Ackerbau notwendige Tongehalt
fehlt, erschweren diesen Erwerbszweig in hohem Matze. Weizen und Roggen
können überhaupt nicht angebaut werden/ Hafer, Luchweizen und Kartoffeln
liefern nur geringe Erträge. Weit günstiger gestellt sind die Täler, welche sich
von der Schneifel südwärts und der hocheifel nach Osten erstrecken. Der
Ackerbau liefert hier lohnende Erträge, ja die Pellenz und das Maifeld gelten
als wahre Kornkammern. Üppige Wiesengründe erleichtern die Viehzucht.
Aufs beste gedeiht das Obst, sogar edle Obstsorten, wie Pfirsich und Aprikose,
reifen in den geschützten Lagen. An Mosel und Ahr gewinnen die Bewohner
durch Weinbau ihren Unterhalt. Neben Acker-, Obst-, Weinbau und Viehzucht
gereicht die Ausbeutung der reichen Mineralschätze vielen Bewohnern zum
Lebenserwerb. Andere wieder sind in der Steinindustrie des vulkanischen
Teiles tätig. Erleichtert wird die Industrie durch die Wasserkraft der Eifelbäche,
die man zum Betriebe zahlreicher Mühlen und Fabriken benutzt. Bei Gemünd
ist eine großartige Talsperre angelegt worden, welche viele Fabriken mit der
notwendigen elektrischen Nraft versorgt. Ein nicht geringer Verdienst erwächst
endlich den Eifelbewohnern auch durch den lebhaften Fremdenverkehr. 3n der
neuesten Zeit gestaltet sich dieser infolge des eifrig betriebenen Wintersports
selbst während der kalten Jahreszeit zu einem ziemlich regen.
Viii. Das hohe Venn.
1. Landschaftsbild, von der eigentlichen Eifel lenken wir unsere Schritte
gen Nordwesten, und bald schweift unser Blick über eine öde Landschaft hin.
Wir befinden uns im hohen Venn, dem wüsten Eilande am Westrande der
gesegneten Rheinlande. Schon der Name Venn (Moor), hohes Venn (hoch-
moor) sagt uns, daß sich weite Moore über das hochland-erstrecken. „Stunden-
weit kann das Auge ungehindert schweifen, ohne einen Baum, ein Feld, eine
menschliche Wohnung zu sehen. Meilenweite Strecken, mit Heidekraut, Gras
oder Torfmoosen bedeckt, wechseln mit trüben Sümpfen, aus denen schwankende
Binsen oder Wollgräser sich erheben, deren blendend weiße Haarbüschel von
dem trüben, dunklen Wasser abstechen. Selbst die knorrigen, von Flechten und
Moosen bedeckten Tannen mit ihren meist abgebrochenen Gipfeln, die in großen
Entfernungen voneinander fremdartig aus der Einöde emporragen, mildern
den unangenehmen Eindruck keineswegs."
2. lilima und Bodenverhältnisse. Naum irgend eine Gegend unseres
Vaterlandes leidet unter so ungünstigen Klima- und Bodenverhältnissen wie
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Xv. Das Kuhrgebiet.
81
links und rechts von dem hauptstollen oder der Hauptstrecke bergan. Wir
klimmen einen solchen Seitenstollen oder Bremsberg hinan, vollgeladene Hunte
fördern mit großer Geschwindigkeit die Kohlen hinab und ziehen dabei gleich
leere Wagen aufwärts. Einen Augenblick müssen sie halten, damit wir un-
gefährdet vorüber können. In gebückter Haltung klettern wir auf dem feuchten,
schwarzen und steinigen Loden, dem „Liegenden" des niedrigen Stollens weiter.
Seine Decke, das „Hangende", ist durch Balken gestützt, die unter dem gewaltigen
Drucke der Steindecke oft wie Streichhölzer zerbrechen. Wir haben eine Arbeits-
stätte erreicht. Soeben ist das vor der Kohlenschicht lagernde Gestein losgesprengt
worden. Mit picken hacken und klopfen die Hauer das Gestein los, während
andere Bergleute, „die Schlepper", die losgelösten Kohlen in Karren laden
und zur Hauptstrecke befördern. Wir begrüßen die emsig schaffenden Berg-
leute und sind bald in eifrigem Gespräche mit einem der ältern, der uns unter
anderm auch von den Gefahren seines schweren Berufes erzählt. Schon manche
seiner Kameraden sind durch das Hangende Gestein getötet oder verschüttet
worden, andere wurden ein Opfer der schlagenden Wetter. In der Erde bilden
sich nämlich böse Gase, die man durch Anlage von Luftschächten aus der Grube
zu entfernen sucht. An der Zlamme seiner Sicherheitslampe, die stets geschlossen
sein muß, kann der erfahrene Bergmann erkennen, ob schlagende Wetter drohen.
Entzünden sich diese gefährlichen Gase, so verbrennen die Bergleute jämmerlich
oder werden durch die erstickenden Dämpfe hinweggerafft. „Dennoch," so
schließt unser Bergmann, „gehen wir täglich unverzagt mit dem freudigen
,Glück auf' an unser Werk,- denn wir stehen in Gottes Schutz." Wir scheiden
von den braven Bergleuten mit dem Gruße „Glück auf" und wenden uns
wieder dem Stollen zu. „Es ist still um uns her. Obwohl über 1000 Berg-
leute in der Grube arbeiten, ist von ihnen keiner mehr in unserer Nähe. Ihr
Arbeitsbezirk verbreitet sich über ungeheure Strecken. Oer einzige Laut in
der Stille ist unser eigenes Atmen und das Tropfen herabrieselnden Wassers
auf den Boden der Gänge, vor uns starrt die Kohle in glänzenden Blöcken,
über uns droht, durch Balken gestützt, eine gewaltige Lage grauen Schiefers.
Eine Weile überlassen wir uns dem Eindrucke dieser unterirdischen Welt, und
seltsam — mit einem Trale steigt ein farbenprächtiges Bild der Vorzeit vor
unsern Augen auf. Wir sehen vor uns eine Landschaft mit hohen, fremd-
gestalteten Bäumen. Gewaltige Schachtelhalme und Bärlappe erheben ihre hohen
Stämme und wunderlichen Blätterkronen, prächtige Palmen stehen dazwischen,
hohe Nadelhölzer bereichern das Pflanzenbild, und baumartige Farnkräuter
geben der Landschaft einen eigenen Reiz. Zwischen sumpfigen Inseln und Land-
zungen dringt allerwärts das Wasser des Meeres hinein. In seinen Fluten
schießen Zische aus der Zamilie der Haie dahin, während am Lande beutegierige
Schlangen und Eidechsen einherschleichen. Tropische Hitze liegt über dieser
Natur, und Wasserdünste verschleiern die Luft. Was wir da schauen, erscheint
wie ein Traum, und doch war es einst lebensvolle Wirklichkeit. Auf diesem
Boden war vor vielen tausend Jahren eine stolze Welt. In der vor uns
Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland. 6
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
101
Erd- und Himmelskunde,
§ 178, 17 9.
Richtungen! 4. Bestimme Orte zunächst in der näheren, alsdann in der weiteren Umgebung
deines Heimatortes nach den verschiedenen Himmelsrichtungen! 5. Nach welcher Richtung
fällt der Schatten eines Stabes zu den verschiedenen Tageszeiten? 6. Wie verhält es sich
mit der Länge des Schattens? 7. Beschreibe den Kompaß! 8. Wie benutzest du einen
Kompaß zum Bestimmen der Himmelsgegenden? 9. Zeichne eine Windrose!
§ 179. Die Erde hat die Gestalt einer Kugel.
Bei der Betrachtung des Gesichtskreises sahen wir einen Teil der Erd-
oberfläche. Der trügerische Schein könnte uns zu der Annahme verleiten, die
Erde sei eine Scheibe. Im grauen Altertum hat man das tatsächlich geglaubt.
Unsere eigenen Beobachtungen und die Erfahrungen anderer müssen uns zu
der Überzeugung bringen, daß die Erde jedoch eine Kugel ist.
1. Von einem Aussichtsturm herab ist unser Gesichtskreis erheblich größer
als von dem Erdboden aus. Wäre die Erde eine Scheibe, so könnte eine Er-
Weiterung des Gesichtskreises nicht eintreten.
2. Stehen wir am Meeresufer und beobachten ein ankommendes Schiff,
so erscheint uns zunächst die Spitze der Masten und allmählich erst der Rumpf.
Hätte die Erde die Gestalt einer Scheibe, so müßte das ganze Schiff mit einem
Male in die Erscheinung treten.
3. Wir stellen Versuche an und beobachten, welchen Schatten ein Würfel,
eine kreisrunde Scheibe und eine Kugel in allen möglichen Stellungen auf
eine Schulwand werfen. Wir werden erkennen, daß nur die Kugel in jeder
Lage einen kreisrunden Schatten wirft. Der Schatten der Erde, der bei einer
Mondfinsternis auf der Mondscheibe wahrzunehmen ist, hat stets die Gestalt
eines Kreises. Demnach muß die Erde die Gestalt einer Kugel haben. Die
Kugelgestalt der Erde ist jedoch nicht vollkommen; an den Polen ist eine Ab-
plattung eingetreten. — Das beste Abbild der Erde, allerdings eine winzige
Verkleinerung, ist der Globus.
4. Man ist in der Lage, nach allen Richtungen rings um die Erde zu
reisen. Der Ruhm, der erste Weltumsegler gewesen zu sein, gebührt dem
portugiesischen Seefahrer Magalhaes (1519—1521). Auch Christoph Ko-
lumbus baute seinen großartigen Plan, den Seeweg nach Indien durch eine
Reise nach Westen zu finden, auf dem Gedanken auf, daß die Erde eine Kngel
sei. Heute gehören Reifen um die Erde zu den Alltäglichkeiten. Auf einer
Scheibe würde man bei derartigen Reifen bald das Ende der Scheibe erreichen.
Die Erde als Weltkörper. Die Erde schwebt wie ein großer, kugel-
förmiger Luftballon im unermeßlichen Weltenraume. Wie kommt es, daß die
Menschen nicht hinunterstürzen, insbesondere die nicht, die auf der anderen
Hälfte wohnen? Alles, was auf der Erde lebt und webt, wird festgehalten durch
ihre Anziehungskraft. Man nimmt an, daß die Erde sich ehedem loslöste von
der Sonne und in ihrem Urzustände eine große, glühende Masse bildete. Ihre
Eigenwärme hat sie durch Ausstrahlung in den weiten, kalten Himmelsraum
verloren; desgleichen büßte sie ihr eigenes Licht ein. Das Erdinnere befindet
8*
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Rhein- und Weserlande.
12
Zeit beginnt man mit gutem Erfolg damit, den „kälteren" Äckern durch künst-
liche Dungmittel Kalk zuzuführen.
Günstiger sind auch die Teile des Westerwaldes gestellt, wo die Verwitte-
rung des Basalts eine bessere Ackerkrume geliefert hat. Hier findet man in den
reich bewässerten Tälern schöne, saftige Wiesen, die den meist braunhaarigen
Rindern reichliche Nahrung bieten.
Den bei weitem größeren Teil der Hochflächen bedecken ausgedehnte Hoch-
und Niederwälder. Stundenlang kann der Wanderer nach einer Richtung durch
sie seinen Weg nehmen. Laub- und Nadelhölzer wechseln ab; besonders diese
kommen auch in den höchsten Teilen noch prächtig fort; selbst auf dem
Kahlen Astenberge hat man sie jetzt nicht ohne Erfolg angepflanzt. Besonders
waldreich sind die Höhenrücken des Taunus und des Huusrücks, das Sieben-
gebirge und die höheren Lagen des Sauerlandes. Der Waldbestand wächst
von Jahr zu Jahr, da der Staat durch Unterstützung der Besitzer dafür sorgt,
daß weite Ödländereien bepflanzt werden. Schöne Erfolge hat er besonders
auf dem Ebbegebirge und der Eifel erzielt. Hoffentlich gelingt es seiner Für-
sorge, daß bald die weiten kahlen Höhen der Eifel mit Wald bedeckt werden.
Damit wird dieses arme Land wieder zu jener Fruchtbarkeit gelangen, die es
oor der Abholzung gehabt haben soll.
Aufgabe: Worin liegt die geringe Ertragssähigkeit der Hochflächen des Schiefergebirges
begründet?
§ 13. Ertragsfähigkeit des Bodens in den Niederungen. So rauh und
unwirtlich die Hochflächen, so mild und gastfreundlich sind die Niederungen im
Schiefergebirge. Dort haben die Gewässer von weit her fruchtbaren Boden
zusammengetragen, und unter den warmen Sonnenstrahlen gedeihen darin die
besten Getreidearten, Gemüse- und feine Obstarten in üppiger Fülle. Am ge-
segnetsten ist der Rheingau. Der „Garten Deutschlands" wird er mit Recht
genannt. Wer ihn durchfährt, lebt beständig unter diesem Eindruck; denn selbst
in weiten Getreidefeldern erheben die Obstbäume ihr sruchtbeladeues Haupt. Nicht
weit zurück stehen an Fruchtbarkeit im Rheintale das Neuwieder Becken und
die Goldne Meil am Einflüsse der Ahr, im Moseltal das Trierer Becken,
im Lahntale das Limburger Becken (der „Goldne Grund"). Wenn man
diese fruchtbaren Talebenen rühmt, dann darf man anch den niedrigsten Teil
der Eifel, der im Winkel zwischen Mosel und Rhein liegt, das Maifeld nicht
vergessen, das besonders mit Obst reich gesegnet ist. Den größten Reichtum
jedoch besitzen die Täler des Rheins, der Mosel, der Nahe, der Ahr und der
Saar in ihren Weinbergen. Dort sind fast alle Abhänge, die nach der
Sonnenseite liegen, von der Talsohle an bis zum Gipfel mit Reben bepflanzt.
Wie sehr diese sonnigen Bergseiten geschätzt werden, erkennt man daran, daß
sich die Winzer keine Mühe verdrießen lassen, um auch die steilsten Stellen für
den Weinbau zu gewinnen. An ihnen hinaus haben sie unverdrossen auf
Pfeilern und Bogeu Steinterrassen angelegt. An: bewunderungswürdigsten
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§ 15, 16, 17.
Rhein- und Weserlande.
16
Klima, große Fruchtbarkeit, machtvoll kündende Geschichte und lebensvolle
Gegenwart, um diese Gegenden zu den anziehendsten der Welt zu machen.
Man braucht sich darum auch nicht zu wundern, daß der Rheinländer ein
fröhliches Herz hat, daß er ein Freund ist von Scherz, Gesang und Tanz. -
Aufgaben: 1. Quellen des Wohlstandes in den tiefen Tälern. 2. Die Tätigkeit
der Winzer in den vier Jahreszeiten, 3. Warum >vird das Rheintal soviel von Fremden
besucht?
§ 16. Erträge des Mineralreiches. Mineralquellen. Die Karte lehrt uns,
daß manche Gegenden des Schiefergebirges viel bevölkerter sind, als es die
Fruchtbarkeit des Landes gestattet. Hier sind es die reichen mineralischen
Schätze, durch deren Gewinnung und Verarbeitung die Bewohner lohnreiche
Beschäftigung erhalten.
Der Mineralreichtum des Landes zeigt sich zunächst in den vielen minera-
lischen Quellen besonders des Taunus und der Eisel. Dort sind berühmte
Badeorte entstanden, wo sich Kranke und Schwache Gesundung und Stärkung
holen. Sie werden nicht allein von Deutschen, sondern auch von Bewohnern
fast aller Länder der Erde besucht. Der größte Badeort ist Wiesbaden am
Südabhange des Taunus, gleich berühmt seiues mildeu Klimas und seiner
warmen Quellen (40—70°) wegen. Nicht weit zurück stehen die warmen
Schwefelquellen Aachens, die schon von den Römern besucht wurden, und in
denen Karl der Große gern seinen Leib gebadet hat. Andere weltbekannte
Badeorte sind Ems an der Lahn und Homburg vor der Höhe (nämlich
des Taunus). Der besuchteste Badeort der Eifel ist Neuenahr an der Ahr.
Auch der Hunsrück hat zwei beliebte Badeorte: Kreuznach (Salinen) und
Münster am Stein an der Nahe. Den Kranken wird das Mineralwasser
zum Baden, aber mehr noch zum Trinken verordnet. Es wird auch in Flaschen
und Krügen in alle Welt verschickt. Noch viele andere Orte versenden ihr
Mineralwasser, das besonders als Tafelwasser sehr beliebt ist, wie Soden und
Selters im Taunus, Gerolstein, Neuenahr in der Eifel.
Aufgabe: Wie werden die Mineralquellen ausgenutzt?
§ 17. Wertvolle Erd- und Gesteinsarten. Eine zweite Erwerbsquelle
bieten die zutage tretenden Erd- und Gesteinsarten. Auf dem Hunsrück
waren früher große Lager von Achatsteinen (Quarzart). Jetzt sind sie fast
ganz erschöpft. Jedoch sind die Schleifmühlen dort geblieben, auf denen die
farbenprächtigen Achatsteine, die man jetzt meist aus Brasilien bezieht, geschliffen
und poliert werden. Sie werden zu wertvollen Schmucksachen, Vasen, Uhr-
gehänsen usw. verarbeitet. Die Hauptstätten dieses Gewerbes bilden die Städt-
chen Oberstein und Idar an der Nahe.
Die Eifel bietet vielen Bewohnern durch ihre vulkanischen Gesteine
lohnende Arbeit. Bei Niedermendig unweit des Laacher Sees wird eine
harte Basaltlava gebrochen und zu Mühlsteinen, Trögen, Bau- und Pflaster-
steinen verarbeitet und in ferne Gegenden versandt. Die Lavabrüche liegen
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
63
Das Thüringer Bergland oder das Saale- und Unstrutland.
58, 59, 60.
Arm ist das Hessische Bergland auch an Schätzen des Innern. In
Wildungen (Waldeck) sind heilkräftige Quellen, wo besonders Nieren-
kranke Rettung suchen und finden. Bei Bebra wird Salz gewonnen. Ziem-
lich reiche Braunkohlenlager (§22) finden sich am Habichtswald und am
Meißner.
§ 59. Besiedelung. Den geringen Erträgnissen entsprechend ist die
Besiedelnng recht schwach; sie ist nicht viel dichter als ans der Eisel und
dem Hohen Westerwald. Etwas stärker ist sie nur in der Gegend um
Fulda Q (Bischofssitz, Grabstätte des
hl. Bonifazins), wo die Leinenweberei
viele Bewohner ernährt; am stärksten
ist die Mulde bei Kassel bewohnt, wo
sich in jüngster Zeit wegen der nahen
Braunkohlenlager eine lebhafte Eisen-
indnstrie entwickelt hat. Viele Männer
finden in den Gebirgsgegenden durch die
Verarbeitung des Holzes ihren Unter-
halt, andere in den zahlreichen Basalt-
brächen. Viele wandern aber im Som-
mer in das Rheinisch-Westfälische In-
duftriegebiet, wo sie als Maurer tätig
sind. — Handel und Verkehr können
aus den angegebenen Gründen keine große
Bedeutung haben. Nur Kassel
(Eisenindustrie, Kaiserliches Schloß „Wilhelmshöhe", Regierungsverwaltung)
macht eine rühmliche Ausnahme. Die Lage dieser Stadt an der schiffbaren
Fnlda und an wichtigen Eisenbahnstrecken hat dazu besonders beigetragen. Die
Ruhrtalbahn verbindet die Stadt mit dem Rheinisch-Westsälischen Industriegebiet.
Aufgaben: 1. Worin liegt die geringe Besiedelung begründet? 2. Trage Kassel und
Fulda in die Skizze ein! 3. Gib von beiden Städten Lage, Größe und Bedeutung an!
4. Fahre von deiner Heimat nach Kassel!
Staatliche Zugehörigkeit. Das Hessische Bergland gehört größtenteils zur
Provinz Hessen-Nassan, ferner znm östlichen Teile des Fürstentnms Waldeck,
mit dem Vogelsberg zum Großherzogtum Hesseu-Darmstadt und mit der öst-
lichen Abdachung der Rhön zum Königreich Bayern, dem Herzogtum Sachsen-
Meiningen und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Das Thüringer Bergland oder das Saale- und Unstrutland.
§ 60. Bodengestaltung. Aus der tiefen Niedernng des Werratales steigen
wir hinauf auf den Kamm des Thüringerwaldes. Vom Jnfelberg blicken
wir nach X. Vor uns breitet sich eine tiefe muldenartige Landschaft aus,
die im fernen X von den unklaren, dunklen Umrissen des Harzes begrenzt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *34 —
Erregt harrten die Bauern der Dinge, die da kommen sollten. Da erschien eine kleine französische Abteilung unter einem Major irrt Dorf um zu fouragierert. während die Mannschaft wartete, ging der Schultheiß mit dem Offizier in den Erthalschen £?of, wo sich das gemeindliche Baser-magazin befand. Indessen scheinen die Soldaten die Däuser plündernd durchsucht zu haben. Die von den vorhergegangenen Drangsalen erbitterten Bauern fielen über die piürtderer her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht gen Hammelburg zu. Auf ihrem Rückzug statteten die Franzosen der Kessenmühle einen Besuch ab. Deren Bewohner flohen in größter Hast den Berg hinan und waren bald im Nebel verschwunden. In der Überstürzung aber vergaßen die Müllersleute, ihre beiden Knaben von 5 und 7 fahren mitzunehmen. Die Franzosen schlugen in der Mühle alles zusammen, schnitten die Betten auf, streuten die Federn umher und eigneten sich Geld und Wertsachen an. Den beiden Kindern jedoch taten sie nichts zuleide. Die Soldaten nahmen die Kleinen mit nach Z?ammelburg und übergaben sie einem dortigen Bürger.
Inzwischen kam der Major von der Besichtigung des Bafermagazirts zurück. Bei Baus Nr. 83 umringten ihn die wütenden Bauern. Der Offizier wollte die erregte Menge begütigen. (Einer der Bauern jedoch schlug ihn nieder, worauf der fanatisierte Bause das unglückliche Opfer der Volksjustiz zur „Tränk" schleifte, in die Cehulba warf und mit Mistgabeln so lange unter Wasser hielt, bis das letzte Todesröcheln verstummt war. Seiner Mutter habe er noch im letzten Augenblick gedacht, erzählten später die Leute, die den Aufschrei zu Gott „o mon Dien l“ nach ihrer Art deuteten. Sofort gingen nun (Eilboten in die Dörfer des oberen Thulbagrundes um die dortigen Bewohner zur Bilfe im Kampf gegen die Marodeure herbeizurufen. Bereitwillig sandten Obererthal, Cehulba, Frankenbrunn und Reit bewaffnete Mannschaft nach Untererthal. So verstärkt, erwarteten die Bauern in zuversichtlicher Stimmung die Ankunft weiterer Banden. Denen wollten sie schon zeigen, wie derbe Bauernfäuste Haus und Hos zu verteidigen wissen! Daß beinahe die ganze französische Armee nahte, davon hatten sie allerdings keine Ahnung.
Die verscheuchten Soldaten meldeten dem bereits in Bammelburg angelangten General Iourdan den Überfall in Untererthal.
Dieser sandte daraufhin eine starke Truppe um das Dorf zu stürmen und die Erschlagenen zu rächen.
Die bei Untererthal versammelten Landleute bemerkten die nahende Streitmacht der Feinde rechtzeitig. Aber immer noch in dem Wahn befangen, nur einen Sausen zuchtloses Gesindel vor sich zu haben, setzten sie sich energisch zur Wehr. Als jedoch die geschulten Soldaten entschlossen gegen die Verteidiger vorgingen, brach der Widerstand schnell zusammen. 3n wilder Flucht liefen die Bauern auseinander, nur darauf bedacht, das Leben zu retten. Die Franzosen schossen nieder, was ihnen vor die Flinte kam. Auf dem „Steinlich" versuchte ein mutiges Bäuflein nochmals
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— ^87
Tot . .
Verwundet
8 Offiziere, 4 Unter off 3., 32 Mann
8 „ 27 „ 279 „
Vermißt........................—
Gestorben an Rrankbeiteri —
Vergeht der teuren Toten nicht!
18. Weihnachten vor Paris.
portt=2lmony, 25. Dezember. Gestern abend haben wir festlich und vergnügt Weihnachten gefeiert, wir kamen um 728 Uhr von Vorposten hierher; ich hatte schon feit einigen Tagen Blumen und Zieraten für den Christbaumschmuck gesammelt und einen Baum besorgen lassen, den wir dann nach der Heimkunft gemeinschaftlich herrichteten. B. hatte viel Zuckerzeug und Figuren geschickt bekommen, Apfel waren von den Marketendern gekauft, die Lichter lieferte mein Wachsstock und so gelang ■es uns, den Baum so reich und ftrahlenb auszustatten, als nur zu Hause einer aussehen mag. Leutnant F., ein Freunb unseres Hauptmanns, hatte Arak und Zucker nebst einem Schinken geliefert und so machten wir nach einem solennen Nachtmahl einen famosen Punsch aus Rotwein, Tee und Arak. Lin aus Bourg la reine mitgenommener roter Vorhang als Tischbecke, golbgeränberte Teller und feine Tassen zum Punsch gaben nebst sehr vielen Lichtern auf dem Tische ein äußerst feierliches Aussehen. Unsere erste Tasse würde im Strahl des Christbaumes auf unsere Familien und Freunbe in der Heimat geleert. Ls war vielleicht die merkwürdigste Weihnachten meines Lebens. Seit brei Tagen haben wir strenge Kälte und auch in unseren Wohnungen bavon zu leiben. Die Kantine erwärmen die Zimmer fast nicht und wir fitzen gegenwärtig alle vier in den Mänteln und die Mützen auf dem Kopf um den an den Kamin gerückten Tisch, so auf der einen Seite bratend, auf der anderen frierend. Gegenwärtig eine Nacht in den Laufgräben — brrr! Die Franzosen fahren fort, ihre unschädlichen Granaten zu werfen, auch nach Bourg la reine, und auch heute hört man von Zeit zu Zeit das dumpfe Dröhnen. Gestern schickten sie auch eine in den Garten des Hauses, in welchem mein Zug und ich lagen, wo sie einige unvorsichtig sich zeigende Soldaten bemerkt hatten, aber ohne (Erfolg. Das )ahr 70 geht zu Lnde und die darin errungenen Lorbeeren der deutschen Heere müssen, wie es scheint, noch durch neue Blutströme befestigt werden. Das neue )ahr aber steigt aus biefen ftrahlenb und groß für das Deutsche Reich empor, wir Soldaten freuen uns mit dem üatertanb über den herrlichen Umschwung der Dinge, würbig der großen Dpfer!
2tntony, \2. Januar. Am 6. nachmittags machten wir, mit dem Tubus bewaffnet, einen Spaziergang; auf jedem Aussicht gewährenden Punkte standen Massen von Soldaten und freuten sich der Beschießung. Am 7. zogen wir in ziemlichem Schmutz auf äußerste Vorposten in unsere so sehr beliebten Gärten; ich kam mit meinem Zug über Nacht hinunter in den Laufgraben an der Bievre. Die Mannschaft ist dabei die ganze Nacht im Freien. )mmer drei bis vier Mann stehen beisammen, von der nächsten Gruppe \o— 5 Schritte entfernt; davor steht eine Mache,
19, Vor Paris (1871).
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Arak Bourg Christbaumes Bourg Paris