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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1854 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder- reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er- schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold — So schläft hier Konrad Wiberholb.

2. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 452

1854 - Stuttgart : Hallberger
452 Schon früh hatte er die Nachtheile bemerkt, welche die jüngeren Kinder leiden, während die älteren die Schule besuchen, die Eltern aber ihren Berufsarbeiten nachgehen. Nicht bloß Gefahren für Leben und Gesundheit sind die unbeaufsichtigten Kleinen ausgesetzt, sondern ihr Geist kann sich in der Einsamkeit nicht entwickeln, deßhalb bleiben sie zurück. Oberlin machte seine Frau auf dieses Uebel aufmerksam, und diese, welche eben so menschenfreundlich dachte, als ihr Gatte, bestellte Aufseherinnen, welche die Kinder von zwei bis sechs Jahren um sich sammelten und dieselben mit Spiel und kleinen Arbeiten be- schäftigten. Unter diesen Aufseherinnen befand sich ein junges Bauern- mädchen, welches als die eigentliche Begründerin der Bewahranstalten zu betrachten ist, weil sie nach dem bald erfolgten Tode der Pfarrerin die Gedanken derselben ausführte und verbesserte. Dieses tugendhafte Mädchen, welches zugleich in dem Hause des Pfarrers Oberlin zuerst als Magd, dann als Haushälterin seine jüngeren Kinder erzog und ohne alle Belohnung sich allen Diensten unterzog, bald die Kleinen beaufsichtigte, bald Kranke besuchte, Arme unterstützte und in alle seine menschenfreundlichen Plane einging, und darum von ihm als Tochter angenommen wurde, hieß Luise Schepler, und ist eins der schönsten Beispiele weiblicher Vortrefflichkeit. Auch wurden ihre Ver- dienste, so wie die ihres Pflegvaters um das Steinthal nicht bloß von der Gemeinde selbst, sondern zuletzt auch von der französischen Regie- rung anerkannt. Luise Schepler erhielt einen Preis von 5000 Franken, die ein edler Mann in Paris für diejenigen ausgesetzt hatte, welche sich um das Wohl der Menschheit am meisten verdient machten. Sie bestimmte dies Kapital ihrer Kleinkinderschule und behauptete, der Ruhm gebühre uicht ihr, sondern der verstorbenen Pfarrerin. Der alte Oberlin erhielt einen Orden und wurde in den Stand gesetzt, sein wohlthätiges Leben fortzusetzen, ohne solche Entbehrungen wie früher zu leiden. Die schönste Anerkennung aber fand er bei seinen! Tod im Jahr 1826. Nicht bloß seine Pfarrkinder von dem ältesten bis zum jüngsten begleiteten mit Thränen die Leiche des Vaters Oberlin, sondern auch eine ungeheure Zahl seiner Verehrer aus der Umgegend. Und zwar machte das Glaubensbekenntniß dabei keinen Unterschied. Katholische Frauen, in Trauer gekleidet, knieeten rings um den Begräbnißplatz in stillem Gebete, und mehrere katholische Geistliche saßen in ihrer Kirchenkleidung unter den protestantischen in der Kirche. Und damit sein Werk nicht untergehe, wurden Beiträge zu einer Stiftung, die Oberlins Namen führt, gesammelt.

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 305

1854 - Stuttgart : Hallberger
305 Ein guter Unterricht für seine Kinder lag ihm um so mehr am Herzen, als er selbst in seiner Jugend ganz vernachlässigt worden war. Selbst das Schreiben lernte er erst als Mann, und er hatte zu dem Ende immer eine Schreibtafel unter seinem Kopfkissen, damit er in müßigen Stunden seine schwertgewohnte Hand im Führen der leichten Feder üben könnte. Denselben Eifer, den Karl in der Bildung seines eigenen Geistes, so wie seiner eigenen Kinder zeigte, bewies er auch für die Bildung der Jugend überhaupt. Er errichtete am Hofe eine eigene Schule, als Muster für die übrigen im Lande, in welche alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne schicken mußten. Der Unterricht war unentgeltlich; nur freiwillige Gaben dankbarer Eltern wurden ange- nommen. Einmal trat er selbst in die Schulstnbe, hörte eine Zeit lang zu, und ließ sich dann die schriftlichen Arbeiten der jungen Leute zeigen. Die geschickten mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und da fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Er wandte sich zu beu fleißigen, aber armen Kindern, und sagte: „Ich freue mich, meine lieben Kin- der, daß ihr so gut einschlaget; bleibet dabei und werdet immer voll- kommener. Ihr verfolget euer wahres Beste, und zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen. Ihr aber — und hier wandte er sick- zornig zur linken — ihr Söhne der Edlen, ihr feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünket, und des Wissens nicht noth zu haben meinet, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch: bei Gott! euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten nichts bei mir; von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut machet!" Auch der Berbesserung des Gesangs widmete Karl seine Auf- merksamkeit. Er stellte zwei gute Sänger aus Italien an, von denen Gesanglehrer und Vorsänger für Schulen und Kirchen gebildet wer- den sollten. Auch Orgelspielen wurde gelehrt, nachdem Karl die erste Orgel aus Constantinopel erhalten hatte. Aber die plumpen Franken stellten sich eben so ungeschickt zum Singen als zum Spielen. Die Italiener verglichen it>r-en Kirchengesang mit dem Geheul wilder Thiere und dem Gerumpel eines Lastwagens über einen Knüppel- damm. Auch Alcuin klagt oft in seinen Briefen, daß er bei den jungen Franken so gar wenig ausrichten könne und mit einer fast thierischen Tölpelhaftigkeit zu kämpfen habe. Lesebuch. 20

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 55

1914 - München : Oldenbourg
— 55 — fyatte in den Schlössern Frauenberg, Gutenberg, werneck, Prosselsheim, Iphofen, Dettelbach und Lbenhausen viel Getreide aufhäufen lassen und verhinderte die Aufuhr in die Stadt. Um der Not zu steuern, kamen die Eidgenossen in Würzburg zusammen und beratschlagten, wie sie ferneren Unterhalt beschaffen konnten. Nun liegt ein Dorf im Schweinfurter Gau, Bergtheim genannt, das hatte einen weilen, befestigten Kirchhof, wohin einige Geistliche ihr Getreide geflüchtet und aufgespeichert hatten. Aber nachdem die Bürger wußten, daß die Geistlichen etliche Söldner dahin geordnet hatten, richteten sie sich, das Getreide mit Gewalt zu holen, und rückten am Sonntage, den u. Januar ^00, bei 3000 Mann stark dahin. Bürger Braun von Gerolzhofen trug das panier der Stadt Würzburg. Bischof Gerhard, der von diesem Anschlage heimlich Bericht erhalten hatte, hatte seine Reiter und den Stiftsadel nach werneck gerufen und bereits die Besatzung im Kirchhofe zu Bergtheim verstärkt. Dompropst Johann von Lg-loffstein und drei Domherren erhielten den Oberbefehl über die (Truppen, zu denen noch 600 Reiter stießen. Als nun beide Teile einander ansichtig wurden, verließen die Bürger den eingenommenen Kirchhof und stellten sich gegen den Feind in Ordnung. Dasselbe tat der Dompropst mit den Seinen auch und schlug sechs adelige Knechte im Namen des Bischofs zu Rittern, worauf viele der Reisigen vom Pferde stiegen und zu Fuß in die Schlacht gingen. Nun entspann sich ein hitziger Kampf. Zwei der zu Fuß kämpfenden Adeligen fielen. Bald mußte auch die bischöfliche Reiterei dem ungestümen Angriffe des verbündeten Fußvolkes weichen; sie geriet in Flucht und hinterließ viele Gefangene. Da erschien das Aufgebot des Adels von der Baunach, 65 Pferde stark, und griff die mit der Verfolgung beschäftigten und zerstreuten Bürger kampfbegierig an. Nun wendeten sich die geflohenen Reiter wieder um und erneuerten den Kampf, der nun mit gänzlicher Niederlage der Eidgenossen endigte. luoo Bürger wurden erschlagen und ^oo gefangen, die übrigen entrannen. Am dritten Tage nach der Schlacht zog Gerhard mit seinem Heere zu Würzburg ein, wo sich der Rest der Bürger, nicht viel über 300 meist bejahrte Männer, zwischen den zwei Toren zu Sande aufgestellt hatte und dem Bischof huldigte. Die Anführer wurden teils enthauptet, teils gehangen oder ertränkt, vier Mitglieder des unteren Rates aber als Rädelsführer geschleift, dann gevierteilt und an den Toren aufgehängt. So endete dieser Aufruhr den Würzburger Bürgern und ihren Nachkommen zu großem Nachteile. Alle Schäden, die den Geistlichen zugefügt worden waren, mußten ersetzt werden. Auch die übrigen Städte vertrugen sich jetzt mit dem Bischof. Für Würzburg aber erstarb der schöne Traum der Reichsfreiheit auf immer.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 71

1914 - München : Oldenbourg
— 7\ — selbst ihr Lager auf. Sie nannten sich den „hellen oder lichten Kaufen" und trugen alle ein weißes Kreuz auf Hut oder Rock. Die Hauptleute und Rate des Haufens zu Gerolzhofen schrieben an die Bauern zu Bildläufen, daß sie entschlossen feien, ihren Zug gegen Würzburg zu nehmen, bittend, daß die von Bildhaufen mit ihren zugeordneten Lagern auch dahin rücken sollten. Am 3. Mai brannten die Gerolzhofer vormittags den Stolberg, nachmittags das Schloß Bimbach ab. Am Freitag, den 5. Mai, brach der Gerolzhofer Haufe nach Großlangheim auf, wo das Schloß geplündert ward, von 3phofen und anderen Orten wurden Leitern und sonstige Sturmgeräte gefordert. Zu Langheim stießen auch die Kitzinger zu dem Haufen. Am Sonntag, den 8. Mai, langten die Bauern in Heidingsfeld an. Hier waren am 6. Mai auch die Bauern aus dem Taubertale und vom Gau angekommen. Die Bauernschar in Heidingsfeld nannte sich „Fränkischer Haufen". )n Zell lagerten die Bauern des Amtes Karlburg. Mit den Bauern vereinigten sich auch die Bürger der Stadt Würzburg und kündigten ihrem Herrn, dem Bifchofe, am 9. Mat den Gehorsam auf. Die Zahl der Bauern, die sich in der Nähe der Hauptstadt lagerten, wird in verschiedenen Briefen auf 20 000 berechnet. e) Die zwölf Artikel. Die Bauern hatten ihre Beschwerden und Wünsche in zwölf Artikeln zusammengefaßt und dem Bischöfe zur Annahme vorgelegt. Im wesen lauten diese Forderungen: U. Zum ersten bitten wir, daß jede Gemeinde das Recht haben soll, ihren Pfarrer selbst zu wählen und auch wieder zu entsetzen, wenn er sich ungebührlich hielte. Dieser Pfarrherr soll das heilige Evangelium rein und klar, ohne menschliche Zusätze, vortragen. 2. Zum zweiten wollen wir den rechten Kornzehnt geben, nachdem er im Alten Testamente aufgefetzt und im Neuen bestätigt worden. Gebührt er dem Pfarrer, so sollen ihn die von der Gemeinde gewählten Kirchenpröpste einsammeln. Dann soll man dem Pfarrer seinen genügenden Unterhalt geben und, was übrigbleibt, den armen Dürftigen im Dorfe mitteilen. Was dann noch überbleibt, soll man für Kriegsfälle behalten, damit keine Landessteuer die Armen bedrücken muß. Den kleinen Zehnt wollen wir nicht weiter geben, denn Gott der Herr hat das Vieh den Menschen frei erschaffen. 3. Den Brauch der Leibeigenschaft wollen wir aufgehoben haben, denn in der Schrift steht, daß wir frei find, und wir wollen frei sein. Unserer erwählten und gesetzten Dbrigkeit, so uns von Gott gesetzt ist, wollen wir in allen ziemlichen und christlichen Sachen gehorchen. H. Bisher hat kein armer Mann Gewalt gehabt, Wildbret und Geflügel zu fangen oder im fließenden Wasser zu fischen. Das ist unbrüderlich, eigennützig und dem Worte Gottes nicht gemäß; denn als Gott den

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

7. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 26

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 26 — 1535 wurde das erste evangelische Abendmahl in der Stift-hidie zu Stuttgart gefeiert. Die Reichsstädte hatten die lie- geiuchjn@eiftrjru^r .ei"9gw' Sur Heranbildung evangelischer Zeitlicher gründete Ulrich das evangelisch- ^eotnuiche Stift in Tübingen: auch sorgte e fl me bessere Ordnung in E h e n - A r m e n - und Kirche n- T J ^48 kam die Reformation in große Gefahr. Das .lugvburger ^ntcnm, welches der Kaiser nach dem für ble Protestanten so unglücklichen Ausgang des s ch m a l k a l- ' ').C n Religionskrieges (1546—1547) in Deutfch- mu emgerithri hatte, erlaubte Wohl die Eh e den Priestern und -m heiligen Abendmahl den Laien den Kelch, berpflidi- sffrfi ^ ° r«C V' ” sl(lcr 5ul" Einhaltung katbo -lj cher Gebrauche im Gottesdienst, was zur 5-olge hatte datz die Abte in die Klöster zurückkehrten und in dm Kirchen die Steffen wieder gelesen wurden. Damals mußte 1 uocheinmal sein Land aus kurze Zeit verlassen, weil er [U Jin™\:fnegc ous feiten der evangelischen Fürsten gegen den katholischen Kaiser Karl V gekämpft hatte. _ .. 1urid) ^arb 1550 in Tübingen. Er ruht daselbst in der etiftsfu-chc neben Eberhard im Bart unter einem Stein. k) Ulrichs Gramster. Ulrich war bald gewalttätig reizbar und mißtrauisch, bald freundlich und herablassend, bald hochfahrend und eigensinnig, bald demütig und bescheiden, äußerlich itreng fromm, daneben aber auch wieder unverföhn -l i cf) e n Herzens. Wetterwendisch wie fein Leben 1 st auch f e in Charakter gewesen. Seine Regierung oat Bedeutung durch den Tübinger Vertrag und vor allem durch die Einführung der Reformation in Württemberg. 3. Herzog (1550—1568). st) Christophs Jugendzeit. Herzog Christoph wurde 1515 auf H o h e n u r a ch als Sohn Ulrichs und dessen Gemahlin Sabina geboren. Er hatte ein h a r t e I u g e n d z ei t. Fern non der Heimat und unter fremden Menschen wurde er erzogen. 7962

8. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 37

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 37 — b) Die oberste Staatsbehörde war der G e h e i m e - R a t, welchem feit 1770 alle Behörden ihre Berichte vorzulegen hatten und den der Herzog in allen Angelegenheiten hören sollte, was aber häufig nicht geschah. Polizei und R ech t § p f I e g e wurden von dem Regierungskollegium, Kirche und Schule vom Konsistorium beaufsichtigt. Das Kriegswesen besorgte der Kriegsrat. Die richterliche Gewalt übten die Landgerichte aus, über welchen das Hofgericht stand. Die weltlichen Borsteher der Ämter waren die Oberamtleute, die geistlichen die Dekane. Über den letzteren standen die Prälaten. Das Volk war von den Landständen, welche die Steuern zu bewilligen hatten, vertreten. c) Am Hofe herrschten Trunksucht, Üppigkeit und Verschwendung und unter einigen Herzogen Günftlings-und Weib er Wirtschaft. In der Mode waren Frankreich, Spanien und Italien massgebend. Nach dem 30jährigen Kriege wurde am Hofe französisch gesprochen. Wie die Fürsten, so lebte auch das Volk verschwenderisch. Verbote gegen _ den unmäßigen Aufwand bei Taufen, Hochzeiten, Leichen, Jahrmärkten und Kirchweihen nützten nicht viel, weil die oberen Stände dem Volke mit keinem guten Beispiel vorangingen. d) Die Volksbildung wurde gehoben durch Volks- und Lateinschulen und am Ende des 18. Jahrhunderts auch durch Realschulen, sowie durch die Pflege der Wissenschaften auf der Universität zu Tübingen und später auf der hohen Karls-schule in Stuttgart. In der letzteren erfreuten sich besonderer Pflege die Dichtkunst, Malerei, Bildhauerei und Musik. Aus der Karlsschule gingen u. a. hervor der Dichter Friedrich Schiller ous Marbach (1759—1805) und der Bildhauer Dann eck er. 1571 wurde in Weil der Stadt der Astronom Kepler geboren. Was das Gewerbe anbelangt, so blühten im 16. Jahrhundert die Leinwand Weberei (Ulm), die Wollen Weberei (Calw), die Beindreherei (Geislingen) und die Gold -Warenfabrikation (Gmünd), im 18. Jahrhundert die L e i n -roand spinne r ei und -Weberei (Heidenheim, Urach), die Tuch- und Zeugmach er ei (Göppingen, Backnang, Tübingen, Urach, Balingen, Freudenstadt, letzteres 1599 von Friedrich I gegründet) , die Lederfabrikation (Backnang) und die Töpferei (Heidenheim). Der Handel wurde durch die Schiffbarmachung des Neckars gehoben. Mit dem Münz Wesen war es meist schlimm bestellt; häufig wurden schlechte Münzen in Umlauf gesetzt (Hirschgulden). e) Zeiten schweren Drucks und großer Not für das Volk waren die österreichische Herrschaft (1520—1534), der dreißigjährige

9. Neubearbeitetes Lehr- und Lesebuch gemeinnütziger Kenntnisse für katholische Elementar- und Sonntagsschulen - S. 60

1834 - Ehingen a.d.D. Leipzig : Herbig Feger
»—« 60 rohe Sitten, denn sie sind beide nirgends als bei ihres Gleichen wohlgeliten. - Vom Verhalten zur Morgenzeit. Werdet ihr Morgens von euern lieben Eltern geweckt, so wendet euch nicht mehr ins Bellt hinein, sondern siehet gleich und schnelle auf mit aller Ehrbarkeit. Dein erster Gedanke sey: Gott. Danke ihm für die genossene Ruhe und für den sanften Sck-laf. Bitte ihn um einen glücklichen Tag, um Se- gen und Beistand. Opfere ihm jeden Schritt und alle deine Werke auf. Laufe nicht unangekleidet vor andern herum. Halte deinen Leib stets heilig, denn Gott weiht ihn zu sei- nem Tempel. Kleide dich ehrbar und reinlich. Sorge dafür, daß beschmußte Kleidunssiücke erst gereinigt und zerrissene gc* stickt werden, ehe du sie anziehst; denn Reinlichkeit in der Keidung gehört auch zur Wohlansiändigkeit. Reinige auch Gesicht, Hände und Füße, kämme deine Haare, spüle den Mund aus, schneide die Nägel ab. Durchlärme das Haus nicht, wie ein Poltergeist. Bitte deine Eltern um das Essen. Dann bereite dich auf den Unterricht vor und vergiß deine Bücher nicht. Sorge, daß du ein Nasruch bekommst, em- pfiehl dich deinen Eltern und dann eile in die Schule oder an deine Arbeit Vom Verhalten auf dem Schulwege. Wenn dich deine Eltern in die Schule schicken, so gehe geraden Wegs dahin, ohne Zögerung. Stehe nicht an dis Ecke hin; eben so wenig rase wie ein wildes Pferd. Gaffe nicht hin und her, wie ein Simpel. Sey nicht allzu neu- gierig. Wenn dir Jemand auf der Straße begegnet, fo gieb ihm bescheiden einen freundlichen guten Morgen. Zieh dei- nen Hut oder deine Kappe vor Personen ab, die höhern Standes sind, als du. Begrüßt man dich, so danke höstich. Gegen Vornehme und alte Personen seye bescheiden und ehr- erbietig. Verspotte und verlache presthafte Leute nicht; denn dieß verräth das boshafteste Herz. Verrichte deine Noth- durft an einem abgesonderten Orte, nicht auf der öffentlichen Straße, oder an der nächsten, besten Ecke, oder vor An-

10. Zeit- und Lebensbilder aus der neueren und neuesten deutschen und württembergischen Geschichte - S. 92

1896 - Stuttgart : Bonz
— 92 — Weiße Täfelchen besagen, daß eine sofortige Lazaretbehandlnng notwendig ist, rote Täfelchen deuten an, daß der Verwundete ohne erhebliche Nachteile einen Transport auszuhalten vermag. Die Schwerverwundeten werden sofort in die Feldlazarete geschafft, die Leichtverwundeten nach den Sammelplätzen verbracht, von Ivo aus sie nach erfolgter Genesung wieder zu ihren Kameraden zurückkehren. Die Unterbringung der Verwundeten erfolgt möglichst in Gebäuden (Kirchen, Schulen, Wohnhäuser), und wenn diese nicht ausreichen, in Zelten und Baracken. Die Lazarete bieten einen überaus traurigen Anblick. Der Menschheit ganzer Jammer wird in ihnen fühlbar. Da liegen Hunderte mit hochaufgeschwolleuen, gräßlichen Wunden und winden sich in namenlosen Schmerzen. Während hier ärztliche Kunst zerschossene Glieder vom Leibe trennt oder klaffende Wunden vernäht und verbindet, schließen sich dort unter den Gebeten der Geistlichen matte Augen für immer. Ärzte, Geistliche, Krankenwärter und Diakonissen sind unablässig bemüht, jedem zu helfen; aber die Kräfte reichen bei der großen Zahl der Gefallenen oft kaum aus. Tag und Nacht sind die edlen Samariter auf dem Platze und verrichten ohne Rast und Ruhe die beschwerlichsten, oft widerwärtigsten Dienste, nicht achtend die Gefahr der Ansteckung, noch den Ekel, den manche Wunden und Krankheiten verursachen. Aber auch die Lieben in der Heimat wetteifern in Werfen der Barmherzigkeit. Zur Pflege der Verwundeten entstehen freiwillige Vereine, welche Verbandzeug, Betten, Kleider, Wäsche, ärztliche Werkzeuge, Getränke, Nahrungs- Remigungs- und Arzneimittel ins Feld senden. In edler Begeisterung für das Vaterland und im Drange barmherziger Liebe eilen opfermutige Frauen und Jungfrauen, Jünglinge und Männer in die Spitäler der Schlachtfelder, um dort Krankendienste zu thun oder solche Verwundeten, welche längere Zeit zu ihrer Erholung bedürfen, in den Sanitäts- und Krankenzügen in die Heimat zu begleiten. Die Sanitätszüge mit ihren Hunderten von verbundenen Invaliden reden eine erschütternde Sprache von dem furchtbaren Ernst des Krieges, dieser Geißel der Menschheit. Auf Stroh gebettet liegen oder fitzen die braven Kameraden. Von treuen, meist freiwilligen Samaritern werden sie gehoben und getragen, gereinigt und verbunden. In den
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