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1. Abriß der brandenburg-preußischen Geschichte - S. 13

1871 - Leipzig : Leuckart
13 „Jochimke, Jochimke, hyde dt)! Fange tot) dy, so hange tot) dt)!" Diese Drohung toäre einmal beinahe in Erfüllung gegangen. Ein Raubritter lauerte Joachim mit seinen Knechten in der Nähe von Berlin auf. Zum Glück wurde der Kurfürst von einem Bauer noch zu rechter Zeit vorder Gefahr gewarnt. Einige schnell aus der Stadt beorderte Reiter überfielen die Wegelagerer und nahmen sie gefangen. Sie wurden sofort gehängt. Unter solch kräftigem und strengem Regiment ließ das Raubwesen bald nach. c. Er errichtet das Kammergericht. 1516. — Unter diesem standen auch Grafen, Ritter und Fürsten, und der Kurfürst, der sich den Aussprüchen des Gerichts selbst unterwarf, hatte aufs Strengste befohlen, jederzeit ein unparteiisches Urtheil zu sällen. Vorher solle man aber immer erst versuchen, ob die Sache, um die man sich stritt, nicht auf friedlichem Wege ausgemacht werden könne. Auch eine allgemeine Städteordnung und die Einführung gleicher Maße und Gewichte ist sein weises Werk. cl. Die Universität Frankfurt ft. O. wird 1506 eingeweiht. zu der sein Vorgänger den Grund gelegt hat. e. Der Reformation gegenüber verhielt er sich feindlich. — Der strenge Joachim mochte es nicht leiden, daß ein armer Mönch so vielen weltlichen Fürsten und geistlichen Herren, zu denen besonders der Erzbischof Albrecht von Magdeburg, sein Bruder, gehörte, Strafpredigten hielt. Die Erbitterung gegen Luther wuchs, als er sah, wie die Studenten die Universität Frankfurt, die ihm so sehr am Herzen lag, verließen, nach Wittenberg eilten und dort Luther's gewaltige Lehre anhörten. Noch höher stieg sein Zorn, als er die mancherlei Verirrungen sah, welche durch die mißverstandenen Worte Luthers hervorgingen, als die Burgen der Ritter in den Bauernkriegen von den Flammen verzehrt wurden, und als die Wiedertäufer ihr schmachvolles Wesen trieben. f. Joachim s Strenge gegen seine Gemahlin Elisabeth. — Sie war eine Frau von großem Verstände und hoher Bildung und gewann das lautere Evangelium, welches Luther predigte, lieb. Als ihr strenger Gemahl einst verreist war, konnte sie dem Drange ihres Herzens nicht länger widerstehen und ließ sich das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen. Joachim erfuhr es und drohte ihr mit Gefängniß und Einmauerung. Es blieb daher der frommen Elisabeth nichts übrig, als sich durch eilige Flucht zu retten. In einer kalten Märznacht verließ sie in Bauerukleider gehüllt auf einem ganz gewöhnlichen Wagen die Stadt Berlin. Sie floh zu ihrem Bruder, dem Kurfürsten Johann dem Beständigen von Sachsen, der ihr das Schloß Lichtenbnrg an der Elbe in der Nähe von Wittenberg zum

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 226

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 226 — ring, eine Verschanzung auf einer Anhöhe neben der Ebenöde bei Vlotho, und die Sage im Volke, daß in uralten Zeiten hier schreck- liche Kriegsvölker gewesen, die nur ein Auge hatten und lange Zeit raubten und plünderten, bis ein König kam, der sie besiegte und für immer vertrieb. Das war König Heinrich der Finkler und sein Sohn, Kaiser Otto I., der Große. Drei Jahrhunderte diente die Burg als Wehre, sie litt jedoch sehr durch Überschwemmungen; deswegen überließ Graf Heinrich 1258 dem Rehmer Kloster die alte Burg zu Vlotho zu seinem Eigentum und nannte sie nun „Kloster Segenthal" (vallis bene- dictionis). Er schenkte die Kirche zu Valdorpe (Valdorf), die nahe beim Kloster liegende Mühle, die freie Fischerei in der Werre und den Zehnten in Uffeln. Das Kloster stand unter der Aufsicht des Klosters Lucka (Loccum). Aber das Nonnenstift geriet nachher in Unordnung und Armut; man hob es auf und machte ein Mönchs- kloster daraus. Auch jetzt war kein Degen zu spüren. Die Refor- mation änderte die Sache. Man zog die Güter ein und verwendete einen Teil derselben zur Gründung der lutherischen Pfarre und Küsterei. Die übrigen Einkünfte und Besitzungen fielen den Staats- einnahmen anheim, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen verband sie mit den Domänen. Nur die Spuren eines Kreuzganges neben der lutherischen Kirche sind die einzigen Überreste des Klosters Segenthal, welches in der Gegend stand, wo jetzt die evangelische Stadtschule sich befindet. Auf einem Bergvorfprnnge der Einöde lag in alten Zeiten eine Feste, genannt „die neue Burg" oder „dat Hus tho Vlan- thouwe". Jetzt sieht man nur noch einige Trümmer des Gemäuers und der Umfassungsmauern, und diese sind dicht mit Ephen- und anderen Rankenpflanzen bewachsen. An dem äußersten Südostrande stand die im Jahre 1286 erbaute Schloßkapelle. Die Sage geht, hier liege ein Ritter in einem silbernen Grabe begraben. Man hat den Boden tief durchwühlt, aber von Schätzen und einem silbernen Sarge nichts angetroffen, dagegen eine bedeutende Zahl großer an siebzig bis neunzig Pfund schwerer Steinkugeln in dem Schutte gefunden, von welchen viele an der einen Seite etwas abgeplattet,

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 278

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 278 — bischöfliche Palast, das Priesterseminar und das katholische Gymna- fium, das Rathaus, ein stattlicher Bau aus dem 15. und 17. Jahr- hundert, und die neuerbaute Post. Als öffentliche Plätze verdienen der Kettenplatz und der Domplatz genannt zu werden. Die im 15. Jahrhundert erneuten Festungswerke sind teilweise noch vor- Händen, teilweise aber auch in hübsche Promenaden umgewandelt. Eine Viertelstunde von der Stadt liegt das von Brust- und Hals- leidenden besuchte Jnselbad. Nördlich von der Stadt liegt der Kreis Neuhaus. Ter gleich- namige Amtsort mit 2888 Bewohnern, am Zusammenflusse der Alme und Pader mit der Lippe, hat Kies-, Lehm- und Sandboden von mittelmäßiger Fruchtbarkeit. Es war oft die Residenz der Bi- schöse von Paderborn, die hier zu gleichem Zweck, wie die zu Minden in Petershagen, ein geräumiges Schloß erbauten, das jetzt als Mi- litärkaserne benutzt wird. Es sind dort 3 Eskadrons des 1. West- fälischen Husarenregiments Nr. 8 untergebracht. Zum Amte ge- hören die katholischen Pfarrorte Hövelhof mit 2062, Stuckenbrock mit 2132, Elsen mit 1942 Einwohnern. Das erstere hat einen Forst; in dem letzteren vermuten manche das römische Kastell Aliso. Erwähnt fei noch der etwa 12i/2 qkm große Truppen-Übungsplatz in der Senne, der mit umfangreichen Baracken ausgestattet ist. Stadt und Amt Delbrück dehnt sich von Neuhaus im Westen aus. Das Delbrücker Land gehörte bis 1803 zum Fürstbistum Paderborn. Es erinnert sehr an das Rietbergsche, hat einen derben, kräftigen und kernigen Menschenschlag, und treibt viel Vieh- und Bienenzucht, Hanf- und Flachsbau. Tie Stadt mit 1315 Be- wohnern am Haustenbache, ein katholischer Psarrsitz, hat ein Amts- gericht, eine Spar- und Tarlehnskasse und ein Krankenhaus. Als 1410 der Erzbischof zu Köln in einer Fehde mit dem Bischöfe Wil- Helm von Paderborn Delbrück nehmen ließ, zogen sich die Bürger in einen Hinterhalt zurück, während die Frauen den Feind aufs herrlichste bewirteten. Plötzlich aber stand die Stadt in hellen Flammen; die Frauen hatten heldenmütig ihre Häuser angezündet, und der Feind, zum Abzüge genötigt, fiel nun in die Hände der in dem Hinterhalte lauernden Bürger.

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 302

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 302 — Wevelsburg zurück. Da bemerkte er einen armen „Leyendecker" an dem Turmdache der Wevelsburg hängen, der, da er den vornehmen Jagdzug herannahen sieht, demütig nach seinem Hütchen greift und heruntergrüßt. Kurt von Spiegel schießt, um doch etwas zu treffen, den armen Menschen in frevler Verwegenheit vom Dache. Ent- setzen ergreift die Begleitung, und leichenblaß und vor Erregung zitternd befiehlt der Bischof, den Verbrecher zu ergreifen. Doch dieser wendet rasch sein Roß und entkommt. Nachdem Kurt von Spiegel mehrere Jahre das Land gemieden hatte, giebt ihm eine neue Bischofswahl, welche seinem nahen Verwandten die Insul ver- lieh, den Mut, nach der Wevelsburg, wo jener grade im Kreise seiner Vasallen und verwandten Flauen das Festmahl hielt, zurück- zukehren. Keck tritt Kurt von Spiegel in den Saal. Entsetzt schaut die Gesellschaft auf den Verbrecher, der so unerwartet und zu ungelegener Zeit zurückkehrt. Eine Totenstille herrscht in dem eben noch so lauten Kreise. Tief aufseufzend erhebt sich der Bischof und mit hohler Stimme befiehlt er den Kurt zu ergreifen. An den Mauern der Wevelsburg zeigt man noch die Spuren von den Kugeln, die bei Kurts Hinrichtung diesen getroffen haben. O frommer Prälat, was ließest so hoch Des Marschalls frevlen Mut du steigen! War's seine Gestalt, deren Adel dich trog, Sein flatternder Witz unter Becher und Reigen? O frommer Bischof, wie war dir zu Mut, Als rauchend am Anger unschuldiges Blut Verklagte, verklagte dein zögerndes Schweigen? Am Wevelsberge schallt Wald-Hurrah, Des Rosses Flanke schäumt über den Bügel, Es keucht der Hirsch, und dem Edelwild nah, Ein flüchtiger Dogge, keucht Kurt von Spiegel; Von Turmes Fahne begierig horcht Ter arme Tüncher, und unbesorgt Hält in der Hand er den bröckelnden Ziegel.

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 492

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 492 — Als Unterthan bescheiden Spricht da Herr Klotz gar bald: „Wir werden, Herr, es leiden, Denn Eu'r ist die Gewalt. Doch eh' Ihr mögt erlangen, Daß Recht es heiße hier, Muß ich zuvor erst hangen Vor dieser Rathausthür." Des Königs Adern schwellen, Es bebt der ganze Kreis; Doch fasset sich zur Stelle Der Herr und spricht fast leis: „Der für das Recht gesprochen, Der soll mir hangen nicht; Eu'r Recht wird nicht gebrochen; Bleibt Ihr bei Eurer Pflicht!" Und als er heim im trauten Tabaks-Kollegium, Und alle aus ihn schauten, Da geht sein Wort herum: „An einem groben, großen Klotz in Westfalenland, Da Hab' ich mich gestoßen, Wie ich's noch nie empfand." Landsermann. Die Stadt Werl mit 5496 Bewohnern, von denen 5039 katho- lisch, 334 evangelisch, 122 jüdisch, in der Soester Börde gelegen, treibt meist Ackerbau, erfreut sich aber auch bedeutender Salz- salinen. Werl ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Es ist der Stamm- sitz der alten Grasen von Westfalen, die von Karl dem Großen eingesetzt und deren erster 833 Rhidag gewesen sein soll. Zum gleichnamigen Amte gehören die katholischen Land- und Pfarrgemeinden Scheidingen mit 706, Wickede mit 1569, Bremen

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 245

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 245 — Häusern in Bremen, Metz, Amsterdam, Antwerpen und London; auch in Nordamerika und in Deutsch-Ostafrika arbeiten Diakonissen und Brüder; ferner werden zahlreiche Kleinkinderschulen von den Schwestern geleitet. Einige Brüder dienen den Wanderslenten in „Herbergen zur Heimat", deren erste 1854 in Bonn durch den Professor Clemens Perthes eingerichtet wurde, damit die reifenden Handwerksgesellen nicht mehr in schlechten Spelunken einzukehren brauchten. Jetzt giebt es schon ungefähr dreihundert solcher Her- bergen; weit über eine Million von Reisenden kehrt jedes Jahr darin ein. Sie wollen nicht als Geschäftshäuser für ihren eigenen Gewinn arbeiten, sondern als christliche Anstalten dem Wohle der Gäste dienen; Ordnung, Reinlichkeit, gute Sitte, ordentliche und billige Verpflegung sind die Vorzüge dieser trefflichen Anstalten. Weiter südlich dehnt sich das Amt Brackwede-Jsselhorst. Der Amtssitz und das Pfarrdorf Brackwede mit 6595 Bewohnern liegt schön an der Vorkette des Teutoburger Waldes. Der Ort und seine nächste Umgebung treibt viel Industrie. Neben einer bedeutenden Bleiche findet man hier eine Kesselschmiede und Maschinenfabrik, eine Glashütte, Dampfziegelei, Portlandcement-, Dünger-, Leim- und eine chemische Fabrik, dazu Kalkbrennereien. In dem nicht fernen Kupferhammer find Eisengießereien, eine Kesselschmiede und Maschinenfabrik. Als im Jahre 1750 der König Friedrich Ii. seine Länder und auch die Grafschaft Ravensberg bereiste, nahm er zu Brackwede das Nachtquartier. In seiner Begleitung war auch Voltaire, ein viel- begabter und gelehrter, aber auch ein gottvergessener und boshafter Franzose. Ter sah sehr häßlich und fast wie ein Affe ans. Die ravensbergschen Bauern hatten sich in Scharen versammelt, um ihren berühmten Landesvater zu sehen, und umdrängten die könig- lichen Wagen. Unter den Dienern des Königs befand sich auch ein lustiger Page, von Pirch, der dem Voltaire von Herzen gram war. Tie Bauern fragten den Pagen, wer dieser und jener Herr sei, und Pirch gab Bescheid. Tu sprach treuherzig ein Landmann: „Wer ist der da in dem Wagen allein, der so dicke Haare um den Hals hat?" Er zeigte auf den Voltaire, welcher sich, weil es kühl war,

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 243

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 243 — baufälligen Häuser der Burg abgebrochen, die übrigen ausgebessert und zu Gefängnissen eingerichtet. Als man im Jahre 1775 für das Bielefelder Regiment eine Kaserne banete, nahm man dazu die Steine vom Sparenberge. Bis zum Jahre 1832 unterhielt man nur äußerst notdürftig die noch vorhandenen Gebäude; als aber die Zahl der Gefangenen wuchs, dachte man an Erweiterung der Räume. Man baute sie größer, richtete eine Menge Gefängnisse ein, räumte die verschütteten Brunnen aus, begann im Jahre 1842 den Wiederaus- bau des alten verfallenen Wartturms und legte auf den freien Plätzen zur Verschönerung Blumenbeete an. Später brannte das Gefängnisgebäude ab, und die Burgruine ging in den Besitz der Stadt Bielefeld über, die für deren Erhaltung Sorge trägt. Der Amtssitz und der Pfarrort Gadderbaum, südlich von der Stadt und dieser so nahe gelegen, daß seine teilweise Eingemeindung in diese jüngst erfolgt ist, zählt 6680 Einwohner. Hier sind die schönsten Bleichen und die Spinnerei und Weberei Vorwärts, vor allem aber die Wohlthätigkeits-Anstalten des Pastor von Bodelschwingh. Am südlichen Bergabhange sieht man kleine Turmspitzen mitten aus dm Buchenwäldchen hervorragen, unterm Walde zwei große stattliche Gebäude und zahlreiche kleinere drum herum, auf verschiedenen Tachspitzen das geheiligte Sinnbild der Christenheit, das Kreuz, hochaufgerichtet. — Welchen Zweck haben die Häuser unter diesem Zeichen? Es ist eine Krankenkolonie, eine stille, freundliche und trostreiche Zufluchtsstätte für viele Hunderte von Leidenden. Für Epileptische oder Fallsüchtige ist die Anstalt „Bethel" durch barmherzige Menschenfreunde der Provinzen Westfalen und Rheinland im Jahre 1867 gegründet worden, für Kinder und Erwachsene beiderlei Ge- schlechts, die ihrer Krampfanfälle wegen, in denen sie oft mit lautem Schreien und schweren Zuckungen zusammenbrechen, in fortwährender Lebensgefahr stehen. Welch ein schweres Los ist es, von Schule und Kirche, Werkstatt und fast aller sonstigen Thätigkeit, von Verkehr und Gesellschaft ausgeschlossen, trübe und einsam, oft ohne schützende Pflege und Aufsicht ein Leben führen zu müssen, das einem be- ständigen Sterben gleicht! Wenigstens 50 000 solcher Kranken 16*

8. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 13

1872 - Berlin : Wohlgemuth
13 verstand es Philipp nicht, dieselben an sich zu fesseln und so seinen Nachfolgern die ihm von seinem Vater hintertaffene Macht zu vererben, noch auch Spanien auf jener Stufe des Wohlstandes zu erhal-ten. Bei feinem Regierungsantritte hatte Philipp zwar versprochen, die Niederlnder im Besitz ihrer Rechte und Freiheiten zu lassen, aber nur zu bald wute er dieselben zu beeintrchtigen und so einen Aus-stand hervorzurufen, der seiner Macht einen empfindlichen Verlust brachte. Die Veranlassung hierzu lag darin, da auch die Reform a-tion und besonders der calvinische Lehrbegriff bei den Niederlndern Eingang gefunden hatte, welchem Philipp bei seiner streng katholischen Richtung hemmend entgegenzutreten suchte. Zu dem Ende hatte er seiner Halbschwester Margaretha vou Parma die Regentschaft der Niederlande anvertraut und ihr den Cardinal Granvella zur Seite gesetzt, der aber durch Anlegung von Bisthmern und durch die Einfhrung der Inquisition sich so verhat machte, da ihn der König ans die dringendsten Vorstellungen seiner Schwester abberufen mute (1564). Aber die Unterdrckungen hrten nicht auf; daher nahmen sich Wilhelm vou Dramen, Statthalter von Utrecht, Holland und Seeland; Graf Egmout, Statthalter von Flandern; und Graf Hoorn, Admiral der niederlndischen Seemacht, der Unterdrckten an; allein auch ihre Vorstellungen bei der Generalstatthalterin und selbst eine deshalb nach Madrid unternommene Reise Egmont's hatten keinen Erfolg. Nun traten etwa 400 niederlndische Edelleute zum Geusenbunde zusammen, und berreichten unbewaffnet in Brssel der Generalstatthalterin eine Bittschrift, das Com pro mi genannt, worin sie ihre Beschwerden vortrugen und namentlich um Aufhebung der Inquisition baten. Philipp lie dieselbe jedoch unbercksichtigt und verbot sogar bei Todesstrafe jeden anderen Gottesdienst als den katholischen. Hierdurch machte er das Hebel nur rger; denn jetzt zogen resormirte Prediger durch das Land und predigten die neue Lehre vor bewaffnetem Volke, welches in seinem Glaubenseifer so weit ging, da es die katholischen Kirchen strmte. Dieser Umstand ver-anlate den König zu noch hrteren Maregeln. Er schickte den Her-zog Alba mit 10,000 Mann spanischer Kerntruppen nach Brssel, wo er (am 22. August 1567) seinen Einzug hielt, bald auch der Hupter des Geusenbundes, der Grafen Hoorn und Egmont sich be-mchtigte (Wilhelm von Oranien war entflohen) und den Rath der Unruhen/' gewhnlich der Blutrath genannt, errichtete. Alle, die zum Geusenbunde gehrten, wurden vor seinen Richterstuhl gezogen, zum Tode verurtheilt und ihrer Gter beraubt. In kurzer Zeit muten 18,000 Menschen ihr Leben durch Henkershand verlieren, und unter ihnen zuerst Egmont und Hoorn! An der niederlndischen Kste rsteten indessen die flchtigen Genfen Kaperschiffe gegen die Spanier aus, und bald gelang es diesen Meer- oder Wasser-Geusen durch die Einnahme von Briel oder Vlies singen festen Fu zu fassen. Bald fielen auch die meisten Städte Hollands und Seelands in ihre

9. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 132

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 132 — Ende. Oft wechseln sich Kinder und Erwachsene in dem Gesang strophen- weise ab. Ein Freund des Hauses, der heute die Pflichten der Repräsentation erfüllt, lad den Kantor zu einer Tasse Kaffee ein. Man will ihm etwas zu gute thuu ' und hat „in der besten Stube" eine Tasse Kaffee für ihn „fertig gemacht", wobei an Zucker sicherlich nicht ge- spart wird. Ist der Verstorbene ein wohlhabender Bauer, so erscheint inzwischen der Geistliche oder dereu mehrere in Amtstracht. Andernfalls leitet der Kantor die Feier weiter. Man würde es den Besitzern eines „Zwei- spünners" (Hof, der mit 2 Pferden bearbeitet wird) sehr verübeln, wenn sie von der althergebrachten Sitte abwichen und keinen oder mehrere Geistlichen kommen ließen, für sie muß eben, dem Herkommen gemäß, ein Geistlicher im Talar erscheinen, wie es andrerseits einem Heuerling nicht zusteht, deu Geistlichen bis zu seinem Hanse kommen zu lassen. Es wird nun noch ein zweites Lied ganz gesungen, sodann legt man dem Verstorbenen eine Abschiedsstrophe in den Mund — von den Kin- dern gesungen — iu der er Haus, Hof und Lieben „Lebewohl" sagt. Nun ordnet sich der Leichenzug. Auf eiuem mit 2—6 Pferden bespannten großen Erntewagen, an dessen Seitenleitern Sitzbretter angebracht sind, wird der Sarg aufgestellt. 10—20 „Klageweiber", so tief verschleiert, daß man sie nicht zu erkennen vermag, kommen in langer Reihe, nach dem Verwandtschaftsgrad genau geordnet, und nehmen zu beide« Seiteu des Sarges auf dem Ernte- wagen Platz. Der Leichenzug setzt sich in Bewegung. An der Spitze schreitet der Leichenbitter. Ihm folgen die Schüler, zu Zweien geordnet, das Ge- sangbuch iu der Hand, der Leichenwagen, die Männer und Frauen iu langen Reihen. An jeder Hänsergruppe, die der Zug berührt, wird eiue Strophe des angestimmten „Wegliedes" gesungen. Der Leichenweg ist für jedes Gehöft geuau seit alten Zeiten festgelegt. Wählt man auch sonst andre, bessere Wege, heute wird ohue die allerdringendsten Gründe vom „Leichenwege" nicht abgewichen. Kam der Geistliche nicht zum Trauerhause, so kommt er auf Ein- ladung dem Leichenzuge entgegen. An der verabredeten Stelle, die keineswegs beliebig bestimmt, sondern ein für alle mal festgelegt ist, warten beide Teile unter allen Umständen einander ab. Erst iu ueuester Zeit sind die Gemeinden dazu übergegangen, eigne Friedhöfe anzulegen. Bisher hatte jedes Kirchspiel in der Regel nur einen Kirchhof im Kirchdorfe, so daß der Weg dahin vom Sterbehause aus oft mehrere Stunden weit war.

10. Gedrängte Uebersicht der Landes- und Volkskunde von Preußen - S. 15

1835 - Königsberg : Bornträger
15 für die Rechtspflege; Gerichte (hohe und niedere). 6) Anstalten für die Sicherung und Vertheidig ung des Landes: Heere, Festungen, Zeughäuser. 7) Anstalten für den Handel: Börsen, Licente. 8) Wohlthatige Anstalten: Armen-, Krankenhäuser, Hospitäler, Lazare- the, Stifter, Blindeninstitute re. Für das gemeine Wesen müssen mancherlei Ausgaben gemacht werden z. B. zur Besoldung cder>Beamten, Sold fürs Heer, zu Straßen- und Kanal-Bauten rc. Diese werden aus den öffentlichen Einkünften bestritten, welche durch Abgaben der Unterthanen entstehen. (Ge- werbesteuer, Vermögenssteuer, Accise rc.) Vcrschiedne Obrigkeiten: Schulzen sehen auf Ord- nung in den Dorfschaften; sie heißen Dorfrichter oder Friedensrichter, wenn sie zugleich Streitigkeiten zu schlichten haben. In Städten heißt die Obrigkeit Magi- strat. Einzelne Landgüter gehören Edelleuten (Män- nern von Adel, Freiherrn, Baron-cn), Grafen (Besitzern einer Grafschaft) rc. — Fürsten — Herzöge. Die höchsten Herren auf Erden die Könige und Kai ser. — Königreiche — Kaiserthümer. Preußen ist ein König- reich. Die Kinder des Königs heißen Prinzen und Prin- zessinnen, der älteste Prinz: Kronprinz. Die Stadt, in welcher der König wohnt, heißt Residenzstadt; die Stadt, welche der Sitz der obersten Regierung eines Landes ist, heißt Hauptstadt. Sic ist auch gewöhnlich die größeste und volkreichste. — Große Lander werden zur leichtern Regierung und Uebersicht in kleinere Theile ge- theilt: Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise. Ix. Größe verschiedncr Theile der heimathlichen Gegend; — m essen. Langenmaaße (Schritt, Spanne, Klafter — bestimmte: Fuß, Zoll, Linie, Ruthe, Faden n 6fß., Meile); Flacbenmaaße (Quadratfuß, Q. Zoll, O. Linie, Q. Ruthe, sz Meile — Morgen — Hufe); Körper - oder Kubikmaaße (Kubikzoll, K.fuß rc.). — Man kann Flachen durch kleine ähnliche Figuren darst eilen, auftragen — verjüngterma aßstab — Winkel- messer. — r.::.. Nunmehr geht man zum Entwürfe eines Grundrisses oder einer kleinen Charte der umliegenden Gegend, etwa, im Umkreise einer Meile. Man beschreibe auf der Tafel einen großen Kreis (obcn N., links W., unten S. rc),
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