233
265.
empfang er nimmt die Kommunalsteuern ein; die Polizei-
diener haben für Ruhe und Ordnung auf den Straßen zu
sorgen und diejenigen, welche sich gegen die gesetzlichen Vor-
schriften vergehen, zur Bestrafung zu bringen. Verbrecher,
welche eine schwere Strafe verdienen, werden den Gerichten
überliefert. — Außerdem aber hat die Bürgerschaft der Stadt
eine Anzahl von Männern erwählt, welche bei manchen städti-
schen Angelegenheiten um Rat gefragt werden müssen, beson-
ders bei allen Geldangelegenheiten. Man nennt sie Stadt-
verordnete, und alle zusammen bilden den Gemeinde-
rat. So ist alles wohl geordnet, und wenn ein jeder seine
Pflicht erfüllt, so steht es wohl in der Stadt.
2.
Viele Geistliche sind wieder einem hohem Geistlichen unter-
geordnet, der die obere Aufsicht über eine große Anzahl von
kirchlichen Gemeinden führt. Bei den Evangelischen ist es der
Superintendent, der selbst wieder unter dem Konsisto-
rium steht. Das Konsistorium ist eine Behörde, die durch
mehrere Konsistorialräte gebildet wird, welche zu gewissen Zei-
ten zusammen kommen, um das Wohl der kirchlichen Gemein-
den zu beraten Bei den Katholiken führt der Bischof die
Oberaufsicht über die kirchlichen Gemeinden eines großen Be-
zirkes. — So sind auch höhere Beamte eingesetzt, welche die
Oberaufsicht über viele Schulen führen, Schulinspekto-
ren und Schulräte, und ebenso ist es in der Verwaltung
der bürgerlichen Angelegenheiten. Mehrere Bürger-
meister und Amtleute, deren Bezirke an einander stoßen, sind
dem Landrat untergeordnet. Dieser führt nun schon die
obere Aufsicht über einen viel bedeutenderen Bezirk, dem man
den Namen Kreis gegeben hat, weil er manchmal in seiner
Form einem Kreise gleicht. Er umfaßt 8, 10, ja wohl 12 und
noch mehr Quadratmeilen. Eine Quadratmeile aber ist ein
großes Viereck, welches eine Meile lang und eine Meile breit
ist. 30-, 40-, ja wohl 50 000 und noch mehr Menschen woh-
nen in einem Kreise. Da müssen wohlthätige Einrichtungen
für die Landwirtschaft und für allerlei Gewerbe getroffen
werden; da müssen Landstraßen angelegt werden, um den Ver-
kehr zu befördern; da müssen neue Schulhäuser erbaut werden,
damit die Kinder besser unterrichtet werden können; und um
alle diese und noch viele andere Angelegenheiten bekümmert
sich der Landrat. Er selbst aber steht wieder unter einer noch
höhern Behörde, welche einen aus vielen Kreisen zusammen-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
247
266.
und werden Bauerschaften genannt. So war es Sitte bei
unsern Vorfahren, den alten Deutschen, und so ist es dort geblieben
bis auf den heutigen Tag. Münster, Hauptstadt der ganzen
Provinz, ist eine sehr merkwürdige Stadt. Hier hat schon Karl
-er Große einen Bischof eingesetzt, wie auch in Paderborn und
Minden, der das Christentum unter den heidnischen Sachsen aus-
breiten sollte. Von einem Kloster mit einer Kirche hat die Stadt
ihren Namen bekommen; denn eine große Kirche wurde auch wohl
ein Münster genannt. Die drei eisernen Käsige, die hoch oben am
Lambertiturme hangen, erinnern an die schrecklichen Thaten der
Wiedertäufer, die zur Zeit der Reformation hier ein neues
Reich stiften wollten. Denn in diesen Käfigen wurden die Leichname
ihres Königs und seiner Helfershelfer zum warnenden Exempel aus-
gehängt. Auf dem Rathause zu Münster aber ist der Friede
geschlossen worden, der dem fürchterlichen dreißigjährigen Kriege im
Jahre 1648 ein Ende gemacht hat.
An der Nordsee, von der es bis dahin ganz abgeschnitten war,
hat Preußen jetzt einen Hafen für seine Kriegsschiffe angelegt. Es
ist dazu ein an dem Jahdebusm (unweit der Wesermündung) ge-
legenes kleines Stück Land benutzt worden, welches von dem Groß-
herzog von Oldenburg erkauft worden ist. — Von den jetzt eben-
falls zu Preußen gehörigen Hohenzoller'schen Landen wird
späier noch die Rede sein.
6. Die neuerworbenen Gebiete.
Diese sind:
1. das seitherige Königreich Hannover;
2. die Herzogtümer Schleswig und Holstein nebst
Lauenburg;
3. Kurhessen, zum Unterschied von andern hessischen Län-
dern auch wohl Hessenkassel genannt;
4. das Herzogtum Nassau;
5. das Gebiet der bisherigen freien Stadt Frankfurt,
wozu endlich auch noch einige von Bayern und Hessendarin-
st ad t abgetretene Bezirke gekommen sind, u. a. die ehemalige
Landgrafschaft Hessen oder Hessenhomburg.
Alle diese Gebiete zusammen genommen sind etwa 1300 Quadrat-
meilen groß. 4,500,000 Menschen wohnen in denselben, so daß
der Staat im Jahre 1866 um mehr als ein Viertel seiner bis-
herigen Größe und um mehr als ein Fünftel seiner bisherigen
Volks zahl gewachsen ist. Ganz besonders wichtig ist es, daß
durch diese neuen Provinzen die älteren in Verbindung gebracht
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
233
diejenigen, welche sich gegen die gesetzlichen Vorschriften ver-
gehen, zur Bestrafung zu bringen. Verbrecher, welche eine schwe-
rere Strafe verdienen, werden den Gerichten überliefert. — Aus-
serdem aber hat die Bürgerschaft der Stadt eine Anzahl von Män-
nern erwählt, welche bei manchen städtischen Angelegenheiten um
ihre Einwilligung gefragt werden müssen, besonders bei allen
Geldangelegenheiten. Man nennt sie Stadtverordnete, und
alle zusammen bilden den Gemeinderath. So ist Alles wohl
geordnet, und wenn Jeder seine Pflicht erfüllt, so steht es wohl
in der Stadt.
2.
Viele Geistliche sind wieder einem hohem Geistlichen unter-
geordnet, der die obere Aufsicht über eine grosse Anzahl von
kirchlichen Gemeinden führt. Bei den Evangelischen ist es der
Superintendent, der selbst wieder unter dem (Konsistorium
steht. Das Consistorium ist eine Behörde, die durch mehrere
Consistorialräthe gebildet wird, welche an gewissen Tagen zusam-
menkommen, um das Wohl der kirchlichen Gemeinden zu berathen.
Bei den Katholiken führt der Bischof die Oberaufsicht über die
kirchlichen Gemeinden eines grossen Bezirkes. So sind auch
höhere Beamte eingesetzt, welche die Oberaufsicht über viele
Schulen führen, Schulinspectoren und Schulräthe , und
ebenso ist es in der Verwaltung der bürgerlichen Angelegen-
heiten. Mehrere Bürgermeister und Amtleute, deren Bezirke
aneinander stossen, sind dem Landrath untergeordnet, der nun
schon die obere Aufsicht über einen viel grossem Bezirk führt,
dem man den Namen Kreis gegeben hat, weil er manchmal in
seiner Form einem Kreise gleicht. Er umfasst 8, 10, ja wohl 12
und noch mehr Quadratmeilen. Eine Quadratmeile aber ist ein
grosses Viereck, welches eine Meile lang und eine Meile breit ist.
30-, 40-, ja wohl 50,000 und noch mehr Menschen wohnen in einem
Kreise. Da müssen wohlthätige Einrichtungen für die Landwirth-
schaft und für allerlei Gewerbe getroffen werden; da müssen Land-
strassen angelegt werden, um den Verkehr zu befördern; da müs-
sen neue Schulhäuser erbaut werden, damit die Kinder besser
unterrichtet werden können; und um alle diese und noch viele
andere Angelegenheiten bekümmert sich der Landrath. Er selbst
aber steht wieder unter einer noch hohem Behörde, welche einen
aus vielen Kreisen zusammengesetzten Bezirk zu verwalten hat
und die eine Regierung genannt wird. Der Bezirk heisst
Regierungsbezirk. Eine Regierung aber besteht aus mehreren
Räthen, von denen jeder sein besonderes Fach zu bearbeiten hat.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
250
268. Vom Kaiser Karl.
1.
Kaiser Karl, der der Große genannt wird, war nicht bloß ein
gewaltiger Kriegsheld, sondern anch ein gar frommer Mann. Er
stiftete viele Kirchen und Schulen und setzte in allen Gegenden seines
großen Reiches Geistliche und Lehrer ein, die das Volk unterwiesen in
Gottes Wort und die Kinder im Lesen, Schreiben und nützlichen Kennt-
nissen unterrichteten. Auch in der Stadt Paris hatte er eine Schule
gegründet, in welche er nicht bloß die Söhne seiner obersten Hofbeam-
ten, sondern auch arme Kinder aufnehmen ließ. Als er einmal wieder
in diese Stadt kam, ging er selbst in die Schule, um zu sehen, ob flei-
ßig darin gelernt würde. Da fand er denn, daß die Söhne der Bür-
ger und Bauern die der Adeligen an Geschicklichkeit weit übertrafen.
Jene stellte er an seine rechte Seite und sprach zu ihnen: „Wohlan,
ihr Jünglinge, fahret so fort, wie ihr angefangen habt, so will ich euch
vor Andern werth halten. Ich will aus euch Stiftsherren, Bischöfe
und Päpste machen; ihr sollt über Land und Leute regieren!" Aber
die Ungeschickten stellte er an seine linke Seite und sprach: „Ihr Zärt-
linge, die ihr mit gekräuselten Haaren umhergeht und euch auf eurer
Eltern Reichthum verlasset, die ihr dem Müßiggänge nachhänget und
meinen Befehl nicht achtet, — ihr seid mir nicht gut genug; euch
sollen diese Armen vorgezogen werden! Doch wenn ihr es den Fleißi-
gen gleich thun werdet, will ich eures Standes wegen auch auf euch
sehen!"
2.
Kaiser Karl hielt nichts auf Flitterstaat und meinte, der Wolfs-
pelz stehe gut zu seiner kaiserlichen Majestät. Aber die Herren an
seinem Hofe hatten von wälschen Kaufleuten seidene Kleider gekauft
und gefielen sich gar wohl darin. Das verdroß den Kaiser, denn er
mochte das fremde Wesen nicht leiben. Eines Tages, als alle Hof-
leute wieder in der Hofburg versammelt waren, rief er den Knechten
hinaus: „Blaset in die Hörner, lasset die Hunde los, die Gäule
heraus! Wir wollen auf die Jagd!" Und voran im Wolfspelz der
Kaiser, die Herren im feinen Putze hinterher. So ging's im vollen
Jagen in den wilden Eichensorst hinein und in Einem fort durch Dick
und Dünn, über Steine und Hecken, daß bald hie und bald da an
den Dornen seidene Fetzen hängen blieben. Dabei kam ein Regen
vom Himmel, und die alten Eichen seufzten im Sturme, und die jun-
gen Herren auch. Aber der Kaiser that, als ob er es nicht-merke, und
erst als es Nacht war, ließ er zum Heimzug blasen. Er ritt zur Hof-
burg zurück, führte Alle in den Saal und schüttelte seinen Wolfspelz
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]