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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

3. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 136

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
136 Grenzen und horizontale Gliederung Europas. §. 42. §. 43. deutung bald über die andern erhoben. Man hat ihn sehr treffend als den pädagogischen bezeichnet.') Eine solche Aufgabe konnte weder Asien übernehmen wegen seiner colossalen horizontalen und vertikalen Naturformen und seiner für das Nomaden-, nicht aber für das Culturleben geeigneten Steppennatur, noch Afrika, von dem nur einige Küstenstriche einen gewissen Antheil an dem Weltverkehr genommen haben, während das Innere am wenigsten eine Heimat der Cnltur geworden ist. 8. 42. Grenzen Europas. a. Die Landgrenze. Die gegenwärtig von der russischen Regierung angenommene politische Grenzbestimmung ist der Na- turgrenze (s. S. 32) in der Weise angepaßt, daß sie, beim karischen Meerbusen in> Osten der Waigatzstraße beginnend, über den Rücken des nördlichen Urals läuft bis zur Quelle der Petschora, wo sie sich auf die Ostseite des Urals zieht, um dessen cultivirte Regionen Europa einzuverleiben, und zwar bis zum Flusse Tobol, dann sich wieder gegen Westen wendet zum Uralflusse, dessen Laufe bis zu seiner Einmündung in das caspische Meer sie folgt. Zwischen dem caspischen und schwarzen Meere wird die Grenze beider Erdtheile bald am Nordfuße des Caucafus, bald an dessen Südfuße an- genommen. b. Die Meeresgrenzen Europas (Angabe derselben nach der Karte!) werden allgemein in der Weise angenommen, daß alle benachbarten Inseln, die im näheren oder ferneren Gesichtskreise der europäischen Küsten liegen, wie die Färöer, Island zu Europa ge- rechnet werden. Daß sogar die Azoren und die canarischen Inseln von ihren Besitzern als Enropa angehörend angesehen werden, s. 8. 40. 8. 43. Horizontale Gliederung Europas. Europa hat weder in horizontaler, noch in vertikaler Richtung maffenhafte Naturformen, weder große Massenausbreitung, noch große Ausführlicheres beiguyot, Grundzüge der vergleichenden, physikalischen Erdkunde in ihrer Beziehung zur Geschichte des Menschen. Deutsch bearbeitet von H. Birnbaum (1851), S. 250 ff. Bgl. v. Roon, Grundzüge Iii. 2, S. 6 ff.

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 141

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Wassersysteme Europas. §. 45. 141 8- 45. Uebersicht der Wassersysteme Europas. Wie in der horizontalen und vertikalen Gliederung des Bo- dens, so zeichnet sich auch in den hydrographischen Verhältnissen Europa durch Reichthum und Mannichfaltigkeit aus. Zwar har es weder die colossalen Stromsysteme Amerikas und Asiens, noch die Asien eigenthümlichen großen Zwillingsströme (eine ähnliche Erscheinung im kleinen Maßstabe bieten Don und Dniepr, Dniéster und Bug, Riemen und Düna, Drau und Sau), auch sind die größten Ströme Europas (Wolga, Donau, Dniepr, Don, Düna) keine oceanische, sondern münden in Binnenmeere, wie der größte Strom Afrikas; aber aus dem mannichfaltig gegliederten Relief seiner Oberfläche ist der Wasserreichthum sehr gleichmäßig nach allen Richtungen vertheilt. Nicht nur die Gebirgslandschaften und die diesen zunächst liegenden Tiefländer haben ihren Antheil daran, sondern auch die große sarmatische Ebene ist durch ansehnliche Ströme so reichlich bewässert, daß der Wüstencharakter ferngehalten wird. Während die amerikanischen Ströme mit geringen Aus- nahmen einer Richtung folgen und in Asien in großen Länder- räumen nur eine Abdachung vorhanden ist, haben die meisten großen europäischen Länder (namentlich Spanien, Frankreich, Deutschland, Rußland) zwei oder mehr Wasserseiten, auf welche ihre Ströme vertheilt sind. Wie Asien seine nach allen Seiten hin verbreitete, reichhaltige Bewässerung der centralen Stellung seines Hochlandes verdankt, so gibt es auf dem Continente Europas zwei solcher Centra, welche nach allen Richtungen ihre Wasseradern aussenden: das eine fast in der Mitte des großen osteuropäischen Tieflandes (auf und an dem nordrussischen Landrücken), das andere ist das Hochgebirge der Alpen. Jenes tief ländische Centrum sendet nicht weniger als sechs große Stromläufe in verschiedenen Richtungen vier Binnenmeeren zu: dem weißen: die Dwina, dem caspischen: die Wolga, Europas größten Strom, dem schwarzen: den Don und Dniepr, dem baltischen: die Düna und den Riemen. Das Alpengebirge und die ihm vorgelagerten Mittelge- birge geben sämmtlichen übrigen Hauptströmen des eigentlichen Continents ihren Ursprung (einem wenigstens seine Hauptwasser- masse) und vertheilen diese zwölf Flüsse auf sechs verschiedene Meere (darunter fünf Binnenmeere). Das Alpengebirge selbst sendet

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 106

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
106 Das Steppenland der Kirghisen. Afrikas Weltstellung. §. 29. §. 30. Felsfläche. Das Ganze würde eine noch mehr polare Natur haben, wenn es nicht Tiefland wäre. Da diesem großen Länderraume die ethnographische Einheit (vgl. S. 46) anderer asiatischen Landschaften fehlt, so konnte er seine Selb- ständigkeit nicht behaupten, sondern wurde, wie Amerika, ein Land der Colonisation für die Europäer, welche so angefangen haben, die Civili- sation dem Erdtheile, wovon sie ausgegangen, als eine unendlich gestei- gerte zurückzugeben. Im Tieflande am Jrtisch liegt Tobolsk, ehe- mals die Hauptstadt von ganz Sibirien, und Omsk am Einflüsse des Om in den Jrtisch, die Residenz des Generalgouverneurs von Westsibirten. 3. Das Stcppenland der Kirghisen auf der Grenze der beiden großen Naturtypen Centralasiens, seines Hochlandes und seines Tieflandes, ist ohne feste Ansiedelungen, nur von Nomaden- horden durchzogen, welche in Folge der gegenseitigen Eifersucht der russischen und chinesischen Regierung, trotz der eigenen Schwäche, ihre Unabhängigkeit erhalten haben. Für den Durchzug durch ihr Gebiet lassen sich die Häuptlinge der an- gesehenen Horden, die Kirghisen-Sultane, von den Karavanen wie von einzelnen Reisenden, Tribut zahlen, wofür sie deren Beschützung über- nehmen; dennoch haben die Reisenden Schwierigkeiten gefunden, in das Innere vorzudringen, und unsere Kenntniß desselben ist eine sehr beschränkte. Die Inselgruppe Neu-Sibirien im nördlichen Eismeer ist unbewohnbar. Ii. Afrika. 8. 30. Afrikas Weltstellung. Wenn man die Festlandmasscn der Erde in 3 Nordcontinente und 3 jenen entsprechende Südcontinente theilt, so zeigen sich wesent- liche Gegensätze zwischen beiderlei Continenten sowohl in der hori- zontalen als in der vertikalen Gliederung. Während die Nord- continente durch Binnenmeere, Meerbusen und dadurch gebildete Halbinseln, so wie durch contiuentale Inseln, reich gegliedert sind und im Innern eine große plastische Mannichfaltigkeit aufzuweisen haben, sind die Südcontinente massive Ganze ohne viele oder tiefe Einschnitte, arm an Gliedern und arm an Inseln und der Armuth

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 255

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Staatsverfastung und Topographie der Schweiz. §. 57. 255 Nach der von der großen Mehrheit des schweizerischen Volkes (1848) angenommenen neuen Bundesverfassung besteht die Bundesversamm- lung, welche das ausschließliche Recht hat, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, Bündnisse und Staatsverträge, namentlich Zoll- und Handelsverträge, eknzugehen, aus zwei Abtheilungen: a. dem Nationalrath, auf drei Jahre in den Cantonen nach der Seelenzahl (1 Mitglied auf 20,000 Seelen, daher jetzt 120 Mit- glieder) gewählt, b. dem Ständerath, bestehend aus je 2 Abgeordneten jedes Cantons ohne Unterschied der Größe und 1 Abgeordneten aus jedem Halbcanton, (also aus 44 Mitgliedern). Die oberste vollziehende Gewalt ist der Bundesrath, bestehend aus 7 von der (alsdann zu einer Kammer vereinigten) Bundesversamm- lung auf 3 Jahre gewählten Mitgliedern, mit einem auf 1 Jahr von den vereinigten Rächen gewählten (und für das nächste Jahr nicht wieder wählbaren) Bundespräsidenten und Vicepräsidenren. Bern ist Bundes- stadt (Sitz der Bundesversammlung und des Vundesrathes). In der Verfassung der einzelnen Cantone gibt es sehr verschie- dene Abstufungen von der vollständigsten Demokratie bis zu reiner Repräsentativ- verfassung, indem in einigen (Uri, beiden Unterwalden, beiden Appenzell, Glarus) jährlich eine „Landesgemeinde", d. h. eine Versammlung aller „Staatsbürger" für die Genehmigung der Cantonalgesetze und die Wahl der Staatsbeamten Statt findet, in andern (Graubünden, Wallis) für Gesetze vom „großen Rathe" die Genehmigung der Gemeinden eingeholt werden muß, ohne daß eine „Landes- gemeinde" versammelt wird, oder (in St. Gallen, Luzern, Basel-Land) doch den Gemeinden ein Veto innerhalb einer bestimmten Frist zusteht. In den repräsen- tativen Cantonen übt der „große Rath" (die gewählten Abgeordneten des Volks, meist 1 aus 1000 Seelen) die volle gesetzgebende Gewalt aus. Ueberall besteht in den Verfassungen der einzelnen Cantone das Einkammersystem. — Die voll- ziehende Gewalt beruht in den meisten Cantonen in einer vom großen Rathe gewählten Regierungsbehörde (Regierungsrath, Staatsrath, kleiner Rath), in Graubünden übt sie eine sogenannte Standescommission (von 3 Mitgliedern, 1 aus jedem der drei Bünde), in den kleinern Cantonen mit Landesgemeinden wählen diese die Regierungsbehörde. Eintheilung und Topographie. Den Grund zur schweizerischen Eidgenossenschaft legte (1307) die Verbindung der drei Landschaften au der obern Reuß: Uri, Schwyz und Unterwalden, zu einem Ganzen. Ihr Mittel- punkt war ver Vierwaldstättersee, dem die Gewässer ihrer sämmt- lichen Thäler Zuströmen. Luzern, am Ausflusse der Reuß, trat als vierter Waldcanton zu der Verbindung (1332), der sich bald (1351 bis 1362) noch vier benachbarte Cantone: im N. Zürich und Zug, im O. Glarus, im W. Bern, anschlossen. Diese „Eidgenossenschaft der 8 alten Orte" bildet den historischen Mittel- punkt der Schweiz, um welchen sich gegen Ende des 15. und im

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 259

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die neuen und neuesten Santene der Schweiz. §. 57. 259 enthält die größte, bevölkertste (31,000, mit den Außengemeinden 40,000 E.) und reichste Stadt der Schweiz, welche ihrer Stellung am Fuße des Alpenlandes und an der Oeffnung verschiedener, dort auslau- fender Thäler ihre historische und commercielle Bedeutung verdankt, zu- gleich in geistiger Beziehung allen Städten der französischen Schweiz weit überlegen ist und dem „gelehrten" Zürich an wissenschaftlicher Bil- dung und literarischen Berühmtheiten nicht nachsteht. 17—19. Die drei neuen Cantone der deutschen Schweiz haben das Gemeinschaftliche, daß sie alle drei auf bedeutende Strecken vom Rheine (einschließlich des Bodensees) begrenzt werden, Aargau ge- hört größtentheils, Thurgau ganz der hier hügelsörmigen Ebene an, St. Gallen vorzugsweise dem Alpenlande. — Aargau umfaßt das Gebiet des Zusammenflusses sämmtlicher Aar-, Reuß-, Limmat- und Rheingcwässer, in welchem außer der wenig bedeutenden Hauptstadt Aarau der älteste und besuchteste Badeort der Schweiz, Baden (von der Limmat durchströmt), liegt. In einiger Entfernung von dem Ein- flüsse der Reuß und Liinmat erheben sich über der Aar die Trümmer der Habsburg. — Die hügelförmige Landschaft des Thurgau, zu beiden Seiten der Thur und östlich bis zum Bodensee, hat viele Schlösser, aber keine irgend bedeutende Stadt (Hauptstadt Frauenseld, mit nur 2500 E.). — Im Canton St. Gallen, welcher sich vom Züricher- und Wallenstätter- bis zum Bodensee und Rhein ausdehnt, ist die gleich- namige Hauptstadt (11,000 E.) durch Fabrikfleiß und die literarischen Schätze der um das Jahr 630 vom hl. Gallus gestifteten Abtei (auf- gehoben 1805), von wo aus die Eultur sich einst über das Schwaben- land und über ganz Deutschland verbreitete, Rorschach, als Hafenort am Bodensee, und Rapperschwyl, als Hafen am Zürichersee (der Brücke gegenüber), wichtig. Das Bad Pfäffers s. S. 222. 20—22. Die drei südlich en und südöstlichen Cantone gehören sämmtlich dem Alpenlande an. Graubünden (das Land der grauen, d. h. alten Romanen, Grisons) oder das Quellengebiet des Rheines, an welches sich das kleinere Quellengebiet des Inn angeschlossen hat, ist der größte (140 □ M., also beinahe Vs der Schweiz) und zugleich der am schwächsten bevölkerte von allen Cantonen. Er gibt durch seine schroffen Gegensätze in der plastischen Gestaltung, in der Vegetation (fruchtbare Thäler, auf dem Südabhang der Alpen Kastanienwälder, wechseln ab mit wüsten Einöden und Gletschermassen) und in der Bevölkerung nach Abstammung, Sprache, Religion und Sitten (Vz deutsch, % romanisch mit verschiedenen Dialeeten, Vr katholisch, Zu protestantisch, selbst pro- testantische Italiener finden sich im S.) ein Bild der Alpenwelt im Kleinen und macht so speziell den Uebergang von Mittel- zu Südeuropa, wie dies von der ganzen Schweiz im Allgemeinen behauptet werden kann. Der Canton bildete lange neben der schweizerischen Eidgenossen- schaft einen besondern Bund für sich, zusammengesetzt aus drei Bünden: dem grauen Bund, dem Gotteshausbund und dem Zehngerichte- bund, welche (bis zur Verfassung von 1848) wieder aus einer Anzahl (26) kleiner, unabhängiger Republiken, Hochgerichte genannt, bestanden. 17 *

8. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 313

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Größe und horizontale Gliederung Rußlands. §. 63. 313 gange Polens, ein unmittelbarer Nachbar Deutschlands geworden war. Nur auf dem kirchlichen Gebiete behauptete sich der ältere Einfluß s ü d - europäischer Cultur. Aus■ dem byzantinischen Reiche hatten die Russen das Christcnthum erhalten, und bei der zunehmenden Ohnmacht des Patriarchen in Constantinopel erhielt die griechische Kirche in Ruß- land eine unabhängige, nationale Entwickelung, die dem Russen um so theurer und heiliger ward, je härtere Kämpfe (gegen Tartaren, Po- len, Schweden) er für sie zu bestehen hatte und je mehr sie in diesen Kämpfen selbst bemüht gewesen ist, das Nationalgefühl zu beleben und zu stärken. In dieser Beziehung ist daher die germanische Cultur ohne Folgen geblieben. Lage und Umfang. Das russische Reich erstreckt sich in einer Ungeheuern, nur durch eine schmale Meerenge (welche?) unterbrochenen Breite (von 200 Graden der Länge) durch drei Erdtheile und übertrifft alle Staaten alter und neuer Zeit bei weitem an Flächeninhalt (392,000 H3m.), denn dieser ist mehr als das Doppelte von Europa und bildet fast den sechsten Theil der ganzen bewohnten Erde, — da- von fallen 97,235 H3m. auf Europa, 24,300 auf Amerika, das Uebrige auf Asien. Einzelne seiner Provinzen übertreffen an Raum noch die größten europäischen Staaten; so ist das Gouvernement Archangel (16,000 Ihm.) um ‘/s größer als Deutschland, das Gebiet von Jakutzk (74,000 □ M.) sogar 2/s von Europa gleich. Angabe der Meeres- und Landgrenzen nach der Karte! Horizontale Gliederung. Das europäische Rußland bildet ein ziemlich regelmäßiges Rechteck (die Ausdehnung von S. nach N. beträgt 530 M., die von W. nach O. 300 M.). Die Halbinselbildung ist am bedeu- tendsten da, wo sie für die Entwicklung der Cultur und des Ver- kehrs am wenigsten von Einfluß sein kann. Am Eismeere begren- zen die einander gegenüberliegenden Halbinseln Kanin und Kola den Eingang zum weißen Meere. Auch die russische Ostseeküste erhält durch den Einschnitt des finnischen und rigaischen Busens einige Gliederung; noch geringer ist die der Nordküste des schwarzen Meeres durch die Krim oder die taurische Halbinsel. Ganz un- bedeutend ist die Jnselbildung, die dem schwarzen Meere sogar ganz fehlt. Von einer einflußreichen Küstenentwickelung kann also hier keine Rede sein, es kommt nur 1 M. Küste auf 100 □ 90?., ein weit ungünstigeres Verhältniß als bei irgend einem anderen euro- päischen Seestaate. Vertikale Gliederung. In keinem größern europäischen Staate ist die Form des Tief-

9. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 322

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
322 Stammverschiedenheit der Bevölkerung Rußlands. §. 63. zelne Völker mit fast ebenso vielen verschiedenen Sprachen und Dialecten aufgezählt hat, allein ein Hauptstamm, der slavische, ist so vorherrschend, daß, wenigstens in dem europäischen Rußland, eher eine ethnographische Gleichförmigkeit als Mannichfaltigkeit vorhanden ist. A. Zum indo-europäischen Stamme gehören: a. Die Slaven (51 Mill.) ') bewohnen die sarmatische Ebene mit Ausnahme einiger Grenzregionen, denn vom baltischen Meere sind sie durch Germanen und Letten, vom Eismeere und vom nördlichen Ural durch Finnen, vom südlichen Ural und den caspischen Steppen durch Türken und Kalmücken getrennt. Sie bilden % der gesammten Bevöl- kerung und zerfallen in aa. die Ostslaven oder Russen (45 Mill.), welche wieder in Großrussen und Kleinrussen (auch Rothrussen, Rusniaken oder Ruthenen genannt) unterschieden werden: jene bewohnen die verhältniß- mäßig dicht bevölkerten Centralprovinzen Rußlands und sind das eigent- lich herrschende Volk, diese, zu welchen gewöhnlich auch die russischen Ko sacken gerechnet werden, bilden die Hauptbevölkerung in dem nach ihnen benannten Kleinrußland (Ukraine) und in Südrußland. Beide reden dieselbe Sprache, aber in verschiedenen Dialecten, und bekennen sich zur griechischen Kirche. Die russischen Kosacken sind keineswegs ein Volk, sondern zum Reiterdienst verpflichtete Colonisten, welche im 15. Jahrhundert vor den Mongolen in den Steppen am Dniepr und Don ein Asyl gefunden hatten. Daher theilen sie sich in a. die saporogischen (d. h. unterhalb den Wasserfällen — Porogi — des Dniepr), welche von der Kaiserin Katharina Ii. nach Auflösung ihrer mili- tärischen Republik Wohnsitze zwischen dem asowschen Meere und dem Kubanfluß erhielten und dort unter dem Namen Kosacken des schwarzen Meeres die Grenzwächter gegen die asiatischen Steppenvölker wurden, ß. die Don'schen Kosa cken, welche ein stets marschfertiges Corps leichter Reiterei bereit halten. Dazu sind in neuerer Zeit, namentlich in Tsch ern omo r i en an der Ostseite des asowschen Meeres und an der caucasischen Linie, zahlreiche großrussische An- siedler und übergetretene caucasische Stämme gekommen. Auch gibt es unter andern Völkerstämmen bewaffnete Reitercorps unter dem Namen Kosacken (die astrachanischen, orenburgischen, uralischen, sibirischen Kosacken). bd. Die Westslaven oder Polen (6 Mill.), welche sich in Sprache und Religion von den Oftslaven unterscheiden, die Hauptbevölkerung Polens bilden und in den angrenzenden Landestheilen zahlreich vor- handen sind. b. Die Letten (2 Mill.), ein mit den Slaven verwandter Völker- stamm in dem Riemen- und Düna-Gebiete, welcher die Lilthauer, die Letten im engern Sinne und die Kuren umfaßt. c. Deutsche (3/4 Mill.) sind theils schon am Ende des 12. Jahr- i) Die hier angegebenen Zahlen beruhen auf einer frühern Zählung oder vielmehr Schätzung, werden daher jetzt etwas zu gering sein.

10. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 324

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
324 Nahrungsquellen, Industrie und Handel in Rußland. §. 63. d. Nahrungsquellen. Schon aus der Uebersicht der klimatischen und Vegetationsverhält- nisse (S. 320) geht hervor, wie verschiedenartig die Nahrungsquellen der Bevölkerung in den verschiedenen Zonen des Reiches sind. Am weitesten ist die Viehzucht über das Ganze verbreitet und umfaßt alle Gattungen vom Kameel des Südens bis zum Rennthier des Nordens; der Ertrag des Ackerbaues, wiewohl das einheimische Bedürfniß über- steigend, würde bei zahlreicheren Arbeitskräften und besseren Absatzwegen noch einer weit größern Ausdehnung fähig sein, denn selbst im euro- päischen Rußland ist kaum fl« des Bodens zum Anbau benutzt. Wein- bau (bis 48° n. Br.) und Seidezucht sind naturgemäß ebenso auf den Süden, wie der sehr lohnende Bergbali aus den (Mittlern) Ural, den Altai und das da-urische Erzgebirge in Asien (s. S. 104) beschränkt; die sehr bedeutende Waldcultur erstreckt sich vorzugsweise über den N. und W., die Fischerei (mit einem Ertrage von mehr als 15. Mill. Rubel) auf alle Meere, Flüsse und Seen, die Jagd (auf Pelzthiere), namentlich in Sibirien, ist wichtiger als in irgend einem europäischen Lande; der Salz gewinn, theils aus Steinsalzgruben im südlichen Ural, theils aus den Salzseen in den Steppen zwischen der Wolga und dem Dniepr, ist sehr bedeutend. Die Industrie wurde seit Peter dem Großen von der Regierung außerordentlich begünstigt, theils durch Anlage von Fabriken aus Staats- mitteln , theils durch Bewilligung von Abgabenfreiheit auf eine gewisse Zeit, theils durch eine strenge Grenzsperre. Die meisten Fabrikanlagen finden sich in den von der Natur bevorzugten Centralprovinzen, nament- lich im Gouvernement Moskau. Der Bauer verfertigt sich selbst die meisten Zeuge und Geräthschaften, deren er bedarf. Der innere Handelsverkehr, dessen Hauptpunkte Moskau, Nischnij-Nowgorod, Jrbit (im Gouvernement Perm), Charkow, Kasan und Orenburg sind, wird durch die Leichtigkeit des Transports auf den zahlreichen, natürlichen und künstlichen Wasserstraßen, sowie auf der Schlittenbahn zur Winterszeit in lebhafter Weise betrieben und ist, außer in Polen und Finnland, wenigen Beschränkungen (sehr geringen Straßen- und Canalabgaben) unterworfen. Die begonnene Anlage von Eisenbahnen, wodurch bereits Petersburg, Moskau, Warschau und Krakau verbunden sind, wird erst ihren unermeßlichen Einfluß auf die Cultivirung des Bodens in den Centralländern und den Absatz ihrer Produkte vollständig entwickeln, wenn die beabsichtigte Fortsetzung nach S., von Moskau einerseits nach Odessa, andrerseits nach Cherson, zur Ausführung gekommen ist. Der Handel mit dem Auslande wird zum größten Theile zur See und zwar meist auf fremden Schiffen, vorzugsweise von englischen Kaufleuten betrieben. Die wichtigsten Ausgangspunkte desselben sind: Petersburg und Riga (die Ostseehäfen sind mit 3u betheiligt), Odessa, Astrachan, Archangel. Den Landhandel mit dem Auslande betreiben
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