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Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge-
geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver-
theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten.
Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard
von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten
genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den
besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er
machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent-
weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder-
reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch
war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger
gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist-
lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch
auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische
Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet,
als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging
der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost
des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst
eine Predigt vor.
Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine
neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen
als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der
mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller
Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache
am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren
reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er-
schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte
ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von
einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war
streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung
des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in
alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge-
setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650
viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als
Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang
und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An-
denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un-
terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf
seinem Grabmal in Kirchheim steht:
Der Commandant von Hohentwiel,
Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel,
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort,
Der Künste Freund, des Armen Hort,
Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold —
So schläft hier Konrad Wiberholb.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar Eberhard Kirchheim Konrad_Wiberholb Konrad
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an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich
wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen.
Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die
Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden,
mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben.
Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten
Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu
Leide.
Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm
Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt,
daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist,
während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben,
bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter,
auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald
bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen
Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang
und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas
größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei-
sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet
die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges
Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein
Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald-
gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w.
Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr,
wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren,
Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde.
Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden
dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer
Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt
dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach
dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen
widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie
baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den
Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein,
denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt
beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin-
nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem
Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann
mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen
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Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor-
zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön-
heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und
wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung
dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die
Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen,
im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte
Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die
Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben:
Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler
gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa-
men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr
als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel,
welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen
am brauchbarsten ist.
So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und
Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf
ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa-
menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies
alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt
in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der
beste Hanf aus Italien.
10. Deutsche Handelspstanzen.
In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe
und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen
Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die-
nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri-
schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und
äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer
Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe.
Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land-
mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild
wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann,
zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver-
schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn
(Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee
und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und
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Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gaste..
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen grünen Matten;
Der Wirth, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit,
Da schüttelt' er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit,
Von der Wurzel bis zum Gipfel!
12. Von den Giftpflanzen.
Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe,
welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen
oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es
in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen
Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in
wenigen Minuten tödtet?
Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser
Art nicht häufig.
Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der
wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das
Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf
Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un-
kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder
in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier-
lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge-
fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe-
rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder
auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben
sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam,
jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser-
schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am
häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden,
und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das
sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist
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zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden;
vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell-
tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch-
schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken-
nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung
von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120).
Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling
und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen
Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen
fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten.
Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den
Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den
Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch
von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer
darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit
Petersilie.
Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung
des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie
(Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden
Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich
darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet
die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an
den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu
jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind
auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben
sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch.
Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder
Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen
Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel.
Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie
auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau-
mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen
schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur-
braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die
Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich
sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor
den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur-
sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der
Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.
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Das schwarze Bilsenkraut, auch Zankkraut, Rachekraut,
Zigeunerkraut, Teufelsauge, Hühnergift, Schlafkraut, Tollkraut ge-
nannt, ist besonders kenntlich an den klebrigen Haaren, mit welchen
Stengel und Blätter bedeckt sind, und an den schmutzig gelben
Blüthen, die mit einem purpurröthlichen Adernetz überzogen und am
Grunde purpurviolett find. Man findet es vom Mai bis zum Au-
gust auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen. Es
verräth schon durch seinen widerlichen Geruch und die traurige,
schmutzig gelbe Farbe, daß man nicht viel Gutes von ihm zu
erwarten hat. Zwar ordentlich angewendet ists eine wirksame Arz-
nei, welche Schmerzen und Krämpfe stillen und Schlaf machen soll;
aber unvorsichtig genossen äußert jeder Theil dieser Pflanze, vornem-
lich aber die Wurzel und der Same, gefährliche Wirkungen. Unter
die Cichorienwurzeln, welche man in einem Kloster zum Abendessen
bereitet hatte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse
gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten,
fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen
Baum hinan und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher;
ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige,
hin und her laufende Ameisen; fast Alle klagten über Trockenheit im
Mund, heftigen Durst und Schwindel.
Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachel-
nuß genannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das
Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr
umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so
schöne weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten
könnte. Die Fruchtkapsel ist mit Stacheln bedeckt, fast wie bei der
Roßkastanie, und inwendig' liegen die kleinen schwarzen Körner,
deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch
hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel
gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder be-
reiten gelernt. Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthau-
fen und auf angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn
aus dem Morgenlande zu uns gebracht.
Manche Giftpflanzen find etwas weniger gefährlich, gewähren
sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein.
Der rothe Fing er Hut z. B., der auf sonnigen Hügeln und in
gebirgigen Waldgegenden wild wächst und in den Gärten häufig
als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche gerieben
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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unangenehm riechen, bitter und scharf schmecken und sehr betäubend
sind. Dem blauen Eisenhut (kurzhelmigen Sturmhut oder Wolfs-
wurzel), der um seiner schönen, dunkel veilchenblauen, manchmal
weißen und violett gesäumten Blumen willen als Zierpflanze in den
Gärten gehalten wird, sagt man nach, daß in den Alpengegenden,
wo er sehr häufig wächst und die Bienen ihm viel zufliegen, der
Honig giftige Eigenschaften bekomme; am giftigsten scheint aber an
ihm die Wurzel und der Same zu sein. Der Nieswurz, auch
Läusekraut genannt, weil der Absud der Pflanze als Waschmittel zur
Vertilgung der Läuse oder anderen Ungeziefers bei Pferden, beim
Rindvieh u. s. w. gebraucht wird, wächst häufig auf Hügeln und
Bergen und hat vom Februar bis zum Mai gelblich grüne, meistens
purpurroth gesäumte Blüthen; die schwarze, inwendig weiße Wurzel
riecht unangenehm, schmeckt bitter und scharf und bewirkt heftiges
Niesen, Abführen, Erbrechen und selbst den Tod. Die Frucht des
Spindelbaums oder Pfaffenhütchens erregt ebenfalls Erbrechen;
sie ist eine viereckige rothe Kapsel, einem Kardinalshut vergleichbar,
welche in vier Fächer aufspringt, in deren jedem ein weißer, von
einer safrangelben oder orangerothen Haut umhüllter Same sich be-
findet. Der Seidelbast oder Kellerhals hat im März oder April
lieblich duftende, rosenrothe oder pfirsichrothe Blüthen; die Rinde aber
hat einen so scharfen Saft, daß sie auf der Haut starke Blasen zieht; eben-
so scharf ist der Saft der Beeren. Die Blätter und der Saft des giftigen
Hahnenfußes bringen äußerlich Jucken und Brennen, innerlich hef-
tige Schmerzen, Krämpfe und Irrereden hervor. Die Blüthen des
schwarzen Hahnenfußes wirken wie ein Spanischfliegenpflaster,
von den Landlenten wird er auch zuweilen als Mittel gegen das
Zahnweh gebraucht. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst, wenn
alles Gras abgemäht ist, zu Tausenden auf den Wiesen; die Samen,
welche erst im folgenden Frühjahr aus der Erde herauskommen,
haben eine sehr schädliche Wirkung, ebenso auch die Blumen, und
am meisten die Zwiebel. Bei dem schwarzen Nachtschatten,
dessen Blüthen große Aehnlichkeit mit den Kartoffelhlüthen haben,
und bei dem kletternden Nachtschatten sind es hauptsächlich
die Beeren, welche eine schädliche, in Menge genossen, tödtliche
Wirkung haben.
Zu den minder gefährlichen rechneten wir diese Giftpflanzen,
nicht als ob nicht deren Genuß höchst schädlich und unter Umständen
sogar tödtlich sein könnte, sondern weil sie eben keine Aehnlichkeit
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mit genießbaren Pflanzen haben und deßhalb auch nicht so leicht mit
diesen verwechselt werden. Bei dem schwarzen Nachtschatten ist noch
zu bemerken, daß er mit der Kartoffel zu demselben Geschlechte ge-
hört. Es geht also unter den Pflanzen wie unter den Menschen,
wo man auch in derselben Familie sehr ungleiche Brüder und Vet-
tern findet. Der eine ist wohlthätig, freundlich und mild wie die
nährende Kartoffel, der andere heftig, unfreundlich und tückisch wie
Nachtschatten.
Auch die Schmerzen, welche unsere Brennnessel verursacht,
rühren von einem Gifte her, das aus den steifen Haaren in die
Wunde spritzt. Wie heftig dieses Gift ist, läßt sich daraus abneh-
men, daß bei unsern Nesseln das Gift, das in die Wunde kommt,
nicht einmal den 150,000ften Theil eines Grans beträgt. In Ostin-
dien aber wächst eine Nessel, die so gefährliche Wunden verursacht, daß oft
nur das Abnehmen des verletzten Gliedes gegen den Tod schützen kann.
Ebenso ist unser scheinbar unschuldiger Buchsbaum, der in die
Familie der Wolfsmilch gehört, so schädlich, daß in einer Gegend
Persiens, wo er sehr verbreitet ist, keine Kameele gehalten werden
können, weil man sie am Genuß dieser ihnen tödtlichen Pflanze nicht
zu hindern vermag.
Noch einer Giftpflanze muß ich hier gedenken, die vorzüglich
deßhalb so gefährlich ist, weil sie sich ungebeten und oft unbemerkt
unter das Getreide mischt; ich meine den betäubenden Lolch, der
auch Taumellolch und Schwindelhaber genannt wird. Er ist an
seinen Halmen, seinen Blättern und Blüthen leicht genug zu erken-
nen; aber wer schafft ihn aus dem Getreide heraus, unter dem er
zuweilen in großer Menge vorkommt? Da ist kein anderes Mittel,
als daß man das Korn, in welchem Lolch in größerer Menge vor-
kommt, mehr als einmal mit der Worfschaufel umwerfe; denn weil
das Tollkorn, der Same des betäubenden Lolchs, viel leichter ist,
als das gesunde Korn, so fliegt es beim Worfeln nie so weit vor,
als dieses, sondern bleibt unter der Spreu, die höchstens zum
Futter für die Thiere gebraucht wird. Brod von Getreide, in wel-
chem sich Lolch in großer Menge befindet, ist der Gesundheit sehr
nachtheilig; unverzeihlich aber ist es, wenn Brauer und Brenner
absichtlich Taumellolch zu ihrem Bier und zum Branntwein mischen,
um dadurch ihre Getränke noch berauschendec zu machen.
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14. Das isländische Moos.
Die Flechten überziehen in gar mannigfaltiger Gestalt und
Farbe, bald schön citronengelb, bald schwefelgelb, bald grün, bald grau
und schwarz, Baumrinden, alte Bretterwände, Felsen und Mauern
und sind auf ihrer Oberfläche mit kleinen Schüsselchen, Knöpfchen,
Schildchen u. s. w. bedeckt, aus denen, so wie aus den Rissen der
Oberfläche selbst ein Staub ausgesondert wird, aus dem neue Flech-
ten entstehen. Darunter gibt es sehr nützliche, wie die Lackmus-
schildflechte, aus der man einen Lack zum Blaufärben bereitet; vor
allen aber das isländische Moos, welches wohl eines der nützlichsten
Gewächse in der Welt ist. Es wächst in den ärmsten, nördlichsten
Ländern, wie Island, Lappland, sehr häufig und auch hin und
wieder in unsern deutschen Gebirgswaldungen und auf dürren Heide-
plätzen. Die Blätterlappen, die ziemlich gerade in die Höhe stehen,
sind steif, doch biegsam, nach unten breiter, nach oben in schmale
Aestchen zertheilt, die sich in noch kleineren mit zwei Spitzen enden.
Die innere Fläche ist hohl, grün und zugleich ins Röthliche fallend,
glatt; außen sind sie weißlich oder grünlich gelb. Am bittern Ge-
schmacke, der sehr stark ist, erkennt man aber das isländische Moos
am besten. In Auszehrungen und Brustkrankheiten ist es ein vor-
zügliches Mittel, das oft noch Rettung verschafft. In Krain mästet
man Schweine damit; magere Pferde und Ochsen, so wie manche
kranke Schafe werden, wenn man sie isländisches Moos fressen läßt,
ganz feist davon. Die Isländer schätzen es fast so hoch als Mehl,
indem sie Brod davon backen, oder es mit Milch gekocht genießen.
Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig hervorbringenden Lande
kaum leben ohne das isländische Moos, das dort alle nackten Felsen
überzieht, wo sonst kein anderes Kraut wachsen könnte, und mit
Recht von dem dortigen Landmanne höher geachtet wird, als alle
Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn im Anfang, ehe Island
von Pflanzen bewohnt war, die Meereswellen, so wie sie es jetzt
daselbst noch öfters thun, von einer fernen Küstengegend einen edlen
Baum, z. B einen guten Obstbaum und auf seiner Rinde das un-
scheinbare isländische Moos, an die Jnselküsten getrieben hätten,
und beide hätten reden können, da würde wohl der Baum groß-
sprecherisch zum kleinen Moos gesagt haben: „Da komm' ich nun,
geführt von den Wellen des Oceans, als ein künftiger Wohlthäter
an diese Insel, und bald werden meine schönen Blüthen und meine
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Extrahierte Ortsnamen: Island Lappland Krain Island
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
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