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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 11

1854 - Stuttgart : Hallberger
11 Eingebogen angebaut worden und haben sich seither durch Kultur über alle Welttheile verbreitet. Wenn man annehmen darf, daß Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer und Reis ursprünglich nur der alten Welt, das Welschkorn nur der neuen Welt angehörten, so haben die verschiedenen Welttheile jetzt ihre Getreidearten ausgetauscht. Aber jede ist noch an besondere Verhältnisse des Klimas, an Wärme oder Kälte, Feuchtigkeit oder Trockenheit gebunden. In den wärme- ren Gegenden der gemäßigten Zone gedeihen Weizen und Dinkel am besten; sie sind nahe mit einander verwandt und gehören zu einer Pflanzengattung. Beide haben eine lange Aehre mit dichtste- henden, an der gemeinsamen Spindel anliegenden Aehrchen; meist fehlen ihnen die Grannen. Beim Weizen sind die Früchte nackt und die Spindel zäh; der Dinkel hat beschälte Früchte und eine zerbrech- liche Spindel. Nördlicher gedeiht noch der Roggen; seine Aehre ist der des Weizens und Dinkels ähnlich; aber die Aehrchen tragen immer lange Grannen. Am meisten gegen die Pole hin kommt Gerste und Hafer fort. In der Aehre der Gerste stehen die Aehrchen nicht ein- zeln, wie bei Dinkel, Weizen und Roggen, sondern zu drei auf der gemeinsamen Spindel und laufen in lange Grannen aus. Die kurz- gegrannten, hängenden Aehrchen des Hafers sind nicht dichtgedrängt und zu einer cylindrischen Aehre verbunden, sondern jedes wird von einem Stielchen getragen und alle zusammen bilden einen lockeren Blüthenstand, eine sogenannte Rispe. Welschkorn und Reis lieben sehr warme und feuchte Gegenden. Der Reis insbesondere bedarf zu seinem Gedeihen sehr nassen Boden und wird zum Theil in den gereinigten Schlamm natürlicher Sümpfe gesäet. In der gemäßigten Zone kommen Reis und Welschkorn wohl fort; aber ihr Ertrag ist hier ein weit geringerer, als in den Gegenden der heißen Zone. Vor Allem wird von den Getreidearten das reife Korn benützt. Jedermann weiß, wie dieses in den Mühlen zu Mehl verarbeitet wird. Das beste, zum Brode tauglichste Mehl liefern die Getreidearten der gemäßigten Gegenden, Weizen, Dinkel und Roggen. Auch die reifen Körner von Gerste und Hafer, von Reis und Welschkorn werden ge- mahlen. Aber ihr Mehl paßt weniger zur Brodbereitung; darum werden sowohl das Mehl als die ganzen Körner auf mancherlei andere Weise znr Nahrung verwendet. Wo indeß Getreide gebaut wird, da liefert es den Menschen ein höchst wichtiges Nahrungsmittel. Es bedarf zu seinem Gedeihen der menschlichen Pflege, und diese beschränkt sich nicht auf wenige Wochen oder Tage, sondern zieht sich fort durch

2. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1854 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder- reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er- schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold — So schläft hier Konrad Wiberholb.

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 62

1854 - Stuttgart : Hallberger
62 an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen. Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden, mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben. Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu Leide. Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt, daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist, während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben, bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter, auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei- sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald- gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w. Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr, wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren, Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde. Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein, denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin- nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 127

1854 - Stuttgart : Hallberger
127 In den Tulpen stehen inwendig im Ring sechs kleine Säulen (auch Hennen ge- nannt), auf deren Spitzen ein schwarzer Staub sitzt; wer daran riecht, bekommt daher eine schwarze Nase. Auf den Lilien ist er schön gelb, und wer an einer weißen Lilie riecht, bekommt davon eine gelbe Nase. Das ist Blüthenstaub. Er findet sich in allen Blumen und in allen Blüthen; denn er ist unentbehrlich und nothwen- dig, wenn aus der Blüthe Frucht und Samen entstehen soll. Wenn es nun im Frühjahr, wo die Bäume blühen, starke Stürme gibt, so führen diese den Blüthen- staub, namentlich von Fichten und Tannen, mit sich in die Höhe, und der gelbe Staub kommt mit dem nächsten Regen in Menge wieder herab, und sammelt sich, wie Schwefel, auf Pfützen oder Wasserbehältern. Im Sommer und Spätjahr, wo doch die Gewitter meistens heftiger find, wird Niemand mehr etwas von Schwefel- regen sehen, weil dann das Blühen ein Ende hat. Da regnen Aepfel, Nüsse, Eicheln u. s. w. von den schweren Aesten der Bäume herab, aber kein eingebildeter Schwefel mehr. Ii. Blutregen. Man trifft in alten Geschichten bisweilen die Nachricht, es habe Blut geregnet, und die Menschen verfehlten nicht, einen solchen Blutregen mit schrecklichen Ereignissen in der Natur oder in der Geschichte in Zusammenhang zu bringen. Solche Berichte sind zum Theil sehr alt, und es ist kein Zweifel, daß schon vor 3000 Jahren die Völker Griechenlands von diesen Regen gewußt haben. Allein erst die neueste Zeit hat diese Erscheinung aufgeklärt. Es handelt sich hier gar nicht von Blut, sondern von einem feinen, gelben oder zimmtfarbigen Staub, der entweder für sich, oder mit Regeu, Hagel und Schnee aus der Luft herabfällt und diese Niederschläge gelb oder blutroth färbt. Es scheint, daß dieser Staub in sehr bedeutenden Höhen des Luft- kreises schwebt, daß er von den Winden von einer Himmelsgegend in die andere geführt und theils durch Luftströmungen, theils durch Regen, Schnee und Hagel auf die Erde herabgebracht wird. Solche Staubfälle bemerkt man namentlich im süd- lichen Europa und in Kleinasien; sie dehnen sich bisweilen über weite Strecken, über viele Tausende von Meilen aus. Hier ist also von Blut und Schrecken entfernt nicht die Rede. Ebensowenig braucht man sich zu fürchten, wenn ein winziges Pflänzchen ans der Klasse der Algen die ewigen Schneefelder der Alpen weithin mit einer dünnen, rothen Schichte überzieht; man heißt dieses Pflänzchen deßwegen den rothen Schnee. Iii. Froschregen. Man spricht auch von einem Froschregen. Aber das wird noch Niemand ge- sehen haben, daß es Frösche aus der Lust herabregnete. Die Sache verhält sich ganz kurz so: im Sommer bei anhaltend trockener Hitze zieht sich eine Art von Land- sröschen in benachbarte Wälder und Buschwerke zurück, weil sie dort einen kühleren und feuchteren Aufenthalt haben, und verhalten sich ganz still und verborgen, so daß sie Niemand bemerkt. Wenn nun ein sanfter Regen fällt, so kommen sie in zahl- reicher Menge wieder hervor und erquicken sich in dem nassen, kühlen Grase. Wer alsdann in einer solchen Gegend ist und auf einmal so viele Fröschlein sieht, wo doch kurz vorher kein einziges zu sehen war, der kann sich nicht vorstellen, woher auf einmal so viele Frösche kommen; und da bilden sich einfältige Leute ein, es habe Frösche geregnet. Denn aus lieber Trägheit läßt man lieber die unvernüns- i

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 20

1854 - Stuttgart : Hallberger
20 Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor- zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön- heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa- men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel, welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen am brauchbarsten ist. So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa- menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. 10. Deutsche Handelspstanzen. In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die- nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri- schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe. Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land- mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann, zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver- schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn (Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 23

1854 - Stuttgart : Hallberger
23 Es kamen in sein grünes Haus Viel leichtbeschwingte Gaste.. Sie sprangen frei und hielten Schmaus Und sangen auf das beste. Ich fand ein Bett zu süßer Ruh Auf weichen grünen Matten; Der Wirth, er deckte selbst mich zu Mit seinem kühlen Schatten. Nun fragt ich nach der Schuldigkeit, Da schüttelt' er den Wipfel. Gesegnet sei er allezeit, Von der Wurzel bis zum Gipfel! 12. Von den Giftpflanzen. Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe, welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in wenigen Minuten tödtet? Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser Art nicht häufig. Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un- kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier- lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge- fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe- rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam, jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser- schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden, und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 24

1854 - Stuttgart : Hallberger
24 zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden; vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell- tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch- schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken- nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120). Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten. Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit Petersilie. Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie (Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch. Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel. Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau- mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur- braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur- sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 25

1854 - Stuttgart : Hallberger
25 Das schwarze Bilsenkraut, auch Zankkraut, Rachekraut, Zigeunerkraut, Teufelsauge, Hühnergift, Schlafkraut, Tollkraut ge- nannt, ist besonders kenntlich an den klebrigen Haaren, mit welchen Stengel und Blätter bedeckt sind, und an den schmutzig gelben Blüthen, die mit einem purpurröthlichen Adernetz überzogen und am Grunde purpurviolett find. Man findet es vom Mai bis zum Au- gust auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen. Es verräth schon durch seinen widerlichen Geruch und die traurige, schmutzig gelbe Farbe, daß man nicht viel Gutes von ihm zu erwarten hat. Zwar ordentlich angewendet ists eine wirksame Arz- nei, welche Schmerzen und Krämpfe stillen und Schlaf machen soll; aber unvorsichtig genossen äußert jeder Theil dieser Pflanze, vornem- lich aber die Wurzel und der Same, gefährliche Wirkungen. Unter die Cichorienwurzeln, welche man in einem Kloster zum Abendessen bereitet hatte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten, fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen Baum hinan und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher; ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige, hin und her laufende Ameisen; fast Alle klagten über Trockenheit im Mund, heftigen Durst und Schwindel. Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachel- nuß genannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so schöne weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten könnte. Die Fruchtkapsel ist mit Stacheln bedeckt, fast wie bei der Roßkastanie, und inwendig' liegen die kleinen schwarzen Körner, deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder be- reiten gelernt. Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthau- fen und auf angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn aus dem Morgenlande zu uns gebracht. Manche Giftpflanzen find etwas weniger gefährlich, gewähren sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein. Der rothe Fing er Hut z. B., der auf sonnigen Hügeln und in gebirgigen Waldgegenden wild wächst und in den Gärten häufig als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche gerieben

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 26

1854 - Stuttgart : Hallberger
26 unangenehm riechen, bitter und scharf schmecken und sehr betäubend sind. Dem blauen Eisenhut (kurzhelmigen Sturmhut oder Wolfs- wurzel), der um seiner schönen, dunkel veilchenblauen, manchmal weißen und violett gesäumten Blumen willen als Zierpflanze in den Gärten gehalten wird, sagt man nach, daß in den Alpengegenden, wo er sehr häufig wächst und die Bienen ihm viel zufliegen, der Honig giftige Eigenschaften bekomme; am giftigsten scheint aber an ihm die Wurzel und der Same zu sein. Der Nieswurz, auch Läusekraut genannt, weil der Absud der Pflanze als Waschmittel zur Vertilgung der Läuse oder anderen Ungeziefers bei Pferden, beim Rindvieh u. s. w. gebraucht wird, wächst häufig auf Hügeln und Bergen und hat vom Februar bis zum Mai gelblich grüne, meistens purpurroth gesäumte Blüthen; die schwarze, inwendig weiße Wurzel riecht unangenehm, schmeckt bitter und scharf und bewirkt heftiges Niesen, Abführen, Erbrechen und selbst den Tod. Die Frucht des Spindelbaums oder Pfaffenhütchens erregt ebenfalls Erbrechen; sie ist eine viereckige rothe Kapsel, einem Kardinalshut vergleichbar, welche in vier Fächer aufspringt, in deren jedem ein weißer, von einer safrangelben oder orangerothen Haut umhüllter Same sich be- findet. Der Seidelbast oder Kellerhals hat im März oder April lieblich duftende, rosenrothe oder pfirsichrothe Blüthen; die Rinde aber hat einen so scharfen Saft, daß sie auf der Haut starke Blasen zieht; eben- so scharf ist der Saft der Beeren. Die Blätter und der Saft des giftigen Hahnenfußes bringen äußerlich Jucken und Brennen, innerlich hef- tige Schmerzen, Krämpfe und Irrereden hervor. Die Blüthen des schwarzen Hahnenfußes wirken wie ein Spanischfliegenpflaster, von den Landlenten wird er auch zuweilen als Mittel gegen das Zahnweh gebraucht. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst, wenn alles Gras abgemäht ist, zu Tausenden auf den Wiesen; die Samen, welche erst im folgenden Frühjahr aus der Erde herauskommen, haben eine sehr schädliche Wirkung, ebenso auch die Blumen, und am meisten die Zwiebel. Bei dem schwarzen Nachtschatten, dessen Blüthen große Aehnlichkeit mit den Kartoffelhlüthen haben, und bei dem kletternden Nachtschatten sind es hauptsächlich die Beeren, welche eine schädliche, in Menge genossen, tödtliche Wirkung haben. Zu den minder gefährlichen rechneten wir diese Giftpflanzen, nicht als ob nicht deren Genuß höchst schädlich und unter Umständen sogar tödtlich sein könnte, sondern weil sie eben keine Aehnlichkeit

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 27

1854 - Stuttgart : Hallberger
27 mit genießbaren Pflanzen haben und deßhalb auch nicht so leicht mit diesen verwechselt werden. Bei dem schwarzen Nachtschatten ist noch zu bemerken, daß er mit der Kartoffel zu demselben Geschlechte ge- hört. Es geht also unter den Pflanzen wie unter den Menschen, wo man auch in derselben Familie sehr ungleiche Brüder und Vet- tern findet. Der eine ist wohlthätig, freundlich und mild wie die nährende Kartoffel, der andere heftig, unfreundlich und tückisch wie Nachtschatten. Auch die Schmerzen, welche unsere Brennnessel verursacht, rühren von einem Gifte her, das aus den steifen Haaren in die Wunde spritzt. Wie heftig dieses Gift ist, läßt sich daraus abneh- men, daß bei unsern Nesseln das Gift, das in die Wunde kommt, nicht einmal den 150,000ften Theil eines Grans beträgt. In Ostin- dien aber wächst eine Nessel, die so gefährliche Wunden verursacht, daß oft nur das Abnehmen des verletzten Gliedes gegen den Tod schützen kann. Ebenso ist unser scheinbar unschuldiger Buchsbaum, der in die Familie der Wolfsmilch gehört, so schädlich, daß in einer Gegend Persiens, wo er sehr verbreitet ist, keine Kameele gehalten werden können, weil man sie am Genuß dieser ihnen tödtlichen Pflanze nicht zu hindern vermag. Noch einer Giftpflanze muß ich hier gedenken, die vorzüglich deßhalb so gefährlich ist, weil sie sich ungebeten und oft unbemerkt unter das Getreide mischt; ich meine den betäubenden Lolch, der auch Taumellolch und Schwindelhaber genannt wird. Er ist an seinen Halmen, seinen Blättern und Blüthen leicht genug zu erken- nen; aber wer schafft ihn aus dem Getreide heraus, unter dem er zuweilen in großer Menge vorkommt? Da ist kein anderes Mittel, als daß man das Korn, in welchem Lolch in größerer Menge vor- kommt, mehr als einmal mit der Worfschaufel umwerfe; denn weil das Tollkorn, der Same des betäubenden Lolchs, viel leichter ist, als das gesunde Korn, so fliegt es beim Worfeln nie so weit vor, als dieses, sondern bleibt unter der Spreu, die höchstens zum Futter für die Thiere gebraucht wird. Brod von Getreide, in wel- chem sich Lolch in großer Menge befindet, ist der Gesundheit sehr nachtheilig; unverzeihlich aber ist es, wenn Brauer und Brenner absichtlich Taumellolch zu ihrem Bier und zum Branntwein mischen, um dadurch ihre Getränke noch berauschendec zu machen.
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