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Taufe am Pfingsttage 337. Seine drei Söhne führten miteinander
Krieg um den kaiserlichen Thron, den endlich Konstantius an sich
riß. Nach Konstantius Tode bestieg Julian, genannt der Ab-
trünnige, ein Neffe Konstantins, den kaiserlichen Thron. Durch
die Grausamkeit seines kaiserlichen Oheims, durch eine verkehrte
Erziehung und den Umgang mit heidnischen Weltweisen dem Chri-
stenthum abgeneigt geworden, wendete er sich ganz dem Heidenthum
zu, wofür er sich bei seiner Thronbesteigung auch öffentlich erklärte.
Nicht durch blutige Verfolgung, sondern durch Klugheit und List,
durch Begünstigung des Heidenthums, das er durch Nachahmung
christlicher Einrichtungen zu verbessern strebte, durch Bevorzugung
der Jrrlehrer, durch den Wiederaufbau des Tempels zu Jerusalem
suchte er dem Christenthum zu schaden und dasselbe allmälig zu
zerstören.
Auf einem Heereszuge gegen die Perser verlor Julian das
Leben, 363. Seine Nachfolger waren Christen und richteten ihre
eifrige Sorge darauf, das Heidenthum zu vertilgen. Besonders
war cs der Kaiser Theodosius der Große, der durch das
Verbot des Uebertritts zum Heidenthum, des Besuchs heidnischer
Tempel, der Opfer und des Götzendienstes überhaupt das Heiden-
thum gänzlich unterdrückte.
Die Völkerwanderung.
Kaiser Theodosius der Große theilte das Reich unter
seine zwei Söhne, und es entstand nun das abendländisch-römische
oder lateinische und das morgenländisch-römische oder griechische
Kaiserthum. Dieses zerstörten die Türken im Jahre 1453, jenes
aber wurde durch die Stürme der Völkerwanderung zertrüm-
mert. Das wilde Volk der Hunnen drängte die Gothen aus ihren
Wohnsitzen. Diese warfen sich auf ihre Nachbarn, die in Deutsch-
land wohnenden Volkestämme. Die Deutschen gingen nun über
die schlecht bewachten Gränzen des römischen Reichs und besetzten
Frankreich, Spanien, England und die afrikanische Nordküste. Der
Hunnenkönig Attila verheerte mit Feuer und Schwertdeutschland,
Frankreich und Italien. Im Jahre 476 stießen deutsche Söldner
den letzten römischen Kaiser vom Throne. Verschiedene deutsche
Stämme theilten sich in die Herrschaft über Italien, bis dieses Land
unter Karl dem Großen dem fränkischen Reiche einverleibt wurde.
Die Deutschen.
Deutschland war in alter Zeit mit ungeheuren Waldungen,
Sümpfen und Seen bedeckt. Die Sonnenstrahlen konnten daher
den Boden nicht erwärmen, so daß das Klima rauh, der Himmel
trüb und nebelig war und nur wenig Ackerbau getrieben wurde.
Auf unwirthbaren Strecken hausten der Auerochse, das Elenn,
das Rennthier, Wölfe, Bären, kleines, aber starkes Rindvieh
und Pferde. Das Pflanzenreich erzeugte nur Holzbirnen, Holz-
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Extrahierte Personennamen: Julian Julian Theodosius_der_Große Theodosius_der_Große Attila Karl
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Heidenthum Heiden- Frankreich Spanien England Frankreich Italien Italien Deutschland
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hatte: „Vertrauet, ich habe die Welt überwunden." (Joh. 16, 33.)
Die Völkerwanderung. Der Kunnenkönig Mita und H»apst Leo der Orotze.
Im Anfang des fünften Jahrhunderts begann in Eu-ropa jene gewaltige Bewegung, welche diesen Erdtheil zum Schauplatz furchtbarer Kämpfe machte und für viele Jahrhunderte Wissenschaft und Bildung durch wilde Barbarel verdrängte. Man nennt dieselbe die große Völkerwanderung. Sie wurde von den Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt, die sich in Schaaren von Hunderttausenden gleich einer ungeheuern Flut über die Wolga uctch Europa wälzten und die hier wohnenden Völker aus ihren Wohnsitzen vertrieben. Ein alter Schriftsteller schildert die Hunnen als ein Reitervolk von fürchterlicher Wildheit und gräßlichem Aussehen. Sie zerschneiden sich, erzählt er, in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die dichten Narben das Wachsen der Haare zu unterdrücken. Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breiten Gesichte, aus welchem Heute Augen wild hervorschauen. Ihre Speisen erfordern kein Feuer und kein Gewürz; sie leben von wilden Wurzeln und rohem Fleisch, welches sie unter den Sattel ans das Pferd legen und mürbe reiten. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Von Kindesbeinen an streifen sie auf Bergeu und in Steppen umher und lernen Kälte und Hunger ertragen. Ihre Kleidung sind leinene Kittet, auch Pelze vou Waldmäusen, die Beiue umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen darauf. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Lebeu, und es folgen ihnen in demselben ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zurück-
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Sonnenstrahl die meiste Wärme entwickelt, so haben
die Tropengegenden die größtmögliche Sonnenwärme,
wenn die Sonne senkrecht über ihnen steht. Die Sonnen-
wärme mindert sich, je schiefer der Sonnenstrahl auffällt.
Für den Aequator beträgt die größte Abweichung des
Sonnenstrahls von der senkrechten Richtung nur 23*/2°;
dies ist der Fall, wenn die Sonne auf einem der Wenve-
kreise steht, daher ist auch die Abnahme der Wärme auf
dem Aequator nicht besonders merkbar, insofern die Wärme
von der Sonne abhängt und nicht durch Winde und an-
dere Ursachen bedingt wird. Daher findet auf dem
Aequator kein eigentlicher Wechsel der Jahreszeiten statt;
es ist dort immer Sommer, der aber durch gewaltige
Regengüsse gekühlt wird. Beträchtlicher aber ist der Ab-
stand der Sonne für die beiden Wendekreise; steht z. B.
die Sonne auf dem südlichen Wendekreise, so ist sie von
dem nördlichen nicht weniger als 47° entfernt und so viel
beträgt die Abweichung des ihn treffenden Sonnenstrahls
von der senkrechten Linie., was schon eine beträchtliche
Verminderung der entwickelten Wärme zur Folge hat.
Indessen ist auch dort kein eigentlicher Winter, weil diese
Entfernung der Sonne nur kurze Zeit dauert, und es
tritt daher auch dort kein eigentlicher Wechsel der Jahres-
zeiten ein, insofern derselbe von der Sonne und nicht
von den Luftströmungen und örtlichen Ursachen abhängt.
Je höher die Gebirge sind, um so mehr mindert sich die
Wärme, während Sandwüsten dieselbe steigern. Sind
die Luftströmungen aus den Aequatorgegenden ausge-
schlossen oder gehemmt, ist die Gegend wasserreich und
waldig, so wird die Sonnenwärme bedeutend geschwächt,
während unter den umgekehrten Verhältnissen das Gegen-
theil stattfindet. (Man vergleiche den klimatischen Unter-
schied Oberägyptens und Arabiens mit den Gebirgsge-
genden Ostindiens, die wie jene unter dem nördlichen
Wendekreise liegen, des südlichen Afrikas und des südlichen
Amerikas.)
In der heißen Zone, die ein so bedeutendes Stück des
Erdballs einnimmt, sind die Erzeugnisse des Thier- und
Pflanzenreichs am größten und manigfaltigsten; der Ele-
phant, die Giraffe, das Nilpferd, Nashorn, der Löwe und
Tiger, das Krokodil, die Riesenschlange haben dort ihre
Heimath und ebenso die größten Insekten und Würmer,
Lesebuch Vh. 4
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