42 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Weg von Karnak nach dem % Stunde entfernten Fellahdorfe Luror
enthält zu beiden Seiten eine zahllose Menge von Sphynren (Symbol
der Königsgewalt), Thierbildern, Säulen u. s. w. Das Dorf Luror
ist ebenfalls auf eine Tempelrnine gebaut; seine 2000 Bewohner haben
sich auf den Decken und Gallerien des Tempels eingeniftet, welche dennoch
unbewohnt scheinen. Noch stehen 14 Säulen von 11 Fuß Durchmesser;
vor dem Thore stehen zwei Statuen von rosenfarbenem Granit und
ihnen gegenüber zwei Obelisken, 100 Fuß hoch, aber 30 Fuß im
Sande steckend; das kieselharte Gestein ist ganz mit Hieroglyphen bedeckt
und man muß über die Härte des Meißels staunen, der so festes Korn
angriff, so wie über die Maschinen und die Arbeit, welche erfordert wur-
den, solche ungeheure Massen aus den Steinbrüchen des östlichen Felsen-
gebirges auszumeißeln, zu heben und an den Ort ihrer Bestimmung zu
schaffen. Die Alten bewunderten ferner das Labyrinth, ein Gebäude
mit 12 bedeckten Höfen, deren Thore einander gegenüber standen, 6 gegen
Norden und 6 gegen Süden. Dasselbe zählte 1500 Gemächer über der
Erde, und ebenso viele unter der Erde, in welche Herodot aber nicht ge-
führt wurde, weil darin Begräbnisse waren. Wahrscheinlich war das Laby-
rinth eine Darstellung des jährlichen Sonnenlaufes durch die 12 Zeichen
des Thierkreises, und in eine obere und untere Hälfte getheilt, wie der
Himmelsbogen sich auch in der einen Hälfte über der Erde wölbt,
während die andere Hälfte unter der Erde ausgespannt ist. — Ein
großes Unternehmen war auch der See Möris, 15 Meilen im Umfange,
größtentheils durch Menschenhände gegraben; er war bestimmt bei der
Ueberschwemmung des Nil das überflüssige Wasser aufzunehmen, welches
später zur Bewässerung der Felder wieder abgelassen wurde, was eine
bedeutende Kenntniß im Wasserbau bei den ägyptischen Priestern voraus-
setzt. Das Alterthum schrieb diesen überhaupt Außerordentliches zu,
nicht bloß in der Astronomie und Geometrie, Geschichtskunde und gesetz-
geberischen Weisheit, sondern es glaubte dieselben im Besitze großer Ge-
heimnisse der Natur, durch die sie zaubern könnten, und man erzählte eine
Menge angeblich beglaubigter Beispiele. Dies erinnert sehr an die
Chaldäer, und wenn man ferner weiß, daß die Priester eine ziemliche
Anzahl Orakel in ihren Tempeln hatten, durch welche sie die Götter
zu den Menschen reden lassen konnten und wirklich jedesmal so reden
ließen, wie es der Priesterpolitik angemessen war, so müssen wir zugeben,
daß die ägyptischen Priester ihr Volk in vielen Dingen geflissentlich in
Unwissenheit erhielten. So war auch ihre öffentliche Schrift geheimniß-
voll; es ist dies die Hieroglyphen- oder Bilderschrift. Gewöhnlich wird
angenommen, daß die Bilderschrift der Anfang aller Schrift gewesen
sei; möglich wäre es, erwiesen ist es nicht, jedenfalls war die ägyptische
Bilderschrift nicht der Uebergang zur Buchstabenschrift, denn die Priester
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
360
Europa der dominierende Erdiheil.
legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National-
wohlstand zu ruinieren.
Europa der dominierende Erdtheil.
Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas
beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver-
mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in
unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und
damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue
Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung
in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und
Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer
Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer
neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig
wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner
asiatischen Macht mehr unterliegen können.
Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum
reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße
eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern,
daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der
die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den
Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen,
wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3
an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel
von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an-
dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach
Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30
Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen.
Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei-
den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung,
der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch
neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver-
schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die
Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien,
Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich
kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den
Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten;
die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines
mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig,
aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un-
glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit
die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Ostindien Amerikas Europas Europa Nordamerika Asiens Amerikas Afrikas Europa Amerika Ostindien Europa Amerika Europa Amerika Amerika Asien Afrika Europa Europa
38 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
Beispiele folgten in Norddeutschland die Bischöfe von Lübeck, Kamin
und Schwerin (ein junger mecklenburgischer Prinz) und selbst der Erz-
bischof von Mainz ließ die Reformation in Magdeburg und Halber-
stadt gewähren, weil er sie nicht hindern konnte und dabei eine nicht
unbedeutende Geldsumme herausschlug. Solche Triumphe in Deutschland
und die Fortschritte der Reformation in andern Ländern vereitelten die
Hoffnung des Kaisers, der immer noch an einem Vergleich zwischen den
Theologen arbeitete; so veranlaßte er 1540 ein Religionsgespräch
zu Worms, das 1541 zu Regensburg fortgesetzt wurde. Die
Katholiken, der päpstliche Legat Kontarini und der Dompropst Ju-
lius Pflug gaben so viel nach, daß sie mit Melanchthon in den vier
wichtigsten Punkten übereinkamen, aber weder Luther, der den Kurfürsten
von Sachsen auf seine Seite brachte, noch der Papst wollten von einer
derartigen Ausgleichung, welche die Unterschiede nur verhüllte und jeden-
falls nur zum Nachtheile der Katholiken ausgeschlagen wäre, etwas wissen,
und so zerrann die ganze Sache wieder (Regensburger Interim).
Als gleichzeitig das Bisthum Naumburg in Erledigung kam, wählte das
Kapitel den Julius Pflug zum Bischöfe, der Kurfürst von Sachsen aber
setzte den Lutheraner Amsdorf mit dem Gehalte eines Pfarrers zum
Bischöfe ein, den Luther ordiniert hatte (Januar 1542).
Zu gleicher Zeit war der Herzog Heinrich von Braunschweig-
Wolfenbüttel mit den schmalkaldischen Fürsten in einen heftigen Streit
gerathen, in dem sie in einer Weise gegen einander schrieben, welche
am besten bezeugt, wie entartet die fürstlichen Sitten in jener Zeit
waren, darum mögen die Titel der Gegenschriften hier einen Platz fin-
den. Der des kursächsischen Libells lautet: „Wahrhaftige, beständige,
ergründete, christliche und aufrichtige Verantwortung wider den verstock-
ten , gottlosen, vermaledeiten, verfluchten Ehrenschänder, bösthätigen
Barrabas, auch h... .süchtigen Holofernes, der sich Heinrich von Braun-
schweig nennt, und sein unverschämt kalphurnisch Schand- und Lügen-
buch." Heinrichs (des jüngern) Antwort: „Erhebliche, gründliche, wahr-
haftige, göttliche und christliche Quadruplik wider des gottlosen, ver-
ruchten, verstockten und abtrünnigen Kirchenräubers, vermaledeiten und
boshaften Antiochi, Novatiani, Severiani und H. ...wirths von Sachsen,
der sich Hansen Friedrich von Sachsen nennt, erdicht, erlogen und un-
verschämt Lügenbuch." Auch Luther gab seinen Senf dazu in seiner
Schrift „wider Hans Wurst", in welcher er dem Braunschweiger sagt:
„Ihr seid beide, Vater (darunter ist der Teufel zu verstehen) und Sohn,
die rechten Hans Wurst, Tölpel, Knebel und Rülze, verzweifelte, ehr-
lose, verlogene Bösewichter." In dem Kriege (1542), der aus dieser
Feindschaft erwuchs, wurde Heinrich geschlagen, bei einem zweiten Ver-
suche (1545) gefangen und Braunschweig-Wolfenbüttel reformiert.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Julius_Pflug Heinrich_von_Braunschweig-
Wolfenbüttel Heinrich Holofernes Heinrich_von_Braun- Heinrich Heinrichs Heinrichs H. Hansen_Friedrich_von_Sachsen Friedrich Hans_Wurst" Hans_Wurst Knebel Heinrich Heinrich
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er-
holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer-
ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht
nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben
treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün-
den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526
ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem
Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr
König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein
Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte,
aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die
Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde
noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern
nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede)
und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute
der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt
lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des
Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft
mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die
geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau-
ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel,
welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht
halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen
Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet
hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn-
ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich,
daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den
Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die
Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ
bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch
Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein
solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem
alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und
auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion
aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von
selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung
der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge-
richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen-
glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten
ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während
er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens
Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Gustav Gustav Gustav Gustav
Die Reformation in Schweden, Dänemark, Norwegen, Polen. 89
trag mit England und den Niederlanden. Im Jahre 1544 erklärten
die Stände die Krone für erblich in seinem Hause und damit beginnt
die merkwürdige Dynastie der Wasa, der nichts fehlte, als ein zahl-
reicheres Volk, um Europa von Grund aus umzugestalten. Gustav
starb im Jahre 1560.
Ihm folgte sein Sohn Erich; von dessen Brüdern erhielt Johann
Finnland, Magnus Oftgothland, Karl Südermanland als beinahe unab-
hängige Statthalter, durch welche Einrichtung Gustav Wasa über sein
Haus alle die Nebel brachte, welche die alten germanischen Dynastieen
verheerten. Erich war ein leidenschaftlicher, Anfällen von Wahnsinn
unterworfener Mann, welcher seinen Bruder Johann eine Zeit lang ge-
fangen setzte. Dafür wurde er auf Befehl Johanns 1577 gefangen
und ermordet; dieser folgte als Johann Iii. auf dem Throne und er-
weiterte die Rechte des Adels, die Gustav Wasa geschmälert hatte. Sein
Weib Katharina, der letzte Sprosse der polnischen Jagellonendynastie,
gewann ihn halb und halb für die katholische Kirche, doch getraute er
sich nicht alle Folgen eines Uebertritts zu wagen, und verlangte von
Rom allzu große Zugeständnisse; 1583 wurde er wieder zurückhaltender
und blieb bei seinem väterlichen Glauben bis an seinen Tod (1592).
Auf ihn folgte sein Sohn Sigismund, der zugleich König von
Polen und katholisch war; er blieb in Polen, während sein Oheim Karl
von Südermanland als schwedischer Regent in seinem Namen fungieren
sollte. Dieser trachtete aber nach der Krone und während Sigismund
sich auf den Adel stützte, wandte sich Karl an den Bürger- und Bauern-
stand und trat als Beschützer des Lutherthums auf. Auf dem Reichstag
von Upsala 1593 setzte Karl einen Beschluß durch, dem zufolge die Ab-
änderungen, welche Johann Iii. während seiner katholisierenden Periode
im Gottesdienste getroffen hatte, und anderes dergleichen wieder abge-
schafft wurde; ebenso traf den katholischen Kultus wieder ein strenges
Verbot. Sigismund wollte diese Beschlüsse anfangs nicht anerkennen,
mußte sich aber doch dazu verstehen; dafür vermehrte er die Vorrechte
des Adels und setzte Statthalter mit sehr weiten Vollmachten ein. Da-
gegen wehrte sich Karl durch den Bürger- und Bauernstand und ließ
die Katholiken mit Stockschlägen bekehren oder ans dem Lande jagen.
Als die lutherischen Bischöfe, namentlich der von Upsala, einen Geist
des Widerspruchs äußerten, bannte er ihn mit dem Spruche: „ich will
lieber den Papst als den Erzbischof von Upsala als Papst." Auf dem
Reichstage von Arboga zwang er Adel und Geistlichkeit durch die Bauern
und Bürger zum Nachgeben; von dieser Partei flüchteten nun viele zu
dem Könige Sigismund von Polen und forderten ihn auf, nach Schwe-
den zu kommen, um dem Bauernkönigthum sammt dem Lutherthum ein
Ende zu machen. Doch Sigismund war nicht der Mann, der es mit
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Erich Johann
Finnland Johann Magnus_Oftgothland Magnus Karl_Südermanland Karl Gustav_Wasa Gustav Johann Johanns Johanns Johann Gustav_Wasa Gustav Katharina Sigismund Karl
von_Südermanland Karl Sigismund Karl Karl Karl Karl Johann_Iii Johann Sigismund Karl Karl Upsala Sigismund_von_Polen Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Dänemark Norwegen Polen England Niederlanden Europa Rom Polen Polen Bürger-
272 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
dienst bestritten, die Wittwen, Waisen, die Alten und Gebrechlichen unter-
halten. Das andere Ackerfeld wurde nach Familien vertheilt und von
diesen bearbeitet; wer faul war, mußte ein größeres Stück des Gottes-
besitzeö bearbeiten. Die Erzeugnisse der familienweise vertheilten Grund-
stücke wurden in große Vorrathshäuser niedergelegt, und von dort em-
pfingen die Quartiervögte das nöthige Fleisch, Mehl, Tuch u. s. w.
Am Montag erhielten die Frauen und Töchter Wolle, Baumwolle und
Seide; das Gespinnst daraus lieferten sie am Samstag ab. Baumwol-
lenzeug war ein Theil der Ausfuhr, besonders aber Paraguaythee, von
dem jeder seine bestimmte Quantität sammeln und einliefern mußte.
Das Tagewerk begann mit gemeinsamem Gesang, Gebet und dem hei-
ligen Meßopfer; es schloß mit Gesang und Gebet; die Glocken der Kirche
verkündeten die Tageszeiten und deren Geschäfte. Die ganze Reduktion
hatte also gemeinsames Gut und gemeinsame Arbeit, sie bildete eine
große Familie, wie zur Zeit der Apostel die ersten Christengemeinden.
Der Vorsteher der Reduktion war der Missionär, er vereinigte also die
priesterliche und obrigkeitliche Würde in seiner Person. Zur Handhabung
der Disciplin war die Gemeinde in Quartiere getheilt, von denen je-
des einen Oberaufseher hatte, der die Erwachsenen überwachte. Unter
ihm stand ein Oberaufseher, der die Schuljugend beaufsichtigte; beide
hatten untergeordnete Gehilfen, die ihnen alles meldeten, wozu sie selbst
hinwieder gegen den Missionär verpflichtet waren. Vergehen wurden
im ersten Falle mit Zurechtweisung unter vier Augen bestraft, im zwei-
ten durch öffentliche Buße an der Kirchenthüre, im dritten durch Ruthen-
streiche, was äußerst selten vorkam, wie denn alle Zeugnisse ohne Aus-
nahme, selbst die der Zesuitenfeinde, den sittlichen Zustand der Reduktio-
nen nur loben können. Auch das Wehrwesen war gut organisiert; die
Indianer besaßen Musketen und Kanonen, der Montag war der Tag
der Waffenübung; die Oberleitung hatten natürlich die Missionäre, den
Befehl aber führten Indianer; sie schlugen sich sehr gut nicht nur gegen
die räuberischen Einfälle wilder Stämme, sondern auch gegen Europäer,
namentlich die Portugiesen.
Die Zerstörung dieser herrlichen Schöpfungen (im Ganzen 33) be-
gann in dem von Spanien an Portugal abgegebenen Distrikte. Die
Jesuiten wurden hier wie in allen portugiesischen Besitzungen in Amerika
ausgetrieben; die Indianer der Reduktionen aber sollten ihren Boden
verlassen und sich eine neue Heimath suchen. Sie weigerten sich und
griffen zu den Waffen; die Folge war, daß sie zersprengt und die Je-
suiten als Urheber der Empörung angeklagt wurden. Die Portugiesen
fanden keine Gold- und Silbergruben, und da sie zu faul waren, um
das Ackerland der eroberten Reduktionen anzubauen, so verwilderte die-
ses, die schönen Dörfer gingen unter, die übriggebliebenen Indianer aber
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Rußland.
441
der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung
des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so
abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel
rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825
die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik
zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord-
westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord-
amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der
russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge-
schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor-
den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen
machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über-
haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern
Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker-
baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf,
Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer),
beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen
Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un-
mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen-
tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch
den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System
der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt
vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu-
gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi-
schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son-
dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die
Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver-
schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und
das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß-
land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie
zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und
dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt,
keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale-
rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische
und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.),
er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni-
versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen,
aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte
eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur
äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis-
sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö-
sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Hanau Kolchis Europa
586
Die Zeit von 1815 bis 1857.
noch schlimmer kommen. Die Bevölkerung des von der Natur außer-
ordentlich gesegneten Ländchens war zur Hälfte katholisch, zur Hälfte
protestantisch, jedoch so, daß der letztere Theil um etwa 5000 Seelen
überwog; die Verfassung hatte deßwegen vollständige Parität bestimmt,
so daß in allen Landesbehörden beide Theile gleich repräsentiert waren.
Bei Gelegenheit der Revision machte sich eine doppelte Agitation geltend;
auf katholischer Seite verlangte man Sicherstellung der konfessionellen
Rechte, namentlich in Betreff der Verwaltung des Kirchenguts, des Un-
terrichtswesens u. s. w., dagegen wollte der protestantische Theil gerade
hierin nichts geändert wissen und stimmte mit den Katholiken nur darin
überein, daß er eine demokratische Erweiterung der Volksrechte verlangte.
Daran hatte aber der Große Rath kein Wohlgefallen und daher kam es,
daß die von ihm vorgelegte neue Verfassung am 5. Oktober 1840 bei
der Volksabstimmung mit 23,095 Stimmen gegen 3171 verworfen wurde.
Der Große Rath versammelte sich sogleich wieder und brachte in sehr
kurzer Frist eine neue Verfassung zu Stande, in welcher die Parität der
konfessionellen Vertretung wegfiel, indem die Mehrzahl der katholischen
Repräsentanten gegen dieselbe stimmte und nur zwei einläßlich für die-
selbe zu sprechen wagten. Am 5. Januar 1841 ging die Volksabstim-
mung in Ruhe und Ordnung vor sich und ergab: in den reformierten
Bezirken Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen nahm die über-
wiegende Mehrheit an, in den katholischen: Baden, Bremgarten, Laufen-
burg, Rheinfelden und Muri verwarf sie; da aber die radikalen Katho-
liken zahlreicher für die neue Verfassung als die konservativen Protestanten
gegen sie stimmten, so zählten die Annehmenden 15,336, die Verwerfen-
den 11,454 Stimmen. Dadurch wurde klar: 1. daß die katholischen
Großräthe nicht im Sinne des katholischen Volks gestimmt hatten, 2.
daß die neue Verfassung dem katholischen Volke nur aufgezwungen wer-
den könne, 3. daß der protestantische Aargau dies nur mit der Hilfe
radikaler Nachbarkantone auözuführen vermöge. Die aargauische Regie-
rung schritt nun nach dem Muster von Solothurn vor, wozu sie beson-
ders von dem Regierungsrath Waller, einem Katholiken und radikalen
Fanatiker, gespornt wurde. Die Häupter des Komites von Bünzen,
das während der Revisionsbewegung für die Parität gearbeitet, aber
auch nicht einen ungesetzlichen Schritt gethan hatte, sollten mit Hilfe
der Gensdarmerie und der radikalen Schutzvereine verhaftet werden. Dies
geschah am 10. Januar morgens an einem Sonntage zu Bremgarten
und Muri, an welchen Ort Waller auf sein eigenes Begehren als Ne-
gierungskommissär geschickt wurde. Wegen dieser Verhaftungen rottete
sich das Volk zusammen, befreite die Gefangenen und sperrte Waller
sammt den Gensdarmen ein, aber schon am 11. rückten die von der Re-
gierung aufgebotenen Milizen aus den protestantischen Landestheilen ein,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Gericht zu stellen, sondern sie zu beschimpfen und zu pensionieren; es
war gegen alles Recht, die Mitglieder einer Korporation anzuklagen, sie
nicht zu strafen, aber die Korporation aufzuheben und ihr Gut wegzu-
nehmen; die Aufhebung der Klöster schlug endlich das eidgenössische Bun-
desrecht ins Gesicht, indem §. 12 der Bundesakte ausdrücklich den Be-
stand der Klöster und Stifte verbürgte. Die katholischen Kantone Uri,
Schwyz, Unterwalden, Zug und Fr ei bürg protestierten alsbald
energisch gegen die Gewaltthat, Neuen bürg sprach sich in gleicher Weise
aus, St. Gallen erklärte sich ebenfalls in diesem Sinne und der Vor-
ort Zürich mußte auf das Begehren der sechs ersten Stände eine außer-
ordentliche Tagsatzung einberufen, die einzelnen Kantone also ihren Ge-
sandten die nothwendigen Instruktionen in der Klosterfrage ertheilen, was
das Feuer der Zwietracht in der ganzen Schweiz aufs neue anfachte. Die
Tagsatzung kam 1841 den 15. März in dem Vororte Bern zusammen,
dessen Schultheiß Neuhaus sie mit einer gespreizten Rede in franzö-
sischer Sprache eröffnete. Dieser Neuhaus war ein geborner Vieler,
hatte die Handlung erlernt und war lange in Frankreich beschäftigt ge-
wesen, woher er den angebornen protestantischen Haß gegen die Klöster
mit philosophischem Franzosenthum verquickt in die Schweiz zurückbrachte.
Seit dem Zahre 1830 war er in die politische Laufbahn eingerückt, war
1831 Sekretär des Verfassungsraths, hierauf Vorstand des Departements
des Erziehungswesens und wurde, als die radikale Partei in Bern das
Uebergewicht erhielt, Schultheiß und so Präsident der Tagsatzung. Er
hatte der Solothurner Negierung bei der Verfassungsrevision den Ge-
fallen gethan und Bataillone an die Gränze geschickt (von nichts sprach
er lieber als von Berns 30,000 Bajonetten), hatte das Freienamt er-
drücken helfen und der aargauischen Regierung die bestimmte Versicherung
gegeben, daß sie auf die Unterstützung Berns unter allen Umständen
rechnen dürfe. Schon in seiner französischen Eröffnungsrede zeigte er
seine radikale Gewaltthätigkeit und Sophisterei, indem er dem Artikel 12
der Bundesakte den Artikel 1 gegenüber stellte, der jedem Kanton seinen
unversehrten Bestand garantierte; Aargau aber könne allein entscheiden,
ob der Bestand der Klöster mit dem Bestand des Kantons vereinbarlich
sei und bei dem Urtheil des Aargaus werde es die Tagsatzung bewen-
den lassen. So beutete damals der Radikalismus die Käntonalsouve-
ränität aus, die er sonst als eine Duelle des nationalen Unheils an-
klagte; die Tagsatzung jedoch ging nicht darauf ein, sondern erklärte mit
Stimmenmehrheit (zu der die reformierten Stände Zürich, Schass-
hausen, Waadt, Neuenburg, Baselstadt, die paritätischen St. Gallen,
Glarus und Graubünden, nicht aber die katholischen Luzern und Solo-
thurn gehörten), Aargau möge wegen seines Dekrets, die Klosteraufhe-
bung betreffend, noch einmal eintreten und dem Bunde Genüge thun,
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28 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
fremd waren sie in der Kirche geworden! Die Stadt entschied sich nnn
für die Reformation, die Kirchen wurden geräumt, die Orgeln ver-
stummten, und jetzt galt auch in der Schweiz der Grundsatz, daß die
Religion des Landesherrn die Landesreligion sein müsse.' Dies erfuhren
die Leute des Oberhaslithales zuerst; sie hatten sich für die neue Lehre
entschieden, weil sie dadurch des Klosters Jnterlachen und ihrer Leistungen
an dasselbe loswerden wollten; als nun Bern zwar das Kloster auf-
hob, aber jetzt für den Staat forderte, was sonst dem Kloster zugekom-
men war, wollten die Leute wieder katholisch werden und riefen die
Unterwaldner zu Hilfe. Diese getrauten sich aber nicht gegen die von
Bern abgeschickte Mannschaft Stand zu halten und kehrten heim, worauf
die Oberhasler sowohl bei dem „Evangelium" als bei den alten Abgaben
ausharren lernten. Bald darauf verbanden sich Unterwalden, Uri,
Schwyz und Zug mit einander und später mit dem Bruder des Kai-
sers, dem Könige Ferdinand, daher dieses Bündniß das ferdinan-
dische hieß; die reformierten Stände aber schloßen ein evangelisches
Bündniß und hatten ihren Rückhalt an dem Könige von Frank-
reich. Dies geschah 1528; im gleichen Jahre enthaupteten die Züricher
einen thurgauischen Katholiken, der Schmähreden ausgestoßen hatte, und
die Schwyzer fingen und verbrannten den Prediger Kaiser, der in ihrer
Vogtei Gaster aufgetreten war. Darauf zogen beide Theile zum Kriege
aus; da jedoch die Katholiken viel schwächer waren, so waren sie froh,
daß durch den Landamman Aebli von Glarus ein Friede vermittelt
wurde; sie mußten den ferdinandischen Bundesbrief herausgeben und ver-
brennen lassen, auch einwilligen, daß in den Gemeinden der gemeinschaft-
lichen Vogteien das Handmehr über die herrschende Religion entschied;
denn daß beide neben einander geduldet wurden, davon war hier so
wenig als irgendwo Rede.
Im Oktober 1529 disputierten Zwingli und Oekolampadius
mit Luther wegen des Abendmahls zu Marburg; Zwingli wich
nämlich noch weiter von der Kirchenlehre als Luther ab und sah in Brot
und Wein nur Zeichen. Luther konnte ihn nicht überzeugen und man
versprach sich nur gegenseitigen Waffenstillstand, was aber Luther nicht
hinderte, gegen „die schweizerische Verdammniß" zu donnern und Zwinglis
Lehre eine durch-, ver-, über- und eingeteufelte zu nennen.
Der erste Religionskrieg.
Schlacht bei Lappet (11. C)kt. 1531).
Der Kappel er Friede, von dem Zwingli eifrig abgerathen hatte,
war von kurzer Dauer; die Reformierten hoben in den gemeinschaft-
lichen Vogteien die Klöster einseitig auf, Zürich und Glarus aber, die
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Aebli Zwingli