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1. Die Supplingenburger - S. 3

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 3 — seiner Kräfte stehender Jüngling gewesen wäre. Und vielleicht war es gerade das Leben in der stillen Waldeinsamkeit, das den Geist des Klausners srisch und seinen Körper gesund erhalten hatte bis ins hohe Alter hinein. Seine Nahrung bestand aus grobem Gerstenbrot, welches ihm von den Dienstleuten des Schlosses wöchentlich einmal gebracht wurde; dazu suchte er sich im Frühlinge würzige Kräuter und zur Sommer- und Herbstzeit eßbare Pilze und duftige Beeren, die in großer Menge im Walde zu finden waren; das Wasser des nahen Baches aber war sein Trank. Und bei dieser einfachen Lebensweife fühlte Wilbrand sich glücklich und zufrieden und sehnte sich nicht zurück uach dem Leben an den stolzen Fürstenhöfen, an denen er früher gewesen war. Es war warm; den Greis überwältigte die Müdigkeit, sein weißes Hanpt sank aus seine Brust, und bald verkündeten tiefe Atemzüge, daß er eingeschlummert war. Da nahten sich leise Schritte seiner Klause; ein liebliches Mädchen von etwa sechzehn oder siebenzehn Jahren, ein kleines Körbchen im Arme haltend, war hinzugetreten und stand nun vor dem schlafenden Greise; neben ihr stand ein großer, zottiger Huud, der deu Schläfer ebenfalls schweifwedelnd betrachtete. „Thue ich's oder thue ich's nicht?" fagte das Mädchen leist für sich; „es ist zwar unrecht, den alten guten Pater zu stören in seinem Nachmittagsschlummer, aber wenn nachher mein Vater kommt, so wird er doch wach." Und sie ging hin und legte dem Klausner saust ihre Hand auf die Schulter. Sofort schlug dieser die Augen auf, und als er die Jungfrau vor sich stehen sah, sagte er: „Ei, sieh da, wie die kleine Bertha den alten Wilbrand im Schlase überrascht hat! Grüß' Dich Gott, mein liebes Kind, sei mir willkommen in meiner Hütte!" Mit diesen Worten reichte er dem Mädchen die Hand, und auch der Hund drängte sich heran, um einige Liebkosungen für sich in Empfang zu nehmen. „Verzeihe mir, lieber Vater Wilbrand, daß ich Dich in Deinem Schlummer gestört habe," sagte Bertha; „jetzt aber sollst Du raten, was ich Dir mitgebracht habe. Cs ist etwas l*

2. Der Freischöffe von Berne - S. 109

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 109 - Nicht immer blieben sie auf der geraden Straße; im Gegenteil machten sie oft weite Umwege, um recht lange Zeit zu gebrauchen. Unterwegs ließen sie sich von den Bürgern und Bauern verpflegen, und was ihnen nicht freiwillig gegeben wurde, das nahmen sie mit Gewalt, und zum Dank setzten sie den Bauern, wenn sie abzogen, den roten Hahn aufs Dach. So kam es, daß nicht selten die Gegend, durch welche sie gezogen waren, einer Einöde glich, und mancher Bauer, der durch die frommen Kreuzfahrer zum Bettler gemacht wordeu war, schloß sich ihrem Zuge an, um durch Raub an den Stediugeru wieder zu gewinnen, was er daheim verloren. Am schlimmsten kamen die unglücklichen Juden weg, die sie unterwegs antrafen. Ihnen, als Feinden der Kirche, wurde gewöhnlich alles genommen, was sie hatten, und die Bejammernswerten konnten froh sein, wenn ihnen das nackte Leben gelassen wurde. Endlich kamen die Waller wie eine Herde ausgehungerter Wölfe in Bremen an. Dort legten sie sich zu den Bürgern ins Quartier, besuchten täglich die Messe in den verschiedenen Kirchen, und verbrachten die übrige Zeit mit Zecheu, Trinken und Waffenübungen. Die Stadt hatte infolge der vielen, von allen Seiten herbeigeströmten Fremdlinge in dieser Zeit ein gar buntscheckiges Ansehen. Neben dem Westfalen stand der Wende, neben dem Rheinländer der Thüringer, neben dem Hessen der Holsteiner. Die Niederländer und Flandrer kamen zu Schiffe über die Nordsee die Weser herauf gefahren in so großer Anzahl, daß bisweilen der ganze Strom von ihren Fahrzeugen bedeckt war. Gegen 40000 Krieger sollen in der Stadt zusammengeströmt sein, Ritter und Knappen, Freie und Unfreie, Bürger und Bauern, außerdem eine ungeheure Anzahl von Priestern und Mönchen, welche die Kreuzfahrer begleiteten. Neben der glänzenden, goldstrotzenden Waffenrüstnng der Ritter und ihrer Knappen sah man die ost zerlumpten Kleidungen der gewöhnlichen Krieger, die oft nur mit einer Keule oder einem verrosteten Schwert bewaffnet waren; alle aber waren in gleicher Weise erfüllt von

3. Parricida - S. 69

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 69 — könnte, was an dem Kreuze gesprochen wurde, ohne selbst gesehen zu werden. Mehrere Weidenstümpfe standen in der Nähe; sie neigten sich teilweise, vom Alter gebeugt, bis fast zur Erde, grünten aber alljährlich im Frühjahr von neuem, um im Herbste ihrer schlanken und biegsamen Ruten beraubt zu werden, die zum Flechten von Körben, Fischreusen und ähnlichen Dingen verwendet wurden. Mit prüfendem Auge beobachtete und untersuchte der Müller jeden einzelnen dieser altersgrauen Stämme, und ein häßliches Grinsen, daß über sein pockennarbiges Gesicht zog, ließ erkennen, daß er gefunden hatte, was er suchte. Einer der Bäume, und zwar gerade derjenige, der dem Kreuze am nächsten stand, war inwendig hohl, und der Müller konnte bequem von oben in denselben hineinkriechen, so daß er völlig darin verschwand. Wahrlich, ein Versteck, wie er es besser und passender gar nicht wünschen konnte. Obendrein hatte der hohle Stamm etwa in Manneshvhe ein Astloch, woran er mit einiger Mühe, wenn er sich, in dem hohlen Baume stehend, auf den Zehen emporrichtete, das Ohr legen konnte, und alsdann konnte ihm kaum ein Wort von bent entgehen, was an dem Kreuze gesprochen würde. Das Herausklettern war freilich mit etwas Schwierigkeit verbnnben; aber mit einiger Mühe gelang ihm auch biefes, und froh über feine Entbeckung ging der Müller, ehe die Sonne aufging, wieber nach Haufe zurück. Zur festgesetzten Stunde fanb sich am fotgenbcn Dienstagnachmittag Jan Östrik an dem Kreuze ein. Seinem Weibe hatte er vorher noch gesagt, wer die geheimnisvolle Frembe fei, die ihn zu diesem Stelldichein an dem Kreuze bestellt hatte; gleichsam aber zur Beruhigung hatte er ihr gesagt, daß Mechtildis beabsichtige, den Schleier zu nehmen, und daß dieses jedenfalls die letzte Begegnung fein werde. Nur ungern ließ Irmgard den Gemahl gehen. „Ich wollte, Du bliebest hier, Johann," sagte sie; „es ahnt mir, daß diese heutige Begegnung Dir verhängnisvoll wird. Es ist das Beste, wenn alle Brücken, die Dich mit der Vergangenheit ver-

4. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 50

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 50 — unter der Führung ihres Herzogs Eberhard, hier erschienen die Sachsen und die Thüringer; nur die Schwaben, die Bayern und die Lothringer waren nicht erschienen. Die Stadt Fritzlar war nicht groß genug, um alle die Menschen zu fassen, welche hier zusammengeströmt waren; daher breiteten sich draußen an beiden Seiten der Eder die Zeltdächer aus, unter denen die Männer Obdach suchten während der Nacht. Ueber die andern Zelte hinaus ragten die Zelte der beiden Herzöge, der Erzbischöfe, der Bischöfe und anderer Großen des Reiches, und lustig flatterten die bunten Fähnlein auf denselben im linden Frühlingswinde. Ritterliche Spiele aller Art halsen die Zeit abkürzen; hier brachen fränkische Ritter gegen sächsische ihre Lanzen, dort fanden Wettrennen statt, und in den benachbarten Wäldern auf den Höhen, welche Fritzlar umgeben, jagten andere den wilden Eber, den flüchtigen Hirsch und das leichte Reh. Endlich war der Tag gekommen, an welchem die feierliche Schilderhebung stattfinden sollte. Aus einer Ebene an dem schönen Ederufer standen die Männer im kriegerischen Schmuck; jeder Gau stand gesondert unter seinem Führer; hell blitzten die Helme, die Panzer und die Waffen in der Frühlingsfonne. Zwischen den Männern in ihren blanken Rüstungen sah man die hohe Geistlichkeit in prunkvollen Gewändern, die Erzbischöfe, Bischöfe, Prälaten und Aebte der Klöster. Nach einem feierlichen Hochamt, welches der Erzbischof Heriger von Mainz unter Assistenz anderer geistlichen Würdenträger celetirierte, trat Eberhard, Herzog von Franken, vor die versammelte, erwartungsvoll tauschende Menge. Mit lauter Stimme bezeichnete er vor allem Volk den Herzog Heinrich von Sachsen als den neuen König. Die Franken bestätigten durch Zuruf, daß dieses ihrer aller Wille und Meinung sei, und die Sachsen jubelten laut, daß frei fortan Heinrich über ganz Sachsen-land walte und die Herrschaft auch über die Franken gewonnen habe. Mit kräftigen Armen wurde dann Herzog Heinrich auf den Schild erhoben und durch das Lager-getragen, und mit Wohlgefallen ruhten die Augen des

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 393

1854 - Stuttgart : Hallberger
393 Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge- geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver- theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten. Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent- weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder- reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist- lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet, als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst eine Predigt vor. Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er- schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge- setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650 viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An- denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un- terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf seinem Grabmal in Kirchheim steht: Der Commandant von Hohentwiel, Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold — So schläft hier Konrad Wiberholb.

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 62

1854 - Stuttgart : Hallberger
62 an die Badgäste verkauft. In der Gefangenschaft thut sie anfangs ziemlich wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch Etwas zu fressen. Diese Nattern alle sind völlig unschädlich. Ebenso unschädlich sind die Blindschleichen, welche übrigens richtiger zu den Eidechsen gezählt werden, mit denen sie, den Mangel der Füße abgerechnet, viele Aehnlichkeit haben. Sie sind bei uns fast allerwärts zu Hause und leben hauptsächlich von nackten Schneckchen und Regenwürmern. Den Menschen thun sie niemals was zu Leide. Dagegen gibt es aber allerdings auch giftige Schlangen in unserm Vaterlande. Dies sind die Ottern, welche man besonders daran erkennt, daß ihr Kopf mit zahllosen kleinen Schuppen, wie mit Körnern, bedeckt ist, während die ungiftigen Schlangen neun größere Tafeln auf dem Kopfe haben, bei uns besonders die Kreuzotter, viel seltner die Viper. Die Kreuzotter, auch Kupferschlange oder Feuerotter genannt, ist grau (bald röthlich- bald bläulich-grau), am Bauche schwarz und hat vom Kopfe an über den ganzen Rücken ein schwarzes Zickzackband. Sie wird selten über zwei Schuh lang und einen Zoll dick. Die Viper, welche ihr fast ganz gleicht, aber etwas größer wird, unterscheidet sich von ihr dadurch, daß sie keinen Zickzackstrei- sen, sondern nur große schwarze Flecken auf dem Rücken hat. Man findet die Ottern, diese gefährlichen Thiere, an sehr vielen Orten, wo niedriges Gesträuch steht, alte Baumstämme oder Steinmassen sich vorfinden und kein Mangel an Sonnenschein und Mäusen ist, am häufigsten in den hohen Wald- gebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald u. s. w. Im Ganzen zwar sind sie bei uns nicht häufig; doch vergeht selten ein Jahr, wo nicht da und dort ein Holzmacher oder ein Kind, welches Heidelbeeren, Preiselbeeren, isländisches Moos, Reisig u. dgl. sucht, gebissen würde. Mäuse und Maulwürfe müssen hauptsächlich ihre Wohnung graben und werden dann zum Dank dafür vergiftet und gefressen. Wenn die Otter nach einer Beute oder einem Feinde beißen will, so zieht sie erst den Hals ein und schnellt dann den Kopf mit großer Geschwindigkeit vor; sie springt aber nicht nach dem Feinde, verfolgt ihn auch nicht, wenn er Reißaus nimmt. Menschen widerfährt es am häufigsten, daß sie von Ottern gebissen werden, wenn sie baarfuß gehen oder beim Beerenpflücken, Moossammeln u. s. w. mit den Händen dem Boden nahe kommen. Der Biß pflegt sehr verschieden zu sein, denn er macht mitunter bloß feine Ritzen, oder es trifft nur ein Gistzahn statt beider, oder es dringen auch beide stechend ein, was am gefährlichsten ist. Bin- nen fünfzig Minuten kann ein so vergifteter Mensch todt sein. Nach dem Bisse schwillt die Wlmde augenblicklich und wird roth ober blau. Man kann mit der Hülfe nicht genug eilen; wo möglich muß das Gift sogleich durch einen

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 20

1854 - Stuttgart : Hallberger
20 Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor- zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön- heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa- men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel, welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen am brauchbarsten ist. So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa- menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. 10. Deutsche Handelspstanzen. In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die- nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri- schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe. Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land- mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann, zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver- schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn (Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 23

1854 - Stuttgart : Hallberger
23 Es kamen in sein grünes Haus Viel leichtbeschwingte Gaste.. Sie sprangen frei und hielten Schmaus Und sangen auf das beste. Ich fand ein Bett zu süßer Ruh Auf weichen grünen Matten; Der Wirth, er deckte selbst mich zu Mit seinem kühlen Schatten. Nun fragt ich nach der Schuldigkeit, Da schüttelt' er den Wipfel. Gesegnet sei er allezeit, Von der Wurzel bis zum Gipfel! 12. Von den Giftpflanzen. Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe, welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in wenigen Minuten tödtet? Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser Art nicht häufig. Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un- kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier- lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge- fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe- rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam, jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser- schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden, und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 24

1854 - Stuttgart : Hallberger
24 zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden; vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell- tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch- schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken- nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120). Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten. Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit Petersilie. Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie (Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch. Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel. Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau- mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur- braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur- sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 25

1854 - Stuttgart : Hallberger
25 Das schwarze Bilsenkraut, auch Zankkraut, Rachekraut, Zigeunerkraut, Teufelsauge, Hühnergift, Schlafkraut, Tollkraut ge- nannt, ist besonders kenntlich an den klebrigen Haaren, mit welchen Stengel und Blätter bedeckt sind, und an den schmutzig gelben Blüthen, die mit einem purpurröthlichen Adernetz überzogen und am Grunde purpurviolett find. Man findet es vom Mai bis zum Au- gust auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen. Es verräth schon durch seinen widerlichen Geruch und die traurige, schmutzig gelbe Farbe, daß man nicht viel Gutes von ihm zu erwarten hat. Zwar ordentlich angewendet ists eine wirksame Arz- nei, welche Schmerzen und Krämpfe stillen und Schlaf machen soll; aber unvorsichtig genossen äußert jeder Theil dieser Pflanze, vornem- lich aber die Wurzel und der Same, gefährliche Wirkungen. Unter die Cichorienwurzeln, welche man in einem Kloster zum Abendessen bereitet hatte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten, fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen Baum hinan und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher; ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige, hin und her laufende Ameisen; fast Alle klagten über Trockenheit im Mund, heftigen Durst und Schwindel. Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachel- nuß genannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so schöne weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten könnte. Die Fruchtkapsel ist mit Stacheln bedeckt, fast wie bei der Roßkastanie, und inwendig' liegen die kleinen schwarzen Körner, deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder be- reiten gelernt. Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthau- fen und auf angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn aus dem Morgenlande zu uns gebracht. Manche Giftpflanzen find etwas weniger gefährlich, gewähren sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein. Der rothe Fing er Hut z. B., der auf sonnigen Hügeln und in gebirgigen Waldgegenden wild wächst und in den Gärten häufig als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche gerieben
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