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1. Landeskunde von Württemberg - S. 62

1905 - Stuttgart : Lung
— 62 - Versand; Luftkurort. Nordwestlich liegt das den Fürsten von Waldburg- Zeil gehörige Schloß Zeil. Jsny, 2900 E., Stadt, einst freie Reichsstadt, 1806 württembergisch; Luftkurort, Käse- und Butterversand. Wangen i.a., 4400 E., an der Unterargen, Oberamtsstadt, alte Reichsstadt, 1810 württembergisch; Käse- und Butterversand. 4. Württembergs Änteit am Lodensee. Württemberg teilt sich mit den angrenzenden deutschen Staaten Bayern und Baden in das nördliche Gestade des Bodensees. Es besitzt den mittleren Teil des Nordufers mit einer Länge von 20 km. Gegenüber dem oberschwäbischen User liegt in einer Entfernung von etwa 12 km das schweizerische Ufer und östlich vom Einfluß des Rheins das österreichische Ufer. Es teilen sich also fünf Staaten in das Ge- stade des Bodensees, während der See selbst außerhalb der Grenzen dieser Staaten liegt. Der Bodensee macht, vom württembergischen Ufer aus gesehen, wegen seiner beträchtlichen Ausdehnung mehr den Eindruck eines Meeres als den eines Sees. Hat er doch eine Größe von 520 qkm oder 9 V» Quadrat- meilen. Seine Länge von Bregenz bis Konstanz beträgt 46 km, von Bregenz bis Stein am Ausfluß des Rheins aus dem Untersee 69 km, seine größte Breite zwischen Langenargen und Rorschach 13,5 km, seine größte Tiefe 252 m. Über seine glänzend grüne Wasserfläche hinweg sieht man vom württem- bergischen Ufer hinüber zu den grünen Matten des jenseitigen Alpenvor- landes, über dem sich die schneebedeckten Gipsel der Vorarlberger, Appen- zöller und Thuralpeu erheben. Das oberschwäbischebodenseegestadeist bedeutend flacher als das gegenüberliegende Schweizer und Vorarlberger Ufer. Der Bodensee ist also auf der Südseite tieser als auf der Nordseite. Am Nordufer macht sich deshalb auch die Veränderung des Wasserspiegels am ehesten bemerkbar. Infolge bedeutender Schneeschmelze in den Alpen hebt sich der Wasserstand je nachdem um 1 Vs—2, ja 3 m, so daß dann flache Uferstrecken überflutet werden. Man sieht am Nordgestade oft größere, mit Schilfgras bedeckte Riede, die beweisen, daß der See früher eine weit größere Ausdehnung hatte. Für reichliche Wasserzufuhr sorgt außer dem Rheinstrom, dessen Läuterungsbecken der Bodensee ist, eine größere Zahl von Zuflüssen^ von denen die württembergischen die bedeutendsten sind: Argen, Schüssen und Aach. Man hat berechnet, daß allein der Rhein zwei Jahre brauchte, um das Bodenseebecken, wenn es entleert würde, wieder zu füllen. Zuweilen, namentlich wenn der Föhn aus dem oberen Rheintal weht, wirft der See hohe Wellen. Die Temperatur des Wassers ist den

2. Landeskunde von Württemberg - S. 55

1905 - Stuttgart : Lung
— 55 — Iv. Oberschwaben. Kommt nian von der Hochfläche der Alb wie auf einer schiefen Ebene allmählich hinunter in das an sich hochgelegene Donautal und jenseits des- selben ganz eben in den südlichsten Teil Württembergs, so hat man den Ein- druck, man befinde sich jetzt in einem ausgebreiteten Tiefland. In Wirklich- feit aber steht man aus einem weiten Hochland von ungefähr gleicher Höhe wie das Härtsfeld und zwar sogar auf dem zweithöchsten Tafelland Europas, das nur durch das Hochland von Kastilien in Spanien an Höhe übertroffen loird. Die Hochebene von Oberschwaben, von den Schwaben mit Recht einfach „das Oberland" genannt, hat nämlich eine durchschnittliche Meereshöhe vou etwa 500 m. Das Oberland ist nenwürttembergisches Gebiet, das während der Napoleonischen Zeit in den Jahren 1806—1810 mit Württemberg ver- einigt wurde. Seiuer äußeren Form nach gleicht Oberschwaben einem Trapez, dessen längste Seite die Jller mit ihrem Zufluß Aitrach als^Grenze im Osten gegen Bayern darstellt. Die Nordgrenze bildet die Donau von Scheer bis Ulm. Als natürliche Westgrenze gegen Hohenzollern und Baden können die Ostrach und die Friedrichshasener Aach gelten, während die natürliche Grenze im Süden durch den Bodensee und weiterhin gegen Bayern durch die^Obere Argen gebildet wird. Auf diese Weise ist Oberschwaben auf allen vier Seiten von natürlichen Grenzen eingeschlossen. Die mittlere Länge des ganzen Gebiets beträgt 70 km, die mittlere Breite 50 km, hienach der Flächeninhalt etwa 3500 qkm oder 70 Quadrat- meilen. Verglichen mit dem württembergischen Schwarzwald ist Ober- schwaben doppelt so groß; gegenüber vom Albgebiet beträgt Oberschwabens Ausdehnung nur zwei Drittel, gegenüber vom ^eckarland aber nur ein Drittel. Wir betrachten das Oberland nach seinen vier verschiedenen Land- schastsbildern: a) das Donautal; b) die Oberschwäbische Hochebene; e) das Algäu; ä) Württembergs Bodenseeanteil. l. Das Äonautal. Während der Neckar unser Vaterland seiner Länge nach durchzieht, durchschneidet die Donau den südlichen Teil Württembergs quer von Westen nach Osten. Die Donau, der zweitgrößte Strom Europas, entsteht im badischen ^chwarzwald aus den Onellslüssen Brigach und Brege, die sich bei Donau- eschiugeu mit einer dritten Quelle, der „Donauquelle", vereinigen. Im Oberlauf durchbricht die Donau den Jura. Der zerklüftete Kalkuntergrund des ^.onanbettes verursacht zwischen Jmmendingen und Tuttlingen ein Ver-

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1854 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder- reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er- schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold — So schläft hier Konrad Wiberholb.

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 62

1854 - Stuttgart : Hallberger
62 an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen. Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden, mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben. Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu Leide. Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt, daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist, während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben, bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter, auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei- sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald- gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w. Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr, wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren, Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde. Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein, denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin- nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 167

1854 - Stuttgart : Hallberger
167 wältige Becken hindurch bis zum Ausflusse zu behaupten. In Wahrheit läßt er aber das breite, weite Bette sich recht wohl gefallen, er dehnt und breitet sich recht behaglich darin aus, um seinen Schlamm abzulegen und als schöner Jüngling über Schaffhausen ins liebe Deutschland zu hüpfen, dessen Schmuck und Zierde er ist. Im Stande seiner winterlichen Erniedrigung läßt er sich in seinem Bette wohl gar einmal einfrieren — nemltch der breitere Theil des Obersees; der schmalere bei Ueberlingen überfriert fast alle Jahre. Aber bei jenem ist dieser Fall in vier Jahrhunderten nur fünfmal eingetroffen, nemlich 1477, 1572, 1596, 1695 und 1830. Die Umwohner des Sees feierten 1830 dieses Er- eigniß als ein Fest, das keiner zum zweiten Mal erleben würde, und man fuhr mit Schlitten and Wagen von Lindau nach Norschach hinüber. Der Seeboden ist auf deutscher Seite fast überall ziemlich steinig. Am Strande wälzt die ab- und zugehende, geduldige und ungeduldige Welle unab- lässig eine Masse Gerölle hin und her. Alpenkalk, Quarz, Gneiß, Syenit, Granit liegen in hübsch abgeschliffenen Stücken groß und klein allenthalben „wie der Sand am Meer", und diese gerundeten Steinchen in ihren tausender- lei Farben und Formen mit ihren Quarzadern, Glimmern und Blenden ver- treten für alte und junge Kinder ganz lieblich die Muscheln, deren Fund am Meeresufer so erfreut. Alles Land bis nach Ulm zur Donau hinauf besteht aus nichts, als solchem angeschwemmtem Gerölle, in dessen Schichten sich häufig Granitblöcke als Findlinge zeigen, über deren Größe man erstaunt und über deren Herkommen man sich nicht genug wundern kann. Von entgegengesetzten Seiten her bricht man sich jetzt Bahn zu den Ge- staden dieses Sees. Seit 1850 bringt die württembergische Eisenbahn Wande- rer und Güter vom Neckar und Rhein und Nordsee, seit 1853 die bayrische von Donau, Main und Ostsee her; bald werden eine dritte aus Graubündten und Italien und eine vierte aus dem Innern der Schweiz heraus ebenfalls Menschen und Waaren an diesen Gestaden absetzen, und ihre Mündungsorte, Rorschach und Romanshorn, ebenso beleben, wie am Gegengestade Friedrichs- hafen und Lindau durch ihre Bahnen belebt werden. Wenn der See in seiner tiefen Bläue so groß und stolz dasteht am Fuße der Berge Gottes, so kann das Auge nicht von ihm wegkommen, und hundert Mal zu ihm zurückkehrend, wird es immer aufs neue entzückt. 83. Ins Salzbergwerk Wilhelmsglück. Wir fuhren Nachmittags von Hall nach Wilhelmsglück, um das dort beftndliche Salzbergwerk, das größte in Württemberg, zu besehen. Wilhelmsglück besteht erst seit dem Jahr 1818. Vorher wurde in Hall aus der dortigen Soole, die aus d.em Salz- brunnen stießt, durch Gradiren Salz bereitet. Dieses Gradiren war aber eine um-

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 179

1854 - Stuttgart : Hallberger
179 dem es dient auch noch zu einem andern feierlicheren religiösen Ge- brauch. Wenn nemlich die Sonne im Thal untergegangen ist, und das Licht des Himmels nur noch am Gipfel der schneebedeckten Berge glimmt, dann nimmt der Senne, der die höchste Alp inne hat, sein Horn und ruft durch sein Sprachrohr: „Lobet Gott, den Herren!" Alle benachbarten Hirten treten, so wie sie diesen Laut hören, aus ihren Hütten, nehmen ihre Alpenhörner und wiederholen dieselben Worte. Dies dauert oft eine Viertelstunde lang fort, und von den Bergen und längs der felsigen Schluchten wiederhallt der Name Gottes. Endlich erfolgt eine feierliche Stille. Alle beten, knieend und mit eniblößten Häuptern. Mittlerweile ist es ganz dunkel worden. „Gute Nacht!" ruft der höchste Hirte durch sein Sprachrohr; „Gute Nacht!" tönt es wieder von allen Bergen und aus den Felsschluchten den Hörnern der Hirten entgegen. Drauf legt sich jeder zur Ruhe nieder. 8?. Ein Beispiel von Gottes Hülfe in der Noth. Einst machten einige Reisende den Weg über die Alpen nach Italien und nahmen sich einen Schweizer aus der Gegend zum Wegweiser mit, der sie sicher über die hohen Schnee- und Eisberge hinführte. Als er einmal stille stand, wie um auszuruhen, sahen sie unvermuthet Thränen in seinen Augen; sie frag- ten ihn nach der Ursache, und da zeigte es sich, daß es Thränen eines gerührten und dankbaren Herzens waren. „Gottvergessen wäre ich", sprach der Schweizer — „wenn ich jemals an dieser Stelle vorbeigehen könnte, ohne mich dankbar an die mir hier von Gott erwiesene, mächtige Hülfe zu erinnern. Hier, liebe Herren, hier aus diesem Berge — seht ihr dort in der Ferne jenen grauen Strich auf dem Eise? Es ist ein Graben, einige Klafter tief, worunter das Wasser stromweise unter der Schneedecke hinschießt. Ihr denkt wohl, derjenige möchte ohne Rettung ver- loren sein, dem der betrügliche Schein unter den Füßen bricht und ihn in diesen fürchterlichen Schlund stürzt. — Nun hier auf diesem Berge und in diesem Graben hätte ich vor einigen Jahren mein Grab finden müssen, wenn mich nicht Gottes mächtiger Arm beinahe durch ein Wunder wieder aus demselben heraus gezogen hätte. Zwei Gefährten und ich jagten auf diesen Bergen den Gemsen nach. Der Berg war mit frischem Schnee überdeckt. Wir spürten eine Gemse; als wir aber der.spur zu heftig nachfolgten, sank der lockere Schnee auf einmal unter meinen Füßen ein. Schon war ich tief in den Eisschlund gesunken, als ich, noch meiner Sinne mächtig, die Arme und Schenkel im Niedersinken so weit als möglich ausbreitete und mich dadurch an den beiden Eiswänden festhielt, so 12 *

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 20

1854 - Stuttgart : Hallberger
20 Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor- zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön- heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa- men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel, welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen am brauchbarsten ist. So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa- menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. 10. Deutsche Handelspstanzen. In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die- nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri- schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe. Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land- mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann, zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver- schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn (Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 23

1854 - Stuttgart : Hallberger
23 Es kamen in sein grünes Haus Viel leichtbeschwingte Gaste.. Sie sprangen frei und hielten Schmaus Und sangen auf das beste. Ich fand ein Bett zu süßer Ruh Auf weichen grünen Matten; Der Wirth, er deckte selbst mich zu Mit seinem kühlen Schatten. Nun fragt ich nach der Schuldigkeit, Da schüttelt' er den Wipfel. Gesegnet sei er allezeit, Von der Wurzel bis zum Gipfel! 12. Von den Giftpflanzen. Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe, welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in wenigen Minuten tödtet? Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser Art nicht häufig. Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un- kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier- lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge- fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe- rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam, jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser- schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden, und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 24

1854 - Stuttgart : Hallberger
24 zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden; vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell- tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch- schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken- nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120). Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten. Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit Petersilie. Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie (Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch. Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel. Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau- mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur- braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur- sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 25

1854 - Stuttgart : Hallberger
25 Das schwarze Bilsenkraut, auch Zankkraut, Rachekraut, Zigeunerkraut, Teufelsauge, Hühnergift, Schlafkraut, Tollkraut ge- nannt, ist besonders kenntlich an den klebrigen Haaren, mit welchen Stengel und Blätter bedeckt sind, und an den schmutzig gelben Blüthen, die mit einem purpurröthlichen Adernetz überzogen und am Grunde purpurviolett find. Man findet es vom Mai bis zum Au- gust auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen. Es verräth schon durch seinen widerlichen Geruch und die traurige, schmutzig gelbe Farbe, daß man nicht viel Gutes von ihm zu erwarten hat. Zwar ordentlich angewendet ists eine wirksame Arz- nei, welche Schmerzen und Krämpfe stillen und Schlaf machen soll; aber unvorsichtig genossen äußert jeder Theil dieser Pflanze, vornem- lich aber die Wurzel und der Same, gefährliche Wirkungen. Unter die Cichorienwurzeln, welche man in einem Kloster zum Abendessen bereitet hatte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten, fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen Baum hinan und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher; ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige, hin und her laufende Ameisen; fast Alle klagten über Trockenheit im Mund, heftigen Durst und Schwindel. Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachel- nuß genannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so schöne weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten könnte. Die Fruchtkapsel ist mit Stacheln bedeckt, fast wie bei der Roßkastanie, und inwendig' liegen die kleinen schwarzen Körner, deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder be- reiten gelernt. Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthau- fen und auf angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn aus dem Morgenlande zu uns gebracht. Manche Giftpflanzen find etwas weniger gefährlich, gewähren sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein. Der rothe Fing er Hut z. B., der auf sonnigen Hügeln und in gebirgigen Waldgegenden wild wächst und in den Gärten häufig als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche gerieben
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