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1. Vaterländische Geschichte - S. 2

1900 - Berlin : Nicolai
2 f 2. Peutschkands früheste Weschaffenßeit. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland ein rauhes, unfruchtbares Land. Dunkle Wälder und ausgedehnte Sümpfe, oft alte, verlassene Flußläufe, bedeckten weite Strecken. Die Sonne vermochte nicht das Walddickicht zu durchgingen. Feuchte Nebel lagerten über der Erde und machten den Tag zur Nacht. Das Klima war rauh. — Auf dem urbar gemachten Boden wurden Gerste, Hafer, Flachs, Rüben und Rettiche angebaut. Der Wein wurde erst von den Römern eingeführt und heimisch gemacht. Der große Reichtum an edlen Metallen war noch unbekannt. Um den Besitz neu entdeckter Salzquellen führten heimische Stämme oft Krieg. Grasreiche Weiden boten Pferden und Rindern reichliche Nahrung. Den größten Reichtum bildeten jedoch die Wälder. In ihrem Dunkel bargen sie zahlreiche Jagdtiere, die längst verdrängt oder ausgerottet sind: Bären, Auerochsen, Elentiere und starke Raubvögel. Gegen sie zog der freie Deutsche in Zeiten des Friedens aus, um Mut und Kampflust zu stillen und für sich und die Seinen Nahrung und Kleidung zu beschaffen. t 3. J)ie Niederlassungen. Zusammenhängende Dörfer oder gar Städte gab es in unserem Vaterlande noch nicht. Unsere Altvordern wohnten gern in einsamen Höfen, inmitten ihrer Ackerfelder. Solch ein umzäuntes oder von einem Wall umgebenes Gehöft war aus unbehauenen Baumstämmen erbaut, die Riffe und Öffnungen wurden notdürftig mit Sehnt und Moos ausgefüllt, die Dächer mit Schilf oder Stroh bedeckt. Das Innere bildete einen einzigen Raum ohne Zwischenwand. In der Mitte lag meist ein großer ausgehöhlter Stein, der den Herd, den geweihten Ort des deutschen Heimes, bildete. Am Herde war der Sitz der Hausfrau; über dem Herdfeuer gelobten sich die Freunde gern Treue; hier saß man auch im friedlichen Verein, um den Erzählungen der Alten zu lauschen. Fenster fehlten. Zum Entweichen des Rauches befand sich im Dache eine verschließbare Öffnung. Als äußerer Schmuck des Hauses fielen dem Fremden die Pferdeköpfe auf, die Überreste der dem Wodan geweihten Opfertiere. Neben dem Wohnhause lagen gewöhnlich Speicher. Stallung und Keller. Um das Haus herum dehute sich das dem Freien gehörige Acker-, Wiesen- und Waldland aus. Die benachbarten Höfe schlossen sich zu einer Dorfgemeinschaft oder Markgenossenschaft zusammen. Das zwischen den Höfen gelegene herrenlose Weide- und Waldland wurde als Gemeinbesitz (Allmend) von allen benutzt; der Grundbesitz der einzelnen Familie, das Eigengut, hieß Allod.

2. Vaterländische Geschichte - S. 4

1900 - Berlin : Nicolai
Kopfhaut eines Urs mit den Hörnern. Durch wilden Schlachtgesang wurde der Kampf eingeleitet. Gewöhnlich schloffen sich die Krieger nach ihrer Verwandtschaft zusammen; die Stärksten kämpften in den vordersten Reihen. Ihr Mut war unbesieglich. In der Hitze des Gefecht» verzichteten sie auf jede Schußwaffe und warfen sich bloßen Seines auf den Feind. Treu waren sie ihren Genossen, tren dem Führer; den letzteren im Stiche zu lassen, galt als die größte Schande. Eigenartig wurden ihre Kriegszüge oft dadurch, daß sie mit Weib und Kind in die Ferne zogen. Alsdann nahmen nicht selten auch die Frauen am Kampfe teil, feuerten die weichenden Männer zu neuem Vorgehen an und ergriffen zuletzt selbst die Waffeu, um streitend mit den Ihrigen zu sterben. f 5. Innere Eigenschaften. Erziehung der Kinder. Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit gegen Freund und Feind waren die hervorstechendsten Eigenschaften unserer Vorfahren. „Hier hast Du meine Hand darauf", sagte man zur Bekräftigung der Rede, und der Handschlag galt soviel als ein Eidschwur. Daneben rühmt man allgemein an den alten Germanen ihre Keuschheit, ihre Verehrung der Alten und der Frauen, ihre Frömmigkeit und Gast-fteuudschaft. Die letztere erstreckte sich nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf Fremde. „Einem Menschen das schützende Obdach zu verweigern, gilt als gottlos." Dem Scheidenden wurden in der Regel Geschenke überreicht. Waren in einem Hause die Vorräte aufgezehrt, so begab sich der Besitzer mit seinem Gaste zum Nachbar, und beide wurden mit Freudeu aufgenommen und bewirtet*). Aber auch abstoßende Laster wohnten unseren Vorfahren imte. Sie lagen gern müßig auf der Bärenhaut, berauschten sich an Bier und Met und gaben sich dem Würfelspiel mit solcher Leidenschaft hin, daß sie nicht nur sich selbst und ihr Hab und Gut, sondern auch Weib und Kind auf einen Wurf setzten. Ihre Treue aber bewährte sich auch bei dem verhängnisvollen Spiel. Wer seine Freiheit verloren hatte, der ließ sich ohne Widerstreben das Haar scheren und Zog mit Weib und Kind in die Knechtschaft. Die Erziehung der Kinder lag anfangs ganz in der Hand der Mutter. Sie hielt die Kleinen zu Sittsamkeit und Wohlanständigkeit an, erzählte ihnen von den Göttern und Helden und sang ihnen die alten deutschen Weisen vor. Früh nahm die heranwachsende Tochter teil an den Geschäften der Haushaltung, der Sohn aber wurde vom Vater in allen Leibesübungen (im Reiten, *) Lied: „Ich hab' mich ergeben" von Maßmann.

3. Vaterländische Geschichte - S. 53

1900 - Berlin : Nicolai
53 erschien er in Erfurt vor dem Kaiser und bat um Gnade. Mit Thränen in den Augen gedachte Friedrich ihrer einstigen Freundschaft und vor allem der Stunde, da ihm Heinrich das Leben rettete. Gern hob er die Achtserklärung auf. Seine Länder freilich, die schon an treue Vasallen des Kaisers verteilt worden waren, konnte und wollte er ihm nicht zurückgeben. Bayern besaß jetzt der treue Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch jetzt in dem Lande regieren. Nur seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg wurden ihm wieder zugesprochen. Drei Jahre lebte Heinrich in der Verbannung (in England), dann kehrte er gebrochen nach seiner Heimat zurück. d) Eine Reichsversammlung. Nachdem der Kaiser in seinem ausgedehnten Reiche zur Ruhe gekommen war, waltete er im Frieden der Reichsregierung. Der höchste Glanz der hohenstaufischen Zeit entfaltete sich auf einer Reichsversammlung in Mainz zu Pfingsten 1184. Die Veranlassung zu diesem glänzendsten Feste der Ritterzeit gab die Wehrhaftmachnng oder Schwertleite der beiden ältesten Söhne des Kaisers, Heinrich und Friedrich. Der größte Herrscher des Abendlandes thronte da in seiner Macht und Herrlichkeit inmitten der höchsten weltlichen und geistlichen Fürsten. Er selbst erteilte seinen Söhnen den Ritterschlag, beteiligte sich auch an den Ritterspielen und ritt in die Turnierschranken. Seine zweite Gemahlin Beatrice, durch ihre Schönheit ausgezeichnet, wohnte dem Feste als Königin der Schönheit bei. Die Zahl der versammelten Ritter, die das Gefolge der Fürsten bildeten, wird auf 70 000 angegeben. So trat au diesem Tage die ganze Machtfülle des Reiches zur Erscheinung. In jener Zeit war die Machtstellung Deutschlands nach außen noch nicht erschüttert. Böhmen war deutsches Reichsland. Italien und Polen erkannten die deutsche Oberherrschaft an. Wie die Machtfülle des Reiches, so entfaltete sich auf jener staufischen Pfingstfeier auch der Glauz des Ritterstandes. (S. S. 61 u. ff.) t e) Friedrich Barbarossas Kreuzzug und Tod. Im Jahre 1190 unternahm Friedrich einen Kreuzzug, um Palästina und Jerusalem ans den Händen des Sultans Saladin zu befreien. Mit einem großen Heere zog er durch Ungarn, zwang den griechischen Kaiser, ihm den Durchgang zu gestatten, und marschierte unter unsäglichen Mühsalen durch Kleinasien*). Glücklich hatte das Kreuzheer eine große türkische Armee geschlagen, da verbreitete sich plötzlich die Kunde, der Kaiser sei gestorben. Bei dem Übergang über den Saleph war er *) Gedicht: „Schwäbische Kunde" von Uhland. t

4. Vaterländische Geschichte - S. 54

1900 - Berlin : Nicolai
f 54 in den reißenden Fluten des Flusses ertrunken. Tiefe Trauer erfüllte das gesamte Heer. Viele kehrten entmutigt um und brachten die Trauerkunde nach Europa. Im Reiche mochte man gar nicht an den Tod des geliebten Kaisers glauben. In den späteren Zeiten der Ohnmacht Deutschlands sehnte man seine Wiederkehr herbei; denn er galt neben Karl dem Großen als der mächtigste aller Herrscher. Allmählich bildete sich die Sage aus, Barbarossa sei nicht gestorben, sondern ruhe verzaubert in der Kyffhäuserburg. Einst werde er wiederkommen, um das deutsche Reich in seiner alten Herrlichkeit wieder auszurichten*). In neuester Zeit schmückt das Denkmal des Kaisers Wilhelms I., der den Bann löste, den Kyffhäuserberg. Xv. Bedeutung und Folgen der Römer- und Kreuzzüge. a) J)ie Wömerzüge. Otto I. erneuerte das von Karl dem Großen begründete abendländische Kaisertum, und von nun an blieb die Kaiserwürde bei den deutschen Königen. Das Recht, die Kaiserwürde zu verleihen, nahmen die Päpste für sich in Anspruch; es wurde ihnen aber von den deutschen Königen stets bestritten. Letztere zogen nach Rom, um zu ihrer hohen Würde die kirchliche Weihe zu erlangm; aus dem Wege dahin fand in Pavia die Krönung mit der lombardischen Krone statt. Da mancher Widerstand zu überwinden war, zogen die deutschen Könige in der Regel mit einem stattlichen Heere über die Alpen. Der Kaiserwürde wurde eine hohe Bedeutung beigelegt: es verband sich damit die Schirmherrschaft über die abendländische Kirche und die Oberlehnsherrschaft von Rom. Sie befestigte im deutschen Volke den Gedanken, daß es das erste Volk der Christenheit und sein Kaiser unter allen christlichen Herrschern der erste sei. Rom war kaiserliche Reichsstadt, und ihre Münzen trugen des Kaisers Bildnis. Die Verbindung Italiens mit Deutschland hat letzterem freilich viel Not gebracht. Italien mußte fast von jedem Könige, der nach der Krone strebte, erst unterworfen und insbesondere der Widerstand der Päpste gebrochen werden. Viele von denen, die an den Zügen teilnahmen, sahen das deutsche Vaterland nicht wieder. Wen das Schwert verschonte, den raffte oft die Seuche dahiu. Aus diesem *) Die Sage bezog sich ursprünglich auf Barbarossas Enkel Friedrich Ii. und wurde erst später auf ihn selbst übertragen. Gedicht: „Barbarossa" von Fr. Rückert.

5. Vaterländische Geschichte - S. 6

1900 - Berlin : Nicolai
des Gottes zurück. Als Gott des befruchtenden Gewitters war er der Förderer des Feldbaues. Ihm zu Ehren loderten um Johannis ganze Stöße von Eichenholz auf, und bekränzte Stiere wurden auf den Opfersteinen geschlachtet und beim Opfermahl verzehrt. Besondere Ehre wurde dem einhändigen Kriegsgott Ziu(Tyr) dargebracht, dem der dritte Wochentag geweiht war. Er nahm selbst am Kampfe teil, beschützte seine Freunde und brachte Tod und Verderben in die Reihen der Gegner. — Der lichte Sonnengott Freyr, der Bruder der Freya, gebot über Sonnenschein und Regen. An ihn wandten sich unsere Altvordern, wenn sie um Fruchtbarkeit und Frieden baten. Auch an einem bösen Gott, Loki genannt, fehlte es unseren Vorfahren nicht. Er verursachte den Tod des jugendlichschönen Baldur, des Lieblings der Götter, und wurde dafür an einen zackigen Felsen geschmiedet. Im Naturlauf sah man den Kampf beider abgebildet. War der Frühlingsgott überwunden, so erstarb alles Leben in der Natur, der Winter brach herein; errang er die Oberhand, so sproßte frisches Grün hervor, der Frühling hielt seinen Einzug. Die Gottesverehrung. Tempel und Götzenbilder hatten die Deutschen nicht. Ihr Götterdienst vollzog sich oft des Nachts zur Zeit des Neu- und Vollmondes. Der Versammlungsort war der in heiligen Hainen, an einer Quelle oder auf einer Bergesspitze gelegene Opferplatz. Im Dunkel der Haine und Wälder erhob sich der eingehegte und durch Wächter beaufsichtigte Altar, auf dem von einem Priester die Opfertiere der Gottheit dargebracht wurden. Auch Menschenopfer kamen vor, besonders Gefangene mußten den Opfertod erleiden; aus ihrem Blute weissagten die Priesterinnen. Wie die Köpfe der Opfertiere, so wurden auch die der geopferten Menschen an den umstehenden Bäumen aufgesteckt. An das Opfer schloß sich ein gemeinsames Opfermahl. Gute und böse Mächte in der Natur. Mit ihnen bevölkerten die alten Deutschen das Innere der Erde, die Luft und das Wasser. In der Tiefe der Erde wohnten die Zwerge und sammelten und hüteten große Schätze. Auf fernen Bergen hausten die Riesen, meist Göttern und Menschen feindlich gesinnt. Letzteres galt auch von den Schwarzelfen, während die Lichtelfen, die Feen, kleine lichte, schöne Wesen, im Dienste der Götter standen und gut und hilfreich gegen die Menschen waren.*) Unter den Meergottheiten stand Ägir. der *) Vergl. „Erlkönig" von Goethe. — Dornröschen. Schneewittchen.

6. Vaterländische Geschichte - S. 56

1900 - Berlin : Nicolai
Entwürfe gemacht und nach der Rückkehr in die Heimat ausgeführt. Die Dichtkunst erhielt neue Stoffe und Formen. Die Heldenthaten der Kreuzfahrer wurden von Minnesängern in ihren Liedern gefeiert. — Alle Stände, nicht nur die damaligen Vertreter der Wissenschaft (Priester und Mönche) und der Dichtkunst (Ritter), er-hielten Anregung und Förderung. Auch im Bürgerstande regte sich bei den gesteigerten Ansprüchen des Lebens das Streben nach höherer Bildung, deshalb wurden in den Städten Schulen eingerichtet, in denen das Wichtigste fürs Leben — Lesen, Schreiben, Rechnen — gelehrt und gelernt wurde. 3. Haudel und Gewerbe nahmen durch die Verbindung mit dem Morgenlande einen lebhaften Aufschwung. Das Morgenland (Arabien, Indien) war reich an Erzeugnissen aller Art, die im Abendlande nicht hervorgebracht werden konnten (z. B. an Zucker, Kaffee, Reis, Gewürzen, Edelsteinen, Teppichen, seidenen und wollenen Geweben, pelzen, Holzarten). Nachdem sie die Abendländer kennen gelernt hatten, war es ganz natürlich, daß sie sehr begehrt wurden. Nur auf dem Wege des Handels konnten sie gewonnen werden. Dagegen bezog das Morgenland vom Abendlande allerlei Erzeugnisse des Gewerbfleißes (z. B. böhmische Gläser, Nürnberger Kurz- und Spielwaren, sächsische Tuche, Bernstein von der preußischen Ostseeküste). ^ So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr, der dnrch die italienischen Städte (Genua, Venedig it. ct.) vermittelt wurde. Weiter nach Norden ging der Handel über Straßburg. Augsburg, Ulm, Regeusburg 2c. Deutschland war Durchgaugsland für den Handel mit den nordischen Völkern. Der Reichtum und die Macht mancher Städte wurde sprichwörtlich. (Später entstand das geflügelte Wort: „Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Venediger Macht, Augsburger Pracht, Ulmer Geld regiert die Welt.") 4. Durch die Einfuhr und der: Gebrauch jener Erzeugnisse wurde eiue große Veränderung in der bisherigen Lebensweise herbeigeführt. Weil die Bürger durch deu Handel Geld in die Hände bekamen, konnten sie sich das Leben angenehm machen (z. B. die Stubeu mit kostbaren Möbeln, Teppichen, Tapeten und Bildern schmücken). Die Gewerbtreibenden fanden daher leicht Absatz für ihre Erzeugnisse, für die auch im Morgenlande die Nachfrage zunahm. _ 5- Die Hebung des Bauernstandes knüpfte sich an die päpstliche Bestimmung, daß durch die Teilnahme an dem Kreuzzuge die Befreiung von der Hörigkeit erlangt wurde. Auch der Tod ihres Herrn auf der „lieben Reise" setzte die Bauern vielfach in Freiheit. Die

7. Vaterländische Geschichte - S. 58

1900 - Berlin : Nicolai
58 auf dem Markte zu Neapel widerrechtlich enthauptet (1268*). Den herzlosen Bedrücker aber verjagten nach nicht ganz zwei Jahrzehnten die Sizilianer in blutigem Aufstande. 2. Aas Irvischenreich. (1254—1273.) Während „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" herrschten im Reiche die trostlosesten Zustände. Die Wahlfürsten scheuten sich selbst nicht, die deutsche Krone für Geld an Fremde auszubieten. Die wehrlosen Bewohner des Reiches waren ganz der Raublust des Adels anheimgegeben: die Faust, d. i. die Gewalt, schuf das Recht. Der Gottesfriede, wonach vom Donnerstag bis Freitag die Waffen ruhen sollten, wurde nicht mehr gehalten. Friedensstätten, an denen der Besiegte Schutz fand (Kirche, Friedhof), gab es nicht mehr. Unzählige Fehden vernichteten den Wohlstand des Landes. (S. S. 60 u. ff.) In dieser Zeit der Ohnmacht des Königtums (Zeit des Faustrechts) erhob sich segensreich die Macht der Städte. Durch Bündnisse schützten sie das Recht, den Handel und den Frieden des Landes gegen die Übergriffe des Adels. Auch der Handel und das Handwerk waren bewehrt. Es herrschte ein allgemeinerkriegsstand. Zwischen Fürsten und Städten, Adel und Bürgertum, Ritter und Kaufmann bestanden während des ganzen Mittelalters Fehden. Fluß- und Landstraßen waren mit steten Gefahren erfüllt. — Die Rechtsverhältnisse suchten die Femgerichte zu bessern. (S. S. 66, sowie 71 u. ff.) 3. Kotonisationsöestreöungen. 1. Die Gabe der Deutschen, verödete Landstriche zu kolonisieren, hat sich überall und jederzeit bewährt, niemals aber glänzender, als bei der Besiedelung des Ostens. Deutsche Bildung und Gesittung verbreiteten sich zunächst durch Albrecht den Bären über Brandenburg.*0) Gleichzeitig mit Albrecht aus dem Hause Askanien hatte Heinrich der Löwe deutsche und christliche Bildung über die Elbe, und zwar nach Norden, getragen, indem er seine Herrschaft über die slavischen Volksstämme in Pommern und Mecklenburg ausdehnte. Durch Herbeiziehung fremder Kolonisten, durch Hebung des Handels und Gewerbfleißes, durch Anlegung von Städten und Bistümern stieg sein Land in der kurzen Zeit bis zu seinem Sturze zu hoher Blüte. 2. Durch die Kolonisationsbestrebungen des 13. und 14. Jahrhunderts wurden neue große Landstriche für die deutsche Kultur gewonnen; sie tragen aber einen anderen Charakter als die früheren. Allen Eroberungen vom 10. bis 12. Jahrhundert, so verschieden auch *) Gedicht: „Barbarossas erstes Erwachen" vonfreiligrath. **) S.s. 115—117.

8. Vaterländische Geschichte - S. 10

1900 - Berlin : Nicolai
10 mit Hab und Gut, mit Weib und Kind an der Grenze des römischen Reiche^ erschienen, um sich neue Wohnsitze zu erkämpfen. Zuerst schlugen sie die Römer in mehreren blutigen Schlachten, so daß die Hauptstadt des römischen Reiches wegen der Gefahr der Zerstörung erzitterte. Allein die Sieger wandten sich nach Frankreich und ließen dem römischen Feldherrn Marius Zeit, sich ein neues, schlagfertiges Heer auszubilden. Als sie nach Jahren versuchten, sich in Italien niederzulassen, unterlagen sie der Kriegskunst des römischen Feldherrn, ^m südlichen Frankreich wurden die Teutonen, im nördlichen Italien die Cimbern trotz tapferster Gegenwehr völlig besiegt und fast gänzlich vernichtet. 3. Arusus und Möerirrs. In der Folgezeit setzten es sich die Römer zur Aufgabe, das germanische Land jenseits des Rheines und der Donau von ihren festen Plätzen aus in ihre Gewalt zu bringen. Der Statthalter Drusus überschritt die Weser und gelangte bis zur Elbe*). Mehr als mit Gewalt erreichte Tiberius durch List. Schon boten viele germanische Jünglinge den Römern ihre Kriegsdienste an, ja einzelne Stämme scheuten sich nicht, mit den Römern in offene Bunbesgenoffenschaft zu treten. Dabei gewöhnten sie sich an Bebürfnisse und Bequemlichkeiten, die sie allein bnrch die Nachbarn beliebigen konnten; römische Sprache mtb Sitte, römisches Recht und die römische Weise der Kriegssühruug bürgerten sich allmählich bei vielen beutscheu Stämmen ein. t Warus. Zur Zeit der Geburt Christi scmbte der Kaiser Augustus den Varus als Statthalter in das deutsche Laub. Letzterer richtete sogar im Innern des Landes feste Stanblager ein. Sein Streben ging bahin, die freien Germanen ganz zu Römern zu machen; sie mußten ihm Abgaben entrichten, sollten römische Sprache und römische Sitte annehmen und ihre Vergehen nach römischem Rechte und in römischer Sprache aburteilen lassen. Zum Zeichen, daß er Herr über Leben und Tod sei, ließ er bei seinen Aufzügen Beil und Ruteubünbel vor sich hertragen. t Kermann der Wefreier. Tief empfanben die freiheits- liebenbcn Deutscheu die Schmach, keiner fühlte sie mehr als der tapfere, kluge Cheruskerfürst Hermann (Armin). Im römischen Dienste hatte er gleich anberen germanischen Jünglingen die römische Kriegskunst erlernt und sich das römische Bürgerrecht und die Ritterwürbe erworben, jeboch nicht aufgehört, sein Vaterlanb herzinnig zu lieben. Lange schon trug er sich mit dem Gebanken, es von *) Gedicht: „Drusus' Tod" von Simrock.

9. Vaterländische Geschichte - S. 11

1900 - Berlin : Nicolai
der römischen Herrschaft zu befreien. Seiner Begeisterung für die gute Sache gelang e§, alle Nachbarstämme zu einem geheimen Bunde zu vereinigen. Alle Fürsten und Edelinge gelobten, nicht zu ruhen und zu rasten, bis sie die Römer von dem deutschen Boden vertrieben und die deutsche Ehre wiederhergestellt hätten. Nach allen Seiten wurde der Plan zur Befreiung in der Stille erwogen und mit Hingebung und Ausdauer durchgeführt. •j- 6. pie $<fjsad)t im Feuloburger Walde. 9 n. Ghr. Durch die Nachricht, ein deutscher Volksstamm habe sich empört, wurde der nichts ahnende Varus in ein unwegsames Waldgebirge, den Teutoburger Wald, gelockt, ja sogar von Hermann und seinen Scharen dahin begleitet. Unter Sturm und Regen, sowie durch die schlechten Wege hatten die Römer schon in den ersten Tagen oiel zu leiden. Endlich brachen die bewaffneten Germanen von allen Seiten aus dem Walde hervor. „Jeder Busch ward lebendig." Zwar wurde sofort der Rückzug angetreten; unterwegs lichteten sich jedoch die Reihen der Römer mehr und mehr. Als es zuletzt zum offenen Kampfe kam, zeigte es sich, daß die Römer zu einem erfolgreichen Widerstände unfähig waren. Die Niederlage, die sie erlitten, war so furchtbar, daß uur wenige Flüchtlinge den Rhein erreichten, um den Ihrigen die Unglücksbotschaft zu überbringen. Schon vor der Entscheidung stürzte sich Varus in sein eigenes Schwert. In Rom aber ergriff aufs neue der Schrecken vor den „Barbaren" die Gemüter. Der Kaiser Augustus brach in die laute Klage aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Die Deutschen jedoch, zufrieden, ihr hohes Ziel erreicht zu haben, kehrten ruhig in ihre Heimat zurück. Seit der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches erhebt sich auf der Grotenburg im Teutoburger Walde, nahe bei Detmold, zur Erinnerung an den Freiheitskampf und an den Befreier das Hermannsdenkmal. Weit schaut es in die Lande, alle Stämme zur Einigkeit mahnend. Die Schwertesinschrift lautet: „Deutsche Einigkeit meine Stärke, Meine Stärke Deutschlands Macht." t 7. Ausgang. Die Deutschen damaliger Zeit waren trotz der trüben Erfahrungen von der Erkenntnis dieser Wahrheit noch nicht durchdrungen. Als nach längerer Zeit ein römisches Heer erschien, um die Niederlage zu rächen, standen sie zwar zu Hermann; zuletzt aber wurde er von den meisten seiner früheren Anhänger verlassen. Seine Gattin Thusnelda wurde mit ihrem Sohne nach Rom in die Gefangenschaft geführt. Die Römer hatten indes die Deutschen

10. Vaterländische Geschichte - S. 12

1900 - Berlin : Nicolai
12 soweit kennen gelernt, daß sie die Unmöglichkeit ihrer Unterwerfung einsahen. Zu ihrer eigenen Sicherheit befestigten sie ihre Besitzungen am Rheine und an der Donau; zwischen beiden Flüssen errichteten sie einen mit Türmen und Gräben versehenen Grenzwall. — Hermann hörte nicht auf, an der Befestigung der Macht und Einigkeit der germanischen Stämme zu arbeiten, wurde aber früh von widerstrebenden Häuptlingen aus Eifersucht ermordet. So fand der Befreier Deutschlands, dessen Namen alle Vaterlandsfreunde stets feiern werden, ein schmachvolles Ende. Iii. Germanen auf der Wanderung. 1. Kriedtiche Einwirkungen Woms. Innerhalb der erwähnten Befestigungslinie entstand eine Reihe blühender Städte. In ihnen fand römische Bildung allgemein Eingang. Die Ufer des Rheins wurden mit Reben bepflanzt, edle Obstarten und bisher unbekannte Gartenfrüchte angebaut. Handelsstraßen durchschnitten das Land. Durch ihre Handelsbeziehungen blieben auch die Deutschen jenseits des Grenzwalles mit den Römern unausgesetzt in Berührung. Vor allem aber trug der andauernde Söldnerdienst dazu bei, römische Art und römische Kriegskunst zu verbreiten, aber auch die Begehrlichkeit nach den Schätzen Italiens wachzuhalten. 2. Wökkeröündnisse. Die Überzeugung, daß nur Einigkeit stark rnacht, brach sich mehr und mehr Bahn. Schon nach zwei Jahrhunderten sind die zahlreichen Gaugenofsenschaften zu großen Völkerschaften verschmolzen. Von Wanderlust getrieben, verlassen einzelne ihre Wohnsitze, um sich neue zu erkämpfen. In die von den Germanen verlassenen Gebiete rücken die Slaven nach und dringen allmählich bis zur Elbe vor. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts war Südwestdeutschland von den Alemannen, Mitteldeutschland (das Land an der Weser und Elbe) von den Sachsen und Thüringern, die Gegend am Niederrhein von den Franken, das Land zwischen der Weichsel und dem schwarzen Meere von den West-und Ostgoten bewohnt. 3. J)ie Kunnen. Im Jahre 375 drangen die Hunnen, ein wildes Nomadenvolk, von Asien her in Europa ein. Es war ein häßlicher Menschenschlag. Alle waren von kleinem, gedrungenem Körperbau, hatten eine braungelbe Gesichtsfarbe, schwarzes, struppiges Haar und kleine, stechende Augen. Durch Narben, die man den Kindern beibrachte, wurde der Bartwuchs verhindert. Von ihren
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