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1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 3

1911 - Breslau : Hirt
I. Größe und Grenzen. 3 Der einzige Fluß, der die ganze Breite von Mitteleuropa durchmißt, ist der Rhein'). Sein Oberlauf gehört den Alpen selbst und dem (schweizerischen) Alpenvorlands an. Sein Mittellauf ist die Hauptader für alle Gewässer des Südwestdeutschen Landbeckens und des Schiefergebirges. Im Unterlaufe endlich durchströmt der Rhein den W der Norddeutschen Tief- ebene. Die Maas, die sich (5° ö. v. Gr.) auf holländischem Boden mit der Waal, der stärksten Ader seines Deltas, vereinigte, ist 1904 dort künstlich wieder abgetrennt. 4. Bon der Rheinprovinz greift der äußerste 8 in das Pfälzer Berg- land und in den Nordrand der Lothringer Stufenlandschaft hinein- die große Masse des Landes aber gehört dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Nordwestdeutschen Flachlande an. Das Schiefergebirge ist eigentlich eine im Mittel fast 500 m hohe Platte, die vom Rheine in zwei Hälften zersägt ist und durch mehrere seiner Nebenflüsse in kleinere Abschnitte zerlegt wird. Einer dieser Teile, der Taunus (höchster Punkt: der Feldberg von 880 m Höhe), bleibt-vom Wetzlarer Bezirk abgesehen - außerhalb der Grenzen der preußischen Rheinprovinz; an den übrigen Abschnitten aber hat diese mehr oder weniger Anteil. Das Flachland greift mit der Kölner oder Nieder- rheinischen Tieflandsbucht von N her in die Schieferhochfläche hinein. So ergeben sich für die Betrachtung der Oberflächenform Rheinpreußens die nachfolgenden natürlichen Abteilungen: a, b. Anteil an der Lothringer Stufenplatte (durchschnittlich 200 bis 300 m hoch) und dem Pfälzer Bergland (Donnersberg in der Bayrischen Pfalz 687 m hoch)- L. der Hunsrück (Erbeskopf 816 m); d. die Eifel (Hohe Acht 746 m); e. das Siebengebirge (Ölberg 464 m) und Anteil am Westerwald (Fuchs- kauten in Nassau 657 m); f. Anteil am Sauerland (der Kahle Astenberg in Westfalen 830 m) und an der Haar oder dem Haarstrang (in Westfalen 300 m hoch); g. die Niederrheinische Tiefebene (Rheinhöhe bei Bonn 43,6 m, an der holländischen Grenze beinahe 10 m über dem Nullpunkt des Amsterdamer Pegels, der nur 3 mm tiefer liegt als N.n., d. h. als der Normal-Nullpunkt der deutschen Höhenmessung. Zum Vergleiche können herangezogen werden: Iimmerhöhe 3,5 bis 4,5 m, Haus- höhe etwa 15 m, Nationaldenkmal auf dem Niederwald 35,5 m, Kölner Dom 156 m, die Lchneekoppe, höchster Punkt des Deutschen Mittelgebirges, 1603 m, der Mont Blanc 4810 m. - 5. Nur ein Teil des W unserer Provinz, gut ein Sechstel des ganzen Landes, wässert nach der Maas hin ab, alles andere ist Rheingebiet. Im Rheingau über 1 km breit, tritt der Rhein bei der Einmündung der Nahe in stark 76 m Meereshöhe an die Rheinprovinz heran; der staatlichen Einteilung gemäß gehört aber das rechte Ufer zunächst noch der Provinz Hessen-Nassau an, und erst von einer Stelle zwischen Lahn- und Moselmündung i) Der Nhein == der Rinnende (aus dem Keltischen, vielleicht schon aus dem Ligurischen, vgl. den Reno [bei Bolognas. Der ganze Stromlauf ist 1366 km lang. Vgl. das amt- liche Werk: „Der Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse . . Berlin 1889, und Iasmund, Die Arbeiten der Rheinstromverwaltung, Berlin 1901.

2. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 8

1911 - Breslau : Hirt
8 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. genannt; höchster Punkt 697 m über d. M.), welche übrigens die umgebende Hochfläche nicht bedeutend überragt. Aber nicht die Schneifel, sondern eine mäßigere Erhebung nördlich davon (Losheimer Wald, Iitterwald, bis zu 690 m) bildet den Ausstrahlungspunkt von Bächen und Flüssen verschiedenster Richtung (siehe Kärtchen S. 5); die ganze Landschaft ist eben ein echtes Hochland, bei dem sich nur der Lage nach, ohne deutliche Abgrenzung, einzelne Teile unter- scheiden lassen, so s. und s.ö. von der Schneifel die Dorder-Eifel und n.ö. von dieser die Hohe Eifel. Ein verändertes Gepräge jedoch erhält diese Hochfläche einmal durch eine größere Zahl aufgesetzter Bergkegel und -kuppen; zu diesen gehören die bedeutendsten Erhebungen der Hohen Eifel: die spitzen Kegel der Hohen Acht (746 m) und der Nürburg (678 m), von denen der erstere als höchster Punkt der ganzen Eifel auch die weiteste Rundsicht gewährt, der zweigipfelige Hohe Ke lberg (674 m), der abgestumpfte Kegel des Aremberges x) (590 m) u. a. m. Außerdem aber befinden sich in der Eifel echte Vulkane, die erst gerade vor der geschichtlichen Zeit erloschen sind, nebst manchen anderen damit zusammengehörigen Erscheinungen. Sie bilden zwei Gruppen, von denen die eine von dem Neuwieder Becken bis zum flachen Krater des Rodder- berges (bei Rolandseck) reicht, während die Vulkane der anderen Gruppe in einer zur Hauptrichtung des Schiefergebirges senkrechten, s.ö. gerichteten Linie angeordnet sind von dem vor der Schneifel liegenden Goldberge (649 m) bis nach der Falkenlei (414 m), die sich unweit der bemerkenswertesten Moselschlinge (s. Abb. 14, S. 56) erhebt; ungefähr in der Mitte dieser Linie befindet sich ihre höchste Erhebung, der Hohe Ernst oder Errensberg, ein Schlackenberg von 700 m Höhe. Außer derartigen Kegelbergen von Schlacken- und Lavamasse, außer alten Kratern mit Lavaströmen gibt es hier noch die merkwürdigen Maare, kreis- runde Vertiefungen, die oft tiefe Seen enthalten (oder aber verschüttet und nun mit Torfmooren und Wiesen bedeckt) und mit einem Ringwall von vulkanischem Tufp) und Sand umgeben sind; auch der Rodderberg gehört eigentlich hierzu. Abseits von jener Vulkanreihe der Vorder-Eifel, unweit der gewaltigen Schlacken- masse des Mosenberges (519 m, 4 Krater) liegt das Meerfelder Maar, von dem nur noch die n. Hälfte ein See ist ssein Spiegel in 334 m Meereshöhe). In der Vulkanreihe selbst aber sind hervorzuheben die drei in einer gemeinsamen Tuffmasse liegenden Daunermaare: das Gemündener, das Weinfelder und das Schalken- mehrener Maar (welch letzteres — wie auch das Meerfelder Maar — einen Abfluß besitzt) — und s.ö. von ihnen das schönste derartige Wasserbecken, das fast kreisrunde, tief in die Hochfläche von Gillenfeld eingesenkte Pulvermaar, dessen Spiegel (414 m über d. M.) von mehr als 70 m hohen, dicht mit Buchen bestandenen Abhängen um- rahmt ist; seine größte Tiefe beträgt 74 m, seine Fläche 35 ha, sein Umfang 2^ km. Von den Dauner Maaren besitzt das Schalkenmehrener (vgl. Abbild. 23, S. 62) mit 21,6 ha die größte Fläche und nach der Ausflußseite hin die sanftesten Umwallungen; sein Spiegel liegt in 422 m Meereshöhe, seine größte Tiefe beträgt 21m (vgl.abbild. 23, S.62). Das reizende Gemündener Maar) 465 m über d. M), mit 7,2 Ks das kleinste der drei genannten vulkanischen Becken, ist an der tiefsten Stelle 38 m tief; sein schmaler West- rand fällt steil nach dem nahen Liesertale hin 40 m tief ab. Zwischen diesen beiden, durch beträchtliche Rücken von ihnen getrennt, breitet sich in 479 m Meereshöhe die Wasserfläche des Weinfelder Maares aus, dessen Fläche 16,8 ha, dessen Umfang x) Nürburg und Aremberg tragen schöne Burgtrümmer. 2) So heißt die bei dem Ausbruch mit Wasser durchtränkte oder unter Wasser abgelagerte und später erhärtete „vulkanische Asche".

3. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 40

1911 - Breslau : Hirt
40 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Dadurch, daß protestantische „Kauf- und Handelsleute der Reichsstadt Köln", die dort aus Mißgunst verdrängt wurden, 1714 in Mülheim a. Rh. ansässig wurden, begann für diese Stadt, die vorher der großen Nachbarin gegenüber zu verkümmern schien, eine Zeit des Aufschwungs in Gewerbe und Handels. Heute bildet das fabrikreiche Mülheim einen eigenen Stadtkreis (53 500 E., darunter 1600 Soldaten). Das „Karlswerk" der Firma Felten & Guilleaume für Kabel, Drahtseile usw. beschäftigt allein 6000 Arbeiter. Die „Deutsch-Atlantische Telegraphen-Gesellschaft" (Köln) ist ein Ausfluß dieser industriellen Tätigkeit. Unterhalb, in Leverkusen, dehnen sich die Elberfelder Farbenfabriken (vorm. Bayer & (Tie.) aus. Nach N zu geht es ins „Bergische Land". 10. Der Wupper- und Ruhrgau. Der älteste rheinische Industriebezirk wird durchflössen von der Wupper, deren Quellgebiet sich in bezug auf Lage und Eisenerzgehalt an die obere Agger anschließt. Nördlich von Gummersbach (s. oben S. 36) liegt die Quelle der 165 km langen Wupper (Wipper), die in waldiger Berggegend zwischen der Kreisstadt Wipperfürth (6866 E.) und dem Städtchen Hückeswagen (mit Neu-H. 16666 E., Tuchfabriken) in den Regierungsbezirk Düsseldorf eintritt. Dessen Ostecke bildet der Kreis Lennep! in ihm ist rechts von der Wupper Radevormwald (11566 E.) durch seine Eisen- waren und Tuche bekannt. Die von Wipperfürth herkommende Eisenbahn aber zieht von Hückeswagen an weit links von der Wupper nach N und sendet nach Wsw* einen Zweig über Wermelskirchen (16466 E., Herstellung von Stiefelschäften) nach den Bezirken der unteren Wupper, in denen bei Burscheid (6766 C.) und Opladen (9466 E., Eisenbahnknotenpunkt) neben der Webe-Industrie der Obstbau blüht. Eine Perle des Dhüntales ist der Altenberger Dom. Die Bewohnbarkeit des gesamten Berglandes, die Triebkraft seiner Gewässer und seine Metallschätze haben bereits in früheren Jahr- Hunderten gewerbliche Tätigkeit der Bewohner hervorgerufen, zumal deren Zahl dort vom Landbau allein nicht ernährt werden konnte; im neunzehnten Jahrhundert hat die Nachbarschaft der Ruhrkohlen auch Maschinenbetrieb ermöglicht, und elektrische Kleinbahnen (besonders die „Barmer Bergbahn") helfen neuerdings über die Steigungen hinweg. So häufen sich jetzt im Wuppergebiet die Industriestädte. Lennep (330 m über d. M., 13100 E.), vor 600 Iahren Hauptstadt der Grafen von Berg, jetzt Kreisstadt, sendet seine Tuchfabrikate bis nach Amerika; eine Eisenbahn verbindet es mit Remscheid, der höchstgelegenen bergischen Stadt, die mit den umliegenden Gemeinden jetzt einen eigenen Stadtkreis bildet (72 000 E.). Die „Rem- scheider Waren", Hunderte Arten von Werkzeugen und anderen Arbeiten aus Stahl und Eisen (Haus-, Acker- und Handwerksgeräte, Schlittschuhe usw. — die Hälfte der Bevölkerung befaßt sich mit ihrer Herstellung; darunter die „Feilenhauer" -), werden von bedeutenden Firmen (z. B. I. B. Hasen- clever & Söhne) auf die fernsten Weltmärkte gebracht. Gerade die Remscheider Gegend bietet eine Fülle landschaftlicher Reize, z. B. im 80 an der Talsperre (von 1 Mill. cbrn, vgl. S. 32) und bei dem Städtchen Burg (1366 E., wollene Decken und „Burger Brezel"), das von dem wiederhergestellten Stammschlosse der Grafen von Berg überragt wird. Innerhalb des Hufeisenbogens der Wupper folgen an der Eisenbahn n. von Lennep Lüttringhausen (13666 E.) ') Vgl. Dr. L. Schömering in der Westdeutschen Zeitschrift f. Geschichte u. Kunst, 26. Bd.. 1967, S. 194 ff.

4. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 43

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 43 gehört, bildet der Stadtkreis Essens. Trotz 1000jähriger Geschichte - die prächtige Münsterkirche weist noch auf die ältesten Zeiten des adeligen Frauenstifts zurück (s. S. 20) - hat Essen erst im 19. Jahrhundert durch Kohle und Eisen seine Größe erlangt. Wohl zählte das Städtchen, das durch seine Büchsenmacher berühmt war, im 16. Jahrhundert schon 5000 (E.; aber in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ging alles zurück. Es war nur ein schmutziges Ackerstädtchen, das 1802 von den Preußen besetzt wurde. Erst als an die Stelle des unbedeutenden wagerechten Tage- baues der nur durch Dampfmaschinen mögliche Bergwerksbetrieb in die Tiefe trat (f. Abbild. 30 auf S. 67 und Abbild. 37 auf S. 72), der die Stadt selbst unterwühlt, als dann mit Hilfe der so gewonnenen Steinkohlen die Eisenerze (jetzt meist von Sieg und Lahn und fremden Ländern) verhüttet und nun Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl verarbeitet wurden, begann der Aufschwung' für die Stadt Essen (i. I. 1840: 6300, t. 3- 1858: 17000 E.) schließt er sich an den Namen Krupp an (1858: 1000 Arbeiter). Aus den unscheinbarsten Anfängen (1810) ist durch die rastlose Tatkraft des „Kanonenkönigs" Alfred Krupp, des Vaters seiner Arbeiter (geb. 1812, gest. 1887), die größte Fabrik der Erde entstanden, die an der Westseite von Essen (an der Stelle eines Gehöftes, das Kaiser Otto der Große dem Frauenstift schenkte) 4^ qkm bedeckt. (Näheres s. Abbild. 31, S. 68.) Die Bewohnerzahl der Stadt stieg 1896 auf 100 000- durch Eingemeindung des zum Teil von Krupps Arbeiterkolonien erfüllten Vororts Altendorf, jetzt Essen-West (1901), von Rüttenscheid (1905), von Rellinghausen u. a. m. (1910) hat es der Stadtkreis Essen (1. Dez. 1910) auf 295000 Seelen gebracht. In Essen spielen Fabriken für Wellrohre, Termit und Jinnsalze heute auch eine große Rolle. Steinkohlenzechen finden sich in Menge, ebenso z. B. in Altenessen (47500 E.) und in Borbeck, der größten preußischen Landgemeinde (72 000 E.). Au den Schachtgebäuden (s. Abbild. 37, S. 72) und Eisenwerken ragen Schornsteine in die Luft, und den Nachthimmel beleuchten die Hohöfen und Kokereien (vgl. S. 28). Rellinghausen (s. o.) und Stoppenberg (12000 E.) sind schon ums Jahr 1000 vom Essener Stifte gegründet worden. Wie Kohlen- und Eisenindustrie umgestaltend wirken können, das lehrt am auf- fallendsten das Beispiel des aus dem Nichts der Heide in wenigen Jahrzehnten empor- gewachsenen Eisenbahnknotenpunktes Oberhausen, der, 1862 gegründet, 1890 schon 25000 E. zählte und jetzt einen Stadtkreis von 90000 E. bildet. Für diese Stadt sowohl als auch für die jenseit der Emscher liegende Gemeinde Sterkrade (35000 E.) ist die weltberühmte „ Gute-Hoffnungs-Hütte" (22000 Arbeiter!) maßgebend, deren Anfänge bis 1772 zurückreichen. 11. Der Gau des Niederrheins und der Niers. Wenn die früher betrachteten größeren Rheinstädte wegen ihres römischen Ursprungs auf dem linken Ufer lagen, folgen jetzt solche auf dem rechten Ufer als Häfen für die Industriebezirke. Da, wo nach Aufnahme der Erft (siehe S. 38) der Rhein eine so scharfe Biegung macht, daß sein Bett (an einer Stelle nur 151 m breit) bis auf 20 m Tiefe ausgewetzt ist (nachher nur 7^2 m), liegt Düsseldorf (heute ein Stadtkreis von etwa 358 000 E., darunter 3000 Soldaten), jahrhundertelang Hauptstadt von Berg (zuerst Grafschaft, 1380 Herzogtum), jetzt aber von dem volkreichsten Regierungs- ') Essen a. d. Ruhr, Festschrift zur Hauptversammlung der Deutschen Kolonial- gesellschaft, Juni 1905. Essen war nach der Volkszählung von 1910 des Deutschen Reiches 13., Preußens 8., des Rheinlandes 3. Stadt.

5. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 47

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 47 Dampfhämmern und Walzwerken tätig sind behufs Herstellung von Eisenbahnschienen, Wagenachsen, Trägern, Draht usw. Ähnliche Bedeutung haben in Meiderich die „Rheinischen Stahlwerke" (4000 Arbeiter). Das Thyssensche Werk „Deutscher Kaiser" hinter der Emscher-Mündung (mit eigenem Hafen) und andere industrielle Anlagen haben sich so entwickelt, daß der dahinterliegende Ort Hamborn, der i. I. 1871, als der erste Kohlenschacht „abgeteuft" wurde, 2700 Einw. zählte und i. I. 1890 noch auf 7300 stand, schon i. I. 1900 auf 32 600, i. I. 1905 auf 67 500 Be- wohner angewachsen war und am 1. April 1911 mit mehr als 100000 E. den Sprung vom Dorfe (allerdings der größten preußischen Landgemeinde, vgl. S. 43) zur Großstadt gemacht hat. Damit hat das Deutsche Reich 48 Großstädte. Rein aus geschichtlichen Verhältnissen hervorgewachsen, nicht durch Bodenschätze bedingt, wenn auch für den maschinellen Betrieb auf die Ruhr- kohlen angewiesen, ist die Webe-Industrie auf der linken Rheinseite, wo sie das Gebiet der oberen Niers und die Krefelder Gegend beherrscht. Im 17. Jahrhundert fanden flüchtige Mennoniten aus den Nachbar- gegenden in Krefelds unter oranischer Herrschaft Schutz- sie brachten hier die Leinenweberei zur Blüte, führten dann aus Holland die Seidenweberei ein und erhielten dafür unter Friedrich dem Großen (1751 und 1763 in Krefeld) besondere Vergünstigungen^)- später traten Samt- und Plüsch- fabrikation (namentlich Schappe-Samt und -Plüsch), Rohseidenhandel usw. hinzu- die Handweberei mußte in neuerer Zeit mehr und mehr der Maschinen- weberei weichen, was in den 80 er Iahren zur Folge hatte, daß immer mehr Leute in die Stadt zogen, während sich die Handnebenarbeit (Winderei) aus dem teuern Stadtleben in die Dörfer der Umgegend zurückzog. So ist das „deutsche Lyon" gerade vor wenigen Jahrzehnten so ungemein schnell gewachsen, daß es statt der 6000 Bewohner i. I. 1786, statt der 26 000 Be- wohner i. I. 1840, statt der 74 000 i. I. 1880 bereits im Jahre 1887 die Zahl 100 000 überschritten hat3); wegen der Verlegung großer Betriebe in die Umgebung und der Geschäftslage der Modeartikel hat sich die Zahl nachher wenig verändert, so daß man erst im Frühjahr 1907 112000 (darunter 700 Husaren) zählte, trotz der Eingemeindung von Linn am Rhein. Diese ist 1901 erfolgt, um einen 1906 eröffneten Rheinhafen anzulegen und so der Stadt industriell größere Vielseitigkeit zu geben. Im Herbst 1907 wurde durch neue Erweiterung des Stadtkreises dessen Bewohnerzahl um stark 13 000 erhöht- sie hat jetzt (1911) 129 700 erreicht. Die fertigen Seiden-, Samt-, Plüsch- und Halbseidenstoffe (in den drei letzten auch Baumwolle) werden zum großen Teil nach England und Amerika^) hin verhandelt, im Werte von etwa 80 bis 85 Millionen Mark jährlich. Die gewebten und gefärbten Stoffe erhalten in der „Appretur" Glanz und schönes Aussehen (s. Abbild. 29 des Hauptsaales der großen Appretur von O. Pastor, S. 65). Seit 1883 ist die Preußische höhere Fachschule für Textil-Industrie, 1896 räumlich getrennt in die Webeschule (mit Gewebesammlung) und die Färberei- und Appreturschule, als Deutschlands hervorragendste Anstalt dieser Art vortrefflich ausgestattet. Das Stadtbad (seit 1890) ist eins der schönsten der Rheinprovinz; wertvoll ist das Kaiser-Wilhelm-Museum (1897, mit Marmorstandbild). In Krefeld-Bockum besteht schon seit der Mitte des 1) Der Name Crefeld oder Krefeld ist noch nicht sicher erklärt! die vier Bezeichnungen Krähenfeld, Edelhof Ereinuelt, Familie Creifeld und Eleveld (= Klevisches Grenzland) werden als Namensursprung genannt. Krefeld hat seit 1373 Stadtrechte. 2) Vgl. Dr. W. Mushacke, Krefeld im Fridericianischen Zeitalter (Krefeld 1899). 3) Bei Düsseldorf erfolgte dies auch erst 1882. 4) Die ersten deutschen Ansiedler in Nordamerika (Germantown bei Philadelphia), 1683, waren 13 Krefelder Familien, vgl. F. D. Pastorius, Pennsylvanien (Krefeld 1884).

6. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 7

1911 - Breslau : Hirt
Ii. Bodenkunde. 7 Hier ziehen sich auf der linken Naheseite der Hochwald (Erbeskopf, 816m, Aussichtsturm), der Idarwald (bis zu 765 m Meereshöhe), der Soonwald (bis zu 660 m) und des letzteren N0-Cnde, der Binger Wald, von Sw nach No so, daß sich die übrige Hunsrückfläche nach der Mosel hin abdacht. Es liegt übrigens im Wesen des Rheinischen Schiefergebirges und recht- fertigt die Bezeichnung „Gebirge", daß es steil und wie in Berge zerrissen in die Flußtäler abfällt, namentlich in das große Durchbruchstal des Rheins und die dazu senkrechte Talfurche von Mosel und Lahn. Von der Talsohle aus, die infolge der auswaschenden Tätigkeit des fließenden Wassers auch bei den kleinen Zuflüssen wenigstens im Unterlaufe recht tief liegt, erscheint eben jener Abfall durchaus gebirgig. So schließt gerade der Nordost- abfall des Hunsrück (von Rheinstein bis Stolzenfels) mit dem gegenüber- liegenden des Taunus das landschaftlich schönste deutsche Tal ein (vgl. Abb. 11 und 12, S. 53 und 54). Die Hauptmasse des an Bodenschätzen so reichen Rheinischen Schiefer- gebirges besteht aus sehr alten Gesteinen, vorherrschend aus dem sog. Devon'), insbesondere aus Tonschiefer, der noch vor der Steinkohlenzeit, also im ersten Teile der Primärzeit, gebildet ist. An den obenerwähnten Höhenrücken tritt noch älterer Quarzfels zutage, während jüngere Gesteine nur wie zerstreut auf der Hochfläche vorkommen. Das Grundgebirge war zur Primärzeit stark gefaltet worden, nachher aber durch Verwitterung und Wasser „abrasiert" (vgl. Fig. 4, S. 9); dem widerstand das härtere quarzitische Gestein so weit, daß es jetzt die Hochfläche überragt. Der flach- wellige Rumpf ist dann in der Tertiärzeit, vor der Eiszeit, durch mächtige Bruchlinien in einzelne große Schollen geteilt worden, von denen manche eingesunken und von jüngeren Gesteinen bedeckt geblieben sind, so die schon genannte „Bucht von Trier", durch welche die Mosel in das Schiefergebirge eintritt, ferner das „Becken von Neuwied" an der Kreuzungsstelle des Mosel-Lahn-Tals mit dem Rheintal, die ganze „Kölner Bucht" (s. oben S. 3) und die große „Münstersche Tieflands- bucht" im No (vgl. 1. u. 2. Kärtchen S. 5). Die Massen zwischen diesen eingesunkenen Feldern sind hingegen als „Horste" stehengeblieben oder gar durch Pressung, namentlich in der Eiszeit, noch emporgehoben. Während das Schiefergebirge so zum Rumpf- schollengebirge (Rumpfhorst) geworden ist, arbeiten die Flüsse seitdem stetig daran, die Platte allmählich immer mehr in eine Berggruppe umzuformen. In der Tertiärzeit hat sich auf der Höhe ein breiter, flacher Trog als Flußbett vorgebildet' dann hat sich — zum Teil unter Benutzung von Bruchlinien — das Bett des Urrheins enger, aber tiefer bis zu der heutigen „Hauptterrasse" eingegraben, zum Teil durch „Rückwärtserosion"! endlich haben in der Eiszeit und nachher der Rhein und seine Nebenflüsse ihre Täler noch enger und tiefer in das sich hebende Schiefergebirge eingeschnitten. Die Terrassen sind noch heute deutlich zu erkennen 2). d. Die linke Talwand der vielgewundenen Mosel ist der Abfall des größeren, nördlichen Teils der linksrheinischen Schieferfläche, der Eisel^). Deut- liche Höhenrücken wie der Hunsrück trägt die Eifel nicht, mit Ausnahme der in gleicher Richtung mit jenen streichenden Schneifel (auch „Schnee-Eifel" ') Genannt nach der Grafschaft Devonshire im s.w. England. — Das städtische Museum für Handel und Industrie in Köln enthält ein geologisches Prostl durch das Rheinische Schiefergebirge, das Dr. G. Fliege! aus natürlichen Gesteinen errichtet hat. 2) Genaueres bei Philippson in den Verhandlungen des 7. Internationalen Geographenkongresses, Berlin 1899, und des 14. Deutschen Geographentages, Köln 1903, sowie bei Kaiser a. a. O., 1903; Mordziol in der Zeitschrift d. Ges. f. Erdk. zu Berlin, 1910, S. 77 ff. 2) Vgl. O. Follmann in den „Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde" und den „Cifel-Führer". Der Name Eifel soll Wasserland, Flußland (keltisch ap^ Wasser, vgl. Apulien) bedeuten; andere leiten ihn von dem früher häuflgen Flußnamen Aquila her (pagus aquilinsis = (Eifelgau; im Jahre 838: „Eiflia").

7. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 14

1911 - Breslau : Hirt
14 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Die Erhebungen des Landes kann man auf einer sog. Klimakarte (vgl. Fig. 6, unten) an der geringeren Iahreswärme, auf einer Regenkarte (vgl. Fig. 7, untenan dem reichlicheren Niederschlag deutlich erkennen. Die feuchte Seeluft wird beim Ersteigen der Höhen unter ihren „Taupunkt" ab- gekühlt und verdichtet den Überschuß von Wasserdampf zu Niederschlag. Dieser wird gemessen durch die Höhe der Schicht, die in Wasserform den Boden nach einem Jahre bedecken würde, wenn von allem Tau, Reif, Regen, Schnee usw. nichts verdunstete, nichts oberflächlich abflösse und nichts einsickerte. In Deutschland hat der No der Provinz Posen weniger als 50, dagegen das Mittelgebirge an seinen höchsten Stellen weit mehr als 100 cm Regenhöhe (der Brockengipfel 132 cm). Die mittlere jährliche Regenmenge der Rheinprovinz bleibt unter 100 cm; am Hohen Venn an der West- grenze und bei Lennep an der Ostgrenze steigt die jährliche Niederschlagsmenge zu 120 cm an; am geringsten dagegen ist sie mit 50 cm an der unteren Nahe und im Maifeld am Ostende der Eifel. — Die Zahl der Tage mit mehr als 0,2 mm Nieder- schlag beträgt für Köln (bei 64 cm jährlicher Niederschlagsmenge) durchschnittlich 158,5; dabei sind 25,5 Tage mit Schnee, 21 Tage mit Gewittern — entsprechend für Kleve (bei 77,3 cm)") 168, davon 25,1 bezw. 21. t I unter Sozenüiw. Illllllllll 70-80 Zmtinv. , Ix-: 1!) 50-60 V///////A 80-100 p—ln7fprßofp1.<!. Hl 11 ] 11 ]16-7°Cels. V/M/A 7-8°Cels. I I 60-70 i i 100-120 mm8-9°Cels. Susi üb. 9°Ods. Ssshb über Ixozentmv- 6. Karte der mittleren Jahrestemperatur. 7. Karte der mittleren Regenmenge. (Maßstab liöoooooo,) (Maßstab 1:k000000.) Daß in der Tat das Klima unserer Provinz besonders günstig ist, zeigt sich am besten, wenn man den obigen Zahlen für die mittlere Iahreswärme die Tatsache gegenüberhält, daß (mit Rücksicht auf alle anderen Stellen der Erde unter gleicher Breite) der Mitte unserer Provinz nur eine durchschnitt- liche Jahrestemperatur von 5° C zukommen würde. Trotz alledem zeigen sich im einzelnen zwischen den Tälern und den Höhen bedeutende Gegensätze. Den ersteren ist die wahrhaft gleich- mäßige Milde des Klimas eigen, wie folgende Übersicht (vom Jahre 1885) dartut: 1) Vgl. die Arbeiten von Perlewitz, Moldenhauer und Polis in den „Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde"; Hellmann und Polis, 14. Geographentag, Köln 1903; sowie Pick, Über das Klima am Niederrhein, Kleve 1906, und die Wandkarten von Polis. 2) Statt dieser Mittelzahl hatte Kleve aber i. I. 1877 sog«r 109 cm, dagegen i. I. 1887 nur 46,5 cm Regenhöhe.

8. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 22

1911 - Breslau : Hirt
22 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Entsprechend den natürlichen Verhältnissen des Landes (Verbreitung von Kohle und Eisen, Gunst des Klimas, Fruchtbarkeit des Bodens usw.) sind die Bewohner der preußischen Rheinprovinz sehr ungleich über das ganze Gebiet verteilt (s. Fig. 9, S. 21). Wenn auch sehr große Flächen weit unter dem Durchschnitt der rheinländischen Volksdichte zurückbleiben (am ärgsten auf der Eifel mit etwa 40 Menschen auf 1 qkm), so vereinigen dafür einige kleinere Gebiete auf sich eine ganz außerordentlich dichte Bevölkerung. Diese bevorzugten Stellen, deren Volksdichte, wenn die Gemeinden von mehr als 20 000 Einwohnern außer Betracht gelassen werden, 250 noch übersteigt, sind das Kohlenbecken an der Saar, das fruchtbare Neuwieder Becken und die Umgegend von Bonn, namentlich aber die Gebiete am Nordrande des Schiefergebirges, in denen - merkwürdiger- weise — schon vor der Erschließung der Bodenschätze wichtige Städte lagen: das Aachener und das Ruhrkohlenbecken, sowie die von ihm mit beeinflußten, ergiebigen Fluren des Wuppergebiets und des linksrheinischen Webereibezirks, also etwa die Hälfte des Regierungsbezirks Düsseldorf. Die Hauptmasse der industriellen Tätigkeit des Pfälzer Berglandes vereinigt sich natürlich im Laarbecken, dessen Steinkohlenbergwerke fast alle Eigentum des preußischen Staates sind und ungefähr 50 000 Bergleute beschäftigen, die jährlich (1900) 11 Millionen Tonnen Kohlen fördern (vgl. oben S. 6). 3m ganzen Ruhrkohlen- becken, d. h. im Oberbergamtsbezirk Dortmund, förderten im Jahre 1890 128000 Arbeiter 35^ Mill., im Jahre 1900 229 000 Arbeiter 60 Mill. Tonnen Steinkohlen (Wert 512,7 Mill. J€); die Belegschaft war Ende 1906 auf 287 000 gestiegen. Daneben sind Tausende von Hüttenarbeitern tätig, während höchstens f der Bevölkerung den an sich recht fruchtbaren Ackerboden bebaut. Die Aachener Kohlengruben liefern jährlich (1909) etwa 3f Mill. Tonnen Steinkohlen durch die Arbeit von 7500 Berg- leuten. Dazu gesellt sich in diesem linksrheinischen Bezirke noch die Gewinnung von Blei- und Zinkerzen (Galmei) und andere Industrie; der Aachener Bezirk liefert f der gesamten deutschen Bleigewinnung, fast } der deutschen Silber- und £ der deutschen Zinkgewinnung'). In den Bezirken der Ebene wird vorzugsweise Landbau und Viehzucht, sowie Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen getrieben- aber auch dort wohnen noch mehr als 100 Einwohner auf 1 qkm. Übrigens entfielen im Jahre 1895 von der ganzen Bevölkerung der Rheinprovinz (stark 5 Mill.) als Erwerbstätige nebst Angehörigen und Dienstboten auf die Land- Wirtschaft fast \\ Mill. (24^ % gegen 35f °/0 als Durchschnitt fürs Deutsche Reich), auf Bergbau, Industrie und Bauwesen fast 2f Mill. (51|u/0 gegen 361 °/0 fürs Reichs, auf Handel und Verkehr mehr als f Mill. Menschen (12^-°/0 gegen 10£% fürs Reich). Die Zahl der erwerbstätigen Personen selbst bildete fast 40°/o der Gesamtbevölkerung. Die großartigen Handels- und Verkehrsbeziehungen des Rheinlandes zeigen sich u. a. darin, daß die vollspurigen Eisenbahnen unserer Provinz zu Ende des Jahres 1908 eine Länge von 4223,6 km ausmachten^). (Dazu kamen noch 921,4 km Straßenbahnen und 853,8 km nebenbahn- ähnliche Kleinbahnen.) Die Rheinlinie zwischen Süddeutschland und Holland, die Verbindungen innerhalb des Schiefergebirges mit Metz einerseits, durch Hessen ostwärts anderseits, endlich und hauptsächlich vom Flachlande aus die 1) Vgl. Festschrift zur Begrüßung des 14. Deutschen Geographentages, Köln, 1903' sowie: Körting, „Die Entwicklung der Industrie am Niederrhein in den letzten 50 Jahren" (Festsitzung des niederrheinischen Ingenieur-Vereins) Düsseldorf, 1906' Festschrift der Stadt Aachen, 1910. 2) Im Rheinlande entfielen auf je 1000 qkm Grundfläche 156,4 km (durchschnittlich im Deutschen Reiche nur 105,6), dagegen auf je 100000 Einwohner nur 61,9 km (gegen 90,7 im Reiche).

9. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 23

1911 - Breslau : Hirt
Iv. Die Bevölkerung. 23 zahlreichen Schienenwege durch Belgien und das südliche Holland nach Frankreich und den niederländischen Nordseehäfen sowohl wie nach Berlin und den Mündungen von Elbe, Weser und Ems sichern der Rheinprovinz reichlichen Vertrieb eigener und Umsatz fremder Erzeugnisse, der nur noch gewinnen kann, wenn der 1899 eröffnete Dortmund - Ems-Kanal nach Rhein und Maas hin einerseits, nach Weser und Elbe hin anderseits ausgebaut wird. Für die Lebhaftigkeit der Schiffahrt auf den Flüssen, in großartigstem Maße auf dem Rheine, wo sie seit 1831 ganz freigegeben ist, sprechen die Zahlen des Hafenverkehrs (vgl. Duisburg, S. 46). Der erste deutsche Rheindampfer fuhr 1824 von Rotterdam bis Kaub und zurück. Den Flußläufen folgen - wie die alten Heerstraßen - meist auch die größeren Eisenbahnen, wenigstens innerhalb des gebirgigen Gebiets. Mit Hilfe der voll- endeten Technik der Neuzeit werden aber auch die größten Terrainschwierigkeiten überwunden. Dem alten Handelswege am Nordrande der Mitteldeutschen Gebirgs- schwelle vorbei (siehe 5.19) entspricht die Linie Aachen — Krefeld — Duisburg — Dortmund — Berlin mit mehreren Seitenlinien, die insgesamt das dichte Eisenbahnnetz des rheinisch-westfälischen Industriebezirks ausmachen — so dicht, wie es auf dem ganzen Festlande nicht wieder zu finden ist. Vier Städte der Rheinprovinz sind Sitze von Königlichen Eisenbahn-Direktionen, nämlich Elberfeld, Essen, Köln und Saarbrücken. Für den Bau und die Instandhaltung von Straßen und Wegen sorgen teils der preußische Staat, teils die einzelnen städtischen und ländlichen Gemeinwesen. Am 1. Januar 1910 gab es in der Rheinprovinz 4825 Kraftfahrzeuge (gegen 26519 in Preußen). In den Händen des Deutschen Reiches ist das für unseren Verkehr so wichtige Post-, j Telegraphie- und Fernsprechwesen, für das in Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier Oberpostdirektionen bestehen. Zu dem großen deutschen Reichsheere stellt das Rheinland die Mannschaften des Viii. Armeekorps (Generalkommando in Koblenz) und aus den nördlichen Bezirken noch einen Teil der Mannschaften des Vii. Armeekorps (Generalkommando in Münster in Westfalen). Eine andere Teilung ist in bezug auf die Rechtspflege getroffen: Zu dem im Jahre 1966 gebildeten Oberlandesgericht Düsseldorf gehören die Landgerichte Kleve, Krefeld, M.-Gladbach, Düsseldorf, Elberfeld und Duisburg' dagegen ist das Landgericht Essen (mit zum Teil westfälischem Gebiet) beim Oberlandesgericht Hamm geblieben. Zum Oberlandesgericht Köln gehören jetzt die Landgerichte Köln, Aachen, Bonn, Koblenz, Trier und Saarbrücken. Dagegen untersteht das Land- gericht Neuwied (ebenso wie Hechingen in Hohenzollern) dem Oberlandesgericht Frankfurt a. M.x). — Auf Grund des neuen Fürsorgeerziehungsgesetzes arbeitet die Provinz dem Verbrechertum entgegen (z. B. in der vortrefflich geleiteten und ein- gerichteten Anstalt Fichtenhain bei Krefeld). Neben der öffentlichen Armenpflege, durch die im Rheinlande z. B. im Jahre 1884 4 °/o der ganzen Bevölkerung unterstützt wurden, sorgt unsere Regierung auf Grund der Beschlüsse des Reichstages durch die Kranken-, Unfall-, Invaliditäts- und Altersversicherung für die arbeitenden Klassen, womit schon seit längeren Iahren Orts- und Betriebskassen und Privatwohltätigkeit Hand in Hand gehen 2). Nicht minder aber findet das geistige Leben in der Rheinprovinz volle Berücksichtigung; neben Juristen und Ärzten») sind die Vertreter des Kirchen- und Unterrichtswesens und der Künste in mannigfachster Weise ') Vgl. Abschnitt Vi. Auf der linken Rheinseite und im mittleren Teile auf dem rechten Rheinufer galt früher der »Code Napoleon« (vgl. oben S. 26), im Norden das preußische Landrecht, im Westerwalds das gemeine Recht. Am 1. Januar 1966 trat das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich in Kraft. 2) (Es gab 1964 allein an Krankenkassen 2164 mit 1 131036 Mitgliedern. 3) Im Jahre 1905 zählte man im Rheinland 3014 „approbierte Ärzte", 198 Jahn- ärzte und 549 Apotheken.

10. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 41

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 41 und Ronsdorf (15400 E.), teils in Eisen- und Stahlwaren, teils (bei der Nähe von Barmen) in Bandweberei tätig, während (n.w. von Remscheid) in Kronenberg (13000 E.) große Hausindustrie in Eisengeräten vorwiegt. Seit 1897 ist Remscheid durch einen großartigen Bahn- und Brückenbau mit dem auf einer Anhöhe w. von der Wupper gelegenen Solingen ver- bunden. Unterhalb von Müngsten (= Mündungsstein) (wo das prächtige Morsbachtal endet) überspannt die Kaiser-Wilhelm-Brücke (491 m lang) die Wupper in einem 107 m hohen Bogen von 170 m Spannweite; zum Bau dieser höchsten deutschen Brücke (s. Abbild. 22, 2. 61) sind mehr als 5 Mill. kg Eisen verbraucht worden (Baukosten- 2 700000 Mark). Solingen (Stadtkreis von 50 500 E. - seit 1889 ist Dorp an der Wupper mit ihm vereinigt -) ist der Mittelpunkt der deutschen Waffen- und Schneidewaren- fabrikation, das „deutsche Sheffield", aber in manchen Beziehungen der eng- lischen Großstadt überlegen; Solinger Klingen finden sich sogar auf den Märkten Inner-Afrikas. Zum Teil durch Hand-, zum Teil durch Maschinenarbeit werden die einzelnen Teile von Messern, Scheren, Bajonetten und namentlich Degenklingen („der Schmied von Solingen") nicht nur in Solingen selbst hergestellt, sondern auch in den benach- barten Städten Höhscheid (16000 E.), Ohligs, früher Merscheid genannt (28000 E.), Wald (25000 E.) und Gräfrath (10000 E.). Die Westgrenze dieses Bezirks bildet ungefähr die Eisenbahn, die von Deutz über Opladen nordwärts führt und sich an die Bahn Düsseldorf-Elberfeld anschließt, während gleich dahinter eine n. Linie nach der Ruhr und ihren Kohlenschätzen hinzieht. Die größte Volksdichte zeigt die nördliche Talstrecke an der Wupper; dort sind die beiden Städte Elberfeld und Barmen mit ihren Vororten und unter- einander zu einem 3 Stunden langen und bereits an den Abhängen empor- klimmenden Häusermeere verwachsen, das, von den Höhen gesehen, so recht alle Merkmale einer Fabrikstadt zeigt (s. Abbild. 25, S. 63). Während sich die Gesamteinwohnerzahl beider Städte 1815 noch auf 30000, 1855 auf 82 000, 1885 auf 210 000 belief, ist sie jetzt auf fast 340000, bei Elber- feld auf 170000, bei Barmen auf 169 000, gestiegen; beide Stadtkreise teilen sich in eine Bodenfläche von 53 qkm. Solche Blüte rührt fast aus- schließlich von der großartigen Webe-Industrie her, die Baumwolle, Wolle und Seide umfaßt; darunter heben sich Bänder, Kordeln und Kleiderbesatz als besondere „Barmer Artikel" ab, wohingegen Elberfeld mehr Handel treibt'). Von 1527 an war hier, als die Wupper noch klares Wasser hatte, (Barnbleicherei und Handweberei. Einen großen Aufschwung erhielt die Webstoffindustrie, als 1780 die Türkischrotfärberei dort bekannt wurde. Zwei Eisenbahnen („rechtsrheinisch" von Düsseldorf über Mettmann her und „bergisch-märkisch", s. o.) durchziehen das Tal (Elberfeld ist auch Sitz einer Kgl. Eisenbahn-Direktion). Eine elektrische Schwebe- bahn von 13 km Länge (zum größten Teile über der Wupper) ist seit 1903 eine wich- tige Verkehrsader für Barmen-Elberfeld-Vohwinkel, die erste ihrer Art (s. Abbild. 26, S. 63). Die neueren Stadtteile, das stattliche Elberfelder Rathaus (1900), die Barmer Ruhmeshalle (1900), prächtige Denkmäler, Theater, Badeanstalten, elektrische Jahn- radbahn, die herrlichen Barmer Anlagen (Tölleturm) usw. kennzeichnen die Großstadt, deren Nähe die bergigen Umgebungen im Waldesdunkel glücklicherweise noch nicht merken lassen. Die kirchliche, streng protestantische Gesinnung vieler Bewohner be- tätigt sich im Missionswerke. Vohwinkel (s. o., 15000 E.), ein Brennpunkt des l) Rud. Herzog hat in dem Roman „Die Wiskottens" ein prächtiges Bild des Lebens seiner Heimat gezeichnet (1905). „Barm" bedeutet eine Bodenerhöhung. [ij|y
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