Würmchen, das sie ihnen mitgebracht hat. Lange dauert diese Für-
sorge der Eltern allerdings nicht/ denn sie müssen daran denken,
ein Nest für die nachfolgende Brut -zu bauen. So vergeht für
die Buchfinken der Sommer rasch. Wenn dann der September-
wind die ersten welken Blätter auf den Schulhof wirbelt, nimmt
das Weibchen mit seiner Kinderschar wieder Abschied von dem
Männchen. Es zieht nach Süden, wo die Lüfte lauer wehen
und wo es Nahrung das ganze Jahr in Hülle und Fülle gibt.
Ein kleines Nest.
Ein kleines Nest! O sagt mir an,
was uns so herzig rührt daran?
Ein Kranz von Halmen ist's doch bloß,
drin weiche Flöcklein, Hanf und Moos,
ein Ährenhalm, ein Borkenstück
und ■— eine ganze Welt voll Glück!
1. Vergleiche den Sperling mit dem Buchfinken!
2. Zeichne ein Vogelnest oder knete es aus Ton! Forme fünf
Eier aus blaßblauem Plastilin, male braunschwarze Punkte darauf
und lege sie in das geformte Bogelnest!
17. Vom Namen und Alter unsrer Schule.
Wie heißt uusre Schule? Warum ist sie so benannt? Sie
ist im Jahre , . , . erbaut, sie steht also schon .. . Jahre. Sie hat
jetzt . . . Klassen und zählt etwa . . . Schüler. An ihr unterrichten
außer dem Rektor noch .. . Lehrer und . .. Lehrerinnen. Bevor
die Schule erbaut wurde, sah der Platz ganz anders aus. Wieso?
18. Die Straße, an der unser Schulhaus liegt.
Unser Schulhaus liegt au der . . . Straße. Diese geht in der Rich-
tung von .... nach , . , . und verbindet die . . .Straße mit der
. . , Straße. Schreitet die Straße ab und meßt ihre Länge und Breite!
Julius Lohmeyer.
26
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
19. Unser Stadtteil.
Cvn der Nähe unsres Schulhauses liegen noch folgende Straßen^
\3 .... Wer kann ihre Namen erklären? An ihnen liegen viele
Wohnhäuser. Unsre Schule ist kein Wohnhaus. Sie ist ein
öffentliches Gebäude. Es gehört der Stadtgemeinde, die es hat
bauen lassen. Die Post, das Krankenhaus, der Bahnhof sind
öffentliche Gebäude. Wer kennt noch andre öffentliche Gebäude?
2. Der Stadtteil, in dem unsre Schule liegt, hat sich im
Laufe der Jahre sehr verändert. Wie war er früher?
Wir zeichnen jetzt den Plan unsres Stadtteils auf!
1. Schreibt die öffentlichen Gebäude unsres Stadtteils auf!
2. Beschreibt euern Schulweg!
3. Zeichnet die N-Straße mit ihren Querstraßen auf!
4. Beschreibt die Straße, in der euer Wohnhaus liegt!
20. Der Vorgarten.
in besonderer Schmuck des Hauses ist ein Borgarten. Hier
pflegt die Mutter die bunten Blumen und die grüuen Sträucher
und gibt ihnen zu trinken, wenn der Himmel mit dem Regen ver-
zieht. Sie nimmt das Unkraut fort, das den Pflanzen die beste
Nahrung raubt. Sie lockert die Erde, damit sich die zarten Wurzel-
chen beim Eindringen in den Boden die Füßchen nicht verletzen.
Da gedeihen die Blumen und danken dem Menschen durch ihre
herrlichen Farben und den süßen Duft.
2. Die Menschen haben die Blumen zu ihren Freunden
gemacht. Sie setzen sich gern nach Feierabend zu ihnen in den
Vorgarten und ruhen sich bei den bunten Freunden von des
Tages Last und Arbeit aus. Gern weilt die Mutter auch nach-
mittags in dem Garten, stickt oder strickt, häkelt oder näht. Die
Kleinsten tollen dann auf dem grünen Rasen umher oder spielen
mit dem Sande, der auf den schmalen Wegen liegt. Die Mutter
kann sie ruhig spielen lassen, denn die vielen Wagen, Radfahrer
und Autos können ihnen hier nichts anhaben. Gern schauen sie
durch das Eisengitter oder durch das Tor in der Mauer, um sich
das Leben und Treiben auf der Straße zu betrachten, aber hinaus
wagen sie sich nicht. Auf das Beet dürfen sie nicht treten. Das
wäre denn doch zu schade! Das blaue Vergißmeinnicht, die gelbe
28
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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andern Früchte! Der Sommer hat also nicht Kraft genug gehabt
mit seiner Hitze. Da ist es doch gut, daß ich noch da bin, sonst
müßtet ihr ja alle unreif bleiben, und die Menschen könnten euch
nicht gebrauchen! — Komm her, du lieber Wind, hauch alle Früchte
au, daß sie bald reifen!" Und richtig, die Trauben werden goldig
klar, die Äpfel bekommen rote Backen, und alle Früchte färben sich zur
Reise. Das ist eiue Pracht, und die Menschen kommen herbei, pflücken
und ernten sie und seiern dann ein fröhliches Herbst- oder Erntefest.
4. Auch in die Stadt zieht der Herbst ein. Auf den Schul-
höfeu färbt sich das Laub der Bäume gelb und braun und rot. Dann
kommt der Wind und rüttelt und schüttelt die Kronen, daß die
Blätter auffliegen wie bunte Vöglein. Raschelnd fallen sie auf die
Erde und lassen sich vom kleinsten Windhauch hin und Hertreiben,
bis sie sich in einer geschützten Ecke vor dem kalten Winde verstecken.
Im Schulgarten zaubert der Herbst prächtige Blumeu hervor, die
Georginen, Dahlien und Astern, die nicht gleich erzittern, wenn eine
frühe Schneeflocke sie trifft.
5. So wie im Schulgarteu sieht es auch in den andern Gärten
und in den Anlagen aus — überall das prächtige, vielfarbige Herbst-
kleid: bunte Blätter und leuchtende Blumen! Und besonders hübsch
sieht es aus, wenn ein scharfer Windhauch eilig um die uächste
Straßenecke kommt, ein paar raschelnde Blättchen an ihren Stielchen
und an den dürren Kleidchen faßt und anfängt, mit ihnen einen
lustigen Ringelreihen zu tanzen. Da schauen selbst die Spatzen
verwundert zu, die auf deu schon halb entlaubten Zweigen sitzen
und traurig piepsen: „Nun ist's bald aus mit der schöueu Zeit!"
6. Und doch ist alle Welt froh. Die Kinder zünden sich aus
dem Feld ein Feuer von Kartoffelkraut au. Und weil der Herbst
den Brausewind mitgebracht hat, lassen die Jungen ihren Drachen
steigen, so hoch, daß er kaum noch zu sehen ist.
Die Schwalben und die Feldlerchen denken aber: „Hu,
was sür ein großer Vogel kommt denn da hergeflogen? Das ist
gewiß ein Raubvogel!" Denn sie kennen ja noch keinen Drachen.
Immer rauher und kälter wird der Herbstwind. Daher beschließen
die Vögel, dorthin zu ziehen, wo die Lüfte wärmer wehen. Sie halten
große Versammlungen ab und beraten sich mit ihreu Kameraden,
und eines schönen Tages ist die liebe Sängerschar verschwunden.
7. Nun ist es draußen still geworden. Nicht nur die Sing-
vögel sind abgereist, auch die Frösche quaken nicht mehr,' sie ver-
100
1. Nenne andre Bäume auf dem Schulhof und gib ihre
Vorzüge an!
2. Gib an, woran du die einzelnen Bäume erkennst!
3. Betrachte das Blatt einer Kastanie und schneide es in
grünem Papier aus!
4. Zeichne ein Fichtenbäumchen!
15. Der Kirschbaum.
ie die Mutter am Sonntag ihre Kinder mit dem schönsten
Kleide schmückt, so schmückt die Natur zur Frühlingszeit
die Erde. Seht nur jenen herrlichen Baum dort! Sieht er nicht
aus, als ob er ein weißes
Sonntagskleid angezogen
oder einen schneeglänzen-
den Brautschleier über-
geworfen habe? Jetzt, wo
wir näher kommen, sehen
wir, daß die weiße Hülle
aus vielen Tausenden
einzelner Blüten besteht.
2. Der Kirschbaum ist
es, desseu braune Knospen
aus langem Winterschlaf
erwacht find. Die warme
Frühlingssonne hat sie
wach geküßt. Da sind sie
fröhlich aufgesprungen.
Nun schauen sie uns mit
weitgeöffneten Augen an,
als ob sie sagen wollten:
„Wartet nur noch ein
Weilchen, dann wachsen
Blütenschnee.
21
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TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
des Frankfurter Waldes, dem Nuterwald, erinnert daran. Nur
darfst du nicht denken, daß Stiege etwa eine Leiter oder Treppe
ist, das Wort bedeutet nichts weiter als Behälter oder Stall.
7. Unterdessen haben wir noch einmal die Waldbahn gekreuzt,
und vor uns liegt die Oberschweinstiege. Jetzt ist sie ein beliebtes
Waldgasthaus. Wir kehren dort nicht ein, sondern wenden uns
links. Vor uns sehen wir ein kleines Waldbächlein. Luderbach ist
sein Name. Es nimmt feinen Lauf nnch der Stadt zu. Wir folgen
ihm. Sein Wasser ist dunkel. Nur manchmal, wenn ein Sonnen-
strahl durch das dichte Geäst der Bäume dringt, glänzh^M^chimmert
________internationale j
Ä.hulbuci-luidliqtffcjfc
gab es in dem Frankfurter Walde sogar ein Wild, das seit vielen
Jahren ganz verschwunden ist. Es war das Wildschwein. Dafür
war aber vor noch nicht allzu langer Zeit sein Vetter, das -
zahme Schwein, ein häufiger Gast des Frankfurter Waldes. Es
wurde regelmäßig hier zur Weide getrieben. Eicheln, Bucheckern
und andre Baumfrüchte boten ihm reichliche Nahrung. Des
Nachts wurden die Schweine in großen Ställen, die für sie
im Walde errichtet worden waren, untergebracht. Der Name des
Hauses, dem wir uns jetzt nähern, deutet daraus hin. Es ist die
Oberschweinstiege. Auch die Unterschweinstiege im unteren Teile
Königsquelle.
90. Der Arzt, die Apotheke und der
Rettungswagen.
H^enn Wir krank sind, gehen oder schicken wir zum Arzt. Er
untersucht uns und schreibt ein Rezept. Auch sagt er uns,
wie wir uns verhalten sollen, was wir essen und trinken, wie lange
wir spazieren gehen dürsen. Ost verordnet er nasse Umschläge
und Bäder. Das Rezept bringet! wir in die Apotheke. Dort wird
die Arzenei bereitet, die zuweilen bitter schmeckt. Viele Ärzte be-
handeln nur ganz bestimmte Krankheiten. Es gibt Augenärzte,
Ohrenärzte, Nervenärzte, Zahnärzte usw.
2. Der Schwerkranke kommt ins Krankenhaus. Er wird mit
dem Krankenwagen geholt. Wenn jemand verunglückt, kommt der
Rettungswagen. Schnell und geräuschlos eilt er durch die Straßen.
Seiti Glockengeläute macht alle Leute aufmerksam. Auf dem Bocke
sitzt neben dem Kutscher der Samariter. Er hat eine weiße Mutze
mit einem roten Kreuze daran. Der Wagen kann hinten ganz
geöffnet werden,' an neueren Wagen wird auch die eilte Seiten-
wand aufgeklappt. So kann die Tragbahre leicht herausgenommen
tind mit dem Kranken wieder hineingeschoben werden. Die Räder
des Wagens sind mit Gummireisen versehen, damit er leicht fährt.
Der Rettungswagen bringt die Leute nach der Samariterstation
oder gleich nach dem Krankenhaus.
1. Nennt Ärzte und Apotheken!
2. Gebt an, welche Krankenhäuser ihr kennt, und wo sie sich
befinden! Welches ist das größte?
3. Wo sind Samariterstationen?
91. Die Blumenverkäuferin.
^^räulein Else war eine große Blnmensreundin. Sie kanste sich
^3 deshalb jedesmal ein Sträußchen, wenn sie über den Opern-
platz in ihr Geschäft ging. Im Frühling waren es besonders
Veilchen und Maiglöckchen, die sie liebte, im Sommer zog sie
Rosen allen andren Blumen vor.
Eittes Tages hatte die Blumenfrau eine besonders schöne
Rose. „Die hebst du für das junge Mädchen auf, das heute Nach-,
mittag kommt!" dachte sie. Früher, als sie geglaubt, kam Fräu-
lein Else. Sie schien es heute sehr eilig zu haben. Die Sontie
brannte heiß vom Himmel. Fräulein Else hatte darum ihren Sonnen-
151
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
393
Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge-
geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver-
theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten.
Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard
von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten
genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den
besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er
machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent-
weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder-
reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch
war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger
gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist-
lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch
auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische
Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet,
als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging
der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost
des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst
eine Predigt vor.
Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine
neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen
als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der
mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller
Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache
am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren
reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er-
schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte
ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von
einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war
streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung
des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in
alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge-
setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650
viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als
Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang
und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An-
denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un-
terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf
seinem Grabmal in Kirchheim steht:
Der Commandant von Hohentwiel,
Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel,
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort,
Der Künste Freund, des Armen Hort,
Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold —
So schläft hier Konrad Wiberholb.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar Eberhard Kirchheim Konrad_Wiberholb Konrad
62
an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich
wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen.
Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die
Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden,
mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben.
Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten
Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu
Leide.
Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm
Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt,
daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist,
während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben,
bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter,
auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald
bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen
Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang
und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas
größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei-
sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet
die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges
Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein
Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald-
gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w.
Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr,
wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren,
Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde.
Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden
dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer
Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt
dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach
dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen
widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie
baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den
Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein,
denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt
beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin-
nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem
Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann
mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen
20
Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor-
zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön-
heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und
wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung
dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die
Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen,
im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte
Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die
Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben:
Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler
gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa-
men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr
als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel,
welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen
am brauchbarsten ist.
So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und
Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf
ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa-
menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies
alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt
in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der
beste Hanf aus Italien.
10. Deutsche Handelspstanzen.
In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe
und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen
Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die-
nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri-
schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und
äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer
Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe.
Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land-
mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild
wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann,
zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver-
schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn
(Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee
und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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23
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gaste..
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen grünen Matten;
Der Wirth, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit,
Da schüttelt' er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit,
Von der Wurzel bis zum Gipfel!
12. Von den Giftpflanzen.
Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe,
welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen
oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es
in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen
Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in
wenigen Minuten tödtet?
Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser
Art nicht häufig.
Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der
wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das
Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf
Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un-
kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder
in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier-
lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge-
fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe-
rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder
auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben
sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam,
jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser-
schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am
häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden,
und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das
sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist