Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 19

1911 - Magdeburg : Creutz
Ortskunde. 19 sätze sind jetzt auf den Metalltüren der Schloßkirche in Bronze eingegraben. Auf dein Marktplatze hat man dem großen Reformator und seinem Freunde 'Wdanchtljon ein Denkmal gesetzt. In der Schloßkirche, wo beide gelehrt haben, befinden sich ihre Grabstätten wie auch die ihrer hohen Beschützer, der Knrfürsten Friedrich des Welsen und Johann des Beständigen. Das Nathans und die Stadtkirche sind bemerkenswert dnrch berühmte Gemälde von Lnkas Cranach. Sein früheres Wohnhaus ist wie das Melanchthons durch eine Gedenktafel bezeichnet. Bor dem Elsterlore hat man anch die Stelle, wo Luther am 10. 12. 1520 die päpstliche Bulle verbrannte, mit einer Eiche geschmückt und umgittert. Die Räume des ehemaligen Augnsliner-Klosters dienen jetzt als Predigerseminar. Luther- und Melanchthondenkmal aus dem Marktplatze in Wittenberge Coswig (9). Die Umgebung ist wenig fruchtbar; die Bewohner wandten sich daher^ hauptsächlich der Fabriktätigkeit und dem Gewerbe zu. Besonders blüht die Wollmaren- und Tuchfabrikation. Außerdem gibt es Sägemühlen, Ziegeleien und Töpfereien, Papier- und Zündholzsabrikeu, Braunkohleil- und Bergmehlgruben. Das alte Schloß, in dem Luther und Mclanchthon gern und oft weilten, dient jetzt als Strafanstalt. Roullll (11), d. h. die Stadt in der Rossel-Ane. Die fruchtbare Umgebung wies die Bewohner auf den Ackerbau, die günstige Lage au der Elbe und drei Eisen- bahnen auf gewerbliche Tätigkeit hin. Die nahen Waldungen veranlaßten die Anlage von Sägemühlen, die Tongruben die von Ziegeleien, die reichen Kartoffel- ernten die von Brennereien und Stärkefabriken. Die bedeutendsten Anlagen sind die Schiffbauerei (Werft) und der Peiroleumhafen, die Zitronensäure- und die ^trontianfabrik. (Die Strontianfalze finden bei der Reinignng des Zuckers und bei der Herstellung des bengalischen Feuers Verwendung.) In dem Schlosse nimmt häufig die herzogliche Familie Wohnung. 2*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 106

1911 - Magdeburg : Creutz
106 8. Das Land zwischen Saale und Elbe, 2. Was für eine Landschaft bezeichnet der Name „Heide?" Gewöhnlich denken wir uns darunter eine große Fläche mit sandigem Boden, der mit dem rötlich blühenden Heidekraut bewachsen ist. Das ist aber hier nicht der Fall. Heidekraut finden wir nur an den Rändern der Wege und auf kleinen unfruchtbaren Flächen. Die Dübener Heide gehört zu den größten und schönsten Wald gebieten unserer Heimatprvvinz. Sie besteht vorherrschend aus Nadelwaldungen. Wir treffen hohe und starke Bäuine an, von denen mancher einen Wert von 200 Ji> hat. Die Bewohner von Schiniedeberg und Düben sagen: „Wir machen einen Ausflug in die Heide" (Heidewald. Vergleiche Letzlinger Heide im Nw. von Magdeburg). 3. Wir lernen die Dübener Heide am besten kennen, wenn wir sie im Geiste durchwandern. Wir wandern auf der alteu Heerstraße, die von Düben über Remberg nach Wittenberg mitten durch die Heide führt. Es geht bergauf und bergab; denn die Gegend ist nicht eben, wie man häufig annimmt. Sie ist stellenweise sogar bergig (Tannenberg bei Schmiede- berg 180 m hoch). Rechts und links begleiten uns dichte wohlgepslegte Taunenivaldungen. Wir beobachten, wie mehrere Eichhörnchen flink und behend von Ast zu Ast hüpfen, von Baum zu Baum springen. Sonst herrscht tiefe Stille im Walde. Jetzt stehen wir vor einer größeren Wiese; dahinter rauscht eiuer kleiner Laubwald. Wir sind in der Mitte der Heide. Zwischen hohen Bäumen auf einer Anhöhe liegt ein gewaltiger Granitblock, umgeben von Bänken. Wir fetzen uns nieder, um uns von dein zweistündigen Marsche etwas auszuruhen. Könnte dieser Steinblock reden, so würde er uns von unserem Dr. Martin Luther erzählen. Aus der Vorderseite lesen wir den Namen „Lutherstein". Woher dieser Name? Als Luther auf diesem Wege von Wittenberg nach Leipzig reiste, um hier mit dem Gelehrten Dr. Eck über die Richtigkeit der evangelischen Lehre zu reden, brachten ihn seine Freunde und Studenten bis an diesen Ort. An diesem Steine nahmen sie Abschied von ihm und wünschten ihm guten Erfolg. An diesem Steine erwarteten sie ihn, als er heimkehrte. Diesen Stein bestieg er und erzählte ihnen von dein, was er in Leipzig gesehen und gehört hatte. Im Jahre 152 L verabschiedeten sich hier seine Freunde von ihm, als er im Wagen von Wittenberg über Düben nach Worms suhr. Nachdem wir uns ausgeruht haben, überlegen wir, wohin mir nun reisen. Der Weg nach N. würde uns in 2 Stunden nach Kemberg führen. Auf herrlichen Waldwegen könnten wir nach Oranienbaum und von hier nach Dessau Wauden. Reisten wir im rechten Winkel nach links, so würden wir in derselben Zeit den Westrand der Heide erreichen. Da der Schlüssel zur Dübener Heide das Eisen-Moorbad Schmiedeberg ist, so richten wir unsere Schritte nach O. Nach zweistündiger Wanderung erreichen wir diesen Badeort. Ehe wir in die Stadt gehen, besteigen nur

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 120

1911 - Magdeburg : Creutz
120 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. 2. Was für eine Landschaft bezeichnet der Name „Heide?" Gewöhnlich denken wir uns darunter eine große Fläche mit sandigem Boden, der mit dem rötlich blühenden Heidekraut bewachsen ist. Das ist aber hier nicht der Fall. Heidekraut finden wir nur an den Rändern der Wege und auf kleinen unfruchtbaren Flächen. Die Dübener Heide gehört zu den größten und schönsten Waldgebieten unserer Heimatprvvinz. Sie besteht vorherrschend aus Nadelwaldungen. Wir treffen hohe und starke Bäume an, von denen mancher einen Wert von 200 J(s> hat. Die Bewohner von Schmiedeberg und Dübeu sagen: „Wir machen einen Ausflug in die Heide" (Heide = Wald. Vergleiche Letzlinger Heide im Nw. von Magdeburg). 3. Wir lernen die Dübener Heide am besten kennen, wenn wir sie im Geiste durchwandern. Wir wandern auf der alten Heerstraße, die von Düben über Kemberg nach Wittenberg mitten dnrch die Heide führt. Es geht bergauf und bergab; denn die Gegend ist nicht eben, wie man häufig annimmt. Sie ist stellenweise sogar bergig (Tannenberg bei Schmiede- berg 180 in hoch). Rechts und links begleiten uns dichte wohlgepflegte Tannenwaldungen. Wir beobachten, wie mehrere Eichhörnchen flink und behend von Ast zu Ast hüpfen, von Baum zu Baum springen. Sonst herrscht tiese Stille im Walde. Jetzt stehen wir vor einer größeren Wiese; dahinter rauscht einer kleiner Laubwald. Wir sind in der Mitte der Heide. Zwischen hohen Bäumen aus einer Anhöhe liegt ein gewaltiger Granitblock, umgeben von Bänken. Wir setzen uns nieder, um uns von dem zweistündigen Marsche etwas auszuruhen. Könnte dieser Steinblock reden, so würde er uns von unserem Dr. Martin Luther erzählen. Aus der Vorderseite leseu wir den Namen „Lutherstein". Woher dieser Name? Als Luther aus diesem Wege von Wittenberg nach Leipzig reifte, um hier mit dem Gelehrten Dr. Eck über die Richtigkeit der evangelischen Lehre zu reden, brachten ihn seine Freunde und Studenten bis an diesen Ort. An diesem Steine nahmen sie Abschied von ihm und wünschten ihm guten Ersolg. An diesem Steine erwarteten sie ihn, als er heimkehrte. Diesen Stein bestieg er und erzählte ihnen von dem, was er in Leipzig gesehen und gehört hatte. Im Jahre 1521 verabschiedeten sich hier seine Freunde von ihm, als er im Wagen von Wittenberg über Düben nach Worms fuhr. Nachdem wir uns ausgeruht habeu, überlegen wir, wohin wir nun reisen. Der Weg nach N. würde uns in 2 Stunden nach Kemberg führen. Aus herrlichen Waldwegen könnten wir nach Oranienbaum und von hier nach Dessau wandern. Reisten wir im rechten Winkel nach links, so würden wir in derselben Zeit den Westrand der Heide erreichen. Da der Schlüssel zur Dübener Heide das Eisen-Moorbad Schmiedeberg ist, so richten wir unsere Schritte nach O. Nach zweistündiger Wanderung erreichen wir diesen Badeort. Ehe wir in die Stadt gehen, besteigen wir

4. Die Provinz Sachsen - S. 28

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
28 Durchflossen wird das Hügelland von der Mansfeldischen Wipper. Rechts von dieser liegt das Städtchen Mansseld. Es hat noch nicht 3000 Einwohner. Darunter sind viele Bergleute und Steinbrecher. Der größte und auch bekannteste Ort im Mansfeldischen ist Eisleben, wo Luther am 10. November 1483 geboren wurde und am 18. Februar 1546 auch gestorben ist. Weiche Stadt ist durch ihn besonders wichtig geworden? — Wann begann er dort die Reformation? — In der Marktkirche hat er 4 Tage vor seinem Tode zum letzten male gepredigt; in dieser Kirche ist eine Kanzel aus Eicheuholz, die noch heute als Luther- kanzel gilt. — In der Lutherstraße steht das Geburtshaus Luthers, von den Einwohnern das Lutherhaus genannt. Ueber der Hausthür ist Luthers Bildnis angebracht. Dasselbe ist in Stein gehauen und trägt die Umschrift: „Gottes Werk ist Luthers Lehr, drum vergeht sie nimmermehr!" — Auf dem Marktplatze ist dem großen Reformator ein Denkmal errichtet. Auch bei Eisleben wird viel Bergbau getrieben. — Die Stadt zählt 23000 Einwohner. Wichtige Kupferwerke befinden sich noch bei Hettstedt an der Wipper. 9000 Einwohner. Ein Teil der Grafschaft Mansfeld kam unter Friedrich Ii., das übrige 1815 an Preußen. Unterhalb Hettstedt tritt die Wipper in das Herzogtum Anhalt ein. Hier mündet sie auch, nachdem sie (links) noch die Eine ausgenommen hat, oberhalb Bernburg in die Saale. An der Eine liegt die gewerbreiche Stadt Aschersleben mit 24 000 Einwohnern. Dicht bei der Stadt liegt die alte Burg Askauien, die mit der dazu gehörigen Grasschaft eine der ältesten Besitzungen des Hauses Anhalt bildete. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die anhaltischen Länder geteilt. Seitdem wurde die Grafschaft Askanien von besonderen Grafen be- herrscht. Als diese im Jahre 1315 ausstarben, kam sie an das Bistum Halberstadt. Bei Aschersleben ist in neuerer Zeit ein Steinsalzlager entdeckt. Welche Städte berührt man, wenn man mit der Bahn von Nord- hausen nach Dresden, von Aschersleben nach Berlin, von Aschers- leben nach Gera fährt? 11. Drei, die vom Brocken kommen. Auf dem Brockeu entspringt die Ilse. Sie bildet von allen Harzbächen die schönsten Wasserfälle. Ans ihrem schönen, herrlich bewaldeten Thale ragt der Granitfelsen des sagenreichen Jlsensteins 66 m senkrecht empor. Dort hinein soll die wunderschöne Prinzessin Ilse verzaubert worden sein. Zuweilen kommt sie heraus aus ihrem Gefängnisse, des Morgens, ehe die Sonne aufgeht, um sich in dem klaren Wasser des Baches zu baden. Wer das Glück hat, sie dann zu sehen, den nimmt sie mit hinab

5. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

6. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 91

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 91 .Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen. 3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,

7. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 86

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen. hier die evangelische Bewegung ihren Fortgang, und als der Erz-bischof die lutherische Predigt in der Stadt verbot, zogen die Brger scharenweise in die benachbarten kurschsischen und mansfelder Orte. Da griff der Erzbischof zu schrferen Mitteln. Als Ostern 1534 die neu gewhlten Ratsherrn sich weigerten, das Abendmahl in alter Weise zu nehmen, verbannte er sie mit Weib und Kind aus der Stadt. Die Brger, die nach auswrts zum evangelischen Gottes-dienst gingen, lie er ins Gefngnis werfen. Aber durch solche Schreckmittel wuchs nur die Liebe zum Evangelium. Und endlich kam auch fr die Brger Halles die Stunde der Befreiung von all den Verfolgungen und Qulereien. Der Erzbischof gebrauchte fr seine Liebhabereien und zur Befriedigung seiner Prachtliebe sehr viel Geld, so da seine Einknfte fr den Aufwand, den er trieb, bei weitem nicht ausreichten. Wiederholt hatten seine Untertanen schon die Schulden fr ihn bezahlt, jetzt sollte das Stift wieder 400000 Taler aufbringen, was fr Halle einen Anteil von 22000 Taler trug. Da erklrten die Brger, sie wrden die Summe nur dann bezahlen, wenn ihnen evangelische Prediger bewilligt wrden. Inzwischen erschien nun auch Justus Jonas in der Stadt und hielt am Karfreitag in der Kirche Unsrer lieben Frauen vor einer groen Menge die erste evangelische Predigt. Sofort ging zwar vom Erzbischof ein Schreiben an den Rat, worin er die lutherische Predigt bei Strafe verbot; aber eine Kirche nach der andern stellte einen evangelischen Prediger an. Erzbischof Albrecht verlegte nun seine Residenz nach Mainz, wo er 1545 starb. Sein Nachfolger Johann Albert von Brandenburg-Ansbach, unter dem ebenfalls Magdeburg und Halberstadt vereint waren, wohnte wieder auf der Moritzburg und suchte, da er ein eifriger Katholik war, die Reformation zu verhindern. Zum Glck fr die Stadt war aber seine Regierungszeit nur kurz, sie dauerte nur bis 1550. Erst seine beiden Nachfolger, Friedrich (von 155052) und Sigismund (155266), Shne des Kurfrsten Joachim Ii. von Brandenburg, waren evangelisch gesinnt, und Sigismund fhrte mit Zustimmung des Domkapitels in Magdeburg 1561 die Reformation durch. Nach Sigismunds Tode whlte das halberstdtische Domkapitel nicht wieder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Bischof, sondern lste das seit 87 Jahren (14791566) geschlungene Band mit dem Erzstift; es whlte den zwei Jahre alten Sohn des Herzogs von Braunschweig, Heinrich Julius, und behielt sich die stellvertretende Regierung des Landes vor. In dem Be-kenntnisstand der nunmehr evangelischen Landeskirche ward dadurch aber nichts gendert. Die evangelischen Erzbischfe und Bischfe nannten sich hinfort Administratoren. Dadurch ging freilich der Glanz des geistlichen Titels verloren, denn Administratoren waren ganz allgemein Ver-

8. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 150

1903 - Wiesbaden : Behrend
150 Glockengelute zur Kirche geleiten. In ihren Predigten bertrieben sie den Wert des Ablasses so sehr, da das Volk vielfach zu dem Glauben kam, es knne schon allein durch Geld von allen Snden, auch den schwersten, erlst werden. Darum war der Zulauf zu ihnen groß, groß aber auch die Verwirrung, die sie in den Gemtern anrichteten. Einer dieser Ablaprediger war der Dominikanermnch Tetzel. Er trieb sein Wesen in unserem Gebiete mit groer Dreistigkeit, denn er stand unter dem besonderen Schutze des mchtigen Kirchenfrsten Albrecht von Hohenzollern-Brandenbnrg (dem jngeren Bruder des tatkrftigen Kurfrsten Joachims I. von Brandenburg S. 187). Albrecht war Erzbischof von Magdeburg und von Kur-Mainz, zu dem Erfurt und das Eichsfeld gehrten, und zugleich Bischof von Halber-stadt. Dazu hatte ihn der Papst zum Kardinal und zum Primas der deutschen Bischfe ernannt. Durch seine groartige Bauttigkeit in seiner Residenz Halle, durch seine ungeheure Prunksucht und glnzende Hofhaltung in der stolzen Moritzburg am Saalestrande, die ganz Dentfchland bewunderte, war der kunstsinnige und feingebildete Kirchenfrst in eine drckende Schuldenlast geraten. Er frderte den Ablahandel in seinen Landen, da ihm die Hlfte der Einnahmen zugesichert war. Als Tetzel sich in der Nhe von Wittenberg aufhielt, merkte Luther das Verderbliche seines Wirkens an dem Be-nehmen der eigenen Beichtkinder. Sie wollten nicht mehr aufrichtige Bue tun, sondern beriefen sich auf Tetzels Ablabriefe. Darum schlug Luther am 31. Oktober 1517 nach der an den Hochschulen blichen Sitte 9 5 Thesen (Stze) der den Abla, besonders der den Mibrauch desselben, an die Tr der Wittenberger Schlokirche, um durch Meinungsaustausch mit andern Gelehrten Klarheit zu schaffen. Diese Stze fanden gegen seine Erwartung bald in ganz Deutschland Verbreitung, und der stille Wittenberger Mnch wurde fast der Nacht ein berhmter Mann. Die Gegner schwiegen nicht, und bald war ein heftiger Federkrieg zwischen beiden Teilen entbrannt, der in kurzer Zeit die Deutschen in zwei feindliche Heerlager schied. Jetzt sah sich der Papst, der anfangs den Streit nicht beachtet hatte, gentigt einzugreifen; er erklrte 41 Stze Luthers fr ketzerisch und forderte ihn zum Widerrufe auf. Man dachte sich in Rom die Sache noch sehr einfach. Der Kardinal Eajetan, der 1518 in Augsburg aus dem Reichstage war, sollte den kecken Mnch zur Ruhe bringen. Bald stand Luther dort vor dem groen Kirchenmann. Herrisch forderte dieser vom demtig nahenden Mnche Widerruf. Das aber war gegen Luthers Gewissen. Er rechtfertigte seine Stze aus der heiligen Schrift und merkte dabei mit Befremden, wie wenig der Kardinal in der Bibel bewandert war. Da Luther frchten mute, da ihn Cajetan wegen seiner Weigerung mit nach Rom schleppen knnte, um ihn so unschdlich zu machen, floh er auf den Rat seiner
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 1
8 1
9 0
10 1
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 5
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 3
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 30
2 0
3 37
4 49
5 50
6 81
7 1
8 3
9 31
10 93
11 19
12 40
13 31
14 0
15 2
16 54
17 69
18 6
19 32
20 1
21 58
22 2
23 35
24 28
25 1
26 0
27 3
28 9
29 5
30 2
31 1
32 11
33 0
34 5
35 3
36 58
37 27
38 23
39 34
40 50
41 11
42 33
43 8
44 16
45 43
46 13
47 0
48 22
49 91
50 4
51 5
52 4
53 0
54 96
55 0
56 2
57 108
58 9
59 25
60 9
61 11
62 0
63 1
64 1
65 5
66 1
67 4
68 19
69 10
70 126
71 28
72 71
73 35
74 0
75 23
76 143
77 74
78 3
79 11
80 0
81 6
82 27
83 13
84 19
85 9
86 4
87 36
88 0
89 0
90 8
91 49
92 64
93 1
94 90
95 4
96 4
97 1
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 4
5 1
6 3
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 3
14 1
15 0
16 0
17 0
18 4
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 4
26 9
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 4
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 13
41 0
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 1
51 3
52 2
53 0
54 8
55 4
56 0
57 1
58 14
59 7
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 2
81 6
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 4
95 1
96 1
97 3
98 0
99 1
100 4
101 0
102 0
103 1
104 0
105 3
106 3
107 0
108 0
109 0
110 0
111 2
112 1
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 1
120 1
121 0
122 0
123 0
124 1
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 14
131 1
132 1
133 2
134 0
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 3
143 3
144 3
145 3
146 0
147 0
148 3
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 1
156 0
157 0
158 3
159 0
160 0
161 36
162 0
163 0
164 0
165 2
166 1
167 1
168 0
169 0
170 0
171 0
172 4
173 1
174 0
175 0
176 1
177 0
178 0
179 6
180 0
181 0
182 0
183 4
184 0
185 0
186 0
187 1
188 2
189 0
190 0
191 2
192 0
193 0
194 8
195 0
196 1
197 0
198 0
199 3