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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 29

1913 - Breslau : Hirt
7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29 Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken- und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover, abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un- glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles". 8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!) besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden. Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben. Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu- gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch, und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort- steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf- zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram- bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt- schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens 90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. — Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf, hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß- städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren, 1 S. Bilderanhang S. 67.

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 36

1913 - Breslau : Hirt
36 Iv. Pflanzen- und Tierleben. monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm 28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%. Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem Sw, kommend. Iv. Pflanzen- und Tierleben. Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide (Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix). Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund- rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide- boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über- zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch- mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu- nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech- palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald- bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f. Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln, 8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden, verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen * Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder (Globus 1895, Bd. 70).

3. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 52

1913 - Breslau : Hirt
52 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben. Harz und im Hügellande nördlich von diesem. Von den Pferdestärken der Dampfmaschinen Preußens kommen auf Hannover allerdings nur 6,3 °/o. Braunschweig besitzt 27, Hannover 39 guckersiedereien, die namentlich im Südosten liegen. In der Biererzeugung kamen dort 112, hier 61 I auf den Kopf, gegenüber 99 I im Zollgebiete. In Braunschweig ist die Jute-Industrie höher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. - Als eigentümliche Gewerbs- zweige sind zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei. - Die früher im südlichen Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf Hausfleiß be- ruhte, geht immer mehr zurück. 9. Verkehrsmittel und Handel. 3) An Chausseen und Landstraßen (nicht Feldwegen) kamen 1911/12 in Braunschweig auf je 100 qkm: 79 km, in Hannover 43 km, in ganz Preußen: 39 km. Dem wohlgepflegten braunschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf er- roorben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen. b) Im Jahre 1910 kamen in Braunschweig 174,1 km vollspurige Eisen- bahnen auf 1000 qkm, in Hannover 83,2, in ganz Preußen 103,3, im Reiche 109,1- hingegen kamen auf je 100000 Einw. in Braunschweig 129,3, in Hannover 109,4, in Preußen 90,3, im Reiche 89,1 km solcher Bahnen. Als älteste Bahn wurde 1838 in Braunschweig die Linie Braunschweig — Wolfenbüttel vollendet, in Hannover 1844 die Linie Hannover —Braunschweig. Die wichtigsten Bahnlinien sind die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, so- dann die Linien Magdeburg — Kreiensen — Holzminden-Cöln; Berlin — Bremen — Bre- merhaven und Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die An- schlüsse nach den Nachbarländern an! — Von den 3204 km Bahnen Hannovers waren 1910: 1292 km Nebenbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen Kreise zur Förderung des Ortsverkehrs gelegt haben? in Braunschweig waren von 694 km Bahnen insgesamt 65 km „schmalspurige". Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Braunschweig und Han- nover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die 5. 54 unter e) genannten Seehäfen. c) Die Nordwestecke des Deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin mitgerechnet, mehr als 2000 km über 1 m tiefer Kanäle. Es sind zumeist schmale, aber kahnbare und zum Teil auch kleinen Seeschiffen zugängliche Moorkanäle. Ts mißt 73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887 angelegte Ems — Jade-Kanal, und zum Teil gehört hierher der 283 km lange Dortmund — Emshäfen-Kanal. Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich gewirkt die Fehnkanäle (f. S. 23). Eine andere Gruppe von Wasserstraßen sind die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu diesen gehört der Ems—jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. M gekostet und besitzt 8,5 m Sohl-, 17,62 m Wasserspiegelbreite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite hin ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß eine Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelmshaven

4. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 2

1913 - Breslau : Hirt
2 I. Allgemeine Übersicht. 2. Die Lande Hannover und Braunschweig füllen in Gestalt eines schiefen Vierecks die Nordwestecke des Deutschen Reiches. Oft wird dieses unser Heimatland mit dem Namen eines ehemaligen Kreises des alten Reiches als Niedersachsen bezeichnet. Unter diesem Begriffe ist nach den heute geltenden Verhältnissen etwa alles das zu verstehen, was durch die Grenzen von Hannover und Braunschweig vom übrigen Reichsgebiete getrennt wird. Der östliche Teil dieser Länder springt bis über die Werra hinaus nach 8 vor; die größte Einbuchtung der Grenze findet sich an der Südwestseite in der Nähe der West- fälischen Pforte. Außerdem umschließt Niedersachsen in der Mitte andere Staats- gebiete, nämlich die Freie Hansestadt Bremen, einen Teil von Hamburg und das Hauptland des Großherzogtums Oldenburg, das den Titel Herzogtum Oldenburg führt. Durch dieses wird Hannover zerlegt in einen kleineren westlichen und einen größeren östlichen Teil, die nur durch einen schmalen Streifen Landes am Dümmer * zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt \ des Gesamtgebietes. Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Burtanger52 Moor. Der Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu Hannover oder zu Braunschweig, außerdem zu Anhalt und der Provinz Sachsen, an den übrigen Seiten finden sich nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die staatlichen Grenzen beschreiben starke Biegungen und Zickzacklinien, und die han- noversche überschreitet bei Mecklenburg auch für eine kurze Strecke die Elbe. 3. Nachbarländer sind an der äußeren Seite die Niederlande und die preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein,- außerdem auf kürzere Strecken die beiden Lippischen Fürsten- tümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg. 4. Die äußersten Punkte liegen- im S beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.; im N bei Freiburg an der Elbe unter 53" 54'; im O bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' von Gr.; im W bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6° 41' von Gr Gib an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch 30 km). Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt 19^ Minuten, der längste Tag ist am Nordende Stunde länger als am Südende. Da unsere Uhren nach der Mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den Meridian von Stargard in Pommern, den 15. von Gr., auch zugleich die Ortszeit bedeutet, sür alle Orte aber, die westlich von Stargard liegen, der wahre Mittag auf je 1 Längengrad um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte uuseres Gebietes eine bestimmte Anzahl von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden soll. Es ist danach gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag, steht die Sonne später auf ihrer größten Tageshöhe in Goslar, Wolfenbüttel, Braunschweig und Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Clausthal, Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen, Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22, Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27, 1 Dümmer = Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig. 2 Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durch das Moor laufen, und nach einem Dorfe auf einer der Zangen heißt diese Burtange.

5. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 3

1911 - Breslau : Hirt
I. Größe und Grenzen. 3 Der einzige Fluß, der die ganze Breite von Mitteleuropa durchmißt, ist der Rhein'). Sein Oberlauf gehört den Alpen selbst und dem (schweizerischen) Alpenvorlands an. Sein Mittellauf ist die Hauptader für alle Gewässer des Südwestdeutschen Landbeckens und des Schiefergebirges. Im Unterlaufe endlich durchströmt der Rhein den W der Norddeutschen Tief- ebene. Die Maas, die sich (5° ö. v. Gr.) auf holländischem Boden mit der Waal, der stärksten Ader seines Deltas, vereinigte, ist 1904 dort künstlich wieder abgetrennt. 4. Bon der Rheinprovinz greift der äußerste 8 in das Pfälzer Berg- land und in den Nordrand der Lothringer Stufenlandschaft hinein- die große Masse des Landes aber gehört dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Nordwestdeutschen Flachlande an. Das Schiefergebirge ist eigentlich eine im Mittel fast 500 m hohe Platte, die vom Rheine in zwei Hälften zersägt ist und durch mehrere seiner Nebenflüsse in kleinere Abschnitte zerlegt wird. Einer dieser Teile, der Taunus (höchster Punkt: der Feldberg von 880 m Höhe), bleibt-vom Wetzlarer Bezirk abgesehen - außerhalb der Grenzen der preußischen Rheinprovinz; an den übrigen Abschnitten aber hat diese mehr oder weniger Anteil. Das Flachland greift mit der Kölner oder Nieder- rheinischen Tieflandsbucht von N her in die Schieferhochfläche hinein. So ergeben sich für die Betrachtung der Oberflächenform Rheinpreußens die nachfolgenden natürlichen Abteilungen: a, b. Anteil an der Lothringer Stufenplatte (durchschnittlich 200 bis 300 m hoch) und dem Pfälzer Bergland (Donnersberg in der Bayrischen Pfalz 687 m hoch)- L. der Hunsrück (Erbeskopf 816 m); d. die Eifel (Hohe Acht 746 m); e. das Siebengebirge (Ölberg 464 m) und Anteil am Westerwald (Fuchs- kauten in Nassau 657 m); f. Anteil am Sauerland (der Kahle Astenberg in Westfalen 830 m) und an der Haar oder dem Haarstrang (in Westfalen 300 m hoch); g. die Niederrheinische Tiefebene (Rheinhöhe bei Bonn 43,6 m, an der holländischen Grenze beinahe 10 m über dem Nullpunkt des Amsterdamer Pegels, der nur 3 mm tiefer liegt als N.n., d. h. als der Normal-Nullpunkt der deutschen Höhenmessung. Zum Vergleiche können herangezogen werden: Iimmerhöhe 3,5 bis 4,5 m, Haus- höhe etwa 15 m, Nationaldenkmal auf dem Niederwald 35,5 m, Kölner Dom 156 m, die Lchneekoppe, höchster Punkt des Deutschen Mittelgebirges, 1603 m, der Mont Blanc 4810 m. - 5. Nur ein Teil des W unserer Provinz, gut ein Sechstel des ganzen Landes, wässert nach der Maas hin ab, alles andere ist Rheingebiet. Im Rheingau über 1 km breit, tritt der Rhein bei der Einmündung der Nahe in stark 76 m Meereshöhe an die Rheinprovinz heran; der staatlichen Einteilung gemäß gehört aber das rechte Ufer zunächst noch der Provinz Hessen-Nassau an, und erst von einer Stelle zwischen Lahn- und Moselmündung i) Der Nhein == der Rinnende (aus dem Keltischen, vielleicht schon aus dem Ligurischen, vgl. den Reno [bei Bolognas. Der ganze Stromlauf ist 1366 km lang. Vgl. das amt- liche Werk: „Der Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse . . Berlin 1889, und Iasmund, Die Arbeiten der Rheinstromverwaltung, Berlin 1901.

6. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 8

1911 - Breslau : Hirt
8 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. genannt; höchster Punkt 697 m über d. M.), welche übrigens die umgebende Hochfläche nicht bedeutend überragt. Aber nicht die Schneifel, sondern eine mäßigere Erhebung nördlich davon (Losheimer Wald, Iitterwald, bis zu 690 m) bildet den Ausstrahlungspunkt von Bächen und Flüssen verschiedenster Richtung (siehe Kärtchen S. 5); die ganze Landschaft ist eben ein echtes Hochland, bei dem sich nur der Lage nach, ohne deutliche Abgrenzung, einzelne Teile unter- scheiden lassen, so s. und s.ö. von der Schneifel die Dorder-Eifel und n.ö. von dieser die Hohe Eifel. Ein verändertes Gepräge jedoch erhält diese Hochfläche einmal durch eine größere Zahl aufgesetzter Bergkegel und -kuppen; zu diesen gehören die bedeutendsten Erhebungen der Hohen Eifel: die spitzen Kegel der Hohen Acht (746 m) und der Nürburg (678 m), von denen der erstere als höchster Punkt der ganzen Eifel auch die weiteste Rundsicht gewährt, der zweigipfelige Hohe Ke lberg (674 m), der abgestumpfte Kegel des Aremberges x) (590 m) u. a. m. Außerdem aber befinden sich in der Eifel echte Vulkane, die erst gerade vor der geschichtlichen Zeit erloschen sind, nebst manchen anderen damit zusammengehörigen Erscheinungen. Sie bilden zwei Gruppen, von denen die eine von dem Neuwieder Becken bis zum flachen Krater des Rodder- berges (bei Rolandseck) reicht, während die Vulkane der anderen Gruppe in einer zur Hauptrichtung des Schiefergebirges senkrechten, s.ö. gerichteten Linie angeordnet sind von dem vor der Schneifel liegenden Goldberge (649 m) bis nach der Falkenlei (414 m), die sich unweit der bemerkenswertesten Moselschlinge (s. Abb. 14, S. 56) erhebt; ungefähr in der Mitte dieser Linie befindet sich ihre höchste Erhebung, der Hohe Ernst oder Errensberg, ein Schlackenberg von 700 m Höhe. Außer derartigen Kegelbergen von Schlacken- und Lavamasse, außer alten Kratern mit Lavaströmen gibt es hier noch die merkwürdigen Maare, kreis- runde Vertiefungen, die oft tiefe Seen enthalten (oder aber verschüttet und nun mit Torfmooren und Wiesen bedeckt) und mit einem Ringwall von vulkanischem Tufp) und Sand umgeben sind; auch der Rodderberg gehört eigentlich hierzu. Abseits von jener Vulkanreihe der Vorder-Eifel, unweit der gewaltigen Schlacken- masse des Mosenberges (519 m, 4 Krater) liegt das Meerfelder Maar, von dem nur noch die n. Hälfte ein See ist ssein Spiegel in 334 m Meereshöhe). In der Vulkanreihe selbst aber sind hervorzuheben die drei in einer gemeinsamen Tuffmasse liegenden Daunermaare: das Gemündener, das Weinfelder und das Schalken- mehrener Maar (welch letzteres — wie auch das Meerfelder Maar — einen Abfluß besitzt) — und s.ö. von ihnen das schönste derartige Wasserbecken, das fast kreisrunde, tief in die Hochfläche von Gillenfeld eingesenkte Pulvermaar, dessen Spiegel (414 m über d. M.) von mehr als 70 m hohen, dicht mit Buchen bestandenen Abhängen um- rahmt ist; seine größte Tiefe beträgt 74 m, seine Fläche 35 ha, sein Umfang 2^ km. Von den Dauner Maaren besitzt das Schalkenmehrener (vgl. Abbild. 23, S. 62) mit 21,6 ha die größte Fläche und nach der Ausflußseite hin die sanftesten Umwallungen; sein Spiegel liegt in 422 m Meereshöhe, seine größte Tiefe beträgt 21m (vgl.abbild. 23, S.62). Das reizende Gemündener Maar) 465 m über d. M), mit 7,2 Ks das kleinste der drei genannten vulkanischen Becken, ist an der tiefsten Stelle 38 m tief; sein schmaler West- rand fällt steil nach dem nahen Liesertale hin 40 m tief ab. Zwischen diesen beiden, durch beträchtliche Rücken von ihnen getrennt, breitet sich in 479 m Meereshöhe die Wasserfläche des Weinfelder Maares aus, dessen Fläche 16,8 ha, dessen Umfang x) Nürburg und Aremberg tragen schöne Burgtrümmer. 2) So heißt die bei dem Ausbruch mit Wasser durchtränkte oder unter Wasser abgelagerte und später erhärtete „vulkanische Asche".

7. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 7

1911 - Breslau : Hirt
Ii. Bodenkunde. 7 Hier ziehen sich auf der linken Naheseite der Hochwald (Erbeskopf, 816m, Aussichtsturm), der Idarwald (bis zu 765 m Meereshöhe), der Soonwald (bis zu 660 m) und des letzteren N0-Cnde, der Binger Wald, von Sw nach No so, daß sich die übrige Hunsrückfläche nach der Mosel hin abdacht. Es liegt übrigens im Wesen des Rheinischen Schiefergebirges und recht- fertigt die Bezeichnung „Gebirge", daß es steil und wie in Berge zerrissen in die Flußtäler abfällt, namentlich in das große Durchbruchstal des Rheins und die dazu senkrechte Talfurche von Mosel und Lahn. Von der Talsohle aus, die infolge der auswaschenden Tätigkeit des fließenden Wassers auch bei den kleinen Zuflüssen wenigstens im Unterlaufe recht tief liegt, erscheint eben jener Abfall durchaus gebirgig. So schließt gerade der Nordost- abfall des Hunsrück (von Rheinstein bis Stolzenfels) mit dem gegenüber- liegenden des Taunus das landschaftlich schönste deutsche Tal ein (vgl. Abb. 11 und 12, S. 53 und 54). Die Hauptmasse des an Bodenschätzen so reichen Rheinischen Schiefer- gebirges besteht aus sehr alten Gesteinen, vorherrschend aus dem sog. Devon'), insbesondere aus Tonschiefer, der noch vor der Steinkohlenzeit, also im ersten Teile der Primärzeit, gebildet ist. An den obenerwähnten Höhenrücken tritt noch älterer Quarzfels zutage, während jüngere Gesteine nur wie zerstreut auf der Hochfläche vorkommen. Das Grundgebirge war zur Primärzeit stark gefaltet worden, nachher aber durch Verwitterung und Wasser „abrasiert" (vgl. Fig. 4, S. 9); dem widerstand das härtere quarzitische Gestein so weit, daß es jetzt die Hochfläche überragt. Der flach- wellige Rumpf ist dann in der Tertiärzeit, vor der Eiszeit, durch mächtige Bruchlinien in einzelne große Schollen geteilt worden, von denen manche eingesunken und von jüngeren Gesteinen bedeckt geblieben sind, so die schon genannte „Bucht von Trier", durch welche die Mosel in das Schiefergebirge eintritt, ferner das „Becken von Neuwied" an der Kreuzungsstelle des Mosel-Lahn-Tals mit dem Rheintal, die ganze „Kölner Bucht" (s. oben S. 3) und die große „Münstersche Tieflands- bucht" im No (vgl. 1. u. 2. Kärtchen S. 5). Die Massen zwischen diesen eingesunkenen Feldern sind hingegen als „Horste" stehengeblieben oder gar durch Pressung, namentlich in der Eiszeit, noch emporgehoben. Während das Schiefergebirge so zum Rumpf- schollengebirge (Rumpfhorst) geworden ist, arbeiten die Flüsse seitdem stetig daran, die Platte allmählich immer mehr in eine Berggruppe umzuformen. In der Tertiärzeit hat sich auf der Höhe ein breiter, flacher Trog als Flußbett vorgebildet' dann hat sich — zum Teil unter Benutzung von Bruchlinien — das Bett des Urrheins enger, aber tiefer bis zu der heutigen „Hauptterrasse" eingegraben, zum Teil durch „Rückwärtserosion"! endlich haben in der Eiszeit und nachher der Rhein und seine Nebenflüsse ihre Täler noch enger und tiefer in das sich hebende Schiefergebirge eingeschnitten. Die Terrassen sind noch heute deutlich zu erkennen 2). d. Die linke Talwand der vielgewundenen Mosel ist der Abfall des größeren, nördlichen Teils der linksrheinischen Schieferfläche, der Eisel^). Deut- liche Höhenrücken wie der Hunsrück trägt die Eifel nicht, mit Ausnahme der in gleicher Richtung mit jenen streichenden Schneifel (auch „Schnee-Eifel" ') Genannt nach der Grafschaft Devonshire im s.w. England. — Das städtische Museum für Handel und Industrie in Köln enthält ein geologisches Prostl durch das Rheinische Schiefergebirge, das Dr. G. Fliege! aus natürlichen Gesteinen errichtet hat. 2) Genaueres bei Philippson in den Verhandlungen des 7. Internationalen Geographenkongresses, Berlin 1899, und des 14. Deutschen Geographentages, Köln 1903, sowie bei Kaiser a. a. O., 1903; Mordziol in der Zeitschrift d. Ges. f. Erdk. zu Berlin, 1910, S. 77 ff. 2) Vgl. O. Follmann in den „Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde" und den „Cifel-Führer". Der Name Eifel soll Wasserland, Flußland (keltisch ap^ Wasser, vgl. Apulien) bedeuten; andere leiten ihn von dem früher häuflgen Flußnamen Aquila her (pagus aquilinsis = (Eifelgau; im Jahre 838: „Eiflia").

8. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 14

1911 - Breslau : Hirt
14 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Die Erhebungen des Landes kann man auf einer sog. Klimakarte (vgl. Fig. 6, unten) an der geringeren Iahreswärme, auf einer Regenkarte (vgl. Fig. 7, untenan dem reichlicheren Niederschlag deutlich erkennen. Die feuchte Seeluft wird beim Ersteigen der Höhen unter ihren „Taupunkt" ab- gekühlt und verdichtet den Überschuß von Wasserdampf zu Niederschlag. Dieser wird gemessen durch die Höhe der Schicht, die in Wasserform den Boden nach einem Jahre bedecken würde, wenn von allem Tau, Reif, Regen, Schnee usw. nichts verdunstete, nichts oberflächlich abflösse und nichts einsickerte. In Deutschland hat der No der Provinz Posen weniger als 50, dagegen das Mittelgebirge an seinen höchsten Stellen weit mehr als 100 cm Regenhöhe (der Brockengipfel 132 cm). Die mittlere jährliche Regenmenge der Rheinprovinz bleibt unter 100 cm; am Hohen Venn an der West- grenze und bei Lennep an der Ostgrenze steigt die jährliche Niederschlagsmenge zu 120 cm an; am geringsten dagegen ist sie mit 50 cm an der unteren Nahe und im Maifeld am Ostende der Eifel. — Die Zahl der Tage mit mehr als 0,2 mm Nieder- schlag beträgt für Köln (bei 64 cm jährlicher Niederschlagsmenge) durchschnittlich 158,5; dabei sind 25,5 Tage mit Schnee, 21 Tage mit Gewittern — entsprechend für Kleve (bei 77,3 cm)") 168, davon 25,1 bezw. 21. t I unter Sozenüiw. Illllllllll 70-80 Zmtinv. , Ix-: 1!) 50-60 V///////A 80-100 p—ln7fprßofp1.<!. Hl 11 ] 11 ]16-7°Cels. V/M/A 7-8°Cels. I I 60-70 i i 100-120 mm8-9°Cels. Susi üb. 9°Ods. Ssshb über Ixozentmv- 6. Karte der mittleren Jahrestemperatur. 7. Karte der mittleren Regenmenge. (Maßstab liöoooooo,) (Maßstab 1:k000000.) Daß in der Tat das Klima unserer Provinz besonders günstig ist, zeigt sich am besten, wenn man den obigen Zahlen für die mittlere Iahreswärme die Tatsache gegenüberhält, daß (mit Rücksicht auf alle anderen Stellen der Erde unter gleicher Breite) der Mitte unserer Provinz nur eine durchschnitt- liche Jahrestemperatur von 5° C zukommen würde. Trotz alledem zeigen sich im einzelnen zwischen den Tälern und den Höhen bedeutende Gegensätze. Den ersteren ist die wahrhaft gleich- mäßige Milde des Klimas eigen, wie folgende Übersicht (vom Jahre 1885) dartut: 1) Vgl. die Arbeiten von Perlewitz, Moldenhauer und Polis in den „Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde"; Hellmann und Polis, 14. Geographentag, Köln 1903; sowie Pick, Über das Klima am Niederrhein, Kleve 1906, und die Wandkarten von Polis. 2) Statt dieser Mittelzahl hatte Kleve aber i. I. 1877 sog«r 109 cm, dagegen i. I. 1887 nur 46,5 cm Regenhöhe.

9. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 41

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 41 und Ronsdorf (15400 E.), teils in Eisen- und Stahlwaren, teils (bei der Nähe von Barmen) in Bandweberei tätig, während (n.w. von Remscheid) in Kronenberg (13000 E.) große Hausindustrie in Eisengeräten vorwiegt. Seit 1897 ist Remscheid durch einen großartigen Bahn- und Brückenbau mit dem auf einer Anhöhe w. von der Wupper gelegenen Solingen ver- bunden. Unterhalb von Müngsten (= Mündungsstein) (wo das prächtige Morsbachtal endet) überspannt die Kaiser-Wilhelm-Brücke (491 m lang) die Wupper in einem 107 m hohen Bogen von 170 m Spannweite; zum Bau dieser höchsten deutschen Brücke (s. Abbild. 22, 2. 61) sind mehr als 5 Mill. kg Eisen verbraucht worden (Baukosten- 2 700000 Mark). Solingen (Stadtkreis von 50 500 E. - seit 1889 ist Dorp an der Wupper mit ihm vereinigt -) ist der Mittelpunkt der deutschen Waffen- und Schneidewaren- fabrikation, das „deutsche Sheffield", aber in manchen Beziehungen der eng- lischen Großstadt überlegen; Solinger Klingen finden sich sogar auf den Märkten Inner-Afrikas. Zum Teil durch Hand-, zum Teil durch Maschinenarbeit werden die einzelnen Teile von Messern, Scheren, Bajonetten und namentlich Degenklingen („der Schmied von Solingen") nicht nur in Solingen selbst hergestellt, sondern auch in den benach- barten Städten Höhscheid (16000 E.), Ohligs, früher Merscheid genannt (28000 E.), Wald (25000 E.) und Gräfrath (10000 E.). Die Westgrenze dieses Bezirks bildet ungefähr die Eisenbahn, die von Deutz über Opladen nordwärts führt und sich an die Bahn Düsseldorf-Elberfeld anschließt, während gleich dahinter eine n. Linie nach der Ruhr und ihren Kohlenschätzen hinzieht. Die größte Volksdichte zeigt die nördliche Talstrecke an der Wupper; dort sind die beiden Städte Elberfeld und Barmen mit ihren Vororten und unter- einander zu einem 3 Stunden langen und bereits an den Abhängen empor- klimmenden Häusermeere verwachsen, das, von den Höhen gesehen, so recht alle Merkmale einer Fabrikstadt zeigt (s. Abbild. 25, S. 63). Während sich die Gesamteinwohnerzahl beider Städte 1815 noch auf 30000, 1855 auf 82 000, 1885 auf 210 000 belief, ist sie jetzt auf fast 340000, bei Elber- feld auf 170000, bei Barmen auf 169 000, gestiegen; beide Stadtkreise teilen sich in eine Bodenfläche von 53 qkm. Solche Blüte rührt fast aus- schließlich von der großartigen Webe-Industrie her, die Baumwolle, Wolle und Seide umfaßt; darunter heben sich Bänder, Kordeln und Kleiderbesatz als besondere „Barmer Artikel" ab, wohingegen Elberfeld mehr Handel treibt'). Von 1527 an war hier, als die Wupper noch klares Wasser hatte, (Barnbleicherei und Handweberei. Einen großen Aufschwung erhielt die Webstoffindustrie, als 1780 die Türkischrotfärberei dort bekannt wurde. Zwei Eisenbahnen („rechtsrheinisch" von Düsseldorf über Mettmann her und „bergisch-märkisch", s. o.) durchziehen das Tal (Elberfeld ist auch Sitz einer Kgl. Eisenbahn-Direktion). Eine elektrische Schwebe- bahn von 13 km Länge (zum größten Teile über der Wupper) ist seit 1903 eine wich- tige Verkehrsader für Barmen-Elberfeld-Vohwinkel, die erste ihrer Art (s. Abbild. 26, S. 63). Die neueren Stadtteile, das stattliche Elberfelder Rathaus (1900), die Barmer Ruhmeshalle (1900), prächtige Denkmäler, Theater, Badeanstalten, elektrische Jahn- radbahn, die herrlichen Barmer Anlagen (Tölleturm) usw. kennzeichnen die Großstadt, deren Nähe die bergigen Umgebungen im Waldesdunkel glücklicherweise noch nicht merken lassen. Die kirchliche, streng protestantische Gesinnung vieler Bewohner be- tätigt sich im Missionswerke. Vohwinkel (s. o., 15000 E.), ein Brennpunkt des l) Rud. Herzog hat in dem Roman „Die Wiskottens" ein prächtiges Bild des Lebens seiner Heimat gezeichnet (1905). „Barm" bedeutet eine Bodenerhöhung. [ij|y

10. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 46

1911 - Breslau : Hirt
46 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Europas (fast 3 qkm); die eigene Hafenanlage (7 ha) ermöglicht es, die zur Ver- hüttung bestimmten Erze auch auf dem Wasserwege unmittelbar bis an die Hütte zu schaffen und die Erzeugnisse des mit dem Hohofenwerk (8 Hohöfen, davon 4 mit je 600 cbm Inhalt) verbundenen Stahl- und Walzwerkes, nämlich Schienen, Träger u. a., auf demselben Wege zum Versand zu bringen. Den Stadtkreis Duisburg bildete um die Jahrhundertwende nicht nur die eigentliche Stadt, die zwischen Ruhr und Rhein an dem 1844 geschaffenen. 4 km langen Rhein - Ruhr-Kanal (zum größten Teil als Hafen ausgebaut) liegt, sondern ein Gebiet von 38 qkm, das namentlich in dem Winkel zwischen Kanal und Rhein und im 8 (Hochfeld) und So der Stadt groß- artige Fabrikanlagen enthält. Innerhalb dieser Grenzen stieg die Einwohner- zahl i. I. 1904 zu 100 000 an. Danach aber erfuhr der Stadtkreis Duisburg eine erhebliche Vergrößerung dadurch, daß sich ihm die bisherigen Städte Ruhrort^) und Meiderich einfügten. Infolgedessen rückte Duisburg bei der Volkszählung 1905 mit 192 000 Einwohnern an die 12. Stelle unter den 28 Großstädten Preußens- i. I. 1910 wurde die Zahl 229 000 über- schritten. Nach jener Erweiterung bezeichnet der Name Duisburg unbestritten die Stelle des größten Binnenschiffahrtverkehrs der ganzen Erde- belief sich doch in seinen Häfen und an seinen Uferladeplätzen der Güter- Umschlag i. I. 1909 auf 17 Millionen Tonnen^), ohne die auf vorbei- fahrenden Schiffen befindlichen Güter (etwa 4 Millionen Tonnen) zu rechnen! Duisburg <vgl. s. 17 bis 19) besaß von 1655 bis 1818 eine vom Großen Kur- fürsten gegründete Universität. Dem Geographen Merkator, der 1552 bis 1594 dort lebte, ist 1878 ein Brunnendenkmal errichtet worden- eine wertvolle Merkator- Sammlung ist oben im Rathaus. In Hochfeld finden sich mehrere große Eisenhütten, Walzwerke und Gießereien, die Brückenbau-Firma Harkort, Schiffsbau, eine Kupferhütte, Fabriken für Ultramarin, feuerfeste Steine und Chemikalien- in der alten Stadt blühen Maschinen-, Baumwoll- und Tabakfabriken (vgl. S. 49) und ein umfangreicher Handel. Früher hatte Duisburg seine Hafenanlagen rein aus städtischen Mitteln bestritten. Der staatlichen Ruhrschiffahrtsverwaltung unterstand der Hafen von Ruhrort, dessen eigene Ein- nahmen zur Instandhaltung und zum Ausbau ausreichten. Seit dem 1. Oktober 1905 sind beide Häfen zu einer Betriebsgemeinschaft unter staatlicher Verwaltung vereinigt. Der Ruhrorter Hafen war nach dreimaliger Verlegung der Ruhrmündung und allmählicher Vergrößerung auf 1\ km Beckenlänge mit Eisenbahngleisen (60 km), Schiffsbauplätzen, Magazinen und einem Riesen-Dampfkran, dreistöckiger Einrichtung zum Einladen bei verschieden hohem Wasserstand usw. ausgestattet- letzthin ist er, um allen Bedürfnissen des Handels gerecht zu werden, nach der Ostseite hin noch durch drei Parallelbecken von zusammen 3,6 km Länge erweitert- um dahin eine neue Zufahrt von 2,5 km Länge zu schaffen, mußte die Ruhrmündung aufs neue südwärts verschoben werden (s. Abbild. 36, S. 72 und Plan S. 45). Wie die gewaltigen Schleppdampfer von hier aus die Ruhrkohlennachen3) rheinaufwärts ziehen, so gleiten nach Holland abwärts die umfangreichen Flöße aus Holz des Schwarzwaldes und des Spessarts vorüber. An der Nordseite Ruhrorts breitet sich das gewaltige Eisenwerk „Phönix" aus, in dem etwa 6000 Arbeiter an Hohöfen, Dampfkesseln, Puddelöfen, 1) Ruhrort bedeutet Ruhr ecke. — Als verkehrsgeographische Arbeiten sind zu nennen: Der Ruhrorter Hafen, 1902; F. Wickert, Der Rhein und sein Verkehr (Forschungen zur Landeskunde), Stuttgart 1903. 2) Im Jahre 1899 hatte Duisburg-Ruhrort 11,9 Mill., Pittsburg (Nordamerika) 8,8 Mill., Berlin 7,3 Mill., Mannheim-Ludwigshafen 6,5 Mill. Tonnen Wasserfrachtverkehr. 3) Ein solcher in Eisenkonstruktion ist meist über 80 m lang und faßt dann etwa viermal so viel Kohlen wie ein Eisenbahnzug von 80 Achsen, d. h. 1500 bis 1600 Tonnen! Ein neuer von 102 m Länge faßt 2500 Tonnen! Im Juli 1905 fuhr sogar ein Schleppzug rheinaufwärts, dessen Kähne den Inhalt von 850 Eisenbahn-Doppelwagen bargen!
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