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1. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 162

1821 - Magdeburg : Rubach
162 fünfter Abschnitt. ihre Freyheiten mit gewaffneter Hand zu vertheidi- gen. An die Spitze der Protestanten trat Mat- thias, Graf von Thurn, und bald schloß sich ih- nen auch Ernst von Mansfeld, ein tapferer und erfahrner Feldherr', mit einem in Deutschland ge- worbenen Heere an. Sie waren anfangs glücklich. Matthias, der Kaiser, starb und die Böhmen rück- ten bis vor Wien und bedrängten dort Ferdi- nand Ii. auf das äußerste. Dann aber wandte sich ihr Kriegsglück. Ferdinand eilte nach Frank- furt am Main, sich zum Kaiser krönen zu lassen und schloß ein Bündniß mit seinem Jugendfreunde, dem Herzoge Maximilian von Baiern, zur Un- terdrückung der Unruhen in Pöhmen. In diesem Lande wählte man indeß einen andern König, den Churfürsten Friedrich von der Pfalz. Sorglos ließ dieser die Zeit, sich zu rüsten, vorübergchn, wah- rend er sich weder die Liebe der Böhmen, noch die des Heeres zu erwerben wußte. Fast ohne Wider- stand zu finden, drang daher Tilly, der baierfche Feldherr, in Böhmen ein. Erst auf dem weißen Berge vor Prag trat ihm das Heer der Prote- stanten entgegen und wurde den T8r i6?o geschlagen. Der Verlust dieser Schlacht war für Friedrich und für Böhmen gleich traurig. Jener floh aus dem Königreiche, umher in Deutschland, von einem Hofe zum andern, da auch seine Stammlander von den Spaniern, die Ferdinand zu Hülfe gerufen hatte, in Besitz genommen waren. Ueber Böhmen erging ein schreckliches Strafgericht. Die von den Prote- stanten vertriebenen Jesuiten kamen zurück, 27 Edel- leute wurden an einem Tage hingerichtet und nun Alles angewandt, die katholische Kirche wieder zur allein herrschenden in Böhmen zu machen. Die Prediger der Protestanten wurden aus dem Lande getrieben; die Protestanten selbst durch jedes Mittel, durch Gewalt und durch Vorstellungen, gezwungen, ihrem Glauben zu entsagen, oder das Land zu ver- lassen. 30,000 Familien wählten das Letztere.

2. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 164

1821 - Magdeburg : Rubach
164 Fünfter Abschnitt. Kaiser Alles nachsähe, mochten sie auch überall brandschatzen, aus Muthwillen Dörfer niederbrennen, oder in ihren Quartieren Alles zertrümmern und nicht selten die wehrlosen Wirthe mißhandeln, oder mit kalter Grausamkeit morden. — Wallenftein, mehr als einst Attila, eine Geißel der Völker, wurde belohnt und zum Herzoge von Meklenburg er- hoben, bloß weil die alten Herzöge für ihre Glau- bensgenossen gestritten hatten. — Hiermit nicht zufrieden, warf der Ehrgeizige auch auf Pommern seine Augen, das er nach dem Ableben des kinder- losen Herzoges Bog islav mit Meklenburg zu ver- einigen hoffte. Das ganze Land mußte seine Trup- pen aufnehmen: nur Stralsund an der Ostsee widersetzte sich seinem Willen und obwohl er erklärte; er wolle es haben, und wenn es mit Ketten am Himmel hinge, so mußte er doch die lange und fruchtlose Belagerung der Stadt 1629 aufheben. In demselben Jahre wurde mit Dänemark in Lü- beck Frieden geschlossen, und nun hielt es der Kaiser für Zeit, an die Erreichung seines Hauptzweckes ernsterer zu denken. Er befahl den Protestanten 1629 alle Kirchen und Klöster herauszugeben, die sie seit 1555 in Besitz genommen hatten. Die Voll- streckung dieses Befehles begann im südlichendeutsch- land, unter andern in Augsburg; sie aber führte zugleich den Wiederausbruch des Krieges herbey. Ehe es hierzu noch kam, war Wallen stein auf Bitten der Fürsten seiner Würden entsetzt und auf seine Güter in Böhmen zurückgegangen. — Die Protestanten selbst wagten nichts mehr, und vielleicht hatten sie jetzt ihre Religionsfreyheit verloren, wenn ihnen nicht aus Norden ein Retter erschienen wäre. Es war Gustav Adolph, König von Schweden, ein gottesfürchtiger Herr, der theils von dem Kaiser beleidigt war, theils es für Pflicht hielt, sich der unterdrückten Glaubensgenossen anzunehmen. Die trefflichste Mannszucht herrschte unter seinen Sol- daten, und ihr frommer Sinn wurde dadurch er-

3. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 226

1821 - Magdeburg : Rubach
226 Fünfter Abschnitt- werden viele thönerne Geschirre, namentlich gute Ofenkacheln gemacht. Wädenschweil, ein L)orf, verschickt die besten Schweizerkäse. — Bern cm der Aar, die Hauptstadt des größten Eantons, (171^ Ulm.) trat 1353 dem rwigen Bunde bey und nahm 1523 die Kirchenverbesserung on. Die Hauser sind massiv und haben, wie die italienischen Städte, an der Straßenseite Schwibbogen , unter welchen man bey Regenwetter trocken gehen kann» Zu diesem Danton, in dem man viele Wollen- und Leinenfabriken findet, gehört das alte Schloß Habs- burg und das schöne und fruchtbare Emmen that» Wey Lauterbrunnen stürzt sich der Staubach von einem 800 Fuß hohen Felsen herab In Altorf, dem Hauptorte im Canton Uri, Zeigt man die Linde, unter welcher Tells Sohne der Apfel vom Kopfe geschossen wurde. Nicht weit da- von ist das Dorf Bürg len, Tells Geburtsort. Bey dem Fl. Glarus sind viele Bleichen; auch macht man hier den Sch ab Zieger, einen sehr ge- sunden und weithin versandten Käse, indem man unter Ziegenkäse die gedürrten, zu Pulver geriebe- nen Blatter des wilden Steinklees Mischt. — Ba- sel am Rhein hat bedeutende Fabriken; (allein über 2400 Stühle, auf welchen seidene Zeuge ge- macht werden), und bedeutende Papiermühlen-, welche das überall geschätzte Schweizerpapier liefern. Die Stadt trat 1501 dem ewigen Bunde bey» 1431 wurde hier eine Kirchenversammlüng gehalten» Zu erwähnen sind auch die hiesige Dibeldruckerey und die Bibelgesellschaft, durch deren Milde die heilige Schrift an Arme in und außerhalb des Can- tons vertheilt wird. — In Waldenburg werden viele irdene Geschirre verfertigt.schaffhau- sen, eine halbe Stunde von Laufen und dem Rheinfalle, hat die Hauptniedrrlüge der Eisenwaa- ren, womit Steyermark die Schweiz versorgt- -- Ueben, das einzige Salzwerk in der Schweiz. In dem reizenden, an Wein und Obstreichem Waadt- kande liegen die Fabrikstädte Lausanne und

4. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 265

1821 - Magdeburg : Rubach
Die einzelnen europäischen Staaten. 265 Samuel, die durch wunderbare Schicksale dem Kaiser bekannt geworden war, der sie auf den Thron erhob. — Jetzt beherrscht das Land Alexander !.. der, wie sein tapferes Volk, kräftig mitwirkte zu der Befreyung Europa's von der französischen Ober- Herrschaft. Rußland ist reich an den Mannichfaltigsten Pro- ducten. Nur in dem Norden gedeiht das Getraide nicht mehr; die südlichen Provinzen, welche Peter den Türken abnahm, haben ein sehr mildes Klima und würden bey besserer Bevölkerung selbst den N. mit Getraide versorgen können. Am meisten ausge- führt werden Leder und Pelzwerk, Holz und Pot- asche, Leinwand und Bastmatten u. s. w. Die wich- tigsten St. sind Petersburg, an der Newa, die Residenz und erste Handelsst. des Reiches, mit vie- len Fabriken und einem merkwürdigen Jahrmarkts auf der zugefrornen Newa, mit vielen öffentlicheu und schönen Plätzen und einer Universität. Am wei- ßen Meere ist Archangel, an der Ostsee Riga, am schwarzen Meere Odessa, am asvwschen Meere Kasfa, am kaspischen Meere Astrachan, am Ural- gebirge Oren bürg die wichtigste Handelsst. Mos- kau war früher die Hptst. des Reiches. Es wurde izl2 von den Russen niedergebrannt, um die bis hierher vorgedrungenen Franzosen zum Rückzüge zu zwingen. In Sibirien, einem kalten, unwirthli- chen Lande, das nur an Pelzwerk und Holz reich ist, liegen die Handelsst. Tobolsk und Jrkutzk und an der chinesischen Grenze die Bergst. Nert- fchinsk, bey welcher reiche, von Verbrechern bear- beitete Gold- und Silbergruben sind. Ix. Polen (2200 om.) , - ‘ . • ' >. ist ein ebenes und fruchtbares, aber schlecht bevöl- kertes Land. Nur im N. wird es von den Karpa- then durchzogen. Viehzucht,, Holz und Salz ma- chen den Hauptreichthum des Landes aus. Früher war Polen, in welchem erst 960 das Christenthum

5. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 74

1821 - Magdeburg : Rubach
74 Dritter Abschnitt. damit zu futtern.. In südlichen Europa findet sich dieser Vogel nicht./^ 4. Unter den Fischen, deren sich in unsern Flüssen viele Arten finden (Hecht, Karpfe, Forelle, Lachs u. s. w.) sind für Europa der Häring Und Hausen am wichtigsten. Der erstere lebt in dem nördlichen Eismeer, zieht aber jeden Sommer, um zu laichen, nach südlicheren Gegenden, an die Kü- sten von Norwegen, Schottland u. s. w. In dieser Zeit wird er gefangen. Jährlich segeln viele hun- dert Schiffe aus den verschiedenen Hafen ab und die Zahl der gefangenen Häringe steigt in jedem Sommer in die Millionen, so daß der Fang und das Einsalzen derselben viele Tausend Familien er- nährt. Der Hausen lebt in der Wolga, dem kas- pischen Meere und der Donau. Aus der Schwimm- blase desselben bereitet man die Hausenblase. Er wird oft 30 Pfund schwer. Ihr wißt, daß der Wallfisch, das größte Thier auf Erden, das oft 100000 Pfund wiegt, ei- gentlich nicht hierher gehört; denn er ist ein Säu- gethier. Allein ich nenne ihn auch hier, weil zu seinem Fange, wie zu dem der Häringe, jährlich so viele Schiffe ausgerüstet werden. Er findet sich nur an den nördlichen Küsten. Man bekömmt von ihm Fischbein und den Thran. 5. Unter den Insekten werden uns die Biene, der Krebs und die Seidenraupe am nützliche sien. Die beyden ersten kennt ihr. Sie finden sich fast überall in Europa. Die besten und größ- ten Krebse, oder vielmehr Hummern, hat Nor- wegen. Bienenzucht wird vorzüglich des trefflichen Honigs wegen in den türkischen Ländern, des H 0 n i g,s und Wachses wegen in Polen, Deutsch- land, Frankreich und Spanien getrieben. Die Sei- denraupe wurde erst im Jahr 550 aus Asien nach der ^ürkey gebracht und von da erst nach noo nach Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland u. s. w. Da diese Raupe nur von den Blättern des weich-

6. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 163

1821 - Magdeburg : Rubach
Die einzelnen europäischen Staaten. l6z Wahrend der Krieg hier beendigt war, dauerte er in den Rheingegenden noch fort, wo Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig mit selbstgeworbenen Truppen, die sie bloß von der gemachten Beute erhielten, die Rechte des unglück- lichen Friedrichs vertheidigten. Allein was konnten sie gegen die Uebermacht ausrichten? Ferdinand selbst sah den Krieg für beendigt an. Er belohnte seinen Freund und Bundesgenossen Maximilian mit der Churwürde, welche er dem pfälzischen Hause absprach, und zeigte durch Alles, was er that, daß er, wie in Böhmen, so auch in Deutschland die Unterdrückung der Protestanten versuchen würde. Ließ er doch, und.dieß schon mußte bedenklich schei- nen, immer noch das Heer des Ti'lly in Deutsch- land umherziehn, obwohl ihm kein Feind mehr ent- gegenstand. Dieß bewog denn die Protestanten in dem nördlichen Deutschland (in dem niedersachsischen Kreise), sich zu rüsten und den König Christian von Dänemark zu ihren Kriegsobersten zu wählen. Ihnen wollte auch der Kaiser ein eignes Heer ent- gegenstellen, damit nicht durch Baiern Alles ge- schehe; allein es fehlte an Allem, was man dazu bedurfte, vor Allem an Gelde. Da erbot sich Al- brecht von Wallenstein, der schon in Böhmen an dem Kriege Theil genommen hatte- ein Heer zu werben, das dem Kaiser keinen Pfennig kosten sollte. Mit Freuden wurde sein Anerbieten angenom- men, und in wenigen Monaten hatte er eine Armee zusammen, da Alles von fern und nah dem schon bekannten Helden zuströmte. Mansfeld, der auch wieder eine Armee zusammengebracht hatte, erlag ihm bey Dessau 1626; in demselben Jahre wurde auch Christian bey Lutter am Barenberge, im Hannövrischen besiegt, und bis nach Dänemark verfolgt. Hierhin, wandte sich auch Wallenftein. Zwar konnte er Seeland nicht erreichen, weil es ihm an Schiffen gebrach; aber um so schrecklicher häuften die Wallensteiner in Norddeutschland, wohs wissend, daß ihnen der Feldherr und diesem der n *

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 90

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
90 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. dem kriegerischen, gewaltthätigen und vor keinem Mittel zurückschreckenden Karl aufnehmen konnte, denn Sigismund war unkriegerisch in Folge seiner Erziehung, wie die meisten katholischen Monarchen jener Zeit. Er landete 1598 mit 5000 Polen und ließ sich von Karl -ei Stän- gebro schlagen (25. September). Nun versammelte Karl einen Reichs- tag in Stockholm, auf welchem Sigismund abgesetzt und das Ver- bot der katholischen Religion verschärft wurde; Karl aber wurde als der Ix. dieses Namens König mit dem Rechte der Nachfolge seines Hauses. Er vernichtete den bewaffneten Widerstand Sigismunds, ließ Widerspenstige henken und köpfen und räumte unter dem Adel merklich auf. Im Jahre 1600 begann er den polnischen Krieg, welchen er auf seinen Sohn vererbte, ebenso einen Krieg mit Dänemark, das in Schwe- den noch die Südküste besaß, desgleichen mit Rußland. Entscheidung brachten diese Kriege nicht, erschöpften aber das arme Schweden. Karl starb den 30. Oktober 1611, ihm folgte sein Sohn Gustav Adolf, geboren den 9. Dezember 1594. Der blutige Christian Ii., der in Schweden die hohe Geistlichkeit be- günstigte, weil er in ihr eine Stütze der Union gefunden hatte, ging in Dänemark einen andern Weg. Er verschrieb sich aus Deutschland pro- testantische Prediger, die aber keinen Anklang fanden; dagegen verbrei- tete er die Schriften Luthers, verbot gegen sie zu schreiben, untersagte den Geistlichen die Appellation nach Rom und ermunterte sie zum Hei- rathen. Aber die Reichsstände stürzten ihn 1523 (er saß 12 Jahre im Gefängnisse nach einem Versuche, sein Reich wieder zu erobern, entsagte allen Ansprüchen und starb 1559 vergessen); sein Nachfolger, Friedrich I. von Schleswig-Holstein, beschwor den Ständen bei seiner Thron- besteigung die Kirche zu schützen und bei ihren Gütern zu erhalten. Er dachte aber nicht daran, seinem Eide treu zu bleiben; schon 1527 ver- sicherte er die Bekenner der neuen Lehre der Rechtsgleichheit mit den Katholiken, gebot den Bischöfen das Pallium von ihm zu empfangen und das Evangelium „lauter und rein" zu predigen, und hielt 1530 einen Reichstag in Kopenhagen, auf welchem eine dänische Konfession vorgelegt wurde. Nach seinem Tode (1533) erhoben sich blutige Thron- streitigkeiten, in welche sich die Lübecker zu ihrem Nachtheile einmischten, doch siegte sein Sohn Christian Iii. mit der Hilfe Gustav Wasas. Christian Iii. nahm alle Bischöfe gefangen und nöthigte sie ihrem Range und Gute zu entsagen; der Adel wurde durch einen Antheil an der Beute gewonnen und Bürger und Bauern zum Schweigen gebracht; doch ließ er wie sein Freund in Schweden den bischöflichen Namen stehen und behielt auch von dem Ceremoniell des katholischen Kultus einiges bei, damit dem gemeinen Volke die große Aenderung weniger in die Augen falle. Luthers Schüler und Freund Bugenhagcn ordnete Kultus

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 108

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
108 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. Thun und Reden bleibt nur so viel als Thatsache stehen: Ferdinand that, wozu er nach dem Majestätsbriefe das Recht hatte, die böhmi- schen Herren aber warfen die Diener und Räthe ihres Königs zum Fenster hinaus, und daß dieselben nicht umkamen, dafür konnten die Gewaltthätigen nichts. Es war kein plötzlicher und unbedachter Ausbruch, dieser kommt allenfalls bei dem gemeinen Volke vor, nicht aber bei einer Aristokratie, wie die böhmische war, an deren Spitze Graf Thurn stand. Dies zeigte die Folge; Thurn und seine Genossen richteten alsbald eine provisorische Regierung ein, warben Truppen, verjagten den Erzbischof von Prag und die Jesuiten, wandten sich jedoch nochmals an den Kaiser Mathias. Dieser schwankte in alter Weise und hätte wahrscheinlich den Böhmen nachgegeben, wenn Ferdinand es geduldet hätte. Er zog ein kleines Heer unter Dampierre und Buquoi herbei, um den böhmi- schen Rüstungen zu begegnen; doch richteten beide nichts aus, denn schon war Ernst von Mansfeld mit 4000mann, die er mit fremdem Gelde (savoyischem) geworben hatte, in Böhmen eingefallen, wo er Pilsen eroberte, das neben Budweis und Krumau allein noch österreichisch war. Am 20. März 1619 starb Mathias, und Ferdinand eilte nach Frankfurt, um sich die Kaiserkrone zu sichern, die ihm auch am 9. September zu Theil wurde, da die drei geistlichen Kurfürsten für ihn sein mußten und Sachsen und Brandenburg durch Aussichten und Versprechen gewonnen wurden. Unterdessen war Thurn in Mähren eingerückt und hatte es zum Abfalle gebracht, und von da zog er nach Oesterreich, das nun auch aufstand, während die Ungarn unter dem Siebenbürger Bethlen Ga- bor sich zu einem Einfalle auschickten. Böhmen und Ungarn trafen vor Wien zusammen, die österreichischen Stände bedrohten Ferdinand, der Adel aller Provinzen war verschworen, Ferdinand schien zum Nachgeben verurtheilt (was ihn später doch die Krone gekostet hätte), aber er blieb standhaft. Von dem Drängen der österreichischen Ständedeputation ret- tete ihn eine Abtheilung Kürassiere, die Dampierre geschickt hatte, Hun- ger und Krankheiten setzten den Ungarn zu, und da Buquoi und Al- b recht von Wallen stein, der 1000 Kürassiere geworben hatte, den Mansfeld bei Pilsen geschlagen hatten, so wich Thurn wieder nach Böhmen zurück. Nichtsdestoweniger verbanden sich die Stände von Böhmen, Mähren, Schlesien, Lausitz, Ober- und Niederösterreich mit einander und entsetzten Ferdinand der Regierung, indem sie von den Holländern und dem Pfälzer gestachelt wurden. Am 27. August wurde der 24jährige Friedrich V. von der Pfalz zu Prag zum König von Böhmen erwählt, und auch Schlesien und Mähren huldigten ihm. Die protestantischen Mächte anerkannten ihn, aber die Union un- terstützte ihn nur schlecht, einmal weil er Kalvinist war und sodann schien er ihnen zu hoch gestiegen. Nichtsdestoweniger war Kaiser Ferdinands

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 110

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
M I h 1 k 110 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. gezogen, Bethlen Gabor, der Dampierre bei Preßburg geschlagen und getödtet hatte, stand bereits in Mähren, Prag war fest — aber Friedrich floh nach Breslau, von dort nach Berlin und endlich nach Holland. Denn auch die Pfalz war nicht mehr sein; die Spanier unter Spi- nola hatten sie bis auf wenige Städte (Mannheim, Heidelberg, Fran- kenthal) besetzt, Friedrich selbst wurde von dem Kaiser in die Acht erklärt. Ueber Böhmen erging ein hartes Gericht; drei Monate lang wartete Ferdinand zu und erst dann wurden die angesehensten Theilnehmer des Aufruhrs verhaftet; Tilly hatte sie vergebens gewarnt, dem Frie- den nicht zu trauen. Von den Edelleuten wurden 24 enthauptet, drei Bürger von Prag gehenkt, viele hundert Edelleute durch Ein- ziehung ihres Vermögens gestraft und ihre Güter um Spottpreise ver- kauft. Das machte sich der durch Heirath reiche Wallen ft ein zu Nutzen und kaufte so viele herrschaftliche Güter, daß er der reichste Mann in ganz Europa wurde. Im gleichen Jahre (1621) wurden die kal- vinischen Prediger und Schulmeister aus dem Lande gesagt und ihnen das folgende Jahr die lutherischen nachgeschickt. Als ein Edikt des Kaisers bekannt gemacht wurde, daß er fortan nur katholische Untertha- nen dulden werde, wanderten 30,000 Böhmen aus. Daß der erzwungene Masestätsbrief und die so viel mißbrauchten Freiheiten abgeschafft wurden, versteht sich von selbst. Den in Mähren eingefallenen Bethlen Gabor besiegten Wal- lenstein und Buquoi bei Kremsier und Sandschütz, und der Ungar machte mit Ferdinand Friede gegen Ueberlassung einiger Herr- schaften und den Titel eines Neichsfürsten; er erscheint und verschwindet aber noch mehr als einmal auf dem Kriegsschauplätze. Mansfeld stand dem Heere unter Tilly nicht; nachdem er listiger Weise wegen seines Eintrittes in den kaiserlichen Dienst unterhandelt hatte, brach er plötzlich mit seinem Heere durch an den Obermain, plünderte die Bisthümer Bamberg und Würzburg, überraschte die Spanier in der Pfalz, plün- derte die Bisthümer Worms, Speyer und Straßburg, und überwinterte im Elsaß und Lothringen, um sich im Nothfalle nach Holland werfen zu können. Noch in demselben Jahre löste sich die Union aus Furcht vor Spinola und Tilly freiwillig auf; das Jahr vorher hatte sie Haus Habsburg stürzen und mit Wilhelm von Oranien, den Franzosen und Bethlen Gabor Deutschland vertheilen wollen. Friedrichs Kämpen: Mansfeld, Christian von Sraunfchweig, Weorg von Kaden. Mansfeld warb mit holländischem und englischem Gelde (Frie- drich von der Pfalz war Schwiegersohn Jakobs I. von England) neue Schaaren, die der Ruf von dem Soldatenleben unter seiner Fahne anlockte. In Norddeutschland ahmte ihm der wilde Christian von

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 112

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
112 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. erzwingen. Nun hätte Tilly dem Kriege ein Ende machen können, wie er selbst bezeugt, aber sein Gebieter, Mar von Bayern, verurtheilte ihn zur Untätigkeit. Auf dem Reichstage in Regensburg 1623 hatte er den 23. Februar die Kurwürde „auf Lebenszeit" und die Oberpfalz erhalten; die ganze Pfalz gab ihm der Kaiser nicht, weil er, wie er sagte, den König Jakob I. von England nicht zu einem ernsthaften Ein- schreiten zu Gunsten seines pfälzischen Schwiegersohnes reizen wollte. Mar aber meinte, weil der Kaiser das Haus Wittelsbach nicht noch mächtiger machen wolle, und darin hatte der neue Kurfürst Recht. Deß- wegen ließ Mar den Krieg nicht ganz erlöschen, und Tilly durfte den letzten Widerstand nicht vertilgen, weil dann die Liga, deren Haupt Mar war, sich aufgelöst hätte; denn die geistlichen Herren klagten bereits sehr über die erschrecklichen Summen, welche sie für die Unterhaltung des ligistischcn Heeres erlegen mußten; mit der Auflösung der Liga hätte aber Tilly auch das Heer abdauken müssen, über das Mar gebot und durch das er Deutschland dirigierte. Der Stoff zu einem größeren Kriege wurde auch bereits geschäftig herbeigetrageu. Frankreich, welches der Kardinal Richelieu regierte, wollte Deutschland in Flammen setzen, um demselben Elsaß und Lothringen abzunehmeu (wie das Raubgesindel Feuer einlegt und in der allgemeinen Verwirrung seine Aernte hält); Holland wollte Habsburg-Oesterreich von der Unterstützung Spaniens abhalten und am Rhein und an der Maas möglich viel von Deutsch- land wegnehmen; Englands König aber hatte guten Grund zur Ein- mischung: sein Schwiegersohn war noch immer nicht im Besitze der Pfalz. Zu Werkzeugen für die Ausführung dieser Plane waren die nordischen Könige Christian Iv. von Dänemark und Gustav Adolf von Schweden, ferner der alte Bcthlen Gabor und die Städte und Herren des nördlichen Deutschlands bestimmt; England, Frankreich und Holland versprachen daher monatliche Subsidien. Gustav Adolf zeigte sich bereit zum Kriege gegen den Kaiser, wenn die verbündeten Mächte dafür bürgten, daß während seines deutschen Krieges Schweden nicht von Polen oder Dänemark angegriffen werde. Aber Christian Iv. von Dänemark wollte mit Gustav Adolf uicht gemeinschaftliche Sache machen, sondern den Ruhm und die Beute des deutschen Krieges allein gewinnen, daher griff er rasch ein und ließ sich von dem niedersächsischen Kreise zu seinem Hauptmanne ernennen. Zwar hatte Christians Vater Friedrich Ii. die Dietmarsen 1559 unterworfen, die im Jahre 1500 die dänische Armee vernichtet und die dänische Reichsfahne, den Daue- brog, erobert hatten, und war Christians Sohn bereits bremischer Erz- bischof und Bischof von Verden; zwar hatte Christian 1619 Stade weg- genommen; zwar hatten die Hanseaten ihre früheren Handelsrechte in Dänemark, Schweden und England verloren, und war der Sundzoll
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