Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
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metertief mit Wasser vollgesogen und in ihren unteren Teilen längst ab-
gestorben und vertorst sind. Dazwischen wachsen immergrüne Moos- und
Preiselbeeren, Heidekräuter, Wollgräser mit ihren weißen Federbüschen und
zwei merkwürdige insektenfressende Pflanzen, der Sonnentau und das Fett-
kraut, nebst anderen Sumpfgewächsen. Über das Moor erheben sich kaum
mannshohe, knorrige Legföhren und verkrüppelte, weißstämmige Birken,
deren Äste mit grauen Flechten überzogen sind. Sie fügen zum Braunrot
der Torfmoose ihr trübes, düsteres Grün. Die Lnoore sind nichts
anderes als versumpfte Seen. Ihre Erhaltung verdanken sie der dichten
Lehmlage ihres Untergrundes, die das Durchsickern des Wassers verhindert,
sowie den häufigen Niederschlägen des südlichen Oberschwabens. Die größten
Torfgewinnung im Pfrungener Ried.
Moore sind das Wurzacher Ried, das Steinhauser Ried in der Nähe des
Federsees und das Pfrungener Ried bei Wilhelmsdorf. Sie liefern große
Mengen Torf, der nicht nur von Handstechern mit dem Torfspaten, sondern
auch vou Stechmaschinen in ganzen Torfsäulen aus dem Boden gehoben wird.
Die Flüsse des Seegebiets sind die Argen, die Schüssen und die Rotach.
Die Argen kommt aus dem Algäu (S. 80). Die Schüssen entspringt
im Steinhauser Ried bei Schnffenried. Ihr Tal ist bis unterhalb Aulendorf
weit, flach und moorig, dann aber wird es im Schussentobel eng und tief.
Dabei bedeckt die Talwände dunkler Tannenwald, und der Lauf des Flusses
wird so wild und reißend, daß man an den Schwarzwald erinnert wird. Die
Schüssen durchbricht hier den großen Altdorser Wald, ein ununterbrochenes
Nadelwaldgebiet, das sich von der Waldburg an westlich bis über das
Schussental hinaus erstreckt. Von links fließt der Schüssen die Wolfegg er
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Steinhauser_Ried
Extrahierte Ortsnamen: Heidekräuter Oberschwabens Ried Ried Wilhelmsdorf Steinhauser_Ried Schwarzwald Wolfegg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
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besteht er aus weitausgedehnten Buntsandsteinhochflächen, die durch zahl-
reiche Flußtäler in flache Kuppen und Rücken zerschnitten sind. Der Bunt-
sandstein liefert einen trefflichen lvalöboöen. Der imirtt. Schwarz-
wald ist daher, wie überhaupt der ganze nördliche Teil des Gebirges, dichter
bewaldet als der südliche. Den größten Teil des württembergischen Schwarz-
walds bedeckt ein zusammenhängender, riesenhafter Nadelwald, nur unter-
krochen von den saftiggrünen Wiesengründen der Haupttäler, die von dem
dunkeln Walde sich gar lieblich abheben. Vor allem trägt das ganze Kniebis-
und Hornisgriudegebiet ein fast lückenloses Waldkleid. Außer dem Dorfe
Kniebis trifft man menschliche Wohnungen nur iu den tiefereu Tälern.
Ostlich der Murg treten auf deu Hochflächen bald vereinzelte Feldmarkungen
wie Inseln im weiten Waldmeere auf. Je weiter man gegen Osten fort
schreitet, desto größer werden die Lücken iu den zusammenhängenden Wal-
dungen, desto häufiger erscheinen kleine Weiler mit ihren Fluren. Im
Kniebisgebiet trifft man in den Tälern nur klappernde Sägemühlen und
weltabgeschiedene Einzelwohnuugen, mehr vom Herzen des Gebirgs weg
liegen in den Tälern weitläufig gebaute Weiler und Dörfer. Gegen Osten
aber erscheinen in den Haupttälern größere, mehr zusammenhängende Ort-
schasten, ja sogar ansehnliche, gewerbereiche Städte und Dörfer.
3. Pflanzen- und Tierwelt.
Die Nadelwälder des Schwarzwaldes bestehen aus riefenhaften Tan neu
und Fichten, die häufig mit langen, weißlichgranen Bartflechten be-
hangen sind. Zwischen bemoosten, mächtigen Felsblöcken streiten die
Wurzeln der Edeltanne um jede Krume des Bodens. Ans dem von
Feuchtigkeit strotzenden Moosgrnnd erheben sich mannshohe Farn-
kränter und zahllose Heidelbeer - und Preiselbeersträucher. Hie
und da sieht man auch die Stechpalme, einen schönen, immergrünen
Strauch mit glänzendgrünen, stachligen Blättern und roten Früchten. Au
den Waldrändern prangen die hohen Blütenstengel des roten Finger-
Huts und au souuigeu Bergabhäugen die großen Standen des goldblumigen
Be seng insters. Nach obeu wird infolge der starken Winde, im nörd-
lichen Schwarzwald auch des sumpfigen Bodens wegen, der Baumwucho
immer dürftiger, und zuletzt hört der Wald gauz auf. Nur das zähe Holz der
am Boden hinkriechenden Legföhre vermag noch auf den höchsten Höhen
den eisigen Winterstürmen und dein gewaltigen Schneedruck zu widerstehen.
In den großen Wäldern des Schwarzwaldes sind Edelhirsche,
Wildkatzen und im südlichen Teile des Gebirges Wildschweine nicht
ganz selten. Einsam und stille ist es gewöhnlich iu den Waldungen; denn
die Singvögel lieben das düstere Dunkel des Nadelwaldes nicht. Nnr hin
und wieder loird die Stille des Waldes unterbrochen durch das Hämmern
eines Spechts, durch das Girren einer Wildtanbe, durch den Ruf
des Kuckucks oder das Geschrei eines Tannenhähers. Leisen Tritte*
zieht vor dem Wanderer manchmal ein Reh über den Psad, oder es huscht
ein Baummarder, ein Eichhörnchen an den riesigen Tannen empor.
In höheren Teilen des Gebirges haust der Auerhahn, eine seltene, gesuchte
Jagdbeute. In den kalten, klaren Gebirgsbächen huscht die flinke Forelle,
und in den schwarzen Moorseen schleicht der Bergwassermolch träge
umher.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
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ausschließlich Nadelhölzer, bedecken die Höhen und Abhänge. Von dem
dunklen Immergrün der Weißtannen, Fichten und Kiefern hat des Gebirge
seinen Namen erhalten. Der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist für das
Wachstuni der ungeheuren Waldungen von großer Bedeutung. Der Wald-
boden ist bedeckt mit einem von Feuchtigkeit fast immer gesättigten Moos-
teppich. Von den ungefähr 600 Arten von Moosen, die es in Deutschland
gibt, kommen die meisten im Schwarzwald vor. Stattlich ist auch die Zahl
der Flechten, der Farne, der Pilze. Ebenso finden sich zahlreiche Ried-
gräser, besonders in den Moorgründen. Waldbeeren gedeihen in Mengen
Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Preiselbeeren. An
Phanerogamen oder Blutenpflanzen ist der Schwarzwald arm; zu den
charakteristischen Pflanzen des Buntsandsteingebiets gehören das Heidekraut,
der gelbblühende Besenginster und der rote Fingerhut. Auf ntoorigen
Plätzen kommen die eigenartigen fleischfressenden Pflanzen Sonnentau und
Fettkraut vor. Ein infolge Ausrottung leider immer seltener werdender
Schmuck der Wälder ist die immergrüne Stechpalme.
Was die Tierwelt betrifft, so beherbergt der Schwarzwald nament-
lich eine Menge von Eichhörnchen. Der Wildstand ist nicht mehr so her-
vorragend wie früher; doch gibt es immer noch eine stattliche Zahl von
Rehen. Die Singvögel lieben den dunkeln Tannenwald nicht so sehr wie
den Laubwald. Zur eigenartigen Vogelwelt des Schwarzwaldes aber gehört
das Auerhuhn, noch seltener das Haselhuhn; Auerhähne werden in der
Balzzeit nicht selten geschossen. In den klaren Bergwassern tummelt sich
die beliebte Forelle.
Tie Bevölkerung ist für ein Gebirge eine verhältnismäßig dichte
zu nennen. Im württembergischen Schwarzwald wohnen ungefähr 100000
Menschen. Auf 1 qkm kommen durchschnittlich etwa 60 Einwohner. Übrigens
wurde der Schwarzwald viel später besiedelt als die übrigen Teile Württem-
bergs. Ten Anfang machten die Klöster. Überreste derselben geben
mancherorts Zeugnis davon. Die Klöster zogen weitere Ansiedlnngen und
auch die Gründung geschlossener Ortschaften nach sich. Erst wurden natür-
lich nur die geschützteren Täler bewohnt. In ihnen befinden sich die meisten
Städte und Dörfer. Talaufwärts jedoch nimmt die Zahl der Bewohner
ab, die Häufer liegen im enger werdenden Tal immer weiter auseinander,
bis endlich auf den Höhen nur noch einzelne Höfe, zerstreute Weiler anzu-
treffen sind. Der höchstgelegene Weiler auf dem württembergischen Schwarz-
Wald ist der Weiler Kniebis in einer Höhe von 970 m mit etwa 60 Ein-
wohnern.
Die vereinzelt stehenden Häuser in den engen Tälern und an ge-
schützten Bergabhängen haben eine besondere, der Gebirgsnatnr angepaßte
Bauart. Sie gleicht dem Blockhausstil der Schweizerhäuser. Das Bau-
Material besteht sast nur aus Holz, das vielfach auch das Mauerwerk zu
ersetzen hat. Die Häuser sind gewöhnlich einstockig und nieder, aber mit
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwarzwald Schwarzwald Schwarzwald
393
Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge-
geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver-
theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten.
Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard
von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten
genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den
besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er
machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent-
weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder-
reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch
war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger
gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist-
lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch
auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische
Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet,
als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging
der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost
des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst
eine Predigt vor.
Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine
neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen
als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der
mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller
Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache
am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren
reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er-
schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte
ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von
einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war
streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung
des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in
alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge-
setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650
viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als
Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang
und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An-
denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un-
terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf
seinem Grabmal in Kirchheim steht:
Der Commandant von Hohentwiel,
Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel,
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort,
Der Künste Freund, des Armen Hort,
Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold —
So schläft hier Konrad Wiberholb.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar Eberhard Kirchheim Konrad_Wiberholb Konrad
62
an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich
wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen.
Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die
Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden,
mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben.
Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten
Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu
Leide.
Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm
Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt,
daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist,
während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben,
bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter,
auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald
bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen
Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang
und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas
größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei-
sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet
die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges
Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein
Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald-
gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w.
Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr,
wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren,
Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde.
Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden
dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer
Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt
dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach
dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen
widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie
baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den
Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein,
denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt
beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin-
nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem
Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann
mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen
163
wand einige nutzbare Fcldstückcheu, welche als schmale Streifen am Waldsaum her-
abhangen. Die in üppigem, sammtenem Grün prangenden Wiescngründe des Thals
durcheilt das Flüßchen mit seinem frischen, hellen Wasser raschen Lauft in ziemlich
gerader Bahn ohne viele Krümmungen. Es kann aber auch zu Zeiten, wenn starke
Regen sallen, oder ein heftiges Gewitter sich entladet, hoch anschwellen, sich zornig
brausend unter ungeheuren Verwüstungen durchs Thal ergießen und Felsblöcke in sein
Bett hcrabführen, über die es dann schäumend hinabtost. Unzählige Schluchten
münden sich in die Hauptthäler und führen den Wasserrcichthnm des Gcbirgs diesen
zu. 2>u Anfang sind die Bäche gewöhnlich Stnrzbäche, indem sie von einem Thal-
absatz zum andern über Felsbänke herabstürzen. So entstehen manchmal größere
Wasserfälle, wie z. B. der bei Triberg im südlichen Schwarzwald, und der der
Rauhmünz im nördlichen. Zur Regenzeit rieselt das Wasser an allen Thal-
wänden herab und bildet dann oft an einer steilen Felswand einen langen, hcrnieder-
hangenden Silberfaden. Ersteigen wir die Höhen der Thäler, so finden wir uns
auf der Hochfläche meist von dichten, dunklen Nadclwaldungen umgeben, welche hie
und da von einem Köhlerplatz, von einem Feldstück, oder auch von größeren Fel-
dungen unterbrochen sind, und manche, sonst seltene Waldpflanzen beherbergen,
z. B. den giftigen rothen Fingerhut mit rother, innen dunkelroth pnnktirter Blume;
dann aber auch den Heidclbeerstrauch, dessen Beeren gesammelt, gedörrt, zu Mus,
Kuchen und Heidelbcergeist verwendet werden, den Preiselbeerstrauch, dessen Beeren
ebenfalls gesammelt, mit Zucker eingemacht und zu Preiselbeergeist gebrannt werden;
den Sauerklee, der zur Sauerkleesalzfabrikation benützt wird; die Stechpalme mit
ihren glänzenden, am Rand gestachelten Blättern. Dagegen fehlt in diesen Wäldern
ein anderer Schmuck: sie werden nicht, wie die heiteren Laubwälder, von dem viel-
stimmigen Chor der Vögel belebt; denn die munteren Singvögel lieben die düsteren,
nahrnngslosercn Tannenwälder nicht.
Auf den höchsten Höhen hören die zusammenhängenden Waldungen ans; nur
noch einzelne, verkrüppelte Nadelbäume mit weit ausgebreiteten am Boden auflie-
genden Zweigen duldet das rauhe Klima, und mit jedem Schritt sinkt der Fuß im
schwarzen, schwammigen Moorgrund ein, welcher von einzelnen Rasen hoher Sumpfge-
wächse besetzt ist. Eine Schichte von Lehm, welche das Negenwasser nicht durch-
sickern läßt, ist die Ursache dieser Moorgründe. Ans demselben Grund sind aber auch
die Seen auf den Höhen des Schwarzwaldes so häufig. Südlich von der Hornis-
grinde z. B. liegt, von geheimnißvollem Walddunkel umgeben, in einer kesselförmigen
Vertiefung der zehn bis zwölf Morgen große Mummelsee, 3186 Fuß über dem Meer.
Das Gebirg aus der linken Seite des Enzthals trägt ans seiner Höhe gegen fünfzig
kleinere Seen, unter denen der größte, etwa dreißig Morgen große, der wilde See
genannt wird. Von keinem lebendigen Wesen bewohnt, liegt er mitten auf der stillen,
kahlen Gebirgsebene. Sein Wasser ist krystallhell, hat aber keine Fische, nur der
Bergwassermolch schleicht träge darin herum. Hie und da verliert sich eine wilde
Ente auf ihn, oder erscheint ein Auerhahn im Frühjahr; sonst ist weit umher nichts
Lebendes. Eine beängstigende Stille ruht auf dem unbewegten Wasser.
Die Luft auf dem Schwarzwald ist rein, und durch die Lebenslust, welche die
vielen Tannenwälder aushauchen, sehr gesund und stärkend; sie ist aber auch scharf
und kühl, und über die Bergflächen streichen oft heftige Winde hin. Nur härtere
Pflanzen kommen daher fort. Die Thäler sind weniger rauh als die Höhen und
werden thalabwärts immer milder; die dem Rhein zugekehrten bringen au ihrem
11 *
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
9
leiten. Daneben erscheint es als unbedeutend, daß das Steinkohlen-
feuer sehr gern erlischt, und daß es besonderer Vorrichtungen oder
großer Aufmerksamkeit bedarf, um nicht plötzlich nach der stärksten
Glut todte Kohlen vor sich liegen zu sehen. Wenn aber ein Stein-
kohlenlager in Brand geräth, so gelingt es selten, die Glut zu
löschen. Oft wüthet sie Jahre lang unter der Erde fort. Die Stein-
kohlen sind aus ungeheuern Wäldern entstanden, welche durch eine
Umwälzung der Erdoberfläche umgewandelt und verkohlt wurden.
3. Auch die Braunkohlen sind durch versunkene Wälder ent-
standen, nur in jüngerer Zeit als die Steinkohlen. Denn es finden
sich in ihren Lagern noch ganze Stämme mit Aesten, Blättern und
Früchten, deren Gestalt sich deutlich erkennen läßt. Auch sind die
Braunkohlen bisweilen noch so holzähnlich, daß man glaubt, es seien
alte, abgebrannte Scheite. Merkwürdig ist, daß in Gegenden, wo
starke Braunkohlenlager sind, meistens auch mineralische Wasser ge-
funden werden, z. B. in Hessen und Nassau. Um sehr heftiges Feuer
zu erzeugen, fehlt es den meisten Braunkohlen an Brennkraft, auch
gilt ihr Geruch noch für widerlicher, als der der Steinkohlen, deß-
wegen werden sie auch minder weit verführt, vielmehr meistens nur
in der nächsten Umgebung verbraucht.
4. Aehnlich verhält es sich mit dem Torf, wenigstens in den
Gegenden, wo es nicht gänzlich an Holz fehlt. In Holland freilich,
wo man von keinem andern Feuerungsmittel weiß, wird der Torf
zu Schiffe oft weit versendet. Er ist unter den genannten Brenn-
stoffen der einzige, der sich noch immer forterzeugt und den man
geradezu zu dem Pflanzenreiche rechnen könnte; denn er besteht aus
einem dichten Filze von Wurzeln, der mir erdigen Theilen vermischt
ist. Diese Wurzeln erzeugen sich in Mooren (Sümpfen) mit solcher
Schnelligkeit, daß man nach zehn bis zwölf Jahren eine ausgestochene
Torfwiese aufs neue benützen kann. Dadurch wird die Torfgräberei
an manchen Orten sehr einträglich. Die Arbeit in den Abzugsgräben,
wie in den Torflagern selbst, ist zwar sehr beschwerlich, da die Leute
im Wasser oder Sumpf stehen müssen, allein sie dauert auch nur die
wärmsten Monate des Jahrs hindurch. Die ausgestochenen Platten
müssen auf Haufen gesetzt und getrocknet werden.' Die weniger feste
Masse muß man sogar vorher gleich Lehm in Formen drücken. Merk-
würdig ist dabei, daß die besten Stücke am meisten zusammenschrumpfen,
so daß also nicht die größesten, sondern die kleinsten Torfplatten am
meisten Hitze geben.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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20
Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor-
zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön-
heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und
wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung
dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die
Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen,
im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte
Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die
Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben:
Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler
gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa-
men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr
als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel,
welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen
am brauchbarsten ist.
So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und
Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf
ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa-
menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies
alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt
in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der
beste Hanf aus Italien.
10. Deutsche Handelspstanzen.
In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe
und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen
Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die-
nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri-
schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und
äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer
Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe.
Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land-
mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild
wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann,
zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver-
schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn
(Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee
und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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23
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gaste..
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen grünen Matten;
Der Wirth, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit,
Da schüttelt' er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit,
Von der Wurzel bis zum Gipfel!
12. Von den Giftpflanzen.
Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe,
welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen
oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es
in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen
Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in
wenigen Minuten tödtet?
Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser
Art nicht häufig.
Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der
wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das
Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf
Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un-
kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder
in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier-
lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge-
fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe-
rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder
auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben
sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam,
jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser-
schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am
häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden,
und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das
sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist
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zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden;
vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell-
tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch-
schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken-
nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung
von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120).
Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling
und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen
Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen
fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten.
Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den
Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den
Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch
von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer
darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit
Petersilie.
Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung
des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie
(Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden
Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich
darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet
die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an
den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu
jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind
auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben
sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch.
Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder
Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen
Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel.
Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie
auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau-
mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen
schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur-
braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die
Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich
sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor
den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur-
sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der
Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.