162 fünfter Abschnitt.
ihre Freyheiten mit gewaffneter Hand zu vertheidi-
gen. An die Spitze der Protestanten trat Mat-
thias, Graf von Thurn, und bald schloß sich ih-
nen auch Ernst von Mansfeld, ein tapferer und
erfahrner Feldherr', mit einem in Deutschland ge-
worbenen Heere an. Sie waren anfangs glücklich.
Matthias, der Kaiser, starb und die Böhmen rück-
ten bis vor Wien und bedrängten dort Ferdi-
nand Ii. auf das äußerste. Dann aber wandte
sich ihr Kriegsglück. Ferdinand eilte nach Frank-
furt am Main, sich zum Kaiser krönen zu lassen
und schloß ein Bündniß mit seinem Jugendfreunde,
dem Herzoge Maximilian von Baiern, zur Un-
terdrückung der Unruhen in Pöhmen. In diesem
Lande wählte man indeß einen andern König, den
Churfürsten Friedrich von der Pfalz. Sorglos
ließ dieser die Zeit, sich zu rüsten, vorübergchn, wah-
rend er sich weder die Liebe der Böhmen, noch die
des Heeres zu erwerben wußte. Fast ohne Wider-
stand zu finden, drang daher Tilly, der baierfche
Feldherr, in Böhmen ein. Erst auf dem weißen
Berge vor Prag trat ihm das Heer der Prote-
stanten entgegen und wurde den T8r i6?o geschlagen.
Der Verlust dieser Schlacht war für Friedrich
und für Böhmen gleich traurig. Jener floh aus
dem Königreiche, umher in Deutschland, von einem
Hofe zum andern, da auch seine Stammlander von
den Spaniern, die Ferdinand zu Hülfe gerufen hatte,
in Besitz genommen waren. Ueber Böhmen erging
ein schreckliches Strafgericht. Die von den Prote-
stanten vertriebenen Jesuiten kamen zurück, 27 Edel-
leute wurden an einem Tage hingerichtet und nun
Alles angewandt, die katholische Kirche wieder zur
allein herrschenden in Böhmen zu machen. Die
Prediger der Protestanten wurden aus dem Lande
getrieben; die Protestanten selbst durch jedes Mittel,
durch Gewalt und durch Vorstellungen, gezwungen,
ihrem Glauben zu entsagen, oder das Land zu ver-
lassen. 30,000 Familien wählten das Letztere.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Graf_von_Thurn Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich Friedrich Tilly Friedrich Friedrich Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Frank- Main Pfalz Deutschland
164 Fünfter Abschnitt.
Kaiser Alles nachsähe, mochten sie auch überall
brandschatzen, aus Muthwillen Dörfer niederbrennen,
oder in ihren Quartieren Alles zertrümmern und
nicht selten die wehrlosen Wirthe mißhandeln, oder
mit kalter Grausamkeit morden. — Wallenftein,
mehr als einst Attila, eine Geißel der Völker, wurde
belohnt und zum Herzoge von Meklenburg er-
hoben, bloß weil die alten Herzöge für ihre Glau-
bensgenossen gestritten hatten. — Hiermit nicht
zufrieden, warf der Ehrgeizige auch auf Pommern
seine Augen, das er nach dem Ableben des kinder-
losen Herzoges Bog islav mit Meklenburg zu ver-
einigen hoffte. Das ganze Land mußte seine Trup-
pen aufnehmen: nur Stralsund an der Ostsee
widersetzte sich seinem Willen und obwohl er erklärte;
er wolle es haben, und wenn es mit Ketten am
Himmel hinge, so mußte er doch die lange und
fruchtlose Belagerung der Stadt 1629 aufheben.
In demselben Jahre wurde mit Dänemark in Lü-
beck Frieden geschlossen, und nun hielt es der Kaiser
für Zeit, an die Erreichung seines Hauptzweckes
ernsterer zu denken. Er befahl den Protestanten
1629 alle Kirchen und Klöster herauszugeben, die
sie seit 1555 in Besitz genommen hatten. Die Voll-
streckung dieses Befehles begann im südlichendeutsch-
land, unter andern in Augsburg; sie aber führte
zugleich den Wiederausbruch des Krieges herbey.
Ehe es hierzu noch kam, war Wallen stein
auf Bitten der Fürsten seiner Würden entsetzt und
auf seine Güter in Böhmen zurückgegangen. — Die
Protestanten selbst wagten nichts mehr, und vielleicht
hatten sie jetzt ihre Religionsfreyheit verloren, wenn
ihnen nicht aus Norden ein Retter erschienen wäre.
Es war Gustav Adolph, König von Schweden,
ein gottesfürchtiger Herr, der theils von dem Kaiser
beleidigt war, theils es für Pflicht hielt, sich der
unterdrückten Glaubensgenossen anzunehmen. Die
trefflichste Mannszucht herrschte unter seinen Sol-
daten, und ihr frommer Sinn wurde dadurch er-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Attila Gustav_Adolph Gustav
226
Fünfter Abschnitt-
werden viele thönerne Geschirre, namentlich gute
Ofenkacheln gemacht. Wädenschweil, ein L)orf,
verschickt die besten Schweizerkäse. — Bern cm
der Aar, die Hauptstadt des größten Eantons,
(171^ Ulm.) trat 1353 dem rwigen Bunde bey
und nahm 1523 die Kirchenverbesserung on. Die
Hauser sind massiv und haben, wie die italienischen
Städte, an der Straßenseite Schwibbogen , unter
welchen man bey Regenwetter trocken gehen kann»
Zu diesem Danton, in dem man viele Wollen- und
Leinenfabriken findet, gehört das alte Schloß Habs-
burg und das schöne und fruchtbare Emmen that»
Wey Lauterbrunnen stürzt sich der Staubach
von einem 800 Fuß hohen Felsen herab In
Altorf, dem Hauptorte im Canton Uri, Zeigt
man die Linde, unter welcher Tells Sohne der
Apfel vom Kopfe geschossen wurde. Nicht weit da-
von ist das Dorf Bürg len, Tells Geburtsort.
Bey dem Fl. Glarus sind viele Bleichen; auch
macht man hier den Sch ab Zieger, einen sehr ge-
sunden und weithin versandten Käse, indem man
unter Ziegenkäse die gedürrten, zu Pulver geriebe-
nen Blatter des wilden Steinklees Mischt. — Ba-
sel am Rhein hat bedeutende Fabriken; (allein
über 2400 Stühle, auf welchen seidene Zeuge ge-
macht werden), und bedeutende Papiermühlen-,
welche das überall geschätzte Schweizerpapier liefern.
Die Stadt trat 1501 dem ewigen Bunde bey»
1431 wurde hier eine Kirchenversammlüng gehalten»
Zu erwähnen sind auch die hiesige Dibeldruckerey
und die Bibelgesellschaft, durch deren Milde die
heilige Schrift an Arme in und außerhalb des Can-
tons vertheilt wird. — In Waldenburg werden
viele irdene Geschirre verfertigt.schaffhau-
sen, eine halbe Stunde von Laufen und dem
Rheinfalle, hat die Hauptniedrrlüge der Eisenwaa-
ren, womit Steyermark die Schweiz versorgt- --
Ueben, das einzige Salzwerk in der Schweiz. In
dem reizenden, an Wein und Obstreichem Waadt-
kande liegen die Fabrikstädte Lausanne und
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Die einzelnen europäischen Staaten. 265
Samuel, die durch wunderbare Schicksale dem
Kaiser bekannt geworden war, der sie auf den Thron
erhob. — Jetzt beherrscht das Land Alexander !..
der, wie sein tapferes Volk, kräftig mitwirkte zu
der Befreyung Europa's von der französischen Ober-
Herrschaft.
Rußland ist reich an den Mannichfaltigsten Pro-
ducten. Nur in dem Norden gedeiht das Getraide
nicht mehr; die südlichen Provinzen, welche Peter
den Türken abnahm, haben ein sehr mildes Klima
und würden bey besserer Bevölkerung selbst den N.
mit Getraide versorgen können. Am meisten ausge-
führt werden Leder und Pelzwerk, Holz und Pot-
asche, Leinwand und Bastmatten u. s. w. Die wich-
tigsten St. sind Petersburg, an der Newa, die
Residenz und erste Handelsst. des Reiches, mit vie-
len Fabriken und einem merkwürdigen Jahrmarkts
auf der zugefrornen Newa, mit vielen öffentlicheu
und schönen Plätzen und einer Universität. Am wei-
ßen Meere ist Archangel, an der Ostsee Riga,
am schwarzen Meere Odessa, am asvwschen Meere
Kasfa, am kaspischen Meere Astrachan, am Ural-
gebirge Oren bürg die wichtigste Handelsst. Mos-
kau war früher die Hptst. des Reiches. Es wurde
izl2 von den Russen niedergebrannt, um die bis
hierher vorgedrungenen Franzosen zum Rückzüge zu
zwingen. In Sibirien, einem kalten, unwirthli-
chen Lande, das nur an Pelzwerk und Holz reich
ist, liegen die Handelsst. Tobolsk und Jrkutzk
und an der chinesischen Grenze die Bergst. Nert-
fchinsk, bey welcher reiche, von Verbrechern bear-
beitete Gold- und Silbergruben sind.
Ix. Polen (2200 om.)
, - ‘ . • ' >.
ist ein ebenes und fruchtbares, aber schlecht bevöl-
kertes Land. Nur im N. wird es von den Karpa-
then durchzogen. Viehzucht,, Holz und Salz ma-
chen den Hauptreichthum des Landes aus. Früher
war Polen, in welchem erst 960 das Christenthum
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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Extrahierte Personennamen: Samuel Alexander Alexander Peter Meere
Kasfa
74
Dritter Abschnitt.
damit zu futtern.. In südlichen Europa findet sich
dieser Vogel nicht./^
4. Unter den Fischen, deren sich in unsern
Flüssen viele Arten finden (Hecht, Karpfe, Forelle,
Lachs u. s. w.) sind für Europa der Häring Und
Hausen am wichtigsten. Der erstere lebt in dem
nördlichen Eismeer, zieht aber jeden Sommer, um
zu laichen, nach südlicheren Gegenden, an die Kü-
sten von Norwegen, Schottland u. s. w. In dieser
Zeit wird er gefangen. Jährlich segeln viele hun-
dert Schiffe aus den verschiedenen Hafen ab und
die Zahl der gefangenen Häringe steigt in jedem
Sommer in die Millionen, so daß der Fang und
das Einsalzen derselben viele Tausend Familien er-
nährt. Der Hausen lebt in der Wolga, dem kas-
pischen Meere und der Donau. Aus der Schwimm-
blase desselben bereitet man die Hausenblase.
Er wird oft 30 Pfund schwer.
Ihr wißt, daß der Wallfisch, das größte
Thier auf Erden, das oft 100000 Pfund wiegt, ei-
gentlich nicht hierher gehört; denn er ist ein Säu-
gethier. Allein ich nenne ihn auch hier, weil zu
seinem Fange, wie zu dem der Häringe, jährlich
so viele Schiffe ausgerüstet werden. Er findet sich
nur an den nördlichen Küsten. Man bekömmt von
ihm Fischbein und den Thran.
5. Unter den Insekten werden uns die Biene,
der Krebs und die Seidenraupe am nützliche
sien. Die beyden ersten kennt ihr. Sie finden sich
fast überall in Europa. Die besten und größ-
ten Krebse, oder vielmehr Hummern, hat Nor-
wegen. Bienenzucht wird vorzüglich des trefflichen
Honigs wegen in den türkischen Ländern, des
H 0 n i g,s und Wachses wegen in Polen, Deutsch-
land, Frankreich und Spanien getrieben. Die Sei-
denraupe wurde erst im Jahr 550 aus Asien nach
der ^ürkey gebracht und von da erst nach noo nach
Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland u. s. w.
Da diese Raupe nur von den Blättern des weich-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Norwegen Schottland Wolga Donau Europa Polen Frankreich Spanien Asien Italien Frankreich Spanien Deutschland
Die einzelnen europäischen Staaten. l6z
Wahrend der Krieg hier beendigt war, dauerte
er in den Rheingegenden noch fort, wo Ernst von
Mansfeld und Christian von Braunschweig
mit selbstgeworbenen Truppen, die sie bloß von der
gemachten Beute erhielten, die Rechte des unglück-
lichen Friedrichs vertheidigten. Allein was konnten
sie gegen die Uebermacht ausrichten? Ferdinand selbst
sah den Krieg für beendigt an. Er belohnte seinen
Freund und Bundesgenossen Maximilian mit
der Churwürde, welche er dem pfälzischen Hause
absprach, und zeigte durch Alles, was er that, daß
er, wie in Böhmen, so auch in Deutschland die
Unterdrückung der Protestanten versuchen würde.
Ließ er doch, und.dieß schon mußte bedenklich schei-
nen, immer noch das Heer des Ti'lly in Deutsch-
land umherziehn, obwohl ihm kein Feind mehr ent-
gegenstand. Dieß bewog denn die Protestanten in
dem nördlichen Deutschland (in dem niedersachsischen
Kreise), sich zu rüsten und den König Christian
von Dänemark zu ihren Kriegsobersten zu wählen.
Ihnen wollte auch der Kaiser ein eignes Heer ent-
gegenstellen, damit nicht durch Baiern Alles ge-
schehe; allein es fehlte an Allem, was man dazu
bedurfte, vor Allem an Gelde. Da erbot sich Al-
brecht von Wallenstein, der schon in Böhmen
an dem Kriege Theil genommen hatte- ein Heer
zu werben, das dem Kaiser keinen Pfennig kosten
sollte. Mit Freuden wurde sein Anerbieten angenom-
men, und in wenigen Monaten hatte er eine Armee
zusammen, da Alles von fern und nah dem schon
bekannten Helden zuströmte. Mansfeld, der auch
wieder eine Armee zusammengebracht hatte, erlag
ihm bey Dessau 1626; in demselben Jahre wurde
auch Christian bey Lutter am Barenberge,
im Hannövrischen besiegt, und bis nach Dänemark
verfolgt. Hierhin, wandte sich auch Wallenftein.
Zwar konnte er Seeland nicht erreichen, weil es
ihm an Schiffen gebrach; aber um so schrecklicher
häuften die Wallensteiner in Norddeutschland, wohs
wissend, daß ihnen der Feldherr und diesem der
n *
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ernst_von
Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Friedrichs Ferdinand Maximilian Maximilian Christian
von_Dänemark Christian_bey_Lutter
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Friedrichs Deutschland Deutsch- Deutschland Mansfeld Dessau Dänemark Norddeutschland
90 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
dem kriegerischen, gewaltthätigen und vor keinem Mittel zurückschreckenden
Karl aufnehmen konnte, denn Sigismund war unkriegerisch in Folge
seiner Erziehung, wie die meisten katholischen Monarchen jener Zeit.
Er landete 1598 mit 5000 Polen und ließ sich von Karl -ei Stän-
gebro schlagen (25. September). Nun versammelte Karl einen Reichs-
tag in Stockholm, auf welchem Sigismund abgesetzt und das Ver-
bot der katholischen Religion verschärft wurde; Karl aber wurde
als der Ix. dieses Namens König mit dem Rechte der Nachfolge seines
Hauses. Er vernichtete den bewaffneten Widerstand Sigismunds, ließ
Widerspenstige henken und köpfen und räumte unter dem Adel merklich
auf. Im Jahre 1600 begann er den polnischen Krieg, welchen er auf
seinen Sohn vererbte, ebenso einen Krieg mit Dänemark, das in Schwe-
den noch die Südküste besaß, desgleichen mit Rußland. Entscheidung
brachten diese Kriege nicht, erschöpften aber das arme Schweden. Karl
starb den 30. Oktober 1611, ihm folgte sein Sohn Gustav Adolf,
geboren den 9. Dezember 1594.
Der blutige Christian Ii., der in Schweden die hohe Geistlichkeit be-
günstigte, weil er in ihr eine Stütze der Union gefunden hatte, ging in
Dänemark einen andern Weg. Er verschrieb sich aus Deutschland pro-
testantische Prediger, die aber keinen Anklang fanden; dagegen verbrei-
tete er die Schriften Luthers, verbot gegen sie zu schreiben, untersagte
den Geistlichen die Appellation nach Rom und ermunterte sie zum Hei-
rathen. Aber die Reichsstände stürzten ihn 1523 (er saß 12 Jahre im
Gefängnisse nach einem Versuche, sein Reich wieder zu erobern, entsagte
allen Ansprüchen und starb 1559 vergessen); sein Nachfolger, Friedrich I.
von Schleswig-Holstein, beschwor den Ständen bei seiner Thron-
besteigung die Kirche zu schützen und bei ihren Gütern zu erhalten. Er
dachte aber nicht daran, seinem Eide treu zu bleiben; schon 1527 ver-
sicherte er die Bekenner der neuen Lehre der Rechtsgleichheit mit den
Katholiken, gebot den Bischöfen das Pallium von ihm zu empfangen
und das Evangelium „lauter und rein" zu predigen, und hielt 1530
einen Reichstag in Kopenhagen, auf welchem eine dänische Konfession
vorgelegt wurde. Nach seinem Tode (1533) erhoben sich blutige Thron-
streitigkeiten, in welche sich die Lübecker zu ihrem Nachtheile einmischten,
doch siegte sein Sohn Christian Iii. mit der Hilfe Gustav Wasas.
Christian Iii. nahm alle Bischöfe gefangen und nöthigte sie ihrem Range
und Gute zu entsagen; der Adel wurde durch einen Antheil an der
Beute gewonnen und Bürger und Bauern zum Schweigen gebracht;
doch ließ er wie sein Freund in Schweden den bischöflichen Namen stehen
und behielt auch von dem Ceremoniell des katholischen Kultus einiges
bei, damit dem gemeinen Volke die große Aenderung weniger in die
Augen falle. Luthers Schüler und Freund Bugenhagcn ordnete Kultus
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Sigismund Karl_-ei Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_Ii Friedrich_I.
von_Schleswig-Holstein Friedrich_I. Christian_Iii Gustav_Wasas Gustav Christian_Iii Luthers_Schüler
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Stockholm Schwe- Schweden Schweden Dänemark Deutschland Rom Kopenhagen Schweden
108 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
Thun und Reden bleibt nur so viel als Thatsache stehen: Ferdinand
that, wozu er nach dem Majestätsbriefe das Recht hatte, die böhmi-
schen Herren aber warfen die Diener und Räthe ihres Königs zum
Fenster hinaus, und daß dieselben nicht umkamen, dafür konnten die
Gewaltthätigen nichts. Es war kein plötzlicher und unbedachter Ausbruch,
dieser kommt allenfalls bei dem gemeinen Volke vor, nicht aber bei einer
Aristokratie, wie die böhmische war, an deren Spitze Graf Thurn stand.
Dies zeigte die Folge; Thurn und seine Genossen richteten alsbald eine
provisorische Regierung ein, warben Truppen, verjagten den Erzbischof
von Prag und die Jesuiten, wandten sich jedoch nochmals an den Kaiser
Mathias. Dieser schwankte in alter Weise und hätte wahrscheinlich den
Böhmen nachgegeben, wenn Ferdinand es geduldet hätte. Er zog ein
kleines Heer unter Dampierre und Buquoi herbei, um den böhmi-
schen Rüstungen zu begegnen; doch richteten beide nichts aus, denn schon
war Ernst von Mansfeld mit 4000mann, die er mit fremdem Gelde
(savoyischem) geworben hatte, in Böhmen eingefallen, wo er Pilsen
eroberte, das neben Budweis und Krumau allein noch österreichisch war.
Am 20. März 1619 starb Mathias, und Ferdinand eilte nach Frankfurt,
um sich die Kaiserkrone zu sichern, die ihm auch am 9. September zu
Theil wurde, da die drei geistlichen Kurfürsten für ihn sein mußten und
Sachsen und Brandenburg durch Aussichten und Versprechen gewonnen
wurden. Unterdessen war Thurn in Mähren eingerückt und hatte es
zum Abfalle gebracht, und von da zog er nach Oesterreich, das nun auch
aufstand, während die Ungarn unter dem Siebenbürger Bethlen Ga-
bor sich zu einem Einfalle auschickten. Böhmen und Ungarn trafen vor
Wien zusammen, die österreichischen Stände bedrohten Ferdinand, der
Adel aller Provinzen war verschworen, Ferdinand schien zum Nachgeben
verurtheilt (was ihn später doch die Krone gekostet hätte), aber er blieb
standhaft. Von dem Drängen der österreichischen Ständedeputation ret-
tete ihn eine Abtheilung Kürassiere, die Dampierre geschickt hatte, Hun-
ger und Krankheiten setzten den Ungarn zu, und da Buquoi und Al-
b recht von Wallen stein, der 1000 Kürassiere geworben hatte, den
Mansfeld bei Pilsen geschlagen hatten, so wich Thurn wieder nach
Böhmen zurück. Nichtsdestoweniger verbanden sich die Stände von
Böhmen, Mähren, Schlesien, Lausitz, Ober- und Niederösterreich mit
einander und entsetzten Ferdinand der Regierung, indem sie von den
Holländern und dem Pfälzer gestachelt wurden. Am 27. August wurde
der 24jährige Friedrich V. von der Pfalz zu Prag zum König
von Böhmen erwählt, und auch Schlesien und Mähren huldigten
ihm. Die protestantischen Mächte anerkannten ihn, aber die Union un-
terstützte ihn nur schlecht, einmal weil er Kalvinist war und sodann schien
er ihnen zu hoch gestiegen. Nichtsdestoweniger war Kaiser Ferdinands
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Graf Mathias Ferdinand Ernst_von_Mansfeld Ernst Mathias Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand August Friedrich_V. Friedrich_V.
M
I
h
1
k
110 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
gezogen, Bethlen Gabor, der Dampierre bei Preßburg geschlagen und
getödtet hatte, stand bereits in Mähren, Prag war fest — aber Friedrich
floh nach Breslau, von dort nach Berlin und endlich nach Holland.
Denn auch die Pfalz war nicht mehr sein; die Spanier unter Spi-
nola hatten sie bis auf wenige Städte (Mannheim, Heidelberg, Fran-
kenthal) besetzt, Friedrich selbst wurde von dem Kaiser in die Acht erklärt.
Ueber Böhmen erging ein hartes Gericht; drei Monate lang wartete
Ferdinand zu und erst dann wurden die angesehensten Theilnehmer
des Aufruhrs verhaftet; Tilly hatte sie vergebens gewarnt, dem Frie-
den nicht zu trauen. Von den Edelleuten wurden 24 enthauptet,
drei Bürger von Prag gehenkt, viele hundert Edelleute durch Ein-
ziehung ihres Vermögens gestraft und ihre Güter um Spottpreise ver-
kauft. Das machte sich der durch Heirath reiche Wallen ft ein zu
Nutzen und kaufte so viele herrschaftliche Güter, daß er der reichste Mann
in ganz Europa wurde. Im gleichen Jahre (1621) wurden die kal-
vinischen Prediger und Schulmeister aus dem Lande gesagt und ihnen
das folgende Jahr die lutherischen nachgeschickt. Als ein Edikt des
Kaisers bekannt gemacht wurde, daß er fortan nur katholische Untertha-
nen dulden werde, wanderten 30,000 Böhmen aus. Daß der erzwungene
Masestätsbrief und die so viel mißbrauchten Freiheiten abgeschafft wurden,
versteht sich von selbst.
Den in Mähren eingefallenen Bethlen Gabor besiegten Wal-
lenstein und Buquoi bei Kremsier und Sandschütz, und der
Ungar machte mit Ferdinand Friede gegen Ueberlassung einiger Herr-
schaften und den Titel eines Neichsfürsten; er erscheint und verschwindet
aber noch mehr als einmal auf dem Kriegsschauplätze. Mansfeld stand
dem Heere unter Tilly nicht; nachdem er listiger Weise wegen seines
Eintrittes in den kaiserlichen Dienst unterhandelt hatte, brach er plötzlich
mit seinem Heere durch an den Obermain, plünderte die Bisthümer
Bamberg und Würzburg, überraschte die Spanier in der Pfalz, plün-
derte die Bisthümer Worms, Speyer und Straßburg, und überwinterte
im Elsaß und Lothringen, um sich im Nothfalle nach Holland werfen
zu können. Noch in demselben Jahre löste sich die Union aus Furcht
vor Spinola und Tilly freiwillig auf; das Jahr vorher hatte sie Haus
Habsburg stürzen und mit Wilhelm von Oranien, den Franzosen und
Bethlen Gabor Deutschland vertheilen wollen.
Friedrichs Kämpen: Mansfeld, Christian von Sraunfchweig, Weorg von Kaden.
Mansfeld warb mit holländischem und englischem Gelde (Frie-
drich von der Pfalz war Schwiegersohn Jakobs I. von England)
neue Schaaren, die der Ruf von dem Soldatenleben unter seiner Fahne
anlockte. In Norddeutschland ahmte ihm der wilde Christian von
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Gabor Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand Tilly Gabor Ferdinand_Friede Ferdinand Tilly Wilhelm Gabor_Deutschland Friedrichs Friedrichs Christian_von_Sraunfchweig Weorg_von_Kaden Schwiegersohn_Jakobs_I._von_England
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Prag Breslau Berlin Holland Mannheim Heidelberg Prag Europa Obermain Würzburg Speyer Lothringen Holland Haus
Habsburg Mansfeld Mansfeld Norddeutschland
112 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
erzwingen. Nun hätte Tilly dem Kriege ein Ende machen können, wie
er selbst bezeugt, aber sein Gebieter, Mar von Bayern, verurtheilte ihn
zur Untätigkeit. Auf dem Reichstage in Regensburg 1623 hatte
er den 23. Februar die Kurwürde „auf Lebenszeit" und die Oberpfalz
erhalten; die ganze Pfalz gab ihm der Kaiser nicht, weil er, wie er
sagte, den König Jakob I. von England nicht zu einem ernsthaften Ein-
schreiten zu Gunsten seines pfälzischen Schwiegersohnes reizen wollte.
Mar aber meinte, weil der Kaiser das Haus Wittelsbach nicht noch
mächtiger machen wolle, und darin hatte der neue Kurfürst Recht. Deß-
wegen ließ Mar den Krieg nicht ganz erlöschen, und Tilly durfte den
letzten Widerstand nicht vertilgen, weil dann die Liga, deren Haupt Mar
war, sich aufgelöst hätte; denn die geistlichen Herren klagten bereits sehr
über die erschrecklichen Summen, welche sie für die Unterhaltung des
ligistischcn Heeres erlegen mußten; mit der Auflösung der Liga hätte
aber Tilly auch das Heer abdauken müssen, über das Mar gebot und
durch das er Deutschland dirigierte. Der Stoff zu einem größeren Kriege
wurde auch bereits geschäftig herbeigetrageu. Frankreich, welches der
Kardinal Richelieu regierte, wollte Deutschland in Flammen setzen,
um demselben Elsaß und Lothringen abzunehmeu (wie das Raubgesindel
Feuer einlegt und in der allgemeinen Verwirrung seine Aernte hält);
Holland wollte Habsburg-Oesterreich von der Unterstützung Spaniens
abhalten und am Rhein und an der Maas möglich viel von Deutsch-
land wegnehmen; Englands König aber hatte guten Grund zur Ein-
mischung: sein Schwiegersohn war noch immer nicht im Besitze der Pfalz.
Zu Werkzeugen für die Ausführung dieser Plane waren die nordischen
Könige Christian Iv. von Dänemark und Gustav Adolf von
Schweden, ferner der alte Bcthlen Gabor und die Städte und
Herren des nördlichen Deutschlands bestimmt; England, Frankreich
und Holland versprachen daher monatliche Subsidien. Gustav Adolf
zeigte sich bereit zum Kriege gegen den Kaiser, wenn die verbündeten
Mächte dafür bürgten, daß während seines deutschen Krieges Schweden
nicht von Polen oder Dänemark angegriffen werde. Aber Christian Iv.
von Dänemark wollte mit Gustav Adolf uicht gemeinschaftliche Sache
machen, sondern den Ruhm und die Beute des deutschen Krieges allein
gewinnen, daher griff er rasch ein und ließ sich von dem niedersächsischen
Kreise zu seinem Hauptmanne ernennen. Zwar hatte Christians Vater
Friedrich Ii. die Dietmarsen 1559 unterworfen, die im Jahre 1500
die dänische Armee vernichtet und die dänische Reichsfahne, den Daue-
brog, erobert hatten, und war Christians Sohn bereits bremischer Erz-
bischof und Bischof von Verden; zwar hatte Christian 1619 Stade weg-
genommen; zwar hatten die Hanseaten ihre früheren Handelsrechte in
Dänemark, Schweden und England verloren, und war der Sundzoll
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Extrahierte Personennamen: Jakob_I._von_England Tilly Tilly Richelieu Christian_Iv Gustav_Adolf_von
Schweden Gustav Adolf Gabor Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_Iv Gustav_Adolf Gustav Adolf Christians Friedrich_Ii Friedrich Christians Christian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Bayern Regensburg Haus_Wittelsbach Deutschland Frankreich Deutschland Lothringen Holland Spaniens Rhein Maas Englands Pfalz Dänemark Deutschlands England Frankreich Holland Polen Dänemark Schweden England