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1. Geschichte des Mittelalters - S. 360

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
360 Europa der dominierende Erdiheil. legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National- wohlstand zu ruinieren. Europa der dominierende Erdtheil. Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver- mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner asiatischen Macht mehr unterliegen können. Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern, daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen, wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3 an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an- dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei- den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver- schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig, aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un- glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -

2. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 45

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Moriz überfällt Kaiser und Koncil. Passauer Vertrag. 45 Brandenburg-Kulmbach, mit Magdeburg und mit dem Könige Hein- rich H. von Frankreich, welchem er für seine Hilfe Metz, Toul, Verdun und Kambrai zusagte. Als der Bund mit Frankreich abgeschlossen war, zog Moriz von Magdeburg ab und setzte das Belagerungöheer gegen Süden in Bewegung, indem er (April 1552) verkündete: er wolle die alte Freiheit der deutschen Stände wie- der Herstellen, welche von dem Kaiser mit „unerträglicher, erblicher und viehischer Knechtschaft" bedroht sei. Er rückte rasch auf Augsburg, das ihm Geschütz gab, auf Ulm, das ihn aber nicht einließ, und dann gegen das Tprol. Die Ehrenberger Klause nahm er mit Sturm (19. Mai), wurde aber durch eine Meuterei seiner Soldaten, welche das Geschenk forderten, das man den Sturmlaufenden zu reichen pflegte, einen ganzen Tag lang aufgehalten. Dies war ein Glück für den Kaiser, sonst wäre er vielleicht in Innsbruck gefangen worden, und er mußte so, gichtkrank wie er war, über den Schnee der Hochgebirge nach Villach in Kärnthen flüchten. Keine Hand erhob sich für den Kaiser; die katholischen Fürsten blieben ruhig, die Demüthigung des Kaisers war allen Fürsten ohne Unterschied der Religion lieb, denn die Kaiser- gewalt hatte sich wieder einmal gar zu drohend den einzelnen Landes- herrlichkeiten genähert. Karl gab den gefangenen Kurfürsten von Sachsen frei und überließ seinem Bruder Ferdinand das Geschäft, zuerst einen Waffenstillstand und dann einen Vertrag mit Moriz zu vermitteln. Der Waffenstillstand verstand sich von selbst, da Moriz niemanden bekriegte als den Kaiser und dieser waffenlos war. Ferdinand trat dann>mit dem Kurfürsten, den Herzogen und angesehensten Fürsten zusammen und schloß mit ihnen den Passauer Vertrag, dessen Hauptbestimmungen dahin lauten: Der hessische Landgraf wird sogleich frei gegeben; binnen sechs Monaten beruft der Kaiser einen Reichstag, auf welchem bestimmt wird, wie in Sachen der Religion der Friede hergestellt werden kann; indessen darf weder der Kaiser noch ein Reichsstand die Gewissensfreiheit stören; die Stände und Fürsten der augsburgischen Konfession sollen den katholischen geistlichen und weltlichen Mitständen Frieden halten und den freien und ruhigen Gebrauch aller ihrer Rechte, Länder, Gerichtsbar- keiten und Religionsübungen gestatten; an dem Kammergerichte sollen ebenso viele protestantische als katholische Assessoren angestellt und jedem ohne Unterschied des Glaubens Recht gesprochen werden. Dieser Ver- gleich soll bis zu einer endlichen Vereinbarung bestehen und auch giltig sein, wenn man sich wegen der Religion nicht vereinigen kann (2. August 1552). So verständigten sich einstweilen die katholischen und protestan- tischen Reichsstände unter einander; der Kaiser wurde in diesem Vertrage geradezu aufgegeben, er protestierte, aber was wollte er machen, da ihm kein katholischer Reichsstand mehr anhing?

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 48

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
48 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. einbegriffen. Dieser Frieden ist deßhalb gemacht worden, um „der löblichen Nation endlichen bevorstehenden Untergang zu verhüten und damit man desto eher zu freundlicher christlicher Vergleichung der spal- tigen Religion gelangen möge; er soll aber auch dann fortdauern, wenn die gedachte Vergleichung durch die Wege des Generalkoncils, des Na- tionalkoncils oder Kolloquiums nicht zu Stande käme." Beide Theile verbinden sich auch für die Zukunft, keinem gegen diesen Frieden Han- delnden beizustehen, sondern vielmehr dem Angegriffenen zu Hilfe zu kommen. Ein Artikel des Friedens lautete, daß die Geistlichen, welche von der alten Religion abtreten, ihrer Aemter und Pfründen verlustig werden. Mit diesem Vorbehalte (reservatum eeelesiastioum) wollten die Katholiken Vorbeugen, daß es nicht irgend einem Prälaten beikomme, durch den Uebertritt zu den Protestanten das Stiftsland zu einem welt- lichen und erblichen Fürstenthume zu machen; die andere Partei prote- stierte aber gegen diesen Artikel und sprach damit aus, daß sie ihn auch nicht zu halten gesonnen sei, womit der ewige Religionsfrieden zu einem zeitweiligen Waffenstillstände heruntergesetzt war, um so mehr, da auch der Papst den Vertrag verwarf. Indessen war er doch eine Pause, und wir dürfen daher fragen, wer durch die Reformation und den Augs- burger Frieden gewonnen habe? Diejenigen, denen es mit dem Glauben an Luthers Lehre Ernst war, durften sich freuen, daß diese Lehre nun durch ein Reichsgesetz den früheren Gesetzen gegen die Häretiker entrückt war und ihre Bekenner die gleiche politische Berechtigung mit den Ka- tholiken errungen hatten; für sie war der Frieden ein Sieg. Doch nur ein halber; denn nun waren die Landesherren in ihren Gebieten auch Papst und Bischof. Die Hofprediger und Professoren der Landesuniver- sität bestimmten die Glaubensnorm und den Kult, in letzter Instanz der Fürst selbst, und wer sich nun einem fürstlich-protestantischen Dogma oder sonstiger religiöser Anordnung nicht unterwerfen wollte, der war Ketzer und Rebell in einer Person; die Geschichte wird Belege hiezu liefern. Es heißt der Wahrheit in das Angesicht schlagen, wenn man be- hauptet, in dem ganzen großen Streite sei die Religion die einzige Triebfeder gewesen. Die Bauern griffen nach dem „Evangelium", weil sie mit demselben frei werden wollten, es war in ihrer Hand eine Waffe gegen ihre Herren, und als Luther sein Evangelium ihnen dazu nicht herleihen wollte, machten sie ihr eigenes. Sie fanden dabei den Unter- gang oder noch härteren Druck; im besten Falle änderte sich ihre Stel- lung nicht; unter katholischen Herren mußten sie katholisch bleiben, unter protestantischen protestantisch werden, denn die Auswanderung war trotz des Augsburger Artikels so viel als unmöglich. Die Städte waren der neuen Lehre am meisten angehangen; sie beseitigten durch sie die Klöster und nahmen ihr Gut, sie besetzten nun

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 12

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
12 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. Unternehmen, welches dem schwäbischen Ritterbunde der Schlegler gegen den Grafen Eberhard von Wirtenberg, den Sieger von Döffingen, miß- lungen war. Sickingen bot sich 1521 dem jungen Kaiser gegen die Fürsten an, ebenso dem Bruder des Kaisers, Ferdinand, und beide waren im Verdachte bei den Fürsten, daß sie den Rittern nicht ganz abgesagt hätten. Was hätte aber der Kaiser wohl mit den Rittern gewinnen können? Sickingcnö Macht bestand in den angeworbenen Landsknechten, und die konnte der Kaiser für Geld auch ohne Sickingen haben. Zudem durfte er nicht erwarten, daß er an den Rittern gehorsame Reichsstände finden würde; denn diese hätten wohl die Fürstenmacht gerne gestürzt und das Kirchengut an sich gerissen, aber gewiß nicht darum, um Für- stendienst mit dem Kaiserdienste zu vertauschen. Auch war die Ritter- schaft bei dem Volke nichts weniger als beliebt; die Bauern zeigten bald darauf, für was sie die Schlösser ansahen, und wie die Städte mit dem Adel standen, ist eine bekannte Sache. Sickingen erhielt von seinen Stan- desgenossen allerseits her die glänzendsten Zusagen, auch schweizerische Hauptleute wollten sich mit Reisläufern einfinden; als er aber losschlug, fand er sich vereinzelt. 2hm schien der Augenblick günstig; der Kaiser war nicht im Lande, dessen Bruder Ferdinand durch die Türken beschäf- tigt, das ganze Reich in Gährung, die Geistlichkeit, besonders die fürst- liche, war die Zielscheibe des Hasses und Spottes, und außerdem rech- neten die Ritter auf Bauernaufstände in den Gebieten der Fürsten, ihrer Feinde. Mit 12,000 Landsknechten, ansehnlicher Reiterei und starkem Geschütze griff daher Sickingen (September 1522) Plötzlich den Kurfür- sten von Trier an, indem er hoffte, über den „Pfaffen" am schnellsten Meister zu werden. Aber die Stadt Trier schlug seine Stürme ab; die benachbarten Fürsten, der von der Pfalz und der von Hessen, rückten schnell ihrem bedrohten Mitfürsten zu Hilfe, obwohl er ein geistlicher war. Sickingen zog sich auf seine Burgen zurück und schloß sich in Land- stuhl ein. In dieser Feste wurde er mit Macht umlagert; die 14 Fuß dicke Mauer wurde durch eine furchtbare Kanonade zusammengeschossen. Als sich der kranke Sickingen auf einem Lehnstuhle zu der Bresche tra- gen ließ, erhielt er eine tödtliche Wunde; seine Soldaten übergaben nun die Burg, und der Ritter starb (7. Mai 1523) in der Gewalt der Für- sten, welche darauf den Trotz des Adels vollends brachen. Sickingens Freund, der unruhige Ulrich von Hutten, fand sein Grab im August als Flüchtling auf der Insel Ufnau im Zürichsee. Der Bauernkrieg (1521 — 1526). Die )wötf Artikel. Kaum war dieser ritterschaftliche Aufstand niedergeschlagen, so er- hoben die Bauern einen noch viel gefährlicheren. Daß die Bauern in

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 18

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
18 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. Salzburgische Aufstand, der ohne solche Metzeleien unterdrückt wurde, wie sie anderwärts vorkamen, gab Bayern und Ferdinand von Oester- reich Veranlassung, auf das Erzstift zu spekulieren, und in ähnliche Versuchung führte Bayern der Aufstand der Tyroler Bauern, der jedoch ohne Blutvergießen beigelegt wurde; Salzburger und Tyroler hatten aber auch nicht gehaust wie die schwäbischen und fränkischen Bauern. Auf den Konferenzen von München beklagten sich die Fürsten bitter gegen Ferdinand und richteten in dieser Stimmung ein Schreiben an den Kaiser. Auf dem Armbrustschießen von Heidelberg kam ein Für- stenbündniß zu Stande, und nur die pfälzische Eifersucht verhinderte es, daß Bayern die deutsche Königskrone übertragen wurde. Hingegen schrieb auch Ferdinand an seinen kaiserlichen Bruder und warb für sich um die deutsche Königskrone, weil bei längerer Abwesenheit des Kaisers Deutsch- land durch Selbstmord enden müsse. Zweites Kapitel. Der Kaiser in Spanien. Im Jahre 1520 den 20. Mai hatte sich Karl nach Deutschland ein- geschifft; seine Abreise aber war das Signal zu großen Unruhen. Bis- her hatten die spanischen Städte von den Königen viele Freiheiten er- halten und mit ihrer Hilfe war es gelungen, die Eigenmächtigkeit des Adels zu brechen. Nun wurde aber den spanischen Städten die königliche Macht so lästig, daß sie einen Aufstand begannen, der nichts Geringeres wollte als die Einschränkung der königlichen Macht durch die ständische und zwar vorzugsweise durch die bürgerliche, denn die Vorrechte des Adels sollten zugleich gebrochen werden. Bald gewann jedoch in vielen Städten der Pöbel die Oberhand und richtete seine Feind- schaft gegen die vornehmen Familien in den Städten wie gegen den Adel. Daher ging die Bewegung gegen die Krone bald in Par- teien auseinander und dem Adel blieb vor dem demokratischen An- dringen keine andere Wahl als Anschluß an die Krone. Er siegte ohne viele Mühe den 23. April 1521 bei Torrelabaton; Pa- tz illa, der Anführer des städtischen Heeres, wurde gefangen und hin- gerichtet. Damit war das Schicksal des Aufstandes entschieden, obwohl Padillas Weib Toledo fast ein halbes Jahr vertheidigte und in Majorka ein Aufstand losbrach, der ganz den jakobinischen glich, welche 1792 und 1793 die französischen Städte tyrannisierten; denn gerade dieses wüthende Stürmen gegen alle hergebrachte Ordnung und Sitte erleichterte die Unterdrückung der Stadtrevolutionen wesentlich. Als Karl 1522 zurück-

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 88

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er- holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer- ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün- den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526 ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte, aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede) und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau- ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel, welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn- ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich, daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge- richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen- glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 89

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Reformation in Schweden, Dänemark, Norwegen, Polen. 89 trag mit England und den Niederlanden. Im Jahre 1544 erklärten die Stände die Krone für erblich in seinem Hause und damit beginnt die merkwürdige Dynastie der Wasa, der nichts fehlte, als ein zahl- reicheres Volk, um Europa von Grund aus umzugestalten. Gustav starb im Jahre 1560. Ihm folgte sein Sohn Erich; von dessen Brüdern erhielt Johann Finnland, Magnus Oftgothland, Karl Südermanland als beinahe unab- hängige Statthalter, durch welche Einrichtung Gustav Wasa über sein Haus alle die Nebel brachte, welche die alten germanischen Dynastieen verheerten. Erich war ein leidenschaftlicher, Anfällen von Wahnsinn unterworfener Mann, welcher seinen Bruder Johann eine Zeit lang ge- fangen setzte. Dafür wurde er auf Befehl Johanns 1577 gefangen und ermordet; dieser folgte als Johann Iii. auf dem Throne und er- weiterte die Rechte des Adels, die Gustav Wasa geschmälert hatte. Sein Weib Katharina, der letzte Sprosse der polnischen Jagellonendynastie, gewann ihn halb und halb für die katholische Kirche, doch getraute er sich nicht alle Folgen eines Uebertritts zu wagen, und verlangte von Rom allzu große Zugeständnisse; 1583 wurde er wieder zurückhaltender und blieb bei seinem väterlichen Glauben bis an seinen Tod (1592). Auf ihn folgte sein Sohn Sigismund, der zugleich König von Polen und katholisch war; er blieb in Polen, während sein Oheim Karl von Südermanland als schwedischer Regent in seinem Namen fungieren sollte. Dieser trachtete aber nach der Krone und während Sigismund sich auf den Adel stützte, wandte sich Karl an den Bürger- und Bauern- stand und trat als Beschützer des Lutherthums auf. Auf dem Reichstag von Upsala 1593 setzte Karl einen Beschluß durch, dem zufolge die Ab- änderungen, welche Johann Iii. während seiner katholisierenden Periode im Gottesdienste getroffen hatte, und anderes dergleichen wieder abge- schafft wurde; ebenso traf den katholischen Kultus wieder ein strenges Verbot. Sigismund wollte diese Beschlüsse anfangs nicht anerkennen, mußte sich aber doch dazu verstehen; dafür vermehrte er die Vorrechte des Adels und setzte Statthalter mit sehr weiten Vollmachten ein. Da- gegen wehrte sich Karl durch den Bürger- und Bauernstand und ließ die Katholiken mit Stockschlägen bekehren oder ans dem Lande jagen. Als die lutherischen Bischöfe, namentlich der von Upsala, einen Geist des Widerspruchs äußerten, bannte er ihn mit dem Spruche: „ich will lieber den Papst als den Erzbischof von Upsala als Papst." Auf dem Reichstage von Arboga zwang er Adel und Geistlichkeit durch die Bauern und Bürger zum Nachgeben; von dieser Partei flüchteten nun viele zu dem Könige Sigismund von Polen und forderten ihn auf, nach Schwe- den zu kommen, um dem Bauernkönigthum sammt dem Lutherthum ein Ende zu machen. Doch Sigismund war nicht der Mann, der es mit

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 107

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der dreißigjährige Krieg. 107 die ausländischen Mächte nicht hoffen dursten, daß ein Kaiser, dem eine Hausmacht zu Gebote stand wie Ferdinand Ii., die Beraubung des deutschen Reichs und der mittelbar zu demselben gehörigen Länder unge- straft hingehen lassen werde, so konnten sich auch die protestantischen Für- sten in Deutschland nicht verhehlen, daß es mit der Säkularisation der katholischen Stifte ein Ende habe, wenn Ferdinand Ii. nicht wie Ru- dolf U. und Mathias beschäftigt würde. Dazu war alles vorbereitet; in den österreichischen Ländern waren Konföderationen unter den prote- stantischen Ständen organisiert, denen beträchtliche Geldmittel und Streit- kräfte zu Gebote standen, deßwegen nur geringer Hilfe vom Auslande her zu bedürfen schienen, uni Ferdinand Ii. vollständig im Schach zu halten. Er beschwor als designierter König von Böhmen den Majestäts- brief zu Prag den 19. Juni 1617, aber den protestantischen und utra- quistischen Böhmen war ein kräftiger Herrscher wie er der unliebste, denn sie waren durch Rudolf Ii. und Mathias anders gewöhnt. Böhmen und die andern slavisch-deutschen Länder, welche Habsburg als Herrn anerkannten, waren vollständig unterminiert, und es bedurfte nur eines Anlasses, daß die ganze Ladung aufflog. Es geschah bald; der Erz- bischof von Prag und der Abt von Braunau ließen zwei neue prote- stantische Kirchen in Klostergrab und Braunau niederreißen, und dazu hatten sie das volle Recht, indem es nach dem Majeftätsbriefe den protestantischen Unterthanen nicht erlaubt war, ohne die Bewilligung ihrer Herren Kirchen zu erbauen, welches Recht nur den Edelleuten auf ihren Gütern, den königlichen Städten und Bewohnern königlicher Güter zustand; allein was hatten sich die Böhmen nicht alles erlaubt! Die Stände reichten eine Klagschrift an Ferdinand ein, der ihnen keine be- friedigende Antwort gab, ebenso an Kaiser Mathias, der in Ungarn abwesend war. Die Defensoren versammelten trotz des kaiserlichen Ver- bots nur die protestantischen Stände in Prag und begaben sich — es waren fast ausschließlich adelige Herren, an ihrer Spitze der Graf Ma- thias von Thurn, — mit ihnen auf das Schloß zu den Ministern Martini; und Slawata, denen man einen Hauptantheil an Ferdi- nands Verfahren zuschrieb. Sie setzten den Ministern mit heftigen Wor- ten zu und warfen sie zuletzt nebst ihrem Schreiber Fabricins Platter zum Fenster hinaus, 28 Ellen hoch hinunter in den Schloßgraben; doch kam keiner um das Leben, was allgemein als ein Wunder angesehen wurde (23. Mai 1618). Die Böhmen entschuldigten ihre That damit, es sei dies alter Landesbrauch! Ihre späteren Anwälte sagen: „Gewalt besorgend wollte man der Gewalt zuvorkommen", ein Grundsatz, der, einmal giltig, den Unterthanen das Recht zu revolutionieren, den Fürsten aber das Recht zu unterdrücken einräumt, denn beide können immer, „Gewalt besorgend der Gewalt zuvorkommen wollen". Neben derartigem

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 136

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
136 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. und die Reichsritterschaft abgetreten wurde; dazu behielten sie noch auf dem rechten Rheinufer die Reichsfestungen Breisach und Philippsburg als Thore zu künftigen Angriffen. Schweden bekam 5 Millionen Thaler, ganz Vorpommern mit Stral- sund, von Hinterpommern Stettin, die Insel Rügen, die Inseln des pommerschen Haff, Garz, Damm, Golnau, überdies die Stadt Wismar, die Bisthümer Bremen und Verden — demnach die wichtigsten Punkte am deutschen und baltischen Meere. Brandenburg erhielt von Hinterpommern, was Schweden übrig ge- lassen hatte, die Stifte Magdeburg, Halberftadt, Minden und Kamin. Sachsen mußte sich mit der Lausitz und vier magdeburgischen Aem- tern begnügen. Mecklenburg erhielt für Wismar die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg; Hessenkassel 600,000 Thaler, die Abtei Hersfeld und einige Aemter von Minden. Was die protestantischen Fürsten bis 1624 säkularisiert hatten, ver- blieb ihnen. Bayern behielt die Kurwürde und die Oberpfalz; die Rheinpfalz und die achte Kur erhielt Friedrichs V. Sohn Karl Ludwig. In Betreff des Reichs und der Religion wurde bestimmt: Der Reichstag hat das Recht der Gesetzgebung, Steuererhebung, über Krieg und Frieden, Achtserklärung u. s. w., und damit dies wenige ja nichts bedeute, besagen weitere Artikel: die Fürsten besitzen Landes- hoheit, dürfen Bündnisse unter sich und mit andern Mächten eingehen und Krieg führen (nur nicht gegen das Reich!). Auf den Reichstagen haben die Städte gleiches Stimmrecht mit den Fürsten. (Es gab nach dem westfälischen Frieden noch 240 reichstägliche Stimmen: 69 geistliche Fürsten, 96 weltliche, 61 .Reichsstädte; die nicht gefürsteten Stifte führ- ten zusammen zwei Stimmen, die Grafen und Reichsritter vier Stimmen.) Katholiken und Protestanten haben da freie Religionsübung, wo und wie sie dieselbe 1624 (Normaljahr; für die Pfalz 1619) besaßen; auch die Kalvinisten sind in den Reichsfrieden ausgenommen. Das Neichs- kammergericht wird aus Katholiken und Protestanten (26 und 24 Mit- gliedern) besetzt. — In Sachen, welche die Kirchenverfassung und das Verhältniß der nun im heiligen römischen Reiche gleichberechtigten Reli- gionen betreffen, wird festgesetzt, daß im Reichstage nicht mehr durch Stimmenmehrheit entschieden werde, sondern daß die Angelegenheiten und Beschwerden der Protestanten bei den protestantischen, die der Ka- tholiken bei den katholischen Reichsständen angebracht und auf gütlichem Wege vermittelt werden sollen (Oorpus vatkolicorum, Eorpus Evan- gelicorum). Das cujus regio ejus et religio bestand, wiewohl etwas

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 441

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland. 441 der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825 die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord- westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord- amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge- schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor- den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über- haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker- baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf, Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer), beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un- mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen- tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu- gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi- schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son- dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver- schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß- land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt, keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale- rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.), er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni- versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen, aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis- sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö- sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in
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TM Hauptwörter (200)200

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