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1. Europa ohne das Deutsche Reich, Die außereuropäischen Erdteile, Mathematische Erdkunde - S. 56

1912 - Breslau : Hirt
56 D. Russisch-Skandinavische Tafel. Seen verbindet der Swir. Der Abfluß des Lädoga-Sees ist die Newa, an der St. Petersburg, die Hauptstadt Rußlands, liegt. Die Verbindung mit Skandinavien stellt Finnland, das „Land der tausend Seen", her. Moore, Sümpfe, Seen und Wälder bedecken das Land. Die Seen liegen auf verschiedenen Höhenstufen und stehen vielfach durch Flüsse mit reißenden Stromschnellen untereinander in Verbindung sbild 28). Ackerbau ist nur an wenigen Stellen möglich. Warum?) Finnland ist das wald- reichste Land Europas. Die Finnländer ernähren sich meist durch Viehzucht, Fischerei und Holzfällern. An der Südküste, die von einem Kranze zahlloser Jnselchen begleitet wird, sind die größeren Siedlungen entstanden, unter denen Helsingförs die bedeutendste ist. Zum Ostseegebiet Rußlands gehören die Älandsinseln sowie Ösel und Dagö vor dem-Rigaischen Meerbusen. Die 3-sörmig gewundene Petschöra und die Dwina durchfließen die nord- russische Abdachung. Den südlichen Teil bedecken dichte Nadelwälder, die von zahlreichen Pelztieren bewohnt sind. Der mittlere und nördliche Teil wird von den mit Moos und Flechten bewachsenen Tundren erfüllt, die im Sommer von den nomadisierenden Samojeden mit ihren Renntierherden aufgesucht werden. Die Dwina nimmt rechts die Wytschegda auf, die durch mehrere Kanäle mit der Kamä verbunden ist. So ist eine Wasferverbindung vom Weißen zum Kaspischen Meere hergeste' Rußland ist infolge seiner weit ausgedehnten, fruchtbaren und reich be- wässerten Länderstrecken der erste Ackerbaustaat Europas. Es führt große Mengen von Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und Leinsamen aus, obwohl der Boden noch lange nicht sorgfältig genug ausgenutzt wird. Die Wälder bedecken nahezu zwei Fünftel der Bodenfläche und liefern fo viel Holz zur Ausfuhr und Verarbeitung, daß man wohl vom „hölzernen Rußland" redet. Meere, Seen und Flüsse ermöglichen einen einträglichen Fischfang. Auf den Steppen im 8, im 30 und in den baltischen Ländern weiden große Herden von Pferden, Rindern und Schafen. Die Aus- fuhr von Nutz- und Schlachtvieh, Wolle, Häuten, Leder, ferner von Pelzwerk und Kaviar ist bedeutend. Die Goldadern des Ural machen Rußland zum goldreichsten Land Europas. Die großen Kohlen- und Eisenerzlager werden zwar erst wenig ausgebeutet, haben aber in jüngster Zeit eine einheimische Industrie hervorgerufen. Sie erzeugt besonders Woll- und Baumwollstoffe sowie Leder- und Eisenwaren, deckt aber den Bedarf des Landes bei weitem nicht. Deswegen werden aus Westeuropa sehr viel Judustrieerzeugnisse eingeführt. Iv. Die Nordrussische Tiefebene.

2. Europa ohne das Deutsche Reich, Die außereuropäischen Erdteile, Mathematische Erdkunde - S. 59

1912 - Breslau : Hirt
§ 12. Skandinavien. 59 6. Einige Kriegsflotte 400 Fahrzeuge. Handelsflotte 3400 „ davon 900 Dampfer. Eisenbahnen 59000 km. Roheisengewinnung 2,9 Mill, t. Steinkohlengcwinnung 25 Mill. t. statistische Nachweise (1910): Einfuhr aus Deutschland: Baumwolle, Fahrräder, Nähmaschinen, landwirtschaft- liche Maschinen, Glühlampen, Bücher, Gold- und Silberwaren, Kleiderstoffe u. a. Wert 1910: 570 Mill. Mark. Ausfuhr nach Deutschland: Edel- metalle, Getreide, Tierhäute, Pelztierfelle, Pferde, Schweine, Federvieh, Eier, Holz u. a. Wert 1910: 1400 Mill. Mark. 29. Der Kreml in Moskau. Der älteste Teil Moskaus ist die ehemalige Burg der Stadt, der Kreml, früher der Herrschersitz, heute der Krönungsort der Zaren. Diese „russische Akropolis" ist voll von glänzenden Palästen und buntfarbigen Kirchen und macht in der Mannigfaltigkeit von Prachtbauten, seltsamen Türmen, Mauern und vergoldeten Kuppeln einen überwältigenden Eindruck, wie ihn die russische Baukunst sonst nicht hervorbringt. § 12. Skandinavien. 770000 qkm = Iv2 mal Deutsches Reich, 8 Mill. E.) 1. Lage und Grenzen. Skandinavien ist die größte Halbinsel Europas. Der nördlichste Punkt (zugleich Europas) ist das Nordkap auf 71° n. Br. Durch eine breite Landbrücke steht Skandinavien mit Rußland in Ver- biudung. Sonst ist die Halbinsel rings vom Meere eingeschlossen. Im 0 bespült die Ostsee mit dem nach N vordringenden Bosnischen Meerbusen das Schwedische Flachland, und im W dringt der Atlantische Ozean in zahlreichen Buchten in das Norwegische Gebirgsland ein. Welche Meeres- straßen verbinden Nord- und Ostsee?

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 35

1915 - Breslau : Hirt
Xi. Zeitalter der Glaubenskämpfe. 55 c) Oer Lauernkrieg. In ähnlicher weise legten die Bauern Luthers Lehre von der Freiheit eines (Ihriftenmenfchen aus. Sie glaubten die Zeit gekommen, sich aus ihrer örücfenöen Lage zu befreien. Zn 12 Artikeln legten sie ihre an sich nicht unberechtigten Foröerungen nieöer: Freiheit der Holznutzung, des Kischfangs, der Jagö, Aufhebung der Leibeigenschaft, der Fron-öienste, der örüdenösten Zehnten u. a. Vom Schwarzwalö aus öehnte sich unter piünöerung und Zerstörung von Klöstern und Burgen die Erhebung bis nach Thüringen aus. Ais Luther schließlich selbst zum schonungslosen vorgehen gegen die „möröerischen und räuberischen Bauern" aufforöerte, rouröen die mangelhaft bewaffneten und schlecht geführten Haufen rasch mit blutiger hanö nieöer-geworfen, vorerst erreichten die Bauern nur das Gegenteil ihrer Bestrebungen, ihre Lage rvuröe nur noch unerträglicher. Erst später rouröen sie von einzelnen Lasten befreit. 5. Ausbreitung der neuen Lehre. Trotz des Wiöerstanöes der Reichs-regierung breitete sich die Reformation rasch aus. Der Kurfürst von Sachsen und der Lanögraf von Hessen traten ihr als die ersten bei; öann folgten die norö-öeutfchen Fürsten und Freien Stäöte, 1525 auch der Hochmeister des Deutschen (Dröens, ferner Dänemark, Schroeöen und Norwegen, zuletzt Englanö. 6. Die Schweizer Reformation. Fast gleichzeitig mit Luther trat in Zürich der Preöiger Ulrich Zwingli gegen die herrschenöe Kirche auf. Rach seinem Toöe — er fiel 1531 im Kampfe gegen die katholisch gebliebenen Kantone — setzte der Genfer Johann Calvin sein Merk fort. Die Reformierten — so hießen die Anhänger öieser Richtung — unterschiedn sich von Den Lutheranern fast nur in der Auffassung über das Abenömahl. Die Lehre der Schweizer verbreitete sich vor allem in ihrem Ursprungsland, öann in Frankreich und, dem Laufe des Rheins folgenö, in Den Rieöerlanöen. 2. Der Dreißigjährige Krieg. 1. Ursache und Charakter des Krieges. Begünstigt durch die Bestimmungen des Augsburger Religionsfrieöens, breitete sich die Reformation so rasch aus, öaß am Anfang des 17. Iahrhunöerts fast örei viertel des deutschen Volkes dem neuen Glauben anhingen. Leiöer verschärften sich mit der Ausbreitung der neuen Lehre auch die Gegensätze zwischen Den beiöen Konfessionen immer mehr. 3n Vorahnung kommenöer kriegerischer Auseinanöersetzung schlossen sich im Jahre 1608 die evangelischen Reichsstänöe (Staaten und Freie Stäöte) in einem Schutzbünönis, Union genannt, die katholischen ein Jahr später in der Liga zusammen. Aber nicht nur religiöse, fonöern auch politische (Srünöe örängten zum Kriege. Die Lanöesfürsten suchten ihre Gebiete zu vergrößern und ihre Machtbefugnisse nach unten und nach oben zu erweitern. Auswärtige Herrscher hofften, die öeutsche Reichsgewalt zu schwächen und wichtige Grenzlanöe an sich zu reißen. 2. Der Böhmisch-Pfälzische Krieg. Seinen Ausgang nahm das öreißig-jährige Ringen in Böhmen, hier hatte sich die Reformation frühzeitig und ungestört ausgebreitet. Roch im Jahre 1612 hatte Kaiser Ruöolf Ii., der zugleich König von Böhmen war, Den protestantischen Stänöen in dem sogenannten Majestätsbrief völlige Religionsfreiheit gewährt. Ernstere Streitigkeiten ent-stanöen erst tvieöer, als zwei höhere katholische Geistliche eine evangelische Kirche schließen, eine anöere nieöerreißen ließen. Erzürnt öarüber, öaß sie bei dem 3*

4. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 11

1917 - Breslau : Morgenstern
11 halte brauche, also Güter. Boden ist aber kein Bestandteil solcher Dienstleistungen. Wenn nun gesagt wird, ein Gut enthält Boden, so soll das nicht etwa heißen, daß dem Gute Bodenteile beigemengt sind, oder daß es chemisch aus Stoffen besteht, die dem Boden entnommen sind; es soll lediglich damit gesagt werden, daß das Gut eine gewisse Boden- fläche eine bestimmte Zeit hindurch beansprucht hat, um darauf zu wachsen. Und wenn gesagt wird, ein Gut enthält Arbeit, so ist die Arbeit als solche am fertigen Gute nicht mehr mit den Sinnen wahr- zunehmen. Man kann sie wohl erkennen, aber nicht mehr erblicken. Es soll damit nur ausgedrückt werden, daß das Gut die Arbeit einer gewissen Anzahl von Menschen eine bestimmte Zeit hindurch bean- sprucht hat, um zu entstehen. Die Bestandteile eines Gutes find Arbeit und Boden. 4. Wie kann man die Güter einteilen? Um die Einteilung zu finden, wollen wir recht viele Güter auf- zählen: Brot, Fleisch, Ei, Käse, Butter, Milch, Gemüse, Stuhl, Tisch, Bett, Lampe, Seife, Kamm, Hemd, Kleid, Hut, Ring, Uhr, Buch, Heft, Flöte, Geige usw. Ein Teil von ihnen dient unsrer Er- nährung, es find die Nahrungsmittel; alle andern dienen andern Zwecken, der Kleidung, der Wohnung, der Bildung, dem Behagen. Von den Nahrungsmitteln gebrauchen die Menschen der verschieden- sten Gegenden und Stande ungefähr gleichviel. Zwar verzehren die Reichen manchmal feinere und seltenere Kost (Kaviar, Austern, teure Weine) als die Armen; die Polarbewohner find auf mehr Fett angewiesen als die Obst und Gemüse essenden Südländer; der an- spruchslose Chinese, dessen Hauptnahrung aus Wasserreis besteht, gebraucht weniger als der reichliche gemischte Kost verzehrende Mittel- europäer. Der Unterschied der Menge und Güte der von den ein- zelnen Menschen verbrauchten Nahrungsmittel ist aber verhältnis- mäßig gering. In unserm Vaterlande hat der Krieg diesen Unter- schied sogar fast ganz aufgehoben; denn alle Deutschen müssen sich mit einem gleichmäßig zugemessenen Anteil an den wichtigsten Nah- rungsmitteln begnügen. Groß aber ist der Unterschied beim Gebrauch der andern Güter. Der fast nackt einhergehende Südseeinsulaner, der Angehörige eines Negerstammes im Innern Afrikas bedarf von den übrigen Gütern

5. Geschichte des Mittelalters - S. 360

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
360 Europa der dominierende Erdiheil. legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National- wohlstand zu ruinieren. Europa der dominierende Erdtheil. Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver- mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner asiatischen Macht mehr unterliegen können. Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern, daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen, wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3 an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an- dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei- den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver- schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig, aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un- glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 88

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er- holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer- ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün- den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526 ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte, aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede) und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau- ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel, welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn- ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich, daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge- richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen- glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 89

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Reformation in Schweden, Dänemark, Norwegen, Polen. 89 trag mit England und den Niederlanden. Im Jahre 1544 erklärten die Stände die Krone für erblich in seinem Hause und damit beginnt die merkwürdige Dynastie der Wasa, der nichts fehlte, als ein zahl- reicheres Volk, um Europa von Grund aus umzugestalten. Gustav starb im Jahre 1560. Ihm folgte sein Sohn Erich; von dessen Brüdern erhielt Johann Finnland, Magnus Oftgothland, Karl Südermanland als beinahe unab- hängige Statthalter, durch welche Einrichtung Gustav Wasa über sein Haus alle die Nebel brachte, welche die alten germanischen Dynastieen verheerten. Erich war ein leidenschaftlicher, Anfällen von Wahnsinn unterworfener Mann, welcher seinen Bruder Johann eine Zeit lang ge- fangen setzte. Dafür wurde er auf Befehl Johanns 1577 gefangen und ermordet; dieser folgte als Johann Iii. auf dem Throne und er- weiterte die Rechte des Adels, die Gustav Wasa geschmälert hatte. Sein Weib Katharina, der letzte Sprosse der polnischen Jagellonendynastie, gewann ihn halb und halb für die katholische Kirche, doch getraute er sich nicht alle Folgen eines Uebertritts zu wagen, und verlangte von Rom allzu große Zugeständnisse; 1583 wurde er wieder zurückhaltender und blieb bei seinem väterlichen Glauben bis an seinen Tod (1592). Auf ihn folgte sein Sohn Sigismund, der zugleich König von Polen und katholisch war; er blieb in Polen, während sein Oheim Karl von Südermanland als schwedischer Regent in seinem Namen fungieren sollte. Dieser trachtete aber nach der Krone und während Sigismund sich auf den Adel stützte, wandte sich Karl an den Bürger- und Bauern- stand und trat als Beschützer des Lutherthums auf. Auf dem Reichstag von Upsala 1593 setzte Karl einen Beschluß durch, dem zufolge die Ab- änderungen, welche Johann Iii. während seiner katholisierenden Periode im Gottesdienste getroffen hatte, und anderes dergleichen wieder abge- schafft wurde; ebenso traf den katholischen Kultus wieder ein strenges Verbot. Sigismund wollte diese Beschlüsse anfangs nicht anerkennen, mußte sich aber doch dazu verstehen; dafür vermehrte er die Vorrechte des Adels und setzte Statthalter mit sehr weiten Vollmachten ein. Da- gegen wehrte sich Karl durch den Bürger- und Bauernstand und ließ die Katholiken mit Stockschlägen bekehren oder ans dem Lande jagen. Als die lutherischen Bischöfe, namentlich der von Upsala, einen Geist des Widerspruchs äußerten, bannte er ihn mit dem Spruche: „ich will lieber den Papst als den Erzbischof von Upsala als Papst." Auf dem Reichstage von Arboga zwang er Adel und Geistlichkeit durch die Bauern und Bürger zum Nachgeben; von dieser Partei flüchteten nun viele zu dem Könige Sigismund von Polen und forderten ihn auf, nach Schwe- den zu kommen, um dem Bauernkönigthum sammt dem Lutherthum ein Ende zu machen. Doch Sigismund war nicht der Mann, der es mit

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 441

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland. 441 der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825 die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord- westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord- amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge- schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor- den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über- haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker- baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf, Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer), beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un- mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen- tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu- gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi- schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son- dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver- schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß- land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt, keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale- rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.), er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni- versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen, aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis- sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö- sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 586

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
586 Die Zeit von 1815 bis 1857. noch schlimmer kommen. Die Bevölkerung des von der Natur außer- ordentlich gesegneten Ländchens war zur Hälfte katholisch, zur Hälfte protestantisch, jedoch so, daß der letztere Theil um etwa 5000 Seelen überwog; die Verfassung hatte deßwegen vollständige Parität bestimmt, so daß in allen Landesbehörden beide Theile gleich repräsentiert waren. Bei Gelegenheit der Revision machte sich eine doppelte Agitation geltend; auf katholischer Seite verlangte man Sicherstellung der konfessionellen Rechte, namentlich in Betreff der Verwaltung des Kirchenguts, des Un- terrichtswesens u. s. w., dagegen wollte der protestantische Theil gerade hierin nichts geändert wissen und stimmte mit den Katholiken nur darin überein, daß er eine demokratische Erweiterung der Volksrechte verlangte. Daran hatte aber der Große Rath kein Wohlgefallen und daher kam es, daß die von ihm vorgelegte neue Verfassung am 5. Oktober 1840 bei der Volksabstimmung mit 23,095 Stimmen gegen 3171 verworfen wurde. Der Große Rath versammelte sich sogleich wieder und brachte in sehr kurzer Frist eine neue Verfassung zu Stande, in welcher die Parität der konfessionellen Vertretung wegfiel, indem die Mehrzahl der katholischen Repräsentanten gegen dieselbe stimmte und nur zwei einläßlich für die- selbe zu sprechen wagten. Am 5. Januar 1841 ging die Volksabstim- mung in Ruhe und Ordnung vor sich und ergab: in den reformierten Bezirken Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen nahm die über- wiegende Mehrheit an, in den katholischen: Baden, Bremgarten, Laufen- burg, Rheinfelden und Muri verwarf sie; da aber die radikalen Katho- liken zahlreicher für die neue Verfassung als die konservativen Protestanten gegen sie stimmten, so zählten die Annehmenden 15,336, die Verwerfen- den 11,454 Stimmen. Dadurch wurde klar: 1. daß die katholischen Großräthe nicht im Sinne des katholischen Volks gestimmt hatten, 2. daß die neue Verfassung dem katholischen Volke nur aufgezwungen wer- den könne, 3. daß der protestantische Aargau dies nur mit der Hilfe radikaler Nachbarkantone auözuführen vermöge. Die aargauische Regie- rung schritt nun nach dem Muster von Solothurn vor, wozu sie beson- ders von dem Regierungsrath Waller, einem Katholiken und radikalen Fanatiker, gespornt wurde. Die Häupter des Komites von Bünzen, das während der Revisionsbewegung für die Parität gearbeitet, aber auch nicht einen ungesetzlichen Schritt gethan hatte, sollten mit Hilfe der Gensdarmerie und der radikalen Schutzvereine verhaftet werden. Dies geschah am 10. Januar morgens an einem Sonntage zu Bremgarten und Muri, an welchen Ort Waller auf sein eigenes Begehren als Ne- gierungskommissär geschickt wurde. Wegen dieser Verhaftungen rottete sich das Volk zusammen, befreite die Gefangenen und sperrte Waller sammt den Gensdarmen ein, aber schon am 11. rückten die von der Re- gierung aufgebotenen Milizen aus den protestantischen Landestheilen ein,

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 588

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
588 Die Zeit von 1815 bis 1857. Gericht zu stellen, sondern sie zu beschimpfen und zu pensionieren; es war gegen alles Recht, die Mitglieder einer Korporation anzuklagen, sie nicht zu strafen, aber die Korporation aufzuheben und ihr Gut wegzu- nehmen; die Aufhebung der Klöster schlug endlich das eidgenössische Bun- desrecht ins Gesicht, indem §. 12 der Bundesakte ausdrücklich den Be- stand der Klöster und Stifte verbürgte. Die katholischen Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Fr ei bürg protestierten alsbald energisch gegen die Gewaltthat, Neuen bürg sprach sich in gleicher Weise aus, St. Gallen erklärte sich ebenfalls in diesem Sinne und der Vor- ort Zürich mußte auf das Begehren der sechs ersten Stände eine außer- ordentliche Tagsatzung einberufen, die einzelnen Kantone also ihren Ge- sandten die nothwendigen Instruktionen in der Klosterfrage ertheilen, was das Feuer der Zwietracht in der ganzen Schweiz aufs neue anfachte. Die Tagsatzung kam 1841 den 15. März in dem Vororte Bern zusammen, dessen Schultheiß Neuhaus sie mit einer gespreizten Rede in franzö- sischer Sprache eröffnete. Dieser Neuhaus war ein geborner Vieler, hatte die Handlung erlernt und war lange in Frankreich beschäftigt ge- wesen, woher er den angebornen protestantischen Haß gegen die Klöster mit philosophischem Franzosenthum verquickt in die Schweiz zurückbrachte. Seit dem Zahre 1830 war er in die politische Laufbahn eingerückt, war 1831 Sekretär des Verfassungsraths, hierauf Vorstand des Departements des Erziehungswesens und wurde, als die radikale Partei in Bern das Uebergewicht erhielt, Schultheiß und so Präsident der Tagsatzung. Er hatte der Solothurner Negierung bei der Verfassungsrevision den Ge- fallen gethan und Bataillone an die Gränze geschickt (von nichts sprach er lieber als von Berns 30,000 Bajonetten), hatte das Freienamt er- drücken helfen und der aargauischen Regierung die bestimmte Versicherung gegeben, daß sie auf die Unterstützung Berns unter allen Umständen rechnen dürfe. Schon in seiner französischen Eröffnungsrede zeigte er seine radikale Gewaltthätigkeit und Sophisterei, indem er dem Artikel 12 der Bundesakte den Artikel 1 gegenüber stellte, der jedem Kanton seinen unversehrten Bestand garantierte; Aargau aber könne allein entscheiden, ob der Bestand der Klöster mit dem Bestand des Kantons vereinbarlich sei und bei dem Urtheil des Aargaus werde es die Tagsatzung bewen- den lassen. So beutete damals der Radikalismus die Käntonalsouve- ränität aus, die er sonst als eine Duelle des nationalen Unheils an- klagte; die Tagsatzung jedoch ging nicht darauf ein, sondern erklärte mit Stimmenmehrheit (zu der die reformierten Stände Zürich, Schass- hausen, Waadt, Neuenburg, Baselstadt, die paritätischen St. Gallen, Glarus und Graubünden, nicht aber die katholischen Luzern und Solo- thurn gehörten), Aargau möge wegen seines Dekrets, die Klosteraufhe- bung betreffend, noch einmal eintreten und dem Bunde Genüge thun,
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TM Hauptwörter (200)200

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