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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 373

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Konstantins Söhne. 373 Der kaiserliche Hof hatte alle nur möglichen Beamtungen, die aus der Vereinigung morgenländischer und abendländischer Form entstehen konnten, auch blieben alle Gewohnheiten und Vorschriften des Despo- tismus, wie derselbe sich durch die Vergötterung der Cäsaren ausgebildet hatte, namentlich die Heiligung des Kaisers und alles desjenigen, was ihm gehörte. Auch wurden die Beamtuugen des Reichs ungemein zahl- reich und genau gegliedert, so daß Konstantins Monarchie das voll- kommenste Muster eines Beamtenstaats war, wie vielleicht noch keiner mehr entstanden ist. Die Titulaturen waren größtentheils die bis auf unsere Zeit gebrauchten; es gab illustres, speotubiles, elurissimi, xerteotissimi, e^re^ii u. s. w. Daß ein ungeheurer Steuerdruck auf der Bevölkerung des Reiches lastete, ist schon mehrmals gesagt worden; der Hof, die Armeen, die Beamtungen kosteten ungeheure Summen, während die Hilfsquellen mehr und mehr versiegten. Zu den alten Steuern kamen immer neue, und die Negierung eignete sich endlich noch das Monopol der Seiden- und Linnenmauufaktur an. Zum Behufe der Grundsteuer wurde alle fünf- zehn Zahre das Vermögen des Bürgers abgeschätzt und für diese ganze Periode festgesetzt (indictio); die Gewerbsteuer wurde alle vier Zahre revidiert. Durch den Steuerdruck und die Einfälle der Barbaren ver- armten Städte und Landvolk; letzteres wurde größtentheils zu unfreien Kolonen, weil es sein Eigenthum verkaufen mußte, das es fortan als Zinsbauer des Gutsherrn bearbeitete. Die Steuererhebung erfüllte jedesmal das Reich mit Wehklagen. Zn den Städten mußten die De- kurionen mit ihrem Vermögen für den Steuerbetrug haften, dafür wurden ihnen aber auch die gesummten Gemeindeämter eingehändigt, so daß unter der Despotie eine allgemeine Gemeindearistokratie aufkam. Zede bürger- liche Freiheit verschwand; nur die Kirche, dem Despotismus gegenüber die einzige selbständige Macht, behauptete auf ihrem Gebiete die ihrige. Konstantin rüstete sich zu einem großen Feldzuge gegen die Perser, als ihn den 22. Mai 337 der Tod in Rikomedien überraschte; er war im 56sten Jahre seines Alters und hatte sich kurz vor seinem Ende noch taufen lassen. Konstantins Söhne (337—361). Deren waren drei: Konstantin, Konstans und Konstantiuö, unter welche der Vater das Reich getheilt hatte; der erste erhielt die Prä- fektur Gallien, der andere die von Italien und Jllyrikum, Konstantius den Orient. Bald geriethen die Brüder in Streit; Konstantin wollte dem Konstans Italien entreißen und verlor in der Schlacht von Aqui- leja das Leben (340). Zu gleicher Zeit fielen die Franken ein, welchen Konstans Holland, Belgien und das nördliche Gallien überließ. Im

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 37

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Awaren und Chazaren. Das oströmische Kaiserthum. 37 Awaren und Chazaren. Im alten Dacien waren nach dem Abzüge der Langobarden nach Italien die Awaren Meister, ein türkischer Stamm, der vom mittleren Ural her über den Don an die Donau rückte und dort die Bulgaren unterwarf, wahrscheinlich ein türkisch-slavisches Volk, das vor den Awaren von der Kama an den Pontus und die untere Donau gezogen war. Die Awaren dehnten ihre Herrschaft und Raubzüge bis an die Enns, über Böhmen und Mähren aus und wurden der Schrecken der umliegen- den Völker. Ostwärts von ihnen, vom Dniestr bis zur Wolga, grün- deten die Chazaren ihr Reich, ein Volk, das man für ein den Alanen verwandtes indogermanisches hält, welches aber mit türkischen Stämmen stark gemischt war. In ihm verschwinden auch die Hunnen, welche nach Attilas Tod in die Steppen am Pontus zurückgedrängt waren. Der Herrschaft der Chazaren waren auch die Ungarn (Ugri, Hunugaren) unterworfen, welche sich selbst von dem östlichsten ihrer Stämme Mag- hparen nennen; sie wohnten gegen Ende des 7. Jahrhunderts am un- teren Don und Dniepr. Wie drohende Wolken lagerten am südlichen Ural und an der Ostküste des kaspischen Meeres die wandernden west- türkischen Stämme der Petschenegen und Kumanen, die wir später ebenfalls an der Donau, deren Thal den Heerweg der wandernden Völker bildete, ankommen sehen werden. Das oströmische Kaiserthum oder das griechisch-byzantinische Reich (408—641). Die Geschichte dieses Reiches bietet fast durchgehends nur Uner- quickliches dar; der orientalische Despotismus mit seiner Pracht und Verderbtheit erhält sich unverändert fort und verzehrt die Kraft des Reichs. Leibwache und Soldaten treiben das gleiche Spiel mit dem Kaiser und den Reichsländern, wie einst die römischen Prätorianer und Legionen. Das Volk in Konstantinopel schreit nach Brot und Spielen wie ehemals der römische Pöbel und sammelt sich im Hippodrom, wie jener im Cirkus oder in dem Amphitheater des Vespasian. Es theilt sich in die Blauen und Grünen (nach den Farben der Wagenlenker im Hippodrom so genannt), und diese Parteien würden einander mit Wuth zerfleischen, wenn die kaiserlichen Soldaten nicht eiuschritten und mit den Waffen Ruhe schafften. Auch auf dem Gebiete der Kirche begegnen uns unaufhörliche Streitigkeiten, namentlich über die göttliche und mensch- liche Natur in Christo, die Natur seines Willens (Monophpsiten und Monotheleten); die kirchliche Autorität ließ keine der aufgeworfenen Streitfragen schweben, aber sie gelangte nicht zu der gebührenden Wirk- samkeit, weil sich der Kaiser mit dem Hofe und dann die Parteien im

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 100

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
100 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Fünftes Kapitel. Die Waräger. Gründung des russischen Reichs durch Rurik (862). Die slavischen Ostseeküsten sind gewiß als die nächstgelegenen frem- den oder, was für die Normannen gleichbedeutend war, feindlichen Länder schon frühe durch die Wickinger heimgesucht worden, aber be- stimmte Nachrichten haben wir darüber keine. Diese ostwärts fahrenden Wickinger wurden Waräger (Kriegsleute, Söldner) genannt und den- selben Namen gaben auch die Griechen den Normannen, welche in der Leibwache des byzantinischen Kaisers dienten (Barangoi). Die slavischen und finnischen Stämme am Wolchow (wo schon Nowgorod stand) und an der obern Wolga riefen (also lautet die sagenhafte Erzählung), gegen ihre normannischen Bedränger^andere Normannen zu Hilfe, den Stamm der Noß oder Nüssen (den man mit den germanischen Rorolanen, die als ein Bestandtheil des großen, von den Hunnen zerstörten Gothenreichs genannt werden, in Verbindung bringen will) zu Hilfe, und erwählten die drei Brüder Rurik, Truwor und Sineus zu Fürsten; Rurik ver- einigte nach dem Tode seiner Brüder deren Gebiete mit dem seinigen und residierte zu Nowgorod am Ilmensee. So entstand das Großfür- stenthum Rußland, wobei jedenfalls, mag der Sage wenig oder viel Thatsächliches zu Grunde liegen, eine Mischung skandinavischer Elemente mit slavischen und finnischen statt fand. Oskold und Dir, zwei andere Häuptlinge der Waräger, entrissen 863 den Chazaren Kiew und grün- deten dort ein eigenes Fürstenthum, 866 aber fuhren sie mit 200 Schiffen den Dniepr hinunter in das schwarze Meer und erschienen Plötzlich vor Konstantinopel; ein Sturm zerstreute oder zerstörte ihre Schiffe und die übriggebliebenen Wagehälse machten'sich wieder auf den Heimweg nach Kiew. Während der Minderjährigkeit von Ruriks Sohn Igor regierte Oleg (879 — 912), der Kiew eroberte, die Chazaren zurückdrängte, mit einer zahlreichen Flotte die Küsten des schwarzen Meeres plünderte und die Ungarn zurückschlug; Igor (912 — 944) zwang nach russischen Berichten durch drei Kriege den byzantinischen Kaiser zur Tributzahlung. Nach seinem Tode regierte seine Wittwe Olga (945—965) kräftig und weise; sie war dem Christenthum geneigt und reiste nach Konstantinopel, wo sie sich taufen ließ. Dagegen blieb ihr Sohn Swätoslaw (965 — 973) Heide und erfüllte das östliche Europa mit dem Schrecken seiner Waffen; er unterwarf die Chazaren bis an den Iaik (Uralfluß), die türkischen Stämme der Kassogen und Fassen zwischen dem asow'schen und kaspi- schen Meere, einen Theil der Bulgaren, und wurde von dem byzantini- schen Kaiser Johannes Tsimiszes 971 bei Silistria mit Mühe zurück-

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 339

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Römische Kunde von den Germanen. 339 skandinavischen Norden einwanderten; zu ihnen gehören die suevischen und gothischen Völker, welche bald eine sehr wichtige Rolle zu spielen berufen wurden. Die Germanen verehrten den Thuisko und dessen eingebornen Sohn „Mann" als Stammväter der Nation. Sie hatten verschiedene Götter und Göttinen; die Verschiedenheit ihrer Religion scheint in der Verschiedenheit ihrer Stämme und deren Wanderungen gewurzelt zu haben. Den meisten gemein war jedoch die Verehrung des Wodan (ihr Zeus; im angelsächsischen Wedensday und im Wodansheer, wildes Heer, des Volksglaubens hat sich eine Spur erhalten), des Thor (Donnergott, der Fruchtbarkeit gibt) und des Kriegsgottes Thyr, Ziu oder Erk (daher Zinstag oder Erktag). Einige Stämme bauten Tempel, andere verehrten ihre Götter in heiligen Wäldern; sie opferten auch Menschen, besonders Kriegsgefangene. Den Willen der Götter erkann- ten sie aus verschiedenen Anzeichen, hierin waren sie den alten Völkern überhaupt gleich. Die Seele hielten sie für unsterblich; die Tupfern gelangten nach ihrem Glauben zu den Göttern Ln Walhalla (Wohnung der Starken), wo sie schmausten und sich an Kampfspielen ergötzten; Kampf und Schmaus galten auch als das höchste Glück in diesem Leben. Die Römer erschöpfen sich in der Beschreibung des gewaltigen Glieder- baues ihrer Gegner; sie gestanden ihnen eine eigenthümliche nordische Schönheit zu, behaupteten aber sie seien keiner großen Ausdauer fähig und erlägen der Sonnenhitze Italiens sehr leicht. Der germanische kühne, fast wilde Muth war den römischen Heeren schon furchtbar, als die Germanen noch sehr schlecht bewaffnet waren und von der römischen Kriegskunst noch nichts erlernt hatten. Ihrer Reiterei war die römische nie gewachsen, den Keil des Fußvolkes zersprengten die Legionen nur durch ihre Manövrierkunft, und was die Römer nie gestehen, manchmal durch ihre Ueberlegenheit an Mannschaft. Als Nationallaster tadeln die Römer die Trunksucht der Germanen und den Hang zum Würfelspiele, dagegen rühmen sie ihre Keuschheit und ihre Treue im Worthalten. Bei allen germanischen Stämmen waren fürstliche Geschlechter, aus denen sie ihre Könige wählten, ein erblicher Adel, freie Leute und Leib- eigene. Die Freiheit war eins mit dem Waffenrechte; wenn der Jüng- ling wehrbar gemacht wurde, trat er auch in den Genuß aller Rechte eines Freien ein und wurde zählendes Mitglied seiner Sippe, die aus den verwandten Familien bestand, gemeinsame Opfermahle hatte, im Kriege neben einander focht und Ehre, Leben, Eigenthum jedes einzelnen Mitgliedes gegen jedermann beschützte. Die Sippe übte die Blutrache gegen jeden, der einen aus ihr er- schlug oder beleidigte; jedoch stand es bei dem Gerichte, ob der Friedens- bruch durch Blut oder durch Gut gesühnt werden sollte. An dem Ge- richte hatte aber jeder freie Mann Antheil; wer sich dem Spruche nicht 22*

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 340

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
340 Das Reich der Cäsaren. unterwarf, wurde in dem Kreise des Gerichtes rechtlos und konnte un- gestraft erschlagen werden. Versammlungsort des ganzen Stammes war das gemeinsame Heiligthum, gewöhnlich ein Wald, wo jährliche Opfer dargebracht wurden; während der Feftzeit herrschte allgemeiner Still- stand der Waffen und der Gerichte. Ein Krieg war entweder ein gemeinschaftlicher, d. h. der ganze Stamm beschloß ihn und übertrug dessen Führung einem Herzoge, der aus dem Adel zu diesem Amte erwählt wurde, oder er wurde von einem Herrn auf eigene Faust unternommen und von ihm durch Freiwillige geführt. Diese waren das Geleite (eowitatus); je reicher einer war, ein desto größeres Geleite konnte er unterhalten, und je glücklicher seine Unterneh- mungen ausschlugen, um so mehr eilten ihm freie Leute zu. Um die Gunst solcher Geleitsherren bewarben sich daher benachbarte Fürsten und Völker und ehrten sie durch Geschenke. Eroberte ein Geleitsherr einen Land- strich, so verlieh er den Männern seines Gefolges einzelne Stücke von demselben, wodurch diese aber zu seinem beständigen Geleite, d. h. seinem Waffendienste verpflichtet wurden (Lehen). Wahrscheinlich gab es schon bei den alten Germanen Abstufungen der Freiheit und Leibeigenschaft. Die Leibeigenen der Germanen hatten zwar kein Recht, doch lebten sie unter dem Schutze ihres Herrn er- träglicher als die Sklaven der Griechen und Römer; sie hatten eigene Wohnung und eigenes Hauswesen, wofür sie dem Herrn Abgaben von Feldfrüchten, Vieh, sowie von den Erzeugnissen ihres rohen Gewerbs- fleißes lieferten. Ob diese Leibeigenen wohl deutschen Stammes waren? Theilweise scheint dies stattgefunden zu haben, denn die Römer erzählen uns, daß einzelne Deutsche ihre Freiheit (und damit die ihrer unmün- digen Familie) durch das Würfelspiel verloren, und daß ganze Stämme von einander unterjocht wurden, in welchem Falle alles, was nicht er- schlagen wurde, der Leibeigenschaft verfiel. Jedoch reichte dieser Erwerb von Leibeigenen keineswegs hin, und wir müssen annehmen, daß die meisten Leibeigenen nicht von germanischer Nationalität waren. Dies Loos scheint vorzüglich die gallischen oder keltischen Stämme getroffen zu haben, welche vor den Germanen (und zwar noch in der historischen Zeit) den größten Theil Deutschlands besetzt hatten. Dafür sprechen die verschiedenen Benennungen der Leibeigenen, welche nachweisbar aus der gallischen Sprache genommen sind, z. B. bei den Baiern „aldiones*» Auch läßt es sich nur durch eine starke fremde Beimischung erklären, weßhalb die Bevölkerung verschiedener deutscher Landstriche, in die niemals eine fremde Einwanderung stattfand, so wenig von den physischen Merk- malen an sich trägt, welche als eigenthümlich deutsche bezeichnet werden» Wie uns die Römer die Lebensweise der Deutschen beschreiben, so war diese eine barbarische und darum auch sehr einfache. „Die freien

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 318

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
318 Das Reich der Cäsaren. Eingebornen bewegte und mischte und die römische Sprache wenigstens in den Bezeichnungen für das gewöhnliche Leben und Treiben von dem gemeinsten Provinzialen erlernt wurde. Gerade diesen traf aber das Schicksal, sechszehn Jahre unter der römischen Fahne zu dienen, am häu- figsten, und während einer so langen Zeit mußte er römisch werden und wäre er vom härtesten Stamme gewesen. Brachen die Römer in der Regel schon durch ihre Eroberung die physische Stärke einer Nation, durchdrangen sie den Nest derselben durch Militär, Kolonieen und das Verkehrsleben mit römischen Elementen, so verstanden sie es auch, die fremde Nationalität dadurch aufzulösen, daß sie dieselbe zu sich emporhoben, wie sie sich wenigstens ausdrückten. Daß der gemeinste Provinziale der Ehre des Legionendienstes und dadurch regelmäßig des Bürgerrechts theilhaftig wurde, ist schon gesagt worden; der vornehmere erhielt außerdem militärische Würden und bürgerliche Auszeichnungen. Selbst auf die vornehme provinziale Zugend erstreckte sich die Sorgfalt des Cäsars; sie wurde nach Rom eingeladen und dort gebildet, oder wenigstens in die Provinzialstädte gezogen, wo sie in römischen Instituten ihre Ausbildung erhielt; der gleiche römische Schrift- steller, welcher zu seinen Göttern betet, daß die unbezwingbaren Ger- manen sich fortwährend selber aufreiben möchten, erzählt mit schadenfroher Lust, wie die kaum besiegten Britannen ihre Jünglinge aus den vor- nehmen Familien römisch erziehen ließen und wie sich diese wetteifernd römische Bildung aneigneten! Noch tiefer griff aber das römische Ge- richtswesen in die fremden Nationalitäten ein; der Provinziale wurde von römischen Richtern nach römischem Rechte und in römischer Sprache gerichtet; der Gerichtsort selbst war ein Municipium, eine Kolonie oder Präfektur, das heißt ein römischer Ort; da mußte wohl jeder Provin- ziale, der als Grundbesitzer, Handwerker, Geschäftsmann u. s. w. an dem bürgerlichen Verkehre Antheil hatte, sich nothgedrungen mit der rö- mischen Sprache und dem Gesetze vertraut machen, wenigstens bis auf einen gewissen Grad. Ueberdies bemächtigten sich die Römer des reli- giösen Lebens der unterworfenen Völker; sie machten die fremden Götter zu den ihrigen; entweder fanden sie m einem fremden Gotte einen ihrer eigenen wieder, was meistens der Fall war, dann trat der römische Kult an die Stelle des einheimischen oder vermischte sich mit demselben, oder der fremde Gott wurde als ein neuer in die Reihe der römischen ausgenommen, neben denselben verehrt und auf diese Weise der unter- worfenen Nation entrissen. So eroberte Nom mit der Welt auch deren Götter; nur der zu Jerusalem verehrte mußte ihm fremd bleiben, weil dieser ausschließliche Anerkennung und Verehrung forderte; das Zu- denvolk selbst im römischen Reiche war durch kein Mittel in den römi- schen Guß einzuschmelzen und zudem den Römern eine ganz verachtete

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 1

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch. Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asten und Afrika und bedroht das christliche Europa. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Romani, Provinciales) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsncht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die west- türkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahr- scheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reichs, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Auf- gabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. Zm Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten ger- manischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit barbarischen Heiden und fanatischen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Europas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittel- alter, rettet und schützt. Bumüller, Gesch. t>. Mittelalters. 1

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 36

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
36 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. seen, Esthen, Tschuden und Woten am baltischen Meere, Wessen, Mu- ränen, Mordwinen w. im Norden des heutigen europäischen Rußlands, zu beiden Seiten des nördlichen Ural die Ungarn) sitzen von der Mündung der Düna bis zum Ural; außer den Ungarn gelangt aber keiner zu einer größeren geschichtlichen Bedeutung. Die zahlreichen Stämme dieser Völkergruppe, welche neben der germanischen und romanischen ein Hauptelement der Bevölkerung des heutigen Europa bildet und von den Alten unter dem Namen Sar- maten wenigstens theilweise begriffen wurde, erscheinen im 4. Jahr- hundert in Bewegung, also gleichzeitig mit den germanischen Stämmen, denen sie sich theils anschließen, theils nachrücken. Ihr gemeinschaft- licher Name Slaven wird von Slowo, Wort, abgeleitet und bedeutet somit Menschen von einerlei Sprache; sietheilten sich in drei Hauptstämme: Wenden, die westlichen, Slowenen, die mittleren, und Anten, die öst- lichen Slaven. Die Züge der wandernden slavischen Stämme lassen sich ebensowenig vollständig Nachweisen, als die der germanischen Stämme. Am Schluffe des 6. Jahrhunderts haben sich die Tschechen in Böhmen festgesetzt und die germanische Bevölkerung hinausgeworfen oder an die Gebirgsränder des Landes gedrängt; die Sorben sind noch weiter im alten Germanien vorgerückt und wohnen vom oberen Main und der Saale bis an die mittlere Elbe und Spree; von der unteren Weichsel bis an die untere Elbe treffen wir die wendischen Stämme der Pommern, Wilzen und Obotriten; von der Weichselmündung bis zum Niemen die Preußen; landeinwärts von diesen die Ljächen (Polen) und die Li thau er, einen den Slaven verwandten eigenthüm- lichen Stamm, dessen Sprache dem Sanskrit näher steht als die andern slavischen. Die Mähren dehnen sich über das von ihnen benannte Land sowie über einen Theil Galiziens und Oberungarns aus, von wo sich die Chrowaten (Kroaten) an die Save und das adriatische Meer wandten, während sich die Serben östlich von ihnen festsetzten und in einzelnen Schaaren durch die ganze Halbinsel des Hämus bis in den Peloponnes ausbreiteten; die den Kroaten zunächst stehenden Slowenzen (Winden) besetzten Steyermark, Kärnthen und Krain. Alle slavischen Stämme hatten bereits die ersten Stufen zur Civilisation überschritten, liebten Ackerbau und Viehzucht, besaßen einen eigenen Göt- terkult, zeigten heiteren Sinn und kriegerische Tapferkeit, bewiesen aber die ausdauernde und schaffende Thätigkeit nicht, durch welche sich die Griechen, Römer und Germanen auszeichneten. Slaven.

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 101

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Ungarn. Arpad. 101 getrieben; 973 blieb er gegen die Petschenegen, die vom Ural in die Steppen vom unteren Don bis zur unteren Donau vorgedrungen waren und die Ungarn westwärts getrieben hatten. Sein Sohn Wladimir I., der Große oder Apostelgleiche (973 — 1015), erkämpfte sich gegen seine Brüder die Alleinherrschaft, bekriegte das byzantinische Reich, schloß aber mit demselben Frieden und heirathete die griechische Prinzessin Anna; 988 ließ er sich zu Kiew taufen und führte das Christenthum im ganzen Reiche ein. Er rief auch Gelehrte und Künstler herbei, baute Kirchen und Klöster, lebte aber wie ein türkischer Chan in Vielweiberei und be- wies dadurch, daß Rußland der Barbarei noch keineswegs entrissen war. Sein Reich war das größte in Europa; das germanische Element war aber bereits in dem slavischen aufgegangen, was daraus erhellt, daß Wladimir das Slowenische als allgemeine Kirchensprache einführte. Er theilte Rußland unter seine zwölf Söhne; der Großfürst Jaroslaw wie- derholte die Theilung 1054, und nun dauerte sie einige Jahrhunderte fort, was die russische Macht, die in ihren Anfängen so furchtbar aufge- treten war, dermaßen schwächte, daß sie auf die Geschicke Europas im Mittelalter keinen bedeutenden Einfluß mehr ausübte; auch die Keime der von Wladimir gepflanzten Bildung wurden noch im 12. Jahrhun- derte durch die Mongolen beinahe vernichtet. Die Ungarn. Arpad (888-9v7). Mit den Ungarn trafen die Russen unter Igor zusammen, der sie zurückwarf, worauf sie ihre Raubzüge fast ausschließlich gegen Westen richteten. Das finnisch-türkische Volk der Ungarn hatte sich allmälig am Ural herunter an den Dniepr in das Reich der Chazaren gezogen und wurde von den türkischen Petschenegen gedrängt, worauf es in sieben Stämmen, denen sich der fremde der Maghyaren, nach welchem sich das ganze Volk nannte, angeschlossen hatte, um die Mitte des 9. Jahrhun- derts in Pannonien einbrach, welches damals die Bulgaren beherrschten, und sich des ganzen Landes von der Raab bis zur Aluta bemächtigte. Sein König Arpad (die von ihm stammende Dynastie der Arpaden er- losch 1301) verband sich mit dem Kaiser Arnulf und zertrümmerte das großmährische Reich Swatopluks. Dadurch wurden die Ungarn die östlichen Nachbarn Deutschlands, und als sie nach Arnulfs Tode die herrschende Anarchie sahen, versuchten sie alsbald einen Naubzug, und als dieser vortrefflich gelang, kamen sie fast jedes Jahr regelmäßig wieder und verwüsteten Deutschland bis Bremen, Basel und Metz; ebenso wenig verschonten sie Oberitalien, wo sie 900 an der Brenta das Heer Be- rengars von Friaul aufrieben. Man nannte sie damals Hunnen, weil sie denselben an Wildheit und Häßlichkeit ungefähr gleich waren und wie jene nur zu Pferde fochten. Wie alle Wilden und Halbwilden be-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch Das Ehristenthnm unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asien und Afrika und bedroht das christliche Europa. Die Franken. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Komgni, ?rovincial68) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsucht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen, als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die wefttürkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahrscheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reiches, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Aufgabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. 2m Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten germanischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit germanischen und nichtgermanischen Heiden und fanati- schen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Euro- pas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittelalter, rettet und schützt. Lumüller, Mittelalter. 1
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