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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1854 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder- reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er- schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold — So schläft hier Konrad Wiberholb.

2. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 167

1854 - Stuttgart : Hallberger
167 wältige Becken hindurch bis zum Ausflusse zu behaupten. In Wahrheit läßt er aber das breite, weite Bette sich recht wohl gefallen, er dehnt und breitet sich recht behaglich darin aus, um seinen Schlamm abzulegen und als schöner Jüngling über Schaffhausen ins liebe Deutschland zu hüpfen, dessen Schmuck und Zierde er ist. Im Stande seiner winterlichen Erniedrigung läßt er sich in seinem Bette wohl gar einmal einfrieren — nemltch der breitere Theil des Obersees; der schmalere bei Ueberlingen überfriert fast alle Jahre. Aber bei jenem ist dieser Fall in vier Jahrhunderten nur fünfmal eingetroffen, nemlich 1477, 1572, 1596, 1695 und 1830. Die Umwohner des Sees feierten 1830 dieses Er- eigniß als ein Fest, das keiner zum zweiten Mal erleben würde, und man fuhr mit Schlitten and Wagen von Lindau nach Norschach hinüber. Der Seeboden ist auf deutscher Seite fast überall ziemlich steinig. Am Strande wälzt die ab- und zugehende, geduldige und ungeduldige Welle unab- lässig eine Masse Gerölle hin und her. Alpenkalk, Quarz, Gneiß, Syenit, Granit liegen in hübsch abgeschliffenen Stücken groß und klein allenthalben „wie der Sand am Meer", und diese gerundeten Steinchen in ihren tausender- lei Farben und Formen mit ihren Quarzadern, Glimmern und Blenden ver- treten für alte und junge Kinder ganz lieblich die Muscheln, deren Fund am Meeresufer so erfreut. Alles Land bis nach Ulm zur Donau hinauf besteht aus nichts, als solchem angeschwemmtem Gerölle, in dessen Schichten sich häufig Granitblöcke als Findlinge zeigen, über deren Größe man erstaunt und über deren Herkommen man sich nicht genug wundern kann. Von entgegengesetzten Seiten her bricht man sich jetzt Bahn zu den Ge- staden dieses Sees. Seit 1850 bringt die württembergische Eisenbahn Wande- rer und Güter vom Neckar und Rhein und Nordsee, seit 1853 die bayrische von Donau, Main und Ostsee her; bald werden eine dritte aus Graubündten und Italien und eine vierte aus dem Innern der Schweiz heraus ebenfalls Menschen und Waaren an diesen Gestaden absetzen, und ihre Mündungsorte, Rorschach und Romanshorn, ebenso beleben, wie am Gegengestade Friedrichs- hafen und Lindau durch ihre Bahnen belebt werden. Wenn der See in seiner tiefen Bläue so groß und stolz dasteht am Fuße der Berge Gottes, so kann das Auge nicht von ihm wegkommen, und hundert Mal zu ihm zurückkehrend, wird es immer aufs neue entzückt. 83. Ins Salzbergwerk Wilhelmsglück. Wir fuhren Nachmittags von Hall nach Wilhelmsglück, um das dort beftndliche Salzbergwerk, das größte in Württemberg, zu besehen. Wilhelmsglück besteht erst seit dem Jahr 1818. Vorher wurde in Hall aus der dortigen Soole, die aus d.em Salz- brunnen stießt, durch Gradiren Salz bereitet. Dieses Gradiren war aber eine um-

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 182

1854 - Stuttgart : Hallberger
182 erwärmt, kein Frühling, kein Sommer erfreut, denn ihre Wohnung, 7% tausend Fuß über dem Meere gelegen, ist die höchste Wohnung in Europa, die das ganze Jahr über bewohnt wird. Alles, was sie brauchen, müssen sie sich weither und . mühsam verschaffen. Oft gehen sie mit großen Stöcken aus und suchen die Verirrten und Verunglückten mit großer Sorgfalt auf. Sie halten große Hunde, die dazu abgerichtet sind, die Verunglückten im Schnee aufzusuchen und ihren Führern anzu- zeigen. Diese gehen entweder allein aus oder werden von den Mön- chen mitgenommen. Sobald der Hund einen Verunglückten ausge- wittert hat, kehrt er in pfeilschnellem Laufe zu seinem Herrn zurück und gibt durch Bellen, Wedeln und unruhige Sprünge seine gemachte Entdeckung kund. Dann wendet er um, immer zurücksehend, ob man ihm auch nachfolge, und führt seinen Herrn nach der Stelle hin, wo der Verunglückte liegt. Oft hängt man diesen Hunden ein Fläschchen mit einem stärkenden Getränke und ein Körbchen mit Brod um den Hals, um es einem Ermüdeten zur Erquickung darzubieten. Den Verunglückten, welche die Mönche finden, wird alle mögliche Hülfe geleistet; sind sie aber nicht mehr ins Leben zurückzubringen, so wer- den ihre Leichname bei dem Kloster in einer eigens dazu bestimmten Kapelle aufgestellt. In dieser dünnen kalten Luft verwesen die Leich- name nicht, sondern trocknen aus, und bleiben oft nach Jahren nock- kennbar. Die Anzahl derer, welche die Menschenliebe der Mönche aufgefunden hat, ist bereits groß. 89. Die Gebirge Deutschlands. Deutschlands Boden ist weit mannigfaltiger, als der der meisten andern europäi- schen Länder. Während an seiner nördlichen Küste eine ungeheure Ebene herzieht, die so niedrig liegt, daß sie znm Theil durch Dämme gegen die Fluthen des Meeres geschützt werden muß, erheben sich an seinem südlichen Rande die himmelhohen Alpen, deren höhere Spitzen mit ewigem Schnee und Esse bedeckt sind. Und zwi- schen diesen höchsten und tiefsten Grenzen liegen die Hochebenen, die Gebirge und das Hügelland von Mittel- und Süddentschland. Da streichen Bergketten von Süden nach Norden an den Ufern des Rheines hin und von Osten nach Westen, nin das Maingebiet von dem der Weser und der Elbe zu scheiden, oder um zwischen Elbe, Oder und Donau Grenzen zu ziehen. Ganz Süddentschland, das Land am Fuße der Alpen, das Land, wo so viele Flüsse ihren Ursprung nehmen, liegt hoch über dem Meere. Wie sollte sonst das Wasser Fall nach der Nordsee oder dem Ichwarzen Meere haben? Die Stadt München liegt in einer Ebene; könnte man lie aber un- mittelbar vom Meere ans sehen, so würde sie — 1600 Fuß über dem Meere ge- legen — als eine der Bergstädte Deutschlands erscheinen. Durch die große Ent-

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 188

1854 - Stuttgart : Hallberger
188 aus der Elbe in die Oder möglich macht. Weiter unten erweitert sich die Elbe immer mehr, so daß sie bei Hamburg fast eine Stunde und au der Mündung bei Rizebüttel zwei Meilen breit wird. Freilich trägt dazu das Meerwasser viel bei, denn die Fluth dringt mehrere Meilen in dem breiten Strom herauf, und macht dadurch Hamburg zu einem Hafen für Seeschiffe. Die fruchtbaren User der Nieder- elbe gehören links zum Königreich Hannover, rechts liegt Mecklenburg und Holstein. Auch die Oder hat ihre Quellen in Oesterreich, doch nicht weit von der preußi- schen Grenze, wo sie auch erst bedeutend wird. Die Provinz Schlesien ist fast nur als daö große Thal der Oder anzusehen; ihre vielen kleinen Flüßchen machen den Hauptstrom wasserreich, so daß derselbe in den niedrigeren Gegenden häufig Ueber- fchwemmungen anrichtet, vor denen man sich durch hohe Dämme zu schützen sucht. Nur ein schiffbarer Fluß, die Warthe, verstärkt die Oder. Durch diese Warthe ge- langt man zu einem in die Weichsel führenden Kanal. Da nun auch auf der linken Seite eine Lerbinduug mir der Elbe besteht, so würde die Schifffahrt von Westen nach Osten im Königreich Preußen sehr vollkommen sein, wenn diese Kanäle größere Schiffe tragen könnten. Die Oder geht bei Stettin, der Hauptstadt Pommerns, durch mehrere Arme in einen größeren See, das Haff, und von diesem in drei Ar- men zur Ostsee. Die größte Stadt an der Oder ist die Hauptstadt von Schlesien, Breslau; erste Handelsstadt aber ist Stettin. Die Weichsel ist kein eigentlich deutscher Strom mehr, an der größten Länge ihrer Ufer wird polnisch gesprochen. Weil aber gegen ihren Ausfluß hin deutsch- redende Städte liegen, z. B. das handeltreibende Danzig, und weil einst deutsche Ritter die Gegend umher für Deutschland gewannen, so rechnet man die Weichsel immer noch gern ju den Flüssen unseres Vaterlandes. Ihre Quelle liegt auf den Karpathen, da wo man aus Mähren nach Ungarn geht, und nachdem sie in einem großen Bogen Polen durchflossen und die dortigen Gewässer sich zugeeignet, auch die Hauptstadt Polens, Warschau, in zwei Theile geschieden hat, fließt sie endlich nach Preußen und in mehrere Arme getheilt in die Ostsee, einige dieser Arme vor- her in einen mit der Ostsee zusammenhängenden See, das frische Haff. Obgleich das von der Weichsel durchflossene Land fast durchaus eben ist, so hat sie doch einen raschen Lauf und richtet sehr oft durch Ueberschwemniungeu Verheerung an. Da sieht der Landmann die Früchte seines Fleißes vor seinen Augen zu Grunde gehen und erleidet im Winter Hungersnoth. Schon deßhalb ist das Weichselland mit dem Rheinland nicht zu vergleichen, aber es fehlt auch die Schönheit der User, welche jährlich so viele Fremde an den Rhein lockt. 91. Snsanna Neisacher. „Ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, und mein Schwert kann mir nicht helfen, sondern du hilfst uns" rc., spricht einer im vier und vierzigsten Psalm. „Ich verlasse mich nicht auf meine.arme, und mein Ruder kann mir nicht helfen, aber du hilfest uns", — so ungefähr klangs in dem Herzen einer jungen Heldin, deren bewun- dernswerthe That ich euch erzähle.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 55

1914 - München : Oldenbourg
— 55 — fyatte in den Schlössern Frauenberg, Gutenberg, werneck, Prosselsheim, Iphofen, Dettelbach und Lbenhausen viel Getreide aufhäufen lassen und verhinderte die Aufuhr in die Stadt. Um der Not zu steuern, kamen die Eidgenossen in Würzburg zusammen und beratschlagten, wie sie ferneren Unterhalt beschaffen konnten. Nun liegt ein Dorf im Schweinfurter Gau, Bergtheim genannt, das hatte einen weilen, befestigten Kirchhof, wohin einige Geistliche ihr Getreide geflüchtet und aufgespeichert hatten. Aber nachdem die Bürger wußten, daß die Geistlichen etliche Söldner dahin geordnet hatten, richteten sie sich, das Getreide mit Gewalt zu holen, und rückten am Sonntage, den u. Januar ^00, bei 3000 Mann stark dahin. Bürger Braun von Gerolzhofen trug das panier der Stadt Würzburg. Bischof Gerhard, der von diesem Anschlage heimlich Bericht erhalten hatte, hatte seine Reiter und den Stiftsadel nach werneck gerufen und bereits die Besatzung im Kirchhofe zu Bergtheim verstärkt. Dompropst Johann von Lg-loffstein und drei Domherren erhielten den Oberbefehl über die (Truppen, zu denen noch 600 Reiter stießen. Als nun beide Teile einander ansichtig wurden, verließen die Bürger den eingenommenen Kirchhof und stellten sich gegen den Feind in Ordnung. Dasselbe tat der Dompropst mit den Seinen auch und schlug sechs adelige Knechte im Namen des Bischofs zu Rittern, worauf viele der Reisigen vom Pferde stiegen und zu Fuß in die Schlacht gingen. Nun entspann sich ein hitziger Kampf. Zwei der zu Fuß kämpfenden Adeligen fielen. Bald mußte auch die bischöfliche Reiterei dem ungestümen Angriffe des verbündeten Fußvolkes weichen; sie geriet in Flucht und hinterließ viele Gefangene. Da erschien das Aufgebot des Adels von der Baunach, 65 Pferde stark, und griff die mit der Verfolgung beschäftigten und zerstreuten Bürger kampfbegierig an. Nun wendeten sich die geflohenen Reiter wieder um und erneuerten den Kampf, der nun mit gänzlicher Niederlage der Eidgenossen endigte. luoo Bürger wurden erschlagen und ^oo gefangen, die übrigen entrannen. Am dritten Tage nach der Schlacht zog Gerhard mit seinem Heere zu Würzburg ein, wo sich der Rest der Bürger, nicht viel über 300 meist bejahrte Männer, zwischen den zwei Toren zu Sande aufgestellt hatte und dem Bischof huldigte. Die Anführer wurden teils enthauptet, teils gehangen oder ertränkt, vier Mitglieder des unteren Rates aber als Rädelsführer geschleift, dann gevierteilt und an den Toren aufgehängt. So endete dieser Aufruhr den Würzburger Bürgern und ihren Nachkommen zu großem Nachteile. Alle Schäden, die den Geistlichen zugefügt worden waren, mußten ersetzt werden. Auch die übrigen Städte vertrugen sich jetzt mit dem Bischof. Für Würzburg aber erstarb der schöne Traum der Reichsfreiheit auf immer.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 71

1914 - München : Oldenbourg
— 7\ — selbst ihr Lager auf. Sie nannten sich den „hellen oder lichten Kaufen" und trugen alle ein weißes Kreuz auf Hut oder Rock. Die Hauptleute und Rate des Haufens zu Gerolzhofen schrieben an die Bauern zu Bildläufen, daß sie entschlossen feien, ihren Zug gegen Würzburg zu nehmen, bittend, daß die von Bildhaufen mit ihren zugeordneten Lagern auch dahin rücken sollten. Am 3. Mai brannten die Gerolzhofer vormittags den Stolberg, nachmittags das Schloß Bimbach ab. Am Freitag, den 5. Mai, brach der Gerolzhofer Haufe nach Großlangheim auf, wo das Schloß geplündert ward, von 3phofen und anderen Orten wurden Leitern und sonstige Sturmgeräte gefordert. Zu Langheim stießen auch die Kitzinger zu dem Haufen. Am Sonntag, den 8. Mai, langten die Bauern in Heidingsfeld an. Hier waren am 6. Mai auch die Bauern aus dem Taubertale und vom Gau angekommen. Die Bauernschar in Heidingsfeld nannte sich „Fränkischer Haufen". )n Zell lagerten die Bauern des Amtes Karlburg. Mit den Bauern vereinigten sich auch die Bürger der Stadt Würzburg und kündigten ihrem Herrn, dem Bifchofe, am 9. Mat den Gehorsam auf. Die Zahl der Bauern, die sich in der Nähe der Hauptstadt lagerten, wird in verschiedenen Briefen auf 20 000 berechnet. e) Die zwölf Artikel. Die Bauern hatten ihre Beschwerden und Wünsche in zwölf Artikeln zusammengefaßt und dem Bischöfe zur Annahme vorgelegt. Im wesen lauten diese Forderungen: U. Zum ersten bitten wir, daß jede Gemeinde das Recht haben soll, ihren Pfarrer selbst zu wählen und auch wieder zu entsetzen, wenn er sich ungebührlich hielte. Dieser Pfarrherr soll das heilige Evangelium rein und klar, ohne menschliche Zusätze, vortragen. 2. Zum zweiten wollen wir den rechten Kornzehnt geben, nachdem er im Alten Testamente aufgefetzt und im Neuen bestätigt worden. Gebührt er dem Pfarrer, so sollen ihn die von der Gemeinde gewählten Kirchenpröpste einsammeln. Dann soll man dem Pfarrer seinen genügenden Unterhalt geben und, was übrigbleibt, den armen Dürftigen im Dorfe mitteilen. Was dann noch überbleibt, soll man für Kriegsfälle behalten, damit keine Landessteuer die Armen bedrücken muß. Den kleinen Zehnt wollen wir nicht weiter geben, denn Gott der Herr hat das Vieh den Menschen frei erschaffen. 3. Den Brauch der Leibeigenschaft wollen wir aufgehoben haben, denn in der Schrift steht, daß wir frei find, und wir wollen frei sein. Unserer erwählten und gesetzten Dbrigkeit, so uns von Gott gesetzt ist, wollen wir in allen ziemlichen und christlichen Sachen gehorchen. H. Bisher hat kein armer Mann Gewalt gehabt, Wildbret und Geflügel zu fangen oder im fließenden Wasser zu fischen. Das ist unbrüderlich, eigennützig und dem Worte Gottes nicht gemäß; denn als Gott den

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

8. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 37

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 37 — b) Die oberste Staatsbehörde war der G e h e i m e - R a t, welchem feit 1770 alle Behörden ihre Berichte vorzulegen hatten und den der Herzog in allen Angelegenheiten hören sollte, was aber häufig nicht geschah. Polizei und R ech t § p f I e g e wurden von dem Regierungskollegium, Kirche und Schule vom Konsistorium beaufsichtigt. Das Kriegswesen besorgte der Kriegsrat. Die richterliche Gewalt übten die Landgerichte aus, über welchen das Hofgericht stand. Die weltlichen Borsteher der Ämter waren die Oberamtleute, die geistlichen die Dekane. Über den letzteren standen die Prälaten. Das Volk war von den Landständen, welche die Steuern zu bewilligen hatten, vertreten. c) Am Hofe herrschten Trunksucht, Üppigkeit und Verschwendung und unter einigen Herzogen Günftlings-und Weib er Wirtschaft. In der Mode waren Frankreich, Spanien und Italien massgebend. Nach dem 30jährigen Kriege wurde am Hofe französisch gesprochen. Wie die Fürsten, so lebte auch das Volk verschwenderisch. Verbote gegen _ den unmäßigen Aufwand bei Taufen, Hochzeiten, Leichen, Jahrmärkten und Kirchweihen nützten nicht viel, weil die oberen Stände dem Volke mit keinem guten Beispiel vorangingen. d) Die Volksbildung wurde gehoben durch Volks- und Lateinschulen und am Ende des 18. Jahrhunderts auch durch Realschulen, sowie durch die Pflege der Wissenschaften auf der Universität zu Tübingen und später auf der hohen Karls-schule in Stuttgart. In der letzteren erfreuten sich besonderer Pflege die Dichtkunst, Malerei, Bildhauerei und Musik. Aus der Karlsschule gingen u. a. hervor der Dichter Friedrich Schiller ous Marbach (1759—1805) und der Bildhauer Dann eck er. 1571 wurde in Weil der Stadt der Astronom Kepler geboren. Was das Gewerbe anbelangt, so blühten im 16. Jahrhundert die Leinwand Weberei (Ulm), die Wollen Weberei (Calw), die Beindreherei (Geislingen) und die Gold -Warenfabrikation (Gmünd), im 18. Jahrhundert die L e i n -roand spinne r ei und -Weberei (Heidenheim, Urach), die Tuch- und Zeugmach er ei (Göppingen, Backnang, Tübingen, Urach, Balingen, Freudenstadt, letzteres 1599 von Friedrich I gegründet) , die Lederfabrikation (Backnang) und die Töpferei (Heidenheim). Der Handel wurde durch die Schiffbarmachung des Neckars gehoben. Mit dem Münz Wesen war es meist schlimm bestellt; häufig wurden schlechte Münzen in Umlauf gesetzt (Hirschgulden). e) Zeiten schweren Drucks und großer Not für das Volk waren die österreichische Herrschaft (1520—1534), der dreißigjährige

9. Erweiterte Heimatkunde: geographische Grundanschauungen, Übersicht über die Erdoberfläche - S. 12

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
12 Geographische Heiinatluuve. Höhenlinien verwendet man nur bei Darstellung kleiner Gebiete (Heimat- karten); große Gebiete würden durch das Liniengewirr zu unübersichtlich. Der Atlas verwendet Höhenschichtenfarben und Schraffen: Tiefland wird grün, Hochland braun gezeichnet; je größer die Höhe, desto dunkler das Braun. Verlauf und Neigung der Gehänge wird durch Schraffen dargestellt. Aufgaben. Erkläre auf der Höhenlinienkarte die Zeichnung des Heinmttales! Welche Höhenschichtenfarben hat dein Atlas und was bedeuten sie? Zeige auf dem Atlas eine Tiefebene, ein Gebirge, ein Tal! Die Karte von Württemberg. 1. Der Maßstab. Welchen Maßstab hat diese Karte? Wieviel mal kleiner sind hier alle Entfernungen dargestellt, als sie in Wirklichkeit sind? Miß die größte Länge und Breite des Landes! Wieviel cm beträgt die Entfernung Stuttgart—übn aus der Karte? Wieviel km sind also die beiden Städte in der Luftlinie von einander ent- fernt? Vergleiche damit die km-Zahl des Fahrplans! 2. Suche deinen Heimatort; Städte an unserem Fluß! Die Orte sind hier durch verschiedene Zeichen (meist kleine Kreise) angegeben; diese nennt man Orts zeichen. Ihre Art und Größe gibt uns Aufschluß über Einwohnerzahl und besondere Art des Ortes. # O 0.0 £ ® Dorf. Markt. Kleinere Stadt. Größere Stadt. Haupt- und Festung. Residenzstadt. Suche Beispiele zu diesen Zeichen! 3. Von Wegen sind nur noch die wichtigsten eingezeichnet. Welche Eisen- bahnen gehen von unserem Orte aus? Miß die Entfernung zwischen zwei wichtigen Städten; gib die Zeit an, die ein gewöhnlicher Zug, der 50 km in der Stunde zuriicklegt, zu dieser Strecke braucht! 4. Zeige Flüsse und Gebirge auf der Karte: Neckar und Donau; die Alpen und die Alb, die Hochebene Oberschwabens! Die Karte des Deutschen Reiches. 1. Gib den Maßstab an! Miß die Länge zwischen Bodensee und Nordsee, die Breite im 8 und im kl! Miß die Entfernung Stuttgart—berlin! Vergleiche damit die Angabe des Kursbuches! 2. Zeige Württemberg, unsern Heimatort! 3. Suche den größten deutschen Strom, den Rhein, und verfolge ihn von der Quelle bis zur Mündung, verfolge ebenso den Lauf der Elbe! 4. Zeige das Tiefland im kl, dessen südliche Begrenzung durch Mittelgebirge, das Hochgebirge der Alpen! (Deutschland steigt von kl nach 8 st u f e n f ö r m i g an.) Das fließende Wasser. Quellen. Am Bergeshang, im Wiesengrund rieselt hier und dort eine schmale Wasserader aus dem Boden hervor, eine Quelle. Gib Beispiele! Woher stammen die Quellen? Das als Regen oder Schnee niederfallende Regenwasser sickert zu einem guten Teil in die Erde ein. Aber nicht jeder Boden läßt das Wasser gleich gut eindringen. Sand läßt es leicht durch; Tou ist nur wenig durchlässig. (Versuch: Gieße Wasser

10. Erweiterte Heimatkunde: geographische Grundanschauungen, Übersicht über die Erdoberfläche - S. 14

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
14 Geographische Heimatkunde. Das Gefälle des Neckars. Tie Tätigkeit des fließenden Wassers Schon das Wasser eines heftigen Regens reißt Rinnen in den Boden. So haben in langen Zeiträumen auch Bäche und Flüsse tiefe Furchen in das Antlitz der Erde eingegraben; es sind dies die Täler. Je größer das Gefälle und die Wassermasse ist, desto größer ist auch die Kraft des Wassers, desto tiefer mid breiter wird das Tal. Meist nimmt der Fluß nicht den ganzen Talboden ein, son- dern nur eine Vertiefung des- selben, das Bett. Dessen Ränder heißt man Ufer. Stellt man sich so, daß man flußabwärts sieht, so hat man zur Rechten das rechte, zur Linken das linke Ufer. Die bei der Ausräumung des Tales mitgerissenen Materialien sind: feiner Schlamm (er trübt das Wasser), Sand und Gesteinsbrocken; indem sich die letzteren aneinander scheuern, werden sie zu runden, glatten Kieseln. Diese Massen führt der Fluß zum Teil ins Meer, zum Teil läßt er sie schon vorher niedersinken, wenn sein Gefälle und damit seine Stoßkraft geringer wird. Tritt der Fluß bei Hoch- wasser über seine User, so wird der mitgeführte Schutt auch übet die Wiesen und Felder des Talbodens ausgebreitet. Um sich gegen solche Verwüstungen zu schützen, erbaut man Dämme und Mauern an den Ufern; auch werden starke Krümmungen durchstochen und nutzlose Nebenarme ausgefüllt. Dies heißt man den Fluß korri- gieren. Ist der Heimatfluß korrigiert? Aufgaben. Bestimme das rechte und linke Ufer des Heimatflusses! Gib an, wohin ein Bach fließt, dessen linkes User nach N liegt! Beobachte nach einem starken Regen die Rinnen, die das Wasser einreißt; sie bilden oft Flußsysteme im kleinen; beachte auch, wie sich Schlamm und Sand in ihnen absetzt!
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