48 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
einbegriffen. Dieser Frieden ist deßhalb gemacht worden, um „der
löblichen Nation endlichen bevorstehenden Untergang zu verhüten und
damit man desto eher zu freundlicher christlicher Vergleichung der spal-
tigen Religion gelangen möge; er soll aber auch dann fortdauern, wenn
die gedachte Vergleichung durch die Wege des Generalkoncils, des Na-
tionalkoncils oder Kolloquiums nicht zu Stande käme." Beide Theile
verbinden sich auch für die Zukunft, keinem gegen diesen Frieden Han-
delnden beizustehen, sondern vielmehr dem Angegriffenen zu Hilfe zu
kommen. Ein Artikel des Friedens lautete, daß die Geistlichen, welche
von der alten Religion abtreten, ihrer Aemter und Pfründen verlustig
werden. Mit diesem Vorbehalte (reservatum eeelesiastioum) wollten
die Katholiken Vorbeugen, daß es nicht irgend einem Prälaten beikomme,
durch den Uebertritt zu den Protestanten das Stiftsland zu einem welt-
lichen und erblichen Fürstenthume zu machen; die andere Partei prote-
stierte aber gegen diesen Artikel und sprach damit aus, daß sie ihn auch
nicht zu halten gesonnen sei, womit der ewige Religionsfrieden zu einem
zeitweiligen Waffenstillstände heruntergesetzt war, um so mehr, da auch
der Papst den Vertrag verwarf. Indessen war er doch eine Pause, und
wir dürfen daher fragen, wer durch die Reformation und den Augs-
burger Frieden gewonnen habe? Diejenigen, denen es mit dem Glauben
an Luthers Lehre Ernst war, durften sich freuen, daß diese Lehre nun
durch ein Reichsgesetz den früheren Gesetzen gegen die Häretiker entrückt
war und ihre Bekenner die gleiche politische Berechtigung mit den Ka-
tholiken errungen hatten; für sie war der Frieden ein Sieg. Doch nur
ein halber; denn nun waren die Landesherren in ihren Gebieten auch
Papst und Bischof. Die Hofprediger und Professoren der Landesuniver-
sität bestimmten die Glaubensnorm und den Kult, in letzter Instanz der
Fürst selbst, und wer sich nun einem fürstlich-protestantischen Dogma oder
sonstiger religiöser Anordnung nicht unterwerfen wollte, der war Ketzer
und Rebell in einer Person; die Geschichte wird Belege hiezu liefern.
Es heißt der Wahrheit in das Angesicht schlagen, wenn man be-
hauptet, in dem ganzen großen Streite sei die Religion die einzige
Triebfeder gewesen. Die Bauern griffen nach dem „Evangelium", weil
sie mit demselben frei werden wollten, es war in ihrer Hand eine Waffe
gegen ihre Herren, und als Luther sein Evangelium ihnen dazu nicht
herleihen wollte, machten sie ihr eigenes. Sie fanden dabei den Unter-
gang oder noch härteren Druck; im besten Falle änderte sich ihre Stel-
lung nicht; unter katholischen Herren mußten sie katholisch bleiben, unter
protestantischen protestantisch werden, denn die Auswanderung war trotz
des Augsburger Artikels so viel als unmöglich.
Die Städte waren der neuen Lehre am meisten angehangen; sie
beseitigten durch sie die Klöster und nahmen ihr Gut, sie besetzten nun
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Die Reformation in Schottland. Maria Stuart.
73
geleitet wurden, das Uebergewicht durch französische Hilfstruppen, und
während in England die Katholiken rechtlos waren, traf in Schottland
Tod, Kerker oder Verbannung die Prediger und Anhänger der neuen
Lehre. Diese waren in der Wahl ihrer Mittel nicht verlegen; der Auf-
ruhr galt ohnehin als erlaubt, wenn er gegen eine sog. papiftische Obrig-
keit gerichtet war, der schottische Reformator Knor belobte ihn aber noch
ausdrücklich, und als der Kardinal Bethune durch eine Schaar Meuchel-
mörder in seinem Hause umgebracht wurde, pries Knor diese That als
eine Gott wohlgefällige. Dies brachte ihn 19 Monate auf die Galeeren
und nach seiner Strafzeit wanderte er in der Schweiz und Deutschland
umher und kam auch nach England; 1556 verfaßte er seinen „ersten
Trompetenstoß gegen das monströse Weiberregiment," eine Aufruhr-
predigt gegen die Regentin, denn die Uebertragung obrigkeitlicher Würde
an ein Weib ist nach ihm gegen die Natur, gegen die Bibel und eine
wahre Verspottung Gottes. Diese Grundsätze konnten der strengmonar-
chischen Elisabeth nicht gefallen, und Knor wanderte 1559 nach Schott-
land , wo der Adel gegen die Regentin in offener Rebellion war. Er
schloß sich dem Adel an und stiftete gegen die „Götzendiener" die Kon-
gregation Christi, die besonders gegen Klöster und Kirchen wüthete und
nach dreijährigem Kampfe (die Regentin starb im zweiten Jahre) mit
englischer Hilfe vollständig siegte (1561); durch Parlamentsbeschluß
wurden der kalvinische Glaube und die kalvinische Kirchenordnung ein-
geführt, der „römische Götzendienst" (der Besuch der Messe) aber bei
hoher Strafe verboten; auf dem dritten Rückfalle stand der Tod! Bi-
bliotheken, Kunstwerke, Klöster und Kirchen wurden verwüstet, und was
stehen blieb, zu dem Dienste des neuen Kultus hergerichtet. Die Kloster-
güter erhielt größtentheils der Adel, weil er sie im Kampfe gegen die
Krone verdient zu haben schien. Dieser Adel rief nun die 18jährige Wittwe
des Königs Franz Ii. von Frankreich, Maria Stuart, auf den er-
ledigten Thron von Schottland (1562). Sie folgte diesem Rufe, wei-
gerte sich aber zu wiederholtenmalen den von ihrer Base Elisabeth vor-
gelegten Vertrag, durch den sie der englischen Krone entsagen sollte, zu
unterzeichnen. Die Folge war die Feindschaft der englischen Königin,
die in Marien eine Nebenbuhlerin um die englische Krone und ein
Werkzeug in der Hand der katholischen Mächte erblickte; dieser Feindschaft
aber war Maria keineswegs gewachsen. Sie heirathete als Königin
(1565) den ihr verwandten protestantischen Lord Darnley und dies
gab Veranlassung zu einem Aufstande der presbpterianischen Fanatiker, der
aber unterdrückt wurde. Bald jedoch begann das Unheil im eigenen
Hause; Darnley war ein ehrgeiziger, dabei roher und dem Trünke er-
gebener Mann, der mit seiner Stellung als Königin-Gemahl nicht zu-
frieden war und wirklicher König sein wollte. Darein willigte Maria
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Extrahierte Personennamen: Maria_Stuart Maria Knor Franz_Ii Franz Maria_Stuart Maria Elisabeth Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Schottland England Schottland Deutschland England Gottes Schott- Christi Frankreich Schottland
92 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
deutung, welche noch der katholischen Kirche anhingen, und ihre Eintracht
unumgänglich nothwendig, wenn die Protestanten die kleineren Terri-
torien nicht Stück für Stück wegholen sollten. Ferdinand richtete seine
Bemühung besonders darauf, daß, so viel an ihm lag, die Disciplin
bei dem katholischen Klerus seiner Lande wieder hergestellt werde und
griff deßwegen kräftig ein, wo das Kirchenregiment nicht helfen wollte.
Auf sein Ansuchen arbeitete der große Kanisius den Katechismus aus,
welcher zur katholischen Bildung des Heranwachsenden Alters unschätzbare
Dienste geleistet hat. Selbst die Protestanten können Ferdinand nicht
beschuldigen, daß er die Artikel des Neligionsfriedens irgendwie ver-
letzte oder verletzen half, er mußte es vielmehr zugeben, daß die Prote-
stanten sich das eine und anderemal über das reservatum eoelesiasti-
eum wegsetzten; denn bei ihnen galten immer nur die Artikel, welche
ihnen günstig waren, von den andern, welche die Katholiken in ihrem
Besitze schützen sollten, nahmen sie nur dann Kunde, wenn sie gerade
mußten. Diese ungerechte Eigenmächtigkeit hatte ihren Grund in der
Meinung der Protestanten, daß sie beträchtlich höher ständen als die
Katholiken, so daß die gleiche Berechtigung zwischen ihnen und den
Katholiken ein gegen sie verübtes Unrecht wäre, daher das Geschrei,
wenn sie in ihren Bereich zurückgewiesen wurden, und die augenblickliche
Erneuerung ihrer Eingriffe, sobald der Augenblick günstig schien, wobei
sie immer von der Pflicht für das Evangelium sprachen, damit diesem
kein Eintrag geschehe (im Verfolge der Erzählung werden die bedeutend-
sten Fälle angeführt). Die protestantischen Theologen konnten sich aber
nicht über eine gemeinsame Glaubenslehre einigen und geriethen heftig
aneinander; sie stritten sich grollend über die Gnadenwahl, über die
Erbsünde, ob nur das „Evangelium" oder auch das alte Gesetz gepredigt
werden solle, über das Abendmahl u. s. w. Im Jahre 1580 kam das
Konkordienwerk zu Stande, das aber nicht alle protestantischen Stände
Unterzeichneten; in diesem wurde aufgestellt, daß das Evangelium allein
Seligkeit schaffe, die Predigt des alten Gesetzes aber förderlich sei zur
Zucht, Belehrung und Abhaltung von Sünde; gute Werke folgen aus
dem Glauben, sind aber nicht nothwendig zur Seligkeit; der Leib Christi
ist allgegenwärtig u. s. w.; schließlich wird die Lehre Kalvins verdammt.
Mit dieser Konkordienformel wurde die Zahl der symbolischen Bücher
der Protestanten vervollständigt; sie ist gewissermaßen das protestantische
Tridentinum.
Ferdinand I. starb den 25. Juli 1564 und ermahnte in seinem Te-
stamente seine Söhne zum treuen Festhalten an der katholischen Kirche,
indem er sie auf die Früchte hinwies, welche die Reformation bisher
getragen habe: fortwährende Empörung, Verhöhnung der Sakramente,
Unterdrückung der Katholiken, während die Protestanten sede Freiheit
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ferdinand_I.
Rudolf 11.
95
Mar starb am 12. Oktober 1576 im 50sten Jahre seines Lebens;
er sprach deutsch, spanisch, italienisch und französisch und hatte den Ruhm
eines gerechten und menschenfreundlichen Regenten. Feldherr war er
keiner und auch kein guter Staatswirth, daher er auch trotz der Reichs-
hilfe gegen die Türken nichts ausrichtete. Er hinterließ sechs Söhne
und zwei Töchter.
Kudols 11. (1576- 1612).
Marens ältester Sohn Rudolf, den er bei Lebzeiten zu Ungarns
und Böhmens König hatte krönen lassen, wurde sein Nachfolger auf
dem deutschen Thron. Rudolf war in Spanien erzogen worden, wohin
Karl V. seinen Vater auf kurze Zeit als Statthalter geschickt hatte, und
war noch unkriegerischer als seine meisten spanischen und deutschen Ver-
wandten. Er hatte seine Freude an schönen Pferden und war Tage
lang bei ihnen im Stalle, liebte Kunstwerke jeder Art, von denen er
eine herrliche Sammlung anlegte, beschäftigte sich auch mit Alchymie und
Astrologie; die großen Astronomen Tycho de Brahe und der Schwabe
Kepler, dessen Namen durch die nach ihm benannten Gesetze verewigt
ist, dienten dem Kaiser, denn die Astronomen waren noch Astrologen
(die Reformatoren glaubten gleichfalls an die Astrologie, wie auch die
Tübinger Theologen Keplern wegen seines Glaubens an das koperni-
kanische System censierten). Rudolf hätte wahrscheinlich einen guten
Professor abgegeben, aber als Kaiser machte er sich und seine Länder
unglücklich. Gegen die Protestanten verfuhr er etwas schärfer als sein
Vater; in Wien hielt ein Pastor Opi; lästerliche Predigten gegen den
Papst und mit seinen Kollegen stritt er sich so unziemlich über die Erb-
sünde, daß Rudolf alle mit einander fortjagte, wozu er auch ohne wei-
teres befugt war, weil ihre Kirchen ihre Entstehung nicht kaiserlicher
Bewilligung, sondern kaiserlicher Nachsicht verdankten. Darauf hob
Rudolf alle nicht privilegierten Pfarreien auf und verbot alle protestan-
tischen Schulen. Das nannte man im protestantischen Lager Verfolgung
des Evangeliums, während doch die Katholiken in keinem protestantischen
Lande Duldung fanden, und selbst Lutheraner und Kalvinisten einander
blutig verfolgten. In Sachsen z. B., dessen Kurfürst Christian I. sich
zu Tode trank, wurde unter seinem minderjährigen Nachfolger Christian Ii.
der Kanzler Krell wegen kalvinischer Meinungen zehn Jahre einge-
kerkert, sein großes Vermögen während des Prozesses durch die Pastoren
und Juristen gekapert und endlich wurde der halbverhungerte Mann
mit einem eigens dazu gemachten Schwerte geköpft; ähnlich verfuhren
die Pastoren in Braunschweig und Schlesien. Dagegen mußte die Pfalz
kalvinisch werden, weil es hem Landesherrn gefiel, und noch zweimal
mit dem lutherischen und kalvinischen Bekenntnisse aus demselben Grunde
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Marens Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Karl_V. Karl_V. Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Christian_Ii Krell
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Wien Sachsen Braunschweig Schlesien
Von der Schlacht bei Lützen bis zur Schlacht von Nördlingen. 129
Frühlinge den kaiserlichen Waffen das entschiedene Uebergewicht geben,
wie sie es vor Gustav Adolfs Landung hatten. Doch lag Deutschlands
Schicksal nicht mehr in Wallensteins Hand; Gustav Adolf hatte durch
seine Siege das Gleichgewicht der Parteien wieder hergestellt, der Krieg
hatte Feldherren gebildet, welche Wallenstein gewachsen waren, und das
Ausland gab der Partei, auf deren Seite es sich schlug, das Ueberge-
wicht oder doch ausdauernde Haltung. Auf die Nachricht von Gustavs
Tode bedachte sich Kardinal Richelieu sehr ernsthaft, welche Politik gegen
Deutschland zu befolgen sei, und entschloß sich, es zu keiner Ruhe kom-
men zu lassen, die Versöhnung der Parteien zu hintertreiben, aber die
protestantische keineswegs so zu unterstützen, daß dieselbe triumphieren
und wie Gustav Adolf gegen Frankreich undankbar werden könnte; da-
rum freute er sich über den Tod des Helden. Aber auch Schweden hatte
keine bessere Absicht als Frankreich; Gustav Adolf konnte an die Erobe-
rung der deutschen Kaiserwürde denken, seine Tochter und Thronfolgerin
Christina keineswegs, und der Reichsrath Arel Oren stier na wollte
weiter nichts, als für Schweden so viel Land im nördlichen Deutschland
als möglich herausschlagen und für sich und andere Schweden möglichst
reiche Besitzungen oder wenigstens zureichende Summen. Dieser Oren-
stierna führte nun neben Richelieu das Theilungsgeschäft Deutschlands.
In Heilbronn hielt er 1633 einen evangelischen Konvent und brachte
das Heilbronner Bündniß zu Stande, dem die protestantischen Für-
sten in Franken, Schwaben, am Ober- und Mittelrhein beitraten; Sach-
sen und Brandenburg hielten sich entfernt, weil sie die Vergrößerung
Schwedens, die nur in Norddeutschland vor sich gehen konnte, nicht be-
günstigen wollten. Den Krieg wollten demnach einmal die Franzosen,
die das Geld gaben, sodann die Armee, von der kaum ein Zehntheil
schwedisch war, endlich die kleinen deutschen Fürsten, welche gern größer
geworden wären. Als aber die Armee erfuhr, daß ihr durch den Heil-
bronner Bund nichts zugefallen sei, empörte sie sich und konnte nicht
eher beruhigt werden, bis Oren stier na den Bernhard von Wei-
mar zum Herzog in Franken machte, Hoorn Mergentheim, die
andern hohen Offiziere Abteien und die gemeinen Soldaten die Erlaub-
niß zu plündern erhielten. Dann ging die Kriegsfurie wieder los.
Hoorn und Bernhard wandten sich in das obere Deutschland; der
erste kam an den Bodensee, belagerte aber Konstanz vergeblich, obwohl
ihn die reformierten Schweizer auf dem eidgenössischen Boden lagern,
kanonieren und marschieren ließen; ebenso konnte er das kleine Ueber-
lingen nicht nehmen und zog sich wieder nach Schwaben zurück. Bern-
hard von Weimar dagegen drang gegen Bayern vor und nahm durch
Ueberfall das wichtige Regensburg. Wallen st ein hingegen säuberte
Schlesien von den Sachsen, nahm die Lausitz, fing bei Steinau ein klei-
Dumüllcr, Neue Zeit. q
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustavs Kardinal_Richelieu Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Christina Bernhard_von_Wei- Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Frankreich Frankreich Schweden Deutschland Deutschlands Heilbronn Schwaben Brandenburg Schwedens Norddeutschland Hoorn_Mergentheim Deutschland Schwaben Weimar Sachsen
Die österreichischen Niederlande.
249
führen mußte, und stellten die Reformen des Kaisers ans eigener Macht
ein; der Besuch des Generalseminars wurde freigestellt, die Bischöfe
durften ihre Seminarien wieder öffnen, und der Kaiser selbst fand für-
gut zu versichern, daß die alte Landesverfassung bis auf einige wenige
Stücke, welche eine nähere Untersuchung bestimmen würde, wieder her-
gestellt werden sollte. Aber da der Kaiser von seinen kirchlichen Refor-
men durchaus nichts mehr zurücknehmen wollte, dem General d'alton
das Oberkommando aller Streitkräfte in den österreichischen Niederlanden
übergab und in dem Grafen Trautmannsdorf einen kaiserlichen Be-
vollmächtigten schickte, fanden seine Versicherungen wenig Glauben. An
der Spitze der Opposition, welche die Wiederherstellung der alten Ver-
fassung sich zum Ziele gemacht hatte, stand der Advokat van der Noot;
neben dieser Opposition, welche man nach dem heutigen Sprachgebrauche
die konservative nennen würde, bildete sich aber eine ächtrevolutionäre
Partei mit einem leitenden Komitè; der Widerstand gegen die kaiserlichen
Verordnungen vereinigte indessen noch alle Parteien zu gemeinschaftlichen
Schritten. Das Konnte, aus fünf Advokaten, zwei Kaufleuten und ei-
nem Bankier bestehend, warb für die Revolution nach einer trefflichen
Organisation; jeder einzelne warb zehn Vertraute, von diesen zog wie-
der jeder einzelne zehn Personen in das Geheimniß und so fort, ohne
daß der Geworbene außer seinem Werber andere Mitglieder der Ver-
schwörung kannte; so bedeckte sich das Land mit einem revolutionären
Netze, welches im Oktober 1789 bereits 70,000 Männer umschlang.
Van der Noot unterhandelte gleichzeitig mit Holland und Preußen, welche
halb und halb ihre Hilfe zusagten und einstweilen den Verschworenen
allen möglichen Vorschub leisteten. An Geld mangelte es diesen nicht;
sie organisierten damit in Holland ein Korps von 10,000 Ausgewander-
ten; sie vertheilten Geld unter die kaiserlichen Soldaten, versprachen de-
nen, die zu den Patrioten übertreten würden, einen hohen Sold, und
verlockten dadurch mehrere tausend Soldaten zur Desertion. Am 24.
Oktober 1789 fielen die Ausgewanderten in zwei Abtheilungen vom hol-
ländischen Gebiete in Brabant ein und den 20. ließ sich General Schrö-
der in Turnhout schlagen. Den 13. November nahm eine Kolonne
der Aufständischen die Stadt Gent, ganz Flandern gerieth in Aufstand,
in allen größeren Städten gab es Straßengefechte, welche jedoch für die
Aufständischen meistens unglücklich ausfielen. Der Generalstatthalter in-
dessen entfernte sich, die Negierung proklamierte allgemeine Amnestie und
die Zurücknahme der Ordonnanzen, welche die Stände und die joyeuse
entrée aufgehoben hatten. Das patriotische Konnte erklärte aber am
23. November zu Gent den Kaiser als Herrn der Niederlande abgesetzt,
und als die Truppen von Mons nach Namur gegen die eingefallenen
Insurgenten marschierten, erhob sich Mons und das ganze Hennegau.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Holland Holland Brabant Namur Hennegau
Rußland.
441
der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung
des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so
abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel
rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825
die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik
zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord-
westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord-
amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der
russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge-
schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor-
den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen
machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über-
haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern
Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker-
baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf,
Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer),
beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen
Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un-
mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen-
tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch
den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System
der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt
vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu-
gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi-
schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son-
dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die
Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver-
schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und
das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß-
land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie
zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und
dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt,
keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale-
rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische
und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.),
er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni-
versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen,
aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte
eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur
äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis-
sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö-
sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Hanau Kolchis Europa
586
Die Zeit von 1815 bis 1857.
noch schlimmer kommen. Die Bevölkerung des von der Natur außer-
ordentlich gesegneten Ländchens war zur Hälfte katholisch, zur Hälfte
protestantisch, jedoch so, daß der letztere Theil um etwa 5000 Seelen
überwog; die Verfassung hatte deßwegen vollständige Parität bestimmt,
so daß in allen Landesbehörden beide Theile gleich repräsentiert waren.
Bei Gelegenheit der Revision machte sich eine doppelte Agitation geltend;
auf katholischer Seite verlangte man Sicherstellung der konfessionellen
Rechte, namentlich in Betreff der Verwaltung des Kirchenguts, des Un-
terrichtswesens u. s. w., dagegen wollte der protestantische Theil gerade
hierin nichts geändert wissen und stimmte mit den Katholiken nur darin
überein, daß er eine demokratische Erweiterung der Volksrechte verlangte.
Daran hatte aber der Große Rath kein Wohlgefallen und daher kam es,
daß die von ihm vorgelegte neue Verfassung am 5. Oktober 1840 bei
der Volksabstimmung mit 23,095 Stimmen gegen 3171 verworfen wurde.
Der Große Rath versammelte sich sogleich wieder und brachte in sehr
kurzer Frist eine neue Verfassung zu Stande, in welcher die Parität der
konfessionellen Vertretung wegfiel, indem die Mehrzahl der katholischen
Repräsentanten gegen dieselbe stimmte und nur zwei einläßlich für die-
selbe zu sprechen wagten. Am 5. Januar 1841 ging die Volksabstim-
mung in Ruhe und Ordnung vor sich und ergab: in den reformierten
Bezirken Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen nahm die über-
wiegende Mehrheit an, in den katholischen: Baden, Bremgarten, Laufen-
burg, Rheinfelden und Muri verwarf sie; da aber die radikalen Katho-
liken zahlreicher für die neue Verfassung als die konservativen Protestanten
gegen sie stimmten, so zählten die Annehmenden 15,336, die Verwerfen-
den 11,454 Stimmen. Dadurch wurde klar: 1. daß die katholischen
Großräthe nicht im Sinne des katholischen Volks gestimmt hatten, 2.
daß die neue Verfassung dem katholischen Volke nur aufgezwungen wer-
den könne, 3. daß der protestantische Aargau dies nur mit der Hilfe
radikaler Nachbarkantone auözuführen vermöge. Die aargauische Regie-
rung schritt nun nach dem Muster von Solothurn vor, wozu sie beson-
ders von dem Regierungsrath Waller, einem Katholiken und radikalen
Fanatiker, gespornt wurde. Die Häupter des Komites von Bünzen,
das während der Revisionsbewegung für die Parität gearbeitet, aber
auch nicht einen ungesetzlichen Schritt gethan hatte, sollten mit Hilfe
der Gensdarmerie und der radikalen Schutzvereine verhaftet werden. Dies
geschah am 10. Januar morgens an einem Sonntage zu Bremgarten
und Muri, an welchen Ort Waller auf sein eigenes Begehren als Ne-
gierungskommissär geschickt wurde. Wegen dieser Verhaftungen rottete
sich das Volk zusammen, befreite die Gefangenen und sperrte Waller
sammt den Gensdarmen ein, aber schon am 11. rückten die von der Re-
gierung aufgebotenen Milizen aus den protestantischen Landestheilen ein,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Gericht zu stellen, sondern sie zu beschimpfen und zu pensionieren; es
war gegen alles Recht, die Mitglieder einer Korporation anzuklagen, sie
nicht zu strafen, aber die Korporation aufzuheben und ihr Gut wegzu-
nehmen; die Aufhebung der Klöster schlug endlich das eidgenössische Bun-
desrecht ins Gesicht, indem §. 12 der Bundesakte ausdrücklich den Be-
stand der Klöster und Stifte verbürgte. Die katholischen Kantone Uri,
Schwyz, Unterwalden, Zug und Fr ei bürg protestierten alsbald
energisch gegen die Gewaltthat, Neuen bürg sprach sich in gleicher Weise
aus, St. Gallen erklärte sich ebenfalls in diesem Sinne und der Vor-
ort Zürich mußte auf das Begehren der sechs ersten Stände eine außer-
ordentliche Tagsatzung einberufen, die einzelnen Kantone also ihren Ge-
sandten die nothwendigen Instruktionen in der Klosterfrage ertheilen, was
das Feuer der Zwietracht in der ganzen Schweiz aufs neue anfachte. Die
Tagsatzung kam 1841 den 15. März in dem Vororte Bern zusammen,
dessen Schultheiß Neuhaus sie mit einer gespreizten Rede in franzö-
sischer Sprache eröffnete. Dieser Neuhaus war ein geborner Vieler,
hatte die Handlung erlernt und war lange in Frankreich beschäftigt ge-
wesen, woher er den angebornen protestantischen Haß gegen die Klöster
mit philosophischem Franzosenthum verquickt in die Schweiz zurückbrachte.
Seit dem Zahre 1830 war er in die politische Laufbahn eingerückt, war
1831 Sekretär des Verfassungsraths, hierauf Vorstand des Departements
des Erziehungswesens und wurde, als die radikale Partei in Bern das
Uebergewicht erhielt, Schultheiß und so Präsident der Tagsatzung. Er
hatte der Solothurner Negierung bei der Verfassungsrevision den Ge-
fallen gethan und Bataillone an die Gränze geschickt (von nichts sprach
er lieber als von Berns 30,000 Bajonetten), hatte das Freienamt er-
drücken helfen und der aargauischen Regierung die bestimmte Versicherung
gegeben, daß sie auf die Unterstützung Berns unter allen Umständen
rechnen dürfe. Schon in seiner französischen Eröffnungsrede zeigte er
seine radikale Gewaltthätigkeit und Sophisterei, indem er dem Artikel 12
der Bundesakte den Artikel 1 gegenüber stellte, der jedem Kanton seinen
unversehrten Bestand garantierte; Aargau aber könne allein entscheiden,
ob der Bestand der Klöster mit dem Bestand des Kantons vereinbarlich
sei und bei dem Urtheil des Aargaus werde es die Tagsatzung bewen-
den lassen. So beutete damals der Radikalismus die Käntonalsouve-
ränität aus, die er sonst als eine Duelle des nationalen Unheils an-
klagte; die Tagsatzung jedoch ging nicht darauf ein, sondern erklärte mit
Stimmenmehrheit (zu der die reformierten Stände Zürich, Schass-
hausen, Waadt, Neuenburg, Baselstadt, die paritätischen St. Gallen,
Glarus und Graubünden, nicht aber die katholischen Luzern und Solo-
thurn gehörten), Aargau möge wegen seines Dekrets, die Klosteraufhe-
bung betreffend, noch einmal eintreten und dem Bunde Genüge thun,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
28 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
fremd waren sie in der Kirche geworden! Die Stadt entschied sich nnn
für die Reformation, die Kirchen wurden geräumt, die Orgeln ver-
stummten, und jetzt galt auch in der Schweiz der Grundsatz, daß die
Religion des Landesherrn die Landesreligion sein müsse.' Dies erfuhren
die Leute des Oberhaslithales zuerst; sie hatten sich für die neue Lehre
entschieden, weil sie dadurch des Klosters Jnterlachen und ihrer Leistungen
an dasselbe loswerden wollten; als nun Bern zwar das Kloster auf-
hob, aber jetzt für den Staat forderte, was sonst dem Kloster zugekom-
men war, wollten die Leute wieder katholisch werden und riefen die
Unterwaldner zu Hilfe. Diese getrauten sich aber nicht gegen die von
Bern abgeschickte Mannschaft Stand zu halten und kehrten heim, worauf
die Oberhasler sowohl bei dem „Evangelium" als bei den alten Abgaben
ausharren lernten. Bald darauf verbanden sich Unterwalden, Uri,
Schwyz und Zug mit einander und später mit dem Bruder des Kai-
sers, dem Könige Ferdinand, daher dieses Bündniß das ferdinan-
dische hieß; die reformierten Stände aber schloßen ein evangelisches
Bündniß und hatten ihren Rückhalt an dem Könige von Frank-
reich. Dies geschah 1528; im gleichen Jahre enthaupteten die Züricher
einen thurgauischen Katholiken, der Schmähreden ausgestoßen hatte, und
die Schwyzer fingen und verbrannten den Prediger Kaiser, der in ihrer
Vogtei Gaster aufgetreten war. Darauf zogen beide Theile zum Kriege
aus; da jedoch die Katholiken viel schwächer waren, so waren sie froh,
daß durch den Landamman Aebli von Glarus ein Friede vermittelt
wurde; sie mußten den ferdinandischen Bundesbrief herausgeben und ver-
brennen lassen, auch einwilligen, daß in den Gemeinden der gemeinschaft-
lichen Vogteien das Handmehr über die herrschende Religion entschied;
denn daß beide neben einander geduldet wurden, davon war hier so
wenig als irgendwo Rede.
Im Oktober 1529 disputierten Zwingli und Oekolampadius
mit Luther wegen des Abendmahls zu Marburg; Zwingli wich
nämlich noch weiter von der Kirchenlehre als Luther ab und sah in Brot
und Wein nur Zeichen. Luther konnte ihn nicht überzeugen und man
versprach sich nur gegenseitigen Waffenstillstand, was aber Luther nicht
hinderte, gegen „die schweizerische Verdammniß" zu donnern und Zwinglis
Lehre eine durch-, ver-, über- und eingeteufelte zu nennen.
Der erste Religionskrieg.
Schlacht bei Lappet (11. C)kt. 1531).
Der Kappel er Friede, von dem Zwingli eifrig abgerathen hatte,
war von kurzer Dauer; die Reformierten hoben in den gemeinschaft-
lichen Vogteien die Klöster einseitig auf, Zürich und Glarus aber, die
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Aebli Zwingli