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1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 3

1911 - Breslau : Hirt
I. Größe und Grenzen. 3 Der einzige Fluß, der die ganze Breite von Mitteleuropa durchmißt, ist der Rhein'). Sein Oberlauf gehört den Alpen selbst und dem (schweizerischen) Alpenvorlands an. Sein Mittellauf ist die Hauptader für alle Gewässer des Südwestdeutschen Landbeckens und des Schiefergebirges. Im Unterlaufe endlich durchströmt der Rhein den W der Norddeutschen Tief- ebene. Die Maas, die sich (5° ö. v. Gr.) auf holländischem Boden mit der Waal, der stärksten Ader seines Deltas, vereinigte, ist 1904 dort künstlich wieder abgetrennt. 4. Bon der Rheinprovinz greift der äußerste 8 in das Pfälzer Berg- land und in den Nordrand der Lothringer Stufenlandschaft hinein- die große Masse des Landes aber gehört dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Nordwestdeutschen Flachlande an. Das Schiefergebirge ist eigentlich eine im Mittel fast 500 m hohe Platte, die vom Rheine in zwei Hälften zersägt ist und durch mehrere seiner Nebenflüsse in kleinere Abschnitte zerlegt wird. Einer dieser Teile, der Taunus (höchster Punkt: der Feldberg von 880 m Höhe), bleibt-vom Wetzlarer Bezirk abgesehen - außerhalb der Grenzen der preußischen Rheinprovinz; an den übrigen Abschnitten aber hat diese mehr oder weniger Anteil. Das Flachland greift mit der Kölner oder Nieder- rheinischen Tieflandsbucht von N her in die Schieferhochfläche hinein. So ergeben sich für die Betrachtung der Oberflächenform Rheinpreußens die nachfolgenden natürlichen Abteilungen: a, b. Anteil an der Lothringer Stufenplatte (durchschnittlich 200 bis 300 m hoch) und dem Pfälzer Bergland (Donnersberg in der Bayrischen Pfalz 687 m hoch)- L. der Hunsrück (Erbeskopf 816 m); d. die Eifel (Hohe Acht 746 m); e. das Siebengebirge (Ölberg 464 m) und Anteil am Westerwald (Fuchs- kauten in Nassau 657 m); f. Anteil am Sauerland (der Kahle Astenberg in Westfalen 830 m) und an der Haar oder dem Haarstrang (in Westfalen 300 m hoch); g. die Niederrheinische Tiefebene (Rheinhöhe bei Bonn 43,6 m, an der holländischen Grenze beinahe 10 m über dem Nullpunkt des Amsterdamer Pegels, der nur 3 mm tiefer liegt als N.n., d. h. als der Normal-Nullpunkt der deutschen Höhenmessung. Zum Vergleiche können herangezogen werden: Iimmerhöhe 3,5 bis 4,5 m, Haus- höhe etwa 15 m, Nationaldenkmal auf dem Niederwald 35,5 m, Kölner Dom 156 m, die Lchneekoppe, höchster Punkt des Deutschen Mittelgebirges, 1603 m, der Mont Blanc 4810 m. - 5. Nur ein Teil des W unserer Provinz, gut ein Sechstel des ganzen Landes, wässert nach der Maas hin ab, alles andere ist Rheingebiet. Im Rheingau über 1 km breit, tritt der Rhein bei der Einmündung der Nahe in stark 76 m Meereshöhe an die Rheinprovinz heran; der staatlichen Einteilung gemäß gehört aber das rechte Ufer zunächst noch der Provinz Hessen-Nassau an, und erst von einer Stelle zwischen Lahn- und Moselmündung i) Der Nhein == der Rinnende (aus dem Keltischen, vielleicht schon aus dem Ligurischen, vgl. den Reno [bei Bolognas. Der ganze Stromlauf ist 1366 km lang. Vgl. das amt- liche Werk: „Der Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse . . Berlin 1889, und Iasmund, Die Arbeiten der Rheinstromverwaltung, Berlin 1901.

2. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 8

1911 - Breslau : Hirt
8 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. genannt; höchster Punkt 697 m über d. M.), welche übrigens die umgebende Hochfläche nicht bedeutend überragt. Aber nicht die Schneifel, sondern eine mäßigere Erhebung nördlich davon (Losheimer Wald, Iitterwald, bis zu 690 m) bildet den Ausstrahlungspunkt von Bächen und Flüssen verschiedenster Richtung (siehe Kärtchen S. 5); die ganze Landschaft ist eben ein echtes Hochland, bei dem sich nur der Lage nach, ohne deutliche Abgrenzung, einzelne Teile unter- scheiden lassen, so s. und s.ö. von der Schneifel die Dorder-Eifel und n.ö. von dieser die Hohe Eifel. Ein verändertes Gepräge jedoch erhält diese Hochfläche einmal durch eine größere Zahl aufgesetzter Bergkegel und -kuppen; zu diesen gehören die bedeutendsten Erhebungen der Hohen Eifel: die spitzen Kegel der Hohen Acht (746 m) und der Nürburg (678 m), von denen der erstere als höchster Punkt der ganzen Eifel auch die weiteste Rundsicht gewährt, der zweigipfelige Hohe Ke lberg (674 m), der abgestumpfte Kegel des Aremberges x) (590 m) u. a. m. Außerdem aber befinden sich in der Eifel echte Vulkane, die erst gerade vor der geschichtlichen Zeit erloschen sind, nebst manchen anderen damit zusammengehörigen Erscheinungen. Sie bilden zwei Gruppen, von denen die eine von dem Neuwieder Becken bis zum flachen Krater des Rodder- berges (bei Rolandseck) reicht, während die Vulkane der anderen Gruppe in einer zur Hauptrichtung des Schiefergebirges senkrechten, s.ö. gerichteten Linie angeordnet sind von dem vor der Schneifel liegenden Goldberge (649 m) bis nach der Falkenlei (414 m), die sich unweit der bemerkenswertesten Moselschlinge (s. Abb. 14, S. 56) erhebt; ungefähr in der Mitte dieser Linie befindet sich ihre höchste Erhebung, der Hohe Ernst oder Errensberg, ein Schlackenberg von 700 m Höhe. Außer derartigen Kegelbergen von Schlacken- und Lavamasse, außer alten Kratern mit Lavaströmen gibt es hier noch die merkwürdigen Maare, kreis- runde Vertiefungen, die oft tiefe Seen enthalten (oder aber verschüttet und nun mit Torfmooren und Wiesen bedeckt) und mit einem Ringwall von vulkanischem Tufp) und Sand umgeben sind; auch der Rodderberg gehört eigentlich hierzu. Abseits von jener Vulkanreihe der Vorder-Eifel, unweit der gewaltigen Schlacken- masse des Mosenberges (519 m, 4 Krater) liegt das Meerfelder Maar, von dem nur noch die n. Hälfte ein See ist ssein Spiegel in 334 m Meereshöhe). In der Vulkanreihe selbst aber sind hervorzuheben die drei in einer gemeinsamen Tuffmasse liegenden Daunermaare: das Gemündener, das Weinfelder und das Schalken- mehrener Maar (welch letzteres — wie auch das Meerfelder Maar — einen Abfluß besitzt) — und s.ö. von ihnen das schönste derartige Wasserbecken, das fast kreisrunde, tief in die Hochfläche von Gillenfeld eingesenkte Pulvermaar, dessen Spiegel (414 m über d. M.) von mehr als 70 m hohen, dicht mit Buchen bestandenen Abhängen um- rahmt ist; seine größte Tiefe beträgt 74 m, seine Fläche 35 ha, sein Umfang 2^ km. Von den Dauner Maaren besitzt das Schalkenmehrener (vgl. Abbild. 23, S. 62) mit 21,6 ha die größte Fläche und nach der Ausflußseite hin die sanftesten Umwallungen; sein Spiegel liegt in 422 m Meereshöhe, seine größte Tiefe beträgt 21m (vgl.abbild. 23, S.62). Das reizende Gemündener Maar) 465 m über d. M), mit 7,2 Ks das kleinste der drei genannten vulkanischen Becken, ist an der tiefsten Stelle 38 m tief; sein schmaler West- rand fällt steil nach dem nahen Liesertale hin 40 m tief ab. Zwischen diesen beiden, durch beträchtliche Rücken von ihnen getrennt, breitet sich in 479 m Meereshöhe die Wasserfläche des Weinfelder Maares aus, dessen Fläche 16,8 ha, dessen Umfang x) Nürburg und Aremberg tragen schöne Burgtrümmer. 2) So heißt die bei dem Ausbruch mit Wasser durchtränkte oder unter Wasser abgelagerte und später erhärtete „vulkanische Asche".

3. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 12

1911 - Breslau : Hirt
12 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Dem Aachener Bezirke auf der linken Rheinseite entsprechend, aber tausendmal größer, ist dem Nordsaume der rechtsrheinischen Schieferfläche ein mächtiges Steinkohlengebirge vorgelagert, auf beiden Seiten der Ruhr teil- weise sogar oberirdisch, weiter n. bis über die Emscher und die Lippe hinaus unterirdisch, ja mit einigen Flözen unter dem Rheine weg auf dessen linkes Ufer reichend. Unter mehr als 2000 qkrn Fläche findet sich hier in etwa 100 Flözen das reichste Kohlenlager des europäischen Festlandes. An der Oberfläche bildet dieses (im 0 auch noch eisenerzhaltige) Kohlengebirge auf dem rechten Ufer der Ruhr den sich nach N senkenden Landrücken des Ardey (der Isenberg, 125 rn hoch), des westlichen Ausläufers der Haar. - Auch die äußerste Südwestecke des dreieckigen Beckens von Münster ist mit in die Grenzen der Rheinprovinz hineingezogen. Üppige Sumpfwaldungen (Schuppenbäume, Siegelbäume, Schachtelhalme, Farne und Nadelhölzer), die zur mittleren Primärzeit die damalige Meeresküste vor dem Schiefergebirge bedeckten, sind in dem sie einhüllenden Meeresschlamm allmählich ver- kohlt- die mächtige Ablagerung der Steinkohlenschichten ist später noch mehrfachen Faltungen unterworfen gewesen, so daß deren Ergebnis sich in einer vierfachen muldenförmigen Anordnung der Kohlenflöze darstellt. Die Münstersche Bucht (vgl. S. 7) ist, großenteils mit Kreideschichten bedeckt (s. Fig. 2, S. 5), als große Land- schölle in der Tertiärzeit eingesunken und schließlich zur Eiszeit noch vom nordischen Inlandeise überdeckt, auf dessen Dasein die jetzigen sandigen Striche und erratische Blöcke hindeuten. i n nr iv 5. Durchschnitt durch das Ruhrkohlengebiet (nach v. Dechen). I. Horst-Recklinghausener Mulde, Ii. Essener Mulde, Iii. Bochumer Mulde, Iv. Wittener Mulde; 1- Devon, 2. Kulm und flözleeres Kohlengebirge, 3. produktives Kohlengebirge (Flözzüge punktiert und gestrichelt), 4. Kreide. g. Auch die Oberfläche der Niederrheinischen Tiesebene weist noch mäßige Höhenrücken (und einzelne Hügel) auf, so in der Kölner Tief- landsbucht die Bille oder das „Borgebirge" (zwischen Rhein und Erst), so auch weiter nach Nw zu die niedrigen Hügelrücken, die zwischen Erft und Niers, zwischen Niers und Maas („Süchtelner Höhen"), zwischen Rhein und Niers (im Nw der prächtige „Reichswald") die Wasser- scheiden bilden, meist bloß 50 m, nur an den höchsten Stellen etwa 80 m über d. M. (der „Klever Berg" im Reichswald sogar 106 m). Der Nieder- rhein hat in seinen eigenen Ablagerungen (s. e) zu verschiedenen Zeiten seinen Lauf verändert^), wovon zahllose alte Stromarme, die zum Teil noch ausgedehnte Wasserflächen bilden, und sumpfreiche Bruchgegenden deutliche Kunde geben. Je weniger hoch die Landfläche über dem Spiegel des Stromes liegt, um so mehr ist sie Überschwemmungen und stets neuen Absätzen von Geröll und Sand ausgesetzt- das zeigt der Boden besonders dort, wo der Strom unsere Provinz verläßt. Daß das Kohlengebiet der Ruhr mit dem von Aachen in der Tiefe zu- sammenhängt, kann nach den Bohrungen des letzten Jahrzehnts nicht mehr bezweifelt werden. In der Zechsteinzeit hat das Meer von N her das gefaltete Grundgebirge i) Vgl. Dr. A. Puff in der Festschrift des Naturwissenschaft!. Vereins zu Krefeld, 1908.

4. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 20

1911 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. der Neuzeit, als sich von dem Norddeutschen Flachlande her, von wo aus ja die Gebirgsschwelle leichter zugänglich ist, der aus den Trümmern des Dreißigjährigen Krieges neu auflebende brandenburgisch-preußische Staat kräftig ausdehnte in dem zielbewußten Streben, den deutschen Einheitstraum seiner Erfüllung entgegen- zuführen (1614, 1803, 1815, 1866). Als der jülich-klevische Erbfolgestreit (1609— 1614) beigelegt und — außer westfälischen Gebieten - das Herzogtum Kleve Brandenburg zugesprochen war, gelang es nach dem langen Kriege dem Großen Kurfürsten, diese nörd- lichste Landschaft unserer Provinz auch innerlich mit seinen östlicheren Gebietsteilen zu einem Staate zu verbinden. In den übrigen Landschaften aber fehlte eine solche feste Hand- wiederholt suchten die Franzosen das Rheinland heim, und ihr Ansturm vernichtete vorübergehend auch die preußische Herrschaft am Rhein. Es war 1702 auch die Grafschaft Mors sowie Stadt und „Herrlichkeit" Krefelds und 1713 der Ostteil des Herzog- tums Geldern (mit Viersen und Geldern) an Preußen gefallen. Aber das ganze linke Rheinufer kam 1794 bzw. 1801 in französische Höndes- die deutschen Fürsten ließen sich dafür ablohnen im Reichsdeputationshaupt- schluß 1803, der die geistlichen Herrschaften (außer Kur-Mainz) von der Karte Deutschlands tilgte und Preußen u. a. in den Besitz der Abteien Essen und Werden brachte. Erst nach den Befreiungskriegen konnte Preußen seinen alten Besitz am Rheine wieder antreten- — durch den Wiener Kongreß 1815 wurde das Rheinland, das der Franzosenzeit wenigstens den ersten Anflug von Einheitlichkeit (auch im Rechtswesen) verdankte, fast in der jetzigen Ausdehnung preußisch- man zählte damals 1,9 Mill. Bewohner. Später kam nur noch das kleine Koburgische Fürstentum Lichtenberg (1834 durch Kaus) und 1866 der ehemals hessen-homburgische Kreis Meifenheim (s. S. 27) zu der - seit 1824 so genannten - Rheinprovinz^). Seit 1821 unterscheidet man die fünf Regierungsbezirke Düffel- dorf, Köln, Aachen Trier und Koblenz, die i. I. 1910 in 60 Land- und 19 Stadtkreise zerfielen (s. Vi, Iahlennachweise). Wie durch die Ereignisse des Jahres 1866 die große Lücke zwischen Rheinland und Westfalen einerseits und den altpreußischen Provinzen anderseits ausgefüllt worden ist, so haben die unvergeßlichen Kriegstaten von 1870/71 die deutsch-französische Grenze von der Saarlinie bis über die Mosel hinaus vorgeschoben. — Die Großmachtstellung Preußens und des Deutschen Reiches hat auch auf die Bedeutung des Rheinlandes segensreiche Rückwirkungen ausgeübt- der mächtige Aufschwung, den seit dem 19. Jahrhundert besonders die Industrie auf Grund der Ausnutzung der reichen Bodenschätze des Landes genommen hat, steht dabei in erster Linie, und damit hängt zusammen eine beträchtliche Zunahme der Bevölkerung, insbesondere der städtischen^). Am 1. Dezember 1905 zählte man in der Rheinprovinz 6435 778 Menschen (30 Jahre vorher 3 804381)- das macht (vgl. oben S. 1) durch- !) Vgl. Dr. W. Mushacke, Krefeld zur Zeit der preußischen Besitzergreifung (Kre- feld 1902), und ders. im Jahresbericht des Naturwissensch. Vereins zu Krefeld, 1906. 2) Wie schon hundert Jahre vorher die Südspitze der Rheinprovinz, die man sogar im ersten Pariser Frieden 1814 noch bei Frankreich ließ, die sich aber 1815 freiwillig unter preußische Herrschaft stellte. s) Neuerdings auch „Provinz Rheinland" genannt. 4) Die Volkszählung vom 1. Dezember 1905 wies 136 Städte mit insgesamt 3,3 Mill. Einwohnern und 3123 Landgemeinden auf.

5. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 24

1911 - Breslau : Hirt
24 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. tätig, und nirgendwo sonst hat so wie im rheinisch-westfälischen Industrie- bezirke die deutsche Ingenieurwissenschaft und -Kunst das Wort »made in Germany« zu Ehren gebracht. Das evangelische Kirchenwesen ist der Aufsicht des Generalsuperintendenten sin Koblenz) unterstellt. In die Leitung des römisch-katholischen Kirchenwesens teilen sich der Erzbischof von Köln und die Bischöfe von Trier und Münster. Der Bischof der Altkatholiken hat seinen Sitz in Bonn. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, verbunden mit der land- wirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf, die Technische Hochschule zu Aachen und die Handels-Hochschulen zu Köln und Aachen stehen unmittelbar unter dem Ministerium, die 133 höheren (Knaben-) Schulen (Gymnasien und Progymnasien, Realgymnasien und Realprogymnasien, Ober-Realschulen und Realschulen, zum Teil Reformanstalten, davon 24 mit Kgl. „pädagog. Seminar") mit fast 170(3 Oberlehrern und die 31 höheren Mädchenschulen (z. T. mit Studienanstalt, höherem Lehrerinnen-Seminar oder auch Frauenschule verbunden) unter dem Provinzial-Schulkollegium (zu Koblenz), die Mittel- und Volksschulen i) unter der „Regierung" ihres Regierungsbezirks. Dazu kommen an Fachschulen: die „Preußische höhere Fachschule für Textil-Industrie" (Webeschule, Färberei- und Appreturschule) zu Krefeld, die Webeschule und die Färberschule zu Mülheim a. Rh., die Webeschule zu Aachen, die Landwirtschaftsschulen zu Bitburg und Kleve, die gewerbliche Fachschule zu Köln, die dem Handelsministerium unter- stellten Kunstgewerbeschulen zu Düsseldorf, Aachen, Köln, Barmen, Elberfeld, Krefeld, Essen und Solingen, die Königliche Baugewerkschule Barmen-Elberfeld, die Hütten- schule zu Duisburg, zahlreiche kaufmännische, ländliche und gewerbliche Fortbildung?- und Handwerkerschulen usw. Man zählt 5 evangelische und 11 katholische Lehrer- Seminare und mehrere Lehrerinnen-Bildungsanstalten, ferner, von der Provinz unter- halten, 8 Taubstummen- und 2 Blinden-Anstalten. Die Kunstakademie zu Düsseldorf, die Provinzial-Museen zu Bonn und Trier, städtische Museen zu Köln, Düsseldorf, Krefeld usw. dienen der Kunstpflege. In bezug auf die Verwaltung leitet jeden Stadtkreis der Bürgermeister (dem gewöhnlich der Titel Oberbürgermeister verliehen wird), jeden Landkreis der Land- rat. Über diesen steht die Behörde des betr. Regierungsbezirks mit dem Regierungs- Präsidenten an der Spitze. Die oberste Behörde der Provinz ist der Königliche Oberpräsident (Koblenz); dabei sind mancherlei innere Angelegenheiten der Selbst- Verwaltung durch den Provinziallandtag (mit Provinzialausschuß und Landes- Hauptmann) anheimgegeben. Dem Herrenhause gehören aus dem Rheinlande neben den persönlich oder sonst Berechtigten und den vom Könige berufenen Mitgliedern die Vertreter von 11 größeren Städten an, dem Abgeordnetenhause 64 Mitglieder. Außer diesen Mit- gliedern des Preußischen Landtags werden von unserer Provinz 35 Abgeordnete in den Deutschen Reichstag entsendet, um in Gemeinschaft mit dem Bundesrat an ihrem Teile zu wirken für Kaiser und Reich. i) Im Jahre 1901 gab es im Rheinlande 4930 öffentliche und 22 Privat-Volks- schulen mit insgesamt etwa 15500 Lehrkräften und beinahe 965000 Schülern. Von den i. I. 1908 eingestellten 25260 Rekruten (ohne die Einjährig-Freiwilligen) waren nur 4 ohne Schulbildung, also nur 0,02°/o (in Preußen durchschnittlich 0,03%).

6. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 28

1911 - Breslau : Hirt
28 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Von Kreuznach ab erweitert sich das Tal nach der rechten Seite hin bedeutend, schließlich aber schneidet die Nahe noch auf 3 km in das Schiefergebirge ein, ehe sie sich (unter zwei Brücken weg) zwischen der hessischen Stadt Bingen und dem ver- Kehrsreichen preußischen Orte Bingerbrück (3200 E.) dem Rheine gesellt (vgl. S. 25). Dort auf der Elisenhöhe soll sich — dem Germania-Denkmal des Niederwaldes gegenüber — das Bismarck-Denkmal erheben. 3. Der Saargau. Die beiden Hauptverkehrslinien, die an den Rändern des Pfälzer Berg- landes — die eine von Kreuznach die Nahe aufwärts, die andere von Kaiserslautern durch das „Landstuhler Bruch" — dem Kohlengebiete an der Saar zustreben, treffen zunächst auf einen Zufluß der letzteren, die Bliest, Diese entspringt zwischen der Nahequelle und dem Schaumberge (f. oben S. 6) und nimmt bei St. Wendel (282 m über d. M, 6900 E.), der preußischen Kreisstadt mit schöner Wallfahrtskirche (weiter w. Marpingen), s. Richtung an. Nachdem die Blies die Nahe-Bahn in ihr Tal aufgenommen hat, tritt sie in das Kohlengebiet ein. 2. von der Kreisstadt Ottweiler (262 m über d. M, 6900 E.) erreicht man den Eisenbahn-Knotenpunkt Neunkirchen (34500 E.), in dem das große Eisen-Hütten- werk des Freiherrn von Stumm mehr als 6000 Arbeiter beschäftigt. Hier biegt die Blies nach O um und durchfließt nun bayrisches Gebiet' das letzte Stück ihres Unterlaufes aber schließt mit der Saar die Südspitze der Rheinprovinz ein (vgl. S. 1 u. 20)' ihrer Mündung gegenüber liegt die gewerbreiche deutsch-lothringische Stadt Saargemünd. Von der Westseite des Donon (1010 m) im Wasgau kommend, tritt die Saar zuerst als Grenzfluß an das preußische Rheinland heran, dann ö. vom Spicherer Berg (267 m; Kämpfe am 6. August 1870) in die Rheinprovinz hinein und biegt scharf nach W (später nach Nw) um, den Südwestrand des großen Kohlenbeckens durchfließend. Dort an der Kniestelle ist Saarbrücken (105 000 E.), der Hauptpunkt des dichtbewohnten Kohlengebiets, in dem Bergwerksschachte und Koksöfen mit großen Hüttenwerken abwechseln. Früher unterschied man auf dem linken Ufer die Kreisstadt Saarbrücken (einstmals Sitz der Fürsten von Nassau-Saarbrücken), auf dem rechten St. Io- Hann (zwei Brücken) und abwärts Malstatt-Burbach. Nach allen Seiten führen Schienenwege den umliegenden Landschaften die „schwarzen Diamanten" zu: s.w. über Forbach nach Metz, die Saar aufwärts nach Saargemünd und weiter (Glas- und Porzellanmanufaktur), ö. nach dem bayrischen Iweibrücken; von Neunkirchen her kommt die Rhein-Nahe-Bahn vorüber an den Kohlenorten Sulzbach (22500 E.) und Dudweiler (24500 E.), in deren Nähe der „brennende Berg" liegt, ein dampfendes Kohlenflöz, das vor mehr als 200 Iahren in Brand geraten ist (Goethe 1770). Endlich begleitet eine Eisenbahn die Saar ab- wärts,' an dieser folgt später Völklingen3) (18100 E.). Zweigbahnen führen nach rechts in das Kohlengebiet hinein, und eine wichtigere Bahn zweigt nach Lothringen ab,' dazu kommen elektrische Straßenbahnen. Schon außerhalb des Kohlenbeckens, aber gewerblich (Eisenhütten) von ihm noch abhängig, liegt am linken Ufer der Saar die — neuerdings ihres Festungscharakters entkleidete und durch Eingemeindung vergrößerte — Kreisstadt Saarlouis (Ge- burtsort des französischen Marschalls Ney? 15300 E., darunter 2500 Soldaten). Das Tal ist hier breiter? von der rechten Seite kommt die Prims, die aus Bächen des 1) Diese ergoß sich in der Eiszeit nicht in die Saar, sondern durch die zuletzt ge- nannte Talfurche nach O hin in den Rhein. 2) Koks (Eoaks), aus Steinkohlen durch Glühen bei gehindertem Luftzutritt er- halten, ist ein sehr kohlenstoffreiches Brennmaterial (guter Leiter für Wärme und Elektrizität). 3) Die zahlreichen, auf ...ingen endigenden Ortsnamen im Reg.-Bez. Trier (s. auch S. 29, 30, 52) erinnern an die Einwanderung von Alemannen.

7. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 33

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 33 Der Anfang der Stoiberger Industrie wird auf flüchtige protestantische Franzosen des 17. Jahrhunderts zurückgeführt. In den Kohlenreichtum des Rurgaues teilt sich mit dem Tale der Inde das der Worm, eines nördlich gerichteten Zuflusses der Rur- von dessen Bodenschätzen zieht aber bereits das südlicher gelegene Grenzgebiet von Eupen Nutzen. Seine kleinen, nach W gerichteten Wasseradern trennen den Nordrand der Torfgegenden des Hohen Venn von den Quellbächen der Inde und Worm- den Mittelpunkt bildet die durch ihre Tuchweberei bekannte Kreisstadt Eupen (14 000 (B.), durch eine Zweigbahn in Verbindung mit der wichtigen Bahnlinie Köln — Aachen — Lüttich. Nördlich von dieser Stelle bezeichnet „die Kull", eine Bodenvertiefung, die letzte Spur der gänzlich erschöpften Iinkerzbergwerke der Gesellschaft »Vieille Montagne« im neutralen Grenzgebiet von Moresnet. Den Hauptpunkt des ganzen Industriebezirks im deutschen Maasgebiete und darum auch die Hauptstadt des westlichsten preußischen Regierungsbezirks ist Aachen (180 m über d. M., 156000 E., darunter 1100 Soldaten)1). Die geschützte Lage in dem Talkessel und die warmen Quellen werden wohl schon die Kelten zu einer Siedelung veranlaßt haben. Als Lieblingsplatz Karls des Großen, von dem noch der achteckige Kuppelbau des Domes herrührt, und als Krönungsstadt vieler deutschen Kaiser (bis 1531) hat Aachen eine bedeutende geschichtliche Vergangenheit (vgl. oben S. 18)2), die bis in die Römerzeit zurückreicht, wie Nachgrabungen bewiesen haben. Die fleißige Benutzung der warmen Kochsalz-, schwefel- (und eisen-) haltigen Heil- quellen von 44 bis 55° C („urbs Aquensis"; in der Vorstadt Burtscheid sogar bis zu 75° C) bildet das stetige Bindeglied zwischen der neuen und jener alten Zeit. Aber sowohl in bezug auf das Badeleben wie besonders als Sitz einer großen Gewerbtätigkeit (namentlich Tuch- und Nadelfabriken neben dem Bergbau) macht Aachen durchweg den Eindruck einer lebensvollen Stadt der Neuzeit, die seit 1897 mit der s.ö. Nachbarstadt Burtscheid (Tuchweberei) vereinigt ist. Das stilvoll erneuerte und vergrößerte Rathaus fußt auf einigen Überresten der alten Kaiserpfalz. Im 14. Jahrhundert wetteiferte Aachen in Tuchweberei mit Köln. Als es 1815 an Preußen fiel, hatte es kaum 30 000 E., i. I. 1870 schon 72 000. Die Technische Hochschule für Rheinland und Westfalen (seit 1870) wird von 700-850 Studierenden besucht. Anerkennung verdient die Tätigkeit des Mete oro = logischen Observatoriums. Aachen ist auch Eisenbahnknotenpunkt' zu den schon genannten Linien kommen die Verbindungen mit Moresnet, Maastricht, M.-Gladbach und Jülich hinzu- zudem besteht ein ganzes Netz elektrischer Kleinbahnen. In Aachens Umgebung entsteht der Wormbach, dessen waldiges Tal gleich n. von der Stadt Kohlenzechen aufweist. Ihm folgt, zum Teil an der holländischen Grenze, die von Aachen kommende Eisenbahn über Herzogenrath (5300 E.), bis zu dem Kreisstädtchen Geilenkirchen (4700 E.), um darauf durch hügeliges Acker- land und die Niederung der Rur hindurch auf deren rechtem Ufer nach der Kreisstadt Erkelenz (5900 E.) und weiter nach dem niederrheinischen Baumwoll-und Seiden- bezirke hinzulenken. Die Worm (oder Wurm) mündet in die Rur unterhalb des Städtchens Heinsberg (2600 E.), dessen Kreise die Westspitze der Provinz (s. oben S. 2) angehört. In all den Landstrichen am Unterlaufe der Rur und ihrer Zuflüsse, wo sich an Weidenpflanzungen lebhafte Korbmacherei anschließt, wo fruchtbare !) Vgl. Festschrift der Stadt Aachen zum 11. allg. deutschen Bergmannstage, 1910. aach ist das keltisch-germanische Stammwort für Wasser. -) Kaiser Friedrich Rotbart schrieb! »Aquisgranum omnes provincias et civitates dignitatis et honoris prerogativa precellit«. Pahde, Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. 6. Aufl. 3

8. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 36

1911 - Breslau : Hirt
36 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. umspülen — das rechte Flachufer, von der Bergumwallung vor rauhen Winden geschützt, bildet den fruchtbaren, sonnigen Talboden mit Honnef (6800 E.), dem „deutschen Nizza" (Heilanstalt Hohenhonnef), als Mittelpunkt und dem ' ruinengekrönten Drachenfels als n. Schlußpunkt — ein Kegel des Siebengebirges neben dem andern prangt am schönen Sommerabend in wunderbarer Beleuchtung — und all diese Pracht (vgl. Abbild. 17, S. 58) liegt ausgebreitet zu Füßen des 1^0-Vorsprunges der Eifel, des Rolands- felsens (105 m über d. Flusse, 153 m über d. M., s. S. 10), so daß die Aussicht vom Bahnhofe des Villenortes Rolandseck mit Recht eine viel- bewunderte ist. Wie hier der Rolandsbogen (Freiligrath) und das Nonnenwerther Kloster durch die Sage verbunden sind, so umwebt diese auch den Drachenfels und andere Punkte >). Am Drachenfels gedeiht der den Namen „Drachenblut" führende feurige Rotwein. Vis an die Rückseite des Siebengebirges reicht das Gebiet des Wiedbaches, der, auf dem nassauischen Westerwald entspringend, einen bedeutenden Umweg macht, ehe er sein Wasser dem Rheine gesellt. An seinem Oberlaufe liegt in einer Tal- erweiterung der gewerbliche Kreisort Altenkirchen (2300 E.), der bedeutendste Ort der waldreichen Westerwaldhochfläche, die ins Nassauische hinein immer eifelmäßiger wird. Altenkirchen steht sowohl ö. wie s. in Bahnverbindung mit dem Lahntal (und mit dem Tale des Saynbaches, s. vorige Seite)' nach N zu aber führt eine Eisenbahn in das Siegtal. Noch vom Jahre 1815 her zählt der abseits liegende kreis Wetzlar zur Rheinprovinz. In anmutiger, von Goethes Dichtkunst widergespiegelter Lage am linken Lahnufer weist die Stadt Wetzlar (145 m über d. M., 13 400 E.) noch manche Erinnerungen an die Zeiten auf, wo sie freie Reichs- stadt(Dom) und dann Sitz des deutschen Reichskammergerichts (1698—1806)war. Dem Laufe der Bahn abwärts folgend, läßt die Eisenbahn Berlin —Metz das Städtchen Braunfels (300 m über d. M., 1600 E.) mit dem Schlosse des Fürsten Solms-Braunfels links liegen und tritt bei der nassauischen Grenze in den Weilburger Eisenerzbezirk ein. Wetzlar ist aber auch Station an der wichtigen Bahnlinie Gießen — Deutz —Köln. 8. Der Sieggau. Wie die Lahn in der Südecke Westfalens (am Ederkopf) entspringend, eilt die Sieg — im Gegensatze zu jener möglichst geradeswegs — dem Rheine zu- sie durchfließt dabei das eisenerzreiche Tal, dessen Bodenschätze durch die nördlicher Seitentäler, namentlich der Agger, ergänzt werden. Die Eisenbahn folgt jenem Tale, und ihre Abzweigungen dringen in diese Seitentäler ein. An landschaftlichen Schönheiten fehlt es auch nicht. An der oberen Sieg vereinigen sich die Bahnen von Siegen und Wetzlar her. Nach Einmündung des aus der höchsten nassauischen Gegend kommenden Nister- dach es überschreitet man die Grenze zwischen den Reg.-Bez. Koblenz und Köln. Flußabwärts sind den natürlichen Reizen der Landschaft durch Veränderungen im Flußbett, durch Wege- und Eisenbahnbau neue hinzugefügt. Daher werden hier Eitorf (6900 E.) und Blankenburg (einstmals eine Stadt von Bedeutung) in neuerer Zeit von Sommerfrischlern viel besucht. Rechts öffnet sich dann das Tal des Bröl- bachs, in dem eine Zweigbahn aufwärts führt nach Waldbröl (Gemeinde 6800 E.), dem Hauptorte eines wenig fruchtbaren und dünn bevölkerten Kreises. — Mit Aus- nähme des Quellgebietes an der westfälischen Grenze ist das wichtige Aggertal von einer Eisenbahn durchzogen, welche die Kreisstadt Gummersbach (250 m, 16000 E., Wollindustrie) mit Engelskirchen (4300 E.,. Spinnereien) verbindet und in dem hübschen, an mancherlei Metallerzgruben reichen Flußtale abwärts führt. i) Vgl. Claudius, Rheinsagen; 3. W. Ott? Richter, Deutscher Sagenschatz, I. Band' und K. Simrock, Rheinsagen.

9. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 38

1911 - Breslau : Hirt
38 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Helden auf den Friedhöfen. Das eingemeindete Poppelsdorf enthält außer der land- wirtschaftlichen Akademie u. a. auch eine Porzellanfabrik mit mehr als 1000 Arbeitern. Von Bonn aus führt eine Eisenbahn über das „Vorgebirge" hinweg nach Rhein- bach (Kreisstadt, 2600 E., Reliefkarten-Anstalt von I. H. Stumm), Euskirchen und weiter über das alte Städtchen Zülpich (2200 E., s. S. 18) nach Düren. In der Ecke zwischen dem Ruhr- und Ahrgau entwickelt sich aus dem Nordrande der Eifel die Erft. Nachdem sie als kleiner Bach durch das Städtchen Münster- eifel (3000 E.) geflossen ist, läßt sie sich von der durch Tuchfabriken wichtigen Kreis- stadt Euskirchen (12500 E.) an von der Eifelbahn eine Strecke weit begleiten. Die Gegend unterhalb war zwar früher wesentlich auf Ackerbau und Viehzucht angewiesen, enthält aber auch verschiedene Metallerze und hat sich letzthin industriell sehr entwickelt infolge der Förderung von Braunkohlen am „Vorgebirge" (i. I. 1908 stark 12^ Mill. Tonnen)^). Diese werden nicht nur zu Briketts (fast 3^ Mill. Tonnen) verarbeitet, sondern dienen auch dem Betriebe des großen Elektrizitätswerkes „Berggeist" (bei Brühl), das weithin — von den Toren Kölns bis über Bonn hinaus (ja mit einem Kabel durch den Rhein hindurch z. B. auch dem Petersberge) — Kraft und Licht spendet. Die Eisenbahn Aachen —Düren-Köln (s. S. 32) durchsetzt den waldigen Höhenzug, läßt Brauweiler (mit Besserungsanstalt, ehemaligem Kloster) links, das durch seine Töpferei bekannte Dorf Frechen (10700 E.) aber rechts liegen und gelangt so nach Ehrenfeld-Köln. Dem unteren Erftlaufe folgt die von Düren nach Neuß führende Bahn. Diese erreicht bald die kleine Stadt Grevenbroich [spr. brüch] (3700 C.), besonders bekannt durch Johann von Werth und durch Dietrich Uhlhorn, den Erfinder einer Münzprägemaschine und anderer technischer Werkzeuge. Im Kreise Grevenbroich sind 91% der Bodenfläche der landwirtschaftlichen Kultur erschlossen die Höchstzahl für Rheinland-Westfalen! Dann folgt an der Erft das Kreisstädtchen Wevelinghoven (3300 E.). Die alte Kreisstadt Neuh (38 000 E., s. S. 17, 19) liegt jetzt 2\ km vom Rhein entfernt, ist aber mit diesem und der unteren Erft durch den Erftkanal verbunden? sie ist der Mittelpunkt für den großen Vieh- und Getreidehandel, zu dem das untere (Erftgebiet, die „Kornkammer" des Niederrheins, den bedeutendsten Beitrag liefert. Neben den großen Weizenfeldern breiten sich die blauen Flachs- und die gelben Rapsfelder (diese für Ölbereitung) aus, und auf bedeutende Rübenanpflanzungen gründet sich Iuckergewinnung (s. S. 16) 2). — Die Verbindung der Stadt Neuß mit Köln stellt die linksrheinische Bahn her, die an alten Römerorten, wie Dormagen und Worringen, vorbeiführt! altertümlich erscheint auch das 1291 gegründete Jons am Rhein (Sontium). Der Rheinlauf selbst hat — von Köln und seiner Nachbarschaft abgesehen - von Bonn bis Neuß beiderseits breite flache Ufer mit weniger bedeutenden Ortschaften, von denen manche, z. B. Worringen (6700 E., s. oben und S. 17, 19), bisweilen unter großen Überschwemmungen zu leiden haben. Die linksrheinische Bahn führt abseits des Stromes von Bonn über Raisdorfs) sspr. rüsdorfj (Mineralquelle) nach Brühl (8400 E.), bekannt durch das 1728 erbaute Kgl. Schloß nebst großem Park, neuer- dings gehoben als Mittelpunkt der rheinischen Braunkohlen-Industrie (s. oben,' Köln- Bonner Kreisbahnen). Nördlich davon vereinigen sich linksrheinische und Eifelbahn, und bald sieht man die Türme Kölns emporragen. In einiger Höhe über dem 400 m breiten Strome, der bis hierher für Seeschiffe zugänglich ist (36 m über d. M.), am Kreuzungspunkt alter und neuer Handelsstraßen, erwuchs Köln aus römischen und christlichen Anfängen (s. S. 17 ff.) zu einer der ersten Städte der mittelalterlichen Welt mit der für damalige Verhältnisse gewaltigen Bewohnerzahl von etwa 50000. 1) Im ganzen Deutschen Reiche 66| Mill. Tonnen neben gut 148£ Mill. Tonnen Steinkohlen. 2) Vom Kreise Neuß sind fast 85% in landwirtschaftlicher Benutzung. '*) Dahinter am Vorgebirge die nördlichsten Weinberge im Rheintal.

10. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 40

1911 - Breslau : Hirt
40 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Dadurch, daß protestantische „Kauf- und Handelsleute der Reichsstadt Köln", die dort aus Mißgunst verdrängt wurden, 1714 in Mülheim a. Rh. ansässig wurden, begann für diese Stadt, die vorher der großen Nachbarin gegenüber zu verkümmern schien, eine Zeit des Aufschwungs in Gewerbe und Handels. Heute bildet das fabrikreiche Mülheim einen eigenen Stadtkreis (53 500 E., darunter 1600 Soldaten). Das „Karlswerk" der Firma Felten & Guilleaume für Kabel, Drahtseile usw. beschäftigt allein 6000 Arbeiter. Die „Deutsch-Atlantische Telegraphen-Gesellschaft" (Köln) ist ein Ausfluß dieser industriellen Tätigkeit. Unterhalb, in Leverkusen, dehnen sich die Elberfelder Farbenfabriken (vorm. Bayer & (Tie.) aus. Nach N zu geht es ins „Bergische Land". 10. Der Wupper- und Ruhrgau. Der älteste rheinische Industriebezirk wird durchflössen von der Wupper, deren Quellgebiet sich in bezug auf Lage und Eisenerzgehalt an die obere Agger anschließt. Nördlich von Gummersbach (s. oben S. 36) liegt die Quelle der 165 km langen Wupper (Wipper), die in waldiger Berggegend zwischen der Kreisstadt Wipperfürth (6866 E.) und dem Städtchen Hückeswagen (mit Neu-H. 16666 E., Tuchfabriken) in den Regierungsbezirk Düsseldorf eintritt. Dessen Ostecke bildet der Kreis Lennep! in ihm ist rechts von der Wupper Radevormwald (11566 E.) durch seine Eisen- waren und Tuche bekannt. Die von Wipperfürth herkommende Eisenbahn aber zieht von Hückeswagen an weit links von der Wupper nach N und sendet nach Wsw* einen Zweig über Wermelskirchen (16466 E., Herstellung von Stiefelschäften) nach den Bezirken der unteren Wupper, in denen bei Burscheid (6766 C.) und Opladen (9466 E., Eisenbahnknotenpunkt) neben der Webe-Industrie der Obstbau blüht. Eine Perle des Dhüntales ist der Altenberger Dom. Die Bewohnbarkeit des gesamten Berglandes, die Triebkraft seiner Gewässer und seine Metallschätze haben bereits in früheren Jahr- Hunderten gewerbliche Tätigkeit der Bewohner hervorgerufen, zumal deren Zahl dort vom Landbau allein nicht ernährt werden konnte; im neunzehnten Jahrhundert hat die Nachbarschaft der Ruhrkohlen auch Maschinenbetrieb ermöglicht, und elektrische Kleinbahnen (besonders die „Barmer Bergbahn") helfen neuerdings über die Steigungen hinweg. So häufen sich jetzt im Wuppergebiet die Industriestädte. Lennep (330 m über d. M., 13100 E.), vor 600 Iahren Hauptstadt der Grafen von Berg, jetzt Kreisstadt, sendet seine Tuchfabrikate bis nach Amerika; eine Eisenbahn verbindet es mit Remscheid, der höchstgelegenen bergischen Stadt, die mit den umliegenden Gemeinden jetzt einen eigenen Stadtkreis bildet (72 000 E.). Die „Rem- scheider Waren", Hunderte Arten von Werkzeugen und anderen Arbeiten aus Stahl und Eisen (Haus-, Acker- und Handwerksgeräte, Schlittschuhe usw. — die Hälfte der Bevölkerung befaßt sich mit ihrer Herstellung; darunter die „Feilenhauer" -), werden von bedeutenden Firmen (z. B. I. B. Hasen- clever & Söhne) auf die fernsten Weltmärkte gebracht. Gerade die Remscheider Gegend bietet eine Fülle landschaftlicher Reize, z. B. im 80 an der Talsperre (von 1 Mill. cbrn, vgl. S. 32) und bei dem Städtchen Burg (1366 E., wollene Decken und „Burger Brezel"), das von dem wiederhergestellten Stammschlosse der Grafen von Berg überragt wird. Innerhalb des Hufeisenbogens der Wupper folgen an der Eisenbahn n. von Lennep Lüttringhausen (13666 E.) ') Vgl. Dr. L. Schömering in der Westdeutschen Zeitschrift f. Geschichte u. Kunst, 26. Bd.. 1967, S. 194 ff.
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