Die Reformation. 333
Überschrift: Luther und Zwingli.
5. Die Streitigkeiten zwischen den katholischen und den evangelischen Orten aber nahmen ihren Fortgang. Tie evangelischen Eidgenossen sperrten den katholischen Orten die Zufuhr an Korn, Salz und Eisen. Diese Maßregel erbitterte die Bewohner der fünf Orte nur noch mehr, und sie erklärten den Krieg. In Stärke von 8000 Mann zogen sie in das Züricher Gebiet. Die evangelischen konnten ihnen nur eine viel kleinere Macht entgegenstellen (1200 Mann); Zwingli war als Feldprediger mit ausgezogen. Der erste Zusammenstoß erfolgte bei Kappel. Das kleine Heer der Züricher vermochte nicht standzuhalten. Die meisten ergriffen die Flucht. Da feuerte sie Zwingli an: „Biderbe Leute seid tröstlich und fürchtet euch nicht! Müssen wir auch viel leiden, so ist die Sache gut. Befehlt euch Gott! Der kann nnfer und der Unseren pflegen. Gott walt/s!" Aber auch er sah sich schließlich gezwungen, den Fliehenden zu folgen. Da brachen die Feinde ein. Viele Züricher fanden den Tod. Zwingli wurde durch einen Schlag auf den Kopf zu Boden geworfen. Ein feindlicher Hauptmann stach ihm sein Schwert in den Rücken. Am nächsten Tage wurde Zwinglis Leiche von den Feinden aufgefunden und verbrannt.
Groß war die Trauer der Stadt Zürich, als sie die Kunde der Niederlage des Heeres und des Untergangs des Reformators erreichte. Ant größten war der Schmerz im Hause Zwinglis: Seine Gattin hatte in der Schlacht, an demselben Tage, ihren Gatten, einen Sohn, ferner Bruder, Schwager und Schwiegersohn verloren. Die Vereinsamte fand Aufnahme bei dem Nachfolger Zwinglis. Sie hielt treu an ihrem Glauben fest und suchte und fand in ihm Trost in ihrem großen Leide:
„Komm du, o Buch, du warst fein Hort, fein Trost in allem Übel.
Ward er verfolgt durch Tat und Wort, so griff er nach der Bibel.
Fand Hilf bei ihr.
Herr, zeig' auch mir die Hilf in Jesu Namen!
Gib Mut und Stärk zum schweren Werk dem schwachen Weibe! Amen!"
Der Fortgang der Schweizer Reformation aber war durch den unglücklichen Krieg nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 1532, in welchem den Evangelischen in Deutschland das Recht freier Religionsübung bis zu einem Konzil auf deutschem Boden gewährt wurde, schlossen sich auch die Anhänger der evangelischen Lehre in Frankreich der reformierten .Kirche an.
Überschrift: Zwinglis Ende.
Übersicht.
1. Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft.
2. Die Zustände in der Schweiz im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.
3. Zwingli, der Reformator der Schweiz.
4. Luther und Zwingli.
5. Zwinglis Ende.
Verknüpfung.
a) Zwinglis Lebensgang und Reformations-t ä t i g l e i t.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
94
Vierter Teil. Unsere Hauplverkehrsländer.
2. Phyfifche Grundlage. Sprich über die Grenzen des Landes!
Das ganze Gebiet bildet eine große Tiefebene, die nur von wenig hohen
Erhebungen durchzogen wird. Zeige die wichtigsten Flüsse und begründe
die Laufrichtung! Die 4 Städte Lemberg, Kischinew, Orenbnrg und
Jekaterinburg bilden die Eckpunkte eiues großen viereckigen Gebietes,
welches vor Zeiten prächtige Waldungen hatte, die einen humusreichen,
äußerst fruchtbaren Boden erzeugt haben (Schwarzerde). Noch heute
dehnen sich n. dieser Fläche ungeheure Wälder aus (40 °/0 der gesamten
Bodenflüche), die bis an die ausgedehnten Moore und Sümpfe (Tündern)
des W. und N. herangrenzen. Nach S. erstrecken sich bis an die Höhen
des Kaukasus unfruchtbare, salzhaltige Steppengegenden (Gelberde), die
aber grasreich und der Viehzucht günstig sind.
3. Schäfje auf und in der 6rde. a) Das weite Ackerbau-Viereck
ist die Kornkammer Europas und würde es in weit größerem Maße sein,
wenn der Boden, der zur Bestellung nnter den Bewohnern wechselt, rationell
gepflegt und ausgenutzt würde. Gleichwohl werden riesige Ernten erzielt.
Im Jahre 1911 wurden gewonnen: Roggen (18,8 Mill. t), Kartoffeln (31),
Weizen (12), Hafer (12) und Gerste (9). Außer vorstehenden Boden-
früchten werden Senfsamen und Anis, Raps, Rübsen und Zucker-
rüben erfolgreich angebaut. Die Halbinsel Krim, sowie die Gegenden des
Kaukasus liefern Wein, Mittelrußlaud und die Ostseeprovinzen viel
Flachs und Hanf.
b) Mit dem Ackerbau wetteifert an Bedeutung die Viehzucht. Sie
zieht namentlich Schafe, Hornvieh, Pferde und Schweine. Aber
auch die Geflügel-, Bienen- und Seidenraupenzucht ist hervorragend,
und die Fischerei (Kaviar) in den großen Strömen, sowie im Kaspischen
und Schwarzen Meere liefert reiche Erträge.
c) Unerschöpflich ist der Reichtum an Kohlen und Erzen, diemeist
nahe zusammen in den 5 großen Becken: 1. am Kaukasus, 2. am Ural,
3. bei Tula, 4. in der Gegend zwischen Rostow und Jekaterinoslaw und
5. im polnischen Becken vorkommen, vom russischen Volke aber noch sehr
wenig ausgebeutet werden. Außerdem liefert der Ural: Gold, Platin,
Silber und Kupfer, der Kaukasus Naphtha (Baku) und Manganerze,
das polnische Becken Blei und Ziuk und die Steppengegend nicht nur
viel Steppensalz, sondern auch gutes Steinsalz in mächtigen Lagern.
Auch die Rohstoffe des russischen Asiens sind für das Mutterland
von großer Wichtigkeit. Das unermeßliche Gebiet, welches nur 28 Mill.
Einwohner hat, erzeugt in Kaukafien viel Obst, Flachs, Hanf und Raps,
in Zentralasien Getreide, Obst, Seide und Baumwolle und in Sibirien
am Altai Gold und im Satanischen Gebirge bei Jrkutsk Graphit (Faber).
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Iii. Rußland. 95
4. Grwerbsuerhältniffe. Trotz der unermeßlichen Reichtümer an
Rohstoffen ist das Großgewerbe sehr wenig vertreten und dort, wo es
erscheint, fast immer auf deutschen Einfluß zurückzuführen. In Petersburg,
in den Ostseeprovinzen, in Russisch-Polen, in Moskau wie in den Groß-
städten des s. Rußlands, überall stehen deutsche Firmen an der Spitze
der großgewerblichen Unternehmungen. Diese richten sich vor allem auf
Getreidehandel, die Textil- und Metallindustrie.
Die Textilindustrie blüht besonders in und um Lodz, Warschau,
Petersburg und Moskau und wirft sich vornehmlich auf grobe Woll-
und Baumwollwaren. Für Kattun ist Kasan, für Seiden-, Leinen- und
Hanfwaren die Moskauer Gegend bemerkenswert.
Die Metallindustrie entfaltet in den letzten Jahren in den genannten
Bergbaugebieten eine ziemlich rege gewerbliche Tätigkeit (Maschinenfabriken
und Eisengießereien). Große Hüttenwerke besitzt Jekaterinburg, während
Tula Gewehre, Werkzeuge und Schneidewaren, Perm und Kaluga Kanonen
und Pulver liefern. Sehr ausgedehnt ist die Hausindustrie der Gegenden
um Moskau, Tula und Kasan, wo Gold-, Silber-, Eisen- und Stahl-
waren verfertigt werden.
Andere Gewerbe. Müllereien und Spiritusbrennereien, Ölmühlen,
Seifen- und Tabakfabriken sind an vielen Orten vorhanden. Astrachan
ist für Bereitung des Kaviars und Kostroma für Herstellung des feinen
Juchtenleders weltbekannt.
Die wichtigsten Verkehrsadern sind Wolga und Newa, die Hanpt-
seehandelsplätze Petersburg und Odessa.
5. Oer deutfcfwuttuche ßüterciusfciufch.
Wir bezogen 1911 aus Rußland Wir lieferten 1911 nach Rußland
für 1634 Mill. M; Hauptartikel: für 625 Mill. M; Hauptartikel:
Gerste (413), Weizen (179), Holz (130),
Eier (72), Kleie (71), Roggen (69),
Butter (67), Haser (62), Felle zu Pelz-
werk (58), Flachs (41), lebendes und ge-
schlachtetes Federvieh >.37), Ölkuchen (30),
Erbsen (30), Mais (27), Tierfelle (22),
Pferde (21), Eisenerze (21), Borsten (18),
Hans (17), Schmieröl (16), Schweine (15),
Kartoffeln (14), Linsen (13), Därme (13),
Mangan- und Platinerze (12), Rotklee-
saat (12), Kaviar (9).
Maschinen und Lokomotiven (40),
Wolle und Wollwaren (40), Rohe Tier-
felle (24), Roggen (21), Steinkohlen (17),
Pelztierfelle (16), Oberleder (15), Zu-
gerichtetes Leder (16), Haus- und Küchen-
gerate (7), Glühlampen (7), Rohzink (7),
Pflüge (6), Säuren (6), Phosphate (6),
Koks (6), Bücher (6), Arzneimittel (5),
Klaviere (3), Teerfarbstoffe (3).
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100 Vierter Teil. Unsere Hauptverkehrsländer.
und Pfeffer von den kleinen Sunda-Jnseln, Kakao und Rum von
Curayao und aus Guinea: Palmöl, Feigen, Bananen, Zucker-
rohr und Tabak.
Belgien gewinnt im Kongostaat Kautschuk, Elfenbein, Palmöl,
Kopal, Kaffee, Kakao, Tabak und Erdnüsse.
Frankreich holt aus Algier Wein, Getreide, Palmöl und Eisen-
erze, aus dem Sudan Gummi und Erdnüsse, von Madagaskar-
Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Vanille, Steinkohlen, Eisen,
Kupfer und Salz, aus Jndo-China Reis, Seesalz, Fische und
Pfeffer, aus Guyana Farbstoffe, Hölzer, Tabak und Kakao
und aus Neukaledonien Kopra und Schildpatt.
4. 6rwerbsuerhälfnitte. Wohl hat die Natur Holland und der
Schweiz die ersten Bedingungen für industrielle Tätigkeit versagt (Kohle,
Eisen), aber der rührige, energische Menschenschlag hat sich in der Schweiz
die Wasserkraft, in Holland den Wind dienlich gemacht, um trotzdem recht
Anerkennenswertes zu erzielen. So sind in Holland zahlreiche Müllereien,
Flachsspinnereien, Leinenwebereien (Groningen) und Segeltuch-
fabriken, in der Schweiz Seiden- (Basel, Zürich) und Baumwoll-
fabriken(St. Gallen, Appenzell) entstanden. Die holländischen Tonpfeifen-
und Tabakfabriken genießen denselben Ruf wie das Porzellan und
Steingut von Maastricht und Delst, die Likörfabriken und Diamant-
schleifereien Amsterdams. In der Schweiz blüht neben der Gewebe-
indnstrie die Fabrikation von Uhren (Genf und im Jura), Maschinen
(Basel, Zürich, St. Gallen, Winterthur) sowie von Holz- und Stroh-
waren. Holländer und Schweizer Käse sind weltbekannt.
Auch in Frankreich steht die Gewebeindustrie an der Spitze der gewerb-
lichen Zweige. Namentlich sind Lyon, Paris, Nimes für Seide, Ronen
für Baumwollwaren, der Nw. für Wollwaren, die Vogesen für
Leinenwaren, Valenciennes für Spitzen und Paris für Putzwaren
und Modeartikel hervorragend. In Belgien haben darin Gent für
Baumwollwaren, Lüttich für Wollwaren, Courtray für Leinen, Brüssel
für Spitzen und Tournai für Teppiche einen guten Ruf. Die Eisen-
industrie Frankreichs blüht in Le Creuzot, Paris, Lyon St. Etienne
und Marseille, diejenige Belgiens in Charleroi und Lüttich. Französische
Waffen werden in St. Etienne, belgische in Lüttich hergestellt. Bordeaux
und Antwerpen bauen Schiffe. Von anderen Gewerben seien genannt in
Belgien: Glaswaren (Charleroi), Fayencewaren (Tournai), Zuckersiedereien
und Alkoholfabriken (Antwerpen).
Frankreich: Papierfabriken und Galanteriewaren (Paris), Handschuhe
(Grenoble), Chemikalien (Paris, Marseille).
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Extrahierte Ortsnamen: Guinea Palmöl Frankreich Algier Jndo-China Guyana Neukaledonien_Kopra Holland Holland Holland Groningen Basel Appenzell Maastricht Amsterdams Genf Basel Winterthur Frankreich Lyon Paris Nimes Valenciennes Paris Belgien Tournai Frankreichs Le_Creuzot Paris Lyon Marseille Belgiens Charleroi Lüttich Belgien Charleroi Tournai Antwerpen Frankreich Paris Grenoble Paris Marseille
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
42
Ii. Die Schweiz.
diese Teile zusammen und probt die Uhren so lange aus, bis sie richtig gehen.
Daneben fertigt man Spieldosen an. Große Mengen von Uhren und Spieldosen
gehen ins Ausland, auch nach Deutschland.
In Genf,Neuenburg usw. reiht sich eine Uhrenfabrik an die andere.
Sieht man das, dann erklärt man sich, daß die Schweiz jährlich für mehr als
100 Mill. M Uhren ausführen kann. Nach Deutschland liefert sie jährlich allein
für 11—12 Mill. M. Taschenuhren. Die Schweizer Uhren gelten eben als beson-
ders gut. Die Glashütter Uhren sind aber auch sehr gut.
In der nördlichen Schweiz ist die G e w e b i n d u st r i e stark verbreitet.
Hier gibt es zahlreiche Spinnereien, Färbereien und Webereien. Insbesondere
verarbeitet man Baumwolle und Seide, wie z. B. in Z ü r i ch, Basel und
St. Gallen. Die Rohseide bezieht mair aus Frankreich und Italien oder ge-
winnt sie selbst in den warmen Südgebieten, wo man Seidenraupenzucht treiben
kann. Da es an Kohlen fehlt, benutzt man die Triebkraft des Wassers recht aus-
giebig. Von je drei Maschinen werden 2 mit Wasser und nur eme mit Dampf
getrieben.
Außerdem stellt man Maschinen her, Schokolade, Schweizer Milch, Stroh-
waren, Holzschnitzereien, Karten und vieles andere. Je mehr man die Wasser-
kräfte zur Gewinnung elektrischer Kraft verwendet, desto mehr wird sich in der
Schweiz die Industrie ausbreiten.
6. Der Fremdenverkehr und die Fremdenindustrie.
Schon seit langem ist die Schweiz das Ziel zahlreicher Vergnügungs- und
Erholungsreisenden. Aus allen Ländern strömen da die wohchabenden Menschen
herbei, um die seltenen Naturschönheiten der Schweiz zu bewundern. Dazu hat
die Schweiz zahlreiche Kurorte, die Sommer und Winter stark besucht sind. Jetzt
besuchen auch im Winter viele Leute die Schweiz, um dort gesunden Winter-
sport zu treiben. Man hat nämlich gesunden, daß die klare Winterluft recht ge-
sund ist, weil sie abhärtet. So besuchen alle Jahre mehr als 1 Mill. Menschen
das kleine Alpenland. Sie alle lassen eine Menge Geld sitzen. Dadurch erzielt
die Schweiz eine hohe Einnahme. Diese Leute fahren mit der Bahn; sie be-
nutzen die Bergbahnen, die Zahnrad- und Drahtseilbahnen. Auf die Jungfrau
fuhren in einem Jahre 75 000 Menschen. Ihre Zahl wird noch mehr wachsen.
Gewiß, die Schweizer lassen es sich viel Geld kosten; sie bauen kostspielige Straßen,
Bahnen, Tunnel, Schutzdächer, Schutzgänge usw. Aber sie lassen es sich auch
bezahlen. Denkt an die Übernachtungen, an die Bewirtungen, an die Führungen.
Manche Städte sind zu reinen Gasthausstädten geworden. Wer nur irgend kann,
beherbergt Fremde. Sie lassen sehr viel Geld sitzen. Sie kaufen auch viele schwei-
zerische Erzeugnisse, erstens um ein Andenken mit nach Hause zu nehmen, zwei-
tens weil sie billig zu sein scheinen. Frauen nehmen sich Spitzen und seidene
Bänder mit, Männer Uhren usw. Kommen sie freilich nach Basel oder Schaff-
hausen oder Konstanz, dann müssen sie noch den Zoll bezahlen. Der ist aber
für viele Waren recht hoch. z. B. für seidene Strümpfe, Bänder, Spitzen usw.
Da denkt dann manche Dame: Hätte ich das vorher gewußt, so hätte ich sie nicht
gekauft; diese Sachen hätte ich in Leipzig, Berlin usw. ebenso billig bekommen
und brauchte mich nicht erst damit herumzufchleppen. Freilich gibt es auch
manche, die wollen die Waren durchschmuggeln. Aber die Zollwächter haben
scharfe Augen und gucken überall hin. Haben sie Verdacht, dann muß man die
Schuhe und Strümpfe ausziehen, denn schon oft hatten Leute unter den Strümp-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Genf,Neuenburg Deutschland Basel Frankreich Italien Schweiz Basel Konstanz Leipzig Berlin
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ix. Die Königreiche Schweden und Norwegen.
135
10. Schwedens Waldreichtum und Holzgewerde.
Bedeutend ist Schwedens Waldreichtum. Die Wälder umfassen bei-
nahe das halbe Schweden. Wald hat Schweden über viermal mehr als land-
wirtschaftlich benutzte Fläche. Da Schweden nicht so gebirgig ist wie Norwegen,
können hier Laub- und vor allem Nadelbäume gilt gedeihen. Die Wälder sind
Schwedens größter Schatz. Es gibt Bezirke, wo vier Fünftel mit Wald bedeckt
sind. Nordschweden hat besonders viel Forst. Ehemals wußte man die riesigen
Holzbestände nicht zu verwerten. Man verbrauchte soviel Holz, als nötig war,
im übrigen ließ man die alten Bäume stehen, Umstürzen und verfaulen. Dann
kam die Zeit, wo England seine einstigen Wälder verwüstet und abgeholzt hatte.
Jetzt holte England Holz aus Schweden. Die vielen wasserreichen Flüsse kommen
den schwedischen Holzhändlern und Waldbesitzern sehr zu gute. Auf ihnen schwim-
men unzählige Flöße hinab bis zu den Hafenstädten an der Mündung. Dort
steht Sägewerk an Sägewerk. Stundenweit hat man den Strand mit Baum-
stämmen, Klötzen, Pfosten, Brettern, Scheiten und Holzabfällen bedeckt. Da-
zwischen rauchen Weiler, worin man Holzkohle herstellt. Schwedisches Holz
ist gleich dem norwegischen sehr begehrt, da es fein und fest ist. Nach Deutsch-
land gehen alljährlich große Mengen schwedisches Holz. Hatte ehemals der
Wald in Schweden wenig Wert, so sind heute die Waldbesitzer reiche Leute.
Man redet dort von Holzbaronen; das sind die schnell reich gewordenen Forst-
besitzer. Manche konnten gar nicht schnell genug ihre Wälder Niederschlagen
lassen. Diesem Raubbau mußte man Vorbeugen. Darum teilt man den Wald
in der Regel in hundert Schläge; jedes Jahr darf nur ein Schlag abgeholzt
werden. So wird das Holz 100 Jahre alt. Man führt etwa den fünften Teil
alles geschlagenen Holzes aus. Einen anderen Teil verarbeiten die Holzschlei-
fereien, die Möbelfabriken, die Köhler, die Zündholzfabriken, die Werften usw.
Um die Holzausfuhr zu befördern, hat Schweden auch Bahnen gebaut.
11. Schwedens Bergbau und Industrie.
Schweden ist viel reicher an Bodenschätzen als Norwegen. Kohlen gibt
es freilich nur in geringer Menge und zwar in Schonen. Aber um so reicher
ist es an Eisenerzen. Nächst dem Holze sind die Eisenerze Schwedens
wichtigster Reichtum. Sie sind vorzüglich und finden sich von Schonen bis Lapp-
land. Hoch im Norden liegt ein E r z b e r g bei G e l l i w a r a, westlich von
Tornea. Dieser ist beinahe 600 m hoch und besteht durchweg aus magnetischem
Eisenstein. Die Erze liefern ein vorzügliches Eisen und vortrefflichen Stahl.
Früher mußten Renntiere die Erze auf ihrem Micken fortschaffen. Das war
natürlich ein ganz unzureichendes Beförderungsmittel. Dann baute man eine
Bahn von Gelliwara an die Ostsee und nach Stockholm. Doch ist der Bottnische
Meerbusen meistens ein halbes Jahr zugefroren. Deshalb baut man noch eine
Bahn von Gelliwara nach dem Lofotenmeere, weil es dort einen eisfreien
Hasen gibt. Bei Gelliwara gibt es noch ein viel größeres Erzlager; das kann
nun auch ausgebeutet werden; die Erze werden von der Losotenbahn nach dem
eisfreien Hafen von Narwik befördert. Herrscht hier oben auch ein halbes Jahr
lang strengster Winter und im Winter monatelange Finsternis, so wird doch rüstig
geschasst. Die lappländischen Eisenerzlager sind vielleicht die größten und er-
giebigsten der Erde und reichen auf viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.
Diese Erze werden zumeist auf deutschen Schiffen nach dem Ruhrgebiete ge-
schafft, um dort verhüttet zu werden. Andere gehen auf britischen Schiffen
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Extrahierte Personennamen: Tornea
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Schwedens Schwedens Schweden Schweden Norwegen Schwedens Nordschweden England England Schweden Schweden Schweden Norwegen Ostsee Stockholm
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
136
Ix. Die Königreiche Schweden und Norwegen.
nach England. Weitere Eisenerzlager finden sich an der Dalelf nördlich von
Stockholm; hier ist D a n n e m o r a der wichtigste Fmrdort. Südlich von den
Seen gibt es noch einen eisenerzreichen Berg. Außer den Eisenerzen findet
man auch Kup f er erze. Diese werden namentlich bei Falun an der Dalelf
und im südöstlichen Schweden, östlich vom Wettersee ausgebeutet. Daneben
fördert man auch Blei- und Silbererze und andere. So gehört Schweden zu
den erzreichsten europäischen Ländern.
Die schwedische Industrie litt bisher unter dem Mangel an Kohle.
Am wichtigsten und ausgebreitetsten ist die Holzindustrie; denn Schweden ist
eines der holzreichsten Länder und hat das beste Holz billig zur Hand. Da ar-
beiten nun Sägewerke, Holzschleifereien, Möbelfabriken, Zündholzfabriken und
andere. Neben den Holzgewerben sind neuerdings mancherlei Eisengewerbe
aufgeblüht. Die Hochöfen heizen vielfach mit Holz, da ihnen die Holzfeuerung
noch billiger zu stehen kommt als die Heizung mit eingeführten fremden Stein-
kohlen. Trotz des Kohlenmangels sind auch Maschinenbauereien und Fabriken
für Eisenwaren entstanden. Schweden setzt seine Hoffnung gleich Norwegen
(Tirol usw.) auf die elektrische Kraft. Die wasserreichen Flüsse mit ihrem großen
Gefälle können ungeheure Mengen elektrischer Kraft erzeugen. An den Troll-
hättafällen gibt es bereits elektrische Kraftanlagen. Es wird nicht allzu lange
dauern, hat Schweden elektrische Eisenbahnen. Dann wird man auch sonst die
elektrische Kraft verwenden. So kann einst auch Schweden ein gewerbreiches
Land werden und dann seine geringe Volksdichte steigern. Jetzt zählt Schweden
etwa 5^/2 Mill. Einw. im ganzen, d. h. zehnmal weniger als das Deutsche Reich
auf einem qkm.
12. Schwedens Handel und Handelsflotte.
Schwedens Volkszahl ist reichlich doppelt so groß als die norwegische.
Schwedens Außenhandel ist darum beinahe doppelt so groß als der norwegische,
denn Norwegen hat 850 Mill. Handelsumsatz und Schweden über 1500. Schwe-
den erzeugt bei weitem mehr Getreide als Norwegen und braucht daher rückst
soviel Getreide einzuführen. Die meisten Güter tauscht es mit England aus;
dies kauft von Schweden besonders Holz und Erze und liefert ihm Kohlen, Ma-
schinen, Metallwaren, Baumwolle usw. Hierauf folgen Deutschland, Däne-
mark, Norwegen und Rußland. Deutschland bezieht aus Schweden vornehm-
lich Holz, Eisenerze und Steine, Schweden bekommt von ihm hauptsächlich Ge-
treide, Web- und Eisenwaren, Ölkuchen und Zucker.
Schweden liegt zwar an der Ostsee, aber diese ist für die Schiffahrt
nicht so günstig wie die Nordsee. Der Bottnische Meerbusen gestiert ein halbes
Jahr zu. Auch die Häfen in Südschweden leiden öfter durch das Eis. Schwedens
Handelsflotte ist etwa halb so groß wie die norwegische. Trotzdem ist sie nicht
unbedeutend. Sie übertrifft die dänische, die niederländische, die belgische und
selbst die russische an Größe. Mit dem Deutschen Reiche wird ein lebhafter Ver-
kehr unterhalten. Zwischen Trelleborg im südlichen Schonen und Saßnitz auf
Rügen verkehrt regelmäßig eine Dampffähre.
13. Schwedens wichtigste Städte.
Die Hauptstadt Schwedens heißt Stockholm; es wird das Venedig
des Nordens genannt, weil es auf Inseln (Holmen) liegt. Doch hat sich die Stadt
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Schwedens_Außenhandel
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen England Stockholm Schweden Wettersee Schweden Norwegen Schweden Schwedens Schweden England Schweden Deutschland Norwegen Deutschland Schweden Schweden Ostsee Schwedens Trelleborg Schwedens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
148
X. Das Kaiserreich Rußland.
bewohnt, wie z. B. von den Kalmücken und Kirgisen. Sie leben
in Zelten und widmen sich der Zucht ihrer Pferde, Kamele usw.
Das Land an der Küste des Schwarzen Meeres ist besser bebaut. Hier
sind auch einige bedeutende Städte aufgeblüht, z. B. Odessa, Cherson
usw. Odessa, fast so groß wie Breslau, ist die wichtigste See- und
Handelsstadt am Schwarzen Meere. Es führt viel Getreide, Häute, Hanf,
Flachs, Talg, Schafe und Holz ans. Die Halbinsel Krim streckt sich weit
ins Meer vor. Ihr nördlicher Teil ist eine dürre Steppe, aber ihr südliches
Gestade ist ein fruchtbarer Garten. An dem Gebirge regnen sich die Wolken
ab, es mangelt daher nicht an Mederschlägen. Die Nordwinde haben keinen
freien Zutritt, das Wetter ist deshalb mild. Hier gedeihen nicht allein die
Obstbäume und die Reben, sondern auch die Zypressen, Mandel- und Myrten-
bäume, Ol- und Orangenbäume. Wichtig ist, daß die Insel auch reiche
Eisenerzlager birgt. An der Südwestküste liegt der Kriegshafen Sewa-
stopol.
12. Rußlands Witterung.
Rußland hat eine große Ausdehnung von Westen nach Osten und von
Süden nach Norden; es reicht vom 45. Breitengrade bis über den 70. hin-
aus. Das sind 25 Breitengrade oder 25 mal 15 = 3750 Kilometer. Sewa-
stopol liegt ebenso südlich wie Triest oder Bordeaux; die nördlichsten Bezirke
liegen jenseit des Polarkreises. Daher muß es in Rußland große Unter-
schiede in der Wärme und Witterung geben. Bei Sewastopol auf der süd-
lichen Küste der Krim beträgt das Jahresmittel 12 Grad Wärme, in den
kältesten Tundren sinkt es bis auf 8 Grad Kälte; das ist ein Unterschied von
20 Grad im Jahresdurchschnitt! Aber Rußland hat überhaupt starke Gegen-
sätze in Wärme und Trockenheit. Es hat Binnenklima mit kalten Wintern
und heißen Sommern. In Moskau z. B. hat der wärmste Monat 19 Grad
Wärme und der kälteste Monat 11 Grad Kälte, das sind 30 Grad Unter-
schied. Bei uns ist der Unterschied zwischen dem wärmsten und kältesten Monat
vielleicht 15—20 Grad. Noch viel größer sind die Schwankungen zwischen
dem wärmsten und kältesten Tage oder zwischen der höchsten und tiessten
Temperatur. Diese steigen bis auf 50—70 Grad und mehr. Moskau hat
dieselbe Januarkälte wie Haparanda, aber dieselbe Juliwärme wie Paris. Die
Winter Petersburgs sind nur wenig kälter als die Astrachans, die Winter Arch-
angels nicht viel kälter als die Orenburgs. Die Meere sind zu weit ent-
fernt, als daß sie das Binnenklima mildern könnten. Wir haben im Winter
vorherrschend westliche Winde, sie bringen Wärme von: Meere und Golfstrom.
Sie sind am wärmsten an den englischen, französischen, holländischen, deut-
schen, dänischen und norwegischen Küsten. Je weiter sie nach Osten gelangen,
desto mehr haben sie ihre Wärme verloren; endlich sind sie bis unter den
Nullpunkt abgekühlt. Je weiter wir nach dem östlichen Rußland kommen,
desto kältere Winter und desto niedrigere Temperaturen gibt es da. Wenn
aber das Quecksilber auf 30 bis 40 Grad fällt und endlich erharrt, dann
heißt es seine Nase und seine Ohren nebst den Füßen und Händen in acht
nehmen. Es gibt tm nordöstlichen Rußland manchen Bezirk, wo es kaum
einen erwachsenen Menschen gibt, der nicht schon seine Nase oder seine Ohren
einmal erfroren hätte. Da reibt man sich die frierenden Glieder mit Schnee;
die Bekannten rufen sich beim Vorübergehen zu: „Väterchen, Eure Nase!"
Da wundern wir uns rächt, wenn man vielfach nicht bloß Doppelfenster hat,
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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X. Das Kaiserreich Rußland.
151
sogar mehr. In den günstigeren Bezirken baut man auch Tabak, Mais und
Wein an.
Die Viehzucht Rußlands ist sehr bedeutend, denn die wiesenreichen
Niederungen und die Grassteppen wie auch die feuchten Bezirke in Finnland
und Polen, sowie in den Ostseeprovinzen und Mittelrußland eignen sich be-
sonders für die Viehhaltung. So hat Rußland den größten Viehbestand unter
allen Reichen Europas. Sehr stark ist die Pferdezucht; das russische Pferd
ist zwar klein, aber ausdauernd; in den weiten Gebieten ist der Bewohner
vorwiegend auf das Pferd angewiesen. Gab es ehemals doch wenig Wege,
mußte man sich doch in der Regel dem Rücken eines Pferdes anvertrauen.
In Deutschland gibt es beinahe fünfmal mehr Rindvieh als Pferde, in Ruß-
land kommen 2 Pferde auf 3 Rinder. Rußland hat im Verhältnis zur Be-
wohnerzahl nicht mehr Rinder als wir; dennoch kann es Butter und Fleisch
und Leder entbehren und ausführen. Hieraus sehen wir, daß der Russe nicht
so viel Fleisch und Butter ißt wie der Deutsche; er hat sehr viel Fastentage.
Schweine hat Deutschland sogar doppelt so viel als Rußland. Das hängt
mit dem geringen Anbau der Kartoffeln zusammen. Um so mehr hält Ruß-
land Schafe und Ziegen und Geflügel. Auch die Fischerei und Jagd
liefert vielen Menschen Fleischnahrung. Sind doch die russischen Flüsse noch
ungemein fischreich, denn sie werden nicht durch giftige Abwässer aus
Fabriken verseucht. Die Russen essen sehr viel Fische; sie haben lange Fasten-
zeiten, wo sie nur auf Fischkost angewiesen sind. Man bezieht daher noch
Fische vom Auslande.
Der Wald bedeckt einen Raum, der fast viermal so groß wie Deutschland
ist. Welch ein Riesenwald wäre das, wenn alle Wälder Rußlands einen ein-
zigen zusammenhängenden Wald bildeten! Doch ist der Wald sehr ungleich
verteilt; der hohe Norden und der Süden haben gar keinen Wald; das Gebiet
der Schwarzen Erde ist sehr waldarm; aber im nordrussischen Waldgebiete
steigt der Waldanteil aus zwei Drittel bis vier Fünftel. Die Ausnutzung der
Wälder ist noch recht mangelhaft. Man pflegt sie nicht ordentlich und sorgt
vielfach gar nicht für eine regelrechte Neuanpflanzung. Jeder schlägt im
Gemeindewald so viel Holz, als er braucht. Es wird viel mehr Wald nieder-
geschlagen, als es gut ist. Man verwendet in Rußland viel mehr Holz zum
Heizen als bei uns; viele Gegenden heizen nur mit Holz, selbst die Loko-
motiven verwenden viel Holz. Wenn die Waldverwüstung so weiter geht, dann
wird der russische Waldreichtum stark zurückgehen. Gegenwärtig aber kann
Rußland noch ungeheure Holzmengen ausführen, vor allem das waldreiche
Finnland.
15. Rußlands Bodenschätze.
Die Tiefländer enthalten in der Regel wenig Bodenschätze. Ihr Boden
ist angeschwemmt; das Urgestein aber ist tief hinabgesunken. So ist es auch
in Rußland. Dennoch ist es nicht gänzlich arm an Bodenschätzen. Reich ist
vor allem der mittlere Ural, doch gibt es auch im Innern einige Bezirke, die
Kohlen oder Erze oder Salz enthalten. Steinkohlen finden sich be-
sonders zwischen Don und Dnjepr nicht weit von Rostow und Taganrog,
ferner in Polen, südlich von Moskau und am Ural. Doch ist die Ausbeute
für das gewaltige Reich viel zu klein. Selbst das kleine Belgien fördert mehr
Steinkohlen als das große Rußland. Darum muß es so viel Holz verfeuern
oder Kohlen einsühren. Eisenerze werden meistens in der Nähe der
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Extrahierte Ortsnamen: Finnland Polen Europas Deutschland Deutschland Deutschland Finnland Rußland Rostow Polen Moskau
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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X. Das Kaiserreich Rußland.
Kohlenlager gefunden. Roheisen gewinnt es etwas mehr als Österreich-Un-
garn und etwas weniger als Frankreich. In Kohlenförderung und Roheisen-
gewinnung wird Rußland von Deutschland vielmal übertroffen. Dafür ist
seine Ausbeute an G o l d sehr beträchtlich; der Ural liefert gegen 10 000 kg
Gold im Jahre. Damit übertrifft es selbst Österreich-Ungarns Goldausbeute
um das Dreifache. Das wertvolle Platin wird fast ganz allein im Ural
gefunden. Das ist ein wichtiger Vorzug Rußlands; denn alle andern Länder
müssen das Platin von ihm kaufen. Zink-, Kupfer - und Silber-
erze werden nur in ziemlich geringen Mengen gefunden, Bleierze fast
gar nicht. Aber an Salz fehlt es nicht; es wird teilsaus Bergwerken, teils
aus Solen, teils aus Strandseen und Salzseen in den Steppen gewonnen.
Wichtig ist, daß der Kaukasus reich an S t e i n öl ist. Kein Staat in Europa
gewinnt so viel Steinöl wie Rußland, nämlich über 10 Mill. t im Jahre.
Man verwendet sehr viel ungereinigtes Erdöl als Heizöl; sonst könnte Ruß-
land noch mehr Brennöl ausführen.
16. Rußlands Industrie.
Rußland ist vorwiegend ein landwirtschaftlicher Staat und wird dies auch
immer bleiben. Ihm fehlen ja die reichen Kohlen- und Eisenvorräte. Den-
noch haben einige große Gebiete bereits eine nicht unbedeutende Industrie.
Der Flachs- und Hanfbau rief die Leinweberei ins Leben. Die große Schaf-
zucht gestattet die Wollweberei. Dazu gesellte sich in neuerer Zeit das Baum-
wollgewerbe. So beschäftigt Rußland bereits mehr Spindeln als Frankreich
(9 gegen 7 Mill.). Lodz und Tula, Polen und Mittelrußland, sind
die wichtigsten Webereibezirke.
Neben der Weberei spielt das Eisen- und Metallgewerbe noch eine wich-
tige Rolle z. B. in Warschau, Moskau, Tula usw. Berühmt ist die
Gerberei; sie liefert uns das haltbare Juchtenleder, das mit Birkenteer be-
handelte Leder. Da Rußland viel Talg und Fett erzeugt, ist die Talg-, Lichter-
und Seifenherstellung ziemlich verbreitet. Daneben stellen die Zurichtereien
kostbares Pelzwerk her. Das Holzgewerbe blüht in den waldreichen Land-
schaften. In Seestädten gibt es Schiffsbauanstalten, wie in Odessa, Libau,
Riga, Reval usw»
Die russische Industrie hat allerdings mit mancherlei Schwierigkeiten zu
kämpfen. Es fehlte von jeher an tüchtigen Handwerkem und Unternehmern.
Sie wurden zumeist aus dem Ausland, aus Deutschland, Österreich, Frankreich
usw. herbeigezogen. Aus Deutschland stammen auch zumeist die Leiter, die
Werkmeister, die Vorarbeiter der Fabriken. Darum finden wir in allen großen
Städten Rußlands viele Deutsche, in Lodz z. B. gegen 100 000. Die russi-
schen Arbeiter verlassen im Sommer die Fabrik, um ihre Felder zu bestellen.
Damm stehen im Sommer viele Fabriken still. Nachteilig sind auch die zahl-
reichen Feiertage. Rußland verehrt viele Heilige: es vergeht kaum eine
Woche ohne einen besonderen Feiertag. Das stört und hindert die Arbeit
in den Fabriken. Den russischen Bauer stören sie in seiner Arbeit weniger;
er plagt sich so wie so nicht zu sehr. Die russischen Arbeiter sind noch nicht
recht geschult; sie wechseln zu oft die Arbeit. Sie erhalten zwar sehr wenig
Lohn, leisten dafür auch wenig. Deswegen kann die mssische Industrie noch
keine hochfeine, gediegene Arbeit verrichten. Sie vermag den einheimischen
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Extrahierte Personennamen: Reval
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Europa Frankreich Lodz Tula Polen Warschau Moskau Tula Odessa Libau Riga Deutschland Frankreich Deutschland Lodz