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1. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 75

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 75 — metertief mit Wasser vollgesogen und in ihren unteren Teilen längst ab- gestorben und vertorst sind. Dazwischen wachsen immergrüne Moos- und Preiselbeeren, Heidekräuter, Wollgräser mit ihren weißen Federbüschen und zwei merkwürdige insektenfressende Pflanzen, der Sonnentau und das Fett- kraut, nebst anderen Sumpfgewächsen. Über das Moor erheben sich kaum mannshohe, knorrige Legföhren und verkrüppelte, weißstämmige Birken, deren Äste mit grauen Flechten überzogen sind. Sie fügen zum Braunrot der Torfmoose ihr trübes, düsteres Grün. Die Lnoore sind nichts anderes als versumpfte Seen. Ihre Erhaltung verdanken sie der dichten Lehmlage ihres Untergrundes, die das Durchsickern des Wassers verhindert, sowie den häufigen Niederschlägen des südlichen Oberschwabens. Die größten Torfgewinnung im Pfrungener Ried. Moore sind das Wurzacher Ried, das Steinhauser Ried in der Nähe des Federsees und das Pfrungener Ried bei Wilhelmsdorf. Sie liefern große Mengen Torf, der nicht nur von Handstechern mit dem Torfspaten, sondern auch vou Stechmaschinen in ganzen Torfsäulen aus dem Boden gehoben wird. Die Flüsse des Seegebiets sind die Argen, die Schüssen und die Rotach. Die Argen kommt aus dem Algäu (S. 80). Die Schüssen entspringt im Steinhauser Ried bei Schnffenried. Ihr Tal ist bis unterhalb Aulendorf weit, flach und moorig, dann aber wird es im Schussentobel eng und tief. Dabei bedeckt die Talwände dunkler Tannenwald, und der Lauf des Flusses wird so wild und reißend, daß man an den Schwarzwald erinnert wird. Die Schüssen durchbricht hier den großen Altdorser Wald, ein ununterbrochenes Nadelwaldgebiet, das sich von der Waldburg an westlich bis über das Schussental hinaus erstreckt. Von links fließt der Schüssen die Wolfegg er

2. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 6

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
6 besteht er aus weitausgedehnten Buntsandsteinhochflächen, die durch zahl- reiche Flußtäler in flache Kuppen und Rücken zerschnitten sind. Der Bunt- sandstein liefert einen trefflichen lvalöboöen. Der imirtt. Schwarz- wald ist daher, wie überhaupt der ganze nördliche Teil des Gebirges, dichter bewaldet als der südliche. Den größten Teil des württembergischen Schwarz- walds bedeckt ein zusammenhängender, riesenhafter Nadelwald, nur unter- krochen von den saftiggrünen Wiesengründen der Haupttäler, die von dem dunkeln Walde sich gar lieblich abheben. Vor allem trägt das ganze Kniebis- und Hornisgriudegebiet ein fast lückenloses Waldkleid. Außer dem Dorfe Kniebis trifft man menschliche Wohnungen nur iu den tiefereu Tälern. Ostlich der Murg treten auf deu Hochflächen bald vereinzelte Feldmarkungen wie Inseln im weiten Waldmeere auf. Je weiter man gegen Osten fort schreitet, desto größer werden die Lücken iu den zusammenhängenden Wal- dungen, desto häufiger erscheinen kleine Weiler mit ihren Fluren. Im Kniebisgebiet trifft man in den Tälern nur klappernde Sägemühlen und weltabgeschiedene Einzelwohnuugen, mehr vom Herzen des Gebirgs weg liegen in den Tälern weitläufig gebaute Weiler und Dörfer. Gegen Osten aber erscheinen in den Haupttälern größere, mehr zusammenhängende Ort- schasten, ja sogar ansehnliche, gewerbereiche Städte und Dörfer. 3. Pflanzen- und Tierwelt. Die Nadelwälder des Schwarzwaldes bestehen aus riefenhaften Tan neu und Fichten, die häufig mit langen, weißlichgranen Bartflechten be- hangen sind. Zwischen bemoosten, mächtigen Felsblöcken streiten die Wurzeln der Edeltanne um jede Krume des Bodens. Ans dem von Feuchtigkeit strotzenden Moosgrnnd erheben sich mannshohe Farn- kränter und zahllose Heidelbeer - und Preiselbeersträucher. Hie und da sieht man auch die Stechpalme, einen schönen, immergrünen Strauch mit glänzendgrünen, stachligen Blättern und roten Früchten. Au den Waldrändern prangen die hohen Blütenstengel des roten Finger- Huts und au souuigeu Bergabhäugen die großen Standen des goldblumigen Be seng insters. Nach obeu wird infolge der starken Winde, im nörd- lichen Schwarzwald auch des sumpfigen Bodens wegen, der Baumwucho immer dürftiger, und zuletzt hört der Wald gauz auf. Nur das zähe Holz der am Boden hinkriechenden Legföhre vermag noch auf den höchsten Höhen den eisigen Winterstürmen und dein gewaltigen Schneedruck zu widerstehen. In den großen Wäldern des Schwarzwaldes sind Edelhirsche, Wildkatzen und im südlichen Teile des Gebirges Wildschweine nicht ganz selten. Einsam und stille ist es gewöhnlich iu den Waldungen; denn die Singvögel lieben das düstere Dunkel des Nadelwaldes nicht. Nnr hin und wieder loird die Stille des Waldes unterbrochen durch das Hämmern eines Spechts, durch das Girren einer Wildtanbe, durch den Ruf des Kuckucks oder das Geschrei eines Tannenhähers. Leisen Tritte* zieht vor dem Wanderer manchmal ein Reh über den Psad, oder es huscht ein Baummarder, ein Eichhörnchen an den riesigen Tannen empor. In höheren Teilen des Gebirges haust der Auerhahn, eine seltene, gesuchte Jagdbeute. In den kalten, klaren Gebirgsbächen huscht die flinke Forelle, und in den schwarzen Moorseen schleicht der Bergwassermolch träge umher.

3. Landeskunde von Württemberg - S. 38

1905 - Stuttgart : Lung
— 38 — ausschließlich Nadelhölzer, bedecken die Höhen und Abhänge. Von dem dunklen Immergrün der Weißtannen, Fichten und Kiefern hat des Gebirge seinen Namen erhalten. Der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist für das Wachstuni der ungeheuren Waldungen von großer Bedeutung. Der Wald- boden ist bedeckt mit einem von Feuchtigkeit fast immer gesättigten Moos- teppich. Von den ungefähr 600 Arten von Moosen, die es in Deutschland gibt, kommen die meisten im Schwarzwald vor. Stattlich ist auch die Zahl der Flechten, der Farne, der Pilze. Ebenso finden sich zahlreiche Ried- gräser, besonders in den Moorgründen. Waldbeeren gedeihen in Mengen Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Preiselbeeren. An Phanerogamen oder Blutenpflanzen ist der Schwarzwald arm; zu den charakteristischen Pflanzen des Buntsandsteingebiets gehören das Heidekraut, der gelbblühende Besenginster und der rote Fingerhut. Auf ntoorigen Plätzen kommen die eigenartigen fleischfressenden Pflanzen Sonnentau und Fettkraut vor. Ein infolge Ausrottung leider immer seltener werdender Schmuck der Wälder ist die immergrüne Stechpalme. Was die Tierwelt betrifft, so beherbergt der Schwarzwald nament- lich eine Menge von Eichhörnchen. Der Wildstand ist nicht mehr so her- vorragend wie früher; doch gibt es immer noch eine stattliche Zahl von Rehen. Die Singvögel lieben den dunkeln Tannenwald nicht so sehr wie den Laubwald. Zur eigenartigen Vogelwelt des Schwarzwaldes aber gehört das Auerhuhn, noch seltener das Haselhuhn; Auerhähne werden in der Balzzeit nicht selten geschossen. In den klaren Bergwassern tummelt sich die beliebte Forelle. Tie Bevölkerung ist für ein Gebirge eine verhältnismäßig dichte zu nennen. Im württembergischen Schwarzwald wohnen ungefähr 100000 Menschen. Auf 1 qkm kommen durchschnittlich etwa 60 Einwohner. Übrigens wurde der Schwarzwald viel später besiedelt als die übrigen Teile Württem- bergs. Ten Anfang machten die Klöster. Überreste derselben geben mancherorts Zeugnis davon. Die Klöster zogen weitere Ansiedlnngen und auch die Gründung geschlossener Ortschaften nach sich. Erst wurden natür- lich nur die geschützteren Täler bewohnt. In ihnen befinden sich die meisten Städte und Dörfer. Talaufwärts jedoch nimmt die Zahl der Bewohner ab, die Häufer liegen im enger werdenden Tal immer weiter auseinander, bis endlich auf den Höhen nur noch einzelne Höfe, zerstreute Weiler anzu- treffen sind. Der höchstgelegene Weiler auf dem württembergischen Schwarz- Wald ist der Weiler Kniebis in einer Höhe von 970 m mit etwa 60 Ein- wohnern. Die vereinzelt stehenden Häuser in den engen Tälern und an ge- schützten Bergabhängen haben eine besondere, der Gebirgsnatnr angepaßte Bauart. Sie gleicht dem Blockhausstil der Schweizerhäuser. Das Bau- Material besteht sast nur aus Holz, das vielfach auch das Mauerwerk zu ersetzen hat. Die Häuser sind gewöhnlich einstockig und nieder, aber mit

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1854 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder- reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er- schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold — So schläft hier Konrad Wiberholb.

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 62

1854 - Stuttgart : Hallberger
62 an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen. Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden, mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben. Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu Leide. Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt, daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist, während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben, bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter, auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei- sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald- gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w. Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr, wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren, Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde. Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein, denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin- nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 163

1854 - Stuttgart : Hallberger
163 wand einige nutzbare Fcldstückcheu, welche als schmale Streifen am Waldsaum her- abhangen. Die in üppigem, sammtenem Grün prangenden Wiescngründe des Thals durcheilt das Flüßchen mit seinem frischen, hellen Wasser raschen Lauft in ziemlich gerader Bahn ohne viele Krümmungen. Es kann aber auch zu Zeiten, wenn starke Regen sallen, oder ein heftiges Gewitter sich entladet, hoch anschwellen, sich zornig brausend unter ungeheuren Verwüstungen durchs Thal ergießen und Felsblöcke in sein Bett hcrabführen, über die es dann schäumend hinabtost. Unzählige Schluchten münden sich in die Hauptthäler und führen den Wasserrcichthnm des Gcbirgs diesen zu. 2>u Anfang sind die Bäche gewöhnlich Stnrzbäche, indem sie von einem Thal- absatz zum andern über Felsbänke herabstürzen. So entstehen manchmal größere Wasserfälle, wie z. B. der bei Triberg im südlichen Schwarzwald, und der der Rauhmünz im nördlichen. Zur Regenzeit rieselt das Wasser an allen Thal- wänden herab und bildet dann oft an einer steilen Felswand einen langen, hcrnieder- hangenden Silberfaden. Ersteigen wir die Höhen der Thäler, so finden wir uns auf der Hochfläche meist von dichten, dunklen Nadclwaldungen umgeben, welche hie und da von einem Köhlerplatz, von einem Feldstück, oder auch von größeren Fel- dungen unterbrochen sind, und manche, sonst seltene Waldpflanzen beherbergen, z. B. den giftigen rothen Fingerhut mit rother, innen dunkelroth pnnktirter Blume; dann aber auch den Heidclbeerstrauch, dessen Beeren gesammelt, gedörrt, zu Mus, Kuchen und Heidelbcergeist verwendet werden, den Preiselbeerstrauch, dessen Beeren ebenfalls gesammelt, mit Zucker eingemacht und zu Preiselbeergeist gebrannt werden; den Sauerklee, der zur Sauerkleesalzfabrikation benützt wird; die Stechpalme mit ihren glänzenden, am Rand gestachelten Blättern. Dagegen fehlt in diesen Wäldern ein anderer Schmuck: sie werden nicht, wie die heiteren Laubwälder, von dem viel- stimmigen Chor der Vögel belebt; denn die munteren Singvögel lieben die düsteren, nahrnngslosercn Tannenwälder nicht. Auf den höchsten Höhen hören die zusammenhängenden Waldungen ans; nur noch einzelne, verkrüppelte Nadelbäume mit weit ausgebreiteten am Boden auflie- genden Zweigen duldet das rauhe Klima, und mit jedem Schritt sinkt der Fuß im schwarzen, schwammigen Moorgrund ein, welcher von einzelnen Rasen hoher Sumpfge- wächse besetzt ist. Eine Schichte von Lehm, welche das Negenwasser nicht durch- sickern läßt, ist die Ursache dieser Moorgründe. Ans demselben Grund sind aber auch die Seen auf den Höhen des Schwarzwaldes so häufig. Südlich von der Hornis- grinde z. B. liegt, von geheimnißvollem Walddunkel umgeben, in einer kesselförmigen Vertiefung der zehn bis zwölf Morgen große Mummelsee, 3186 Fuß über dem Meer. Das Gebirg aus der linken Seite des Enzthals trägt ans seiner Höhe gegen fünfzig kleinere Seen, unter denen der größte, etwa dreißig Morgen große, der wilde See genannt wird. Von keinem lebendigen Wesen bewohnt, liegt er mitten auf der stillen, kahlen Gebirgsebene. Sein Wasser ist krystallhell, hat aber keine Fische, nur der Bergwassermolch schleicht träge darin herum. Hie und da verliert sich eine wilde Ente auf ihn, oder erscheint ein Auerhahn im Frühjahr; sonst ist weit umher nichts Lebendes. Eine beängstigende Stille ruht auf dem unbewegten Wasser. Die Luft auf dem Schwarzwald ist rein, und durch die Lebenslust, welche die vielen Tannenwälder aushauchen, sehr gesund und stärkend; sie ist aber auch scharf und kühl, und über die Bergflächen streichen oft heftige Winde hin. Nur härtere Pflanzen kommen daher fort. Die Thäler sind weniger rauh als die Höhen und werden thalabwärts immer milder; die dem Rhein zugekehrten bringen au ihrem 11 *

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 9

1854 - Stuttgart : Hallberger
9 leiten. Daneben erscheint es als unbedeutend, daß das Steinkohlen- feuer sehr gern erlischt, und daß es besonderer Vorrichtungen oder großer Aufmerksamkeit bedarf, um nicht plötzlich nach der stärksten Glut todte Kohlen vor sich liegen zu sehen. Wenn aber ein Stein- kohlenlager in Brand geräth, so gelingt es selten, die Glut zu löschen. Oft wüthet sie Jahre lang unter der Erde fort. Die Stein- kohlen sind aus ungeheuern Wäldern entstanden, welche durch eine Umwälzung der Erdoberfläche umgewandelt und verkohlt wurden. 3. Auch die Braunkohlen sind durch versunkene Wälder ent- standen, nur in jüngerer Zeit als die Steinkohlen. Denn es finden sich in ihren Lagern noch ganze Stämme mit Aesten, Blättern und Früchten, deren Gestalt sich deutlich erkennen läßt. Auch sind die Braunkohlen bisweilen noch so holzähnlich, daß man glaubt, es seien alte, abgebrannte Scheite. Merkwürdig ist, daß in Gegenden, wo starke Braunkohlenlager sind, meistens auch mineralische Wasser ge- funden werden, z. B. in Hessen und Nassau. Um sehr heftiges Feuer zu erzeugen, fehlt es den meisten Braunkohlen an Brennkraft, auch gilt ihr Geruch noch für widerlicher, als der der Steinkohlen, deß- wegen werden sie auch minder weit verführt, vielmehr meistens nur in der nächsten Umgebung verbraucht. 4. Aehnlich verhält es sich mit dem Torf, wenigstens in den Gegenden, wo es nicht gänzlich an Holz fehlt. In Holland freilich, wo man von keinem andern Feuerungsmittel weiß, wird der Torf zu Schiffe oft weit versendet. Er ist unter den genannten Brenn- stoffen der einzige, der sich noch immer forterzeugt und den man geradezu zu dem Pflanzenreiche rechnen könnte; denn er besteht aus einem dichten Filze von Wurzeln, der mir erdigen Theilen vermischt ist. Diese Wurzeln erzeugen sich in Mooren (Sümpfen) mit solcher Schnelligkeit, daß man nach zehn bis zwölf Jahren eine ausgestochene Torfwiese aufs neue benützen kann. Dadurch wird die Torfgräberei an manchen Orten sehr einträglich. Die Arbeit in den Abzugsgräben, wie in den Torflagern selbst, ist zwar sehr beschwerlich, da die Leute im Wasser oder Sumpf stehen müssen, allein sie dauert auch nur die wärmsten Monate des Jahrs hindurch. Die ausgestochenen Platten müssen auf Haufen gesetzt und getrocknet werden.' Die weniger feste Masse muß man sogar vorher gleich Lehm in Formen drücken. Merk- würdig ist dabei, daß die besten Stücke am meisten zusammenschrumpfen, so daß also nicht die größesten, sondern die kleinsten Torfplatten am meisten Hitze geben.

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 20

1854 - Stuttgart : Hallberger
20 Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor- zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön- heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa- men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel, welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen am brauchbarsten ist. So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa- menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. 10. Deutsche Handelspstanzen. In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die- nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri- schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe. Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land- mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann, zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver- schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn (Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 23

1854 - Stuttgart : Hallberger
23 Es kamen in sein grünes Haus Viel leichtbeschwingte Gaste.. Sie sprangen frei und hielten Schmaus Und sangen auf das beste. Ich fand ein Bett zu süßer Ruh Auf weichen grünen Matten; Der Wirth, er deckte selbst mich zu Mit seinem kühlen Schatten. Nun fragt ich nach der Schuldigkeit, Da schüttelt' er den Wipfel. Gesegnet sei er allezeit, Von der Wurzel bis zum Gipfel! 12. Von den Giftpflanzen. Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe, welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in wenigen Minuten tödtet? Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser Art nicht häufig. Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un- kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier- lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge- fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe- rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam, jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser- schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden, und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 24

1854 - Stuttgart : Hallberger
24 zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden; vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell- tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch- schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken- nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120). Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten. Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit Petersilie. Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie (Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch. Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel. Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau- mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur- braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur- sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.
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