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gegen seinen Bruder Matthias behauptete, war jener sogar genötigt gewesen den Evangelischen große Zugeständnisse durch den Majestätsbrief (1609) zu machen. Es lag wohl nicht in seiner Absicht dieselben zu halten, doch war er viel zu schwach und unselbständig. Sein Hauptzeitvertreib war die Beschäftigung mit seinen Pferden und die Sterndeuterei; indessen kam seine Vorliebe zur Astrologie auch indirekt der Astronomie zu gute, indem er dem Dänen Tycho de Brahe und dem Deutschen Kepler, dem Entdecker der Bewegungsgesetze der himmlischen Körper, seine Gunst zuwandte.
Nach seinem Tode folgte ihm sein kinderloser Bruder Matthias 1612—1619, der die ganze deutsch-habsburgische Macht seinem Vetter Ferdinand von Steiermark vererbte. Ehe dieser jedoch die Herrschaft antrat, brach der unselige große Krieg aus.
§ 29. Der Mfall der Niederlande.
Bei seiner Abdankung in Brüssel hatte Karl V. sich auf die Schulter seines jungen Freundes Wilhelm von Oranien gestützt ohne Ahnung, daß in diesem Manne seinem Hause der furchtbarste Feind erwachsen würde. Philipp von Spanien trat die Regierung mit großen Hoffnungen an; wenn ihm auch die deutschen Besitzungen seines Hauses nicht zugefallen waren, so glaubte er reichen Ersatz dafür in seiner ehelichen Verbindung mit der englischen Königin Mari a zu finden-Doch starb diese schon 1558, und nicht er, sondern die Schwester seiner Gemahlin, Elisabeth, seine unversöhnliche Feindin, bestieg den englischen Thron.
In den Niederlanden war der spanische Herrscher durchaus unbeliebt. Was man seinem Vater, einem gebornen Genter, zu gute gehalten hatte, seine Bemühung "die katholische Kirche selbst den politischen Freiheiten des Landes zum Trotz als herrschende zu erhalten, war man nicht willens sich vom Sohne gefallen zu lassen. Den ersten Anstoß erregte er durch eigenmächtige Errichtung einer Anzahl von neuen Bischofssitzen und dnrch Einführung der Inquisition. Seine Halbschwester Margarethe vonparma, die er in Brüssel als Statthalterin eingesetzt hatte, sah sich bald genötigt ihren Berather, den Cardinal Gran-vella, den man für den Hanptanstifter jener Maßregeln hielt, zu entlassen. Als sie aber fortfuhr Philipps strenge Befehle gegen die mächtig eindringende reformierte Lehre auszuführen, wuchs die Zahl der Unzufriedenen immer mehr, und es bildete sich der Bund der Geusen Eben, Geschichtsabriß. 10
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gehört habe, zog abermals unverrichteter Sache von Deutschlands Grenze ab. Ein großes türkisches Reitercorps wurde jedoch meist durch die Tapferkeit Sebastian Schertlins vollständig aufgerieben.
Zwei Jahre später gewann der vertriebene würtembergische Herzog Ulrich dnrch die Unterstützung des hessischen Philipp sein Land wieder und führte es der neuen Lehre zu (1534). Ueberhaupt regte es sich jetzt aller Orten, sogar in den geistlichen Gebieten, mächtig gegen Rom, und trotz eines katholischen Gegenbundes schien Aussicht vorhanden zu sein, daß ganz Deutschland sich vom Papste abwandte, wenn nicht grobe Unordnungen iu Münster eine Gegenströmung begünstigt hätten. Dort hatten sich 1534 niederländische Wiedertäufer eingenistet, den Bischof vertrieben, die Besonnenen überwältigt und predigten mit solcher Schamlosigkeit die Lehren der Gütergemeinschaft und Vielweiberei, daß ihr Christentum nur als ein Zerrbild erschien. Zu ihrer Vernichtung verbanden sich daher Fürsten beider Bekenntnisse und erreichten durch blutigen Kamps, daß nicht blos den Ausschreitungen der Reformation sondern ihrer Ausbreitung selbst für eine Zeitlang ein Ende gemacht wurde.
In der Schweiz war etwas später als Luther Ulrich Zwingli, nachdem er schon früher gegen das Reislaufen und und den übertriebenen Mariencultus gepredigt, ebenfalls gegen den Ablaß aufgetreten und hatte besonders in Zürich viele Anhänger gewonnen. Seine Lehre stimmte irrt Wesentlichen mit der des deutschen Reformators überein, entfernte sich indessen in Bezug aufdas heilige Abendmahl noch weiter vom katholischen Dogma. Vergebens hatte der unermüdliche hessische Landgraf auch hierin durch ein Religionsgespräch zu Marburg eine Einigung zu erzielen gesucht; sie war an der Hartnäckigkeit Luthers, der allerdings durch verschiedene Schwarmgeister bittere Erfahrungen gemacht hatte, gescheitert. Auch nach dem Tode Zwinglis, der 1531 gegen die katholisch verbliebenen Urkantone in der Schlacht bei Kappel gefallen war, setzte man die Unionsverhandlungen fort und erreichte wenigstens, besonders seit der Franzose Calvin in Genf die Führung der schweizerischen Reformierten übernommen hatte, gegenseitige Duldung.
Luther hatte seit dem Wormser Reichstage mehr im Stillen sein Werk unablässig gefördert. Im Jahre 1534 war seine Bibelübersetzung beendigt worden, die noch heute als Zeugnis ' tiefer ^Frömmigkeit, hingebenden Fleißes und wunderbarer
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rom Deutschland Marburg Luthers Genf
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Vertrautheit mit der Sprache des Volks unübertroffen dasteht. Schon vorher hatte er als kurzen Inbegriff des evangelischen Glaubens in kernigen Worten seine beiden Katechismen verfaßt, deren kleinerer jetzt noch vielfach dem Unterrichte in der Religion als Grundlage dient. Nicht minder erbaut sich die evangelische Gemeinde an seinen Kirchenliedern, besonders an dem erhabenen Kampf- und Siegesgesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott", den er 1530 zu Coburg dichtete, während der Augsburger Reichstag der Reformation Halt zu gebieten sich vermaß. Er erlebte es, daß seine Lehre in den skandinavischen Ländern festen Boden faßte, war aber weit davon entfernt sich selber ein Verdienst zuzuschreiben. Dem Conzil, welches auf des Kaisers Drängen der Papst 1545 nach Trient berufen hatte, widerstrebte er, da er kein Heil davon erwarten konnte. Seine letzte Bemühung galt einem Friedenswerke, der Versöhnung der Mansselder Grafen. Zu Eisleben, wo er geboren, starb er am 18. Februar 1546 noch im Tode seiner Ueberzeugung treu. In Wittenberg fand er im Grabe die Ruhe, die nicht einmal sein kaiserlicher Gegner Karl stören wollte, als er die lutherischen Fürsten in den Staub geworfen hatte. In Worms aber, wo er das Evangelium mutig vor Kaiser und Reich bekannt hatte, hat ihm in unsern Tagen das deutsche Volk ein großartiges Denkmal gesetzt.
§ 27. Kaiser Karl V. 1520-1556.
Als Maximilian I. gestorben war, bewarben sich um die deutsche Krone der französische König Franz I. und des ersteren Enkel Karl 1. von Spanien. Einige Fürsten gedachten Friedrich den Weisen von Sachsen zu küren, dieser aber lehnte aus Scheu vor der schweren Bürde ab und wandte dem habsburgischen Prinzen den Thron zu, auf welchen denselben in einer erblichen Monarchie ohnedies das Familienrecht berufen hätte. Kein Fürst ist je mächtiger gewesen als der neu erwählte deutsche König. Besitzer der Habsburgischen und der reichen burguudischen Lande war er als Erbe seines früh verstorbenen Vaters Philipp; als Sohn der unglücklichen spanischen Infantin Johanna, der
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_V. Karl_V. Maximilian_I. Franz_I. Franz_I. Karl_1._von_Spanien Karl Friedrich Friedrich Philipp Philipp Johanna
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erschöpft den Frieden zu Ryswik schließen, der ihm das eroberte Lothringen, das reünierte Mümpelgard sowie Breisach und Freiburg nahm, dagegen das ganze Elsaß sammt Straßburg und die Franche Comte ließ.
Aber das hatte der allerchristlichste König im Einverständnis mit Leopold doch erreicht, daß überall, wo die französischen Truppen zeitweilig katholischen Gottesdienst eingeführt hatten, dieser zu Recht bestehen bleiben sollte. So ward ein großer Theil der einst ganz evangelischen Pfalz wieder katholisch, in manchen Gemeinden entstand Hader um die protestantischen Gotteshäuser, welche die Katholiken theils als ihr Eigentum, theils zur Mitbenutzung in Anspruch nahmen. Auch veranlaßte jene berüchtigte Ryswiker Clausel Viele zur Auswanderung in die englisch-amerikanischen Colonien, wo Niemand ihre Gewissensfreiheit beschränkte.
§ 38. Die großen Kriege im Anfang des achtzehnten Jahrhunderts.
I. Der spanische Erbfolgekrieg.
In Spanien starb der letzte Habsburger Karl Ii. 1700, nachdem ihm kurz vorher der zu seinem Nachfolger bestimmte Kurprinz von Baiern im Tode vorangegangen war. Um das reiche Erbe bewarben sich Ludwig Xiv., der Gemahl von Karls älterer Schwester, für seinen zwcitgebornen Enkel Philipp und Kaiser Leopold, der jüngern Schwester Gatte, für seinen zweiten Sohn zweiter Ehe Karl, also die Bourbonen und die deutschen Habsburger. Eine Theilung der spanischen Monarchie, welche auf friedlichem Wege nicht hatte herbeigeführt werden können, wurde durch einen vierzehnjährigen Krieg erreicht. Auf Frankreichs Seite standen Baiern und Cöln, Oesterreich fand hauptsächlich an England, Holland und Preußen treue Verbündete.
Nachdem eine Zeit lang in Italien mit abwechselndem Glücke gekämpft worden war, der bairische Kurfürst vergebens sich Tyrols zu bemächtigen versucht und durch Ludwig von Baden ein erste Niederlage bei Donauwörth am Schellenberge erlitten hatte, vereinigte sich mit ihm ein französisches Heer unter Tallard, wurde aber von den beiden großen Feldherrn Eugen von Savoyen und dem britischen Marlborough bei Höchstäbt und Sienheim fast vernichtet (1704). Die Oester-reicher besetzten darauf Baiern und behaupteten es nach einem blutigen Aufstande unter großen Bedrückungen bis zum Ende des Kriegs. Im Jahre 1705 starb Leopold, und sein ältester Sohn Iioseph I. (1705—1711) bestieg den Thron. Auch unter ihm war das Glück den Verbündeten hold; denn 1706 schlug Marlborough den französischen Feldherrn Villeroi
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Clausel Karl_Ii Karl Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Karls Philipp Philipp Leopold Leopold Karl Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Leopold Leopold Marlborough
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Breisach Freiburg Spanien Baiern Karls Frankreichs Oesterreich England Holland Italien Donauwörth Sienheim
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den Passauer Vertrag, welcher die Freigebung der gefangenen Fürsten und die Einstellung der Feindseligkeiten zur Folge hatte. Da Albrecht aber trotzdem brandschatzend im Lande herumzog, so vereinigten sich verschiedene Fürsten, darunter der sächsische Kurfürst selbst, zu seiner Bekämpfung und schlugen ihn bei Sievershausen 1553, wo Moritz fiel und der Früchte seines Verraths verlustig gierig. Zwei Jahre darauf 1555 beendete der Religionsfriede zu Augsburg die confessionellen Streitigkeiten; leider aber waren von demselben die Anhänger des reformierten (helvetischen) Bekenntnisses ausgeschlossen, und der sogenannte geistlich e Vorbehalt, wonach es den geistlichen Würdenträgern geboten war beim Uebertritt zum lutherischen Glauben ihre Pfründen aufzugeben, schloß die großen Gebiete der Kirche gegen die Reformation ab und bot in Zukunft manchen Stoff zu Streit und Klage. An diesem Friedensschlüsse hatte sich der Kaiser nicht betheiligt sondern jede Verantwortung dafür seinem Bruder Ferdinand zugeschoben. Sein Versuch dem französischen Könige seinen Raub abzunehmen scheiterte vor den Mauern von Metz, wo er resigniert den Ausspruch that, daß Fortuna gleich einer Buhlerin ihre Gunst nur jugendlichen Liebhabern spende. Voller Mistnut über das Scheitern fast aller seiner Pläne, seit Jahren von schmerzhafter Gicht gequält und bange vor dem Gedanken, ihm möchte das bittere Loos seiner Mutter beschießen sein, übergab er in feierlicher Versammlung zu Brüssel am 25. Oktober 1555 die Regierung seiner burgundischen, spanischen, amerikanischen und italienischen Lande seinem Sohne Philipp; die eigentlichen Habsburgischen Besitzungen dagegen erbte sein Bruder Ferdinand, der seit 1531 bereits zum römischen Könige erwählt worden war. Karl zog sich darauf in das Kloster San Inste in Estremadura zurück, wo er schon 1558 starb.
§ 28. Die deutschen Habsburger bis zum dreißigjährigen Krieg.
Ferdinands I. Regierung (1556—1564) war für Deutschland von geringer Bedeutung; als Herr von Ungarn sah er sich beständig von den Türken bedroht und gehemmt. Ein Jahr vor
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Moritz Ferdinand Metz Philipp Philipp Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinands_I.
Extrahierte Ortsnamen: Sievershausen Ferdinands Deutschland