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1. Schaumburgische Geschichte - S. 58

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 58 — mit 80 Schülern, und das Oldendorfer Kirchenbuch bezeichnet den Winter 1636—37 als die Zeit der größten Sterblichkeit. Graf Otto hatte sich während dieser bösen Zeit nach Gehmen geflüchtet. Als er am 23. März nach Bückeburg zurückkehren wollte, wurde er von den Kaiserlichen gefangen genommen und in Lemgo bis zum 29. April festgehalten. Das Ende des Krieges. So dauerten die Bedrückungen und Erpressungen noch Jahre lang fort. Bald waren es schwedische, bald kaiserliche, bald lüneburgische und pfälzische Truppen, die Kontributionen erhoben. 1639 wurde das linke Weserufer von den Kaiserlichen ausgeplündert, ebenso Oldendorf und Coverden, von wo sie viel Kühe mit fortnahmen. 1640 mußten 1500 Fuder Korn und 500 Fuder Hafer nach Minden geliefert werden, während die Kaiserlichen ihre Kontribution mit Brand und Raub einforderten. In den Jahren 1641 und 1642 ging es in Schaumburg ziemlich ruhig zu. Erst im Oktober kam wieder Einquartierung. Am 11. Oktbr. kamen 20000 Mann hessische und weimarsche Truppen in die Lachemer und Exter Vogtei, zogen dann in die Fischbecker Vogtei, wobei am 16. Oktober mehrere Häuser in Welsede und Heßlingen und ganz Hattendorf samt der Kirche niedergebrannt wurden. Durch diese Einquartierung sind die Leute im Amte Schaumburg bettelarm gemacht worden. So ging es bis zum Jahre 1648, wo endlich der langersehnte Friede zustande kam. Voller Freude dankte man in allen Kirchen der Grafschaft Gott, daß nun die schreckliche Zeit beendet sein sollte. Von den 5 Millionen Reichstalern, die den Schweden vom Deutschen Reiche als Kriegsentschädigung gezahlt werden mußten, entfielen auf die Grafschaft Schaumburg 13640 Goldgulden, wozu noch 12000 Reichstaler rückständige Kontribution an die Kaiserlichen kamen, die in drei Terminen abgeliefert werden mußten. Im Jahre 1650 endlich wurden die Regimenter aufgelöst, so z. B. am 4. September ein schwedisches Reiterregiment bei Oldendorf. Die Offiziere und Mannschaften zerstreuten sich in die nächsten Ortschaften und nahmen die verlassenen Wohnungen und Höfe, deren Besitzer in den langen Kriegsjahren umgekommen waren, in Besitz. *) *) So wird z. B. im ältesten Kirchenbuche von Gr. Wieden 1654 und in den folgenden Jahren ein Rittmeister Stephan Glünder und ein Leutnant Krentler erwähnt, die wahrscheinlich von diesem Regimente waren.

2. Schaumburgische Geschichte - S. 6

1908 - Rinteln : Bösendahl
in die Nieberungen herab und beschlossen hier zu bleiben. Es waren die Cherusker — das bedeutet Schwertmänner —, bic bet in langen, unabsehbaren Zügen baherkamen. Auf breiten, mit Rindern bespannten Wagen befanben sich unter einem Zeltdach Weiber, Kinder, Greise und die wenige Habe. Die wasfentragenben Männer gingen ober ritten vorauf, andere bildeten den Schluß. Große Herben von Rinbern, die von Knechten und Mägben ge trieben wurden, führten sie mit sich. Durch den dichten, unwegsamen Urwald ging der Zug nur langsam vorwärts. Oft mußten erst Bäume und Sträucher umgehauen, oft die Angriffe der wilden Tiere abgewehrt werden. Auf einem freien Platze, der von einem klaren Bächlein durchflossen wurde, schlug eine Anzahl verwandter Familien oder eine Sippe am Abend ein Lager auf. Rund um den Platz herum wurden die Wagen dicht aneinandergereiht aufgestellt, daß sie gleichsam eine Burg bildeten. Dann wurde das Vieh in Hürden getrieben, und nachdem Wachen ausgestellt waren, lagerte sich alles in ^ der Wagenburg, um das Abendbrot zu verzehren. In der Mitte des Platzes brannte ein lustiges Feuer, über dem auf einem Spieße das Hinterteil eines Bären gebraten wurde, den die Männer gestern, als er ein Rind von der Herde rauben wollte, mit ihren Spießen erlegt haben. Kräftige Gestalten sind es, die sich da gelagert haben, groß und breit. Das goldgelbe Haar fällt lose anf ihre Schultern herab. 3töre Kleidung ist das Fell eines Bären oder eines Auerochsen, die Hörner und die Zähne dieser Tiere geben ihnen ein gefährliches Aussehen. Neben ihnen in der Erde stecken ihre Waffen, die langen Spieße, und an den Wagen lehnen die Schilde, aus Weidenruten geflochten oder aus dünnem Lindenholz zugeschnitten. Nachdem alle satt geworden, wickeln sich die Männer und Jünglinge in ihre Pelze und legen sich um die Feuer oder unter die Wagen zum Schlafen nieder, während Frauen und Kinder in den Wagen verschwinden. f Die ersten Ansiedlungen. Da den Cheruskern unsere Heimat gefiel, so beschlossen sie, sich hier anzusiedeln. Wo ein Quell, ein Feld oder ein Gehölz ihnen geeignet schien, schlugen sie ihre

3. Schaumburgische Geschichte - S. 9

1908 - Rinteln : Bösendahl
Die Mark. Um das Dorf herum wurde nun der Wald ausgerodet. Das Holz wurde teilweise nach Hause geschafft, um im Winter als Brennholz Schutz gegen die Kälte zu geben, teils wurde es auf einen Haufen geschleppt und gleich an Ort und Stelle aufgebrannt. So entstand um das Dorf herum ein großes freies Feld, das die Mark genannt wurde. Da alle Ansiedler daran geholfen hatten, so gehörte sie auch allen, sie wurden also Markgenossen und bildeten eine Markgenossenschaft. Jede Markgenossenschaft hatte ihre Feldmark nach der Güte des Bodens in mehrere Teile — Gewannen — eingeteilt. Jede Gewanne war wieder in soviele schmale Streifen eingeteilt, als Ansiedler dawaren. Diese einzelnen Streifen wurden dann unter die Ansiedler verlost, sodaß jeder von dem guten und schlechten Lande seinen Anteil erhielt. Jeder Streifen war so groß, daß er an einem Morgen von einem Gespanne umgepflügt oder von einem Manne abgemäht werden konnte. Daher stammt noch heute der Ausdruck Morgen für eine bestimmte Ackerfläche. Jedes Jahr wurde eine neue Verlosung vorgenommen, bis sie in späterer Zeit unterblieb und jeder Markgenosse das Stück behielt, welches er zuletzt in Benutzung gehabt hatte. Um dem Nachbarn bei der Bestellung keinen Schaden zuzufügen, mußten alle zu gleicher Zeit pflügen, säen und ernten und alle die gleiche Frucht bauen. Nach' dem der Acker einige Jahre hintereinander mit Getreide bestellt gewesen war, blieb er längere Jahre unbenutzt liegen: Brache*). Die Allmende. Um die Feldmark zog sich in weitem Umkreise der Markwald hin, der gemeinsamer Besitz aller war. Vor dem Markwalde befanden sich Weiden und Anger, auf denen die Markgenossen gemeinsam ihr Vieh weiden ließen. Die Hude und der Wald gehörten allen gleichmäßig, man nannte sie deshalb Allmende (entstanden aus „alle Mannen"), während Haus, Hof und Garten, die jedem als Eigentum gehörten, Allod hieß. Zwischen benachbarten Markgenossenschaften bildete oft ein weiterer Wald, der sich in schmaler Gestalt zwischen zwei Markwäldern hinzog, die Grenze. Diese Grenzwälder führen im Schanm- *) Erst in neuerer Zeit ist die alte Einteilung der Feldmark bei der Verkoppelung verschwunden.

4. Schaumburgische Geschichte - S. 11

1908 - Rinteln : Bösendahl
— li- ste ihre Götter verehrten, sondern am häuslichen Herde vereinigte sich die ganze Familie zum Opfer und Gebet. Der Hausvater war der Priester, der Herd der Altar, das Haus die Kirche. Außerdem gab es Opferstätten im Walde unter mächtigen Eichen, auf Wiesen, an Quellen, Teichen und Flüssen, auf Bergen und Hügeln, bei großen Steinen und Felsen. Der felsige Hohenstein und der Osterberg (der heutige Paschenberg), die Alte Bückeburg bei Obern-kirchen und die Alte Laufe auf dem Deister waren solche Opferstätten. Aber auch in jedem Dorfe war eine solche Stätte, das war der Tie. Der mächtigste Gott unserer Vorfahren war Wodan. Er wohnte nach dem Glauben der alten Deutschen in einem jchöncn, herrlichen Saale, der Walhalla. Aus seinem Antlitze strahlte nur ein Auge, die Sonne, um seine Schultern trug er einen blauen Mantel mit goldenen Sternen = der Himmel mit den Sternen, und ein breiter Wolkenhut bedeckte fein Haupt. Vor ihm lagen seine Jagdhunde, zwei Wölfe, und auf seinen Schultern saßen seine Boten, zwei Raben. Auf einem achtbeinigen Roß ritt er durch die Luft. Die Helden, die im Kampfe gefallen waren, kamen in die Walhalla. Mit Wodan zogen sie jeden Tag auf die Jagd, am Abend heilten alle Wunden zugleich, und in Walhalla wurden sie mit Schweinebraten und Milch festlich bewirtet. Der Mittwoch war dem Wodan geweiht. Der Tag heißt heute noch in der englischen Sprache Wodanstag. Um die Zeit des Winteranfanges fuhr Wodan mit dem wilden Heer durch die Lüfte, stürzte im Walde die eilten Bäume um, segnete aber auch Bäume und Fluren zur nächsten Ernte. Die Sage vom roilben Jäger erinnert noch an ihn. (Siehe Anhang 26.) Wodans Gemahlin war Freia, nach der der Freitag seinen Namen hat. Sie war das Vorbild der Frauen auf Erden. Sie war die Beschützerin des Hauses und spann fleißig am Spinnrocken. Faule Spinnerinnen bestrafte sie, gute belohnte sie (die Sage von Frau Holle). Wodans Sohn hieß Donar, der Donnerer. Aus seinem roten Barte zuckten die Blitze, seine Hand warf die Donnerkeile zur Erde nieder, und wenn er mit seinem Wagen, der mit eicht

5. Schaumburgische Geschichte - S. 27

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 27 — der Mähne, klein aber schnellfüßig. Zu dem spricht er in dieser Gefahr: „Hengstken spring awer, kriegst'n Spint Hawer, springste nich awer, freitet bi im mi Rawen." Da schoß das kluge Tier wie ein Pfeil über den Verhau hin und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück, wo es tot zusammenbrach. f Das weiße Sachsenroß. Während des Sachsenkrieges irrte einst ein Franke in den düsteren Wäldern der Weser umher. Gar müde und fast gebrochen sieht er endlich am Strande des Flusses ein Haus. An der Tür desselben ruft er über die lange Diele: „Hallo, ein Fremder bittet um Obdach!" Da erhebt sich hinten am Herde eine mächtige Gestalt, die nähert sich mit stolzem Blick der Türe, sieht lange prüfend den Franken an und spricht: „Kommst du, um Gastfreundschaft zu suchen, so bist du sicher in Sachsenhütten." Darauf führt er den Franken an den Herd, füllt einen Becher, tcinkt und reicht ihn dem Franken. Auch dieser trinkt und gibt ihn zurück. So sitzen sie ernst am friedlichen Herd und jeder bewundert des anderen Heldenglieder. Endlich fängt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! Wenn König Karl wüßte, daß Sachsen viele solcher Helden zum Kampfe stellt, so würde er diesen Kampf bitter beklagen." Schweigend faßt ihn der Sachse an die Hand und führt ihn auf die Wiese, auf der ein weißes Roß weidet. Als der Franke dieses edle Roß sieht, spricht er voll Freude: „O, laß uns das schöne Roß fangen." Da erwidert der Sachse: „Gefangen hat es noch keiner gesehen, doch wenn ich es rufe, dann kommt es freiwillig." Darauf lockt er es, und siehe, es kommt wiehernd heran. Dann spricht der Sachse: „Siehe, das ist das Bild des freien Sachsenvolkes." Da reicht ihm der Franke die Hand und spricht: „Wahrlich, das war ein schönes Wort zu rechter Zeit, nun will ich dir auch fränkische Großmut zeigen, der Kampf zwischen Franken und Sachsen soll von dieser Stunde an aufhören, * ich vermag über Krieg und Frieden zu gebieten, denn ich bin König Karl genannt." Sofort reicht auch der Sachse dem Franken die

6. Schaumburgische Geschichte - S. 32

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 32 — 6. Das Kloster Möllenbeck. t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein. T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die

7. Schaumburgische Geschichte - S. 33

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 33 — Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle. So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen. t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte. Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben: 1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg. 2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck). 3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln. 4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet. 5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war. 6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen. 7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister. Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen, 3

8. Schaumburgische Geschichte - S. 37

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 37 — Alle Bestimmungen hierüber wurden in dem sogenannten Meier- briese festgesetzt. Die Abgaben. Starb der Hörige, so gehörte ursprünglich seinem Herrn alles bewegliche und unbewegliche Vermögen. Dieses Erbrecht ging später in die Auswahl eines einzigen Stückes über, beim Tode des Mannes wählte sich der Herr das beste Stück Vieh aus, das Be st Haupt, beim Tode der Frau das beste Kleid — Gew and -fall. Eine andere Abgabe war der Zehnte, d. H. der zehnte Teil vom Korn in Garben oder im Sacke, vom Gemüse, Wein, Obst, von Rindern, Pferden, Hühnern, Eiern, Bienen. Viele neue Hofanlagen wurden aus Waldrodungen gewonnen. Von ihnen mußte der sogenannte Rottzehnte entrichtet werden. Für die Benutzung der Viehweide und für den Bedarf an Holz mußten Hühner abgegeben werden. Diese nannte man Rauchhühner, weil sie von jeder Stätte, wo ein Herdfeuer rauchte, entrichtet werden mußten. Die Herrendienste oder Frohnden waren entweder gemessene, wenn sie 3 Tage in der Woche nach der Wahl des Grundherren währten, oder ungemessene, wenn es dem Herrn freistand, soviel Tage festzusetzen, als ihm nötig schienen. Zu den Frohnden gehörten auch häusliche Dienste, die von den Kindern geleistet werden mußten. Die Jagdfrohnden, bei denen die Hörigen Treiber spielen mußten, wurden besonders gern an Sonn- und Feiertagen angesetzt. Auch die Botenfrohnden (Brieftragen) wurden gern an Sonntagen verlangt. Je nach der Art der Verrichtung gab es Heu-, Ernte-, Dresch-, Pflug-, Spaten-, Fuhr-, Bau-, Hand- und Spann-frohnden. Auch das Zäunemachen, das Sammeln der Schneckenhäuschen (zum Garnwickeln), das^ Tragen der Fräulein nach der Kirche, das Stillen der Frösche und das Flöhesuchen im Bette der Herrschaft gehörte dazu. Die Herrenrechte. Nur die Grundherren hatten das alleinige Recht, in den Forsten und auf den Gütern der Hörigen die Jagd, in den Flüssen und den Bächen die Fischerei auszuüben. Wurde ein Bäuerlein beim Fischfang betroffen, so lief es Gefahr^ einen Daumen zu verlieren, wurde es bei der Jagd ertappt, so mußte es dies Vergnügen vielleicht mit dem Tode büßen. Den Lehnsleuten war auch verboten, in andern als ihres Lehnsherren

9. Schaumburgische Geschichte - S. 42

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 42 — mangele, nahm er allemal einen solchen mit. Darüber machte der Sohn sich sehr lustig; er ließ sich nämlich eine silberne Kette machen, die er stets an seinem Halse trug, damit er nicht mit einem Stricke gehängt würde, da er doch eines Fürsten Sohn sei. Daher sein Name: mit der Kette. Graf Otto, ein Feind dieses wilden Herzogs, hatte 1373 Magnus' Schwägerin, die Witwe Mechtild geheiratet und dadurch den Herzog noch mehr erbittert. Als darum der Brautwagen der Mechtild von Celle nach der Schaumburg unterwegs war, ließ Magnus diesen durch seine Reiter überfallen und berauben. Dadurch war die Feindschaft zwischen beiden noch vergrößert. — Im Juli des Jahres 1373 ritt auf Schaumburg ein herzoglicher Bote ein. *) Herr Magnus sagte seinem Schwager offene Feindschaft an. Großer Jubel herrschte in Schaumburg, daß nun der Tag kommen sollte, wo der Überfall in der Heide wieder wett gemacht werden sollte. Der Ausbruch. „Die Hengste daher! Frisch auf, nun reiten wir!" riefen die Burgleute alle, als sie die Botschaft des Herzogs hörten, und in geschwinder Eile ward im ganzen Lande gerüstet. Die Ritter sammelten ihre Fähnlein, auch die Bundesgenossen des Grafen wurden schnell beschickt und zogen p. In wenig Tagen stand man fertig auszuziehen. Am St. Jakobs heiligen Abend ging es durch den Zerser Wald und Süntel fort bis zum Deister, und als am andern Morgen Graf Otto's Schar von der Höhe des Deisters herabstieg, sah man die feindlichen Heerhaufen bei Leveste sich rühren. Indessen kam man dem Feinde immer näher, der Schildknecht Otto's reichte ihm jetzt seine Lanze. Auch die Ritter nahmen ihre. Jeder rückte sich im Sattel fest. Jetzt sah Herr Otto noch einmal über seine Scharen hin und rief ihnen einige weithinschallende Worte der Ermunterung zu. Dam: waudte er sich an die Ritter: „Nun wohl, ihr Herren, drauf! Mir nach, wer mich lieb hat l" Der Kampf. In diesem Augenblick blitzten alle Waffen auf, und lautes Kampfgetöse ließ sich auf beider: Seiten hören. *) Mit Genehmigung des Verlegers entnommen aus „Hans Surnenicht" von L. Spitta, Verlag F. A. Perthes, Gotha.

10. Schaumburgische Geschichte - S. 44

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 44 — Grab zu graben. Andere wieder waren dabei, die gefallenen Knechte an Ort und Stelle zu bestatten. Unter einer Eiche lag der tote Herzog. Einige gefangene braunschweigische Knechte hatten ausgesagt, der Herzog habe am Morgen vor Beginn des Kampfes geschworen, er wolle die kommende Nacht im schaumburgischen Lande zubringen. Als Arnd von Zersen dies Herrn Otto hinterbrachte, da sprach dieser: „Wohlan, so soll unser Schwäher darum nicht meineidig werden. Bringt seinen Leib noch heute geu Rodenberg in unsere Grafschaft. Allda mag er in der Kirche vor dem Altare nächtigen und morgen bei Tagesanbruch gen Braunschweig geführt werden." — Die Heimkehr. Graf Otto aber kehrte mit den Seinen nach Haus Schaumburg zurück. Vor allen Haustüren der Dörfer, durch die man hinzog, waren Leuchten ausgehängt, den siegreicher: Herrn zu grüßen. Wie ein Lauffeuer war noch bei Tageslicht die Kunde von dem jähen Ausgang des Kampfes durch Feld und Wald, von Hütte zu Hütte vorausgeeilt. „Das Bauner von Schaumburg! Sie kommen, sie kommen!" hieß es bei jung und alt, wo sich die Tapferen sehen ließen. So erreichten die Sieger Haus Schaumburg, wo noch lange nach der Heimkehr die lodernden Flammen der Pechpfannen, die den Schloßberg erhellten, unter frohem Getümmel der Burgmannen zu Tal leuchteten. — 11. Die Reformation in der Grafschaft Scbaumburg. Die Dummheit des Volkes. Schon längst war in deutschen Landen das helle Licht des reinen Evangeliums aufgegangen, aber in der Grafschaft Schaumburg wußte man in der Mitte des 16. Jahrhunderts uoch nichts davon. Hier wurde das Volk uoch in Dummheit und Aberglauben hingehalten; Schulen gab es außer einer zu Jetenburg noch nicht, die Kinder wuchsen daher auf wie das liebe Vieh. Die Folge davon war, daß die Leute
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