226
Fünfter Abschnitt-
werden viele thönerne Geschirre, namentlich gute
Ofenkacheln gemacht. Wädenschweil, ein L)orf,
verschickt die besten Schweizerkäse. — Bern cm
der Aar, die Hauptstadt des größten Eantons,
(171^ Ulm.) trat 1353 dem rwigen Bunde bey
und nahm 1523 die Kirchenverbesserung on. Die
Hauser sind massiv und haben, wie die italienischen
Städte, an der Straßenseite Schwibbogen , unter
welchen man bey Regenwetter trocken gehen kann»
Zu diesem Danton, in dem man viele Wollen- und
Leinenfabriken findet, gehört das alte Schloß Habs-
burg und das schöne und fruchtbare Emmen that»
Wey Lauterbrunnen stürzt sich der Staubach
von einem 800 Fuß hohen Felsen herab In
Altorf, dem Hauptorte im Canton Uri, Zeigt
man die Linde, unter welcher Tells Sohne der
Apfel vom Kopfe geschossen wurde. Nicht weit da-
von ist das Dorf Bürg len, Tells Geburtsort.
Bey dem Fl. Glarus sind viele Bleichen; auch
macht man hier den Sch ab Zieger, einen sehr ge-
sunden und weithin versandten Käse, indem man
unter Ziegenkäse die gedürrten, zu Pulver geriebe-
nen Blatter des wilden Steinklees Mischt. — Ba-
sel am Rhein hat bedeutende Fabriken; (allein
über 2400 Stühle, auf welchen seidene Zeuge ge-
macht werden), und bedeutende Papiermühlen-,
welche das überall geschätzte Schweizerpapier liefern.
Die Stadt trat 1501 dem ewigen Bunde bey»
1431 wurde hier eine Kirchenversammlüng gehalten»
Zu erwähnen sind auch die hiesige Dibeldruckerey
und die Bibelgesellschaft, durch deren Milde die
heilige Schrift an Arme in und außerhalb des Can-
tons vertheilt wird. — In Waldenburg werden
viele irdene Geschirre verfertigt.schaffhau-
sen, eine halbe Stunde von Laufen und dem
Rheinfalle, hat die Hauptniedrrlüge der Eisenwaa-
ren, womit Steyermark die Schweiz versorgt- --
Ueben, das einzige Salzwerk in der Schweiz. In
dem reizenden, an Wein und Obstreichem Waadt-
kande liegen die Fabrikstädte Lausanne und
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Die einzelnen europäischen Staaten. 265
Samuel, die durch wunderbare Schicksale dem
Kaiser bekannt geworden war, der sie auf den Thron
erhob. — Jetzt beherrscht das Land Alexander !..
der, wie sein tapferes Volk, kräftig mitwirkte zu
der Befreyung Europa's von der französischen Ober-
Herrschaft.
Rußland ist reich an den Mannichfaltigsten Pro-
ducten. Nur in dem Norden gedeiht das Getraide
nicht mehr; die südlichen Provinzen, welche Peter
den Türken abnahm, haben ein sehr mildes Klima
und würden bey besserer Bevölkerung selbst den N.
mit Getraide versorgen können. Am meisten ausge-
führt werden Leder und Pelzwerk, Holz und Pot-
asche, Leinwand und Bastmatten u. s. w. Die wich-
tigsten St. sind Petersburg, an der Newa, die
Residenz und erste Handelsst. des Reiches, mit vie-
len Fabriken und einem merkwürdigen Jahrmarkts
auf der zugefrornen Newa, mit vielen öffentlicheu
und schönen Plätzen und einer Universität. Am wei-
ßen Meere ist Archangel, an der Ostsee Riga,
am schwarzen Meere Odessa, am asvwschen Meere
Kasfa, am kaspischen Meere Astrachan, am Ural-
gebirge Oren bürg die wichtigste Handelsst. Mos-
kau war früher die Hptst. des Reiches. Es wurde
izl2 von den Russen niedergebrannt, um die bis
hierher vorgedrungenen Franzosen zum Rückzüge zu
zwingen. In Sibirien, einem kalten, unwirthli-
chen Lande, das nur an Pelzwerk und Holz reich
ist, liegen die Handelsst. Tobolsk und Jrkutzk
und an der chinesischen Grenze die Bergst. Nert-
fchinsk, bey welcher reiche, von Verbrechern bear-
beitete Gold- und Silbergruben sind.
Ix. Polen (2200 om.)
, - ‘ . • ' >.
ist ein ebenes und fruchtbares, aber schlecht bevöl-
kertes Land. Nur im N. wird es von den Karpa-
then durchzogen. Viehzucht,, Holz und Salz ma-
chen den Hauptreichthum des Landes aus. Früher
war Polen, in welchem erst 960 das Christenthum
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Samuel Alexander Alexander Peter Meere
Kasfa
74
Dritter Abschnitt.
damit zu futtern.. In südlichen Europa findet sich
dieser Vogel nicht./^
4. Unter den Fischen, deren sich in unsern
Flüssen viele Arten finden (Hecht, Karpfe, Forelle,
Lachs u. s. w.) sind für Europa der Häring Und
Hausen am wichtigsten. Der erstere lebt in dem
nördlichen Eismeer, zieht aber jeden Sommer, um
zu laichen, nach südlicheren Gegenden, an die Kü-
sten von Norwegen, Schottland u. s. w. In dieser
Zeit wird er gefangen. Jährlich segeln viele hun-
dert Schiffe aus den verschiedenen Hafen ab und
die Zahl der gefangenen Häringe steigt in jedem
Sommer in die Millionen, so daß der Fang und
das Einsalzen derselben viele Tausend Familien er-
nährt. Der Hausen lebt in der Wolga, dem kas-
pischen Meere und der Donau. Aus der Schwimm-
blase desselben bereitet man die Hausenblase.
Er wird oft 30 Pfund schwer.
Ihr wißt, daß der Wallfisch, das größte
Thier auf Erden, das oft 100000 Pfund wiegt, ei-
gentlich nicht hierher gehört; denn er ist ein Säu-
gethier. Allein ich nenne ihn auch hier, weil zu
seinem Fange, wie zu dem der Häringe, jährlich
so viele Schiffe ausgerüstet werden. Er findet sich
nur an den nördlichen Küsten. Man bekömmt von
ihm Fischbein und den Thran.
5. Unter den Insekten werden uns die Biene,
der Krebs und die Seidenraupe am nützliche
sien. Die beyden ersten kennt ihr. Sie finden sich
fast überall in Europa. Die besten und größ-
ten Krebse, oder vielmehr Hummern, hat Nor-
wegen. Bienenzucht wird vorzüglich des trefflichen
Honigs wegen in den türkischen Ländern, des
H 0 n i g,s und Wachses wegen in Polen, Deutsch-
land, Frankreich und Spanien getrieben. Die Sei-
denraupe wurde erst im Jahr 550 aus Asien nach
der ^ürkey gebracht und von da erst nach noo nach
Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland u. s. w.
Da diese Raupe nur von den Blättern des weich-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Norwegen Schottland Wolga Donau Europa Polen Frankreich Spanien Asien Italien Frankreich Spanien Deutschland
Die Reformation in Schweden, Dänemark, Norwegen, Polen. 89
trag mit England und den Niederlanden. Im Jahre 1544 erklärten
die Stände die Krone für erblich in seinem Hause und damit beginnt
die merkwürdige Dynastie der Wasa, der nichts fehlte, als ein zahl-
reicheres Volk, um Europa von Grund aus umzugestalten. Gustav
starb im Jahre 1560.
Ihm folgte sein Sohn Erich; von dessen Brüdern erhielt Johann
Finnland, Magnus Oftgothland, Karl Südermanland als beinahe unab-
hängige Statthalter, durch welche Einrichtung Gustav Wasa über sein
Haus alle die Nebel brachte, welche die alten germanischen Dynastieen
verheerten. Erich war ein leidenschaftlicher, Anfällen von Wahnsinn
unterworfener Mann, welcher seinen Bruder Johann eine Zeit lang ge-
fangen setzte. Dafür wurde er auf Befehl Johanns 1577 gefangen
und ermordet; dieser folgte als Johann Iii. auf dem Throne und er-
weiterte die Rechte des Adels, die Gustav Wasa geschmälert hatte. Sein
Weib Katharina, der letzte Sprosse der polnischen Jagellonendynastie,
gewann ihn halb und halb für die katholische Kirche, doch getraute er
sich nicht alle Folgen eines Uebertritts zu wagen, und verlangte von
Rom allzu große Zugeständnisse; 1583 wurde er wieder zurückhaltender
und blieb bei seinem väterlichen Glauben bis an seinen Tod (1592).
Auf ihn folgte sein Sohn Sigismund, der zugleich König von
Polen und katholisch war; er blieb in Polen, während sein Oheim Karl
von Südermanland als schwedischer Regent in seinem Namen fungieren
sollte. Dieser trachtete aber nach der Krone und während Sigismund
sich auf den Adel stützte, wandte sich Karl an den Bürger- und Bauern-
stand und trat als Beschützer des Lutherthums auf. Auf dem Reichstag
von Upsala 1593 setzte Karl einen Beschluß durch, dem zufolge die Ab-
änderungen, welche Johann Iii. während seiner katholisierenden Periode
im Gottesdienste getroffen hatte, und anderes dergleichen wieder abge-
schafft wurde; ebenso traf den katholischen Kultus wieder ein strenges
Verbot. Sigismund wollte diese Beschlüsse anfangs nicht anerkennen,
mußte sich aber doch dazu verstehen; dafür vermehrte er die Vorrechte
des Adels und setzte Statthalter mit sehr weiten Vollmachten ein. Da-
gegen wehrte sich Karl durch den Bürger- und Bauernstand und ließ
die Katholiken mit Stockschlägen bekehren oder ans dem Lande jagen.
Als die lutherischen Bischöfe, namentlich der von Upsala, einen Geist
des Widerspruchs äußerten, bannte er ihn mit dem Spruche: „ich will
lieber den Papst als den Erzbischof von Upsala als Papst." Auf dem
Reichstage von Arboga zwang er Adel und Geistlichkeit durch die Bauern
und Bürger zum Nachgeben; von dieser Partei flüchteten nun viele zu
dem Könige Sigismund von Polen und forderten ihn auf, nach Schwe-
den zu kommen, um dem Bauernkönigthum sammt dem Lutherthum ein
Ende zu machen. Doch Sigismund war nicht der Mann, der es mit
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Erich Johann
Finnland Johann Magnus_Oftgothland Magnus Karl_Südermanland Karl Gustav_Wasa Gustav Johann Johanns Johanns Johann Gustav_Wasa Gustav Katharina Sigismund Karl
von_Südermanland Karl Sigismund Karl Karl Karl Karl Johann_Iii Johann Sigismund Karl Karl Upsala Sigismund_von_Polen Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Dänemark Norwegen Polen England Niederlanden Europa Rom Polen Polen Bürger-
90 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
dem kriegerischen, gewaltthätigen und vor keinem Mittel zurückschreckenden
Karl aufnehmen konnte, denn Sigismund war unkriegerisch in Folge
seiner Erziehung, wie die meisten katholischen Monarchen jener Zeit.
Er landete 1598 mit 5000 Polen und ließ sich von Karl -ei Stän-
gebro schlagen (25. September). Nun versammelte Karl einen Reichs-
tag in Stockholm, auf welchem Sigismund abgesetzt und das Ver-
bot der katholischen Religion verschärft wurde; Karl aber wurde
als der Ix. dieses Namens König mit dem Rechte der Nachfolge seines
Hauses. Er vernichtete den bewaffneten Widerstand Sigismunds, ließ
Widerspenstige henken und köpfen und räumte unter dem Adel merklich
auf. Im Jahre 1600 begann er den polnischen Krieg, welchen er auf
seinen Sohn vererbte, ebenso einen Krieg mit Dänemark, das in Schwe-
den noch die Südküste besaß, desgleichen mit Rußland. Entscheidung
brachten diese Kriege nicht, erschöpften aber das arme Schweden. Karl
starb den 30. Oktober 1611, ihm folgte sein Sohn Gustav Adolf,
geboren den 9. Dezember 1594.
Der blutige Christian Ii., der in Schweden die hohe Geistlichkeit be-
günstigte, weil er in ihr eine Stütze der Union gefunden hatte, ging in
Dänemark einen andern Weg. Er verschrieb sich aus Deutschland pro-
testantische Prediger, die aber keinen Anklang fanden; dagegen verbrei-
tete er die Schriften Luthers, verbot gegen sie zu schreiben, untersagte
den Geistlichen die Appellation nach Rom und ermunterte sie zum Hei-
rathen. Aber die Reichsstände stürzten ihn 1523 (er saß 12 Jahre im
Gefängnisse nach einem Versuche, sein Reich wieder zu erobern, entsagte
allen Ansprüchen und starb 1559 vergessen); sein Nachfolger, Friedrich I.
von Schleswig-Holstein, beschwor den Ständen bei seiner Thron-
besteigung die Kirche zu schützen und bei ihren Gütern zu erhalten. Er
dachte aber nicht daran, seinem Eide treu zu bleiben; schon 1527 ver-
sicherte er die Bekenner der neuen Lehre der Rechtsgleichheit mit den
Katholiken, gebot den Bischöfen das Pallium von ihm zu empfangen
und das Evangelium „lauter und rein" zu predigen, und hielt 1530
einen Reichstag in Kopenhagen, auf welchem eine dänische Konfession
vorgelegt wurde. Nach seinem Tode (1533) erhoben sich blutige Thron-
streitigkeiten, in welche sich die Lübecker zu ihrem Nachtheile einmischten,
doch siegte sein Sohn Christian Iii. mit der Hilfe Gustav Wasas.
Christian Iii. nahm alle Bischöfe gefangen und nöthigte sie ihrem Range
und Gute zu entsagen; der Adel wurde durch einen Antheil an der
Beute gewonnen und Bürger und Bauern zum Schweigen gebracht;
doch ließ er wie sein Freund in Schweden den bischöflichen Namen stehen
und behielt auch von dem Ceremoniell des katholischen Kultus einiges
bei, damit dem gemeinen Volke die große Aenderung weniger in die
Augen falle. Luthers Schüler und Freund Bugenhagcn ordnete Kultus
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Sigismund Karl_-ei Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_Ii Friedrich_I.
von_Schleswig-Holstein Friedrich_I. Christian_Iii Gustav_Wasas Gustav Christian_Iii Luthers_Schüler
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Stockholm Schwe- Schweden Schweden Dänemark Deutschland Rom Kopenhagen Schweden
Rußland.
441
der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung
des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so
abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel
rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825
die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik
zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord-
westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord-
amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der
russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge-
schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor-
den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen
machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über-
haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern
Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker-
baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf,
Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer),
beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen
Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un-
mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen-
tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch
den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System
der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt
vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu-
gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi-
schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son-
dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die
Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver-
schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und
das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß-
land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie
zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und
dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt,
keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale-
rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische
und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.),
er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni-
versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen,
aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte
eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur
äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis-
sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö-
sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Hanau Kolchis Europa
586
Die Zeit von 1815 bis 1857.
noch schlimmer kommen. Die Bevölkerung des von der Natur außer-
ordentlich gesegneten Ländchens war zur Hälfte katholisch, zur Hälfte
protestantisch, jedoch so, daß der letztere Theil um etwa 5000 Seelen
überwog; die Verfassung hatte deßwegen vollständige Parität bestimmt,
so daß in allen Landesbehörden beide Theile gleich repräsentiert waren.
Bei Gelegenheit der Revision machte sich eine doppelte Agitation geltend;
auf katholischer Seite verlangte man Sicherstellung der konfessionellen
Rechte, namentlich in Betreff der Verwaltung des Kirchenguts, des Un-
terrichtswesens u. s. w., dagegen wollte der protestantische Theil gerade
hierin nichts geändert wissen und stimmte mit den Katholiken nur darin
überein, daß er eine demokratische Erweiterung der Volksrechte verlangte.
Daran hatte aber der Große Rath kein Wohlgefallen und daher kam es,
daß die von ihm vorgelegte neue Verfassung am 5. Oktober 1840 bei
der Volksabstimmung mit 23,095 Stimmen gegen 3171 verworfen wurde.
Der Große Rath versammelte sich sogleich wieder und brachte in sehr
kurzer Frist eine neue Verfassung zu Stande, in welcher die Parität der
konfessionellen Vertretung wegfiel, indem die Mehrzahl der katholischen
Repräsentanten gegen dieselbe stimmte und nur zwei einläßlich für die-
selbe zu sprechen wagten. Am 5. Januar 1841 ging die Volksabstim-
mung in Ruhe und Ordnung vor sich und ergab: in den reformierten
Bezirken Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen nahm die über-
wiegende Mehrheit an, in den katholischen: Baden, Bremgarten, Laufen-
burg, Rheinfelden und Muri verwarf sie; da aber die radikalen Katho-
liken zahlreicher für die neue Verfassung als die konservativen Protestanten
gegen sie stimmten, so zählten die Annehmenden 15,336, die Verwerfen-
den 11,454 Stimmen. Dadurch wurde klar: 1. daß die katholischen
Großräthe nicht im Sinne des katholischen Volks gestimmt hatten, 2.
daß die neue Verfassung dem katholischen Volke nur aufgezwungen wer-
den könne, 3. daß der protestantische Aargau dies nur mit der Hilfe
radikaler Nachbarkantone auözuführen vermöge. Die aargauische Regie-
rung schritt nun nach dem Muster von Solothurn vor, wozu sie beson-
ders von dem Regierungsrath Waller, einem Katholiken und radikalen
Fanatiker, gespornt wurde. Die Häupter des Komites von Bünzen,
das während der Revisionsbewegung für die Parität gearbeitet, aber
auch nicht einen ungesetzlichen Schritt gethan hatte, sollten mit Hilfe
der Gensdarmerie und der radikalen Schutzvereine verhaftet werden. Dies
geschah am 10. Januar morgens an einem Sonntage zu Bremgarten
und Muri, an welchen Ort Waller auf sein eigenes Begehren als Ne-
gierungskommissär geschickt wurde. Wegen dieser Verhaftungen rottete
sich das Volk zusammen, befreite die Gefangenen und sperrte Waller
sammt den Gensdarmen ein, aber schon am 11. rückten die von der Re-
gierung aufgebotenen Milizen aus den protestantischen Landestheilen ein,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
588
Die Zeit von 1815 bis 1857.
Gericht zu stellen, sondern sie zu beschimpfen und zu pensionieren; es
war gegen alles Recht, die Mitglieder einer Korporation anzuklagen, sie
nicht zu strafen, aber die Korporation aufzuheben und ihr Gut wegzu-
nehmen; die Aufhebung der Klöster schlug endlich das eidgenössische Bun-
desrecht ins Gesicht, indem §. 12 der Bundesakte ausdrücklich den Be-
stand der Klöster und Stifte verbürgte. Die katholischen Kantone Uri,
Schwyz, Unterwalden, Zug und Fr ei bürg protestierten alsbald
energisch gegen die Gewaltthat, Neuen bürg sprach sich in gleicher Weise
aus, St. Gallen erklärte sich ebenfalls in diesem Sinne und der Vor-
ort Zürich mußte auf das Begehren der sechs ersten Stände eine außer-
ordentliche Tagsatzung einberufen, die einzelnen Kantone also ihren Ge-
sandten die nothwendigen Instruktionen in der Klosterfrage ertheilen, was
das Feuer der Zwietracht in der ganzen Schweiz aufs neue anfachte. Die
Tagsatzung kam 1841 den 15. März in dem Vororte Bern zusammen,
dessen Schultheiß Neuhaus sie mit einer gespreizten Rede in franzö-
sischer Sprache eröffnete. Dieser Neuhaus war ein geborner Vieler,
hatte die Handlung erlernt und war lange in Frankreich beschäftigt ge-
wesen, woher er den angebornen protestantischen Haß gegen die Klöster
mit philosophischem Franzosenthum verquickt in die Schweiz zurückbrachte.
Seit dem Zahre 1830 war er in die politische Laufbahn eingerückt, war
1831 Sekretär des Verfassungsraths, hierauf Vorstand des Departements
des Erziehungswesens und wurde, als die radikale Partei in Bern das
Uebergewicht erhielt, Schultheiß und so Präsident der Tagsatzung. Er
hatte der Solothurner Negierung bei der Verfassungsrevision den Ge-
fallen gethan und Bataillone an die Gränze geschickt (von nichts sprach
er lieber als von Berns 30,000 Bajonetten), hatte das Freienamt er-
drücken helfen und der aargauischen Regierung die bestimmte Versicherung
gegeben, daß sie auf die Unterstützung Berns unter allen Umständen
rechnen dürfe. Schon in seiner französischen Eröffnungsrede zeigte er
seine radikale Gewaltthätigkeit und Sophisterei, indem er dem Artikel 12
der Bundesakte den Artikel 1 gegenüber stellte, der jedem Kanton seinen
unversehrten Bestand garantierte; Aargau aber könne allein entscheiden,
ob der Bestand der Klöster mit dem Bestand des Kantons vereinbarlich
sei und bei dem Urtheil des Aargaus werde es die Tagsatzung bewen-
den lassen. So beutete damals der Radikalismus die Käntonalsouve-
ränität aus, die er sonst als eine Duelle des nationalen Unheils an-
klagte; die Tagsatzung jedoch ging nicht darauf ein, sondern erklärte mit
Stimmenmehrheit (zu der die reformierten Stände Zürich, Schass-
hausen, Waadt, Neuenburg, Baselstadt, die paritätischen St. Gallen,
Glarus und Graubünden, nicht aber die katholischen Luzern und Solo-
thurn gehörten), Aargau möge wegen seines Dekrets, die Klosteraufhe-
bung betreffend, noch einmal eintreten und dem Bunde Genüge thun,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
28 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
fremd waren sie in der Kirche geworden! Die Stadt entschied sich nnn
für die Reformation, die Kirchen wurden geräumt, die Orgeln ver-
stummten, und jetzt galt auch in der Schweiz der Grundsatz, daß die
Religion des Landesherrn die Landesreligion sein müsse.' Dies erfuhren
die Leute des Oberhaslithales zuerst; sie hatten sich für die neue Lehre
entschieden, weil sie dadurch des Klosters Jnterlachen und ihrer Leistungen
an dasselbe loswerden wollten; als nun Bern zwar das Kloster auf-
hob, aber jetzt für den Staat forderte, was sonst dem Kloster zugekom-
men war, wollten die Leute wieder katholisch werden und riefen die
Unterwaldner zu Hilfe. Diese getrauten sich aber nicht gegen die von
Bern abgeschickte Mannschaft Stand zu halten und kehrten heim, worauf
die Oberhasler sowohl bei dem „Evangelium" als bei den alten Abgaben
ausharren lernten. Bald darauf verbanden sich Unterwalden, Uri,
Schwyz und Zug mit einander und später mit dem Bruder des Kai-
sers, dem Könige Ferdinand, daher dieses Bündniß das ferdinan-
dische hieß; die reformierten Stände aber schloßen ein evangelisches
Bündniß und hatten ihren Rückhalt an dem Könige von Frank-
reich. Dies geschah 1528; im gleichen Jahre enthaupteten die Züricher
einen thurgauischen Katholiken, der Schmähreden ausgestoßen hatte, und
die Schwyzer fingen und verbrannten den Prediger Kaiser, der in ihrer
Vogtei Gaster aufgetreten war. Darauf zogen beide Theile zum Kriege
aus; da jedoch die Katholiken viel schwächer waren, so waren sie froh,
daß durch den Landamman Aebli von Glarus ein Friede vermittelt
wurde; sie mußten den ferdinandischen Bundesbrief herausgeben und ver-
brennen lassen, auch einwilligen, daß in den Gemeinden der gemeinschaft-
lichen Vogteien das Handmehr über die herrschende Religion entschied;
denn daß beide neben einander geduldet wurden, davon war hier so
wenig als irgendwo Rede.
Im Oktober 1529 disputierten Zwingli und Oekolampadius
mit Luther wegen des Abendmahls zu Marburg; Zwingli wich
nämlich noch weiter von der Kirchenlehre als Luther ab und sah in Brot
und Wein nur Zeichen. Luther konnte ihn nicht überzeugen und man
versprach sich nur gegenseitigen Waffenstillstand, was aber Luther nicht
hinderte, gegen „die schweizerische Verdammniß" zu donnern und Zwinglis
Lehre eine durch-, ver-, über- und eingeteufelte zu nennen.
Der erste Religionskrieg.
Schlacht bei Lappet (11. C)kt. 1531).
Der Kappel er Friede, von dem Zwingli eifrig abgerathen hatte,
war von kurzer Dauer; die Reformierten hoben in den gemeinschaft-
lichen Vogteien die Klöster einseitig auf, Zürich und Glarus aber, die
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Aebli Zwingli
Schlacht bei Kappel.
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mit Luzern und Schwyz Schirmorte des Stifts St. Gallen waren, ver-
kauften dasselbe um ein Spottgeld an die Stadt St. Gallen. Die ka-
tholischen Kantone protestierten und wurden nicht gehört, man forderte
im Gegentheile von ihnen, sie sollen auch in ihrem Lande das Evange-
lium frei predigen und Disputationen abhalten lassen. Das wollten
diese nicht; Zwingli rieth zu raschem Kriege (seine kriegerischen Ent-
würfe sind noch handschriftlich auf dem Züricher Nathhause erhalten),
Bern und Zürich wollten aber die Hirtenkantone allmählig mürbe machen
und sperrten ihnen die Zufuhr an Korn und Salz. Vergebens predigte
Zwingli, daß sie dadurch nur den Krieg später herbeiführten; hätten sie
das Recht die Bergkantone auszuhungern, so hätten sie auch das Recht
sie zu bekriegen, und jetzt sei der Zeitpunkt günstiger als im Herbste,
jetzt könne man den kleinen Kantonen nehmen, was sie zu viel Recht
hätten. Die Städte blieben bei ihrer Sperre, und als die Hirten im
Herbste mit ihrem Vieh von den Alpen gefahren waren, rückten sie mit
ihren Bannern aus und sandten Zürich den Absagebrief. Die Züricher
zogen ihnen über den Albis entgegen auf die Hochebene bei Kappel,
ohne Ordnung und Begeisterung, auch der Zahl nach viel schwächer.
Dennoch ließen sie sich in ein Treffen ein; „druckend tapfer nach, ihr
alten Christen," scholl es aus dem Schlachthaufen der Bergleute, und die
Züricher wurden mit einem Verluste von mehr als 400 Bürgern in die
Flucht getrieben. Auch Zwingli blieb auf dem Schlachtfelde; er lag
schwer verwundet auf dem Gesichte (wie die Augenzeugen melden), als
ihn die feindlichen Krieger auffanden und fragten, ob er beichten wolle;
er schüttelte mit dem Kopfe und wurde von einem Unterwaldner durch-
stochen, sein Leichnam aber zerrissen und verbrannt. Nach dieser Niederlage
kamen die Berner und reformierten Landschaften den Zürchern zu Hilfe
und standen den Katholischen bei Baar unweit Zug mit großer Ueber-
macht gegenüber. Diese überfielen aber (21. Oktober) eine Heeresabthei-
lung nächtlicher Weile auf der Höhe des Gubels und rieben sie auf.
Nun wurde abermals ein Friede geschlossen, denn das unzufriedene Land-
volk zwang Zürich und Bern hiezu, in welchem die Städte versprechen
mußten, die Katholiken „bei ihrem wahren christlichen Glauben unarguiert
und undisputiert zu lassen", die einseitig aufgehobenen Klöster wieder-
herzustellen und in den gemeinsamen Vogteien den Unterthanen die freie
Wahl des Glaubens zu gestatten. Jetzt wurde Solothurn wieder ka-
tholisch, ebenso viele Leute in den gemeinschaftlichen Vogteien, die Klöster
wurden in diesen wieder hergestellt, und der Abt von St. Gallen durfte
wieder in sein halbzerstörtes Stift zurückkehren. Dieser Kappeler
Friede bezeichnet den Stillstand der Reformation in der deutschen
Schweiz.
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